Ein Film von Matthias Freier.
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Matthias Freier hat bisher vor allem Werbespots und Musikvideos gedreht, unter anderem für Jochen Distelmeyer, Die Fantastischen Vier und Samy Deluxe. Sein True-Crime-Dokumentarfilm DIE UNSICHTBAREN handelt von einem der spektakulärsten Kriminalfälle der neunziger Jahre, ist aber vor allem eine Hommage an Freiers Stiefmutter, die Kriminalkommissarin Marianne Atzeroth-Freier, die gegen den Widerstand ihres Dienststellenleiters und die Ignoranz der älteren männlichen Kollegen in der Hamburger Mordkommission den Fall um eine Entführung und zwei verschwundene Frauen aufklärte. „Janne“, wie die Kommissarin genannt wurde, hatte als Streifenpolizistin angefangen, dann bei der „Sitte“ die Opfer von sexualisierter Gewalt betreut. Während die männlichen Kollegen den Aussagen eines Entführungsopfers nicht vertrauten („Ich sag dir gleich, wir glauben der kein Wort.“),
nahm Atzeroth-Freier die Aussagen des Opfers als Erste ernst und kam schnell dem Täter, einem Hamburger Pelzhändler, auf die Spur. Bald stellte sich heraus, dass zwei weitere Frauen verschwunden und mit dem Entführer bekannt waren.
Die grausamen Details des Falls füllten bis Mitte der 90er Jahre die Spalten nicht nur der Boulevardpresse. Freiers Film vermeidet jede spekulative Ausbeutung der Geschichte, und konzentriert sich auf die Ermittlungen, auf die Nachlässigkeiten, den – hier tödlichen – männerbündlerischen Sexismus auf dem Polizeirevier und Jannes persönliches Verhältnis zu den Angehörigen der Opfer. Dokumente und Interviews sind sorgfältig ausgewählt und sensibel geführt, die Spielszenen mit ruhigem Understatement inszeniert. Im True-Crime-Genre ist das alles andere als selbstver-
ständlich. DIE UNSICHTBAREN ist ein exzellenter, sehr spannender und immer noch relevanter Film über die Durchsetzungskraft einer integren Polizistin.
Tom Dorow | indiekino
Credits:
DE 2023, 97 Min.
Regie: Matthias Freier
Kamera: Kay Madsen
Schnitt: Marielle Pohlmann
Trailer:
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