Ein Film von Jonathan Schörnig.
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Seenotrettung taucht in der Öffenlichkeit und der Agenda der EU-Staaten derzeit fast nur noch als Schleusungskriminalität auf, während viel Fantasie, Geld und Unmoral aufgebracht wird, um Geflüchtete möglichst weit außen vor zu halten – wie uns die IMK am, man könnte es zynisch nennen, Weltflüchtlingstag in Potsdam gerade vor Augen führte.
Wie wenig Lebensrettung im Meer mit dem zu tun hat, wie sie politisch behandelt wird, zeigt Jürgen Schörnigs Echtzeitdokumentation Einhundertvier. Sie zeugt davon, wie lange es dauert und wie schwierig es ist, 104 Menschen schon allein bei ruhiger See aus einem defekten, sinkenden Gummischlauchboot zu bergen. Nicht nur das: die plötzlich auftauchende Libysche Küstenwache bringt zusätzlich erhebliche Unruhe ins Spiel – einige Männer vom Boot würden lieber sterben, als zurück nach Libyen zu müssen. Auch wenn der nur halbwegs glückliche Ausgang, alle Männer wurden gerettet, aber ein weiteres Schlauchboot in der Nähe, mit Frauen und Kindern, konnte in der Weite des Meeres nicht mehr gesichtet oder geortet werden, bekannt ist, bleibt doch eine dem Sujet innewohnende Spannung. Die Hochachtung für die uneigennützige risikante Arbeit der Retter*innen wechselt ab mit dem Unglauben über den unfassbaren Mut der Ausweglosigkeit, mit dem sich Menschen dicht gedrängt auf ein seeuntaugliches Gefährt setzen, und eine solche Überfahrt wagen.
Den Kaptän des agierenden Rettungsbootes „Eleonore”, Claus-Peter Reisch, kennen wir bereits aus dem Dokumentarfilm Nichts Neues von Lennart Hüper. Dort geht es um die monatelange Festsetzung „seines“ vorherigen Rettungsbootes auf Malta, und die – in letzter Instanz dann doch gewonnenen – unverschämten Gerichtsverfahren gegen ihn.
Credits:
DE 2023, 93 Min., engl., dt. OmU
Regie & Schnitt: Jonathan Schörnig
Kamera: Jonathan Schörnig, Johannes Filous
Trailer:
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