Es begann mit einem Knall: Als die britische Polizei 1964 eine illegale Party in der Underground-Szene von Cambridge gewaltsam beendet, sind die beiden Kunststudenten Aubrey „Po“ Powell und Storm Thorgerson die Einzigen, die nicht die Flucht ergreifen und den Beamten die Stirn bieten. Fortan ist das Duo unzertrennlich. Gemeinsam gründen sie das Grafik-Label „Hipgnosis“ und designen die ersten Cover für die noch unbekannten Rocker von Pink Floyd. Mit avantgardistischem Stil und dem kompromisslosen Primat der Kunst vor dem Kommerz werden Po und Storm zu Lieblingen der Bands – und zum Schrecken der Musikstudios und ‑produzenten. Der Erfolg aber gibt ihnen Recht. Pink Floyd werden Weltstars, ihre Cover erlangen Kultstatus.
Credits:
GB 2022, 101 Min., engl. OmU, Regie: Anton Corbijn Kamera: Stuart Luck, Martijn van Broekhuizen Schnitt: Andrew Hulme mit: Paul McCartney, Aubrey Powell, Jimmy Page, Noel Gallagher, Robert Plant, Roger Waters, u.a.
Trailer:
Squaring the Circle: The Story of Hipgnosis (2022)
Zwei unterschiedliche Frauen in einem noch geeinten Land: Am Vorabend der Teilung des Sudan eskalieren in Khartum die ethnischen Konflikte. Ein packendes Drama über Ausgrenzung und Rassismus. Mona, eine pensionierte Sängerin aus der nordsudanesischen Oberschicht, hat versehentlich den Tod eines Mannes aus dem Südsudan verursacht. Um ihre Schuld wiedergutzumachen, nimmt sie Julia, die ahnungslose Witwe, und deren Sohn bei sich auf. Während Julia als Hausangestellte arbeitet, beginnt Mona sich an den Status quo zu gewöhnen. Doch die Unruhen im Land rücken immer näher an ihr Haus heran und konfrontieren sie wieder mit ihrem Vergehen.
„GOODBYEJULIA ist eine schwierige Reise durch das kollektive Gedächtnis des sudanesischen und des südsudanesischen Volkes, die sich mit dem normalen Alltagsleben zweier Frauen befasst, die durch ungewöhnliche soziale und politische Situationen, die sie stark beeinflusst haben, miteinander verbunden sind. Die Erzählung ist von den Phasen der Versöhnung inspiriert und behandelt Themen wie Reue, Wiedergutmachung, Offenlegung, Schuldbekenntnis und Reue.“ (Mohamed Kordofani)
Credits:
SD/SE/DE/SA/FR/EG 2023, 120 Min., arab. OmU, Regie: Mohamed Kordofani Kamera: Pierre de Villiers mit: Eiman Yousif, Siran Riak, Nazar Gomaa, Ger Duany
„Hast du eine am Sträußchen?“ hätten die Eltern gesagt, wäre Martina mit dem Wunsch, Friseuse zu werden, „um die Ecke gekommen“. Martina ist eine von fünf Bergleuten, die der Film vor und nach der Schließung der ostwestfälischen Steinkohle-Zeche begleitet. Bis 2015 hieß sie Mark, seit ihrer Transition ist sie die erste und einzige Frau, die unter Tage einfährt. Er verbringe mehr Zeit mit seinem Kumpel Wolfgang („Locke“) als mit seiner Frau, rechnet Marco („Langer“) vor. Damit und mit der Arbeit ist bald Schluss, und vorausschauend macht er nebenher den Busführerschein. Locke wiederum vermisst nach der Stilllegung die gemeinsame Zeit schmerzlich, trotz der oft heftigen Anblafferei zwischen ihnen, oder vielleicht gerade deshalb. Auch Thomas fällt die Umstellung nicht leicht, zumal er die Wohnung mit der alles kontrollierenden Mutter jetzt den ganzen Tag teilt. Der Tamile Kirishanthan („Kiri“) floh vor über 20 Jahren aus Sri Lanka. Die Hütte und die Kumpel sind seitdem neben seiner Familie ein zweites Zuhause. Auch er muss sich nun umorientieren. Das Ende des Steinkohlebergbaus in Deutschland bedeutete auch das Ende eines der ungesündesten und härtesten Berufe, wie man sehen kann. Ein Arbeitsplatz in bis zu 1600m Tiefe, enge Stollen, Hitze, Kohlenstaub, Schichtbetrieb – trotzdem rollen die Tränen beim Abschied nicht aus Freude. Der Strukturwandel trägt neben Perspektivlosigkeit auch Einsamkeit in sich, denn die harte Arbeit und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, schweißen zusammen. Der Film zeigt das in tragisch-humorvoll-berührender Weise, und findet für den„Rückbau“ und was „danach“ passiert. beeindruckende Bilder. Während Locke sich, angeregt durch seine Kinder und der FFF-Bewegung, Gedanken zum Klimaschutz macht („ein Bergmann, der Kohle gefördert hat für Kohlekraftwerke will die Welt retten – das wär doch mal was“), fährt Lange einen Schulbus, Kiri unterrichtet Tamilisch und Thomas kämpft mit seiner Mutter um die Hoheit am Herd. Nur Martina blieb dem Bergbau treu: sie arbeitet jetzt im Salzbergwerk.
Credits:
DE 2023, 104 Min., Regie: Christian Johannes Koch & Jonas Matauschek Kamera: Sebastian Klatt Schnitt: Natali Barrey, Annette Brütsch, Jonas Matauschek
Miss Novak beginnt an einer internationalen Privatschule zu unterrichten, wo sie mit ihrem Unterricht über bewusste Ernährung die Essgewohnheiten der Schüler grundlegend verändert. Ohne den Verdacht der anderen Lehrer und der Eltern zu wecken, geraten einige der Schüler in ihren Bann, bis sie schließlich selbst Teil des geheimnisvollen Club Zero werden. „Die jungen Menschen von heute fürchten um ihre Zukunft. Sie kämpfen um sie. Sie wollen handeln, Verantwortung übernehmen, Macht über ihr Leben haben, etwas bewirken. Sie wollen einen Sinn finden. Sie wollen den Planeten retten und damit auch ihre Zukunft. Sie werden politisch, manche schließen sich radikalen Gruppen an. Sie wollen nicht warten, bis es zu spät ist. Ich verstehe das, und ich habe großes Mitgefühl für diese Generation. (…) Es gibt bei mir keine moralische Verurteilung, keine Erlösung. Und ich denke, das Thema Ernährung berührt einen Nerv. Essen ist extrem intim, wie Nacktsein oder Sex. Es ist auch tabuisiert. (…) Essen ist etwas sehr Persönliches, aber gleichzeitig auch etwas sehr Soziales. Stellen Sie sich vor, Sie treffen sich mit Freunden zum Abendessen und sind die einzige Person an diesem Abend, die nicht isst. Das kann dazu führen, dass die anderen sich angegriffen fühlen. Und warum? Weil Sie einen geheimen Code brechen, eine gesellschaftliche Regel ignorieren und damit die anderen in Frage stellen. Wir alle glauben an etwas, niemand ist frei von Aberglauben. Jeder von uns gehört zu einer Gruppe, die bestimmte Grundsätze oder Codes hat. Wir müssen die Subjektivität unserer Überzeugungen verstehen, um zu begreifen, wie sehr Miss Novak und die Kinder von ihren Glaubenssätzen überzeugt sind. Ihre »Lebensmittelreligion« ist ein Beispiel für einen radikalen Glauben. (…) Es gibt eine gewisse Art von Absurdität, die unserer Existenz innewohnt. Aus einem distanzierteren Blickwinkel betrachtet, erscheinen viele Dinge, an die wir glauben und die wir tun, lächerlich, absurd oder vergeblich. In meinen Filmen versuche ich immer, eine distanzierte Perspektive zu finden, um dies zu reflektieren. Ganz im Sinne von Bertold Brechts Verfremdungseffekt. Club Zero wird aus einer Perspektive erzählt, die das Alltägliche verfremdet: bis hin zur Absurdität. Daraus ergibt sich auch der schwarze Humor des Films.” Jessica Hausner
Credits:
AT, UK, DE, FR, DK 2023, 110 Min., englische OmU Regie: Jessica Hausner Kamera: Martin Gschlacht Schnitt: Karina Ressler mit: Mia Wasikowska, Sidse Babette Knudsen, Elsa Zylberstein, Lukas Turtur, Mathieu Demy, Amir El-Masry, Ksenia Devriendt, Luke Barker
Elena ist (wie ihre Interpretin Greta Grineviciute) mit Leib und Seele Tänzerin und Choreografin. Bei einem Tanzworkshop für gehörlose Jugendliche lernt sie den Gebärdendolmetscher Dovydas kennen. Die beiden mögen sich sofort, verbringen einige Zeit miteinander und kommen sich näher, bis er seine Grenzen aufzeigt. Dovydas ist asexuell. Er hat zwar ein Bedürfnis nach körperlicher Nähe, aber keines nach Sex – eine Herausforderung für Elena, wie für die frische romantische Beziehung überhaupt. Unspektakulär und warmherzig erzählt Regisseurin Marija Kavtaradze von einer ungewöhnlichen sinnlichen Liebe, die ihre Sprache und ihren Weg entlang beider Wünsche finden will, und den ganz normalen Fallstricken unterwegs. „Doch dass, bloß weil zwei, die sich lieben, sich etwas vornehmen, es noch lange nicht nach Plan verlaufen muss, weiß Marija Kavtaradze in ihrer grazil geschriebenen Geschichte ebenso zu illustrieren. Die litauische Filmemacherin benötigt in ihrem zweiten langen Spielfilm als Regisseurin … keine Einfälle riesiger Tragödien, um alles durchdringende Emotionen auf die Leinwand zu zaubern, inszenatorische Ruhe und Vertrauen in die Dialoge sowie die, die sie sprechen, genügen ihr dazu.“ Jakob Dibold | Ray Filmmagazin „… es ist erfrischend, einen Film zu sehen, der „einfach nur“ erfolgreich eine realitätsgetreue Beziehung darstellt, ohne in diese gezwungen wirkende erzählerische Wendungen einzubauen.“ Maximilian Schröter | film-rezensionen.de
Credits:
LT/ES/SE 2023, 108 Min., litauische OmU Regie: Marija Kavtaradze Kamera: Laurynas Bareiša Schnitt: Silvija Vilkaitė mit: Greta Grinevičiūtė, Kęstutis Cicėnas
Empathie ist der Begriff, der mir zu den Filmen des Regisseurs Hirokazu Kore-eda sofort einfällt, natürlich auch diesmal wieder. Seit seinem vierten Spielfilm „Nobody Knows“ (nach den frühen, nicht weniger grandiosen „Maboroshi“, „After Life“ und „Distance“), nimmt er häufig die Belange von Kindern ernst, aber auch die Erwachsenen, deren Umgang mit ihnen oder auch der nicht-Umgang, das Ignorieren, sind Thema, und immer ganz grundsätzlich jede Kommunikation und das Zusammenleben. So stellt sich im ersten der drei Kapitel von „Die Unschuld“ sehr schnell die Frage, ob Herr Hori, der nette junge Lehrer von Minato und Yori, nicht doch ein eher windiger Typ ist, zumal er auch noch handgreiflich wird. Oder mobbt Minato den kleinen Yori, und Lehrer Hori greift nur ein, und ist Minatos allein erziehende Mutter ihrer Aufgabe überhaupt gewachsen? Welche Rolle spielt die Schulleitung? Aus drei aufeinander folgenden Blickwinkeln eröffnet der Film, der nach dem Kinderreim „Wer ist das Monster?“ im Original „Kaibutsu – Monster“ heißt, immer weiterführende Erklärungen für und Einblicke in Geschehnisse, die zunächst allen Beteiligten, auch uns Zusehenden, als sehr einfach zu deuten galten.
„Zwischen den Geheimnissen und Vorurteilen, die sich nach und nach offenbaren, zeigt Kore-eda aber auch für einige der Erwachsenen – oft selber Opfer der Umstände – Verständnis. Der Schrecken, der zwischen all dem steckt – Kore-eda ist bei aller Zartheit kein Märchenonkel, sondern Realist – wird filmisch sublimiert und von Ryūchi Sakamotos Pianotupfern abgemildert. Es war die letzte Arbeit des im vergangenen Jahr verstorbenen Musikers.“ Christian Meyer-Pröpstl | choices
Julie gibt alles, um die Erziehung ihrer zwei Kinder in einer ländlichen Vorstadt mit dem Job in einem Pariser Luxushotel gut unter einen Hut zu bringen, und der Exmann ist ihr keine große Hilfe. Aber sie ist eine Kämpferin, und sie hat ein Ziel. Nur, dass ausgerechnet an dem Tag, an dem sie ein Jobinterview für die erträumte Stelle in ihrem erlernten Beruf bekommt, ein Streik der öffentlichen Verkehrsmittel beginnt und alles lahmlegt. Julies sorgfältig organisierter, fragiler Zeitplan droht zusammenzubrechen. Unter gewaltigem Druck organisiert, rennt, improvisiert sie, stets auf Kante und auch rücksichtslos, denn sie hat viel zu verlieren. Dabei darf sie sich von all der Hektik und dem Stress nichts anmerken lassen, nicht bei den Kindern, nicht im Hotel, und schon gar nicht beim Vorstellungsgespräch. Für diese Tour-de-Force wurde Laure Calamy in Venedig ausgezeichnet, ebenso wie Eric Gravel für die Regie. Der hypnotische Score von Irène Drésel bekam den französischen Filmpreis César, so auch die herausfordernde Schnittarbeit (Mathilde van de Moortel).
„Kommen Sie wegen des sozialen Realismus, bleiben Sie wegen der thrillerartigen Spannung, denn Julies Tage werden zu einer aufregenden Analyse der verheerenden Auswirkungen des Kapitalismus. Lauf, Julie, lauf!“ Edinburgh Filmfestival
„Arbeit, Kinder, rückständige Hypotheken, ein beschissener Ex. Der Film ist so authentisch und nachvollziehbar – so genau beobachtet, dass ich, um ehrlich zu sein, annahm, er sei von einer Frau gemacht worden.“ Cath Clarke | The Guardian
Credits:
À plein temps FR 2022, 88 Min., franz. OmU Regie: Eric Gravel Kamera: Victor Seguin Schnitt: Mathilde Van de Moortel mit: Laure Calamy, Anne Suarez, Geneviève Mnich, Nolan Arizmendi, Sasha Lemaitre Cremaschi, Cyril Gueï
Kurz nach der Teilung Indiens und der Befreiung aus der Kolonialherrschaft Englands soll am Fusse des Himalayas aus dem Nichts eine neue Hauptstadt für den Punjab gebaut werden. Die alte Hauptstadt Lahore war Pakistan zugeteilt worden. Die Planstadt Chandigarh steht für die neue Demokratie, den Fortschritt und den Glauben an die Zukunft. Engagiert wurden Architekten aus dem Westen. Zuerst Albert Mayer, dann der schweizerisch-französische Architekt Le Corbusier. Absichten, Visionen und Utopien kamen zusammen. Für Le Corbusier bot Chandigarh die einmalige Gelegenheit, sein Lebenswerk zu vollenden und seine städtebaulichen Ideen umzusetzen. Seine Vision war die einer modernen, humanen und gerechten Stadt, nach dem «Mass des Menschen» erbaut, die ein kulturelles Leben und ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch und Natur ermöglichte.
Zum 70-jährigen Bestehen der Planstadt von Le Corbusier fragen wir nach, ob in Chandigarh diese Vision Realität geworden ist. Der Film begleitet Menschen auf ihren Wegen durch die Stadt und sucht Orte und Schauplätze auf, an denen sich das schillernde Zusammenspiel von altem Traum und neuem Leben, von Utopie und Alltag, von Zerfall und leiser Poesie zeigen. Ein Zeitzeuge erinnert sich an die Gründerzeit. Die Direktorin des Le Corbusier Centers, ein Künstler, ein Schauspieler und ein Architekt erzählen vom Wagnis, sich hier niederzulassen und reflektieren ihr Leben in und mit Chandigarh. Auf Streifzügen treffen wir Bewohner:innen, die unseren Blick auf die Stadt erweitern und tauchen in das alltägliche Leben ein, welches sich die baulichen Strukturen zu eigen gemacht hat.
Credits:
CH 2023, 84 Min., engl., deutsche OmU Regie & Kamera: Karin Bucher, Thomas Karrer Schnitt: Fabian Kaiser, Thomas Karrer, Mirjam Krakenberger
Matthias Freier hat bisher vor allem Werbespots und Musikvideos gedreht, unter anderem für Jochen Distelmeyer, Die Fantastischen Vier und Samy Deluxe. Sein True-Crime-Dokumentarfilm DIEUNSICHTBAREN handelt von einem der spektakulärsten Kriminalfälle der neunziger Jahre, ist aber vor allem eine Hommage an Freiers Stiefmutter, die Kriminalkommissarin Marianne Atzeroth-Freier, die gegen den Widerstand ihres Dienststellenleiters und die Ignoranz der älteren männlichen Kollegen in der Hamburger Mordkommission den Fall um eine Entführung und zwei verschwundene Frauen aufklärte. „Janne“, wie die Kommissarin genannt wurde, hatte als Streifenpolizistin angefangen, dann bei der „Sitte“ die Opfer von sexualisierter Gewalt betreut. Während die männlichen Kollegen den Aussagen eines Entführungsopfers nicht vertrauten („Ich sag dir gleich, wir glauben der kein Wort.“), nahm Atzeroth-Freier die Aussagen des Opfers als Erste ernst und kam schnell dem Täter, einem Hamburger Pelzhändler, auf die Spur. Bald stellte sich heraus, dass zwei weitere Frauen verschwunden und mit dem Entführer bekannt waren. Die grausamen Details des Falls füllten bis Mitte der 90er Jahre die Spalten nicht nur der Boulevardpresse. Freiers Film vermeidet jede spekulative Ausbeutung der Geschichte, und konzentriert sich auf die Ermittlungen, auf die Nachlässigkeiten, den – hier tödlichen – männerbündlerischen Sexismus auf dem Polizeirevier und Jannes persönliches Verhältnis zu den Angehörigen der Opfer. Dokumente und Interviews sind sorgfältig ausgewählt und sensibel geführt, die Spielszenen mit ruhigem Understatement inszeniert. Im True-Crime-Genre ist das alles andere als selbstver- ständlich. DIEUNSICHTBAREN ist ein exzellenter, sehr spannender und immer noch relevanter Film über die Durchsetzungskraft einer integren Polizistin. Tom Dorow | indiekino
Credits:
DE 2023, 97 Min. Regie: Matthias Freier Kamera: Kay Madsen Schnitt: Marielle Pohlmann
Dokumentarfilmreihe von Julian Vogel | 87min | 67min | 85min | DE 2023 Mit anschließendem Filmgespräch nach dem 3. Teil.
Tickets: [Teil1: München] [Teil 2: Halle] [Teil3: Hanau] (Die Filme müssen einzeln gebucht werden. Wer alle 3 Filme schauen will, kann jeweils den Tarif „Alle 3 Teile schauen” im letzten Bestellschritt wählen)
Kamera: Luise Schröder, Julian Vogel Ton: Oscar Stiebitz, Julian Vogel Schnitt: Gregor Bartsch, Sebastian Winkels
München 2016, Halle 2019 und Hanau 2020. Drei rechtsextreme Anschläge von sogenannten „Einsamen Wölfen“: Vermeintliche Einzeltäter, die sich scheinbar ohne in klassische extremistische Strukturen eingebunden zu sein, im Internet radikalisieren und im öffentlichen Raum plötzlich zuschlugen. Es sind Geschichten, die mittlerweile die Schlagzeilen dominieren: Der rechte Terror gilt zur Zeit laut Verfassungsschutz als größte Bedrohung der Demokratie in Deutschland. Und das, obwohl solche Täter noch bis vor Kurzem oft als psychisch kranke, „verwirrte“ Einzeltäter eingestuft wurden und ihnen so ihr Rassismus abgesprochen wurde. Diese Zeiten sind vorbei: Frank Walter Steinmeier sprach nach dem Anschlag in Hanau von einem „Angriff auf uns alle“. Doch wer sind „wir alle“?
Die Trilogie „Einzeltäter (Teil 1–3)“ nimmt unabhängig voneinander die Perspektive der Menschen ein, deren Angehörige tatsächlich das Ziel der Angriffe waren und deren Leben nie mehr sein wird wie zuvor.
EINZELTÄTERTEIL 1: MÜNCHEN
Arbnor hat seine Schwester 2016 beim Anschlag am Olympia Einkaufszentrum verloren, Hasan und Sibel ihren Sohn. Lange mussten die Angehörigen darum kämpfen, dass der Staat den rassistischen Hintergrund der Tat anerkennt. Erst nach den Anschlägen von Halle und Hanau hatten sie Erfolg.
EINZELTÄTERTEIL 2: HALLE
KurzsynopsisKarsten hat seinen einzigen Sohn Kevin beim Anschlag von Halle verloren. Während die Öffentlichkeit zuschaut, wie dem rechtsextremen Täter der Prozess gemacht wird, kämpft er um einen Umgang mit seiner Trauer. Halt findet er in der Fanszene des Halleschen FC.
EINZELTÄTERTEIL 3: HANAU
Der rassistische Anschlag vom 19. Februar 2020 hat Hanau-Kesselstadt verändert. Hier leben Menschen verschiedener Herkunft, hier starben sechs der neun Opfer. Nach dem Anschlag hält man hier zusammen, versucht mit den Folgen der Tat umzugehen, und kämpft um Aufklärung. Und hier leben der Vater des Täters und Hinterbliebene der Opfer in unmittelbarer Nachbarschaft.
Regiekommentar
Seit Ende 2018 beschäftige ich mich mit Menschen, die bei rechtsradikalen Anschlägen vermeintlicher “Einzeltäter” Angehörige verloren haben. Ich kam damals in Kontakt mit Hinterbliebenen des rassistischen Anschlags vom Olympia Einkaufszentrum in München„ der bis zum Anschlag von Halle von Staat und Ermittlungsbehörden als unpolitischer Amoklauf eingeordnet worden war. Ich versuchte einen Film zu realisieren, der den Angehörigen von München eine Stimme gibt. Deren verzweifelter Kampf um Anerkennung änderte sich mit dem antisemitischen und rassistischen Anschlag von Halle 2019. In Folge des Anschlags wurde der Rechtsextremismus durch den Verfassungsschutz als aktuell größte Bedrohung der Sicherheitslage in Deutschland eingestuft. Nach dem Anschlag von Hanau 2020 schließlich fand der Kampf von Betroffenen von rechter Gewalt endgültig Eingang in die breite Öffentlichkeit und ich entschloss mich, meinen Film auf diese drei Taten auszuweiten.
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