Ein Film von Susanna Nicchiarelli.
Nico war bereits ein Star-Model, Musikerin und Schauspielerin, als sie in New York zu Andy Warhols Factory stieß, und auf dem Album The Velvet Underground and Nico eine bedeutsame Rolle spielte. Auf diese Episode in ihrem Leben wird sie zukünftig häufig reduziert, ähnlich, wie es Marianne Faithful passiert, die auch nur als Ex-Freundin von Mick Jagger wahrgenommen wird, und die ihr 2002 den Song for Nico widmet. In den 80-Jahren hat die Sängerin diesen Teil ihres Lebens weit hinter sich gelassen, nur das Rauschgift und ihr Mythos kamen mit. Nico, die jetzt gerne mit ihrem richtigen Namen Christa angesprochen werden möchte, macht immer noch schön düstere Musik und tourt in kleiner Besetzung durch Europa, mit immer besonderen Auftritten.
Der Film setzt 1986 ein. Ihre Drogenabhängigkeit macht Nico/Christa reizbar und launisch und die Tournee zur Tour de Force, aber die geduldige, unerwiderte Liebe ihres Tourmanagers zu ihr schafft manche Probleme aus dem Weg. Eine gewisse Weltfremdheit lässt sie über die schwierige Beziehung zum Sohn Ari (dessen Vaterschaft Alain Delon bis heute leugnet), sowie politische und andere Hindenisse einfach hinwegsehen. Dass in die CSSR 1986 kaum Drogen eingeführt werden können und das Konzert illegal ist, bekommt die Künstlerin z.B. nur am Rande mit.
Nico 1988 ist weniger ein Biopic als ein Musik-Road-Movie, in dem die dänische Schauspielerin Trine Dyrholm die Ikone auf ihre eigene, großartige Weise verkörpert und deren Songs passend interpretiert. Der Film überführt die künstliche und aufgeladene Athmosphäre dieser Künstlerwelt in die Realität. Er zeigt eine Musikerin zwischen Star-Allüren, Selbstironie und Depressionen und den gelegentlichen Glücksmomenten mit begeisterten Fans, Limoncello und Spaghetti mit Freunden.
„So geht es Nicchiarelli letztlich nicht darum einen Künstlermythos aufzugreifen, sondern eine Frau zu porträtieren, die ihre, von diesem Mythos überschattete Identität zu finden versucht. Es sind die einfachen, alltäglichen Momente, die eindrücklicher von der Künstlerin erzählen, als es jeder nachinszenierte Auftritt könnte.“ Karsten Munt | programmkino.de
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Credits:
It. / Belgien 2017, 93 Min., engl. OmU
Regie: Susanna Nicchiarelli
Kamera: Crystel Fournier
Schnitt: Stefano Cravero
Dokumentarfilmmaterial von Jonas Mekas
mit: Trine Dyrholm, John Gordon Sinclair, Anamaria Marinca, Sandor Funtek
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Termine:
- noch keine oder keine mehr
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