Ein Film von Nuri Bilge Ceylan.
[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]
Durch die verschneite Landschaft stapft der Kunstlehrer Samet zu dem Dorf, in dem er nach Ende der Ferien wieder unterrichten muss. Es ist eine einsame Gegend irgendwo in Anatolien, die unter der Winterdecke ruht. Was in den ersten Bildern noch Frieden ausstrahlt, wird im Lauf des Films zunehmend beklemmend wirken, wie auch Samets Beziehungen zu den anderen Menschen an der Schule und im Dorf doppelbödig und kompliziert werden. Und natürlich weiß jeder, dass er vorhat, sich nach Istanbul versetzen zu lassen, sobald die Pflichtzeit am Ende der Welt zu Beginn seiner Lehrtätigkeit erfüllt ist. Samet hält sich für einen guten und toleranten Pädagogen, aber als ihm unangemessenes Verhalten gegenüber zwei Schülerinnen vorgeworfen wird und der Druck steigt, kommt langsam ein anderer Charakter zum Vorschein. Komplex, in sich verstrickt und eingeschlossen, andere nur unscharf wahrnehmend. Eine Person, deren Verfassung typisch ist für Ceylans männliche Hauptfiguren und die in ihrer Unansehnlichkeit den Ausgangspunkt für ein dichtes Netz von Berührungspunkten und Beziehungen zwischen allen Personen bildet. Wie bereits in seinen vorangegangenen Werken entwirft Nuri Bilge Ceylan auch in Auf trockenen Gräsern anhand von individuellen Lebensgeschichten und ihren Verzahnungen ein Panorama der türkischen Gesellschaft in ihren unterschiedlichen Facetten. Daneben existiert die archaisch wirkende Landschaft und spielt eine weitere Hauptrolle.
Auf trockenen Gräsern lief 2023 im Wettbewerb von Cannes und Merve Dizdar gewann den Preis als beste Darstellerin.
„In der Türkei stehen sich ständig Dualismen gegenüber, wie Gut gegen Böse und Individualismus gegen Kollektivismus. Mein Kunstlehrer glaubt, dass er dem Ende seines Pflichtdienstes in einem abgelegenen Bezirk in Ostanatolien nahe ist. Er tröstet sich seit Jahren mit der Hoffnung auf eine Versetzung nach Istanbul. Darin liegt ein spannender Unterschied zwischen der Rolle des Gastgebers und des Gastes. Interessiert hat uns auch die mentale Auswirkung von Gefühlen der Entfremdung, der Entfernung von städtischem Leben und einem Dasein am Rande. Mit welchen Problemen sehen sich die Bewohner dieser ländlichen Region konfrontiert – wie prägt sie die Dynamik der geografischen, ethnischen oder sozialen Strukturen, in denen sie leben? Auch wenn die Möglichkeit Liebe zu finden gegeben ist, werden verkümmernde Seelen unaufhörlich tiefer in die Isolation getrieben durch Vorurteile, das Errichten von Mauern, vergangene politische Traumata und den unstillbaren Drang, jene, die einem nahestehen, für eigene Fehler büßen zu lassen. In Regionen, wo Verzweiflung in jedem Gesicht, Erschöpfung in jedem Schritt und Bitterkeit in der Stimme spürbar ist, werden die Spuren des „Schicksals“ besonders deutlich.” Nuri Bilge Ceylan
Credits:
TK/FR 2023, 197 Min., türk. OmU
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Cevahİr Şahİn, Kürşat Üresİn
Schnitt: Oğuz Atabaş, Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Cevahİr Şahİn, Nuri Bilge Ceylan
mit: Deniz Celiloğlu, Merve Dizdar, Musab Ekici
Trailer:
nach oben