Ein Schweigen

Ein Schweigen

Ein Film von Joachim Lafosse. 

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Der Staranwalt François ver­tei­digt die Eltern der Opfer in einem auf­se­hen­er­re­gen­den Prozess gegen einen Serienkiller, der jah­re­lang Kinder und Jugendliche ent­führt hat­te, sie gefan­gen hielt, sexu­ell miss­brauch­te und schließ­lich ermor­de­te. Die Presse lagert vor dem aus­la­den­den Haus der Familie, sen­sa­ti­ons­lüs­tern und gie­rig nach mög­lichst schlüpf­ri­gen Informationen über den Fall, der das gan­ze Land in Atem hält.
Doch dann gerät François selbst unter Verdacht, auf sei­nem Computer fin­det sich kin­der­por­no­gra­fi­sches Material. Nur zur Recherche für den aktu­el­len Fall habe er sich mit die­sen Bildern beschäf­tigt, ver­tei­digt sich der Anwalt, doch sei­ne Frau Astrid weiß es bes­ser: Hinter der gut­bür­ger­li­chen, wohl­ha­ben­den Fassade ver­birgt sich ein dunk­les Geheimnis, eine lan­ge zurück­lie­gen­de Anschuldigung, die Astrid bis­lang meist für sich behal­ten hat. (…)
Zwar basiert Ein Schweigen in vie­len Aspekten auf dem Fall des bel­gi­schen Serienkillers Marc Dutroux, der wegen Entführung, Vergewaltigung und Mord zu lebens­lan­ger Haft ver­ur­teilt wur­de und vor allem auf Victor Hissel, ein Anwalt der Eltern zwei­er Opfer Dutroux, der selbst des Besitzes von Kinderpornographie schul­dig gespro­chen wur­de. Doch wie so oft in sei­nen Filmen, geht es Lafosse weni­ger um das wie, als um das war­um, weni­ger um das, was die Täter antreibt, als die Folgen für die Opfer.
Die sind im Fall von Ein Schweigen Astrid und Raphael, die eine, die viel zu lan­ge geschwie­gen hat, der ande­re, der nicht mehr schwei­gen kann und will. Dass der Täter, dass François dabei von Daniel Auteil gespielt wird, einem der belieb­tes­ten Schauspieler Frankreichs, erweist sich als beson­ders effek­ti­ver Schachzug. Meist hat Auteil in sei­ner lan­gen Karriere umgäng­li­che, sym­pa­thi­sche Figuren gespielt, die ein wenig ver­schlos­sen sein mögen, aber doch auf der Seite des Rechts stan­den, sich für das Gute ein­ge­setzt haben. So fragt man sich lan­ge, was den Sohn nur dazu gebracht haben kann, sei­nen Vater anzu­grei­fen, ver­sucht, Erklärungen für den Besitz der Kinderpornographie zu fin­den, auch Gründe dafür, dass Astrid jah­re­lang geschwie­gen hat, nicht aus der Ehe floh. Und genau dar­um geht es Lafosse in sei­nem Drama, das ohne fal­sche, auf­ge­setz­te Emotionen von einer Familie erzählt, die es sich in einem Lügengeflecht bequem gemacht hat und nun nicht mehr her­aus­kommt. Die Schuldfrage mag am Ende zwar ein­deu­tig sein, doch die Ambivalenz über­wiegt.“
Michael Meyns | programmkino.de

Credits:

Un Silence
FR 2023, 99 Min., franz. OmU
Regie: Joachim Lafosse
Kamera: Jean-Francois Hensgens
Schnitt: Damien Keyeux
mit Emmanuelle Devos, Daniel Auteuil, Matthieu Galloux

Trailer:
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