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Ghosts

ein Film von Azra Deniz Okyay. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]]

Ein belie­bi­ger Tag in der nahen Zukunft, ein Stromausfall legt das Leben in der tür­ki­schen Metropole Istanbul still, auch wenn die Werbung im Autoradio eine unbe­schwer­te Zukunft ver­spricht. Nicht in den ele­gan­ten Vierteln der Innenstadt spielt „Ghosts“, nicht dort, wo wohl­ha­ben­de Istanbuler einem west­li­chen Lebensstil nach­ei­fern, son­dern am Rand der Megalopolis, in Vierteln, die von bau­fäl­li­gen Gebäuden geprägt sind, vom täg­li­chen Kampf ums Überleben erzählen.

In die­sen Straßen leben die vier Protagonisten von „Ghosts“, drei Frauen und ein Mann, deren Wege sich im Verlauf der 90 Minuten immer wie­der kreu­zen. Da ist Didem (Dilayda Gunes), die davon träumt, durch ihre Leidenschaft zum Tanzen Geld zu ver­die­nen, die sich momen­tan aber noch mit Gelegenheitsjobs durch­schlägt. Iffet (Nalan Kurucim) arbei­tet bei der Müllabfuhr und ver­sucht mit zuneh­men­der Verzweiflung Geld auf­zu­trei­ben, um ihren Sohn zu unter­stüt­zen, der im Gefängnis sitzt und sich Angriffen aus­ge­setzt sieht. Die Aktivistin Ela (Beril Kayar) kämpft gegen die betrü­ge­ri­schen Machenschaften der öffent­li­chen Verwaltung, die zur Gentrifizierung der Stadt bei­trägt und lang­jäh­ri­ge Mieter aus ihren Wohnungen ver­treibt. Ein Teil die­ses Systems ist Rasit (Emrah Ozdemir), der zu völ­lig über­höh­ten Preisen Räume an syri­sche Flüchtlinge vermietet.

Viele Aspekte des Lebens in der moder­nen Türkei reißt Azra Deniz Okyay in ihrem Debütfilm an, vom Umgang mit den Flüchtlingen aus dem benach­bar­ten Syrien, über die miso­gy­nen Strukturen, die Frauen glei­cher­ma­ßen sexua­li­sie­ren, ihnen aber auch vie­le Freiheiten vor­ent­hal­ten, bis zum Kampf gegen Korruption und Machtmissbrauch, der nach fast einem Jahrzehnt der zuneh­mend auto­kra­ti­schen Herrschaft von Recep Tayyip Erdoğan immer stär­ker wird.

Zwangsläufig blei­ben man­che Ansätze sche­ma­tisch, wer­den ein­zel­ne Figuren weni­ger viel­schich­tig gezeich­net als ande­re, wirkt man­che Metapher – der Stromausfall, der droht, die Gesellschaft in Dunkelheit ver­sin­ken zu las­sen! – weni­ger sub­til als ande­re. Doch die über­zeu­gen­den Momente über­wie­gen bei wei­tem. Gerade für einen Debütfilm gelingt es Okyay außer­or­dent­lich gut, die Geschichten, die Schicksale ihrer vier Protagonisten zu gewich­ten, rhyth­misch zwi­schen den Episoden hin und her zu schnei­den und so ein viel­schich­ti­ges Porträt der moder­nen Türkei zu entwickeln.

So pes­si­mis­tisch ihr Blick auf ihr Land oft auch wirkt, so vie­le Missstände ange­deu­tet wer­den, so rück­stän­dig gera­de die Rolle der Frau oft wirkt: Hoffnungslos wirkt die Situation nicht. Gerade im Tanz fin­det Dilem und mit ihr der Film ein Ventil, ihre Energie aus­zu­le­ben, sich zu ver­lie­ren und für Momente alle Sorgen zu ver­ges­sen. Wie es nach die­sem einen Tag mit den Figuren wei­ter­geht bleibt unklar, ihr Weg ist eben­so offen wie der Weg, den die Türkei in den nächs­ten Jahren ein­schla­gen wird.

Michael Meyns | programmkino.de


Credits:

Hayaletler
TK/FR 2020, 90 Min., türk. OmU
Regie & Buch: Azra Deniz Okyay
Darsteller: Dilayda Gunes, Nalan Kurucim, Beril Kayar, Emrah Ozdemir, Ahmet Turan, Ihsan Ozgen, Ekin Aribas

Trailer:
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Titane

ein Film von Julia Ducournau. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Schon mit ihrem Debütfilm „Raw“ spal­te­te die jun­ge fran­zö­si­sche Regisseurin Julia Ducournau die Geister, damals vari­ier­te sie Motive des Zombiefilms, bedien­te sich quee­rer Ästhetik und blieb eben­so rät­sel­haft, wie sie es auch nun, in ihrem zwei­ten Film „Titane“ ist. Es beginnt mit einem ner­ven­den Kind namens Alexia auf dem Rücksitz eines Autos, der Vater ist abge­lenkt und baut einen Unfall. Schwer ver­letzt über­lebt das Kind und bekommt eine Platte aus Titan in den Kopf gepflanzt.

Jahre spä­ter ist Alexia erwach­sen und wird vom Model Agathe Rousselle gespielt, deren andro­gy­ne Gestalt andeu­tet, wie sehr es fort­an um Fragen von Geschlechtszugehörigkeit, Transformation, Diversität gehen wird. Alexia arbei­tet als Tänzerin auf Autoshows, räkelt sich ver­füh­re­risch auf den Motorhauben eben­so ver­füh­re­ri­scher Autos, nimmt danach ger­ne einen lech­zen­den Zuschauer zum Sex mit – und tötet ihre Lover mit dem Stich einer lan­gen Haarnadel direkt ins Gehirn.

Wie lan­ge sie schon so agiert bleibt offen, nach einem aus­ufern­den Gemetzel ist ihr die Polizei jedoch so sehr auf der Spur, dass sie die Identität wech­selt. Sie gibt sich als Adrien aus, ein Junge, der seit Jahren ver­misst wird. Er war der Sohn von Vincent (Vincent Lindon), der als Kapitän einer Feuerwache schon beruf­lich mit Testosterongeschwängerten Männern zu tun hat, sich sel­ber Steroide spritz und sei­nen altern­den, fal­ti­gen Körper mit Klimmzügen strafft.

Vincent nimmt Alexia als Sohn auf, auch wenn er schnell ahnt, dass die­ser Sohn nicht der ist, den er einst ver­lo­ren hat. Zumal Alexias Bauch immer dicker wird und sich nur noch mit gro­ßen Mühen und nicht uner­heb­li­chen Scherzen abbin­den lässt, denn Alexia ist schwan­ger, ver­mut­lich vom Sex mit einem Auto. Wenn die sich zuneh­mend ver­än­dern­de Frau blu­tet, tropft eine schwar­ze Flüssigkeit aus den Wunden, die an Maschinenöl erin­nert und die Frage auf­wirft, was Alexia eigent­lich ist, vor allem aber, ob es für Vincent eine Rolle spielt, wen er da eigent­lich liebt.

Bezüge zu den Body-Horror-Filmen von David Cronenberg, nicht zuletzt „Crash“, schei­nen eben­so deut­lich zu sein wir Referenzen zu Filmen wie Shinya Tsukamotos “Tetsuo: The Iron Man“, vor allem aber auch außer­fil­mi­schen Debatten über Diversität, Transsexualität oder toxi­scher Männlichkeit. Julia Ducournaus „Titane“ mutet oft wie ein Film an, der wie dazu gemacht ist, in Seminararbeiten ana­ly­siert zu wer­den, als Beispiel für ein Kino her­zu­hal­ten, dass auf moder­ne, gewag­te Weise den Zeitgeist spiegelt.

Kein Wunder, bleibt „Titane“ in sei­nem wil­den, mal ver­stö­ren­den, mal mit­rei­ßen­den, mal albern­den Spiel mit Genrebildern, exzes­si­ver Gewalt und glei­ßen­den Aufnahmen mensch­li­cher und maschi­nel­ler Körper doch so offen – man­che wer­den sagen: belie­big – dass sich unzäh­li­ge Lesarten anbie­ten. Ein Film wie ein Rorschach-Test also, ein Film, der von jeder Zuschauerin, jedem Zuschauer anders gele­sen wer­den wird, aber in jedem Fall einen Nerv der Zeit trifft.

Michael Meyns | programmkino.de

Cannes 2021 – Palme d’or

Credits:

FR 2021, 108 Min., frz. OmU
Regie & Buch: Julia Ducournau
Kamera: Ruben Impens
Schnitt: Jean-Christophe Bouzy
mit: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Laïs Salameh, Bertrand Bonello, Dominique Frot


Trailer:
Titane (Deutscher Trailer ) – Julia Ducournau, Agathe Rousselle , Vincent Lindon
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Le Prince

ein Film von Lisa Bierwirth. 

[Credits] [Termine] [Trailer]

Ich habe mich seit hun­dert Jahren nicht mehr bewor­ben. Ich weiß gar nicht mehr wie das geht“, gesteht Kuratorin Monika (Ursula Strauss) ihrer Freundin. Dass der fast 50jährigen das jetzt bevor­steht, weiß die agi­le Kulturschaffende erst seit kur­zem. Völlig über­ra­schend erfährt sie vom Weggang ihres Vorgesetzten. Mit Peter (Alex Brendemühl), dem Leiter der Frankfurter Kunsthalle fühl­te sie sich eigent­lich freund­schaft­lich ver­bun­den. „Wann woll­test du mir das sagen“, stellt sie ihn frus­triert zur Rede. Gedankenverloren läuft sie an die­sem Abend durchs Frankfurter Bahnhofsviertel.

Ein Abend mit einer fol­gen­schwe­ren Begegnung. Unversehens gerät sie in eine Razzia. Eigentlich woll­te sie sich nur eine Schachtel Zigaretten holen. Doch als die Polizei das Lokal nach Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung durch­kämmt lan­det sie mit Joseph (Passi Balende) im Hinterhof. Der afri­ka­ni­sche Geschäftsmann aus dem Kongo muss sich ver­ste­cken. Denn auch er ist ohne Papiere. Dass er sich bedankt, sie zusam­men einen Kaffee trin­ken und ihre Telefonnummern aus­tau­schen, ver­gisst Monika fast wieder.

Doch Joseph mel­det sich bei ihr. Mit dem smar­ten 38jährigen ent­deckt sie im „Cafe Denis“ die pul­sie­ren­de afri­ka­ni­sche Diaspora. „Wenn ich afri­ka­ni­sche Musik und Vibes brau­che kom­me ich hier­her“, ver­rät er. Josef han­delt mit Diamanten und sucht in der Main-Metropole Investoren, die eine Mine im Kongo finan­zie­ren. Bis es so weit ist, ver­sucht er sich mit Import- und Exportgeschäften mehr oder weni­ger über Wasser zu hal­ten. „Wieso ist eine so schö­ne Frau wie du allein?“, schmei­chelt der selbst­si­che­re Charmeur. Und gibt sich gleich selbst die Antwort. „Die Männer haben Angst vor dir. Ich habe kei­ne Angst.“

Und tat­säch­lich ist die selbst­be­wuss­te, elo­quen­te Frau nicht auf den Mund gefal­len. Nicht nur ein­mal eckt sie mit ihren ehr­li­chen Kommentaren in der Kunstszene an. Mit Joseph beginnt sie ein lei­den­schaft­li­ches Verhältnis und hofft, dass ihre Liebe stark genug ist zu bestehen. Doch schon bei der ers­ten Essenseinladung mit ihren Freunden aus der Kunstszene knirscht es. Freudestrahlend erzählt Monika vom Diamantendeal ihres Freundes. „Blutdiamanten“, fragt ent­setzt ihre Freundin Ursula. Peinliches Schweigen folgt.

Als Blutdiamanten wer­den Diamanten bezeich­net, die in Konfliktgebieten unter aus­beu­te­ri­schen Bedingungen geför­dert wer­den. Der Gewinn geht in der Regel an Guerilla-Bewegungen oder loka­le Warlords. „Ich brau­che dei­ne Hilfe nicht, ich brau­che Respekt“, wehrt Joseph sich. Dass Monika ohne ihn zu fra­gen, von sei­nen Plänen erzählt, nimmt er ihr übel. Aber die­ses Missverständnis lässt sich noch klä­ren. Doch mit zuneh­men­der Nähe wird ihre Situation schwie­ri­ger. Immer wie­der ver­schwin­det Joseph. Sein Freund Ambara (Nsumbo Tango Samuel) bit­tet Monika um Geld, um ihn aus dem Gefängnis zu holen. Und auch mit der Idee zu hei­ra­ten las­sen sich die Probleme nicht ein­fach aus der Welt schaffen.

Inspiriert von einer rea­len Geschichte geht Regisseurin Lisa Bierwirth lebens­nah der Frage nach, wie sich post­ko­lo­nia­le Strukturen und Machtverhältnisse in einer euro­pä­isch-afri­ka­ni­schen Beziehung wider­spie­geln. Auch wenn ihr emo­tio­nal berüh­ren­des Drama es nicht leis­ten kann alle poli­ti­schen Hintergründe mit­zu­lie­fern, regt es an den euro­zen­tri­schen Blick zu wei­ten und das immer noch schwe­len­de Kolonialerbe kri­tisch zu hinterfragen.

Luitgard Koch |programmkino.de


Credits:

DE 2021, 125 Min. OmU
Regie: Lisa Bierwirth
Drehbuch: Lisa Bierwirth, Hannes Held
Kamera: Jenny Lou Ziegel
Schnitt: Bettina Böhler
mit: Ursula Strauss, Passi Balende, Alex Brendemühl, Victoria Trauttmansdorff

Trailer:
LE PRINCE (Offizieller Trailer)
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Atomkraft Forever

ein Film von Carsten Rau. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]r]

Auf das Kurzzeitgedächtnis von Menschen ist Verlass. Die Atomkatastrophe im japa­ni­schen Fukushima liegt inzwi­schen fast zehn Jahre zurück, der Super-GAU von Tschernobyl über drei­ßig Jahre. Und Harrisburg oder Sellafield ist den wenigs­ten noch ein Begriff. Das gan­ze Ausmaß die­ser Katastrophen blieb der Öffentlichkeit meist ver­bor­gen. Sie wur­den ver­tuscht, ver­heim­licht oder ver­harm­lost. Und plötz­lich scheint die Hochrisikotechnik mit ihren dau­er­haf­ten Folgen für Mensch und Umwelt in Deutschland wie­der salon­fä­hig, die ver­schlepp­te Energiewende kein Thema mehr.

Der sehr sach­li­chen und zurück­hal­ten­den Doku von Regisseur Carsten Rau mit dem pro­vo­zie­ren­den Titel kommt da im rich­ti­gen Moment. Ihr gelingt es, ohne Dramatisierung zu über­zeu­gen. Ihr nüch­ter­ner Blick macht bei­spiel­haft beim Abbau des AKWs in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern die Gefahren der Atomenergie ein­dring­lich sicht­bar. Ganze Gebäudeblöcke sind ver­strahlt, bei jedem Aufbohren von Beton kön­nen radio­ak­ti­ve Staubpartikel ein­ge­at­met wer­den. Der Aufwand die­ses Rückbaus der ato­ma­ren Ruine ist absurd.

Allein in Greifswald kom­men 600.000 Tonnen an Beton, Stahl, Eisen, Aluminium zusam­men. 1,8 Millionen Tonnen Material müs­sen gerei­nigt wer­den. Ein wah­rer Kraftakt, auch in finan­zi­el­ler Hinsicht. Die Container mit dem radio­ak­ti­ven Material sta­peln sich in blau­en Schiffscontainern zu 20 bis 30 Tonnen in den Hallen. Als „Sonne in Menschenhand“ wur­de der maro­de Reaktor einst geprie­sen. „Das Atom sei Arbeiter und nicht Krieger” – so lau­tet ein sozia­lis­ti­scher Slogan aus den 70er-Jahren. Damals wur­de das Kernkraftwerk Greifswald in Betrieb genommen.

Regierung, Arbeiter und Forscher träum­ten im Einklang von der fried­li­chen Nutzung der Atomkraft, für den Wohlstand und die Gleichheit der Völker. Und auch Greifswald war kein siche­rer Atommeiler. Durch einen gro­ßen Brand im Maschinenraum Ende 1975 kam es fast zu einem GAU. Ende November 1989 geriet ein simu­lier­ter Störfall außer Kontrolle, als die auto­ma­ti­sche Schnellabschaltung ver­sag­te. Dadurch kam es zu einer gefähr­li­chen Überhitzung meh­re­rer Brennelemente. Eine Kernschmelze stand kurz bevor.

Trotzdem denkt man im bay­ri­schen Dorf Gundremmingen weh­mü­tig an die strah­len­den Zeiten des AKWs zurück. Ein Bild wie aus dem Hochglanzprospekt der ato­ma­ren Energiekonzerne zeigt die still­ge­leg­ten Kühltürme ein­ge­rahmt von Rosenbeeten aus dem Vorgarten des ehe­ma­li­gen Bürgermeisters. Die Gemeinde wur­de reich. Die Atomlobby, vom Staat sub­ven­tio­niert, spül­te Geld in die Kassen. Sogar Eigentumswohnungen in München wur­den ange­kauft. Eine auf­wen­di­ge Sporthalle gebaut.

Auch wenn den Bauern ihr Land damals für drei Mark pro Quadratmeter abge­han­delt wur­de. Widerstand reg­te sich kei­ner. Wer dar­an ver­dient, wie die Wirtin im Ort, hängt dem Traum vom bil­li­gen siche­ren Strom nach. Für sie gehö­ren Kühe und Kühltürme zum Heimatgefühl. Und so ver­mit­telt die­se Sequenz der Doku die hei­le, länd­li­che Idylle. Dass natür­lich auch das AKW Gundremmingen sei­ne Störfälle hat­te, die der Bevölkerung oft ver­schwie­gen wur­den, kommt nicht zur Sprache. Ein Kommentar aus dem Off dazu wäre viel­leicht doch nicht ganz ver­kehrt. Wie sehr mit Atomkraft durch Unterstützung des Staates Geld zu ver­die­nen war, klingt zumin­dest durch.

Deutschlands lächer­li­cher Atomausstieg wäre heu­te nicht mehr trag­bar“, ver­kün­det ein fran­zö­si­scher Atomingenieur aus dem Plutonium-Forschungslabor im süd­fran­zö­si­schen Cadarache über­zeugt. Er hält das Ganze für ein Wahlmanöver, das Deutschland teu­rer kommt als die Wiedervereinigung. Ein Statement, das auf den ers­ten Blick, Atombefürwortern in die Hände spielt. Wenn die jun­gen fran­zö­si­schen Nuklearphysiker, hip­pe Millenials, fast poe­tisch von der Atomkraft schwär­men, zeigt sich wie die schil­lernd fas­zi­nie­ren­de Chimäre die­ser Technologie bereits wie­der wirkt. Der Fortschrittsglaube aus den Anfängen lebt.

Erst ein Blick auf die unge­lös­te Frage der Endlagerung rückt das Bild wie­der etwas zurecht. Kein Land der Welt fand bis­her ein siche­res Endlager für hoch­ra­dio­ak­ti­ven Müll aus AKWS. Die neu­ge­grün­de­te Bundesgesellschaft für Endlagerung aber soll es rich­ten. Junge Geologinnen ver­su­chen dort Gletscherbewegungen für Millionen von Jahren vor­her­zu­se­hen. Denn schließ­lich wol­len sie einen Ort fin­den, der über zehn Eiszeiten hin­weg sicher sein soll. Kein noch so lei­ser Zweifel plagt sie bei die­ser rea­lis­tisch betrach­tet unlös­ba­ren Aufgabe.

Die Standortsuche hat frei­lich schon begon­nen. Kein Bundesland ist scharf auf den ver­strahl­ten Müll. Selbst Bayern, das sich einst unter sei­nem Ministerpräsidenten und ehe­ma­li­gen Atomminister Strauß, für die umstrit­te­nen WAA ange­dient hat­te, will sich den baye­ri­schen Wald nicht ver­seu­chen las­sen. Wenn dann der nim­mer­mü­de Sprecher Jochen Stay von „ausgestrahlt.de“ zu Wort kommt, schärft er mit sei­ner lang­jäh­ri­gen Erfahrung das kri­ti­sche Bewusstsein um den Fiebertraum Atom. Und last but not least steht ein Elefant im Raum: Wer Atomwaffen will, braucht Atomkraftwerke. Denn ohne Brennstoffwirtschaft auch kein Atomwaffenmaterial. Bekanntlich dient die fran­zö­si­sche Plutoniumfabrik in La Hague – die soge­nann­te Wiederaufarbeitungsanlage – vor­ran­gig mili­tä­ri­schen Zwecken.

Luitgard Koch | programmkino.de


Credits:

DE 2020, 94 Min.,
Buch und Regie: Carsten Rau
Schnitt: Stephan Haase
Kamera: Andrzej Krol


Trailer:
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Nowhere Special

ein Film von Uberto Pasolini. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Eine Stadt in Nord-Irland. Der Fensterputzer John zieht sei­nen vier­jäh­ri­gen Sohn Michael allei­ne auf, seit die Mutter die Familie kurz nach der Geburt ver­las­sen hat. Ihr Leben ist bestimmt von den täg­li­chen Notwendigkeiten und Ritualen, geprägt von der tie­fen Liebe zwi­schen Vater und Sohn. Was Michael nicht weiß: John hat Krebs. Ihm blei­ben nur noch weni­ge Monate. Die will er nut­zen, um eine neue Familie für Michael suchen, eine per­fek­te Familie.

Aber wie kann er sei­nem Sohn erklä­ren, war­um sie so vie­le merk­wür­di­ge Menschen besu­chen? Kennt er sei­nen Sohn gut genug, um zu wis­sen, was der braucht? Langsam beginnt John zu begrei­fen, dass er kei­ne Entscheidung für die Zukunft tref­fen muss, son­dern eine für die Gegenwart. Gemeinsam mit Michael.

Nowhere Special“ ist das neue, herz­zer­rei­ßen­de Drama von Uberto Pasolini („Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit“) mit James Norton und Daniel Lamont. Bei sei­ner Weltpremiere in der Orizzonti-Sektion des Festivals von Venedig 2020 wur­de der Film mit dem Jurypreis des Premio Bisata d’Oro ausgezeichnet.

Credits:

UK, IT, RO 2020, 96 Min., engl. OmU
Buch und Regie Uberto Pasolini
Kamera Marius Panduru
Musik Andrew Simon Mcallister
Montage Masahiro Hirakubo, Saska Simpson
mit James Norton, Daniel Lamont, Eileen O‘Higgins


Trailer:
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Studio Bosporus. Festival

Mit dem bun­des­wei­ten Festival Studio Bosporus rich­tet die Kulturakademie Tarabya vom 3. September bis 31. Oktober den Fokus auf den deutsch-tür­ki­schen Dialog. Sie nimmt die poli­ti­sche Situation in der Türkei eben­so in den Blick wie die plu­ra­le Gesellschaft Deutschlands. Anlass ist der 60. Jahrestag des Anwerbeabkommens zwi­schen Deutschland und der Türkei als zen­tra­les Erinnerungsdatum einer gesell­schaft­li­chen Vielfalt sowie das 10-jäh­ri­ge Bestehen der Künstlerresidenz am Bosporus.

Im Rahmen die­ses Programms zeigt das fsk Kino fol­gen­de Filme:

Aysun Bademsoy: Spuren – Die Opfer des NSU
Dokumentarfilm, 81 Min., anschlie­ßen­des Gespräch mit der Regisseurin
8.9. 20:15 [Tickets]

Miraz Bezar: Min dît – Die Kinder von Diyarbakir
102 Min., Kurdisch, Türkisch, Deutsch mit deut­schen und tür­ki­schen UT
15.9. 20:15 [Tickets]

Aslı Özarslan: Dil Leyla
Dokumentarfilm, 71 Min., Deutsch, Kurdisch, anschlie­ßen­des Gespräch mit der Regisseurin
23.9. 20:15 [Tickets]

Ezgi Kılınçaslan: Kurzfilme
30.9. 20:15 Anschließendes Gespräch mit der Regisseurin
30.9. 20:15

Silvina Der-Meguerditchian: Armenoscope, con­s­truc­ting belon­ging (2017)
Doku-Essay 62 Min., Armenisch mit eng­li­schen UT, anschlie­ßen­des Gespräch mit der Regisseurin
21.10. 20:15 [Tickets]

Ayşe Polat: Die Anderen (2016)
Dokumentarfilm 66 Min., Kurdisch, Türkisch mit eng­li­schen UT, anschlie­ßen­des Gespräch mit der Regisseurin
27.10. 20:15 [Tickets]

Neco Çelik: Urban Guerillas (2003)
Spielfilm 81 Min., Deutsch
27.10. 22:00 [Tickets]

Freakscene – The Story of Dinosaur Jr.

Ein Film von ​Philipp Reichenheim. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Dinosaur jr. sind Pioniere des Indie-Rock, aber es gab schon früh Berichte über Spannungen zwi­schen den drei Bandmitgliedern. In FREAKSCENE reden J. Macsis, Lou und Murph offen über die toxi­sche Atmosphäre in der Band.

Mitte der 80er Jahre ver­öf­fent­lich­te die Band Dinosaur jr. – damals noch als „Dinosaur“, das „jr.“ war die Folge einer Klage der älte­ren Hippie-Band „Dinosaurs“ – ihr Debütalbum, das zwar noch im US-Hardcore-Punk ver­wur­zelt war, aber eine läs­si­ge­re Haltung mit älte­ren Rockstilen ein­nahm. Dinosaur jr. waren (und sind) irr­sin­nig laut und wirk­ten trotz­dem selt­sam intro­ver­tiert. Die Band war schnell in Independent-Kreisen erfolg­reich, und lan­de­te mit 1988 mit „Freak Scene“ einen Hit in den Independent-Charts, ein Jahr spä­ter kam ihre Coverversion des The Cure-Songs „Just Like Heaven“ auch in die Pop-Charts. Dinosaur jr. war auf dem Höhepunkt des Erfolgs, aber es gab Gerüchte dar­über, dass die Musiker nicht mehr mit­ein­an­der rede­ten. 1989 warf J. Mascis Lou Barlow aus der Band, zwei Jahre spä­ter hat­te auch Drummer Murph genug.
In FREAKSCENETHE STORY OF DINOSAUR JR. reden J. Macsis, Lou und Murph über die Gründung, Trennung, und Wiedervereinigung der Band, und sind dabei erstaun­lich offen in Bezug auf die eige­ne toxi­sche Männlichkeit, die sich bei Dinosaur jr. wenigs­tens nicht gegen Frauen rich­te­te. Heute, nach den Missbrauchsskandalen um Ryan Adams und Marilyn Manson, ist klar, dass auch in der Independent Szene reich­lich Macker-Gift ver­brei­tet war und ist, aber damals stan­den die Stars auch für eine ande­re, kom­ple­xe­re Vorstellung von Männlichkeit. Heute zei­gen sich auch Band-Diktator J. Mascis und Aggro-Bassist Lou Barlow ein­sich­tig. Drummer Murph weckt auf­rich­ti­ges Mitgefühl dafür, den Psycho-Terror sei­ner Band so lan­ge aus­ge­hal­ten zu haben. Als Porträt einer Banddynamik ist FREAKSCENE groß­ar­tig, nur kommt die Faszination der Musik von Dinosaur jr., die gera­de in der flä­chi­gen Entfaltung der Songs und in den bra­chia­len Dynamikwechseln liegt, in den Songschnipseln nicht her­über. Für Fans ist der Film Gold, für Nicht-Eingeweihte weniger.

Tom Dorow | indiekino.de

Credits:

DE/US 2020, 82 Min.
Regie: Philipp Reichenheim
mit: J Mascis, Lou Barlow, Murph, Kim Gordon, Henry Rollins, Bob Mould, Thurston Moore

Trailer:
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Die außergewöhnliche Reise der Celeste Garcia

ein Film von Arturo Infante. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Einen Science-Fiction-Film aus Kuba bekommt man nicht alle Tage zu sehen, allein das schon macht das Regiedebüt des erfah­re­nen Drehbuchautors Arturo Infantes bemer­kens­wert. Weltraumaction soll­te man aller­dings nicht erwar­ten, denn „Die außer­ge­wöhn­li­che Reise der Celeste Garcia“ benutzt sein Sci-Fi-Motiv ganz unter­schwel­lig und erzählt statt­des­sen von sei­ner Titelheldin, die nach Jahren des immer glei­chen Trotts noch ein­mal einen Neuanfang wagen möchte.

Die ehe­ma­li­ge Lehrerin Celeste Garcia (Maria Isabel Diaz) führt nach ihrer Pensionierung ein beschau­li­ches Leben in Havanna, arbei­tet als Teilzeitkraft im Planetarium und küm­mert sich um ihren 25jährigen Sohn Pedrito (Roberto Espinosa), der immer noch zu Hause lebt und den gan­zen Tag mit sei­nen Videospielen beschäf­tigt ist. Ein wenig mehr Aufregung wünscht sich Celeste in ihrem täg­li­chen Trott, der so beschau­lich abläuft, wie das Leben in der kuba­ni­schen Hauptstadt.

Als sie eines Tages nach Hause kommt, ist die Wohnung ihrer Nachbarin Polina von der Polizei abge­sperrt und die Nachbarin ver­schwun­den. Und dann hört Celeste in den abend­li­chen Nachrichten im Staatsfernsehen etwas selt­sa­mes: Der Sprecher erklärt der Bevölkerung, dass Kuba seit lan­gem von Außerirdischen vom Planeten Gryok Besuch hat. Unbemerkt haben die Aliens sich unter die Bevölkerung gemischt, um die beson­de­ren Erfolge des kuba­ni­schen Sonderweges mit eige­nen Augen zu erle­ben, Erfolge, die, wie der Nachrichtensprecher betont, trotz des Embargos durch die Vereinigten Staaten errun­gen wur­den. Und als wäre das nicht schon selt­sam genug, fin­det Celeste in ihrer Wohnung eine Einladung zum Planeten der Gryoks, die eini­ge Kubaner als Botschafter in ihre Welt holen wol­len. Voller Enthusiasmus beginnt sich Celeste auf die bevor­ste­hen­de Reise vor­zu­be­rei­ten und erin­nert sich der­weil an Momente, die ihr bis­he­ri­ges Leben geprägt haben.

In einer alten, ver­fal­le­nen Schule spielt „Die außer­ge­wöhn­li­che Reise der Celeste Garcia“ in ers­ter Linie, umfunk­tio­niert zum Ort, wo die Auserwählten sich auf ihr neu­es Leben vor­be­rei­ten. Eine bun­te Gruppe kuba­ni­scher Charaktere ist das, vom altern­den Musiker, einer schwan­ge­ren Frau, bis zu einem jün­ge­ren Paar, das unbe­dingt aus­rei­sen möch­te. Unweigerlich muss man spä­tes­tens hier an den Wunsch vie­ler Kubaner den­ken, ihre mit wirt­schaft­li­chen Problemen kämp­fen­de Heimat zu ver­las­sen und ihr Glück im Ausland, am liebs­ten im eben­so nahen wie fer­nen Amerika zu suchen. Doch die Vorbereitung auf die Migration macht schnell deut­lich, dass auch das Leben auf Gyrok kein Zuckerschlecken ist, das auch dort stren­ge Regeln gel­ten, das auch in die­sem schein­ba­ren Ort der Freiheit, nicht Alle alle Möglichkeiten haben.

So deut­lich sich die­se Prämisse auf dem Papier liest, so sub­til erzählt Arturo Infante von sei­ner Titelfigur, ein­fühl­sam gespielt von der auch inter­na­tio­nal bekann­ten Maria Isabel Diaz, die etwa in Almodovars „Volver“ oder Mel Gibsons „Apocalypto“ zu sehen war. Ob Celeste Garcia dann am Ende mit dem Raumschiff in ein neu­es Leben auf­bricht oder doch in ihrer Heimat zurück­bleibt, spielt kei­ne Rolle mehr. Längst hat sie erkannt, dass nicht der Ort an dem sie lebt für ihr Glücklichsein ent­schei­dend ist, son­dern die Menschen, die sie umge­ben und vor allem ihr eige­ner Blick auf ihr Dasein.

Michael Meyns | programmkino.de

Credits:

OT: El Viaje Extraordinario de Celeste Garcia
CU/DE 2018, 92 Min., Span. OmU
Regie & Buch: Arturo Infante
Darsteller: Maria Isabel Diaz, Omar Franco, Nestor Jimenez, Yerlin Perez, Tamara Castellanos, Veronica Diaz, Roberto Espinosa

Trailer:
Trailer „Celeste Garcia”
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Achtung Berlin 2021

Auch die­ses Jahr sind wir wie­der bei Achtung Berlin dabei, mitt­ler­wei­le zum 3. Mal. Bei unse­rer Auswahl schei­nen sich die Themen manch­mal zu ähneln, Hintergründe und Erzählstil sind es nicht. 

Die Filme:

(WAS SEHEN WIR, WENN WIR ZUM HIMMEL SCHAUEN? gibt es bei uns dann zum Filmstart, das nur zur Info.)

Melanie Lischker schafft in BILDER (M)EINER MUTTER neben einem sehr per­sön­li­chen Zugang zu ihrer Mutter ein anschau­li­ches Zeitkolorit der 1970-er Jahre mit sei­nen man­nig­fal­ti­gen Widersprüchen.
R: Melanie Lischker, Dokumentarfilm | 78 min.
9.9., 18:30  [Tickets & Termine]

Jide Tom Akinleminu schaut in WHEN A FARM GOES AFLAME auf sei­ne Eltern, eine dänisch-nige­ria­ni­sche Beziehung, die plötz­lich eine völ­lig uner­war­te­te Wendung nahm.
R: Jide Tom Akinleminu, Dokumentarfilm | 111 min.
12.9., 17Uhr [Tickets & Termine]

Rocco Di Mento möch­te einen Film über die gro­ße Liebe sei­ner Großeltern dre­hen, muss aber fest­stel­len, dass die Familienerzählung sehr ver­schie­den ist von der Wirklichkeit (und auch noch anders, als wir das jetzt ver­mu­ten): THE BLUNDER OF LOVE.
R: Rocco Di Mento, Dokumentarfilm | 84 min.
11.9., 18:30 [Tickets & Termine]

In der Polizeiakademie der auto­nom ver­wal­te­ten kur­di­schen Provinz Rojava absol­viert die 19-jäh­ri­ge Hala eine mili­tä­ri­sche Ausbildung mit femi­nis­ti­scher Schulung. Dann kehrt sie in ihr Heimatdorf zurück, um auch ihre Schwestern vor Zwangsheirat und Unterdrückung zu schüt­zen, erlebt aber eine Enttäuschung: THE OTHER SIDE OF THE RIVER von Antonia Kilian
R: Antonia Kilian, Dokumentarfilm | 92 min.
11.9., 21:00 [Tickets & Termine]

Einmal mehr unter­sucht Daniel Kötter Bewegungen und Entwicklungen in Afrika. Entlang der Schlucht des Akaki-Flusses seziert RIFT FINFINNEE den mehr als nur sym­bo­li­schen Riss zwi­schen der Stadt Addis Ababa und dem Land.
R: Daniel Kötter, Dokumentarfilm | 79 min.
12.9., 19:30 [Tickets & Termine]

Tobias Lenels Spielfilm CAPRICCIODAS FALSCHE KIND ist ein Sommerfilm über Empathie, Lügen und eine ver­leug­ne­te Tochter.
R: Tobias Lenel, Spielfilm| 90 min
10.9., 21.00 [Tickets & Termine]

Nach dem Tod sei­ner Großmutter reist der neun­jäh­ri­ge Roman sei­ner Mutter Oksana aus der Ukraine nach Deutschland hin­ter­her, nur um fest­zu­stel­len, dass er sich einem Rivalen stel­len muss, dem neu­en Mann der Mutter. RIVALE, Spielfilm von Marcus Lenz
R: Marcus Lenz, Spielfilm | 96 min.
10.9., 18:30 [Tickets & Termine]

Irgendwo im graus­ten Ruhrgebiet fin­det das „Böse“ statt, und Komissar Konka und sein Assistent Walter müs­sen in der völ­lig sinn­lo­sen Tat ermit­teln. Hanna Dörrs DAS MASSAKER VON ANRÖCHTE ist ziem­lich abge­fah­ren und will kein „Crowdpleaser“ sein, ist aber ein Film für alle, die kei­nen deut­schen Fernsehkrimi mehr ertra­gen kön­nen.
R: Hannah Dörr, Spielfilm | 63 min.
9.9., 21:00 [Tickets & Termine]

Nachspiel

ein Film von Christoph Hübner & Gabriele Voss.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Sie haben alles erlebt im Fußball. Sie waren oben und unten, dann wie­der oben oder auch nicht. Sie haben sich ver­letzt, sie haben sich wie­der her­an gekämpft, sie haben den har­ten und ernüch­tern­den Alltag des bezahl­ten Fußballs in den Profi-Ligen und dar­un­ter erlebt. Sie sind ganz aus dem Fußball aus­ge­stie­gen, haben ihre eige­nen Grenzen erkannt, sie haben erle­ben müs­sen, dass Talent allein nicht reicht. Sie haben sich mit den Medien her­um­ge­schla­gen und sich an sie gewöh­nen müs­sen. Sie haben sehr viel Geld ver­dient oder auch gera­de das nötigs­te. Sie haben viel über sich selbst gelernt und in weni­gen Jahren so viel erlebt, wie ande­re kaum in einem gan­zen Leben.

Seit über zwan­zig Jahren beglei­ten Christoph Hübner und Gabriele Voss eini­ge jun­ge Fußballtalente von Borussia Dortmund mit der Kamera. Sie alle waren mehr­fa­che deut­sche Jugendmeister und Hoffnungsträger im Nachwuchsfußball. Einer von ihnen brach­te es schließ­lich zu einer Profikarriere bis an die Spitze der Bundesliga, ein ande­rer schlug sich in den unte­ren Ligen des Fußballgeschäfts durch. Einer stieg schließ­lich ganz aus und mach­te eine erstaun­li­che Karriere anderswo.

Doch jetzt ist Schluss mit Fußball. Die Protagonisten von damals sind inzwi­schen Mitte drei­ßig und haben ihre Karriere been­det. Wie bau­en sie sich einen neu­en Alltag auf? Wie geben sie ihrem Leben einen neu­en Inhalt? Sind sie mit sich zufrie­den? Haben sie für die Verwirklichung ihres Traums alles gege­ben? Was bleibt über den Fußball hinaus?

NACHSPIEL erlaubt einen unge­wöhn­lich nahen Blick auf den Fußball, auf sei­ne Faszination und sei­ne Gnadenlosigkeit, auf sei­ne schö­nen und schwie­ri­gen Seiten. Das ist aber nicht alles. Was die jun­gen Spieler erlebt haben, ist nicht nur Fußball. Die Fragen, die blei­ben, gehen weit dar­über hin­aus: Was muss man tun, um den eige­nen Lebenstraum zu ver­wirk­li­chen? Was heißt Erfolg  und was heißt Scheitern? Und was heißt Gelingen auf dem per­sön­li­chen Lebensweg? 

NACHSPIEL ist der drit­te und letz­te Teil der „Trilogie des Fußballer-Lebens“ von Christoph Hübner und Gabriele Voss, die 1998 mit DIE CHAMPIONS begann und 2009 mit HALBZEIT fort­ge­setzt wurde.

Credits:

DE 2019, 94 Min.
Regie: Christoph Hübner & Gabriele Voss
Kamera: Christoph Hübner
Schnitt: Gabriele Voss

Trailer:
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