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Ava

Ein Film von Léa Mysius.

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Sommer, Sonne, Sand und Meer – einen Traumurlaub möch­te die Mutter ihrer Tochter noch bie­ten, bevor die­se lang­sam, aber sicher ihr Augenlicht ver­lie­ren wird. Da die Mutter mit ihrer klei­nen Baby-Schwester und ihrem Urlaubsflirt dann doch zu beschäf­tigt ist, stromert Ava allei­ne her­um und lässt sich gefähr­li­che nicht-mehr-Sehen-kön­nen-Übungen ein­fal­len. An einem typisch beleb­ten und vol­len Familienstrand macht sie Bekanntschaft mit einem gro­ßen, schwar­zen Hund, als der ihre Pommes Frites vom Bauch frisst. Noch mehr fas­zi­niert sie des­sen Besitzer Juan, ein jun­ger Mann mit Outsider-Flair. Ava hef­tet sich an sei­ne Fersen, bis er sie schließ­lich akzep­tiert. Gemeinsam machen sie sich dar­an, die Welt aus den Angeln zu heben, und das geht auch hier nicht ohne Tanz ab.

Ein dif­fu­ser Fatalismus liegt über die­sem Film, eine Traurigkeit, die viel mehr öff­net als sie blo­ckiert – sie schiebt sich in das Abenteuer der Jugend, ver­dun­kelt es aber nicht, im Gegenteil, macht es nur umso aben­teu­er­li­cher. Reiches Sehen, flüch­ti­ges Sehen. AVA ist kein Film, der sich in einen tra­gi­schen Prozess begibt; er ist ein Film, der sehen will, so viel wie nur mög­lich: die Opulenz der ers­ten Einstellung, die Augen der ande­ren, Urlaubslieben am Strand, das von der Waffel tropfen­de Eis, der aus dem Hotdog trop­fen­de Senf. Flirts: Haut, Augen, Genitalien. Sonne, Schatten, Sand, jun­ge Körper in Bewegung, oft allei­ne, sich lösend, Zweisamkeit suchend, fin­dend, nicht fin­dend – das Kino Éric Rohmers. …
Ava von Léa Mysius dürf­te der schöns­te Film der diesjähri­gen Filmfestspiele in Cannes (2017) gewe­sen sein.”
Lukas Stern | critic.de

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Credits:
Frankreich 2017, 105 Min., frz. OmU
Regie: Léa Mysius
Kamera: Paul Guilhaume
Schnitt: Pierre Deschamps
mit: Noée Abita, Juan Cano, Laure Calamy

Termine:

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Trailer:

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Alles ist gut

Ein Film von Eva Trobisch.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Janne fährt in ihre alte Heimat und trifft auf ihrem Klassentreffen alte Freunde. Dabei lernt sie Martin ken­nen und ver­bringt mit ihm den Abend. Sie nimmt ihn mit nach Hause, wo er sie bedrängt und sexu­ell über­grif­fig wird. Konfrontiert mit die­ser sexu­el­len Gewalt lässt Janne weder Empörung noch Wut, aber auch kei­ne Niedergeschlagenheit oder Depression zu. Stattdessen gibt sie sich viel Mühe, alles zu ver­drän­gen und doch lässt sich eine Zäsur, was das Geschehene für ihr Leben bedeu­tet, auf Dauer nicht ver­leug­nen. Der Film schil­dert ganz kon­kret das Leben danach und lässt auf uner­klär­li­che und wun­der­sa­me Weise, qua­si durch die Lebensentwürfe der Protagonisten hin­durch, Universelles immer wie­der anklin­gen. Der Schluss, wenn nichts mehr geht und es ein­fach ste­hen bleibt, spricht da in sei­ner Symbolhaftigkeit Bände. Und das Schöne ist: Es braucht die­ses Symbol über­haupt nicht, um Janne zu ver­ste­hen, wenn sie end­lich einen trot­zi­gen Widerstand zulässt.

Eva Trobisch gebührt gro­ße Hochachtung für ihre insze­na­to­ri­sche Leistung, wobei sie das Drehbuch so klug erdacht hat, dass genug Raum für Improvisationen blieb, was neben dem rea­lis­ti­schen Effekt auch dem Ensemble das groß­ar­ti­ge Spiel ermög­licht.” (programmkino.de)

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Credits:
Deutschland  2018, 93 Min.
Regie: Eva Trobisch 

Kamera: Julian Krubasik 
Schnitt: Kai Minierski 
mit:
Aenne Schwarz , Andreas Döhler , Hans Löw , Tilo Nest , Lisa Hagmeister , Lina Wendel

Termine:

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Offenes Geheimnis

Ein Film von Asghar Farhadi.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Ein Familienfest im länd­li­chen Spanien, wer da in der tur­bu­len­ten und extrem sprach­in­ten­si­ven ers­ten hal­ben Stunde ver­sucht her­aus­zu­fin­den, wer da wen hei­ra­tet, wer wen begrüßt und die Verwandtschafts- oder Freundschaftsverhältnisse begrei­fen will, ist ver­lo­ren. Auch wenn die Sprache Spanisch und nicht Farsi ist, Farhadi bleibt sich treu. Wer erin­nert sich nicht an die Sprachkaskaden zu Beginn von Nader und Simin – Eine Trennung, bei denen auch erst kei­ner weiß, wor­um es geht? Die Verhältnisse klä­ren sich hier nach und nach, und eini­ges wird wie­der von unten nach oben geholt. Laura, soviel ist von Beginn an klar, ist zu die­ser Hochzeit extra mit bei­den Kindern aus Buenos Aires ein­ge­flo­gen, ihr argen­ti­ni­scher Mann ist zu beschäf­tigt, so erfah­ren wir. Irene, die 16-jäh­ri­ge Tochter, ist auf Abenteuer im Land ihrer Mutter aus, mit dem Motorrad oder dem Cousin. Doch plötz­lich ist sie fort, nach ver­geb­li­cher Suche und angst­vol­len Stunden kommt die Lösegeldforderung. Bald scheint fest­zu­ste­hen: die Entführer kom­men aus dem Bekannten- oder gar Familienkreis. Aber trotz­dem stellt sich die Frage, wer ist in der Lage, die gefor­der­te Summe tat­säch­lich auf­zu­brin­gen? Die sich anschlie­ßen­de lang­sa­me Dekonstruktions der Verhältnisse zele­briert der Film dies­mal in Form eines span­nen­den „whodon­eit“, wobei die Auflösung nicht zu Versöhnung oder zum Zurechtrücken bei­tra­gen kann, zu vie­le Beschädigungen gibt es mitt­ler­wei­le. Und auch hier liegt der Grund für Verwerfungen wie­der im gesell­schaft­li­chen Status und den finan­zi­el­len und Besitzverhältnissen, die sich über die mensch­li­chen Beziehungen legen.

Asghar Farhadi hat einen Genrefilm gemacht. Fast. …Er wen­det ganz kla­re Storybeats und ‑ent­wick­lun­gen an, wie es sie eben geben muss, wenn man einen Thriller dreht. Aber er unter­wirft sich ihnen nicht. Nie ist es Selbstzweck, was er macht. Es dreht sich nicht alles um die Spannungselemente und das Lösen eines Falls. Sondern um die Figuren, die damit in Berührung kom­men, was sie wis­sen und was nicht und was das bedeu­tet für ihr Zusammenleben. … der bes­te Eröffnungsfilm in Cannes seit Jahren.” Blickpunkt Film

 

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Credits:
Todos lo saben
Spanien/Frankreich/Italien 2018, 132 Min., span., engl. OmU
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Kamera: José Luis Alcaine
Schnitt: Hayedeh Safiyari
Darsteller: Penélope Cruz, Javier Bardem, Ricardo Darín, Barbara Lennie

Termine:

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Trailer:

 

Utøya 22. Juli

Ein Film von Erik Poppe. Ab 20.September im fsk.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Neunundsechzig Menschen ermor­de­te der nor­we­gi­sche Rechtsextremist Breivik auf der Insel Utøya nahe Oslo am 22. Juli 2011. Fast alle waren Jugendliche und jun­ge Erwachsene, Teilnehmer eines Feriencamps der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Partei Norwegens. Die Polizei brauch­te fast 90 Minuten, um den Neonazi zu stel­len. Er wider­set­ze sich der Festnahme nicht.
Erik Poppe läßt den Zuschauern durch sei­ne radi­kal sub­jek­ti­ve Herangehensweise die Möglichkeit, Abstand zum fil­mi­schen Geschehen zu neh­men und den Film abzu­leh­nen. Denen, die sich ein­las­sen, ermög­licht er, sich mit den Opfern emo­tio­nal zu soli­da­ri­sie­ren, wäh­rend die­ses Albtraums mit ihnen mitzufühlen.
Eine wich­ti­ge Motivation Poppes, den Film zu dre­hen, war die Aussage meh­re­rer Überlebender, dass es so unend­lich schwie­rig sei, über das Erlebte zu spre­chen. Gleichzeitig merk­ten vie­le, dass die Erinnerung der Menschen an die Tat ver­blasst. Das Drehbuch wur­de in Gesprächen mit Opfern des Massakers ent­wi­ckelt. Das Gesicht des Täters kennt jeder, sei­ne kran­ken Ansichten auf 1500 Seiten kön­nen im Internet ein­ge­se­hen wer­den. ‚Utøya 22. Juli‘ gibt den Opfern ein Gesicht.
Jetzt hät­ten die Hinterbliebenen die­sen Film, sagt eine jun­ge Frau, die dem Massaker ent­kam, auf der Berlinale. „Ihr wer­det es nie ver­ste­hen. Aber schaut zu!”

Warum über­haupt so ein Film?, wird Poppe gefragt. „Als Teil des Heilungsprozesses“, für die Betroffenen, für Norwegen. Viele hät­ten ihm berich­tet, sie könn­ten das Erlebte bis heu­te kaum erzäh­len. Den Film fin­den sie hilf­reich: Jetzt kön­nen sie sagen, schau ihn dir an und wir reden danach. Manche mei­nen, es ist zu früh. Aber wenn man war­tet, bis ihn nie­mand mehr zu früh fin­det, kommt der Film zu spät, ergänzt Andrea Berntzen, die groß­ar­ti­ge, muti­ge Darstellerin der Kaja. Seine Wahrhaftigkeit ver­dankt der Film nicht zuletzt ihr.“ (Christiane Peitz, Tagesspiegel)


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Credits:
U – July 22
Norwegen 2018, norw. OmU, 90 Min., frei­ge­ge­ben ab 12 jah­re (FSK)
Regie: Erik Poppe
Kamera: Martin Otterbeck
Schnitt: Einar Egeland

mit: Andrea Berntzen
Aleksander Holmen
Brede Fristad
Elli Rhiannon Müller Osbourne 

Termine:

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Trailer:

Utøya 22. Juli | Offizieller Trailer Deutsch HD | Jetzt im Kino

Seestück

Der neue Film von Volker Koepp zeigt die viel­fäl­ti­ge Naturkulisse der Ostsee, Gespräche mit Bewohner/innen der Anrainerstaaten über ihren Alltag, die Bedrohtheit die­ses Ökosystems, den alten wie neu­en poli­ti­schen Grenzlinien und wie Romantik immer wie­der an der Wirklichkeit schei­tern muss – oder ist es umgekehrt?

Das Adjektiv „beharr­lich“ beschreibt das doku­men­ta­ri­sche Schaffen von Volker Koepp recht gut. Seit bald fünf Jahrzehnten bereist der Dokumentarist ost­eu­ro­päi­sche Gegenden vom frü­he­ren Ostpreußen bis zur Ukraine und doku­men­tiert die dor­ti­gen Landschaften mit­samt der Menschen, die dar­in leben. Über die Jahre hat der „Chronist des Ostens“ einen gan­zen Kosmos geschaf­fen, der durch Folgebesuche und wie­der­keh­ren­de Protagonisten eine ganz eige­ne Tiefe gewinnt. Mit „Seestück“ kar­to­gra­phiert Koepp nun den Ostseeraum von Usedom bis ins Baltikum. Dabei wech­seln Landschaftsbilder mit Kurzporträts vor Ort leben­der Menschen, die ihre Sicht auf das Meer und die Welt kund­tun.” programmkino.de

Credits:
D 2018, 135 Min.

Regie: Volker Koepp
Kamera: Uwe Mann
Montage: Christoph Krüger

Termine:

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Seestück Trailer Deutsch | German [HD]

 

 

Menashe

Ein Film von Joshua Z Weinstein.

Eine wei­te­re Vater-Sohn-Beziehung, wie in Nach dem Urteil, aber hier lie­gen die Dinge völ­lig anders, wenn auch eben­falls nicht kon­flikt­frei. Menashe lebt in der ultra­or­tho­do­xen jüdi­schen Gemeinde New Yorks. Er ist Witwer und hat einen 11-jäh­ri­gen Sohn, den er ger­ne selbst erzie­hen möch­te. Aber ohne Frau und in sehr ein­fa­chen Verhältnissen lebend geht das nicht, sagt der Rabbi. Sohn Rieven soll bei der Vorzeigefamilie sei­nes peni­blen Schwagers unter­kom­men, er selbst auf Brautschau gehen. So muss sich Menashe bei arran­gier­ten Dates hei­rats­wil­li­gen Frauen erweh­ren und will gleich­zei­tig bewei­sen, dass er auch allei­ne für Rieven sor­gen kann, alles inner­halb der stren­gen reli­giö­sen Regeln. Joshua Z Weinstein hat Unglaubliches geschafft, er konn­te in der chas­si­di­schen Gemeinde Brooklyns dre­hen. Dass fast kom­plett Jiddisch gespro­chen wird, ging nur durch die Besetzung aller wich­ti­gen Rollen mit Haredim, also mit Menschen, die z.B. weder fern­se­hen oder gar ins Kino gehen. Wie konn­te er sie und die Gemeinde über­zeug­ten? Kontakte, lang­sa­me Annäherungsversuche und viel Zeit hal­fen dem jun­gen Regisseur und sei­nem Hauptdarsteller Menashe Lustig (des­sen Biografie dem Drehbuch zugrun­de liegt), die­sen lei­sen und herz­li­chen Einblick in eine frem­de Welt schließ­lich, allen Widerständen zum Trotz, gestal­ten zu können.
Menashe ist bei allem Willen zur höchst­mög­li­chen Authentizität nicht nur ein inter­es­san­tes Zeitdoku­ment, son­dern vor allem eines: eine sehr warm­her­zi­ge, tra­gi­ko­mi­sche Geschichte.“
Gaby Sikorski | programmkino.de

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Credits:
USA 2017, 83 Min., jidd. OmU

Regie: Joshua Z Weinstein
Buch: Joshua Z Weinstein, Alex Lipschultz, Musa Syeed
Kamera: Yoni Brook, Joshua Z Weinstein
Schnitt: Scott Cummings
mit: Menashe Lustig, Ruben Niborski, Yoel Weisshaus, Meyer Schwartz

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Termine:

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Glücklich wie Lazzaro

Ein Film von Alice Rohrwacher.

[indie­ki­no Club]

Der Held der Geschichte, der jun­ge Lazzaro, lebt auf einem klei­nen Hof in Italien in einer Gemeinschaft von LandarbeiterInnen, die von einer dubio­sen Adelsfamilie als Leibeigene behan­delt und aus­ge­beu­tet wer­den (was tat­säch­lich in den 1980ern in Italien einer Gruppe von ArbeiterInnen wider­fuhr). Innerhalb der ver­sklav­ten Gemeinschaft wird der gut­mü­ti­ge und flei­ßi­ge Lazzaro aus­ge­nutzt. Doch als der Sohn der Adelsfamilie Lazzaro dazu zwingt, eine Entführung vor­zu­täu­schen und Lösegeld von der Mutter zu erpres­sen, gerät das gan­ze Gefüge ins Wanken. Die Gruppe fin­det sich schließ­lich Jahre spä­ter in bit­te­rer Armut als TagelöhnerInnen in einer grö­ße­ren Stadt wie­der. Einem Wunder gleich, ist Lazzaro noch so jung und gut­mü­tig und flei­ßig wie damals. „Glücklich wie Lazzaro“ ist ein moder­nes, zeit­kri­ti­sches Märchen, des­sen Wendungen so wun­der­bar unvor­her­seh­bar sind, wofür Alice Rohrwacher in Cannes mit der Goldenen Palme für das Beste Drehbuch aus­ge­zeich­net wurde.

Klug zeigt die 36jährige Italienerin in ihrer zurück­hal­ten­den Inszenierung ganz unspek­ta­ku­lär die Auswirkungen des glo­bal-ent­fes­sel­ten Kapitalismus der Moderne. Die schein­bar befrei­ten Landarbeiter gera­ten vom Regen in die Traufe. Und wie in De Sicas berüh­ren­den neo­rea­lis­ti­schen Klassiker „Fahrraddiebe“ kön­nen sie sich nur in Kleinkriminalität ret­ten. Wie bereits in ihrem vor­he­ri­gen Film „Land der Wunder“ erweist sich die preis­ge­krön­te Regisseurin erneut als abso­lut her­aus­ra­gen­de Stimme des ita­lie­ni­schen Gegenwartkinos.“
Luitgard Koch | programmkino.de

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Credits:

Lazzaro felice
It./Schweiz/F/D 2018, 128 Min., ital. OmU (mit deut­schen und eng­li­schen Untertiteln)

Regie: Alice Rohrwacher
Kamera: Hélène Louvart
Schnitt: Nelly Quittier
Mit: Adriano Tardiolo, Agnese Graziani, Alba Rohrwacher, Luca Chikovani, Tommaso Ragno, Sergi Lopez und Nicoletta Braschi
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Termine:

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Glücklich wie Lazzaro (Offizieller Trailer OmU) – Lazzaro felice

Cobain

Ein Film von Nanouk Leopold.

Dies ist der neue Film von Nanouk Leopold. Nach „Oben ist es still“ und „Brownian Movement“ das drit­te Werk, dass es hier­zu­lan­de ins Kino schafft.
Die ganz beson­de­re Atmosphäre, die Leopolds Arbeiten aus­zeich­net, ent­steht durch das unaus­ge­spro­che­ne der Charaktere. Alltäglich schei­nen­de Menschen im all­täg­li­chen Dasein, unter deren dün­ner Haut kom­ple­xe Strukturen spür­bar wer­den, ein ande­res Leben, eine frem­de Existenz ver­ber­gen sich dort und gelan­gen lang­sam an die Oberfläche, wo sie nicht hin­ge­hö­ren. Cobain kommt im Vergleich dazu direk­ter daher, das liegt am Thema: das Portrait eines jun­gen Menschen, der nicht ohne Stolpern sei­nen Weg sucht. Der blei­ben will und gehen muß, weil die Mutter nichts mit ihm zu tun haben will. Ähnlich wie im „Winterdieb“ spielt sie die gro­ße Schwester, immer auf dem Sprung, unfass­bar und lau­nisch. Sie weiß auch kei­ne Antwort auf sei­ne Frage, war­um sie ihn nach jemand genannt hat, der sich erschoss.

Die schöns­ten Coming-Of-Age-Filme sind die, die noch nicht alles über ihre Protagonisten wis­sen. In Nanouk Leopolds Cobain muss des­halb die wun­der­bar neu­gie­ri­ge Kamera das Bild auf den 15-jäh­ri­gen Titelhelden immer wie­der neu scharf stel­len, um ihn zu fas­sen zu bekom­men, was gleich­zei­tig die har­te Welt um ihn her­um so weich wer­den lässt wie unse­ren Blick auf ihn. Würde die dro­gen­ab­hän­gi­ge Mutter ihn los­las­sen, könn­te er in sei­ner Umgebung auf­ge­hen, doch so gibt es für ihn kei­ne Sicherheit und kei­nen Stillstand. Deshalb ist hier alles in Bewegung, vor allem die Grenze zwi­schen Kindheit und Erwachsensein.“
Jan Kühnemund | Spiegel online

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Credits:
Niederlande / Belgien / Deutschland 2017 94 Min., niederl./engl. OmU 
Regie: Nanouk Leopold 
Kamera: Frank van den Eeden 
Schnitt: Katharina Wartena 
mit: Bas Keizer Naomi Velissariou Wim Opbrouck Dana Marineci Cosmina Stratan

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Termine:

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Cobain [Offizieller Trailer OV Englische Untertitel]

Im Kino mit deut­schen Untertiteln.

Lebenszeichen – Jüdischsein in Berlin

Ein Film von Alexa Karolinski.

Zwei Generationen nach dem Holocaust mögen die Erinnerungen dar­an zu ver­blas­sen begin­nen, aber in klei­nen, schein­bar bana­len Momenten des täg­li­chen Lebens sind sie noch ganz spür­bar. Die Regisseurin Alexa Karolinski hat Familienmitglieder, Freunde, Historiker und zufäl­li­ge Bekannte befragt und ist mit ihrer Kamera im heu­ti­gen Berlin auf Spurensuche gegan­gen. Sie folgt den viel­ge­stal­ti­gen Lebenszeichen, Ritualen und Gewohnheiten um fest­zu­hal­ten, wie per­sön­li­che Erinnerung und kol­lek­ti­ve Geschichte, ver­erb­tes Trauma und geleb­te Gegenwart zusammenwirken.

Nach „Oma & Bella” (2012), Karolinskis Doppelporträt von ihrer Großmutter und deren bes­ten Freundin, ist LEBENSZEICHENJÜDISCHSEIN IN BERLIN der zwei­te Teil einer Trilogie über jüdi­sche Identität und Leben in Deutschland, die das Gestern als not­wen­di­ge Bedingung für das Heute ver­steht. LEBENSZEICHEN ist nicht nur eine inti­me Selbst- und Familienerkundung, son­dern auch ein viel­stim­mi­ges Portrait der deut­schen Hauptstadt und sei­ner jüdi­schen Geschichte.

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Credits:
Deutschland 2018, 83 Min.

Regie & Drehbuch: Alexa Karolinski
Kamera: Alexa Karolinski, Johannes Louis 
Schnitt: Alexa Karolinski, John Walte
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Termine:

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Lebenszeichen Trailer Deutsch | German [HD]
West-Berlin (Oranienstraße), 1980er Jahre. © Michael Hughes, Berlin

Berlinzulage – Filmreihe zur Ausstellung

West-Berlin / Kunst / 1980er Jahre

Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht vor­an“ sin­gen die Fehlfarben Anfang der 1980er Jahre, viel­leicht auch mit iro­ni­schem Seitenblick auf das ‚Weiter, Höher und Schneller‘ des ste­tig vor­an­schrei­ten­den Sozialismus hin­ter der Mauer (in der DDR). Egal wie­viel Hellsichtigkeit man der Band, die ohne es zu wol­len die Hymne der West-Berliner Hausbesetzer schrieb, beschei­ni­gen will – am Ende der Dekade sind alle auch am Ende der Geschichte angelangt.
Dass die­se sich den­noch wei­ter­ge­dreht hat (ganz im Sinne des Songtexts) und wel­che his­to­ri­schen Linien sich aus der dama­li­gen Anti- und Aufbruchstimmung bis heu­te zie­hen las­sen, ist der Rahmen für die­se Ausstellung, die sich kon­zep­tu­el­len und sub­kul­tu­rel­len Tendenzen der Kunst der 1980er Jahre in West-Berlin zuwendet.

In der zur Ausstellung gehö­ren­den Filmreihe zei­gen wir vom 6. – 12.9.:

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Nekromantik

West-Berlin 1987 – 90 Minuten – Spielfilm – Farbe – Digital (von Super8) – R:

R/B: Jörg Buttgereit – B: Franz Rodenkirchen – K: Uwe Bohrer – P/K: Manfred Jelinski – M: John Boy Walton, Hermann Kopp, Daktari Lorenz – mit Daktari Lorenz, Beatrice Manowski, Harald Lundt, Susa Kohlstedt, Franz Rodenkirchen, Volker Hauptvogel

Kein Film sonst hat die mor­bi­de Atmosphäre des alten West-Berlins so gekonnt ein­ge­fan­gen, auf die Spitze getrie­ben und sub­li­miert wie Jörg Buttgereits „Nekromantik“ (Nun ja, viel­leicht noch „Possesssion“…). Der Film erzählt auf der Oberfläche von einem jun­gen Pärchen, das der Nekrophilie ver­fällt, immer neue Kicks braucht und dafür sei­ne Beziehung ver­spielt. Was das Werk von ande­ren Horror-Filmen unter­schied, war vor allem sei­ne Gegenwärtigkeit – die Verwurzelung im Hier und Jetzt einer kon­kret ver­han­del­ten Erlebniswelt. Unvermittelt öff­ne­te sich die Tür zur Nachbarswohnung in Kreuzberg oder Neukölln, gewähr­te Einblicke in Wirklichkeiten, die zwar sehr merk­wür­dig anmu­te­ten, die aber gleich­zei­tig nicht ganz aus­zu­schlie­ßen waren. Völlig aus­ge­he­belt waren auch die gän­gi­gen Strickmuster des Genres mit all sei­nen Figurenklischees und den ewig vari­ier­ten Gut-Böse-Schemata. Naturgemäß wur­de „Nekromantik“ bei sei­ner Premiere von gro­ßen Teilen der „seriö­sen Filmkritik“ reflex­ar­tig abge­wehrt. Inzwischen ist klar, dass es sich um eine zwar ver­stö­ren­de, doch seis­mo­gra­fisch genaue Bestandsaufnahme aus der „Frontstadt“ West-Berlin in ihrer letz­ten Phase handelt.

Do, 6.9. 22:00


Decoder

BRD 1984 – 87 Minuten – Spielfilm – Farbe – Digital (von 16mm) – R: Muscha – B: Klaus Maeck, Muscha, Volker Schäfer, Trini Trimpop – K: Johanna Heer – M: FM Einheit, Dave Ball, Genesis P_Orridge, Matt Johnson, The The, John Caffery, Einstürzende Neubauten – mit FM Einheit, Christiane F., Bill Rice, Matthias Fuchs, Ralf Richter, William S. Burroughs, Genesis P‑Orridge, Mona Mur, Alexander Hacke

In der nahen Zukunft (von 1984 aus gese­hen) schlägt sich der Soundbastler F.M. durch den Dschungel einer anony­men Metropole. Er ist davon über­zeugt, dass die Städtebewohner durch gehei­me Tonsignale mani­pu­liert wer­den, um so zu wil­len­lo­sen Konsumenten zu mutie­ren. Er ent­wi­ckelt gemein­sam mit Pionieren der Stadtguerilla eine Gegenbewegung – den „Cassetten-Terrorismus“. Das staats­ka­pi­ta­lis­ti­sche „Muzak“-Gedudel soll deco­diert, umge­polt und in revo­lu­tio­nä­re Energie ver­wan­delt wer­den. Basierend auf den Ideen von William S. Burroughs, ver­moch­te eine Handvoll Akteure aus der Düsseldorfer Szene wir­kungs­voll ihre kurio­se Dystopie von Überwachung und Revolte zu ent­wer­fen. Zahlreiche Stars der Subkultur konn­ten für Gastauftritte gewon­nen wer­den, u.a. Christiane F., Bill Rice, Genesis P_Orridge und Burroughs hims­elf. Aufnahmen des West-Berlin-Besuchs von Ronald Reagan und ande­res Found-Footage-Material ver­lei­hen dem Ganzen einen reiz­vol­len doku­men­ta­ri­schen Touch. „Ein west­deut­scher No-Wave-Film, ein Unikum, damals ein fast unsicht­ba­rer Insider-Tipp, gebor­gen aus der Müllkippe des Vergessens, heu­te hörens- und sehens­wert.“ (film-dienst)

Fr, 7.9. 22:00


Kinder der Konfettimaschine

West-Berlin 1987 – 75 Minuten – semi­do­ku­men­ta­ri­scher Spielfilm – Farbe – Digital (von 16mm) – R: Rainer Grams – B: Klaus Dörries, Rainer Grams – K: Klaus Dörries, Frank Fölsch – P: Jürgen Brüning – mit Michael Krause, Hans-Jürgen Casper, Ronald Berg, Irmgard Maenner, Frank Heizmann, Frieder Weber, Hussyin Kutlucan

Im Mai 2018 schloss das legen­dä­re Kreuzberger Eiszeit-Kino für immer sei­ne Pforten. Die letz­ten Betreiber des Hauses, die sich des mythi­schen Namens bedien­ten, hat­ten schon nichts mehr mit des­sen glor­rei­cher Vergangenheit zu tun. Diese reicht bis ins Jahr 1981 zurück, als das „Eiszeit“ als Hausbesetzer-Kino auf der Blumenthalstraße in Schöneberg gegrün­det wur­de. Nach der poli­zei­li­chen Räumung und einer Zwischenstation im „Frontkino“ konn­ten 1983 die Räume auf der Zeughofstraße bezo­gen wer­den. Als Teil der Bewegung „Lichtspiele im Untergrund“ (zu der u.a. auch das Regenbogen-Kino und der Ufer-Palast gehör­ten) wur­de eine Erweiterung des Begriffs „Kino“ über den einer blo­ßen Abspielstätte für Filme hin­aus betrie­ben. Der kol­lek­tiv erar­bei­te­te Spielplan war­te­te auch mit Konzerten, Performances, Lesungen und Ausstellungen auf. Über allem wal­te­te die Idee sub­kul­tu­rel­len Selbstverständnisses. Regisseur Rainer Grams war akti­ver Teil der Gruppe, die sich um das „Eiszeit“ schar­te. 1987 ergab sich für ihn die Gelegenheit, für das „Kleine Fernsehspiel“ (ZDF) ein spie­le­ri­sches Gruppenporträt mit Wegbegleitern und Zeitgenossen zu drehen.

Sa, 8.9. 22:00


So war das S.O. 36 – Ein Abend der Nostalgie

West-Berlin 1980−85÷1997 – 89 Minuten – Dokumentarfilm – Farbe – Digital (von Super‑8) – R/K: Manfred O. Jelinski, Jörg Buttgereit – K: Michael Becker, Uwe Bohrer, Detlef Skibbe, Verena Wolff – M: Carambolage, Beton Combo, Einstürzende Neubauten, Die Gelbs, Soilent Grün (a.k.a. Die Ärzte), Der Wahre Heino (Norbert Hähnel), Die Ich’s, Lorenz Lorenz, Rubberbeats, Die Tödliche Doris

Die Körnigkeit des hoch­emp­find­li­chen Materials im Pogo-Taumel, flie­gen­de Bierbüchsen im bun­ten Bühnennebel, Rauch, Schweiß und Kondenswasser an den Wänden. Die Kameras dicht am Geschehen, mit­ten unter den tan­zen­den, schrei­en­den und drän­gen­den Zuschauern oder auf der Bühne neben Schlagwerk, Gitarre und schwar­zen Lederstiefeln.“ (Berlinale) Im Selbstauftrag hat­te Manfred O. Jelinski schon 1980 begon­nen, die Punk- und New-Wave-Konzerte im legen­dä­ren S.O. 36 fil­misch zu doku­men­tie­ren. Zu die­sem Super-8-Langzeitprojekt stieß spä­ter Jörg Buttgereit, der selbst im Film auf der Bühne mit Freunden in einer Kiss-Parodie zu erle­ben ist. Interviews mit den tür­ki­schen Betreibern, eine lose Rahmenhandlung und diver­ses Archivmaterial run­den das Bild ab. 1985 hat­te eine ers­te Variante des Films auf dem Forum des jun­gen Films auf der Berlinale Premiere. 1998 wur­de das Werk dann in sei­ne jet­zi­ge Form gebracht.

Sa, 8.9. 23:30


Jesus – Der Film

West-Berlin 1986 – 126 Minuten – Episodenfilm – Schwarzweiß – Digital (von Super‑8) – R: Michael Brynntrup (Gesamtkonzept und Montage) sowie Anarchistische Gummizelle, Jörg Buttgereit, Die Tödliche Doris, Frontkino / Konrad Kaufmann, Birgit und Wilhelm Hein, inter­shop gemein­schaft wig­gert, Almut Iser, Dietrich Kuhlbrodt, Georg Ladanyi, Merve Verlag, Giovanni Mimmo, pade­lu­un, Robert Paris / Andreas Hentschel, Schmelzdahin, Stiletto, Sputnik Kino / Michael Wehmeyer, Teufelsberg Produktion, Lisan Tibodo, VEB Brigade Zeitgewinn, Werkstattkino München / Doris Kuhn, Andreas Wildfang – K: Wolfgang Böhrer, Michael Brynntrup, Jörg Buttgereit, Klaus Dörries, Dietrich Kuhlbrodt, pade­lu­un, Lisan Tibodo, Uli Versum, Andreas Wildfang, Castro Zen, Björn Zielaskowsy – mit Michael Brynntrup, Panterah Countess, Jürgen Brauch, Oliver Körner von Gustorff, Wolfgang Bohrer, Jörg Buttgereit, Mizza Caric, Dietrich Kuhlbrodt, pade­lu­un, Lisan Tibodo, Uli Versum, Michael Wehmeyer, Castro Zen

No-Budget-Monumentalwerk in 35 Kapiteln, gedreht auf Super‑8 unter der Beteiligung von ins­ge­samt 22 Künstlerinnen und Künstlern. Der aus Münster stam­men­de, als Supervisor des Projekts fun­gie­ren­de Michael Brynntrup (Jahrgang 1959) arbei­te­te dar­in sein Trauma als Messdiener ab, ent­wi­ckel­te das sowje­ti­sche Filmmaterial im hei­mi­schen Labor selbst und ver­kör­per­te selbst­ver­ständ­lich auch die Titelfigur – in sämt­li­chen Episoden.

So, 9.9. 15:30


Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

BRD 1981 – 131 Minuten – Spielfilm – Farbe – Digital (von 35mm) – R: Uli Edel – B: Herman Weigel, nach dem gleich­na­mi­gen Tatsachenbericht von Christiane V. Felscherinow – K: Justus Pankau, Jürgen Jürges – M: Jürgen Knieper, David Bowie, Brian Eno – S: Jane Seitz – mit Natja Brunckhorst, Thomas Haustein, Jens Kuphal, Reiner Wölk, Christiane Reichelt, David Bowie

Christiane F. wur­de mit ihrer Geschichte nach­ge­ra­de zum Synonym des Drogensumpfes rund um den West-Berliner Ersatzbahnhof am Zoo. Wie die 15-jäh­ri­ge Schülerin aus Gropiusstadt unauf­halt­sam in einen Strudel aus Tabletten, Alkohol und schließ­lich Heroin gezo­gen wird, erlebt aus­gie­bi­ge Schilderung, inklu­si­ve Klauerei, Schmutz, Blut und Sex (mal aus Suche nach Nähe, mal zur Geldbeschaffung). Daneben ist der Film – trotz aller Inszenierung – inzwi­schen selbst zum Dokument eines Berlin gewor­den, das es so längst nicht mehr gibt. In einem rela­tiv lan­gen Konzertmitschnitt ist zudem der zeit­wei­li­ge Wahl-Berliner David Bowie zu erle­ben, der von der Bühne her­ab direkt Christiane F. ansingt: „Wir kön­nen Helden sein, für immer und ewig.“

Mo, 10.9. 22:00


Possession

Frankreich / BRD 1981 – 127 Minuten – Spielfilm – Farbe – Digital (von 35mm) – OmU – R: Andrzej Żuławski – K: Bruno Nuytten – M: Andrzej Korzynski – mit Isabelle Adjani, Sam Neill, Margit Carstensen, Heinz Bennent, Johanna Hofer

Als ein Mann von einer Geschäftsreise zurück­kehrt in sei­ne Wohnung an der Mauer in Berlin-Wedding, liegt sei­ne Ehe in Trümmern. Seine Frau hat offen­bar eine Affäre, ist hoch­gra­dig ver­stört, doch will über nichts spre­chen. Was ein von dem Mann beauf­trag­ter Privatdetektiv dann in einer Wohnung an der Mauer in Kreuzberg fin­det, ist hoch­gra­dig ver­stö­rend – und nicht nur für ihn fol­gen­schwer. Der pol­ni­sche Filmemacher Andrzej Żuławski („Nachtblende“) zeig­te das West-Berlin der dama­li­gen Zeit als selt­sa­men Ort, an dem bizar­re Dinge gesche­hen. Der auf Englisch gedreh­te Horror-Psychothriller ist einer der ganz weni­gen aus­län­di­schen Berlin-Filme aus der zwei­ten Hälfte des 20. Jahrhundert, in denen es weder um Nazis noch um Spione geht. Oder doch? Isabelle Adjani wur­de in Cannes aus­ge­zeich­net und erhielt den César. In Deutschland fand der Film nie einen Verleih.

Di, 11.9. 22:00


Fucking City

West-Berlin 1981 – 88 Minuten – Spielfilm – Schwarzweiß – Digital (von 16mm) -

R / B / K / S/ P: Lothar Lambert – mit Ulrike Schirm, Stefan Menche, Lothar Lambert, Dagmar Beiersdorf, Ayla Algan, Mustafa Iskandarani, Erika Rabau, Dorothea Moritz, Renate Soleymany

Helga und Rüdiger sind ein Ehepaar, sie suchen per Kleinanzeigen jun­ge Ausländer, um mit ihnen ero­ti­sche Abenteuer vor lau­fen­der Kamera zu insze­nie­ren. Der schwu­le Fleischer Kurt ver­sucht, sei­ne aus der Provinz ange­reis­te Schwester Klara zu über­re­den, einen sei­ner Favoriten zu hei­ra­ten. Zuletzt ste­hen alle vor den Trümmern ihrer Wunsch-Wirklichkeiten. Lamberts schwär­zes­ter Film beschreibt die Sinnsuche von vier Menschen im Labyrinth sexu­el­ler Ersatzhandlungen, irgend­wo zwi­schen „Taxi zum Klo“ (Frank Ripploh, 1980) und Fassbinders „Angst essen Seele auf“ (1974) ange­sie­delt; „… aber lus­ti­ger, trau­ri­ger und kri­ti­scher als jeder der bei­den genann­ten Filme.“ (James Hoberman, The Village Voice)

Mi, 12.9. 22:00

R = Regie; B = Buch; K = Kamera; M = Musik; S = Schnitt; P = Produktion; OmU = Originalfassung mit Untertiteln