Archiv der Kategorie: archiv

Die Erbinnen

Ein Film von Marcelo Martinessi.

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Chela (Ana Brun) und Chiquita (Margarita Irún) leben schon lan­ge zusam­men und sind ein ein­ge­spiel­tes Paar. Chiquita, extro­ver­tiert und selbst­be­wusst, umsorgt die intro­ver­tier­te und unselbst­stän­di­ge Chela. Doch eines Tages muss Chiquita wegen nicht getilg­ter Schulden ins Gefängnis. Chela, plötz­lich auf sich gestellt, muss nun ler­nen nicht nur ihren Alltag zu bewäl­ti­gen, son­dern auch ihre Gefühle und Bedürfnisse neu zu ent­de­cken. Dieser Lernprozess wird im Film aber nicht als freu­di­ge Erfahrung oder Befreiung dar­ge­stellt, son­dern als ein ver­spä­te­tes Nachholen von Fähigkeiten, was die immer prä­sen­te, leicht melan­cho­li­sche Stimmung die­ser sanf­ten Emanzipationsgeschichte erklärt.

Das pri­va­te Drama spie­gelt die gesell­schaft­li­che Entwicklung, die Paraguay nach lan­gen Jahren der Diktatur und der Absetzung der ers­ten demo­kra­ti­schen Regierung genom­men hat und erzählt zugleich eine uni­ver­sel­le Geschichte über Abhängigkeiten und einen spä­ten Neuanfang.“ (Grandfilm)

Berlinale 2018 – Silberner Bär: bes­te Darstellerin
Berlinale 2018 – Silberner Bär: Alfred Bauer-Preis
Berlinale 2018 – FIPRESCI-Preis
Berlinale 2018 – Teddy Award der Leserjury

 

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Credits:
Las here­de­ras
PY/UY/DE/BR/NO/FR 2018, 95 Min., span. OmU,
Regie: Marcelo Martinessi
Kamera: Luis Armando Arteaga
Schnitt: Fernando Epstein
mit: Ana Brun, Margarita Irún, Ana Ivanova

Termine:

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Trailer:

Yours in Sisterhood

Ein Film von Irene Lusztig.

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Die Orte sind nicht wei­ter außer­ge­wöhn­lich, die die Kamera in ruhi­gen Einstellungen ein­rahmt. Tankstellen und Vorstadthäuser, Gärten und Kirchen, Wohnzimmer und Bars. Eher schon die Frauen, die in die­sen Einstellungen die Stimme erhe­ben, und die Erzählungen, die sie wie­der­ge­ben. Sie legen Zeugnis ab, intim und offen­her­zig, erleich­tert dar­über, nicht mehr allein zu sein, oder wütend. Weiterlesen

Reise nach Jerusalem

Ein Film von Lucia Chiarla.

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Alice weiß nicht wei­ter. Vor Kurzem arbeits­los gewor­den, ver­sucht die 39 jäh­ri­ge wie­der einen Job zu bekom­men und ihre Ansprüche dar­an wer­den im Verlauf der Zeit immer gerin­ger. Sie gibt nicht auf, rennt immer wie­der gegen Wände und ver­tuscht ihre pre­kä­re Lage fort­wäh­rend. Auch nach­dem ihr wegen „Fehlverhalten“ die Bezüge gekürzt wer­den, ver­sucht sie wei­ter­hin mit gro­ßer Vehemenz, Fuß zu fas­sen. Das ent­behrt nicht einer gewis­sen Komik, und doch lau­ert hin­ter jedem neu­en Aufbruch eine unend­li­che, lee­re, ver­zwei­fel­te Traurigkeit. Als Zuschauer möch­te man sie, bei aller Zuneigung, manch­mal schüt­teln und sie zum Aufgeben bewe­gen oder sie zumin­dest auf den Boden holen, weil das Ende stets abseh­bar ist. Aber Alice steht immer wie­der auf, und wir freu­en uns fast, wenn sie dann doch Verzweiflung zulässt, die aller­dings sogleich wie­der über­spielt und ver­drängt wird.

Der Vergleich zu Maren Ades Film „Der Wald vor lau­ter Bäumen“ drängt sich natür­lich auf, zumal Eva Löbau in bei­den Filmen die Hauptrolle spielt. In bei­den Filmen scheint die Protagonistin, und das wahr­schein­lich aus gutem Grund, nicht in der Lage zu sein, sich in der Welt ein­zu­rich­ten und sich zu syn­chro­ni­sie­ren. Oder ist es die Welt, die nichts mit den Figuren anfan­gen kann?

Der Unterschied bei­der Filme scheint in einem Perspektivwechsel zu bestehen: Während in „Der Wald vor lau­ter Bäumen“ die Figur ihrer Umwelt und sich viel zumu­tet, ist es umge­kehrt in „Reise nach Jerusalem“ jedoch die Welt, die sie über­for­dert. Das eine führt in die Tragödie, das ande­re in die Groteske.

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Credits:
DE 2018, 118 Min., Deutsch.m.engl.UT
Regie: Lucia Chiarla
Bildgestaltung: Ralf Noack 
Schnitt: Aletta von Vietinghoff 
mit: Eva Löbau, Beniamino Brogi, Veronika Nowag-Jones, Axel Werner
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Termine:

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Trailer:

Reise nach Jerusalem (2018) Trailer, deutsch

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Back to the Fatherland

Ein Film von Kat Rohrer & Gil Levanon.

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Gil und Kat, die Filmemacherinnen, sind seit ihren College Zeiten in New York Freundinnen. Gil ist aus Israel, Kat aus Österreich. Gil ist die Enkelin eines Holocaust Überlebenden, Kat die eines Nazi-Offiziers.
Gil über­legt, nach Berlin zu zie­hen. Doch sie fürch­tet die Reaktion ihres Grossvaters Yochanan. Dieser wur­de mit 15 Jahren von sei­nen Eltern von Deutschland nach Israel geschickt. Er sah sie nie wie­der. Bis heu­te miss­traut er Deutschen und hält sie für unbe­lehr­ba­re Antisemiten.
Auch die Großmutter von Dan, einem Bildhauer, ver­steht des­sen Entscheidung, nach Berlin zu zie­hen, nicht, wäh­rend Uri sei­nen Enkel Guy unter­stützt, als der nach Salzburg zieht.
Die israe­li­schen Freunde und Familien von Gil, Dan und Guy kön­nen deren Entscheidungen nur schwer akzep­tie­ren. Die jüngs­ten Entwicklungen in Europa, der Terror und die ver­stärk­te Zuwanderung mus­li­mi­scher Flüchtlinge ent­facht eine inten­si­ve Diskussion.

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Credits:
AT, IL, DE, US 2017, 75 Min.,
OmdUT (eng­li­sche und hebräi­sche Fassung mit deut­schen Untertiteln/ eng­li­sche UT bei deut­schen Dialogen)
Regie: Kat Rohrer & Gil Levanon
Kamera: Thomas Marschall
Schnitt: Georg Eggenfellner

Termine:

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Trailer:

Back To The Fatherland – Offical Trailer from Kat Rohrer on Vimeo.

In my Room

Ein Film von Ulrich Koehler.

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Armin, ein Freiberufler irgend­was in der Medienbranche, wirkt etwas unent­schlos­sen und ziel­los, etwas gleich­gül­tig und auch etwas gelang­weilt. „Etwas“ und „irgend­wie“ müs­sen bei sei­nen Eigenschaften, Gefühlen und Gedanken immer mit­ge­dacht wer­den. Ihn als Slacker zu bezeich­nen, wür­de aber übers Ziel hin­aus­schie­ßen. Der nahen­de Tod sei­ner Großmutter lässt ihn von Berlin in die west­fä­li­sche Provinz rei­sen. Am Tag nach ihrem Tod wacht er in dem Haus sei­nes Vaters auf und stellt fest, dass alle Menschen über Nacht ver­schwun­den sind. Was pas­siert ist, wie es dazu kam, inter­es­siert weni­ger, das Wundern dar­über schon mehr. Nachdem er kurz­zei­tig eine regres­si­ve Phase durch­lebt, baut er sich ein Leben in der Einsamkeit auf, ohne in sein vor­he­ri­ges Phlegma zu ver­fal­len. Als er dann doch noch eine über­le­ben­de Frau ken­nen­lernt, scheint sei­ne Geschichte sich noch ein­mal in eine ganz ande­re Richtung zu wenden…
Ein Film, der der Apocalypse nicht das Sensationelle abge­winnt, son­dern eine rea­lis­ti­sche und betont redu­zier­te Sprache bei­be­hält und den Untergang gleich­zei­tig als Ende und Anfang eines ande­ren Lebens sich vor­zu­stel­len ver­sucht. Ulrich Köhler lässt die Zuschauer aller­dings zurecht allein mit der Beantwortung von Fragen, die er mög­li­cher­wei­se gar nicht gestellt hat. – Aber ange­schubst hat er sie schon.

In My Room ist ein Film mit vie­len Gesichtern: Ein rea­lis­ti­scher Film über das Fantastische, eine phi­lo­so­phi­sche Studie über Liebe, Einsamkeit und die Frage, wie man sei­nen Platz in der Welt fin­det.“ (Joachim Kurz)

Now it’s dark and I’m alone
But I won’t be afraid
In my room
In my room
(Brian Wilson/Beach Boys)

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Credits:
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DE 2018, 120 Min., 
Buch & Regie: Ulrich Koehler
Kamera: K. Patrick Orth
Schnitt: Laura Lauzemis
mit: Hans Löw, Elena Radonicich, Michael Wittenborn, Ruth Bickelhaupt, Emma Bading, Katharina Linder
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Termine:

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Trailer:


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Der Affront

Ein Film von Ziad Doueiri.

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Kleine Auseinandersetzung + Ressentiments -› gro­ßes Drama:
Ein defek­ter Balkonabfluss reicht aus, um ein Land in eine mit­tel­schwe­re Krise zu manö­vrie­ren. Es tropft aus einem Rohr auf den Kopf des Vorarbeiters Yasser, der kurz­ent­schlos­sen auf eine Leiter steigt und die Sache rich­tet. Yasser ist Palästinenser, lebt und arbei­tet seit 30 Jahren in Beirut. Toni, liba­ne­si­scher Christ und Bewohner der zum Balkon gehö­ri­gen Wohnung, fin­det die eigen­mäch­ti­ge Aktion nicht in Ordnung, sol­len die Fußgänger doch die ande­re Straßenseite benut­zen, wenn sie nicht nass wer­den wol­len, fin­det er. Ein Streit, der eska­liert. Versöhnungsversuche lau­fen schreck­lich schief, die Beleidigungen des hitz­köp­fi­gen Toni gehen unter die Gürtellinie, die kör­per­li­che Erwiderung Yassers hat Folgen. Während ihre Frauen und Familien ver­su­chen, die Männer und die Lage zu beru­hi­gen, wird die Unterstützung auf der Straße immer grö­ßer. Ein Stellvertreterkrieg ent­wi­ckelt sich, die Angelegenheit kommt schließ­lich vor Gericht, hoch­ka­rä­ti­ge Anwälte enga­gie­ren sich, inter­na­tio­na­le Medien wer­den auf­merk­sam, Vergangenes wird auf­ge­rollt. Schließlich will sogar der Präsident ver­mit­teln, aber eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Wäre es nicht so schreck­lich leicht vor­stell­bar, könn­te man herz­lich lachen.

Irgendwann, nach­dem die bei­den Männer längst zu Symbolfiguren in der natio­na­len Presseberichterstattung und für Tausende auf den Straßen, die in ihrem Gerichtsverfahren einen Grundsatzkampf sehen, gewor­den sind, wird auch der Grund von Tonys radi­ka­ler Einstellung offen gelegt. Dadurch erlangt der liba­ne­si­sche Bewerber um den Auslands-Oscar bei sei­ner Auseinandersetzung mit innen­po­li­ti­schen Ressentiments und Traumata auch eine uni­ver­sel­le Ebene und hält nicht nur dem Libanon den Spiegel vor.“ indiekino

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Credits:

L’insulte
FR/LB 2017, 113 Min, arab. OmU

Regie: Ziad Doueiri
Kamera: Tommaso Fiorilli
Schnitt: Dominique Marcombe
mit: Adel Karam, Rita Hayek, Kamel El Basha, Camille Salameh

Termine:

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Trailer:

Der Affront – Trailer Deutsch

Im Kino in Arabisch mit deut­schen Untertiteln.

Leto

Ein Film von Kiril Serebrennikov.

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Leto heißt Sommer und der hat im Leningrad der frü­hen 1980er Jahre alles, was einen Sommer aus­macht. Zumindest für die klei­ne Gruppe Rockpunkmusiker und ihre Fans, die hier sich und ihre Nische gefun­den haben. Über den Hinterhof durchs Toilettenfenster bil­li­ger zum Konzert im zeit­wei­se ein­zi­gen Rockclub der UDSSR oder am ecki­gen Tisch mit der Parteiaufsicht dar­über strei­ten, wer auf der Bühne ste­hen darf, ohne sei­ne Umgebung zu zer­set­zen, das sind die Optionen. In der Sowjetunion lie­fen erst ab Mitte der 60er elek­tri­sche Gitarren vom Band, gebaut im Traktorenwerk Ordjonikidze IV, und in den 70ern wur­de schließ­lich zäh­ne­knir­schend ein­ge­se­hen, dass Popmusik nicht voll­stän­dig abbau­bar ist.
Der Star der Leningrader Szene der 80er heißt Mike, Sänger der Gruppe ‚Zoopark‘, eine Figur, die direkt an Mike Naumenko ange­lehnt ist, einem Pionier der Szene. Mike ist ein alter Hase, fast schon eta­bliert im Kampf mit der Zensur. Zu Hause bewäl­tigt Natascha, Muse und Mutmacherin spie­lend die drei magi­schen Ks, wäh­rend das männ­li­che Rockmusikpersonal fest­stellt, dass im Westen spie­len durch die mas­si­ve Konkurrenz auch die Gefahr des frei­en Falls beinhal­ten könn­te. Daheim sei man doch bes­ser auf­ge­ho­ben. Bei die­ser Szene kann auch die bes­te Kettensäge kei­ne Schneise mehr durch den Rauch schla­gen, wäh­rend einen der gefühl­te Alkoholdunst ent­spannt mit dem Kinosessel ver­schmel­zen läßt. Viktor heißt dann das New Kid in Town, der Musik und Beziehung auf­frischt, ange­lehnt an Viktor Robertowitsch Zoi der Band ‚Kino‘, der zur Ikone des Sowjetrock wur­de. Die Jüngeren kön­nen sich viel­leicht noch an Brennende Langeweile erin­nern, in dem Spannungsfeld hal­ten sich Viktor und Mike auf.
Leto ist Hommage und Geschichtserzählung, Aufbruch und Abruch, Alkohol & Nikotinnebel und es gibt wun­der­schö­ne Musicaleinlagen (z. B. The Passenger in der Straßenbahn). Der Regisseur Kirill Serebrennikow konn­te sei­nen Film im Wettbewerb von Cannes nicht vor­stel­len, weil er unbe­grenz­ten Hausarrest auf­grund poli­ti­scher Dissidenz hat.

Credits:
RU 2018, 126 Min., russ. OmU
Regie: & Schnitt: Kiril Serebrennikov
Kamera: Vladislav Opelyants
mit: Teo Yoo, Irina Starshenbaum, Roma Zver, Anton Adasinsky, Liya Akhedzhakova

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Termine:

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Trailer LETO from xenix­film on Vimeo.

 

Touch me not

Ein Film von Adina Pintilie.

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Touch me not” ist ein fil­mi­scher Annäherungsversuch an die Themen Intimität und Sexualiät. Die rumä­ni­sche Regisseurin Adina Pintilie wen­det dabei unter­schied­li­che fil­mi­sche Mitttel an, sie erzählt teils fik­tio­nal, teils doku­men­ta­risch, teils auto­bio­gra­phisch; sowohl mit pro­fes­sio­nel­len SchauspielerInnen, als auch mit Menschen, die nicht eine ande­re Figur spie­len, son­dern sich selbst. Und auch die Blickachse wird im Film ein­mal gewech­selt: Adina Pintilie nimmt die Rolle vor der Kamera ein, setzt sich ihrem Blick aus und tut damit das, was sie von ihren DarstellerInnen möch­te: sich zeigen.
„Touch me not” ist der umstrit­tens­te Film des dies­jäh­ri­gen Berlinale-Wettbewerbs. In der Vorführung, in der ich saß, ver­lie­ßen man­che den Saal, weil es ihnen zu nah, zu pri­vat, unan­gehm wur­de. Andere hat der Film berührt. Die Jury sah einen muti­gen Versuch, einen Film, der etwas ande­res pro­biert, der etwas wagt. Dafür hat sie „Touch me not” mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Nüchtern wie radi­kal mensch­lich, rät­sel­haft und ange­nehm direkt, insze­niert und zwei­fels­frei real, ist TOUCH ME NOT eine küh­ne Abhandlung über die selt­sa­me (und oft ent­frem­de­te) Beziehung, die Menschen zu ihrem eige­nen Körper haben.” IndieWire
„Eine zwin­gen­de, von innen kom­men­de Suche nach einer Körperlichkeit jen­seits der fest­ge­leg­ten und fest­le­gen­den Blicke.” Die Zeit
„Adina Pintilies TOUCH ME NOT ist nicht ein­fach ein Film. Es ist eine Erfahrung. Und eine so inti­me und so tief­grün­di­ge, dass man das Kino ent­we­der früh­zei­tig ver­lässt, weil man die Macht die­ser Intimität nicht ertra­gen kann, oder man bleibt bis zum Ende auf die Gefahr hin, dass man das Werk und die Fragen, die es sich stellt, noch lan­ge mit sich her­um­tra­gen wird und die­se viel­leicht sogar ganz fun­da­men­ta­le Änderungen nach sich ziehen. (…)
Und es trifft den Kern vie­ler von uns in einer Zeit, die hyper­kom­plex und gleich­sam so selt­sam ent­kör­per­licht ist. Wir alle wol­len berüh­ren und berührt wer­den, doch die Hemmschwellen, die Ängste, sie sind groß. Die gemein­sa­me Suche, auf die Touch Me Not sein Publikum ein­lädt, ist daher umso fun­da­men­ta­ler und gleich­sam eine phi­lo­so­phi­sche wie eine körperliche.
Umso bewun­derns­wer­ter also die Arbeit, die alle Beteiligten hier hin­ein­ste­cken, die Offenheit, mit der sie nicht nur ihre Körper, son­dern vor allem ihre Seelen ent­blö­ßen, und dies nicht nur auf visu­el­ler Ebene. Hier ist vor allem berüh­rend, in wel­cher kla­ren und ehr­li­chen Kommunikation sie mit­ein­an­der ste­hen. Selbst Sätze, die schwer fal­len, die in ihrer Ehrlichkeit viel­leicht bru­tal erschei­nen, wer­den aus­ge­spro­chen. Und nich nur das: In einer Zeit von Hasskommentaren und Sofort-Abwertungen ist das Erstaunliche, ja fast schon revo­lu­tio­nä­re, dass sie dan­kend ange­nom­men wer­den. ” Beatrice Behn, kino-zeit.de

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Credits:
Rumänien / Deutschland / Tschechische Republik / Bulgarien / Frankreich 2018
Englisch, Deutsche OmU, 125 Min.
Regie, Buch, Schnitt: Adina Pintilie
Kamera: George Chiper-Lillemark
mit: Laura Benson, Tómas Lemarquis, Christian Bayerlein, Grit Uhlemann, Hanna Hofmann, Seani Love, Irmena Chichikova, Rainer Steffen, Georgi Naldzhiev, Dirk Lange

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Aggregat

Ein Film von Marie Wilke. 

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Wie mani­fes­tiert sich „Demokratie“ im öffent­li­chen Diskurs? Und wie kom­mu­ni­zie­ren wir eigent­lich mit­ein­an­der über unser poli­ti­sches System? Fragmente aus einem Land im Umbruch: Politiker üben in einem Workshop kör­per­li­che und sprach­li­che Abwehrtaktiken. In einer Redaktionskonferenz der BILD-Zeitung geht es um syri­sche Straftäter und Kaffeefahrten. Eine Kunstführung im Reichstag beschäf­tigt sich mit der Skulptur „Tisch mit Aggregat“ von Joseph Beuys. Ein Fernsehbeitrag des MDR über Rechtspopulismus wird geschnit­ten. Eine Menge ruft: Volksverräter. Lügenpresse. Lokalpolitiker müs­sen damit umge­hen. AGGREGAT ist kei­ne Erzählung. Der Film ist eine Sammlung aus Bildern, Eindrücken und Bruchstücken der poli­ti­schen und media­len Gegenwart der deut­schen Demokratie.

Der Film prä­sen­tiert und bil­det ab, er urteilt nicht. Dieser Ansatz ist für den Zuschauer durch­aus her­aus­for­dernd, denn: Er nimmt dem Betrachter das Denken nicht ab son­dern for­dert ihn auf, sich selbst eine Meinung zu bil­den. Wilke spricht in die­sem Zusammenhang sehr tref­fend von der „Mündigkeit des Zuschauers“, also vom Vermögen des Menschen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.“ Björn Schneider | programmkino.de

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Credits:
DE 2018, 92 Min.
Regie, Buch: Marie Wilke
Kamera: Alexander Gheorghiu
Schnitt: Jan Soldat, Marie Wilke

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Matangi / Maya / M.I.A.

Ein Film von Stephen Loveridge.

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Von Bürgerkriegs- und Migrationserfahrungen bis zum Aufstieg zum kon­tro­ver­sen Star − „Matangi / Maya / M.I.A.“ zeich­net mit viel von ihr selbst gedreh­tem Videomaterial dem Leben der Pop-Rap-Ikone M.I.A. nach. Mathangi „Maya“ Arulpragasam ist das Kind des Begründers der tami­li­schen Unabhängigkeitsbewegung Tamil Tigers. Als sie neun Jahre alt ist, flieht ihre Mutter mit ihren Töchtern nach London. Als Filmstudentin kehrt sie nach Sri Lanka zurück. Ihre Erfahrungen mit dem Regime dort prä­gen ihre künst­le­ri­sche und poli­ti­sche Haltung.

Sie beginnt Musik zu machen und ent­wi­ckelt eine Culture-Clash-Ästhetik, die zu inter­na­tio­na­lem Erfolg führt. Doch ihre Parteinahme für die welt­weit als Terroristen gel­ten­den tami­li­schen Rebellen, gegen Rassismus, ihr rebel­li­sche Attitüde und die oft har­ten Musikclips sto­ßen bei Medien, Politik und Öffentlichkeit auf har­sche Kritik. Viele unter­stel­len ihr, das Engagement nur für Ihre Karriere vor­zu­täu­schen, ande­re kri­ti­sie­ren ihren Lebensstil, der inzwi­schen nichts mehr von einem Underdog-Leben hat.

Anhand von Archivmaterial aus 22 Jahren und mit zusätz­li­chen eige­nen Interviews zeigt ihr ehe­ma­li­ger Mitstudent Steve Loveridge, wie M.I.A. Popmusik als poli­ti­sches Sprachrohr nutzt und sich dadurch angreif­bar macht. Matangi / Maya / M.I.A. ist dabei so, wie die gran­dio­se Selbstdarstellerin sich in der Öffentlichkeit zeigt: laut, grell­bunt, rasant, unbe­re­chen­bar. Alle Aufreger ihrer Karriere (der Mittelfinger beim Super-Bowl, die Fernsehauftritte) sind natür­lich mit drin, aber auch viel Privates, Ungefiltertes.

In die­sem frag­men­ta­ri­schen Dokumentarfilm kommt MIA als impu­siv, lie­bens­wert, unge­zo­gen und unbe­dingt lie­bens­wert her­über.“ Cath Clarke | The Guardian

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Credits:
US/GB 2018, 100 Min., engl., tamil OmU
Regie: Stephen Loveridge
Kamera: Graham Boonzaaier, Catherine Goldschmidt, Matt Wainwright
Schnitt: Marina Katz, Gabriel Rhodes
mit: Maya Arulpragasam

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Termine:

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Trailer: