Filme von Derek Jarman

80 Jahre alt wäre der Maler, Autor, Regisseur und poli­ti­sche Aktivist Derek Jarman am 31.1.22 gewor­den. Er starb 1986 an den Folgen sei­ner AIDS-Erkrankung, die er auch in sei­nen Filmen zur Sprache brach­te. BLUE, sein letz­ter und for­mal wohl extrems­ter Film, wur­de von der Krankheit, durch die er erblin­de­te, bestimmt. Die Ton- Musik- und Sprechcollage vor mono­chrom blau­er Leinwand ist poli­tisch und per­sön­lich, poe­tisch und dis­kur­siv zugleich.

Jarmans Filme gel­ten als radi­kal, zor­nig und enga­giert. Er führ­te einen ste­ti­gen Kampf gegen die Thatcher-Regierung und zeig­te sich hier­bei als Queer- und AIDS-Aktivist, aber sein Thema war vor allem auch die Liebe, beson­ders die ver­hin­der­te, und körperliche.

Wir zei­gen sechs sei­ner Werke, die neu restau­riert und digi­ta­li­siert wur­den. Dazu gibt eine Doku über ihn, von Regisseur Julien Isaac und Tilda Swinton, die ohne Jarman nicht zu den­ken wäre (und umge­kehrt), und in allen sechs Filme mitwirkt:

Caravaggio (1986, 93‘), der bio­gra­fi­sche Ausschnitt vom ita­lie­ni­schen Maler ist wohl sein bekann­tes­tes Werk. (21.1. 17:45) [Tickets]

The Garden (1990, 95‘) ist eine sinn­li­che, sub­jek­ti­ve, schwu­le Passionsgeschichte mit Garten-nahem Atomkraftwerk.(22.1. 17:45) [Tickets]

Edward II (1991, 90‘) hat bei Jarman einen etwas ande­ren Stand als bei Mel Gibson seinerzeit.(23.1. 17:45) [Tickets]

Wittgenstein (1993, 75‘) – „hei­te­re, dia­log­si­che­re, her­vor­ra­gend gespiel­te Gesamtschau auf das Leben eines phi­lo­so­phi­schen Außenseiters“ (Lexikon des intern. Films) (24.1. 17:45) [Tickets]

War Requiem (1989, 92‘) ist die fil­mi­sche Umsetzung Benjamins Brittons Musikstücks, mit Laurence Olivier in sei­ner letz­ten Rolle. (25.1. 17:45) [Tickets]

Blue DF (1993, 74‘), gespro­chen von Derek Jarman, Tilda Swinton, Nigel Terry, John Quentin, und in der deut­schen Fassung von Ulrich Matthes, Sylvester Groth, Wolfgang Condrus, Eva Mattes. (22. & 23.1. 15:45) Blue OV [Tickets]

Derek (2008, 76‘) – ein Brief, ein Interview, eine Rückschau und Hommage (26.1. 17:45) [Tickets]

  • alle Filme lau­fen in Originalfassung mit deut­schen Untertiteln, Blue in dt. und engl. Fassung

End of Season

ein Film von Elmar Imanov. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Fidan ist Ärztin, ihr Mann Samir Schauspieler ohne Engagement, Sohn Mahmut stu­diert und fühlt sich zu Höherem beru­fen. Die Kleinfamilie lebt zusam­men in einer klei­nen Wohnung in Baku, hat sich aber längst aus­ein­an­der­ge­lebt. Einen Tag lang beglei­ten wir das Trio, dabei soll ein Ausflug ans Kaspische Meer Familienleben sug­ge­rie­ren. Fidan muss sich außer­dem ent­schei­den, ob sie das Arbeitsangebot einer deut­schen Klinik annimmt. Während ihr Mann am Strand ein­schläft, schwimmt sie aufs Meer hin­aus und ver­schwin­det.
Traditionelle Mentalität und Lebensweise, jahr­zehn­te­lang das Fundament für regio­na­le Identitäten, trifft nun, auch durch den neu­en Öl-Reichtum Aserbaidschans begrün­det, auf eine moder­ne­re und kapi­ta­lis­ti­sche­re Sichtweise. Die Veränderungen in der Gesellschaft wird hier durch die vor­sich­ti­ge Beobachtung von Beziehungen und Dynamiken inner­halb der Familie auf­ge­zeigt. Die Irritation über den Grad des offen­sicht­li­chen Verlustes der Kommunikationsfähigkeit weicht jedoch zum Ende hin einer empa­thi­schen, melan­cho­li­schen Stimmung.
„Für sei­ne zutiefst rät­sel­haf­te Darstellung des fami­liä­ren Zerfalls, sei­ne oft über­ra­schen­de erzäh­le­ri­sche Schrägheit und sei­ne erfri­schen­de Beschwörung einer Welt, in der jedes Heim eine pri­va­te Kammer frus­trier­ter Sehnsucht ist – vor allem für Frauen.“ – dafür erhielt der Film den Preis der inter­na­tio­na­len Filmkritik beim Filmfestival Rotterdam

Credits:

DE/GE/AZ 2019, 92 Min., aser­bai­dscha­ni­sche OmU
Regie: Elmar Imanov
Kamera: Berta Valin Escofet und Driss Azhari
Schnitt: Ioseb „Soso” Bliadze
mit Rasim Jafarov, Zulfiyye Gurbanova, Mir-Mövsüm Mirzazade

Trailer:
END OF SEASON – Offizieller Trailer
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Petite Maman

ein Film von Céline Sciamma. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Auch „Petite Maman“ ist, wie der etwas anders gela­ger­te „Europe“, eine fan­tas­ti­sche Geschichte, die schon beim Wettbewerb der Berlinale 2021 vie­le ver­zau­ber­te. Es dau­ert ein wenig, bis man begreift, dass Celine Sciamma uns hier einen Zeitreise-Film prä­sen­tiert, mit der ein­fa­chen Prämisse, dass die acht­jäh­ri­ge Nelly im Haus der ver­stor­be­nen Großmutter auf ihre gleich­alt­ri­ge Mutter trifft und mit ihr die Tage ver­bingt. Die Mutter trau­ert um ihre Mutter und ist plötz­lich ver­schwun­den, bis sie als Nellys Spielgefährtin wie­der auf­taucht. Eine Zeitmaschine, die uns Gegenwärtigkeit schenkt, und eine heil­sa­me, ima­gi­nier­te Erinnerung her­vor­ruft, so ist der Plan der Regisseurin.

Zu Beginn ein Abschied, zum Ende ein Wiedersehen: Solch eine Klammer setzt Sciamma um ihren Film, die Linearität ver­spricht. „Petite Maman“ unter­läuft sie aller­dings und schlägt ande­re Pfade ein, berich­tet mit schlich­ten wie zau­ber­haf­ten Bildern von den rites de pas­sa­ge, fei­ert Übergangsszenarien und Herbstfarben, die der Winter dem­nächst ver­trei­ben wird. Doch nur dem Anschein nach hat die­ser Film nicht die Wucht, die „Porträt einer jun­gen Frau in Flammen“ aus­zeich­net. „Petite Maman“ hat es ganz schön in sich. Seine Kraft will nur anders ent­deckt wer­den, wenn er über Sehnsucht und Trauer fabu­liert, über Lichtschalter, die Kinder in ein Morgen tele­por­tie­ren, und Geheimnisse, die sich nicht ver­ste­cken, son­dern denen nur ein Gegenüber fehlt, dem sie erzählt wer­den wol­len.“ Anne Küper | critic.de

Credits:

FR 2021, 72 Min., frz. OmU
Regie, Buch: Céline Sciamma
Kamera: Claire Mathon
Schnitt: Julien Lacheray
mit Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot Abascal

Trailer:
Petite Maman – Official Trailer
im Kino mit deut­schen Untertitlen
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The other Side of the River

ein Film von Antonia Kilian.

[Indiekino Club] [Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Als die deut­sche Kamerafrau Antonia Kilian 2016 die Fernsehbilder von der Befreiung der nord­sy­ri­schen Stadt Manbidsch aus den Händen der Terrorgruppe IS im Fernsehen sieht, ist sie fas­zi­niert: Frauen haben den soge­nann­ten Islamischen Staat aus der Stadt getrie­ben – Frauen in Uniform, bewaff­net mit Granaten und femi­nis­ti­schen Werten.
„Ich möch­te alle Frauen in Manbidsch befrei­en“, sagt die 20-jäh­ri­ge Hala Mustafa, die Kilian ken­nen­lernt, als sie in die auto­no­me kur­di­sche Region Rojava in Syrien reist, wo jene Frauen ihre mili­tä­ri­sche Ausbildung erhal­ten – femi­nis­ti­sche Schulungen inklu­si­ve. Hala lernt hier, eine Soldatin zu wer­den, um in ihrer Heimatstadt auf der ande­ren Seite des Euphrat als Polizistin zu arbei­ten. Ihr größ­ter Wunsch ist es, ihre vier Schwestern aus dem Elternhaus zu holen, wo sie wei­ter­hin zwangs­ver­hei­ra­tet und unter­drückt wer­den. …
Eine femi­nis­ti­sche Militärakademie vol­ler jun­ger Frauen, die ihr Schicksal selbst in die Hand neh­men: Nicht nur für die Regisseurin von The other Side of the River … ist die kur­di­sche Frauenakademie in Rojava Utopie und Projektionsfläche. „Ich hat­te gro­ße Träume“, sagt Antonia Kilian im Off, „aber kei­ne Ahnung von der Realität.“ Geduldig schaut Kilian mit ihrer Handheld-Kamera zu, wie Hala sich vol­ler Entschlossenheit durch die­se gewalt­vol­le Welt bewegt, in der sie nie mehr macht- und hilf­los sein will. Den hin­ge­bungs­vol­len Nahaufnahmen der Gesichter Halas und ihrer jün­ge­ren Schwestern merkt man die Bewunderung für ihre Protagonistinnen an, in die sich zuse­hends auch Sorge mischt. Denn Krieg ist nun mal Krieg, und selbst die femi­nis­tischs­te Revolution hat auch ihre Schattenseiten.“ Eva Szulkowski | indiekino

Bester Dokumentarfilm bein Deutschen Filmpreis 2022

Credits:

DE/FI 2021, 92 Min., Arabisch, Kurdisch, Deutsch mit deut­schen Untertiteln
Regie: Antonia Kilian
Kamera: Antonia Kilian
Ton: Nadya Derwish
Schnitt: Arash Asadi


Trailer:
The Other Side Of The River | offi­zi­el­ler deut­scher Trailer
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Are You Lonesome Tonight?

ein Film von Wen Shipei .

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Wie es so kom­men kann, Xueming will sich nur eine Zigarette anzün­den, doch genau in die­ser Sekunde tritt plötz­lich der Mann ins Scheinwerferlicht sei­nes Lieferwagens – brem­sen hilft nicht mehr. Geschockt begeht er Fahrerflucht, aber von nun an führt das Leben den von Schuldgefühlen geplag­ten Haustechniker in eine neue Richtung.
Frau Liang erstat­tet eine Vermisstenanzeige, als ihr Mann nicht nach Hause kommt. Ein paar Tage spä­ter fällt ihre Klimaanlage aus, eine Katastrophe in der schwül­war­men Stadt (Originaltitel: „Es war ein­mal in den Tropen“). Sie kann schwer­lich ahnen, dass dies kein Zufall ist, son­dern von dem jun­gen Reparateur her­bei­ge­führt wur­de. Es ist Xueming, der sei­ne Tat zu beich­ten will, es aber nicht schafft. Beide freun­den sich an, und es stellt sich her­aus, dass die Todesursache von Herrn Liang auch nicht so klar ist, wie es schien. Als schließ­lich die Leiche von Herrn Liang auf­taucht, kommt auch noch ein Kommissar ins Spiel, und ein Koffer vol­ler Geld hat dar­in auch sei­ne Rolle.
Der Debutfilm von Wen Shipei ist ein schmut­zi­ger, aber far­ben­präch­ti­ger Noir-Thriller, der im Rückblick erzählt wird und sich auch in klei­nen Spiralen aus Vorahnungen und Erinnerungsfetzen durch die Zeit bewegt. Mißtrauen ist in der gezeig­ten Gesellschaft immer ein guter Ratgeber, aber unse­re Held*innen schla­gen sich nach bes­tem Wissen und Gewissen durch den manch­mal erstaun­lich lee­ren Dschungel der Stadt.
„…eines der erstaun­lichs­ten Debuts der letz­ten Jahre, mit einem ganz eige­nen Rhythmus, einem umwer­fen­den Gefühl für hyp­no­ti­sche Bilder. Von Wen Shipei lässt sich noch eini­ges erwar­ten.“ Tom Dorow, indiekino

Credits:

Originaltitel: Re dai wang shi
CN 2021, 95 Min., man­da­rin OmU
Regie: Wen Shipei
Kamera: Cedric Cheung-Lau, Xiaosu Han, Zhang Heng, Andreas Thalhammer
Schnitt: Zhu Lin, Will Wei, Dong Jie, Noé Dodson, Cao Hangchen

mit: Eddie Peng, Peiyao Jiang, Zhang Yu, Sylvia Chang 


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Moleküle der Erinnerung – Venedig, wie es niemand kennt

ein Film von Andrea Segre.

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Beim ers­ten Lockdown vor einem Jahr stran­det Regisseur Andrea Segre im ver­las­se­nen Venedig. Er ist gera­de für Dreharbeiten in der Luganenstadt, als sie sich schlag­ar­tig ver­än­dert: kei­ne Touristen, ein lee­rer Canale Grande und auf der Piazza San Marco sind nur noch die Schreie der Möwen zu hören. Seinen ursprüng­li­chen Film kann er nicht wei­ter­dre­hen, und beginnt statt­des­sen mit einer Annäherung an sei­ne Familiengeschichte, die hier ihren Anfang nahm.
„Andrea Segres ein­ma­lig poe­ti­sche Doku ist mehr als ein Corona-Tagebuch. Geschickt spielt der Regisseur mit Super8-Aufnahmen sei­nes Vaters, mischt ele­gant alte Fotografien von Venedig mit sei­nen neu­en Aufnahmen, unter­legt mit Teho Teardos dräu­en­der Musik. Letztlich ent­steht eine berü­ckend melan­cho­li­sche Liebeserklärung an den schweig­sa­men Vater und an Venedig. Der ver­stor­be­ne Vater, ein Wissenschaftler, stu­dier­te Molekülbewegungen und arbei­te­te als Chemiker in Venedig.
Der Großvater war Jude, die Großmutter nicht. Die Shoa beglei­te­te sie als lebens­lan­ger Schrecken, erzählt Segres Off-Stimme bei sei­ner Annäherung an die Familiengeschichte. ‚Während mei­nes gan­zen absur­den Lebens, das ich gelebt hat­te, war über Jahre hin­weg ein dunk­ler Wind von irgend­wo tief in mei­ner Zukunft auf mich zuge­kom­men‘. Nicht umsonst beginnt der ver­sier­te Filmemacher mit die­sem Zitat aus Albert Camus‘ Roman ‚Der Fremde‘. Der bar­ba­ri­sche Zivilisationsbruch des Jahrhunderts hat auch in sei­ner Biographie Spuren hin­ter­las­sen.“ Luitgard Koch | programmkino.de

Credits:

IT 2020, 68 Min., ital. OmU,
Buch & Regie: Andrea Segre
Kamera: Matteo Calore, Andrea Segre
Schnitt: Chiara Russo

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The Assistant

Ein Film von Kitty Green.

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Ein wei­te­rer Tag im Büro: Jane, die neue Assistentin eines mäch­ti­gen Medienmoguls, war als Erste da und wird am Ende des Films als Letzte wie­der gehen. Sie erle­digt ihre Aufgaben, erträgt die stän­di­gen Feindseligkeiten ihrer Kollegen und wid­met sich dem wach­sen­den Stapel an Arbeit mit Sorgfalt und Präzision: Terminpläne aus­dru­cken, Reisen orga­ni­sie­ren, Mittagessen bestel­len, das Büro ihres Chefs auf­räu­men. Ohne dass er jemals auf der Leinwand erscheint, ist der Chef all­ge­gen­wär­tig, bei Jane eben­so wie bei den Zuschauer*innen. Wir hören ihn durch das Telefon, als er Jane zurecht­weist, und wir sehen eine gan­ze Reihe attrak­ti­ver Frauen, die auf sei­ne Anweisung hin in die Firma kom­men. Als Janes Misstrauen und ihr Unbehagen über­hand­neh­men, offen­bart sich, dass sie Teil eines miss­bräuch­li­chen Systems ist.
Mit visu­el­ler Strenge und erzäh­le­ri­scher Ruhe rich­tet Kitty Greens fes­seln­des Spielfilmdebüt den Fokus auf die repres­si­ven Vorgänge am Arbeitsplatz. Sie schil­dert den Missbrauch, der hin­ter geschlos­se­nen Türen statt­fin­det, aus der Perspektive der­je­ni­gen, die ihn wil­lent­lich oder unwil­lent­lich ermög­li­chen. Am Ende haben wir viel­leicht nicht viel gese­hen, aber umso mehr verstanden.

Kritik in der Zeit


Credits:

US 2019, 87 Min., engl. OmU,
Regie: Kitty Green
Kamera: Michael Latham
Schnitt: Kitty Green, Blair McClendon
mit Julia Garner, Matthew Macfadyen, Makenzie Leigh, Kristine Froseth


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Niemand ist bei den Kälbern

ein Film von Sabrina Sarabi.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Kulturlandschaft, soweit das Auge blickt, unter­bro­chen von Gehöften hier und da, moder­ne Windmühlen sind fürs Vertikale zustän­dig, und das Fest der frei­wil­li­gen Feuerwehr ist der Höhepunkt des Sommers. Hier, in einem Ort im Nordosten des Landes, lebt und arbei­tet Christin mit ihrem lang­jäh­ri­gen Freund Jan auf dem Milchbetrieb sei­nes Vaters. Daneben ver­sorgt sie noch ihren alko­hol­kran­ken Vater und ist selbst mitt­ler­wei­le einem heim­li­chen Schluck Kirschlikör nicht abge­neigt. Als der Windkraftanlagentechniker Klaus auf­taucht, macht die jun­ge Frau ihm Avancen. Er fragt sie nach ihren Träumen, und sie muss pas­sen – und plötz­lich wird ihr klar, dass es so für sie nicht wei­ter­ge­hen kann – aber was kann sie wie ändern?
„Mit beein­dru­cken­der Präzision fängt Sabrina Sarabi die sozia­le Kälte die­ses Arbeitsalltags ein und lässt ihre Protagonistin wie­der ein Gespür für ihr eige­nes Begehren ent­wi­ckeln. Sie kommt ihren Figuren dabei immer näher, bis die­se ihren stil­len Aggressionen schließ­lich frei­en Lauf las­sen.
Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl gibt dem Verloren sein ihrer Christin eine ner­vö­se Energie, bei der die Lebenslust unter der Routine und Abgeklärtheit durch­scheint.“ Jonas Nestroy | IFFMH
Saskia Rosendahl wur­de bei den Intern. Filmfestspielen in Locarno der Preis als Beste Darstellerin verliehen.

Credits:


DE 2021, 116 Min., dt. O.m.engl. U., optio­na­le Audiodeskription bei Greta
Buch und Regie: Sabrina Sarabi
nach dem Roman von Alina Herbing
Kamera: Max Preiss
Schnitt: Heike Parplies
mit: Saskia Rosendahl, Rik Okon, Godehard Giese, Enno Trebs, Peter Moltzen, Anne Weinknecht

Trailer:
Ausschnitt
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The Lost Daughter – Frau im Dunkeln

ein Film von Maggie Gyllenhaal.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Eine Literaturwissenschaftlerin macht Urlaub auf einer grie­chi­schen Insel und genießt die Zeit am Strand, bis eine Großfamilie auf­taucht und ihre Ruhe stört. Dabei ist es nicht nur das lau­te Treiben, das die Frau irri­tiert. Die Präsenz einer jun­gen Mutter und ihrer klei­nen Tochter wecken Erinnerungen an ihre eige­ne Vergangenheit als Mutter zwei­er Töchter, die sich, als die Mädchen klein waren, von der Mutterrolle über­for­dert fühl­te und eine radi­ka­le Entscheidung traf. Die Adaption des gleich­na­mi­gen Romans von Elena Ferrante chan­giert ele­gant zwi­schen zwei Zeitebenen und ver­webt sie zum Porträt einer Frau, die sich von klas­si­schen Rollenbildern löst, dafür aber die Bürde laten­ter Scham mit sich trägt. Mit gro­ßer Sensibilität arbei­tet die Inszenierung die unglei­chen Verhältnisse zwi­schen den Geschlechtern her­aus und den Druck, der dadurch auf der ful­mi­nant ver­kör­per­ten Protagonistin las­tet.” Filmdienst
„Gyllenhaal hat Ferrantes Buch selbst adap­tiert, die Textur ihrer Bilder lässt den lite­ra­ri­schen Ursprung manch­mal fast ver­ges­sen. Noch im kleins­ten visu­el­len Detail steckt ein Information aus Ledas Leben – selbst aus den zwan­zig Jahren, die „The Lost Daughter“ über­springt. Die jun­ge Leda, wenn sie mal in ihrer unge­lieb­ten Mutterrolle auf­geht, hat ein Spiel mit ihren Töchtern: Es gewinnt, wer geschickt genug ist, die Haut einer Orange in einem Stück zu schä­len. Das ist auch „The Lost Daughter“: ein Geduldspiel, kunst­voll und zer­brech­lich.” Andreas Busche | Tagesspiegel

Credits:


US/GB/GR/IL 2021, 121 Min., engl. OmU
Buch und Regie: Maggie Gyllenhaal
nach dem Roman „Frau im Dunkeln” von Elena Ferrante
Kamera: Hélène Louvart
Schnitt: Affonso Gonçalves
mit: Olivia Colman, Jessie Buckley, Dakota Johnson, Ed Harris, Peter Sarsgaard, Paul Mescal, Dagmara Dominczyk, Alba Rohrwacher

Trailer:
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Ballade von der weißen Kuh

ein Film von Behtash Sanaeeha, Maryam Moghaddam.

[indie­ki­no Club] [Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Minas Mann ist tot, hin­ge­rich­tet. Ein Justizirrtum, wie sich ein Jahr spä­ter her­aus­stellt. Eine finan­zi­el­le Entschädigung soll ihr über den Verlust hin­weg­hel­fen und der sie­ben­jäh­ri­gen gehör­lo­sen Tochter das Leben erleich­tern. Aber Minas Trauer sitzt tief, und so leicht lässt sie sich nicht abschüt­teln.
Während die Witwe ihren Kampf gegen ein System auf­nimmt, das nicht auf Widerstand ein­ge­stellt ist, steht plötz­lich Reza vor der Tür. Er ist angeb­lich ein Freund ihres Mannes, der alte Schulden zu beglei­chen wünscht. Mina ist zunächst miss­trau­isch, nimmt sei­ne Hilfe und Freundlichkeit jedoch bald dank­bar an, als ihr selbst Kraft, Geld und Hoffnung schwin­den. Noch ahnt sie nicht, dass Rezas Vergangenheit unmit­tel­bar mit ihrem Schicksal ver­bun­den ist, bis auch die­se Wahrheit irgend­wann ans Licht gerät und Mina erneut vor eine schwe­re Prüfung gestellt wird.
Der meis­ter­haf­te Film von Behtash Sanaeeha und Maryam Moghaddam, bei dem Moghaddam als Regisseurin und (groß­ar­ti­ge) Hauptdarstellerin eine Doppelrolle über­nimmt, kon­zen­triert sich voll und ganz auf die Frau im Zentrum des Geschehens. Die Kamera folgt Mina durch den Alltag und streift dabei immer wie­der ihr Gesicht, schaut ihr oft und lan­ge in die schwe­ren Augen, die so viel mehr sagen als jedes Wort. Aber auch in ihrem tief­sit­zen­den Schmerz lässt sie sich nicht ein­schüch­tern. Mit einer hart­nä­cki­gen Wut im Bauch stellt sie sich den Lügen des Überwachungsstaates eben­so ent­ge­gen wie Demütigungen, als etwa der Schwiegervater das Sorgerecht für ihre Tochter ein­klagt. Allein Mina weiß, wie weit sie zu gehen bereit ist.“
Pamela Jahn | indiekino.de
„Das ist ein wuch­ti­ger, wüten­der Film, der ein­mal mehr die Aussagen all jener ira­ni­schen Künstler und Filmemacherinnen bestä­tigt, dass die­ser Staat sich nicht um kri­ti­sche Kunst küm­mert, so lan­ge sie die Dinge nicht direkt und wört­lich auf den Punkt bringt. Das mensch­li­che Drama die­ser Figuren lässt sich eben ohne wei­te­res auf den Monster’s Ball (US Film über eine Henker – Opfernwitwe Beziehung) redu­zie­ren. Zumal bis auf Reza die staat­li­chen Funktionäre gesichts- und per­sön­lich­keits­los gezeigt wer­den.“ Sennhausers Filmblog

Credits:


Ghasideyeh gave sefid
IR/FR 2020, 105 Min., far­si OmU
Buch und Regie: Behtash Sanaeeha, Maryam Moghaddam
Kamera: Amin Jafari
Schnitt: Ata Mehrad, Behtash Sanaeeha
mit Maryam Moghaddam, Alireza Sanifar, Pourya Rahimisam, Avin Purraoufi, Farid Ghobadi, Lili Farhadpour

Trailer:
Ballad of a White Cow (Ghasideyeh gave sefid) new clip offi­ci­al from Berlin Film Festival 2021
Im Kino mit deut­schen Untertiteln
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