Ein Film von Kiril Serebrennikov.
Leto heißt Sommer und der hat im Leningrad der frühen 1980er Jahre alles, was einen Sommer ausmacht. Zumindest für die kleine Gruppe Rockpunkmusiker und ihre Fans, die hier sich und ihre Nische gefunden haben. Über den Hinterhof durchs Toilettenfenster billiger zum Konzert im zeitweise einzigen Rockclub der UDSSR oder am eckigen Tisch mit der Parteiaufsicht darüber streiten, wer auf der Bühne stehen darf, ohne seine Umgebung zu zersetzen, das sind die Optionen. In der Sowjetunion liefen erst ab Mitte der 60er elektrische Gitarren vom Band, gebaut im Traktorenwerk Ordjonikidze IV, und in den 70ern wurde schließlich zähneknirschend eingesehen, dass Popmusik nicht vollständig abbaubar ist.
Der Star der Leningrader Szene der 80er heißt Mike, Sänger der Gruppe ‚Zoopark‘, eine Figur, die direkt an Mike Naumenko angelehnt ist, einem Pionier der Szene. Mike ist ein alter Hase, fast schon etabliert im Kampf mit der Zensur. Zu Hause bewältigt Natascha, Muse und Mutmacherin spielend die drei magischen Ks, während das männliche Rockmusikpersonal feststellt, dass im Westen spielen durch die massive Konkurrenz auch die Gefahr des freien Falls beinhalten könnte. Daheim sei man doch besser aufgehoben. Bei dieser Szene kann auch die beste Kettensäge keine Schneise mehr durch den Rauch schlagen, während einen der gefühlte Alkoholdunst entspannt mit dem Kinosessel verschmelzen läßt. Viktor heißt dann das New Kid in Town, der Musik und Beziehung auffrischt, angelehnt an Viktor Robertowitsch Zoi der Band ‚Kino‘, der zur Ikone des Sowjetrock wurde. Die Jüngeren können sich vielleicht noch an Brennende Langeweile erinnern, in dem Spannungsfeld halten sich Viktor und Mike auf.
Leto ist Hommage und Geschichtserzählung, Aufbruch und Abruch, Alkohol & Nikotinnebel und es gibt wunderschöne Musicaleinlagen (z. B. The Passenger in der Straßenbahn). Der Regisseur Kirill Serebrennikow konnte seinen Film im Wettbewerb von Cannes nicht vorstellen, weil er unbegrenzten Hausarrest aufgrund politischer Dissidenz hat.
Credits:
RU 2018, 126 Min., russ. OmU
Regie: & Schnitt: Kiril Serebrennikov
Kamera: Vladislav Opelyants
mit: Teo Yoo, Irina Starshenbaum, Roma Zver, Anton Adasinsky, Liya Akhedzhakova
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Trailer LETO from xenixfilm on Vimeo.