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Klasse Deutsch

Ein Film von Florian Heinzen-Ziob.

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Da ist z.B. Panvera, die sehr ehr­gei­zig und schlau ist, sich vor allem aber auch im Armdrücken nicht vor den ande­ren ver­ste­cken muss, oder Ferdi, mit 15 Jahren der ältes­te Schüler in der Klasse, des­sen Berufswunsch, Automechaniker zu wer­den, wegen sei­ner schu­li­schen Leistungen in wei­te Ferne rückt. Dann gibt es noch Kujtim, der lie­ber schwänzt als zu ler­nen und sei­nen Freund Schach, der Clown, des­sen stän­di­ges Flirten mit allen und jedem ihm kei­ne Zeit lässt, sich auf die Schulaufgaben zu kon­zen­trie­ren. Ein kun­ter­bun­ter Haufen, der zusam­men­ge­hal­ten wird durch Ute Vecchio, der Klassenlehrerin, die ver­sucht inner­halb von zwei Jahren ihren Schüler/innen in der Vorbereitungsklasse Lesen und Schreiben bei­zu­brin­gen, und zwar 5 Stunden am Tag, um sie dann in die Regelschule ent­las­sen zu kön­nen. Neben den Kindern ist sie der Mittelpunkt des Films, um ihre Strenge und ihre Zuneigung dreht sich alles.
Inzwischen gibt es vie­le Dokumentarfilme, die Schulklassen beglei­ten und beob­ach­ten. Als rich­tungs­wei­send könn­te „Sein und Haben“ von Nicolas Philibert ange­se­hen wer­den. „Klasse Deutsch“ hat wie die­ser wun­der­ba­re Momente, so wenn Ute Vecchio an einem schul­frei­en Tag ganz allei­ne das Klassenzimmer streicht. Dann ent­steht ein traum­haf­ter Augenblick, der gleich­zei­tig auf ihr bedings­lo­ses Engagement und das Bedürfnis nach Entschleunigung und Ruhe verweist.
Im Gegensatz zu „Sein und Haben“ ist die­ser Film viel geer­de­ter. Ein Vorwurf von kit­schi­ger Darstellung einer hei­len Welt lie­ße sich wahr­lich nicht auf­recht erhal­ten, was natür­lich schon an dem spe­zi­fi­schen Personal abzu­le­sen ist, aber auch an der Entscheidung, den Film in Schwarzweiß zu dre­hen. In die­sem Fall stellt das kei­ne cine­as­ti­sche Spielerei dar, son­dern lädt deut­lich zu Verallgemeinerungen und Diskursen ein, im Gegensatz zu Farbfilmen, die eher den natu­ra­lis­ti­schen Blick beto­nen. (Indiekino Berlin)

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Credits:

DE 2018, 89 Min., 
Regie & Schnitt: Florian Heinzen-Ziob
Kamera: Enno Endlicher

Termine:

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Trailer:

Klasse Deutsch / TRAILER from Florian Heinzen-Ziob on Vimeo.

Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen

Ein Film von Radu Jude. 

[Credits] [Indiekino Club] [Trailer]

Das selbst­be­wuss­te Zitat stammt von Mihai Antonescu, der zuerst als Justiz- und Propagandaminister, spä­ter dann als Außenminister und Vizepräsident der faschis­ti­schen Regierung in Rumänien für den rumä­ni­schen Anteil am Holocaust mit­ver­ant­wort­lich war, wo bis 1944 über 300.000 Juden und 20.000 Roma depor­tiert und ermor­det wurden.

Radu Jude stellt schon mit dem Titel klar, dass er sei­nen Film als def­ti­ge Inszenierung gegen die Verdrängung der Vergangenheit ver­steht. Die Schauspielerin Ioana Iacob tritt vor die Kamera und wünscht den ZuschauerInnen viel Spaß, dann schlüpft sie in die Rolle der Theaterregisseurin Mariana Marin, die ein Reenactment des Massakers an der jüdi­schen Bevölkerung von Odessa 1941 probt. Auf dem Gelände eines Militärmuseums, zwi­schen aus­ge­stell­ten Waffen und Uniformen. Auf dem Freigelände ros­ten Panzer vor sich hin, dazwi­schen wuseln die Akteure in Uniform, die Kulturfunktionäre, die den Tabubruch fürch­ten, die Techniker mit prak­ti­schen Problemen. Und alle ande­ren. Radu Judes bis­her bes­ter Film ver­schmilzt die­sen Bienenschwarm mit einer Reise zwi­schen Vergangenheit und Zukunft zu einer ful­mi­nan­ten Groteske. Je län­ger die Vergangenheit ver­gan­gen ist, des­to grö­ßer die Gefahr der Wiederholung, weil sie weder ver­gan­gen ist noch reflek­tiert wurde.

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Credits:

RO, BG, DE, FR 2018, 140 Min.,
rum.OmU
Regie, Buch: Radu Jude
Kamera: Marius Panduru
Schnitt: Cătălin Cristuţiu
mit: Ioana Iacob, Alexandru Dabija, Alex Bogdan

Termine:

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Trailer:

Asche ist reines Weiß

Ein Film von Jia Zhang-Ke.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Fast ein wenig lang­wei­lig ist es, die Filme von Jia Zhang-Ke Meisterwerke zu nen­nen, doch was will man machen?(Michael Meyns |programmkino.de)

Qiao (Zhao Tao) ist weib­li­ches Mitglied einer Gemeinschaft mit aus­ge­präg­ten mafiö­sen Strukturen, dem soge­nann­ten Jiang-Hu-Milieu – eine rei­ne Männergesellschaft mit star­ren, ritu­el­len und bru­ta­len Regeln. Im Verlauf einer Auseinandersetzung mit einem ver­fein­de­tem Clan ret­tet sie ihrem Geliebten Bin (Liao Fan) das Leben, wird ver­haf­tet und ver­büßt aus Loyalität und Liebe zu ihm eine fünf­jäh­ri­ge Haftstrafe. Nach ihrer Entlassung reist sie Bin in den Süden Chinas hin­ter­her, der inzwi­schen mit einer ande­ren Frau zusam­men ist.

Der Film spielt in der Zeitspanne von 2001 bis 2018. Er ist dar­in ein­ge­bet­tet und im Grunde nicht vor­stell­bar ohne den zeit­li­chen und poli­ti­schen Hintergrund. Die Erzählung ist unauf­lös­lich dar­in ver­zahnt. Die Figuren schei­nen ori­en­tie­rungs­los und ent­wur­zelt zu sein, als ob ein­zig ihre insta­bi­le Parallelwelt ihnen noch Halt bie­ten könn­te. Nicht umsonst spielt ein Teil des Films im Staudammgebiet am Jangtsekiang im Jahr 2006, in einer Welt, die kurz dar­auf ver­schwun­den sein wird:

Die rie­si­gen Wohnhäuser, die hier kilo­me­ter­lang das Ufer säu­men, wird es irgend­wann, sobald die Schleusen geöff­net wer­den, nicht mehr geben. Ein Ort mit einer Halbwertszeit, ein Ort, der nie rich­tig ent­ste­hen konn­te, weil er immer schon im Sterben lag. Die gigan­ti­schen natio­na­len Bauprojekte der Regierung set­zen hier eine gan­ze Welt aufs Spiel, eine Welt mit schwa­chen Wurzeln, eine Welt mit fest­ge­leg­ter Dauer.

Diese Episode aus Jias drei­ak­ti­gem Film ist die mit Abstand ein­drück­lichs­te. Hier ver­wächst sich Qiaos per­sön­li­che Geschichte am schöns­ten und zugleich gespens­tischs­ten mit dem poli­ti­schen Raum, in den sie ihre Kerben schlägt. Ihr ent­wur­zel­ter Zustand zwi­schen Vergangenheit und Zukunft kor­re­liert mit einem Raum, der aus kei­ner sta­bi­len Vergangenheit her­aus ent­stand und dem kei­ne Zukunft in Aussicht gestellt ist.”
(Lukas Stern/critic.de)

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Credits:

CN/FR 2018, 141 Min., chin. OmU
Regie: Jia Zhang-Ke
Kamera: Eric Gautier
Schnitt: Matthieu Laclau
mit: Tao Zhao, Fan Liao, Zheng Xu, Casper Liang

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Termine:

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ASH IS PUREST WHITELES ETERNELS (Official Trailer OV/d, f)

Der Boden unter den Füßen

Ein Film von Marie Kreutzer.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Marie Kreutzers im Wettbewerb der Berlinale 2019 urauf­ge­führ­ter Film han­delt vom Gefühl der Unsicherheit, wenn sich der Boden unter den Füßen zu bewe­gen beginnt, statt die Füße auf dem Boden. Die Angst vor dem Fall führt zu Panik, die Panik zum Kontrollverlust und womög­lich fällt man. Lola ist Unternehmensberaterin und lernt die­se Unsicherheit ken­nen, zwi­schen mög­li­cher­wei­se objek­ti­ver und sub­jek­ti­ver Realität zu chan­gie­ren und sich nicht mehr sicher sein zu kön­nen. Das muß sie aber in einer Welt der Krokodile, die sie nicht zu genie­ßen scheint (im Gegensatz zu den männ­li­chen Kollegen), aber als Norm akzep­tiert und sich wie ein Eisbrecher durch 100 Std. Arbeitswochen, Konkurrenzkämpfe, dut­zen­de Hotelzimmer und einer noch ste­ri­le­ren eige­nen Wohnung bewegt. Ein Raum für Liebe und Privatleben scheint in Lolas Universum vor­han­den, sie lebt eine Hotelbeziehung mit ihrer Vorgesetzten Elise. Vielleicht ist das aber nur Teil ihrer Kosten/Nutzen Rechnung und deckt not­wen­di­ge Bedürfnisbefriedigung ab. Die ein­zi­ge Person, der sie wirk­lich ver­bun­den scheint, ist ihre älte­re Schwester Conny, die wegen ihrer Schizophrenie erneut in die Psychiatrie ein­ge­wie­sen wird. Sicher spie­gelt Conny auch die ande­re Seite von Lola. Marie Kreutzer schafft vie­le sol­cher Spielräume für ihre Hauptfigur und die Zuschauer, sie ermög­li­chen eine Annäherung an eine Person, die, gut bezahlt, Existenzen rui­niert und Menschen kaputt­macht. Aber es geht hier natür­lich um ein mensch­li­ches Grundprinzip, selbst aus­ge­dach­te Zwänge zu opti­mie­ren und ande­ren auf­zu­zwin­gen, um vor ärge­ren Befindlichkeiten geschützt zu sein. So ver­geht das Leben im Man Muß Ja Stadium, bis es aus­ge­stan­den ist.

Die Arbeit einer Unternehmensberatungsfirma, wo man ande­re Menschen ent­lässt und ein­spart, das war mir immer fremd, aber je inten­si­ver ich mich damit befasst hat­te, des­to kla­rer wur­de mir, dass es sich dabei um eine zuge­spitz­te Variante unse­rer Lebensrealität han­delt: Da ist es nun mal so, dass die Arbeit über allem steht. Dass es kei­nen Raum und auch kei­ne Zeit gibt, um wirk­lich ein Privatleben zu füh­ren. Eine her­kömm­li­che Partnerschaft oder Familie zu haben, ist fast unmög­lich. Da sieht man kon­zen­triert, wie unse­re Arbeitswelt funk­tio­niert und wie die meis­ten von uns arbei­ten, näm­lich immer zu viel und immer mit dem Anspruch, noch mehr zu leis­ten, auf allen Ebenen per­fekt zu sein und alles zu opti­mie­ren. Und dadurch auch nie­mals irgend­wo anzu­kom­men.“ Marie Kreutzer

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Credits:

AT 2019, 108 Min.,
Deutsche Originalfassung mit eng­li­schen Untertiteln.
Regie, Buch: Marie Kreutzer
Kamera: Leena Koppe
Schnitt: Ulrike Kofler
mit: Valerie Pachner Pia Hierzegger Mavie Hörbiger Michelle Barthel

Termine:

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Trailer:

Der Boden unter den Füßen Trailer Deutsch | German [HD]

Luft zum Atmen – 40 Jahre Opposition bei Opel in Bochum

Ein Film von Johanna Schellhagen/labournet.tv.

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1972 grün­de­ten ein paar Arbeiter und Revolutionäre bei Opel in Bochum die „Gruppe oppo­si­tio­nel­ler Gewerkschafter”(GoG). Die GoG exis­tier­te über 40 Jahre und hat mit ihrer radi­ka­len Betriebsarbeit den Widerstandsgeist in der Bochumer Belegschaft befeuert.

Als Betriebsräte gaben sie gehei­me Informationen an die Belegschaft wei­ter, sie sorg­ten für acht­stün­di­ge Betriebsversammlungen, kämpf­ten gegen Krankenverfolgung, orga­ni­sier­ten ihren eige­nen Bildungsurlaub und ver­such­ten sogar, auf eige­nen Faust direk­te inter­na­tio­na­le Solidarität zwi­schen den ver­schie­de­nen General Motors Belegschaften in Europa her­zu­stel­len, um sich gegen die Standorterpressungen in den 90er Jahren zur Wehr zu setzen.

Ihre radi­ka­len Aktivitäten kul­mi­nier­ten schließ­lich in einem der wich­tigs­ten Wilden Streiks deut­schen Nachkriegsgeschichte, als die Belegschaft im Oktober 2004 sechs Tage lang das Werk besetz­te und die Produktion in ganz Europa lahmlegte.

Ein Portrait von Kollegen, die sich Gehör verschafften.

Credits:
D 2019, 71 Min.
Ein Film von Johanna Schellhagen/labournet.tv

Termine:

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Zu jeder Zeit

Ein Film von Nicolas Philibert.

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Der Ausbildung zur Pflegekraft – einem immer wich­ti­ger wer­den­den Beruf – hat sich Nicholas Philibert (Sein und Haben) in einer über­sicht­lich gro­ßen Pflegeschule in Paris dies­mal ange­nom­men. Wer sich für die­se kör­per­lich und psy­chisch anspruchs­vol­le, aber immer noch schlecht bezahl­te Tätigkeit ent­schei­det, braucht nach­voll­zieh­bar eine gro­ße Portion Enthusiasmus. Die jun­gen Menschen, eine diver­se, offen­sicht­lich aus vie­len ver­schie­de­nen Kulturkreisen zusam­men­ge­setz­te Gruppe, sind mit viel Engagement bei der Sache. In drei Teile geglie­dert, zeigt der dis­kret vor­ge­hen­de Film sie im Theorieunterricht, bei ers­ten prak­ti­schen Anwendungen am leben­di­gen Patienten und, fast die Hälfte des Films, bei Besprechungen mit Betreuern, wo Probleme und Erlebnisse der ver­schie­de­nen Praktika ver­han­delt wer­den. Nach den auch sehr humor­vol­len zwei ers­ten rührt die­ser Teil am meis­ten, kommt man doch Lage, Stellung und Befindlichkeiten der Auszubildenden näher und sieht, wie­viel Freude am Beruf die meis­ten ohne Personalmangel und gestress­te Vorgesetzte hät­ten. Gerne lei­det und lacht man mit, wird neu­gie­rig, Fragen zu eige­nen Fähigkeiten und Beurteilungen wer­den eben­so ange­scho­ben wie Gedanken zur per­sön­li­chen kör­per­li­chen wie psy­chi­schen Verletzlichkeit – ein zu Empathie anre­gen­der Film eben, der Freude macht.

… Zukünftigen Pflegenden, die dazu bestimmt sind, im Schatten zu blei­ben, eine Stimme zu geben, ihre Hingabe, Würde, aber auch ihre Ängste, Zweifel und Verletzlichkeit zu zei­gen, ist in sich selbst ein poli­ti­scher Prozess. …“ Nicolas Philibert

… Hierin liegt die Magie von Philiberts Filmen: sie sind poin­tiert, zärt­lich und beschei­den, sei­ne Kamera fängt Momente des Zweifelns und der Freude ein, klei­ne Dinge, die gemein­sam die Chronik eines klei­nen, von Respekt, Empathie und Neugier gepräg­ten Universums bil­den.“ Première

Credits:

De chaque instant
FR 2018, 105 Min., frz. OmU
Regie, Kamera, Schnitt: Nicolas Philibert 

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Frauen bildet Banden

Ein Film des FrauenLesbenFilmCollectifs LasOtras.

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Die „Rote Zora” war in den 1970er und 1980er Jahren eine mili­tan­te Frauengruppe in der BRD, die sich klan­des­tin orga­ni­sier­te. Entstanden ist die femi­nis­ti­sche Gruppe aus dem Kontext der Revolutionären Zellen. Ihre Aktivitäten rich­te­ten sich u.a. gegen die all­täg­li­che Gewalt gegen Frauen, gegen Gen- und Reproduktionstechnologien, Bevölkerungspolitik und inter­na­tio­na­le Ausbeutungsbedingungen als Ausdruck patri­ar­cha­ler Herrschaft. Zentral waren die Selbstermächtigung der FrauenLesben und der Bruch mit der zuge­schrie­be­nen Friedfertigkeit.

Erzählungen von ver­schie­de­nen Zeitzeuginnen, Interviews mit einer Historikerin und ehe­ma­li­gen Zoras las­sen die Geschichte der „Roten Zora” und der dama­li­gen Frauenbewegung wie­der leben­dig wer­den. Historische Aufnahmen der Frauen- und Studentinnen*bewegung in der BRD brin­gen Erinnerungen an die dama­li­gen Kämpfe zurück. FrauenLesben aus ande­ren Ländern berich­ten über ihre Begegnung mit die­ser Politik heute.

Der Film zeigt, dass vie­le Themen der Roten Zora hoch aktu­ell sind und bie­tet viel span­nen­den Diskussionsstoff zum heu­ti­gen Umgang mit die­ser Geschichte.

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Credits:

DE 2019, 77 Min.,
FrauenLesbenFilmCollectif LasOtras

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Jibril

Ein Film von Henrika Kull.

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Maryam ist berufs­tä­tig, allein­er­zie­hend und steht fest im Leben. Dann begeg­net sie Jibril, der eine mehr­jäh­ri­ge Gefängnisstrafe absitzt. Schlummernde Sehnsüchte bre­chen auf und die bei­den stür­zen sich in eine stür­mi­sche Romanze – die außer­halb der Besuchszeiten vor­nehm­lich in ihren Köpfen statt­fin­det. Wie viel Substanz kann eine Beziehung unter die­sen Bedingungen ent­wi­ckeln? Wo ver­läuft die Grenze zwi­schen Projektion und blü­hen­der Liebe? Und hat letz­te­re die Kraft, Gefängnismauern zu über­win­den? Mit gro­ßer Nähe zu ihren Protagonist*innen geht Henrika Kull in ihrem Spielfilmdebüt die­sen Fragen nach.“ (Frauenfilmfest 2018)

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Credits:

DE 2018, 83 Min.,
Regie, Buch, Schnitt: Henrika Kull 
Kamera: Carolina Steinbrecher 
mit: Susana Abdulmajid Malik Adan ( Doua Rahal Emna El-Aouni Regina Schulte am Hülse

Termine:

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Trailer:

Jibril (Trailer) | missingFILMs | Kinostart: 09.05.2019

A Man of Integrity

Ein Film von Mohammad Rasoulof.

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Nein, lus­tig ist es auf dem Land auch nicht. Dabei sind Reza und Hadis mit ihrem klei­nen Sohn von Teheran fort­ge­zo­gen, weit weg in die schein­bar fried­li­che Gegend im Norden, um in Ruhe zu leben, aber man lässt sie nicht. Hadis hat zwar eine gute Stellung als Lehrerin in der ört­li­chen Mädchenschule gefun­den, und Reza baut eine klei­ne Fischfarm auf. Aber die Schulden vom Neuanfang drü­cken, und Reza möch­te ein kor­rup­ti­ons­frei­es und, abge­se­hen von ein wenig Schnapsbrennerei, ehr­li­ches Leben füh­ren. Das geht hier nicht wirk­lich zusam­men, zumal der ört­li­che Großunternehmer ein Auge auf ihren Besitz gewor­fen hat. Und der hat in der Gegend das Sagen, hat Mittel und Leute, sei­nen Willen durch­zu­set­zen. Hadis ver­sucht erfolg­los, ihren win­zi­gen Einfluss in der Gemeinde gel­tend zu machen, wäh­rend Reza jeg­li­che Anpassung stand­haft ver­wei­gert. Eine klas­si­sche Fragestellung: Wie weit kann ein Mensch sei­ne Integrität behal­ten, wenn er gegen ein kor­rup­tes und unge­rech­tes System antre­ten muss? Was ist er bereit, für sei­ne Würde zu bezah­len? Wann gibt er (sich) auf und passt sich der all­ge­gen­wär­ti­gen Unmoral an, schlägt zurück oder gibt nach? Kann man tat­säch­lich an den sys­tem­im­ma­nen­ten Verhältnissen etwas ändern?
Wie schon in sei­nem letz­ten Werk MANUSCRPITS DON‘T BURN (das die hei­mi­schen Behörden auch nicht moch­ten), arbei­tet Rasoulof neben einem rea­lis­ti­schen Zugang mit Spannungs- und Genre-Elementen. Und auch wenn er sei­nen Figuren ein opti­mis­ti­sche­res Ende gegönnt hät­te, sagt er, habe er wäh­rend des Schreibens die Wut sei­nes Protagonisten nicht zügeln können.

»Im Kern ist A MAN OF INTEGRITY die ira­ni­sche Version eines Westerns. Und zwar eines der nihi­lis­ti­schen, fast schon apo­ka­lyp­ti­schen Sorte, mehr Sergio Leone als John Ford.« Lukas Foerster, Wochenzeitung (CH)

Obwohl er ein uni­ver­sel­les Thema beschreibt, gibt die Tatsache, dass es ein ira­ni­scher Film ist, von einem Regisseur, über dem das Damoklesschwert einer Gefängnisstrafe hängt, dem Ganzen eine beson­de­re Dramatik. Rasoulof durf­te zwar zur Premiere nach Cannes und nahm dort den Preis UN CERTAIN REGARD ent­ge­gen, aber seit eini­ger Zeit ist ihm, der mit sei­ner Familie auch in Hamburg lebt, eine Ausreise nicht möglich.

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Credits:

Lerd, IR 2018, 117 Min., Frasi OmU
Regie: Mohammad Rasoulof
Schnitt: Meysam Muini, Mohammadreza Muini
Kamera: Ashkan Ashkani
mit: Reza Akhlaghirad, Nasim Adabi, Zeinab Shabani

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Ray and Liz

Ein Film von Richard Billingham.

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Richard Billinghams Fotografien von sei­nem alko­hol­kran­ken Vater und sei­ner ket­ten­rau­chen­den, über und über täto­wier­ten Mutter – Ray and Liz, wie er sie lie­be­voll nennt – waren eines der Highlights der ein­zig­ar­ti­gen Ausstellung „Sensation“ von Charles Saatchi (in Berlin 1998 im Hamburger Bahnhof) über die spä­ten 1990er-Jahre. Der inzwi­schen renom­mier­te und aus­ge­zeich­ne­te Fotograf Billingham dreh­te etwas spä­ter bereits eine kur­ze Fernseh-Dokumentation über sei­ne Eltern. Nach rund 20 Jahren wur­de dann die Idee, sei­ne Kindheit in einen Spielfilm zu ver­wan­deln, umge­setzt. Im Wettbewerb von Locarno 2018 bekam das Werk durch sei­ne ausdrucksstarken,verstörend-realistischen Bilder viel Aufmerksamkeit und wur­de mit dem Spezialpreis der Jury aus­ge­zeich­net. In einem Vorort von Birmingham wursch­telt sich die Familie Billingham so wie vie­le ande­re irgend­wie ziel- und weit­ge­hend freud­los am Rande der Gesellschaft durch ein Leben, das bestimmt wird von Faktoren, die sich ihrer Kontrolle ent­zie­hen. In drei Episoden wer­den die mit­un­ter scho­ckie­ren­den und von ver­stö­ren­dem Humor gepräg­ten Erfahrungen einer Kindheit in einer Sozialwohnung im soge­nann­ten Black Country der 1990-er Jahre heraufbeschworen.

Ich glau­be nicht, dass es für ihn (R.B.) nur eine Art Katharsis ist. Nicht, nach­dem ich ihn ken­nen­ge­lernt habe. … Ich glau­be, er inter­es­siert sich für Ideen und Menschen und Situationen. Und ich weiß, das hört sich jetzt komisch an, aber soweit ich das beur­tei­len kann, ist er nie­mand, der tie­fe Ängste in sich trägt.“ Ella Smith (Liz)

Offensichtlich will er (R.B.) sich damit aus­ein­an­der­set­zen. Er hat die Fotos gemacht, jetzt macht er einen Film. Irgendetwas treibt ihn ja offen­sicht­lich dazu, sei­ne Kunst zu machen. Und doch geht er im Gespräch sehr lei­den­schafts­los und direkt damit um. Und genau da liegt der Widerspruch: Er will die­sen Film machen, die­se Fotos, sei­ne Kunst und hat ganz offen­sicht­lich etwas dazu zu sagen. Er kann es nur nicht in Worte fas­sen. Er braucht dazu sei­nen Film. Dieser Widerspruch war eine der prä­gends­ten Erfahrungen in der Arbeit zu die­sem Film.“ Justin Salinger (Ray)

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Credits:

GB 2018, 108 Min., engl. OmU
Regie: Richard Billingham 
Joshua Millard-Lloyd
Kamera: Daniel Landin 
Schnitt: Tracy Granger 
mit: Ella Smith , Justin Salinger , Patrick Romer , Deirdre Kelly , Tony Way , Sam Gittins

Termine:

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Trailer: