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Squaring the Circle - The Story of Hipgnosis

Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis

Ein Film von Anton Corbijn.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Es begann mit einem Knall: Als die bri­ti­sche Polizei 1964 eine ille­ga­le Party in der Underground-Szene von Cambridge gewalt­sam been­det, sind die bei­den Kunststudenten Aubrey „Po“ Powell und Storm Thorgerson die Einzigen, die nicht die Flucht ergrei­fen und den Beamten die Stirn bie­ten. Fortan ist das Duo unzer­trenn­lich. Gemeinsam grün­den sie das Grafik-Label „Hipgnosis“ und desi­gnen die ers­ten Cover für die noch unbe­kann­ten Rocker von Pink Floyd. Mit avant­gar­dis­ti­schem Stil und dem kom­pro­miss­lo­sen Primat der Kunst vor dem Kommerz wer­den Po und Storm zu Lieblingen der Bands – und zum Schrecken der Musikstudios und ‑pro­du­zen­ten. Der Erfolg aber gibt ihnen Recht. Pink Floyd wer­den Weltstars, ihre Cover erlan­gen Kultstatus.

Credits:

GB 2022, 101 Min., engl. OmU,
Regie: Anton Corbijn
Kamera: Stuart Luck, Martijn van Broekhuizen
Schnitt: Andrew Hulme
mit: Paul McCartney, Aubrey Powell, Jimmy Page, Noel Gallagher, Robert Plant, Roger Waters, u.a.

Trailer:
Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis (2022)
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Goodbye Julia

Goodbye Julia

Ein Film von Mohamed Kordofani. Ab ??? (ver­scho­ben) im fsk.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Zwei unter­schied­li­che Frauen in einem noch geein­ten Land: Am Vorabend der Teilung des Sudan eska­lie­ren in Khartum die eth­ni­schen Konflikte. Ein packen­des Drama über Ausgrenzung und Rassismus. Mona, eine pen­sio­nier­te Sängerin aus der nord­su­da­ne­si­schen Oberschicht, hat ver­se­hent­lich den Tod eines Mannes aus dem Südsudan ver­ur­sacht. Um ihre Schuld wie­der­gut­zu­ma­chen, nimmt sie Julia, die ahnungs­lo­se Witwe, und deren Sohn bei sich auf. Während Julia als Hausangestellte arbei­tet, beginnt Mona sich an den Status quo zu gewöh­nen. Doch die Unruhen im Land rücken immer näher an ihr Haus her­an und kon­fron­tie­ren sie wie­der mit ihrem Vergehen. 

GOODBYE JULIA ist eine schwie­ri­ge Reise durch das kol­lek­ti­ve Gedächtnis des suda­ne­si­schen und des süd­su­da­ne­si­schen Volkes, die sich mit dem nor­ma­len Alltagsleben zwei­er Frauen befasst, die durch unge­wöhn­li­che sozia­le und poli­ti­sche Situationen, die sie stark beein­flusst haben, mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Die Erzählung ist von den Phasen der Versöhnung inspi­riert und behan­delt Themen wie Reue, Wiedergutmachung, Offenlegung, Schuldbekenntnis und Reue.“ (Mohamed Kordofani)

Credits:

SD/SE/DE/SA/FR/EG 2023, 120 Min., arab. OmU,
Regie: Mohamed Kordofani
Kamera: Pierre de Villiers
mit: Eiman Yousif, Siran Riak, Nazar Gomaa, Ger Duany 

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Wir waren Kumpel

Wir waren Kumpel

Ein Film von Christian Johannes Koch & Jonas Matauschek.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Hast du eine am Sträußchen?“ hät­ten die Eltern gesagt, wäre Martina mit dem Wunsch, Friseuse zu wer­den, „um die Ecke gekom­men“. Martina ist eine von fünf Bergleuten, die der Film vor und nach der Schließung der ost­west­fä­li­schen Steinkohle-Zeche beglei­tet. Bis 2015 hieß sie Mark, seit ihrer Transition ist sie die ers­te und ein­zi­ge Frau, die unter Tage ein­fährt.
Er ver­brin­ge mehr Zeit mit sei­nem Kumpel Wolfgang („Locke“) als mit sei­ner Frau, rech­net Marco („Langer“) vor. Damit und mit der Arbeit ist bald Schluss, und vor­aus­schau­end macht er neben­her den Busführerschein. Locke wie­der­um ver­misst nach der Stilllegung die gemein­sa­me Zeit schmerz­lich, trotz der oft hef­ti­gen Anblafferei zwi­schen ihnen, oder viel­leicht gera­de des­halb.
Auch Thomas fällt die Umstellung nicht leicht, zumal er die Wohnung mit der alles kon­trol­lie­ren­den Mutter jetzt den gan­zen Tag teilt. Der Tamile Kirishanthan („Kiri“) floh vor über 20 Jahren aus Sri Lanka. Die Hütte und die Kumpel sind seit­dem neben sei­ner Familie ein zwei­tes Zuhause. Auch er muss sich nun umori­en­tie­ren.
Das Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland bedeu­te­te auch das Ende eines der unge­sün­des­ten und här­tes­ten Berufe, wie man sehen kann. Ein Arbeitsplatz in bis zu 1600m Tiefe, enge Stollen, Hitze, Kohlenstaub, Schichtbetrieb – trotz­dem rol­len die Tränen beim Abschied nicht aus Freude. Der Strukturwandel trägt neben Perspektivlosigkeit auch Einsamkeit in sich, denn die har­te Arbeit und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, schwei­ßen zusam­men. Der Film zeigt das in tra­gisch-humor­voll-berüh­ren­der Weise, und fin­det für den„Rückbau“ und was „danach“ pas­siert. beein­dru­cken­de Bilder.
Während Locke sich, ange­regt durch sei­ne Kinder und der FFF-Bewegung, Gedanken zum Klimaschutz macht („ein Bergmann, der Kohle geför­dert hat für Kohlekraftwerke will die Welt ret­ten – das wär doch mal was“), fährt Lange einen Schulbus, Kiri unter­rich­tet Tamilisch und Thomas kämpft mit sei­ner Mutter um die Hoheit am Herd. Nur Martina blieb dem Bergbau treu: sie arbei­tet jetzt im Salzbergwerk.

Credits:

DE 2023, 104 Min.,
Regie: Christian Johannes Koch & Jonas Matauschek
Kamera: Sebastian Klatt
Schnitt: Natali Barrey, Annette Brütsch, Jonas Matauschek

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Club Zero

Ein Film von Jessica Hausner.

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Miss Novak beginnt an einer inter­na­tio­na­len Privatschule zu unter­rich­ten, wo sie mit ihrem Unterricht über bewuss­te Ernährung die Essgewohnheiten der Schüler grund­le­gend verändert. Ohne den Verdacht der ande­ren Lehrer und der Eltern zu wecken, gera­ten eini­ge der Schüler in ihren Bann, bis sie schließ­lich selbst Teil des geheim­nis­vol­len Club Zero wer­den.
„Die jun­gen Menschen von heu­te fürch­ten um ihre Zukunft. Sie kämp­fen um sie. Sie wol­len han­deln, Verantwortung über­neh­men, Macht über ihr Leben haben, etwas bewir­ken. Sie wol­len einen Sinn fin­den. Sie wol­len den Planeten ret­ten
und damit auch ihre Zukunft. Sie wer­den poli­tisch, man­che schlie­ßen sich radi­ka­len Gruppen an. Sie wol­len nicht war­ten, bis es zu spät ist. Ich ver­ste­he das, und ich habe gro­ßes Mitgefühl für die­se Generation. (…)
Es gibt bei mir kei­ne mora­li­sche Verurteilung, kei­ne Erlösung. Und ich den­ke, das Thema Ernährung berührt einen Nerv. Essen ist extrem intim, wie Nacktsein oder Sex. Es ist auch tabui­siert. (…)
Essen ist etwas sehr Persönliches, aber gleich­zei­tig auch etwas sehr Soziales. Stellen Sie sich vor, Sie tref­fen sich mit Freunden zum Abendessen und sind die ein­zi­ge Person an die­sem Abend, die nicht isst. Das kann dazu füh­ren, dass die ande­ren sich ange­grif­fen füh­len. Und war­um? Weil Sie einen gehei­men Code bre­chen, eine gesell­schaft­li­che Regel igno­rie­ren und damit die ande­ren in Frage stel­len. Wir alle glau­ben an etwas, nie­mand ist frei von Aberglauben. Jeder von uns gehört zu einer Gruppe, die bestimm­te Grundsätze oder Codes hat. Wir müs­sen die Subjektivität unse­rer Überzeugungen ver­ste­hen, um zu begrei­fen, wie sehr Miss Novak und die Kinder von ihren Glaubenssätzen über­zeugt sind. Ihre »Lebensmittelreligion« ist ein Beispiel für einen radi­ka­len Glauben. (…)
Es gibt eine gewis­se Art von Absurdität, die unse­rer Existenz inne­wohnt. Aus einem distan­zier­te­ren Blickwinkel betrach­tet, erschei­nen vie­le Dinge, an die wir glau­ben und die wir tun, lächer­lich, absurd oder ver­geb­lich. In mei­nen Filmen ver­su­che ich immer, eine distan­zier­te Perspektive zu fin­den, um dies zu reflek­tie­ren. Ganz im Sinne von Bertold Brechts Verfremdungseffekt. Club Zero wird aus einer Perspektive erzählt, die das Alltägliche ver­frem­det: bis hin zur Absurdität. Daraus ergibt sich auch der schwar­ze Humor des Films.” Jessica Hausner

Credits:

AT, UK, DE, FR, DK 2023, 110 Min., eng­li­sche OmU
Regie: Jessica Hausner
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Karina Ressler
mit: Mia Wasikowska, Sidse Babette Knudsen, Elsa Zylberstein, Lukas Turtur, Mathieu Demy, Amir El-Masry, Ksenia Devriendt, Luke Barker

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Slow

Ein Film von Marija Kavtaradze.

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Elena ist (wie ihre Interpretin Greta Grineviciute) mit Leib und Seele Tänzerin und Choreografin. Bei einem Tanzworkshop für gehör­lo­se Jugendliche lernt sie den Gebärdendolmetscher Dovydas ken­nen. Die bei­den mögen sich sofort, ver­brin­gen eini­ge Zeit mit­ein­an­der und kom­men sich näher, bis er sei­ne Grenzen auf­zeigt. Dovydas ist ase­xu­ell. Er hat zwar ein Bedürfnis nach kör­per­li­cher Nähe, aber kei­nes nach Sex – eine Herausforderung für Elena, wie für die fri­sche roman­ti­sche Beziehung über­haupt. Unspektakulär und warm­her­zig erzählt Regisseurin Marija Kavtaradze von einer unge­wöhn­li­chen sinn­li­chen Liebe, die ihre Sprache und ihren Weg ent­lang bei­der Wünsche fin­den will, und den ganz nor­ma­len Fallstricken unter­wegs.
„Doch dass, bloß weil zwei, die sich lie­ben, sich etwas vor­neh­men, es noch lan­ge nicht nach Plan ver­lau­fen muss, weiß Marija Kavtaradze in ihrer gra­zil geschrie­be­nen Geschichte eben­so zu illus­trie­ren. Die litaui­sche Filmemacherin benö­tigt in ihrem zwei­ten lan­gen Spielfilm als Regisseurin … kei­ne Einfälle rie­si­ger Tragödien, um alles durch­drin­gen­de Emotionen auf die Leinwand zu zau­bern, insze­na­to­ri­sche Ruhe und Vertrauen in die Dialoge sowie die, die sie spre­chen, genü­gen ihr dazu.“
Jakob Dibold | Ray Filmmagazin
„… es ist erfri­schend, einen Film zu sehen, der „ein­fach nur“ erfolg­reich eine rea­li­täts­ge­treue Beziehung dar­stellt, ohne in die­se gezwun­gen wir­ken­de erzäh­le­ri­sche Wendungen ein­zu­bau­en.“ Maximilian Schröter | film-rezensionen.de

Credits:

LT/ES/SE 2023, 108 Min., litaui­sche OmU
Regie: Marija Kavtaradze
Kamera: Laurynas Bareiša
Schnitt: Silvija Vilkaitė
mit: Greta Grinevičiūtė, Kęstutis Cicėnas

Trailer:
SLOW Trailer Deutsch | German [HD]
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Die Unschuld

Ein Film von Hirokazu Kore-eda.

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Empathie ist der Begriff, der mir zu den Filmen des Regisseurs Hirokazu Kore-eda sofort ein­fällt, natür­lich auch dies­mal wie­der. Seit sei­nem vier­ten Spielfilm „Nobody Knows“ (nach den frü­hen, nicht weni­ger gran­dio­sen „Maboroshi“, „After Life“ und „Distance“), nimmt er häu­fig die Belange von Kindern ernst, aber auch die Erwachsenen, deren Umgang mit ihnen oder auch der nicht-Umgang, das Ignorieren, sind Thema, und immer ganz grund­sätz­lich jede Kommunikation und das Zusammenleben.
So stellt sich im ers­ten der drei Kapitel von „Die Unschuld“ sehr schnell die Frage, ob Herr Hori, der net­te jun­ge Lehrer von Minato und Yori, nicht doch ein eher win­di­ger Typ ist, zumal er auch noch hand­greif­lich wird. Oder mobbt Minato den klei­nen Yori, und Lehrer Hori greift nur ein, und ist Minatos allein erzie­hen­de Mutter ihrer Aufgabe über­haupt gewach­sen? Welche Rolle spielt die Schulleitung? Aus drei auf­ein­an­der fol­gen­den Blickwinkeln eröff­net der Film, der nach dem Kinderreim „Wer ist das Monster?“ im Original „Kaibutsu – Monster“ heißt, immer wei­ter­füh­ren­de Erklärungen für und Einblicke in Geschehnisse, die zunächst allen Beteiligten, auch uns Zusehenden, als sehr ein­fach zu deu­ten galten.

Zwischen den Geheimnissen und Vorurteilen, die sich nach und nach offen­ba­ren, zeigt Kore-eda aber auch für eini­ge der Erwachsenen – oft sel­ber Opfer der Umstände – Verständnis. Der Schrecken, der zwi­schen all dem steckt – Kore-eda ist bei aller Zartheit kein Märchenonkel, son­dern Realist – wird fil­misch sub­li­miert und von Ryūchi Sakamotos Pianotupfern abge­mil­dert. Es war die letz­te Arbeit des im ver­gan­ge­nen Jahr ver­stor­be­nen Musikers.“
Christian Meyer-Pröpstl | choices

Credits:

Kaibutsu (Monster)
Japan 2023, 127 Min., japan. OmU
Regie & Schnitt: Hirokazu Kore-eda
Kamera: Kondo Ryuto
mit: Eita Nagayama, Sakura Ando, Soya Kurokawa, Yuko Tanaka, Hinata Hiragi, Mugino Saori

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Julie – eine Frau gibt nicht auf

Ein Film von Eric Gravel. 

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Julie gibt alles, um die Erziehung ihrer zwei Kinder in einer länd­li­chen Vorstadt mit dem Job in einem Pariser Luxushotel gut unter einen Hut zu brin­gen, und der Exmann ist ihr kei­ne gro­ße Hilfe. Aber sie ist eine Kämpferin, und sie hat ein Ziel. Nur, dass aus­ge­rech­net an dem Tag, an dem sie ein Jobinterview für die erträum­te Stelle in ihrem erlern­ten Beruf bekommt, ein Streik der öffent­li­chen Verkehrsmittel beginnt und alles lahm­legt. Julies sorg­fäl­tig orga­ni­sier­ter, fra­gi­ler Zeitplan droht zusam­men­zu­bre­chen.
Unter gewal­ti­gem Druck orga­ni­siert, rennt, impro­vi­siert sie, stets auf Kante und auch rück­sichts­los, denn sie hat viel zu ver­lie­ren. Dabei darf sie sich von all der Hektik und dem Stress nichts anmer­ken las­sen, nicht bei den Kindern, nicht im Hotel, und schon gar nicht beim Vorstellungsgespräch.
Für die­se Tour-de-Force wur­de Laure Calamy in Venedig aus­ge­zeich­net, eben­so wie Eric Gravel für die Regie. Der hyp­no­ti­sche Score von Irène Drésel bekam den fran­zö­si­schen Filmpreis César, so auch die her­aus­for­dern­de Schnittarbeit (Mathilde van de Moortel).

Kommen Sie wegen des sozia­len Realismus, blei­ben Sie wegen der thril­ler­ar­ti­gen Spannung, denn Julies Tage wer­den zu einer auf­re­gen­den Analyse der ver­hee­ren­den Auswirkungen des Kapitalismus. Lauf, Julie, lauf!“
Edinburgh Filmfestival

Arbeit, Kinder, rück­stän­di­ge Hypotheken, ein beschis­se­ner Ex. Der Film ist so authen­tisch und nach­voll­zieh­bar – so genau beob­ach­tet, dass ich, um ehr­lich zu sein, annahm, er sei von einer Frau gemacht wor­den.“
Cath Clarke | The Guardian

Credits:

À plein temps
FR 2022, 88 Min., franz. OmU
Regie: Eric Gravel
Kamera: Victor Seguin
Schnitt: Mathilde Van de Moortel
mit: Laure Calamy, Anne Suarez, Geneviève Mnich, Nolan Arizmendi, Sasha Lemaitre Cremaschi, Cyril Gueï

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Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandigarh

Ein Film von Karin Bucher und Thomas Karrer.

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Kurz nach der Teilung Indiens und der Befreiung aus der Kolonialherrschaft Englands soll am Fusse des Himalayas aus dem Nichts eine neue Hauptstadt für den Punjab gebaut wer­den. Die alte Hauptstadt Lahore war Pakistan zuge­teilt wor­den. Die Planstadt Chandigarh steht für die neue Demokratie, den Fortschritt und den Glauben an die Zukunft. Engagiert wur­den Architekten aus dem Westen. Zuerst Albert Mayer, dann der schwei­ze­risch-fran­zö­si­sche Architekt Le Corbusier. Absichten, Visionen und Utopien kamen zusam­men. Für Le Corbusier bot Chandigarh die ein­ma­li­ge Gelegenheit, sein Lebenswerk zu voll­enden und sei­ne städ­te­bau­li­chen Ideen umzu­set­zen. Seine Vision war die einer moder­nen, huma­nen und gerech­ten Stadt, nach dem «Mass des Menschen» erbaut, die ein kul­tu­rel­les Leben und ein har­mo­ni­sches Zusammenspiel von Mensch und Natur ermöglichte. 

Zum 70-jäh­ri­gen Bestehen der Planstadt von Le Corbusier fra­gen wir nach, ob in Chandigarh die­se Vision Realität gewor­den ist. Der Film beglei­tet Menschen auf ihren Wegen durch die Stadt und sucht Orte und Schauplätze auf, an denen sich das schil­lern­de Zusammenspiel von altem Traum und neu­em Leben, von Utopie und Alltag, von Zerfall und lei­ser Poesie zei­gen. Ein Zeitzeuge erin­nert sich an die Gründerzeit. Die Direktorin des Le Corbusier Centers, ein Künstler, ein Schauspieler und ein Architekt erzäh­len vom Wagnis, sich hier nie­der­zu­las­sen und reflek­tie­ren ihr Leben in und mit Chandigarh. Auf Streifzügen tref­fen wir Bewohner:innen, die unse­ren Blick auf die Stadt erwei­tern und tau­chen in das all­täg­li­che Leben ein, wel­ches sich die bau­li­chen Strukturen zu eigen gemacht hat. 

Credits:

CH 2023, 84 Min., engl., deut­sche OmU
Regie & Kamera: Karin Bucher, Thomas Karrer
Schnitt: Fabian Kaiser, Thomas Karrer, Mirjam Krakenberger

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Die Unsichtbaren

Ein Film von Matthias Freier. 

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Matthias Freier hat bis­her vor allem Werbespots und Musikvideos gedreht, unter ande­rem für Jochen Distelmeyer, Die Fantastischen Vier und Samy Deluxe. Sein True-Crime-Dokumentarfilm DIE UNSICHTBAREN han­delt von einem der spek­ta­ku­lärs­ten Kriminalfälle der neun­zi­ger Jahre, ist aber vor allem eine Hommage an Freiers Stiefmutter, die Kriminalkommissarin Marianne Atzeroth-Freier, die gegen den Widerstand ihres Dienststellenleiters und die Ignoranz der älte­ren männ­li­chen Kollegen in der Hamburger Mordkommission den Fall um eine Entführung und zwei ver­schwun­de­ne Frauen auf­klär­te. „Janne“, wie die Kommissarin genannt wur­de, hat­te als Streifenpolizistin ange­fan­gen, dann bei der „Sitte“ die Opfer von sexua­li­sier­ter Gewalt betreut. Während die männ­li­chen Kollegen den Aussagen eines Entführungsopfers nicht ver­trau­ten („Ich sag dir gleich, wir glau­ben der kein Wort.“),
nahm Atzeroth-Freier die Aussagen des Opfers als Erste ernst und kam schnell dem Täter, einem Hamburger Pelzhändler, auf die Spur. Bald stell­te sich her­aus, dass zwei wei­te­re Frauen ver­schwun­den und mit dem Entführer bekannt waren.
Die grau­sa­men Details des Falls füll­ten bis Mitte der 90er Jahre die Spalten nicht nur der Boulevardpresse. Freiers Film ver­mei­det jede spe­ku­la­ti­ve Ausbeutung der Geschichte, und kon­zen­triert sich auf die Ermittlungen, auf die Nachlässigkeiten, den – hier töd­li­chen – män­ner­bünd­le­ri­schen Sexismus auf dem Polizeirevier und Jannes per­sön­li­ches Verhältnis zu den Angehörigen der Opfer. Dokumente und Interviews sind sorg­fäl­tig aus­ge­wählt und sen­si­bel geführt, die Spielszenen mit ruhi­gem Understatement insze­niert. Im True-Crime-Genre ist das alles ande­re als selbst­ver-
ständ­lich. DIE UNSICHTBAREN ist ein exzel­len­ter, sehr span­nen­der und immer noch rele­van­ter Film über die Durchsetzungskraft einer inte­gren Polizistin.
Tom Dorow | indiekino

Credits:

DE 2023, 97 Min.
Regie: Matthias Freier
Kamera: Kay Madsen
Schnitt: Marielle Pohlmann

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Einzeltäter (Teil 1–3)

Dokumentarfilmreihe von Julian Vogel | 87min | 67min | 85min | DE 2023
Mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch nach dem 3. Teil.

Tickets: [Teil1: München] [Teil 2: Halle] [Teil3: Hanau]
(Die Filme müs­sen ein­zeln gebucht wer­den. Wer alle 3 Filme schau­en will, kann jeweils den Tarif „Alle 3 Teile schau­en” im letz­ten Bestellschritt wählen)

Kamera: Luise Schröder, Julian Vogel
Ton: Oscar Stiebitz, Julian Vogel
Schnitt: Gregor Bartsch, Sebastian Winkels

München 2016, Halle 2019 und Hanau 2020. Drei rechts­extre­me Anschläge von soge­nann­ten „Einsamen Wölfen“: Vermeintliche Einzeltäter, die sich schein­bar ohne in klas­si­sche extre­mis­ti­sche Strukturen ein­ge­bun­den zu sein, im Internet radi­ka­li­sie­ren und im öffent­li­chen Raum plötz­lich zuschlu­gen. Es sind Geschichten, die mitt­ler­wei­le die Schlagzeilen domi­nie­ren: Der rech­te Terror gilt zur Zeit laut Verfassungsschutz als größ­te Bedrohung der Demokratie in Deutschland. Und das, obwohl sol­che Täter noch bis vor Kurzem oft als psy­chisch kran­ke, „ver­wirr­te“ Einzeltäter ein­ge­stuft wur­den und ihnen so ihr Rassismus abge­spro­chen wur­de. Diese Zeiten sind vor­bei: Frank Walter Steinmeier sprach nach dem Anschlag in Hanau von einem „Angriff auf uns alle“. Doch wer sind „wir alle“?

Die Trilogie „Einzeltäter (Teil 1–3)“ nimmt unab­hän­gig von­ein­an­der die Perspektive der Menschen ein, deren Angehörige tat­säch­lich das Ziel der Angriffe waren und deren Leben nie mehr sein wird wie zuvor.

EINZELTÄTER TEIL 1: MÜNCHEN

Arbnor hat sei­ne Schwester 2016 beim Anschlag am Olympia Einkaufszentrum ver­lo­ren, Hasan und Sibel ihren Sohn. Lange muss­ten die Angehörigen dar­um kämp­fen, dass der Staat den ras­sis­ti­schen Hintergrund der Tat aner­kennt. Erst nach den Anschlägen von Halle und Hanau hat­ten sie Erfolg.


EINZELTÄTER TEIL 2: HALLE

KurzsynopsisKarsten hat sei­nen ein­zi­gen Sohn Kevin beim Anschlag von Halle ver­lo­ren. Während die Öffentlichkeit zuschaut, wie dem rechts­extre­men Täter der Prozess gemacht wird, kämpft er um einen Umgang mit sei­ner Trauer. Halt fin­det er in der Fanszene des Halleschen FC.


EINZELTÄTER TEIL 3: HANAU

Der ras­sis­ti­sche Anschlag vom 19. Februar 2020 hat Hanau-Kesselstadt ver­än­dert. Hier leben Menschen ver­schie­de­ner Herkunft, hier star­ben sechs der neun Opfer. Nach dem Anschlag hält man hier zusam­men, ver­sucht mit den Folgen der Tat umzu­ge­hen, und kämpft um Aufklärung. Und hier leben der Vater des Täters und Hinterbliebene der Opfer in unmit­tel­ba­rer Nachbarschaft.


Regiekommentar

Seit Ende 2018 beschäf­ti­ge ich mich mit Menschen, die bei rechts­ra­di­ka­len Anschlägen ver­meint­li­cher “Einzeltäter” Angehörige ver­lo­ren haben. Ich kam damals in Kontakt mit Hinterbliebenen des ras­sis­ti­schen Anschlags vom Olympia Einkaufszentrum in München„ der bis zum Anschlag von Halle von Staat und Ermittlungsbehörden als unpo­li­ti­scher Amoklauf ein­ge­ord­net wor­den war. Ich ver­such­te einen Film zu rea­li­sie­ren, der den Angehörigen von München eine Stimme gibt. Deren ver­zwei­fel­ter Kampf um Anerkennung änder­te sich mit dem anti­se­mi­ti­schen und ras­sis­ti­schen Anschlag von Halle 2019. In Folge des Anschlags wur­de der Rechtsextremismus durch den Verfassungsschutz als aktu­ell größ­te Bedrohung der Sicherheitslage in Deutschland ein­ge­stuft. Nach dem Anschlag von Hanau 2020 schließ­lich fand der Kampf von Betroffenen von rech­ter Gewalt end­gül­tig Eingang in die brei­te Öffentlichkeit und ich ent­schloss mich, mei­nen Film auf die­se drei Taten auszuweiten.

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