Nordlichter 2015

30.April – 13.Mai

Nordlichter – das sind 5 neue Skandinavische Filme aus dem Programm der Nordischen Filmtage Lübeck:
Ich bin dein, der Preisträgerfilm der nor­we­gisch-paki­sta­ni­schen Regisseurin Iram Haq, dreht sich um eine jun­ge Frau, die sich mit den Erwartungen an sie aus­ein­an­der­set­zen muss. – Lukas Moodysson (Fucking Amal, Tilsammens) erzählt in Wir sind die Besten von Bobo und Weiterlesen

Bande de filles

ein Film von Céline Sciamma

Marieme lebt mit ihrer Familie in der Pariser Banlieue. Die Mutter sorgt fürs Einkommen, der gro­ße Bruder kom­man­diert alle her­um und sie ver­sorgt die jün­ge­ren Schwestern. Außerfamiliär ist es nicht bes­ser. In der Nachbarschaft geben Jungs den Ton an und Weiterlesen

Leviathan

Die Halbinsel Kola an der Barentsee – hier lebt Kolja mit Lilya, sei­ner zwei­ten Frau und Roma, sei­nem Sohn aus ers­ter Ehe, in einem Haus samt Werkstatt mit wun­der­ba­rem Blick über die Bucht. Seit Generationen ist der Grund im Besitz sei­ner Familie, aber jetzt hat der aktu­el­le Bürgermeister des Ortes den Wert des Grundstücks erkannt. Er will es kau­fen und droht mit Enteignung, als sich Kolja wei­gert. Der Automechaniker wen­det sich an sei­nen alten Armeefreund Dmitri, einen erfolg­rei­chen Anwalt aus Moskau. Sollte man vor Gericht Weiterlesen

Eine neue Freundin

Claire und Laura waren bes­te Freundinnen. Als Laura stirbt, bricht nicht nur für Lauras Ehemann David eine Welt zusam­men, son­dern auch für Claire. Nach Tagen rafft sie sich auf, um David zu besu­chen. Auf ihr Klingeln reagiert nie­mand. Da die Tür ange­lehnt ist, tritt sie ein – und über­rascht David in Lauras Kleidern. In ihrem vor­bild­lich gut­bür­ger­li­chen Universum – Häuschen, Bürojob, Doppelpärchenessen – löst der Anblick ein klei­nes Erdbeben aus. Dennoch besucht sie ihn auf sein Bitten hin erneut. Ohne es recht zu wol­len, Weiterlesen

Sacro Gra – Das andere Rom

GRA ist ein Autobahnring, der die ita­lie­ni­sche Hauptstadt auf 70 km Länge umkreist. In sei­nem preis­ge­krön­ten Film inter­es­siert sich Regisseur Gianfranco Rosi weni­ger für die Mammutautobahn an sich, son­dern für die unzäh­li­gen Geschichten und Figuren um sie her­um. Er por­trä­tiert unge­wöhn­li­che Menschen, die hier an der Peripherie, im Niemandsland leben: Der Biologe Francesco führt einen ver­zwei­fel­ten Kampf gegen Weiterlesen

183 Tage – Der Auschwitz-Prozess

auschwitz183 Tage – Der Auschwitz-Prozeß  In einer Zeit, wo nur noch weni­ge Überlebende und Zeugen von den Machenschaften der Nationalsozialisten berich­ten kön­nen, gewin­nen Bild- und Tondokumente immer mehr an Bedeutung: Dieser Film ist ein Beispiel dafür, wie die­se Dokumente genutzt wer­den kön­nen, um Zusammenhänge auf­zu­zei­gen, aber auch wei­ter­hin die Weiterlesen

Timbuktu

[indie­ki­no Club]

Das tat­säch­li­che Timbuktu hat mit dem mythi­schen Ort der Vergangenheit wenig zu tun, denn dem Sand der Sahara lässt sich nichts ent­ge­gen­set­zen. Aus der Wüste kom­men auch die Dschihadisten in die Stadt, lang­sam ent­steht eine Atmosphäre der laten­ten Bedrohung durch die Besatzer, die in der Stadt rum­lun­gern und Schritt für Schritt Verbote und Restriktionen durch­set­zen. Die Familie von Kidame und Satima lebt drau­ßen vor der Stadt, aber der Kommandant der Miliz beginnt um Satima zu werben.

Tatsächlich wur­de Timbuktu 2012 durch eine Splittergruppe von Steinzeit-isla­mis­ten besetzt, die die Scharia ein­führ­ten und his­to­ri­sche mus­li­mi­sche Stätten beschä­dig­ten. Sissako hat das Thema nicht dra­ma­ti­siert, son­dern beob­ach­tet genau die all­mäh­li­che Brutalisierung des Alltags der Menschen durch die Eindringlinge, die ihre Macht demons­trie­ren. Der Film bleibt dadurch sowohl kon­kret bei einer poli­ti­schen Strömung als auch uni­ver­sell als Zeugnis der Unterdrückung als rei­ner Selbstzweck.

Das Tolle dar­an ist, wie Sissako, der schon mit sei­nen Filmen Bamako (2006) und Heremakono (2002) über­rasch­te, all dies nicht als das gro­ße Jenseits unse­rer Vorstellungskraft insze­niert, son­dern als Alltag und Normalität. Und das heißt nicht, dass er die Härte und die Gewalttätigkeit der Situation aus­spart oder baga­tel­li­siert, im Gegenteil, er fängt sie von der ers­ten Szene an ein, aber auf eine lako­ni­sche Weise.“
(Cristina Nord, TAZ)

Mali 2014, 97 Min., ara­bisch, bam­ba­ra, franz. OmU

Regie:
Abderrahmane Sissako

Buch:
Abderrahmane Sissako, Kessen Tall,
Kamera:
Sofian El Fani
Schnitt:
Nadia Ben Rachid

mit: Abel Jafri, Toulou Kiki, Kettly Noel

Das merkwürdige Kätzchen

Ein Film von Ramon Zürcher.

[indie­ki­no club] [Credits]  [Trailer]

An einem Samstag im Herbst sind Karin und Simon bei ihren Eltern und der jüngs­ten Schwester Clara zu Besuch. Die Zusammenkunft der Familie ist Anlass für ein gemein­sa­mes Abendessen, zu dem im Verlauf des Tages auch wei­te­re Verwandte erschei­nen. Während die Familienangehörigen die Wohnung mit ihren Gesprächen, Alltagshandlungen und Kochvorbereitungen bele­ben, strei­fen die Katze und der Hund durch die Räume. Auch sie wer­den zu einem zentralen
Bestandteil die­ses fami­liä­ren Alltagsreigens, der immer wie­der über­höh­te Elemente auf­weist, die einer natu­ra­lis­ti­schen Darstellungsweise ent­ge­gen­wir­ken. So öff­nen sich Nebenräume zwi­schen Familiendrama, Märchen und dem Psychogramm einer Mutter.

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Credits:

Deutschland 2013.
Regie, Buch, Schnitt: Ramon Zürcher

Kamera: Alexander Haßkerl
Kostüme: Dorothée Bach
Ton: Benjamin Kalisch
Musik: Thee More Shallows
Szenenbild: Matthias Werner, Sabine Kassebaum
Maske: Vivien Rahn
Herstellungsleitung: Myriam Eichler
Producer: Johanna Bergel, Silvan Zürcher

Produktion: dffb, Berlin, in Koproduktion mit Ramon und Silvan Zürcher und Alexander Haßkerl

Darsteller: Jenny Schily (Mutter), Anjorka Strechel (Karin), Mia Kasalo (Clara), Luk Pfaff (Simon), Matthias Dittmer (Vater), Armin Marewski (Schwager), Leon Alan Beiersdorf (Jonas), Sabine Werner (Tante), Kath-
leen Morgeneyer (Hanna), Monika Hetterle (Großmutter), Gustav Körner
(Nachbarsjunge), Lea Draeger (Frau auf Balkon)

Format: DCP, Farbe. Länge: 72 Minuten. Sprache: Deutsch.
Uraufführung: 11. Februar 2013, Forum der Berlinale

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Trailer:

„Das merk­wür­di­ge Kätzchen” Trailer

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35 Rum

[indie­ki­no Club]

Lionel (Alex Descas), ein Zugführer aus einer Pariser Vorstadt, hat sich sein Leben lang auf­op­fernd um sei­ne Tochter geküm­mert. Er weiß, dass Joséphine (Mati Diop) nun alt genug ist, um auf eige­nen Füßen zu ste­hen, doch er will sie nicht ver­lie­ren, und auch Joséphine scheint noch nicht bereit, ihr gebor­ge­nes Zuhause zu ver­las­sen.
Zu ihren Nachbarn gehö­ren die Taxifahrerin Gabrielle (Nicole Dogué), deren zag­haf­te Bemühungen, sich mit Vater und Tochter anzu­freun­den, auf wenig Gegenliebe sto­ßen, und Noé (Grégoire Colin), der sei­ne Wohnung in exakt dem Zustand belas­sen hat, wie sie ihm sei­ne ver­stor­be­nen Eltern ver­erbt haben.

Claire Denis hat­te mehr als schö­ne Momente zu bie­ten. Ihr „35 rhums“ lief aber (beim Filmfestival in Venedig) außer Konkurrenz. Es ist die Geschichte des Zugführers Lionel, der sei­ne Tochter allein auf­ge­zo­gen hat. Beide wis­sen, dass die gemein­sa­me Zeit zu Ende geht, weil Josephine erwach­sen gewor­den ist. Claire Denis beob­ach­tet gelas­sen ihren Alltag, die getrenn­ten Stunden wäh­rend der Arbeit, führt Kollegen ein und Freunde und bewegt sich mit den Figuren durch die Vorstädte von Paris, als sei­en sie die gan­ze Welt. (…) allein für die Szene, in der Vater, Tochter und ein paar Freunde mit Fremden in einer Bar zu trin­ken und zu tan­zen begin­nen und Claire Denis die ver­schie­de­nen Arten zu lie­ben ein­fängt, allein dafür hat sich das hal­be Festival schon gelohnt.“ Verena Lueken / FAZ

35 Rhums
D / Fr. 2008
105 Min., frz. OmU

R.: Claire Denis

D.: Alex Descas,
Mati Diop,
Grégoire Colin,
Nicole Dogué,
Julieth Mars-Toussaont,
Jean-Christophe Folly,
Ingrid Caven