Archiv des Autors: fsk

Agent of Happiness

Ein Film von Arun Bhattarai & Dorottya Zurbó. Ab 3.7. im fsk. 

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Kann man Glück mes­sen? Bhutan hat das Bruttonationalglück erfun­den, um genau das zu tun. Amber ist einer der Agenten, die alle fünf Jahre von Haus zu Haus zie­hen und erfas­sen, wie glück­lich ihre Landsleute sind. Mit sei­nen 40 Jahren lebt er noch bei sei­ner Mutter, ist aber ein hoff­nungs­lo­ser Romantiker, der von der gros­sen Liebe träumt. Das Regie-Duo Dorottya Zurbó und Arun Bhattarai über­rascht in die­sem Dokumentarfilm mit inspi­rie­ren­den Begegnungen vol­ler Humor und Tiefgang und stellt die uni­ver­sel­le Frage nach dem Glück.

Im Himalaya-Königreich wird das Bruttonationalglück sta­tis­tisch erho­ben. Im Gegensatz zum rein öko­no­mi­schen Bruttosozialprodukt berück­sich­tigt es auch das psy­chi­sche, sozia­le, öko­lo­gi­sche und spi­ri­tu­el­le Wohl der Bevölkerung und fliesst in die Regierungsplanung ein. Arun Bhattarai und Dorottya Zurbo rei­sen in ihrem zwei­ten gemein­sa­men Dokumentarfilm mit den bei­den Glücksagenten Amber und Guna durchs Land, um her­aus­zu­fin­den, wie der ein­zig­ar­ti­ge Index funk­tio­niert und ob Glück über­haupt mess­bar ist. Die Befrager kom­men ins Gespräch und neh­men sich Zeit: «Waren Sie in letz­ter Zeit manch­mal wütend? Wie vie­le Kühe haben Sie? Wie glück­lich sind Sie auf einer Skala von eins bis zehn?»

Wir tref­fen auf Menschen von ent­waff­nen­der Ehrlichkeit und Bescheidenheit. Ihr Humor ist anste­ckend und zeigt: Innehalten tut gut. Erst recht, weil auch im Land des Glücks Risse sicht­bar wer­den. Amber selbst fragt sich, ob er als Angehöriger einer Minderheit bald die Staatsbürgerschaft erhält – und die gros­se Liebe fin­det. Seine Dates sind schon mal viel­ver­spre­chend und so ele­gant und stim­mig in die Dokumentation ein­ge­webt, dass man sich zuwei­len in einem Spielfilm mit Drehbuch wähnt. Mit schwe­ben­der Leichtigkeit lädt uns der Film ein, neben­bei über unse­re eige­ne Zufriedenheit nachzudenken.

Credits:

BT 2024, 94 Min., Dzongkha OmU
Regie: Arun Bhattarai, Dorottya Zurbó

Kamera: Arun Bhattarai,
Schnitt: Péter Sass

Trailer:
Agent Of Happiness – Unterwegs im Auftrag des Glücks | Kinotrailer OmdU | ab 20.03.25 im Kino
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Der Fleck

Ein Film von Willy Hans. Ab 10.7. im fsk. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Willy Hans‘ DER FLECK ist ein fas­zi­nie­ren­der, ori­gi­nel­ler und erstaun­lich selbst­be­wuss­ter Debütfilm, der sich traut, fast ohne Handlung aus­zu­kom­men und mit traum­wand­le­ri­scher Sicherheit die ver­schie­de­nen Schattierungen eines Sommertages ein­fängt: trä­ge, ver­spielt, ver­sun­ken, gelang­weilt, ver­liebt, genervt und amü­siert, und ein­mal weht auch so etwas wie eine düs­te­re Vorahnung durch den Film. Wovor? Das muss jede und jeder selbst ent­schei­den.
Simon macht blau. Ein kur­zer Blick in die Schulturnhalle, wo die Mitschüler*innen mit quiet­schen­den Schuhen von links nach rechts sprin­ten, und der schlak­si­ge Teenager dreht sich auf dem Absatz um und schlen­dert in den Tag. Unterwegs trifft er einen Freund, der zum Fluss will, und fährt mit. Am Fluss sit­zen sie dann – die, die gera­de noch zur Schule gehen, und wel­che, die schon raus sind. Einer erzählt eine Geschichte, die lang­wei­lig beginnt und im Nichts endet. Die Sonne blin­zelt durch die Blätter. Einige spie­len Ball. Einige baden. Einer holt Sandwiches von der Tankstelle, aber für Simon ist kei­nes dabei. Er geht dann spä­ter mit einem Mädchen zur Tanke und kauft Pommes. Dann gehen sie wie­der zurück.
Willy Hans erzählt in DER FLECK von der Banalität die­ses Tages, an dem die Zeit still zu ste­hen scheint, und zugleich von des­sen Erhabenheit. Die fan­tas­ti­sche Kamera von Paul Spengemann glei­tet durchs Grün und zeigt den Fluss als Idyll, als Dschungel und als Abhängeort. Müll im Gras erin­nert an ande­re Tage, ande­re Jugendliche. Das jun­ge, noch unbe­kann­te Ensemble spielt mit tro­cke­nem Understatement, und immer wie­der stel­len sich auch Momente absur­der Komik ein, denn das osten­ta­ti­ve, son­nen­ge­dimm­te Desinteresse der Jugendlichen ist eben­so lus­tig wie kost­bar. Toni Ohms | indiekino

Credits:

DE/CH 2024, 94 Min., dt. OmeU
Regie & Schnitt: Willy Hans
Kamera: Paul Spengemann
mit: Leo Konrad Kuhn, Alva Schäfer, Shadi Eck, Felix Maria Zeppenfeld, Darja Mahotkin, Marlene Becker u. a. 

Trailer:
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Step across the border

Step across the border

Ein Film von Nicolas Humbert und Werner Prenzel. Am 24.6. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch mit Nicolas Humbert.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Ein Film vol­ler Musik von Fred Frith, sowohl solo, als auch gemein­sam mit ande­ren Musikern. „Was ist ein Musiker ande­res, als ein Organisator von Sounds?“ fragt Frith. Die Regisseure haben das beher­zigt und sich als Organisatoren von Bildern betä­tigt, die ver­dammt gut zu sei­ner Musik pas­sen: Also los : Step across the Border!

Fred Frith, John Zorn, Arto Lindsay, Ciro Battista, Iva Bitová, Bob Ostertag, Joey Baron, Jonas Mekas, Robert Frank – ver­eint in einer Zelluloid-Improvisation über Rhythmus, Bilderlust und Lebensfreude. Konzertmitschnitte, Interviews in her­un­ter­ge­kom­me­nen Hotelzimmern und Kamerafahrten durch Metropolen wie New York und Tokio ver­mi­schen sich zu einer mit­rei­ßen­den Klangreise. Musik und Bild sind eigen­stän­dig, kei­nes unter­wirft sich dem ande­ren und doch erge­ben sich Überschneidungen, die mal komisch, mal absurd, mal ein­fach schön sind – wie die Maisfelder im Wind, die einen magi­schen Augenblick lang im Rhythmus von Friths Improvisationen schwin­gen. Step Across The Border ist ein schwarz-wei­ßes Augenzwinkern über den Zusammenhang zwi­schen Schnellbahnen, Stürmen und elek­tri­schen Gitarren und ein meis­ter­haf­ter Diskurs über den Geist des Musik- und des Filme-Machens.” (DOK.fest München 2024)

Credits:

CH/DE 1989, 90 Min., engl. OmU,
Regie: Nicolas Humbert, Werner Prenzel
Kamera: Oscar Salgado
mit den Musiker*innen: Fred Frith, Iva Bittova, Tom Cora, Pavel Fajt, Eitetsu Hayashi, Zeena Parkins, Tim Hodgekison, Arto Lindsey, Bob Ostertag, John Zorn u.v.a.

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One to One: John & Yoko

Ein Film von Kevin Macdonald. Ab 26.6. im fsk.
Cineville Preview (auch für nicht-Cinevilles) am 25.6.

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1971 bezie­hen John Lennon und Yoko Ono ihr Apartment in Greenwich Village. Zu einer Zeit, in der die USA von Nixon, Vietnamkrieg und der Protestbewegung geprägt sind, suchen die bei­den einen Weg, sich aktiv­tis­tisch zu enga­gie­ren. Sie orga­ni­sie­ren ein Benefizkonzert mit dem Titel «One to One».
Der Film bie­tet einen umfas­sen­den und auf­schluss­rei­chen Einblick in die 18 Monate, die John Lennon und Yoko Ono Anfang der 1970er Jahre in Greenwich Village ver­brach­ten. Ein Kinoerlebnis und ein­zig­ar­ti­ges Zeitdokument, das mit bis­her unver­öf­fent­lich­ten,  restau­rier­ten Aufnahmen und von Sohn Sean Ono Lennon neu abge­misch­tem Ton Lennons ein­zi­ges abend­fül­len­des Konzert nach der Beatles-Ära aufgreift.

Credits:

UK 2024, 100 Min., engl. OmU
Regie: Kevin Macdonald

Kamera: David Katznelson
Schnitt: Sam Rice-Edwards 

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Archiv der Zukunft

Ein Film von Joerg Burger. 

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Im Naturhistorischen Museum in Wien wird mit akri­bi­scher Energie gesam­melt, geforscht, archi­viert und reflek­tiert – mehr als 30 Millionen Objekte sind hier über die Jahrhunderte zusam­men­ge­tra­gen wor­den. Der Film zeigt das Museum als eine Welt, die sich in stän­di­ger Veränderung befin­det: Die spek­ta­ku­lä­ren Archivarien aus tau­sen­den Jahren Natur und Menschheitsgeschichte wer­den durch Grundlagenforschung und den leben­di­gen Apparat des Museums immer wie­der neu in der Gegenwart befragt, um in der Zukunft Geschichten zu erzäh­len.
Wie bei einem Rundgang hin­ter den Kulissen erschließt sich die Institution: ein kürz­lich ver­stor­be­ner Löwe wird zur Präparation ein­ge­lie­fert, die Haltung eines Dinosauriers dem aktu­el­len Forschungsstand ange­passt oder Artefakte mit­tels 3D-Scan digi­ta­li­siert.
Als auf­merk­sa­mer Beobachters ent­wirft Regisseur und Kameramann Joerg Burger das Museum als einen Ort, an dem das phy­si­sche Handwerk am Objekt immer auch mit Fragen nach Wissenskonstruktionen und deren inhä­ren­ten Machtbeziehungen ein­her­geht. Die Spezies Mensch – als ver­meint­lich Betrachtende und Wissende – wird in ihrer Beziehung zu Tier, Natur und Historie schließ­lich selbst beobachtet.

Credits:

AT 2023, 92 Min., Deutsch
Regie & Kamera: Joerg Burger
Schnitt: Dieter Pichler

Trailer:
ARCHIV DER ZUKUNFT – Offizieller Trailer
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Good News

Ein Film von Hannes Schilling. Am 2.6. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch.

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Leos Karrierekurve bewegt sich schon län­ger steil nach unten, als der Journalist ver­sucht, sich durch eine außer­ge­wöhn­li­che Story wie­der ins Gespräch zu brin­gen. Ein Bericht über eine ver­bor­gen leben­de Rebellengruppe im süd­thai­län­di­schen Urwald soll es brin­gen. Nach eini­ger Zeit vor Ort haben sich aller­dings weder wei­ter­füh­ren­de Kontakte noch ande­res Berichtenswertes erge­ben. Seine Partnerin zuhau­se ist bereits schwer genervt, er selbst ver­misst vor allem die gemein­sa­me Tochter, und der Chef schreibt unge­dul­dig Mails. Also wird Leo krea­tiv und schmückt alles aus, was er bis­her erfah­ren hat, über­nimmt frem­de Geschichten und schickt den Artikel nach Deutschland. Die Redaktion ist begeis­tert, schrei­ben kann er wohl gut, will aber Fotos. Der Fotograf ist schnel­ler bei ihm, als Leo dage­gen pro­tes­tie­ren kann. Julian ist ein Draufgänger, der nur schnell zum Fotografieren in den Dschungel fah­ren und dann wie­der weg will. Das ist unmög­lich, und die Situation wird zuneh­mend brenz­lig für Leo.
Hätte es anders kom­men kön­nen? Gab es einen Zeitpunkt, an dem Leo hät­te auf­hö­ren kön­nen? Er hat schließ­lich nicht sei­ne beruf­li­che und fami­liä­re Existenz aufs Spiel gesetzt, son­dern auch Vertraute in Thailand ver­ra­ten und aus­ge­nutzt, sich selbst und ande­re in Gefahr gebracht. Ist es sei­ne indi­vi­du­el­le Schuld, oder die sei­nes Redakteurs, oder ein kran­kes System, das nach außen die Moral hoch­hält, innen jedoch jede mög­li­che Schweinerei zum Erreichen eines Ziels erwar­tet? Wo ver­lau­fen ethi­sche Grenzen?
„… ein sehr rele­van­tes Drama über die Grenze von Lüge und Wahrheit, vor allem aber die Grauzone dazwi­schen. Hannes Schilling gelingt ein dra­ma­tur­gisch und schau­spie­le­risch über­zeu­gen­des Werk, das zum Nachdenken anregt … Schilling filmt in Schwarz-Weiß, für eine sti­li­sier­te Distanzierung. Die Filmmusik – groß­ar­tig: Lena Radivoj – bringt dis­so­nant-sphä­ri­sche Klänge in die­se an sich rea­lis­ti­sche, tat­säch­lich aber tra­gö­di­en­haft ver­dich­te­te Geschichte.“
Harald Mühlbeyer, Kino-Zeit

Credits:

DE 2024, 75 Min., Deutsch, Englisch, Thai und Melayu mit deut­schen Untertiteln,
Regie: Hannes Schilling
Schnitt: Marie Fontanel, Paul Gröbel
Kamera: Falco Seliger

mit: Ilja Stahl, Sabree Matming, Dennis Scheuermann

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GOOD NEWS (2024) TRAILER
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Copa 71

Ein Film von Rachel Ramsay und James Erskine. Ab 26.6. im fsk.

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August 1971: Mexico City ist Austragungsort für ein rie­si­ges Fußballspektakel, bei dem Teams aus England, Argentinien, Mexiko, Frankreich, Dänemark und Italien auf­ein­an­der­tref­fen. Über 100.000 Fans ver­wan­deln das his­to­ri­sche Azteca-Stadion Spiel für Spiel in einen Ort der Begeisterung, das Fernsehen berich­tet durch­ge­hend. Die Atmosphäre erin­nert an die größ­ten Momente der inter­na­tio­na­len Fußballgeschichte. Aber die­ses Turnier ist anders als alles, was es vor­her gab, denn auf dem Platz sind aus­schließ­lich Frauen. Es han­delt sich um die Copa ’71, die ers­te inof­fi­zi­el­le Frauenfußball-WM. Von der FIFA und den natio­na­len Fußballverbänden abge­lehnt, wur­de die­ses his­to­ri­sche Ereignis aus den Annalen des Fußballs ver­drängt. Doch nun erin­nert ein Dokumentarfilm an die­ses Turnier, das über zehn Jahre vor der ers­ten offi­zi­el­len Frauenfußball-Weltmeisterschaft statt­fand, und rückt die Spielerinnen der dama­li­gen Zeit, die cha­ris­ma­ti­schen Pionierinnen ihrer Sportart, end­lich ins Rampenlicht.

Vom Anfang an war uns klar, dass wir einen Film machen woll­ten, der nicht nur die
his­to­ri­sche Ungleichheit her­vor­hebt, son­dern auch die invol­vier­ten Frauen wirk­lich
fei­ert und ihnen die Möglichkeit gibt, gehört und aner­kannt zu wer­den. Wir woll­ten,
dass die Zuschauer:innen in die Welt von Copa ´71 ein­tau­chen. Wir woll­ten einen
Raum zum Lachen, zum Weinen und zum Schreien kre­ieren. Wir woll­ten auch eine
wirk­lich glo­ba­le Geschichte erzäh­len, eine, die die­se ein­zig­ar­ti­ge kol­lek­ti­ve Erfahrung spie­gelt.” Regiestatement

Credits:

GB 2023, 91 Min., Englisch/Spanisch/Italienisch/Französisch mit deut­schen Untertiteln, Regie: Rachel Ramsay und James Erskine
Schnitt: Arturo Calvete und Mark Roberts
Kamera: Angela Neil

Trailer:
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Black Tea

Ein Film von Abderrahmane Sissako. Ab 19.6. im fsk.

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Aya, eine jun­ge ivo­ri­sche Frau, sagt an ihrem Hochzeitstag zum Erstaunen und Entsetzen aller „Nein“. Sie lässt die Elfenbeinküste hin­ter sich und beginnt ein neu­es Leben in Guangzhou, China. In die­sem pul­sie­ren­den Viertel, „Chocolate City“ genannt, zählt die afri­ka­ni­sche Diaspora offi­zi­ell 20000 Menschen, geschätzt wird aber ein viel­fa­ches. Hier trifft die afri­ka­ni­sche auf die chi­ne­si­sche Kultur, hier fin­det Aya Arbeit in einem tra­di­tio­nel­len Tee-Laden. Der chi­ne­si­sche Besitzer Cai weist sie in die Kunst der Teezeremonie ein und lang­sam ent­wi­ckelt sich eine zärt­li­che Liebe zwi­schen den bei­den, eine behut­sa­me und sinn­li­che Annäherung, gelei­tet von Interesse, Neugier und Offenheit.
Abderrahmane Sissako (Regisseur u.a. von Bamako und TimbuktuBlack Tea ist sein sechs­ter Film im fsk-Kino) wirft einen höchst fas­zi­nie­ren­den Blick auf die Verflechtung der Kulturen in unse­rer heu­ti­gen glo­ba­li­sier­ten Welt. Recherchiert haben Sissako und sei­ne Drehbuchautorin Kessen Tall in Guangzhou, gedreht aber wur­de in Taiwan.
„China und Afrika unter­hal­ten viel­fa­che Beziehungen, da liegt es doch nahe, dass Menschen sich auch pri­vat näher­kom­men. Allerdings sind die Beziehungen nicht immer kon­flikt­frei: Rassismus ist in China stark ver­brei­tet, bei den Wirtschaftsbeziehungen geht es um Weltmachtpolitik und nicht um Völkerfreundschaft.
Abderrahmane Sissako weiß das alles, aber ihm geht es um eine posi­ti­ve Utopie: Black Tea hat etwas von der Traumatmosphäre des gro­ßen Studiokinos. Die Kultur des Tees, die auf jahr­hun­der­te­al­tem Wissen und auf Plantagen in wun­der­schö­nen Landschaften beruht, ist so etwas wie eine moder­ne Religion, auf die sich ein Mann aus China und eine Frau aus der Elfenbeinküste eini­gen kön­nen. Je mehr Aya und Cai ein­an­der näher­kom­men, des­to deut­li­cher wird auch eine lan­ge Geschichte der Beziehungen zwi­schen China und Afrika erkenn­bar. Politik ist all­ge­gen­wär­tig in Black Tea, aber sie bleibt im Hintergrund. Im Vordergrund sehen wir eine fast schon zere­mo­ni­el­le, äußerst sub­til insze­nier­te Romanze mit Hindernissen, die zum Schönsten gehört, das man zuletzt im Kino sehen konn­te.“
Bert Rebhandl | Tip-Magazin

Credits:

FR/MR/LU/TW/CI 2024, 111 Min., Mandarin, Französisch, Englisch, Portugiesisch OmU
Regie: Abderrahmane Sissako
Kamera: Aymerick Pilarski
Schnitt: Nadia Ben Rachid
mit Nina Mélo, Chang Han, Wu Ke-Xi, Michael Chang

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Moria Six

Ein Film von Jennifer Mallmann. 

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Nachdem ein Feuer das Camp Moria im September 2020 kom­plett ver­nich­tet hat­te, wur­de es gespens­tisch still. Nicht nur vor Ort, son­dern auch im öffent­li­chen Diskurs. Weder die men­schen­rechts­wid­ri­gen Bedingungen in den wei­te­ren Lagern an den Außengrenzen Europas noch die zahl­lo­sen Pushbacks im Mittelmeer schie­nen die Allgemeinheit näher zu beschäf­ti­gen. Auch die Verhaftung der sechs Jugendlichen, die man der Brandstiftung bezich­tig­te, blieb ohne weit­hin hör­ba­res Echo – obwohl schon ein zwei­ter Blick auf die Umstände der Ermittlungen und den fol­gen­den Strafprozess das Vorgehen der grie­chi­schen Justiz als frag­wür­dig offen­bar­te. Ganz zu schwei­gen von der zugrun­de lie­gen­den Flüchtlingspolitik der Europäischen Union.
Jennifer Mallmann wagt mit ihrem Film die­sen zwei­ten Blick. Im Zentrum steht ihr Briefwechsel mit Hassan, einem der ver­ur­teil­ten Jugendlichen, der ihr aus dem Gefängnis von sei­nem Alltag, sei­nen Wünschen und Ängsten berich­tet. Ruhige, exakt kadrier­te Bilder doku­men­tie­ren „Normalität“ an den Rändern der Festung Europa. Sie zei­gen, wie stra­te­gi­sche Abschottung und die damit ein­her­ge­hen­de struk­tu­rel­le Ausgrenzung funk­tio­nie­ren. Wer wis­sen will, wie sich unse­re Staatengemeinschaft ihre Zukunft vor­stellt, muss nur die neu errich­te­ten, futu­ris­ti­schen Hochsicherheitslager betrach­ten. Dort wer­den die Ankommenden behan­delt wie Menschen, die schwe­re Verbrechen began­gen haben. 

Credits:

DE 2024, 82 Min., OmU,
Regie: Jennifer Mallmann
Kamera: Sina Diehl
Schnitt: Maxie Borchert

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Spielerinnen

Ein Film von Aysun Bademsoy.

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Vor 30 Jahren begann die Filmemacherin Aysun Bademsoy eine Langzeitbeob­achtung der ers­ten tür­ki­schen Frauen-Fußballmannschaft außer­halb der Türkei. Mit Mäd­chen am Ball (1995) zeig­te sich, dass der BSC Agrispor in Berlin-Kreuzberg mehr als nur ein Sportverein für die Heranwachsenden war: inmit­ten von Tur­nieren und Freundschaften gewan­nen die Spielerinnen ein neu­es Selbstbild in einem Land und zu einer Zeit, in der Rassismen wie­der offen in die Straßen ge­tragen wur­den. Zwei Jahre danach folg­te Nach dem Spiel, und erst elf Jahre spä­ter Ich gehe jetzt rein.
Viel hat sich ver­än­dert in der Zeit, nicht nur im Leben von Türkan, Nalan, Na­zan und Arzu. Im vier­ten Teil Spielerinnen hat sich der Kreis der Protagonistinnen auf die nächs­te Generation erwei­tert. Durch die­sen Fo­kus – Jugendliche, die in Berlin gebo­ren und aufge­wachsen sind, sich aber den­noch ent­frem­det von einer Mehrheitsgesellschaft füh­len und in kon­ser­va­ti­ve Rollenbilder flüch­ten – wirft die Filmemacherin sub­til die drän­gen­den Fragen unse­rer Gegenwart auf. Welche Perspektiven bie­tet Deutschland jun­gen Menschen und wie ver­bun­den ist die zwei­te Einwanderer­generation noch mit den Erfahrungen ihrer Eltern?

Credits:

DE 2024, 86 Min., deutsch, tür­ki­sche OmU
Regie: Aysun Bademsoy

Kamera: Isabelle Casez, Ines Thomsen
Schnitt: Maja Tennstedt

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