Die Familie Kobayashi kann endlich aus ihrer winzigen, beengten Wohnung in Tokio in das Haus ihrer Träume am Stadtrand umziehen. Doch die Dinge sind nicht so perfekt, wie sie scheinen: Das Haus ist von Termiten befallen und die Familie beginnt, verrückt zu werden. „Ishiis Film zu sehen ist ein bisschen so, als würde man den Nervenkitzel seiner ersten Begegnung mit Monty Python vor all den Jahren wiederentdecken: schwarzer Humor in seiner bösartigsten (d.h. lustigsten) Form, temporeich wie ein Pendlerexpress und gewürzt mit einer Prise Science-Fiction, die selbst den am meisten gechippten Zuschauer im Unklaren darüber lässt, wohin er, sie oder es geht.“ TIMEOUT „Die schiere Hemmungslosigkeit des Films reicht aus, um das Interesse aufrechtzuerhalten, da man nicht weiß, wie weit er gehen kann (…) unverkennbar ein Film, in dem keine Grenzen gesetzt sind.“ NYTIMES
Gagarin erzählt die Geschichte von Youri (Alseni Bathily), der guten Seele einer Nachbarschaft, der an der Idee und an den Erinnerungen eines solidarischen Zusammenlebens festhält, bis es nicht mehr geht. Youri ist der selbsternannte Hausmeister einer 60er Jahre Siedlung in einer Vorstadt von Paris namens Gagarin. Obwohl er und seine Freunde sich größte Mühe geben, können sie nicht verhindern, dass die Stadt beschließt, dass die Siedlung abgerissen werden soll. Nach und nach ziehen alle weg, nur Youri hat für sich beschlossen zu bleiben. Erst mal findet Youri neue Freunde. Das Roma Mädchen Diana (Lyna Khoudri, The French Dispatch) ist fasziniert von seinem Einsiedlertum und der Dealer Dali (Finnegan Oldfield, Corsage) lebt auch noch irgendwo im Gebäudekomplex. Dann aber wird die illegale Siedlung von Dianas Familie von der Stadt aufgelöst. Und auch Dali verschwindet nach eine gewalttätigen Auseinandersetzung mit den Bauarbeitern, die Gagarin versiegeln und für die Sprengung vorbereiten. Als letzter Bewohner lebt Youri in der Siedlung wie in einem Raumschiff. Youri weiß, dass er sich in eine Sackgasse manövriert hat, und dass seine Umgebung immer lebensfeindlicher wird. Aber Youri ist stur, er will seine Mission, wie einen Parabelflug beenden und so arbeitet er an einem Countdown, an dessen Ende die Hochhaussiedlung Gagarin für ihn um Hilfe rufen soll. Leider zählt währenddessen noch ein anderer Countdown von 10 bis 0.
Credits:
FR 2020, 95 Min., franz. OmU Regie: Fanny Liatard, Jérémy Trouilh Kamera: Victor Seguin Schnitt: Daniel Darmon mit Alseni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven, Finnegan Oldfield, Farida Rahouadj, Denis Lavant
Trailer:
Gagarin – Einmal schwerelos und zurück TLR 24p OmU Trailer
Im Jahr 2006 hält die Modernisierung Einzug im Königreich Bhutan: Als letztes Land der Erde erhält Bhutan Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die größte Veränderung steht noch bevor: Die Einführung der Demokratie. Nach seinem Oscar-nominierten Spielfilmdebüt Lunana liefert Pawo Choyning Dorji mit The Monk and the Gun eine witzige und warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen.
Es war eine kleine Sensation: Im Jahr 2022 wurde ein bhutanischer Filmemacher mit seinem ersten Spielfilm für die Oscars nominiert. Sein Film Lunana, den er ausschließlich mit Solarenergie gedreht hatte, feierte grosse Erfolge und lockte allein in der Schweiz 15’000 Menschen in die Kinos. Mit The Monk and the Gun meldet sich Pawo Choyning Dorji mit einem ebenso vergnüglichen wie auch wohltuenden Film zurück: Während die Bevölkerung gerade James Bond, das Fernsehen und das Internet entdeckt hat, beschließt der König, sein Land weiter zu modernisieren, indem er Wahlen anberaumt, um ein parlamentarisches System einzuführen. Doch kaum steht der politische Wandel bevor, beginnt die Machtgier die Gemüter der sonst so sanftmütigen Bevölkerung zu erhitzen. Dorji schickt drei Figuren auf die Reise, deren Wege sich vor atemberaubender Kulisse kreuzen werden: Wahlleiterin Tshering Yangden soll in den Bergdörfern Testwahlen durchführen und ein junger Mönch für die geheimnisvolle Zeremonie seines Meisters zwei Schusswaffen finden, während ein US-amerikanischer Waffensammler ein altes Gewehr sucht.
Was will ein Mönch mit einer Waffe? Dorjis pazifistische Antwort ist in Zeiten wie diesen schlicht eine Wohltat und die Seitenhiebe auf den Kapitalismus sind urkomisch. In seinem zweiten Spielfilm entpuppt sich der junge Regisseur als begnadeter Geschichtenerzähler, der das Publikum über die Motive seiner Figuren bis zum Schluss rätseln lässt und die Spannung bravourös aufrechterhält. Ohne zu urteilen und mit viel Respekt richtet Dorji seinen Blick auf das Geschehen und auf einen Moment in seiner Heimat, in dem politische Veränderungen mit den traditionellen buddhistischen Werten kollidieren.
Credits:
The Monk and the Gun BT 2023, 107 Min., Dzongkha, Englisch OmU Regie: Pawo Choyning Dorji Kamera: Jigme Tenzing Schnitt: Hsiao-Yun Ku mit: Tandin Wangchuk, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Tandin Sonam, Harry Einhorn, Choeying Jatsho, Tandin Phubz, Yuphel Lhendup Selden, Kelsang Choejay
Zwei Frauen, die sich normalerweise nie begegnet wären: Die Geschichte einer ungewöhnlichen und herausfordernden Freundschaft spielt vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Abstimmung über die Ablösung des Südsudan vom Norden im Jahr 2011, ist aber auch heute noch höchst aktuell und scheint leider zeitlos zu sein. Mona, bis zu ihrer Heirat mit dem Tischler Akram gefeierte nord-sudanesische Sängerin und gut situiert, macht sich mitschuldig am Tod von Julias Mann. Julia lebt mit ihrem Sohn Daniel, wie die meisten Südsudanes:innen im Norden des Landes, in äußerst prekären Verhältnissen. Um ihr Gewissen zu beruhigen, nimmt die gläubige Muslimin Mona die Katholikin Julia spontan als Hausangestellte bei sich auf. Nun weiß weder Julia, dass ihr Mann nicht mehr lebt, noch weiß Akram, der eigentliche Täter, wer Julia wirklich ist. Die beiden Frauen freunden sich an und unterstützen sich gegenseitig, aber wie lange kann Mona diese Gebäude aus Lügen und Geheimnissen aufrecht erhalten? Schön eingefangen, in langen Einstellungen und vielen Nahaufnahmen, ist die stimmige Chemie zwischen den Darstellerinnen, und beide verleihen ihren Charakteren die nötige Tiefe. Dabei sind sie zwar Öffentlichkeit gewohnt, aber Laien beim Film: Eiman Yousif (Mona) ist real auch sudanesische Sängerin, und Siran Riak (Julia) stand als Miss Südsudan bereits im Rampenlicht. „Ehe-Zwist als Prolog zur Teilung der Nation: Bewunderungswürdig elegant zeigt Regisseur Mohamed Kordofani, wie Rassismus die Zwei-Klassen-Gesellschaft des Sudans prägt – das führte 2011 zur Spaltung. Der wohl erste sudanesische Spielfilm in deutschen Kinos ist ein kleines Meisterwerk.“ Anne-Katrin Müller | kunst+film
Credits:
SD/SE/DE/SA/FR/EG 2023, 120 Min., arab. OmU, Regie: Mohamed Kordofani Kamera: Pierre de Villiers mit: Eiman Yousif, Siran Riak, Nazar Gomaa, Ger Duany
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