Ein Film von Richard Billingham.
Richard Billinghams Fotografien von seinem alkoholkranken Vater und seiner kettenrauchenden, über und über tätowierten Mutter – Ray and Liz, wie er sie liebevoll nennt – waren eines der Highlights der einzigartigen Ausstellung „Sensation“ von Charles Saatchi (in Berlin 1998 im Hamburger Bahnhof) über die späten 1990er-Jahre. Der inzwischen renommierte und ausgezeichnete Fotograf Billingham drehte etwas später bereits eine kurze Fernseh-Dokumentation über seine Eltern. Nach rund 20 Jahren wurde dann die Idee, seine Kindheit in einen Spielfilm zu verwandeln, umgesetzt. Im Wettbewerb von Locarno 2018 bekam das Werk durch seine ausdrucksstarken,verstörend-realistischen Bilder viel Aufmerksamkeit und wurde mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. In einem Vorort von Birmingham wurschtelt sich die Familie Billingham so wie viele andere irgendwie ziel- und weitgehend freudlos am Rande der Gesellschaft durch ein Leben, das bestimmt wird von Faktoren, die sich ihrer Kontrolle entziehen. In drei Episoden werden die mitunter schockierenden und von verstörendem Humor geprägten Erfahrungen einer Kindheit in einer Sozialwohnung im sogenannten Black Country der 1990-er Jahre heraufbeschworen.
„Ich glaube nicht, dass es für ihn (R.B.) nur eine Art Katharsis ist. Nicht, nachdem ich ihn kennengelernt habe. … Ich glaube, er interessiert sich für Ideen und Menschen und Situationen. Und ich weiß, das hört sich jetzt komisch an, aber soweit ich das beurteilen kann, ist er niemand, der tiefe Ängste in sich trägt.“ Ella Smith (Liz)
„Offensichtlich will er (R.B.) sich damit auseinandersetzen. Er hat die Fotos gemacht, jetzt macht er einen Film. Irgendetwas treibt ihn ja offensichtlich dazu, seine Kunst zu machen. Und doch geht er im Gespräch sehr leidenschaftslos und direkt damit um. Und genau da liegt der Widerspruch: Er will diesen Film machen, diese Fotos, seine Kunst und hat ganz offensichtlich etwas dazu zu sagen. Er kann es nur nicht in Worte fassen. Er braucht dazu seinen Film. Dieser Widerspruch war eine der prägendsten Erfahrungen in der Arbeit zu diesem Film.“ Justin Salinger (Ray)
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GB 2018, 108 Min., engl. OmU
Regie: Richard Billingham
Joshua Millard-Lloyd
Kamera: Daniel Landin
Schnitt: Tracy Granger
mit: Ella Smith , Justin Salinger , Patrick Romer , Deirdre Kelly , Tony Way , Sam Gittins
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