Das fsk Kino ist ein unabhängiges Filmkunstkino in Berlin Kreuzberg
Zitty:
Berlins Beste 2012: Anspruchvollstes Kino
Richtiges, pures Arthouse – für Mainstream-Mätzchen ist im Kreuzberger fsk am Oranienplatz kein Platz. Das Namenskürzel steht übrigens für Flugzeugsesselkino, die erste Bestuhlung stammte von ausgemusterten Lufthansa-Maschinen. Wer also echte Entdeckungen machen möchte, ist hier richtig, mit Filmen aus aller Welt, meist in der Originalfassung mit Untertiteln. Und die dürfen gerne mal elegisch oder sperrig sein, damit genug Raum für die Assoziationen des Zuschauers bleibt. (MS)
Die drei besten Berliner Kinos sind …?
Das FSK am Oranienplatz. Da gehe ich zu Fuß hin und schaue an, was gerade läuft. Das ist das Gegenteil von DVD. Ich treffe keine Kaufentscheidung, ich entdecke etwas. (…)
(Christian Petzold im Tagesspiegel Interview 2014)
Trojan ist ein professioneller Verbrecher, der auf Raubüberfälle spezialisiert ist. Aus dem Gefängnis entlassen, macht er dort weiter, wo er vor seiner Verhaftung aufgehört hatte. Doch muss er jetzt wieder fast von Null anfangen. Seinem ausgeprägten Bedürfnis nach Unabhängigkeit stellen sich zahlreiche Hindernisse in den Weg. Er steht fast ohne Geld da und der Großteil seiner alten Kontakte erweist sich als wenig zuverlässig. Richard Bauer, der Trojan seinen Anteil aus einem früheren Coup schuldet, hat nicht vor ihn auszuzahlen. Stattdessen setzt er seine Leute auf Trojan an, um ihn loszuwerden. Durch die Vermittlung von Dora Hillmann, mit der er nach langer Zeit wieder zusammentrifft, eröffnet sich ihm die Möglichkeit auf einen Geldtransporterüberfall. Als Trojan gemeinsam mit seinem alten Freund Nico die Vorbereitungen für den Job trifft, hängt sich auch der korrupte Polizist Meyer an ihn dran. In einem Geflecht aus Misstrauen, Verrat, Beschattung und Gewalt muss Trojan den Überblick behalten.
Erster Teil der Trojan Trilogie von Thomas Arslan. Der 2. Teil ist Verbrannte Erde
Der Tagesspiegel:Solche Geschichten werden im Kriminalgenre immer wieder erzählt – doch selten so, wie Thomas Arslan es in seinem Film „Im Schatten“ macht. Arslan ist ein eisern konsequenter Regisseur, der seinen kargen, exakten Stil (Berliner Schule!) nicht preisgibt, bloß weil er mal ins Genrekino wechselt. Seine Gangster sind keine coolen Sprücheklopfer wie Tarantinos „Reservoir Dogs“. Sie umgibt nicht die existenzialistische Aura der Helden von Jean-Pierre Melville. Auch die Melancholie und obsessive Getriebenheit, die man aus den Filmen Michael Manns kennt, geht ihnen ab.
Credits:
DE 2010, 85 Min., DF Regie: Thomas Arslan Kamera: Reinhold Vorschneider Schnitt: Bettina Blickwede mit Mišel Matičević, Karoline Eichhorn, Uwe Bohm, Rainer Bock, David Scheller, Peter Kurth
Im Jahr 2006 hält die Modernisierung Einzug im Königreich Bhutan: Als letztes Land der Erde erhält Bhutan Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die größte Veränderung steht noch bevor: Die Einführung der Demokratie. Nach seinem Oscar-nominierten Spielfilmdebüt Lunana liefert Pawo Choyning Dorji mit The Monk and the Gun eine witzige und warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen.
Es war eine kleine Sensation: Im Jahr 2022 wurde ein bhutanischer Filmemacher mit seinem ersten Spielfilm für die Oscars nominiert. Sein Film Lunana, den er ausschließlich mit Solarenergie gedreht hatte, feierte grosse Erfolge und lockte allein in der Schweiz 15’000 Menschen in die Kinos. Mit The Monk and the Gun meldet sich Pawo Choyning Dorji mit einem ebenso vergnüglichen wie auch wohltuenden Film zurück: Während die Bevölkerung gerade James Bond, das Fernsehen und das Internet entdeckt hat, beschließt der König, sein Land weiter zu modernisieren, indem er Wahlen anberaumt, um ein parlamentarisches System einzuführen. Doch kaum steht der politische Wandel bevor, beginnt die Machtgier die Gemüter der sonst so sanftmütigen Bevölkerung zu erhitzen. Dorji schickt drei Figuren auf die Reise, deren Wege sich vor atemberaubender Kulisse kreuzen werden: Wahlleiterin Tshering Yangden soll in den Bergdörfern Testwahlen durchführen und ein junger Mönch für die geheimnisvolle Zeremonie seines Meisters zwei Schusswaffen finden, während ein US-amerikanischer Waffensammler ein altes Gewehr sucht.
Was will ein Mönch mit einer Waffe? Dorjis pazifistische Antwort ist in Zeiten wie diesen schlicht eine Wohltat und die Seitenhiebe auf den Kapitalismus sind urkomisch. In seinem zweiten Spielfilm entpuppt sich der junge Regisseur als begnadeter Geschichtenerzähler, der das Publikum über die Motive seiner Figuren bis zum Schluss rätseln lässt und die Spannung bravourös aufrechterhält. Ohne zu urteilen und mit viel Respekt richtet Dorji seinen Blick auf das Geschehen und auf einen Moment in seiner Heimat, in dem politische Veränderungen mit den traditionellen buddhistischen Werten kollidieren.
Credits:
The Monk and the Gun BT 2023, 107 Min., Dzongkha, Englisch OmU Regie: Pawo Choyning Dorji Kamera: Jigme Tenzing Schnitt: Hsiao-Yun Ku mit: Tandin Wangchuk, Deki Lhamo, Pema Zangmo Sherpa, Tandin Sonam, Harry Einhorn, Choeying Jatsho, Tandin Phubz, Yuphel Lhendup Selden, Kelsang Choejay
Lucy und Jane sind seit ihrer Jugend beste Freundinnen. Sie leben in Los Angeles, wo Jane in einer Werbeagentur tätig ist und sich Lucy in einem Spa verdingt, während sie eigentlich Malerin sein will. Lucy hadert aber vor allem mit ihrer Sexualität. Erst jetzt, im Alter von 32 Jahren, will sie sich eingestehen, dass sie lesbisch ist. Just in dem Moment erhält Jane ein Angebot ihrer Firma, eine Dependance in London aufzubauen – dort lebte sie, bis ihre Eltern mit ihr im Teenageralter in die USA kamen. Bevor sie geht, möchte sie Lucy aber noch helfen, zu sich zu finden, doch dann kommt es zum schweren Streit zwischen beiden Frauen.
„Dass Am I OK? weniger eine Coming-out-Geschichte ist als eine über die tiefe und dadurch nicht unkomplizierte Freundschaft zweier Frauen, ist die eigentliche Überraschung dieses von Lauren Pomerantz geschriebenen Films – und seine große Stärke. Die Erkenntnis, dass für nicht wenige Menschen – ob queer oder nicht – oft die engen, platonischen Beziehungen im Leben die eindeutig wichtigeren (und auch erzählerisch ergiebigeren) sind, kommt ja in Film und Fernsehen sonst eher zu kurz. All das wäre nur halb so sehenswert, würden Johnson und Mizuno (die durch Alex Garlands Ex-Machina bekannt wurde und seither in jedem seiner Filme zu sehen war) nicht so ein großartiges, glaubwürdiges Freundinnenduo abgeben. Gerade gegensätzlich genug, aber nie bloß plumpes Klischee. Den rasanten, ungemein pointierten, jedoch nie unnatürlich wirkenden Dialogwitz, der längst nicht nur an Notaros Stand-up-Progamme erinnert, erwecken die beiden mit so viel Authentizität und Frische zum Leben, dass es die reinste Freude ist. Und die Gefahr, dass die Queerness der Geschichte zum bloßen Running Gag ohne Hand und Fuß verkommt, besteht bei lauter lesbischen Frauen, die die kreative Verantwortung hinter der Kamera tragen, zum Glück ebenfalls nicht. Langer Rede kurzer Sinn: Witziger und charmanter hat man sich in diesem Jahr im Kino noch kaum amüsiert.” Patrick Heidmann | epd Film
NachIm Schatten(2010, am 27. & 28.7. nochmal im fsk) kommt endlich der zweite Teil der Trilogie um den Berufskriminellen Trojan, gespielt von Mišel Matičević, ins Kino. Trojan, der aus einer anderen Zeit zu stammen scheint, geht professionell und nüchtern seiner Tätigkeit als Spezialist für Einbruchsdiebstahl nach. Wortkarg und zielorientiert versucht er, wieder auf die Beine zu kommen, geht zurück nach Berlin, um dort anzuknüpfen, wo er vor vierzehn Jahren abbrechen musste, um sich in Sicherheit zu bringen. Schließlich wird ihm ein Job anvertraut, er sucht sich ein Team von ebenbürtigen Spezialisten zusammen, es geht endlich wieder los…Der Kameramann Reinhold Vorschneider kreiert eine Nachtwelt voller Lichter und Schatten, die die Protagonisten nie preisgibt. Aber wir glauben Trojan zu kennen und erkunden mit ihm das Labyrinth, ahnen den Verrat und wissen: dies ist erst der zweite Teil der Trilogie und Trojan wird überleben. Oder?
„Was Christoph Hochhäusler schon im Vorjahr auf dem Festival bewiesen hatte, mit seinem wunderbar sinnlichen Bis ans Ende der Nacht, setzt sein Berliner-Schule-Kollege Arslan nun fort. Er entwirft ein Kino, das sich nicht zwischen Genre- und Autorenfilm entscheiden muss, zwischen Erdung und Veredelung, das sich nicht um sich selbst betrügen muss und deshalb so freimütig von Betrügereien erzählt — weil sie mitunter viel schöner sein können als die sogenannte ehrliche Arbeit. Thomas Arslan hat seinem Meisterverbrecher Trojan 14 Jahre nach Im Schatteneinen ebenbürtigen zweiten Film geschenkt. Das ist vor allem wegen seines Hauptdarstellers Mišel Matičević ein absoluter Glücksfall für das deutsche Kino. Matičević versteht es, Intellekt und Physis zu verbinden, Gefahr und Moralität, die Überschätzung der eigenen Unverwundbarkeit und die subtile Vorahnung des Verhängnisses…“ Daniel Moersener, Zeit Online, Artikel zur Berlinale 2024
Credits:
DE 2024, 101 Min., dt. OmeU Regie: Thomas Arslan Kamera: Reinhold Vorschneider Schnitt: Reinaldo Pinto Almeida mit Mišel Matičević, Marie Leuenberger, Alexander Fehling, Tim Seyfi, Bilge Bingül, Marie-Lou Sellem, Katrin Röver, Anja Schneider, Tamer Yiğit
Seenotrettung taucht in der Öffenlichkeit und der Agenda der EU-Staaten derzeit fast nur noch als Schleusungskriminalität auf, während viel Fantasie, Geld und Unmoral aufgebracht wird, um Geflüchtete möglichst weit außen vor zu halten – wie uns die IMK am, man könnte es zynisch nennen, Weltflüchtlingstag in Potsdam gerade vor Augen führte. Wie wenig Lebensrettung im Meer mit dem zu tun hat, wie sie politisch behandelt wird, zeigt Jürgen Schörnigs Echtzeitdokumentation Einhundertvier. Sie zeugt davon, wie lange es dauert und wie schwierig es ist, 104 Menschen schon allein bei ruhiger See aus einem defekten, sinkenden Gummischlauchboot zu bergen. Nicht nur das: die plötzlich auftauchende Libysche Küstenwache bringt zusätzlich erhebliche Unruhe ins Spiel – einige Männer vom Boot würden lieber sterben, als zurück nach Libyen zu müssen. Auch wenn der nur halbwegs glückliche Ausgang, alle Männer wurden gerettet, aber ein weiteres Schlauchboot in der Nähe, mit Frauen und Kindern, konnte in der Weite des Meeres nicht mehr gesichtet oder geortet werden, bekannt ist, bleibt doch eine dem Sujet innewohnende Spannung. Die Hochachtung für die uneigennützige risikante Arbeit der Retter*innen wechselt ab mit dem Unglauben über den unfassbaren Mut der Ausweglosigkeit, mit dem sich Menschen dicht gedrängt auf ein seeuntaugliches Gefährt setzen, und eine solche Überfahrt wagen. Den Kaptän des agierenden Rettungsbootes „Eleonore”, Claus-Peter Reisch, kennen wir bereits aus dem Dokumentarfilm Nichts Neues von Lennart Hüper. Dort geht es um die monatelange Festsetzung „seines“ vorherigen Rettungsbootes auf Malta, und die – in letzter Instanz dann doch gewonnenen – unverschämten Gerichtsverfahren gegen ihn.
Credits:
DE 2023, 93 Min., engl., dt. OmU Regie & Schnitt: Jonathan Schörnig Kamera: Jonathan Schörnig, Johannes Filous
„Averroès“ und „Rosa Parks“ heißen zwei Abteilungen der Klinik für Psychiatrie Esquirol in Paris. Sie gehören zum selben Verbund wie die auf der Seine schwimmende Tagesklinik Adamant, die im Zentrum von Nicolas Philiberts Film Sur l’Adamant steht, der 2023 mit dem Goldenen Bären der Berlinale ausgezeichnet wurde. In Averroès & Rosa Parks setzt Philibert seine Beschäftigung mit dem Thema fort. In Einzelinterviews und Gesprächen zwischen Patient*innen und Pfleger*innen zeigt der Filmemacher eine Form von psychiatrischer Arbeit, die dem Wort der Patient*innen mehr Raum und Gewicht gibt. Stück für Stück öffnen sich die Türen in deren Welten. Wie lässt sich mit den Möglichkeiten eines an seine Grenzen gekommenen Gesundheitssystems den Benachteiligten ein Platz in der Gesellschaft einräumen?
Credits:
FR 2024, 143 Min., franz. OmU Regie & Kamera: Nicolas Philibert Schnitt: Nicolas Philibert, Janusz Baranek mit: den Patient:innen und den Betreuer:innen der Averroès und Rosa Parks Krankenhauseinheiten im Esquirol Krankenhaus, Charenton-le-Pont, Paris.
Ein Film von Maryam Moghaddam & Behtash Sanaeeha. Nach den 20:00 Vorstellung wird noch ein aufgezeichnetes Filmgespräch mit der Hauptdarstellerin und dem Regieduo angeboten.
Unter den Fachbesucher*innen galt er schnell als Geheimtip, beim restlichen Berlinale-Publikum wurde er bald zum Liebling – der iranische Wettbewerbsbeitrag My Favourite Cake / Ein kleines Stück vom Kuchen. Die berührende Geschichte von Annäherung und Zuneigung zweier einsamer Menschen ist zugleich eine des Widerstandes gegen die Vorschriften einer Gesellschaft, die Verletzungen ihrer Sitten- und Moralvorstellungen sehr schnell und sehr hart ahndet. Seit ihr Mann vor 30 Jahren starb, lebt Mihan allein in ihrem kleinen Haus mit Garten in Teheran. Bei den regelmäßigen Kaffeekränzchen mit Freundinnen wird gerne alles besprochen, so wird neben den Berichten von (natürlich verbotenen) amourösen Abenteuern gerne auch mal die DVD der letzten Darmspiegelung herumgereicht. Dabei bekommt sie immer wieder zu hören, sie solle sich doch auch einen neuen Begleiter suchen – schließlich sei sie ja mit ihren 70 Jahren noch fit und attraktiv. Schließlich fasst sich Mahin in Herz und geht auf die Suche. Als ihr der ebenfalls verwitwete Taxifahrer Faramarz begegnet und gefällt, ergreift sie selbstbewusst die Initiative und lädt ihn zu sich ein. Die beiden kommen verstehen sich, verabreden sich, es gibt Wein, Tanz und natürlich selbstgebackenen Kuchen. Aber vorsichtig müssen sie sein, denn schon erkundigt sich die Nachbarin nach den unbekannten Stimmen im Haus. Weil sie die Menschen realitätsnah so zeigen, wie sie sind und was sie tun, und damit Grenzen des Erlaubten verletzen, durften Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha (Ballade von der weißen Kuh, 2021 ebenfalls im Berlinale Wettbewerb) nicht nach Berlin reisen. So trägt Mihan im Haus keinen Hijab und trinkt Wein. Es sei aber an der Zeit, diese standardisierten Vorgaben im iranischen Kino zu durchbrechen, so erklärte Darstellerin Lily Farhadpour, die als Menschenrechts-Aktivistin bereits Gefängniserfahrung hat, bei der Pressekonferenz. Diese zärtliche und (gelegentlich schwarz-) humorige Liebesgeschichte zeigt schonmal, wie es geht.
Credits:
Keyke mahboobe man / My favourite cake IR/FR/SE/DE 2024, 97 Min., farsi OmU Regie: Maryam Moghaddam, Behtash Sanaeeha Kamera: Mohammad Haddadi Schnitt: Ata Mehrad, Behtash Sanaeeha, Ricardo Saraiva mit: Lily Farhadpour, Esmail Mehrabi,
Bahars Bruder Taner sitzt in Deutschland im Gefängnis und steht kurz vor der Abschiebung in die Türkei. Bahar nutzt die Zeit des Wartens, um die Kamera auf ihre Familienangehörigen zu richten. In ruhigen und einfühlsamen Bildern erkundet sie die emotionalen und geografischen Welten der Familie von Entwurzelung und Neubeginn zwischen Deutschland und der Türkei. In Gesprächen mit ihren Eltern sowie ihren beiden anderen Brüdern begibt sie sich auf eine schmerzhafte Reise in die Vergangenheit. Politische Verfolgung der alevitisch-kurdischen Familie in der Türkei, die Flucht nach Europa 1989, rassistische Übergriffe, Depressionen und Überforderung der Eltern – all das traf die Kinder, die damit unterschiedlich umgehen. Die Ungewissheit über Taners Schicksal in der Türkei ist nur ein Spiegel ihrer Lebenserfahrung als Familie im Exil. Die Verzerrung von Vergangenheit und Gegenwart sowie unterschiedlicher Geografien konfrontiert die Zuschauenden mit einer der Eigenschaften des Exils, nämlich dem Verlust der Orientierung in Zeit und Raum. Ausgezeichnet mit dem FFF-Förderpreis Dokumentarfilm bei Dokfilm München: „Es ist selten, dass ein Dokumentarfilm die ganze Komplexität abbildet, die das Exil mit sich bringt. Exile never ends ist eine bemerkenswerte Ausnahme, denn der Film erforscht zwei Arten von Exil: das einer kurdischen Familie, die vor Verfolgung aus der Türkei nach Deutschland floh, und das der beiden Söhne, die ihre Beziehung zu dem Land, in dem sie aufgewachsen sind, in Frage stellen. Der Film thematisiert Generationenkonflikte und die Herausforderungen von Integration – ohne dabei eine eigene Agenda zu verfolgen. Bahar Bektaş erzählt diese vielschichtige, intime Geschichte, zeichnet einfühlsam die komplexen Gefühlslagen ihrer Familienmitglieder nach und taucht auf ganz eigene Weise in die emotionalen und geographischen Räume von Vertreibung und Neuanfang ein. Die Jury entschied sich einstimmig für den Film und würdigt die Sensibilität und Beobachtungsgabe einer sehr talentierten Regisseurin.“
Credits:
DE 2024, 100 Min., Deutsch, Türkisch mit deutschen Untertiteln Regie: Bahar Bektaş Kamera: Antonia Kilian und Meret Madörin Schnitt: Arash Asadi
Trailer:
Exile never ends | offizieller deutscher Trailer
In jedem Road-Movie steckt immer auch ein Weg der Hauptfigur zu sich selbst, und Crossing schickt die Georgierin Lia los. Nach dem Tod ihrer geliebten Schwester, die sie lange pflegte, hat die streng wirkende, pensionierte Lehrerin das Gefühl, keine Perspektive im Leben und nichts mehr zu verlieren zu haben. Allerdings hat sie einen Auftrag mitbekommen: sie soll ihre verschollene trans Nichte Tekla, der sie einst sehr nahe stand, finden. Als ihr junger Nachbar Achi behauptet, Teklas Adresse in Istanbul – eine Stadt, in der man gut verschwinden kann, wenn man will – zu kennen, und zudem Englisch zu sprechen, nimmt sie ihn widerstrebend mit auf die Suche. Die Reise verändert Lia zusehends. Durch ihre Beziehung zu Achi und ihre Begegnungen mit der trans Community in Istanbul, insbesondere mit der lebenslustigen, engagierten Anwältin Evrim, öffnet sich Lia allmählich und sieht die Welt und ihren Platz darin mit anderen Augen. Alle drei Protagonist:innen eint, in ihrem Leben große Opfer gebracht und Einschränkungen in Kauf genommen zu haben, um die herrschende Hegemonie, im persönlichen wie politischem Umfeld, nicht zu stören. Crossing ist ein lebendiger, ungeschönter Film über Solidarität, über die kleinen Gesten der Güte, und des Verständnisses zwischen Fremden und innerhalb der Familie. In vielerlei Hinsicht ist er auch ein Liebesbrief an Istanbul und seine Geschichte, trotz der offensichtlichen, durch die Straßenkinder Izzet und Gulpembe ins Bild aufgenommenen Armut: „Istanbul ist ein Ort, an dem man auf engstem Raum gegensätzliche Welten antreffen kann. Die eine Straße ist sehr religiös, und wenn man zwei Straßen weitergeht, ist man plötzlich in einer queeren Oase, wo Männer händchenhaltend herumlaufen. Diese Ambivalenz wollte ich im Film darstellen. Wenn Lia und Achi im Film ins queere Viertel gehen, ist der kurze Weg, den sie gehen, der tatsächliche Weg in der Realität. In Istanbul leben die unterschiedlichsten Religionen, Menschen und, nicht zu vergessen, Katzen und Hunde.“ Levan Akin Teddy – Preis der Jury 2024 Berlinale – Panorama
Credits:
SE/DK/FR/TR/GE 2023, 105 Min., georgisch, türkisch, engl. OmU Regie: Levan Akin Kamera: Lisabi Fridell Schnitt: Emma Lagrelius, Levan Akin mit: Mzia Arabuli, Lucas Kankava, Deniz Dumanlı
Neapel Anfang der 1980er Jahre. Aldo (Luigi Lo Cascio) hat gerade seine Kinder Anna und Sandro ins Bett gebracht und ihnen eine Gutenachtgeschichte erzählt. Nun steht er in der Küche neben seiner Frau Vanda (Alba Rohrwacher) und gesteht ihr, dass er sie betrogen hat. Vanda verliert den Boden unter den Füßen und weiß nicht, wie sie reagieren soll. Was bedeutet das für sie und die Kinder? Dreißig Jahre später leben Vanda (Laura Morante) und Aldo (Silvio Orlando) immer noch zusammen, aber vielleicht haben sie und ihre Kinder, Anna (Giovanna Mezzogiorno) und Sandro (Adriano Giannini) dafür einen hohen Preis gezahlt.
„(…) Denn nicht um konkrete Ereignisse geht es, nicht ums Verlieben oder Verlassen, sondern um das Zusammenbleiben, trotz allem. Viel psychologischer, viel unterschwelliger ist dieser Ansatz eines Beziehungsfilms, viel weniger konkret, dadurch flüchtiger und schwieriger in einer nur 100 Minuten kurzen Erzählung zu fassen. Um den Umgang mit Untreue geht es in Was uns hält, um den Versuch, eine Beziehung trotz allem am Leben zu erhalten, auch um der Kinder wegen, um Kompromisse, um unvorhergesehene Folgen, gerade auch für die nächste Generation.“ M. Meyns
Basierend auf dem Roman «Auf immer verbunden» von Domenico Starnone zeigt Regisseur Daniele Luchetti (Mein Bruder ist ein Einzelkind), wie stark die Bindung der Familie im Guten wie im Schlechten ist – auch wenn die Liebe in neue Richtungen zieht.
„Eine lebendige Ehegeschichte im Ferrante-Stil, das emotional harte, aber raffiniert konstruierte Porträt einer Beziehung, die in Zeitlupe zerbricht. Es ist wie die italienische Version vonMarriage Story, nur über 40 Jahre gestreckt. Alba Rohrwacher und Luigi Lo Cascio sind als Vanda und Aldo außergewöhnlich stark.” (The Times)
Credits:
Lacci IT 2020, 100 Min., ital. OmU Regie: Daniele Luchetti Kamera: Ivan Casalgrandi Schnitt: Aël Dallier Vega · Daniele Luchetti mit Alba Rohrwacher, Luigi Lo Cascio, Laura Morante, Silvio Orlando, Giovanna Mezzogiorno
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