Ein Film Valeska Grisebach.
Sie hat erst drei Spielfilme gedreht, und doch stellt sich schon in den ersten Minuten von Western das typische Valeska-Grisebach-Gefühl ein. Es mag das Tempo sein, die genaue Beobachtung, eine Art zu sprechen und die Betonung, oder auch die Bilder, die diesen Eindruck erwecken, was sehr schön ist und mir gefällt. Nun hat ihr neuer Film einen anderen Ansatz als Mein Stern und Sehnsucht. Er lehnt sich, wie der Titel schon sagt, an ein Genre an, samt Pferd, Lagerfeuer und Konfrontation in der Fremde.
Meinhard ist ein Loner, wie er im (Film-)Buche steht. Ungebunden wie er ist, kann er selbstbestimmt, ruhig und scheinbar überlegt seinen Weg gehen, auch mal gegen den Strom. Er stösst als Neuer zu dem Bautrupp, der nach Bulgarien fährt, um in den dortigen Bergen ein kleines Wasserkraftwerk zu errichten. Die Unterkunft bauen und die deutsche Fahne hissen ist eins – zaghafte Einwände aus seinem Mund dazu werden nicht gerne gehört. Der Kontakt mit den Einheimischen ist eigentlich nicht vorgesehen, lässt sich aber nicht ganz vermeiden. Meinhard forciert ihn freiwillig als einziger aus dem Lager. Er schafft trotz der Sprachbarriere eine Annäherung, die zwar ganz praktische Probleme lösen könnte, seine Arbeitskollegen aber irritiert. Besonders Vorarbeiter Vincent fühlt sich provoziert. Sein Gegenpart hingegen möchte eigentlich lieber seinen eigenen Weg suchen, als sich mit ihm auseinanderzusetzen.
” … Was wie ein Film im zurückhaltenden Beobachtermodus erscheint, bei dem das Leben ins Bild hineinschwappt, ist viel mehr als das: eine lebenslustige Erforschung des Anderen. Grisebach ist nicht nur offen für das Alberne und das Sentimentale, das um die Ecke schaut, wenn sich Leute kaum verstehen, aber unbedingt verstehen wollen. Sie fordert gleichermaßen Konflikte wie Annäherungen heraus: die Geschichte, die unter anderem Wasserknappheit und eine ausbleibende Kiesellieferung als physische Krisenherde zu bieten hat, nimmt sich viel Zeit für die Schilderung der zärtlichen Sehnsucht nach primärer Verständigung, …” Frédéric Jaeger | critic.de
Deutschland, Österreich, Bulgarien, 2017, 121 Min., deutsch,bulgarisch,englische OmU
Regie & Buch: Valeska Grisebach
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Bettina Böhler
Mit Meinhard Neumann, Reinhardt Wetrek, Syuleyman Alilov Letifov, Veneta Frangipova, Viara Borisova