Eigentlich lässt sich kaum eine Inhaltsangabe eines Films von Angela Schanelec machen, insbesondere von ihrem neuen Film. Scheinbar zu fragmatisch, lückenhaft sind sie: Mit Abbrüchen, Auslassungen und Sprüngen in der Erzählung, mit minimalen Zeichnungen der Figuren. Wer dieser speziellen elliptischen Struktur nicht aufgeschlossen gegenübersteht, hat nichts davon. Alle anderen jedoch können sich nur schwer entziehen.
Trotzdem hier eine Beschreibung aus dem Presseheft:
„Griechenland 1984. Kenneth, ein englischer Musiker, und Theres, eine junge Deutsche, singen auf der Straße, um sich ihren Urlaub zu finanzieren. Sie lieben sich. Als Kenneth die Nachricht erhält, dass seine Mutter verunglückt ist, reist er überstürzt nach Hause und lässt Theres zurück. Ihm wird bewusst, wie sehr er sie braucht, aber sein Versuch, sie erneut zu gewinnen, scheitert.
30 Jahre später, in Berlin. Ariane, eine 40jährige Fernsehschauspielerin, löst sich von ihrem Mann, einem erfolgreichen Anthropologen. Er zieht in ein Appartement am Hauptbahnhof. Von seinem Fenster sieht er einen Obdachlosen. Es ist Kenneth, der nicht weiß, dass auch Theres inzwischen in Berlin lebt.“
Und ein paar Pressestimmen:
»Der traumhafte Weg ist mehr als nur der Titel dieses Films. Er ist sein Programm.« SRFKULTUR
»Entscheidend ist das Abwesende und Ungesagte, zwischenmenschlich wie filmisch. Mit ihrem klaren Blick und dem Sträuben gegen die Konventionen des Erzählkinos gelingen der Regisseurin gerade in der Unerklärtheit komplexe, bestechende Momente.« BERLINERZEITUNG
„ Der traumhafte Weg“ lässt deutlicher denn je in ihrem Werk erkennen, dass es die lose Verknüpfung von Momenten ist, die erst die Zwischenräume schafft, in denen unsere Imagination lebendig werden kann.“ CARGO
D 2016, 87 Min. Buch und Regie: Angela Schanelec Bildgestaltung: Reinhold Vorschneider Schnitt: Angela Schanelec, Maja Tennstedt Mit Miriam Jakob Theres, Thorbjörn Björnsson, Maren Eggert, Phil Hayes, Anaya Zapp.
Ein Film von Monja Art. (Nicht mit MITSIEBZEHN verwechseln)
Paula ist sehr gut in der Schule und verliebt in eine Mitschülerin. Gleichzeitig wird sie von einem anderen Mädchen in ihrer Klasse ständig genervt. Ihre Person zeichnet aus, dass sie meist sehr gelassen mit den post-pubertären Ausschweifungen der anderen umgeht. Sie scheint ein wenig darüber zu stehen. Fortwährende Intrigen, Aufregungen und Gemeinheiten scheinen ihr eine Zeit lang nichts anhaben zu können, bis sie doch immer mehr in die rücksichtslosen Machenschaften hineingezogen wird. Egoistisches, hartes Teenagerleben sind mit ihren milden, romantischen Ambitionen unvereinbar.
Der Film verzichtet sehr angenehm auf einseitige Zuweisungen und deutet manchmal die Möglichkeit an, die Erzählung in eine andere Richtung laufen zu lassen und so dem Zuschauer punktuell andere Optionen eröffnet. Dabei umschifft er auch glüchlicherweise die üblichen stereotypen und klischeehaften Beschreibungen von Personen und deren Umgebung.
Wer sich dabei an den Film „Raus aus Amal“ erinnert fühlt, liegt überhaut nicht so daneben.
Für ihren ersten langen Spielfilm Siebzehn, bei dem sie für Regie und Drehbuch verantwortlich zeichnete, wurde Monja Art 2017 mit dem Filmfestival Max Ophüls Preis ausgezeichnet.
Begründung der Jury:
„Sensibel und entschlossen inszeniert erzählt dieser wunderbare Film von der ersten oder auch der zweiten Liebe, tiefen Sehnsüchten, der inneren Unsicherheit und der Suche nach der eigenen Identität. Es ist überaus erstaunlich, dass man diese wiederkehrenden Geschichten vom Erwachsenwerden so erfrischend und emotional mitreißend neu erfinden kann.“
Hauptdarstellerin Elisabeth Wabitsch erhielt den Max Ophüls Preis als beste Nachwuchsschauspielerin.
Ö 2017, 104 Min. Regie, Buch: Monja Art Kamera: Caroline Bobek Schnitt: Monja Art, Claudia Linzer Darsteller: Elisabeth Wabitsch, Anaelle Dézsy, Alexandra Schmidt, Alexander Wychodil, Christopher Schärf u. a.
NORDLICHTER, das mobile skandinavische Filmfestival hat (in Zusammenarbeit mit den Nordischen Filmtagen Lübeck) in seiner 3. Ausgabe wieder eine abwechslungsreiche Mischung von neuen Filmen aus Island, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen zusammengestellt (alle Filme laufen natürlich in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln). So gibt es ein finnisches Roadmovie von der im Land überaus populären Schauspielerin Tiina Lymi, das Spielfilmdebut des preisgekrönten Drehbuchautors Rasmus Heisterberg (Königin und der Leibarzt / Stig Larsons Schändung, Verblendung), einen neuen Film von Arild Fröhlich, das Spielfilmdebut der isländischen Kino- und Filmlegende Ásgrímur Sverrisson und der sehr ungewöhnlichen und verspielten Kleinstadt-Familiengeschichte des Schweden Johan Löfstedt:
ÄKKILÄHTÖ / OFFTHEMAP
Finnland 2016 98 Min. finnische OmU
Katri, eine junge Immobilienmaklerin flieht mit einer ihr unbekannten Göre namens Anna und einer Tasche voller unrechtmäßig erworbenem Geldes in die finnische Pampa, zur wehrhaften Großmutter des Mädchens. Ihnen auf der Spur sind ihr (Ex-)Freund und Annas Stiefvater. Spannend, komisch und ein wenig romantisch ist das Spielfilmdebut der bekannten Schauspielerin Tiina Lymi.
mit Lotta Kaihua (Katri), Jussi Vatanen (Johannes), Antti Holma (Mikko), Eedit Patrakka (Anna), Ville Tiihonnen (Tero), Maja Packalen (Großmutter) u.a.
I BLODET | INTHEBLOOD
Dänemark 2016 104 Min. dänische OmU
Simon (23) studiert zusammen mit seinem besten Kumpel Knud Medizin in Kopenhagen. Zwischen Uni und Klausuren feiern sie mit ihrer 4er-Männer-WG rauschende Parties. Das tolle Gemeinschaftsgefühl der WG droht jedoch nach und nach an der Zukunftsplanung der anderen zu zerbrechen. Simon mag jedoch noch nicht an ein Leben in geordneten Bahnen denken. Gefühlt allein gelassen flüchtet er sich in exzessive Alkohol- und Drogennächte. Dabei lernt er Emilie kennen, die auch nicht auf eine Beziehung aus ist. Es ist der Beginn eines turbulenten Sommers voller Auf- und Umbrüche, in dem das Gefühl grenzenloser Freiheit, Verlust und Unsicherheit nah beieinander liegen… Visuell bemerkens-werter Debütfilm von Rasmus Heisterberg mit tollem Soundtrack (Daft Punk uvm.), der seine Premiere beim Filmfest in in Toronto hatte.
mit Esben Dalgaard Andersen (Rune), Julie Andresen (Cecilie), Aske Bang (Søren), Louise Katrine Bartholin (Festdeltager), Kristoffer Bech (Simon), Gerard Bidstrup (Kirurg), u.a.
REYKJAVÍK
Island 2016 92 Min. isländische OmU
Kaum noch jemand besucht Hringur (Atli Rafn Sigurðsson) in seiner Videothek „Die Amerikanische Nacht”, um, wie einst bei den Buchhandlungen, mit äußerst vagen Angaben und wenigen Sätzen über Inhalte, zu einem Titel und damit einer DVD zu gelangen. Nur noch die wenigen früher Cineasten, heute Film-Nerds Genannten kommen noch, aber von den paar kann der Film-Enthusiast nicht leben. Hringur ist schlicht pleite. Gerade wollte er sich gemeinsam mit Gattin Elsa, einer Stewardess der Fluggesellschaft Icelandair, noch ein schönes großes Haus kaufen, da soll ihnen auch schon die Wohnung weggepfändet werden. Da hat Elsa, einst von seiner Natürlichkeit bezaubert, genug. Sie will ein modernes und vor allem „normales” Leben. Hringur muss ausziehen, das Sorgerecht für die Tochter wird aufgeteilt. Er nimmt es gelassen und zieht auf sein Ladensofa. Aber das Leben geht weiter und hält noch einige unvorhersehbare Wendungen für alle Beteiligten bereit.
Der Regisseur Ásgrímur Sverrisson hat auf der Insel eine Art isländisches Cahier du Cinéma aufgebaut, das Filmmagazin Land & synir, hat den isländischen Film- und Fernsehpreis Edda-Awards gegründet sowie das erste Kunst-Kino Reykjavíks eröffnet. Er unterrichtet an der dortigen Filmhochschule, moderiert im Fernsehen, schreibt Drehbücher und hat mehrfach Regie geführt bei Kurzfilmen. REYKIAVÍK ist auch ein lakonischer Abgesang aufs Cineastentum, und hat wahrscheinlich viel mit seinem Schöpfer zu tun.
GRANDHOTEL
Norwegen 2016 95 Min. norwegische OmU
Im GRANDHOTEL treffen sich der eitle und hochnäsige Schriftsteller Axel und der 10jährige Noah – der eine hat ein Alkoholproblem, der andere ein lästiges Tourette-Syndrom. Es eint sie die Tatsache, dass „die Anderen“ da draußen sie scheinbar nicht mögen und um so interessanter ist der Prozess der Annäherung dieses sehr ungleichen Paares.
Die dritte Regiearbeit von Arild Fröhlich, die nach den beiden DOKTORPROKTOR Kinderfilmen in Deutschland ins Kino kommt, ist ein wunderschöner und teilweise anrührender Film über zwei gesellschaftliche Außenseiter, die gemeinsam den Versuch unternehmen (müssen), sich zu helfen.
mit Atle Antonsen (Axel Farstad), Vera Vitali (Hannah), Håkon Bøhmer (Noah), u.a.
SMÅSTAD / SMALLTOWNCURTAINS
Schweden 2016 91 Min. schwedische OmU
Eine Beerdigung in der Kleinstadt: Björn, der Sohn des Verstorbenen, soll eine Rede auf seinen Vater halten, bringt aber kein Wort heraus. Seit seiner Kindheit ist der Bruder von vier Schwestern ein schüchterner und zurückhaltender Mensch. Die letzte Botschaft seines Vaters aber gibt den Anstoß, das eigene Leben noch einmal zu ändern und Björn beginnt, sich für das Theater zu begeistern. Auch seine Schwestern erhalten Videonachrichten und denken noch einmal neu über ihre Arbeit und das Verhältnis zu ihren Liebsten nach.
Eingeschnitten in den verspielten Plot sind alte Familien-Homevideos, die dem Ganzen eine unheimliche Authentizität verleihen. Ist es wohl Zufall, dass fast alle Darsteller auch Verwandte des Regisseurs Johan Löfstedt sind?
mit Björn Löfstedt, Pelle Löfstedt, Anna Löfstedt, Bengt Sturzenbecker, Anders Carlsén, Maja Löfstedt, Ludvig Carlsén u.a.
Ein weiteres Kleinod, das die Möglichkeiten des französischen Kinos spiegelt. Ein romantisches Kammerspiel, in dem sich Éléonore, die nach dem Tod ihres Vaters das Ferienhaus in der Bretagne verkauft und Samuel, der dabei hilft und mit dem sie zusammen war, an ihre gemeinsame Zeit und Liebe erinnern. An die Sommer, die sie hier am Meer verbrachten, an die Zukunft, die inzwischen Vergangenheit ist. Beide spielen darum, wie weit sie gehen können, ohne sich weh zu tun. Und ob aus Spiel Ernst werden kann. Zwischendurch trampeln potentielle Käufer durchs Haus und erschüttern die Schlösser aus Sand, bevor die Wellen das ihre tun. Wunderbar besetzt mit Emma de Caunes und Yannick Renier. Aber egal, schaut sich ja sowieso keiner an.
Originaltitel: Les Châteaux de sable Frankreich 2015, 102 Minuten, frz. OmU Regie: Olivier Jahan Drehbuch: Diastème, Olivier Jahan Bildgestaltung: Fabien Benzaquen Montage: Jean-Baptiste Beaudoin Darsteller: Emma de Caunes, Yannick Renier, Jeanne Rosa, Alain Chamfort, Christine Brücher
Eine Reihe neu digitalisierter japanischer 8‑mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990.
Ab 13.4. im fsk. (Karfreitag ist „Hachimiri-Madness-Tag”)
Unter dem Titel „Hachimiri Madness – Japanese Indies from the Punk Years” zeigte das Forum 2016 eine Reihe neu digitalisierter japanischer 8‑mm-Filme aus den Jahren 1977 bis 1990, die den rebellischen Geist jener Zeit atmen. Viele der heute profilierten Regisseure Nippons debütierten mit langen Spielfilmen in diesem Format – die wenigsten davon sind je international gezeigt worden. Wir freuen uns, zehn der elf Filme nun als DCPs mit englischen Untertiteln im fsk zu zeigen.
Hachimiri Madness
The Rain Women
Tokyo Cabbageman K
Isolation of 1⁄880000
Saint Terrorism
I Am Sion Sono!!
Die Auswahl reicht von Klassikern wie Sion SonosI AMSIONSONO!!, in dem sich der damals 22-Jährige dem Publikum nonchalant und selbstbewusst als Punk-Poet vorstellt, und seinem A Man’s Flower Road, der von den Fesseln des Familienlebens, von Fluchtimpulsen, Rast- und Ratlosigkeit, von der Angst erwachsen zu werden, bis zu den kaum bekannten Frühwerken solcher Regisseure wie Sogo Ishii (heute Gakuryu Ishii), Masashi Yamamoto, Nobuhiro Suwa und Shinobu Yaguchi. In Yamamotos anarchischem Spielfilmdebüt SAINTTERRORISM schießt ein Mädchen im rosa-gelben Outfit aus ihrer weißen Handtasche scheinbar wahllos auf Unschuldige, und uniformierte Sektenanhänger transportieren die Leichen ab. Yaguchi lässt in dem wunderbar melancholischen THERAINWOMEN zwei junge Frauen mit dem Fahrrad durch den Convenience store brausen, unter Verschleiß zahlreicher Regenschirme durch feuchte Landschaften stolpern und als J‑Pop-Duo „Singing in the Rain” trällern. Und in Suwas Gangster-Ballade HANASASERUGANG gewinnt man den Eindruck, Pierrot le fou habe sich ins Japan der frühen Achtziger verirrt. In Happiness Avenuezelebriert Katsuyuki Hirano eine auf einem Manga von Katsuhiro Otomo basierende provokante Performance, die die moralische Enge des Kleinstadtmilieus zu sprengen trachtet. High-School-Terror beweist Macoto Tezkas Talent als effektiver und präziser Horrorfilm-Regisseur. In Sogo Ishiis stilprägendem mittellangen Spielfilm Isolation of 1⁄880000 eskaliert das Klagelied eines Unterdrückten in einem gewaltsamen Ausbruch. In Akira Ogatas Kultfilm Tokyo Cabbageman K stellt ein junger Mann eines Morgens fest, dass statt seines Kopfes ein riesiger Chinakohl auf seinen Schultern thront. Mit 18 Jahren drehte Macoto Tezka UNK, sein 15-minütigen Remake von Spielbergs Close Encounters. Die charmanten Filmtricks sind heute noch so wirkungsvoll wie das handgekratzte und bemalte Filmmaterial der Schlusssequenz.
Die Reihe wurde gemeinsam kuratiert von Keiko Araki (PIA Tokio), Jacob Wong (Hong Kong Film Festival) und Christoph Terhechte (Berlinale Forum).
Termine:
14.04.17 (Karfreitag)
16.00 Saint Terrorism – Masashi Yamamoto, 1980, 127 min
18.30 Isolation of 1⁄880000 – Sogo Ishii, 1977, 43 min
High-School-Terror – Macoto Tezka, 1979, 6 min
UNK – Macoto Tezka, 1979, 15 min
20.00 Hanasareru Gang – Nobuhiro Suwa, 1984, 85 min
21.45 A Man’s Flower Road – Sion Sono, 1986, 110 min
15.04.17 Karsamstag
16.00 Happiness Avenue – Katsuyuki Hirano, 1986, 93 min
16.04.17 (Ostersonntag)
16.00 I Am Sion Sono!! – Sion Sono, 1984, 37 min
Tokyo Cabbageman K – Akira Ogata, 1980, 59 min
17.04.17 (Ostermontag)
16.15 The Rain Women – Shinobu Yaguchi, 1990, 72 min
Beginn jeweils 18.00 Uhr:
20.4. Isolation of 1⁄880000 – Sogo Ishii, 1977, 43 min
High-School-Terror – Macoto Tezka, 1979, 6 min
UNK – Macoto Tezka, 1979, 15 min
21.4 Hanasareru Gang – Nobuhiro Suwa, 1984, 85 min
22.4. I Am Sion Sono!! – Sion Sono, 1984, 37 min
Tokyo Cabbageman K – Akira Ogata, 1980, 59 min
23.4. Happiness Avenue – Katsuyuki Hirano, 1986, 93 min
24.4. The Rain Women – Shinobu Yaguchi, 1990, 72 min
25.4. A Man’s Flower Road – Sion Sono, 1986, 110 min
26.4. Saint Terrorism – Masashi Yamamoto, 1980, 127 min
Vom 31. März bis 7. April präsentiert das 8. Arabische Filmfestival Berlin künstlerisch anspruchsvolles Kino aus der arabischen Welt mit aktuellen Spiel- und Dokumentarfilmen, die neue Perspektiven auf gesellschaftliche Herausforderungen aufzeigen, aber auch Fragen nach Identität und Selbstverwirklichung stellen. (Presseankündigung)
Weitere Informationen gibt es auf www.alfilm.de, sowie im ausliegenden Programmheft.
Im fsk sind folgende Vorstellungen geplant: ✪ = Mit Gast
Was wäre die moderne Fotografie ohne das Werk von Robert Frank? Sein Stil veränderte in den 1950er Jahren die Spielregeln der Fotokunst, sein Buch „The Americans” gilt heute als „das vielleicht einflussreichste Fotografiebuch des 20. Jahrhunderts” (The Guardian 2014).
Robert Frank wurde in Zürich geboren als Kind einer Schweizerin und eines deutsch-jüdischen Vaters. 1947 emigrierte er in die USA und veröffentlichte bald seine ersten Fotobände. Als „The Americans“ 1959 erschien, schrieb Jack Kerouac das Vorwort. Doch wenige Kritiker erkannten zunächst die bahnbrechende Kunst Franks. Robert Frank wandte sich phasenweise von der Fotografie ab und drehte Filme wie „Pull My Daisy” mit den Beat Poets Allen Ginsberg und Gregory Corso. Mit den Rolling Stones kooperierte er für den Tourfilm „Cocksucker Blues” und das Cover-Artwork des Albums „Exile On Main St.”. Walker Evans und Patti Smith, William S. Burroughs und Edward Lachman – zahlreiche Kunstschaffende, die die zweite Hälfte des 20. Jahrhundert prägten, suchten die Zusammenarbeit mit dem stilbildenden Künstler.
Die Filmemacherin Laura Israel suchte den heute 92-jährigen Robert Frank auf und sprach mit ihm über seine Kunst und die Stationen seines Lebens. DON‘T BLINK – ROBERTFRANK zeigt einen anfangs verkannten Giganten der Fotokunst, der sich trotz persönlicher Schicksalsschläge bis ins hohe Alter seinen Sinn für Humor und einen unkonventionellen Blick auf die Welt bewahrt hat.
USA/Frankreich 2015, 82 Min., engl. OmU Regie: Laura Israel Kamera: Lisa Rinzler, Ed Lachman Schnitt: Alex Bingham
Innovativ, geradezu abenteuerlich wirkt das Geschäftsmodell, bei dem mit Hilfe von Gülle (gibt es dort in Fülle), afrikanischen Welsen und letztendlich Bananenbäumen der Erhalt eines Dorfes gesichert werden soll.
Oberndorf an der Oste in der norddeutschen Marsch hat, wie zwei Dritel aller ländlichen Gemeinden, mit Landflucht und Höfesterben zu kämpfen. Als die Samtgemeinde auch noch die ortseigene Schule schließen will, reicht es den Bewohnern – neue Wege müssen gefunden werden, um das Dorf zu retten, und dazu braucht es diesmal auch Hilfe von außen.
Regisseurin Antje Hubert wird zu einer der wöchentlichen Kinovorstellungen (einer ihrer Filme wird gezeigt) eingeladen und erfährt sie von den Schwierigkeiten. 3 Jahre lang begleit sie daraufhin die Anstrengungen, die Diskussionen und das Engagement vieler alt-Eingesessener wie neu-Zugenzogener mit der Kamera – ein Ökonomie-Crash-Kurs im Kleinen und berührendes Dorfportrait gleichermaßen.
Zur Premiere am 23.3. werden die Regisseurin und Vertreter der neuen Kampagne »Dörfer im Aufbruch«, iniiert von den Berliner Projektentwicklern, anwesend sein.
D 2016 92 Min.
B., R.: Antje Hubert
K.: Andreas Stonawski
S.:Magdolna Roko
mit den Bürgerinnen und Bürgern von Oberndorf und Projektentwicklern aus Berlin
Die 14-jährige Ola kümmert sich um ihren jüngeren autistischen Bruder Nikodem, der bald zum ersten Mal die heilige Kommunion empfangen soll. Bedingung für Letzteres ist allerdings, dass er die mündliche Prüfung besteht, deshalb lernt Ola mit ihm all das, was ein Katholik über seinen Glauben wissen sollte, und malt in den schwärzesten Farben aus, was passieren könnte, wenn er durchfällt. Mit Hilfe von Bananenscheiben wird schließlich auch geübt, wie man die Hostie richtig entgegen nimmt. Daneben kümmert sich Ola um den Haushalt und darum, dass der Vater, den es immer wieder in die Kneipe zieht, bald wieder zu Hause ist. Zur Mutter besteht nur telefonisch Kontakt, bei jedem Gespräch mit ihr versucht Ola sie zu überreden, zur Kommunionfeier von Nikodem zu kommen – mit dem Hintergedanken, dass sich die Familie dabei ja auch wieder vereinen und die Mutter dann zurück zu ihnen ziehen könnte.
Im Direct Cinema-Stil gedreht, beschränkt sich KOMMUNION ganz darauf, den Lebensalltag von Ola und Nikodem zu dokumentieren. Dabei entfaltet sich das wechselvolle und intensive Verhältnis zwischen den beiden sich selbst überlassenen Jugendlichen.
„Der Realität, die kaum Raum zum Atmen lässt, eingefangen mit beklemmender Unmittelbarkeit, setzen die Teenager all ihre Lebenskraft entgegen.”
Katalogtext Dok Leipzig | Lars Meyer
„Ola sitzt auf einer rüttelnden Waschmaschine und hält währenddessen die Spüle fest, die nebenan steht und mitscheppert. Es macht den Eindruck, als würde ihr, würde sie nicht mit dem Körper gegensteuern, die Welt um die Ohren fliegen. Ihr junger, dünner Körper wird mit einer einzigen Einstellung zum Atlas. Sie ist vierzehn Jahre alt, und auf ihr lastet ein enormer Druck. Anna Zameckas Kommunion zeigt uns, wie Ola den Haushalt schmeißt, die Schulhefte für ihren jüngeren, autistischen Bruder Nikodem sortiert und ihn auf die anstehende Kommunion vorbereitet, die in der polnischen Provinz nicht unwesentlich zum Leben gehört. Nur einmal sehen wir Ola in einer Art Kinderdisko, in der Jungen und Mädchen auf getrennten Seiten tanzen. Dort tritt sie auf wie eine Einheizerin. Ihre Bewegungen sind die ausladendsten, sie ist die Einzige, die in die Musik hineinbrüllt, die Kontakt mit der Jungsseite aufnimmt, indem sie Stinkefinger hinüberschickt. Mit dem Anschwellen der Musik ermächtigt sich Ola über Raum und Menschen. Sie wird zur zentralen, das Geschehen strukturierenden Figur – und es ist ihr Tanz, es sind ihre aggressiven und zugleich ausgelassenen Bewegungskonfigurationen, die das leisten. ”
critic.de – Lucas Stern
Young Eyes Film Award | Dok Leipzig 2016 Bester Dokumentarfilm | Polnischer Filmpreis 2017 Gläserne Kugel | Gewinner des filmPOLSKA Wettbewerbs Bester Dokumentarfilm | Europäischer Filmpreis 2017
OT: Komunia Polen 2016, 72 Min., polnische OmU Regie & Buch: Anna Zamecka Produktion: Anna Wydra, Anna Zamecka, Zuzanna Król, Hanka Kastelicova, Izabela Łopuch Kamera: Małgorzata Szyłak Schnitt: Agnieszka Glińska, Anna Zamecka, Wojciech Janas
Die Filmemacher Bentley Dean und Martin Butler haben sieben Monate auf der entlegenen Insel Tanna im Südpazifik gelebt und sich von den Einheimischen zu einer großen Liebesgeschichte nach wahren Begebenheiten inspirieren lassen:
Die schöne junge Wawa und Dain, der Enkel des Dorfvorstehers der Yakel, haben sich einander heimlich versprochen, doch Ritus und Realpolitik stellen sich ihrer Liebe entgegen: Um einen gerade frisch aufgeheizten Konflikt mit einem rivalisierenden Stamm beizulegen, soll Wawa mit einem Mann der feindlichen Imedin verheiraten werden. Wawa und Dain weigern sich und fliehen durch die Regenwälder bis zum Gipfel des Funken speienden Vulkans. Gemeinsam suchen sie ihren eigenen Platz irgendwo zwischen den verfeindeten Völkern, zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen Gefühl und Pflicht.
Tanna ist Teil eines Inselstaates im Südpazifik. Mitte des 20sten Jahrhunderts entschieden sich die Bewohner gegen den Widerstand der britisch-französischen Kolonialisten zu ihrer früheren Lebensweise zurückzukehren.
Heute ist Yakel eines von vielen Dörfern in der zentralen Hügelkette Tannas, die die ihr Glaubenssystem und ihre soziale Strukturen trotz Kontakt mit der modernen Welt aufrechterhalten. Es ist eine bewusste Entscheidung, die alten Sitten zu beschützen und zu pflegen.
Im Film jedoch wird die Geschichte aus den 1980 er Jahren erzählt, die bewirkte, dass die Tradition von arrangierten Ehen keine große Rolle mehr in der Gemeinschaft spielt.
Australien/ Vanuatu 2015, 100 Min., Nauvhal OmU Regie: Martin Butler & Bentley Dean in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung von Yakel Buch: Martin Butler, John Collee & Bentley Dean Kamera: Bentley Dean Schnitt: Tania Nehme Darsteller: Mungau Dain, Marie Wawa, Marceline Rofit, Chief Charlie Kahla, Albi Nangia, Lingai Kowia, Dadwa Mungau, Linette Yowayin, Kapan Cook, Chief Mungau Yokay, Chief Mikum Tainokou
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