Der Stein zum Leben

Ein Film von Katinka Zeune.

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Ein Zirkuswagen und ein Frachtcontainer die­nen dem Steinmetz Michael Spengler als Werkstatt. Hier emp­fängt er Menschen in Trauer. Gemeinsam gestal­ten sie Grabsteine, die von den Toten erzäh­len. Die Eltern Neustadt haben ihren 2‑jährigen Sohn ver­lo­ren. Im Dialog mit Michael fin­den sie Worte, die ihren Gefühlen Ausdruck ver­lei­hen. Aus Worten wer­den Material und Form. Der rau­schen­de Atem des Kindes soll sich in einem fra­gi­len Kalkstein wider­spie­geln. Hardburg Stolle ist kei­ne Frau der vie­len Worte. Unter Michaels Anleitung schwingt sie beherzt den Hammer, um einen Findling zu spal­ten und spürt eine Kraft, die lan­ge ver­gra­ben war. Familie Jacob ringt um die Essenz aus dem lan­gen Leben des Großvaters. Der Naturverbundene, Lebemann, Patriarch. Wie sieht ein Objekt aus, dass ihn im Kern trifft? Michael hilft ihnen über die Grenzen ihrer Vorstellungskraft hin­aus. Sensibel begeg­net er dem Material und den Menschen und beglei­tet jede Familie auf eige­ne Art auf dem oft mona­te­lan­gen Weg. Schritt für Schritt, Entscheidung für Entscheidung. Der Film erzählt von die­sem mühe­vol­len und inti­men Prozess und zeigt wie die Arbeit am Stein den Tod im wahrs­ten Sinne des Wortes be-greif­ba­rer macht. Die Steine neh­men Form an. Und in den Angehörigen reift ein neu­es Verhältnis zu ihren Toten – und zum Leben.

Mit dem Tod wird man nicht nur am Ende des Lebens kon­fron­tiert, son­dern auch mit­ten im Leben. Meine Mutter ist vor sechs Jahren gestor­ben. Der Tod war mit­ten in mein Leben geplatzt, und ich muss­te einen Weg fin­den, mit dem Verlust umzu­ge­hen. Damals habe ich gemein­sam mit Michael Spengler ein denk­werk für mei­ne Mutter gestal­tet. Der Prozess, den ich dort erlebt habe, und sei­ne Arbeit haben mich sehr beein­druckt. Als der Stein fer­tig war, habe ich ihn gefragt, ob ich einen Film über ihn machen kann.“ Katinka Zeuner

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Credits:

DE 2018, 77 Min., 
Regie & Kamera: Katinka Zeuner 
Schnitt: Anna Pesavento

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Oray

Ein Film von Mehmet Akif Büyükatalay.

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Es gibt wohl kaum ein Thema, was der­art umkämpft und gleich­zei­tig so beharr­lich im öffent­li­chen Interesse zu zir­ku­lie­ren scheint wie der Islam und Muslime. Ich muss­te mich als Muslim hier­zu ver­hal­ten. Als Sohn mus­li­mi­scher Eltern jener ers­ten Generation tür­ki­scher Einwanderer … hat der Islam seit­dem ich den­ken kann einen zen­tra­len Platz in der Regelung unse­res all­täg­li­chen Lebens ein­ge­nom­men. Was in tota­ler Affirmation – als Jugendlicher in der Rolle als Jugendbeauftragter, Prediger und gar als Vorbeter in der Gemeinde – anfing – wur­de spä­ter zur kri­ti­schen Auseinandersetzung und heu­te zu einer fas­zi­nier­ten Distanz und kri­ti­schen Beobachtung, ver­bun­den mit dem Willen, die­se Faszination und Auseinandersetzung mit dem Islam in mei­ne künst­le­ri­sche Arbeit zu trans­por­tie­ren und wei­ter­zu­ge­ben. Der Film ist in sei­ner Handlung nicht auto­bio­gra­fisch.“ (M. Büyükatalay) Oray und Burcu leben in Hagen, sind jung und glück­lich ver­hei­ra­tet. Manchmal jedoch gibt es auch bei ihnen Streit, und ein­mal geht Oray im Zorn so weit, Burcu die isla­mi­sche Scheidungsformel „Talāq“ auf die Mailbox zu schrei­en. Selbst völ­lig ent­setzt dar­über, sucht er als guter Muslim Rat beim ört­li­chen Imam, der eine 3‑monatige Kontaktpause für die rich­ti­ge reli­giö­se Lösung hält. Burcu hält das für Unsinn und kämpft dage­gen an, doch ihr Mann zieht nach Köln, um die Trennung zu ermög­li­chen. In der dor­ti­gen mus­li­mi­schen Gemeinde fühlt er sich gut auf­ge­ho­ben, der zustän­di­ge Imam ist jedoch wesent­lich stren­ger in der Auslegung der Scheidungsformel. Oray, der sei­ne Frau aber grund­sätz­lich nicht ver­las­sen will, zer­reißt es inner­lich. Zwischen eige­nen Ansprüchen, sei­nen neu­en, gläu­bi­gen Freunden, den weni­ger reli­giö­sen ehe­ma­li­gen Studienkollegen und der Liebe zu Burcu ver­fängt er sich in Widersprüche und Selbstzweifel.

Dank sei­ner sen­si­blen Kamera und der poin­tier­ten Dialoge, die stets durch und durch lebens­echt wir­ken, ist Oray ein beacht­li­ches Debüt gewor­den, das neue Blickwinkel und Einsichten ermög­licht ins Lebenswelten, die man sonst nur kli­schee­haft ver­zerrt auf der Leinwand oder im Fernsehen sieht. Ein Glücksfall, wie gesagt.” Joachim Kurz | kino-zeit

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Credits:

DE 2018, dt.türk.,romani OmU, 100 Min.
Regie, Buch: Mehmet Akif Büyükatalay
Kamera: Christian Kochmann
Montage: Denys Darahan
mit:
Zejhun Demirov (Oray)
Deniz Orta (Burcu)
Cem Göktaş (Bilal)
Faris Yüzbaşıoğlu (Tanju)

Termine:

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ORAY – Trailer from Pluto Film on Vimeo.

Klasse Deutsch

Ein Film von Florian Heinzen-Ziob.

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Da ist z.B. Panvera, die sehr ehr­gei­zig und schlau ist, sich vor allem aber auch im Armdrücken nicht vor den ande­ren ver­ste­cken muss, oder Ferdi, mit 15 Jahren der ältes­te Schüler in der Klasse, des­sen Berufswunsch, Automechaniker zu wer­den, wegen sei­ner schu­li­schen Leistungen in wei­te Ferne rückt. Dann gibt es noch Kujtim, der lie­ber schwänzt als zu ler­nen und sei­nen Freund Schach, der Clown, des­sen stän­di­ges Flirten mit allen und jedem ihm kei­ne Zeit lässt, sich auf die Schulaufgaben zu kon­zen­trie­ren. Ein kun­ter­bun­ter Haufen, der zusam­men­ge­hal­ten wird durch Ute Vecchio, der Klassenlehrerin, die ver­sucht inner­halb von zwei Jahren ihren Schüler/innen in der Vorbereitungsklasse Lesen und Schreiben bei­zu­brin­gen, und zwar 5 Stunden am Tag, um sie dann in die Regelschule ent­las­sen zu kön­nen. Neben den Kindern ist sie der Mittelpunkt des Films, um ihre Strenge und ihre Zuneigung dreht sich alles.
Inzwischen gibt es vie­le Dokumentarfilme, die Schulklassen beglei­ten und beob­ach­ten. Als rich­tungs­wei­send könn­te „Sein und Haben“ von Nicolas Philibert ange­se­hen wer­den. „Klasse Deutsch“ hat wie die­ser wun­der­ba­re Momente, so wenn Ute Vecchio an einem schul­frei­en Tag ganz allei­ne das Klassenzimmer streicht. Dann ent­steht ein traum­haf­ter Augenblick, der gleich­zei­tig auf ihr bedings­lo­ses Engagement und das Bedürfnis nach Entschleunigung und Ruhe verweist.
Im Gegensatz zu „Sein und Haben“ ist die­ser Film viel geer­de­ter. Ein Vorwurf von kit­schi­ger Darstellung einer hei­len Welt lie­ße sich wahr­lich nicht auf­recht erhal­ten, was natür­lich schon an dem spe­zi­fi­schen Personal abzu­le­sen ist, aber auch an der Entscheidung, den Film in Schwarzweiß zu dre­hen. In die­sem Fall stellt das kei­ne cine­as­ti­sche Spielerei dar, son­dern lädt deut­lich zu Verallgemeinerungen und Diskursen ein, im Gegensatz zu Farbfilmen, die eher den natu­ra­lis­ti­schen Blick beto­nen. (Indiekino Berlin)

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Credits:

DE 2018, 89 Min., 
Regie & Schnitt: Florian Heinzen-Ziob
Kamera: Enno Endlicher

Termine:

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Trailer:

Klasse Deutsch / TRAILER from Florian Heinzen-Ziob on Vimeo.

Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen

Ein Film von Radu Jude. 

[Credits] [Indiekino Club] [Trailer]

Das selbst­be­wuss­te Zitat stammt von Mihai Antonescu, der zuerst als Justiz- und Propagandaminister, spä­ter dann als Außenminister und Vizepräsident der faschis­ti­schen Regierung in Rumänien für den rumä­ni­schen Anteil am Holocaust mit­ver­ant­wort­lich war, wo bis 1944 über 300.000 Juden und 20.000 Roma depor­tiert und ermor­det wurden.

Radu Jude stellt schon mit dem Titel klar, dass er sei­nen Film als def­ti­ge Inszenierung gegen die Verdrängung der Vergangenheit ver­steht. Die Schauspielerin Ioana Iacob tritt vor die Kamera und wünscht den ZuschauerInnen viel Spaß, dann schlüpft sie in die Rolle der Theaterregisseurin Mariana Marin, die ein Reenactment des Massakers an der jüdi­schen Bevölkerung von Odessa 1941 probt. Auf dem Gelände eines Militärmuseums, zwi­schen aus­ge­stell­ten Waffen und Uniformen. Auf dem Freigelände ros­ten Panzer vor sich hin, dazwi­schen wuseln die Akteure in Uniform, die Kulturfunktionäre, die den Tabubruch fürch­ten, die Techniker mit prak­ti­schen Problemen. Und alle ande­ren. Radu Judes bis­her bes­ter Film ver­schmilzt die­sen Bienenschwarm mit einer Reise zwi­schen Vergangenheit und Zukunft zu einer ful­mi­nan­ten Groteske. Je län­ger die Vergangenheit ver­gan­gen ist, des­to grö­ßer die Gefahr der Wiederholung, weil sie weder ver­gan­gen ist noch reflek­tiert wurde.

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Credits:

RO, BG, DE, FR 2018, 140 Min.,
rum.OmU
Regie, Buch: Radu Jude
Kamera: Marius Panduru
Schnitt: Cătălin Cristuţiu
mit: Ioana Iacob, Alexandru Dabija, Alex Bogdan

Termine:

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Trailer:

Asche ist reines Weiß

Ein Film von Jia Zhang-Ke.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Fast ein wenig lang­wei­lig ist es, die Filme von Jia Zhang-Ke Meisterwerke zu nen­nen, doch was will man machen?(Michael Meyns |programmkino.de)

Qiao (Zhao Tao) ist weib­li­ches Mitglied einer Gemeinschaft mit aus­ge­präg­ten mafiö­sen Strukturen, dem soge­nann­ten Jiang-Hu-Milieu – eine rei­ne Männergesellschaft mit star­ren, ritu­el­len und bru­ta­len Regeln. Im Verlauf einer Auseinandersetzung mit einem ver­fein­de­tem Clan ret­tet sie ihrem Geliebten Bin (Liao Fan) das Leben, wird ver­haf­tet und ver­büßt aus Loyalität und Liebe zu ihm eine fünf­jäh­ri­ge Haftstrafe. Nach ihrer Entlassung reist sie Bin in den Süden Chinas hin­ter­her, der inzwi­schen mit einer ande­ren Frau zusam­men ist.

Der Film spielt in der Zeitspanne von 2001 bis 2018. Er ist dar­in ein­ge­bet­tet und im Grunde nicht vor­stell­bar ohne den zeit­li­chen und poli­ti­schen Hintergrund. Die Erzählung ist unauf­lös­lich dar­in ver­zahnt. Die Figuren schei­nen ori­en­tie­rungs­los und ent­wur­zelt zu sein, als ob ein­zig ihre insta­bi­le Parallelwelt ihnen noch Halt bie­ten könn­te. Nicht umsonst spielt ein Teil des Films im Staudammgebiet am Jangtsekiang im Jahr 2006, in einer Welt, die kurz dar­auf ver­schwun­den sein wird:

Die rie­si­gen Wohnhäuser, die hier kilo­me­ter­lang das Ufer säu­men, wird es irgend­wann, sobald die Schleusen geöff­net wer­den, nicht mehr geben. Ein Ort mit einer Halbwertszeit, ein Ort, der nie rich­tig ent­ste­hen konn­te, weil er immer schon im Sterben lag. Die gigan­ti­schen natio­na­len Bauprojekte der Regierung set­zen hier eine gan­ze Welt aufs Spiel, eine Welt mit schwa­chen Wurzeln, eine Welt mit fest­ge­leg­ter Dauer.

Diese Episode aus Jias drei­ak­ti­gem Film ist die mit Abstand ein­drück­lichs­te. Hier ver­wächst sich Qiaos per­sön­li­che Geschichte am schöns­ten und zugleich gespens­tischs­ten mit dem poli­ti­schen Raum, in den sie ihre Kerben schlägt. Ihr ent­wur­zel­ter Zustand zwi­schen Vergangenheit und Zukunft kor­re­liert mit einem Raum, der aus kei­ner sta­bi­len Vergangenheit her­aus ent­stand und dem kei­ne Zukunft in Aussicht gestellt ist.”
(Lukas Stern/critic.de)

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Credits:

CN/FR 2018, 141 Min., chin. OmU
Regie: Jia Zhang-Ke
Kamera: Eric Gautier
Schnitt: Matthieu Laclau
mit: Tao Zhao, Fan Liao, Zheng Xu, Casper Liang

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Termine:

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ASH IS PUREST WHITELES ETERNELS (Official Trailer OV/d, f)

Der Boden unter den Füßen

Ein Film von Marie Kreutzer.

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Marie Kreutzers im Wettbewerb der Berlinale 2019 urauf­ge­führ­ter Film han­delt vom Gefühl der Unsicherheit, wenn sich der Boden unter den Füßen zu bewe­gen beginnt, statt die Füße auf dem Boden. Die Angst vor dem Fall führt zu Panik, die Panik zum Kontrollverlust und womög­lich fällt man. Lola ist Unternehmensberaterin und lernt die­se Unsicherheit ken­nen, zwi­schen mög­li­cher­wei­se objek­ti­ver und sub­jek­ti­ver Realität zu chan­gie­ren und sich nicht mehr sicher sein zu kön­nen. Das muß sie aber in einer Welt der Krokodile, die sie nicht zu genie­ßen scheint (im Gegensatz zu den männ­li­chen Kollegen), aber als Norm akzep­tiert und sich wie ein Eisbrecher durch 100 Std. Arbeitswochen, Konkurrenzkämpfe, dut­zen­de Hotelzimmer und einer noch ste­ri­le­ren eige­nen Wohnung bewegt. Ein Raum für Liebe und Privatleben scheint in Lolas Universum vor­han­den, sie lebt eine Hotelbeziehung mit ihrer Vorgesetzten Elise. Vielleicht ist das aber nur Teil ihrer Kosten/Nutzen Rechnung und deckt not­wen­di­ge Bedürfnisbefriedigung ab. Die ein­zi­ge Person, der sie wirk­lich ver­bun­den scheint, ist ihre älte­re Schwester Conny, die wegen ihrer Schizophrenie erneut in die Psychiatrie ein­ge­wie­sen wird. Sicher spie­gelt Conny auch die ande­re Seite von Lola. Marie Kreutzer schafft vie­le sol­cher Spielräume für ihre Hauptfigur und die Zuschauer, sie ermög­li­chen eine Annäherung an eine Person, die, gut bezahlt, Existenzen rui­niert und Menschen kaputt­macht. Aber es geht hier natür­lich um ein mensch­li­ches Grundprinzip, selbst aus­ge­dach­te Zwänge zu opti­mie­ren und ande­ren auf­zu­zwin­gen, um vor ärge­ren Befindlichkeiten geschützt zu sein. So ver­geht das Leben im Man Muß Ja Stadium, bis es aus­ge­stan­den ist.

Die Arbeit einer Unternehmensberatungsfirma, wo man ande­re Menschen ent­lässt und ein­spart, das war mir immer fremd, aber je inten­si­ver ich mich damit befasst hat­te, des­to kla­rer wur­de mir, dass es sich dabei um eine zuge­spitz­te Variante unse­rer Lebensrealität han­delt: Da ist es nun mal so, dass die Arbeit über allem steht. Dass es kei­nen Raum und auch kei­ne Zeit gibt, um wirk­lich ein Privatleben zu füh­ren. Eine her­kömm­li­che Partnerschaft oder Familie zu haben, ist fast unmög­lich. Da sieht man kon­zen­triert, wie unse­re Arbeitswelt funk­tio­niert und wie die meis­ten von uns arbei­ten, näm­lich immer zu viel und immer mit dem Anspruch, noch mehr zu leis­ten, auf allen Ebenen per­fekt zu sein und alles zu opti­mie­ren. Und dadurch auch nie­mals irgend­wo anzu­kom­men.“ Marie Kreutzer

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Credits:

AT 2019, 108 Min.,
Deutsche Originalfassung mit eng­li­schen Untertiteln.
Regie, Buch: Marie Kreutzer
Kamera: Leena Koppe
Schnitt: Ulrike Kofler
mit: Valerie Pachner Pia Hierzegger Mavie Hörbiger Michelle Barthel

Termine:

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Trailer:

Der Boden unter den Füßen Trailer Deutsch | German [HD]

Luft zum Atmen – 40 Jahre Opposition bei Opel in Bochum

Ein Film von Johanna Schellhagen/labournet.tv.

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1972 grün­de­ten ein paar Arbeiter und Revolutionäre bei Opel in Bochum die „Gruppe oppo­si­tio­nel­ler Gewerkschafter”(GoG). Die GoG exis­tier­te über 40 Jahre und hat mit ihrer radi­ka­len Betriebsarbeit den Widerstandsgeist in der Bochumer Belegschaft befeuert.

Als Betriebsräte gaben sie gehei­me Informationen an die Belegschaft wei­ter, sie sorg­ten für acht­stün­di­ge Betriebsversammlungen, kämpf­ten gegen Krankenverfolgung, orga­ni­sier­ten ihren eige­nen Bildungsurlaub und ver­such­ten sogar, auf eige­nen Faust direk­te inter­na­tio­na­le Solidarität zwi­schen den ver­schie­de­nen General Motors Belegschaften in Europa her­zu­stel­len, um sich gegen die Standorterpressungen in den 90er Jahren zur Wehr zu setzen.

Ihre radi­ka­len Aktivitäten kul­mi­nier­ten schließ­lich in einem der wich­tigs­ten Wilden Streiks deut­schen Nachkriegsgeschichte, als die Belegschaft im Oktober 2004 sechs Tage lang das Werk besetz­te und die Produktion in ganz Europa lahmlegte.

Ein Portrait von Kollegen, die sich Gehör verschafften.

Credits:
D 2019, 71 Min.
Ein Film von Johanna Schellhagen/labournet.tv

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Zu jeder Zeit

Ein Film von Nicolas Philibert.

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Der Ausbildung zur Pflegekraft – einem immer wich­ti­ger wer­den­den Beruf – hat sich Nicholas Philibert (Sein und Haben) in einer über­sicht­lich gro­ßen Pflegeschule in Paris dies­mal ange­nom­men. Wer sich für die­se kör­per­lich und psy­chisch anspruchs­vol­le, aber immer noch schlecht bezahl­te Tätigkeit ent­schei­det, braucht nach­voll­zieh­bar eine gro­ße Portion Enthusiasmus. Die jun­gen Menschen, eine diver­se, offen­sicht­lich aus vie­len ver­schie­de­nen Kulturkreisen zusam­men­ge­setz­te Gruppe, sind mit viel Engagement bei der Sache. In drei Teile geglie­dert, zeigt der dis­kret vor­ge­hen­de Film sie im Theorieunterricht, bei ers­ten prak­ti­schen Anwendungen am leben­di­gen Patienten und, fast die Hälfte des Films, bei Besprechungen mit Betreuern, wo Probleme und Erlebnisse der ver­schie­de­nen Praktika ver­han­delt wer­den. Nach den auch sehr humor­vol­len zwei ers­ten rührt die­ser Teil am meis­ten, kommt man doch Lage, Stellung und Befindlichkeiten der Auszubildenden näher und sieht, wie­viel Freude am Beruf die meis­ten ohne Personalmangel und gestress­te Vorgesetzte hät­ten. Gerne lei­det und lacht man mit, wird neu­gie­rig, Fragen zu eige­nen Fähigkeiten und Beurteilungen wer­den eben­so ange­scho­ben wie Gedanken zur per­sön­li­chen kör­per­li­chen wie psy­chi­schen Verletzlichkeit – ein zu Empathie anre­gen­der Film eben, der Freude macht.

… Zukünftigen Pflegenden, die dazu bestimmt sind, im Schatten zu blei­ben, eine Stimme zu geben, ihre Hingabe, Würde, aber auch ihre Ängste, Zweifel und Verletzlichkeit zu zei­gen, ist in sich selbst ein poli­ti­scher Prozess. …“ Nicolas Philibert

… Hierin liegt die Magie von Philiberts Filmen: sie sind poin­tiert, zärt­lich und beschei­den, sei­ne Kamera fängt Momente des Zweifelns und der Freude ein, klei­ne Dinge, die gemein­sam die Chronik eines klei­nen, von Respekt, Empathie und Neugier gepräg­ten Universums bil­den.“ Première

Credits:

De chaque instant
FR 2018, 105 Min., frz. OmU
Regie, Kamera, Schnitt: Nicolas Philibert 

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Frauen bildet Banden

Ein Film des FrauenLesbenFilmCollectifs LasOtras.

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Die „Rote Zora” war in den 1970er und 1980er Jahren eine mili­tan­te Frauengruppe in der BRD, die sich klan­des­tin orga­ni­sier­te. Entstanden ist die femi­nis­ti­sche Gruppe aus dem Kontext der Revolutionären Zellen. Ihre Aktivitäten rich­te­ten sich u.a. gegen die all­täg­li­che Gewalt gegen Frauen, gegen Gen- und Reproduktionstechnologien, Bevölkerungspolitik und inter­na­tio­na­le Ausbeutungsbedingungen als Ausdruck patri­ar­cha­ler Herrschaft. Zentral waren die Selbstermächtigung der FrauenLesben und der Bruch mit der zuge­schrie­be­nen Friedfertigkeit.

Erzählungen von ver­schie­de­nen Zeitzeuginnen, Interviews mit einer Historikerin und ehe­ma­li­gen Zoras las­sen die Geschichte der „Roten Zora” und der dama­li­gen Frauenbewegung wie­der leben­dig wer­den. Historische Aufnahmen der Frauen- und Studentinnen*bewegung in der BRD brin­gen Erinnerungen an die dama­li­gen Kämpfe zurück. FrauenLesben aus ande­ren Ländern berich­ten über ihre Begegnung mit die­ser Politik heute.

Der Film zeigt, dass vie­le Themen der Roten Zora hoch aktu­ell sind und bie­tet viel span­nen­den Diskussionsstoff zum heu­ti­gen Umgang mit die­ser Geschichte.

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Credits:

DE 2019, 77 Min.,
FrauenLesbenFilmCollectif LasOtras

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Jibril

Ein Film von Henrika Kull.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Maryam ist berufs­tä­tig, allein­er­zie­hend und steht fest im Leben. Dann begeg­net sie Jibril, der eine mehr­jäh­ri­ge Gefängnisstrafe absitzt. Schlummernde Sehnsüchte bre­chen auf und die bei­den stür­zen sich in eine stür­mi­sche Romanze – die außer­halb der Besuchszeiten vor­nehm­lich in ihren Köpfen statt­fin­det. Wie viel Substanz kann eine Beziehung unter die­sen Bedingungen ent­wi­ckeln? Wo ver­läuft die Grenze zwi­schen Projektion und blü­hen­der Liebe? Und hat letz­te­re die Kraft, Gefängnismauern zu über­win­den? Mit gro­ßer Nähe zu ihren Protagonist*innen geht Henrika Kull in ihrem Spielfilmdebüt die­sen Fragen nach.“ (Frauenfilmfest 2018)

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Credits:

DE 2018, 83 Min.,
Regie, Buch, Schnitt: Henrika Kull 
Kamera: Carolina Steinbrecher 
mit: Susana Abdulmajid Malik Adan ( Doua Rahal Emna El-Aouni Regina Schulte am Hülse

Termine:

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Trailer:

Jibril (Trailer) | missingFILMs | Kinostart: 09.05.2019