Man könnte meinen, die Farels sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch: Jean Farel ist ein prominenter Fernsehjournalist, seine Frau Claire eine Intellektuelle, bekannt für ihr feministisches Engagement, ihr gemeinsamer Sohn Alexandre ist gutaussehend, sportlich und studiert in Kalifornien an einer Eliteuni. Bis eines Tages die Polizei vor der Tür steht: Ausgerechnet die 16-jährige Tochter von Claires neuem Lebensgefährten hat Anzeige wegen Vergewaltigung gegen Alexandre erstattet. Die glanzvolle Fassade zeigt gefährliche Risse, und das Leben aller gerät aus den Fugen, „wegen eines Aktes von 20 Minuten” – ein Satz, für den Alexandres Vater einen Twitter-Shitstorm kassiert.
Wo fängt eine Vergewaltigung an? Was genau ist sexueller Konsens? Wo liegen die Grenzen von Lust? All das sind Fragen, die spätestens seit #MeToo dringend diskutiert werden müssen und in dem spannenden Thriller von Yvan Attal (DERHUNDBLEIBT, DIEBRILLANTEMADEMOISELLENEÏLA) gestellt werden. Das atemberaubende Drama mit einer herausragenden Charlotte Gainsbourg in der Hauptrolle basiert auf dem gleichnamigen Bestsellerroman „Menschliche Dinge” und ist inspiriert von dem „Fall Stanford”.
Credits:
Les choses humaines FR 2021, 138 Min., frz. OmU Regie: Yvan Attal Kamera: Rémy Chevrin Schnitt: Albertine Lastera Mit: Charlotte Gainsbourg, Mathieu Kassovitz, Ben Attal, Pierre Arditi
Das Wiedersehen der berühmten Romanautorin Junhee mit zwei Bekannten hat einen leicht bitteren Beigeschmack: Der eine, der selbst das Schreiben aufgegeben hat, um am Stadtrand von Seoul eine Buchhandlung zu eröffnen, schuldet ihr noch einen Kommentar zu ihrem letzten Buch. Der andere, ein Filmemacher, hat ihren Roman doch nicht verfilmt. Schlimmer ist, dass Junhee seit einer Weile nichts mehr veröffentlicht hat. Sie hinterfragt ihre Arbeit und jene Sensibilität, die seit jeher ihren Stil sowie ihre charismatische Persönlichkeit prägt. Auf einem Spaziergang mit dem Regisseur lernt sie eine bekannte Schauspielerin kennen, die sich in einer ähnlichen Schaffenskrise befindet. Die beiden spüren eine Verbundenheit, welche die Autorin auf die Idee zu einem Film bringt, der ihr erster werden soll. Hong Sangsoos 27. Spielfilm ist Anlass einer bezaubernden Begegnung zwischen Kim Minhee und Cho Yunhee. Er erzählt von der Rolle der Zeit in einem Leben, das der Kunst gewidmet ist, und feiert die Schönheit zufälliger Begegnungen ebenso wie die Bedeutung von Wahrhaftigkeit im trügerischen Filmbusiness. Und er ist ein Loblied, ja eine Liebeserklärung an seine Darsteller*innen. Selbst für den, der mit seiner Kunst vertraut ist, ist die hinreißende Offenheit dieses neusten Werkes schlicht überwältigend.
Credits:
So-seol-ga-ui yeong-hwa KR 2021, 92 Min., koreanische OmU Regie, Kamera, Schnitt & Buch: Hong Sangsoo mit Lee Hyeyoung, Kim Minhee, Seo Younghwa, Park Miso
Trailer:
Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall (offizieller Trailer)
„Weitermachen!“ war die Devise von Tatjana Turanskyj, die vor einem Jahr viel zu früh verstarb. „Tatjana war zuallererst Feministin. Sie war Autorin-Filmemacherin, Aktivistin, Performerin, Galeristin, Werbetexterin, Kritikerin, Freundin, Mentorin, Professorin, Gefährtin und Verbündete“, schreiben Jan Ahlrichs und Freund:innen nach ihrem Tod. Die drei Langfilme von Turanskyj (einer davon in Co-Regie mit Marita Neher) werden jeweils von Filmausschnitten, Einführungen und Gesprächen begleitet. Zahlreiche Wegbegleiter:innen haben sich angekündigt um nach den Filmen zu erinnern und das Weitermachen weiterzudenken.
Freitag, 7.10., 17:30 Uhr, Eine Flexible Frau, D 2010 ‚ Greta, 40, ist Architektin, arbeitslos, Mutter, Trinkerin. Sie jobbt im Callcenter, dokumentiert die Gentrifizierung Berlins, wehrt sich gegen ihre Umwelt und driftet tags und nachts durch die Stadt. Samstag, 8.10., 17:30 Uhr, Top Girl oder la déformation professionnelle, D 2014 Helena, 29, ist alleinerziehende Mutter und mäßig erfolgreiche Schauspielerin. Deshalb arbeitet sie nebenbei selbstständig als Sexarbeiterin. Zweiter Teil der unvollendeten „Frauen und Arbeit„-Trilogie. Sonntag, 9.10., 17:30 Uhr,Orientierungslosigkeit ist kein Verbrechen (mit Marita Neher), D 2016
Endzeitfilm mit viel Liebe zur Photosynthese. Schlürpige Gewächse, nicht immer fleischfressend, dafür sehr neugierig und wachsam, bevölkern Wald und Wiese. Im Labor entwickelt, zur Serienreife gebracht, aber nach der Katastrophe sich selbst überlassen und um Evolution bemüht. Ununterscheidbar mit der natürlichen Flora und Fauna verwoben, im dichten Märchenwald verborgen, den Vesper durchstreift, auf der Suche nach allem, was ihren Vater und sie am Leben halten könnte. Vesper ist sowohl Hänsel als auch Gretel, ihr Vater liegt paralysiert daheim, kann ihr aber als schwebende Box mit aufgemaltem Kindergesicht beistehen. Hauptsächlich gegen den eigenen Onkel, der eisig und konsequent das System der Macht verkörpert, in der Unterwelt, die nur Mangel bietet. Eines Tages kracht ein Flugkörper aus einer der Inseln der Oberwelt ins Gebüsch und Vesper will diese andere Welt entdecken, in der sie leben und nicht nur überleben kann.
„Ein Genrebeitrag im offiziellen Wettbewerb? Das war beim Karlovy Vary International Film Festivaltatsächlich noch nicht allzu oft der Fall. Tatsächlich hatte Vesper auch schon im Vorfeld seiner Weltpremiere beim 56. KVIFF für Aufsehen gesorgt: Der Trailer zum ambitionierten Sci-Fi-Film der Vanishing Waves Filmemacher*innen Kristina Buožytė und Bruno Samper beeindruckte mit seinem Production Design, den schönen Effekten und einer stimmigen Atmosphäre. Und diese Attribute lassen sich definitiv auch auf den fertigen Film übertragen: Vesper wirkt tatsächlich sehr liebevoll und durchdacht, gerade was die einzelnen Elemente der Welt angeht, in der er angesiedelt ist.”
(TV Movie)
Credits:
LT/FR/BE 2022, 114 Min., engl. OmU, Regie: Kristina Buozyte, Bruno Samper Kamera: Feliksas Abrukauskas Schnitt: Suzanne Fenn mit: Raffiella Chapman, Eddie Marsan, Rosie McEwen, Richard Brake
Immer weiterlaufen, um mit dem Leben davonzukommen … Anfang 1945 werden überall dort, wo die Front in die Nähe der Konzentrationslager kommt, Gefangene Richtung Westen getrieben. Häftlinge aus den Lagern Sachsenhausen und Ravensbrück müssen bis zu 250 Kilometer marschieren. Anfang Mai werden die Überlebenden der Tortur in Raben Steinfeld bei Schwerin, in Ludwigslust, in Plau am See und noch weiter nördlich von der Roten Armee und der US-Armee befreit. Über sieben Jahrzehnte später folgt Regisseur Martin Gressmann („Das Gelände“) den Hauptrouten der Todesmärsche durch Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, an denen heute 200 Gedenktafeln stehen. In seinem Film „Nicht verRecken“ lässt er die letzten, heute hochbetagten Zeugen zu Wort kommen. Einige von ihnen sprechen zum ersten Mal darüber. Sie erinnern sich an ein Grauen, das nicht verschwindet. Wie weit muss man zurückschauen, um zu verstehen, wie stark das Vergangene mit dem Heutigen verknüpft ist? „Martin Gressmann erzählt und entdeckt Spuren der Grausamkeit des Reichs-Zusammenbruchs, der auf die entsetzlichen Grausamkeiten der Kriegs-Triumphe notgedrungen folgen musste. Überall Unvorstellbares, was Menschen, „Häftlinge“ ertrugen. Beginnende Rechtfertigungsversuche der Nazibonzen angesichts der unausweichlichen Niederlage und der bevorstehenden Entdeckung ihrer Taten. Tausende von Wandernden durch Brandenburg und Mecklenburg, ohnehin am Ende der Kräfte, angetrieben von SS-Horden mit Peitschen und Hunden, immer auf Nebenstraßen, möglichst ungesehen vorbei an den Dörfern. Wer zurückblieb bekam den Todesschuss. Wo sie kurz lagern durften, da hatten die vorangegangenen Kolonnen bereits das Gras, den Löwenzahn, die Wurzeln vertilgt. Völlig andersartig als die gegenwärtig stereotypen Historien-Dokus der Fernsehsender, ganz ohne Musik, leise, aufmerksam, anteilnehmend geht Gressmann die Strecken entlang, beobachtet, befragt die noch lebenden einstmaligen Häftlinge oder die heute alten Kinder, die damals die elenden Vorbeiziehenden gesehen hatten. Er horcht und blickt auf das Detail, gibt acht auf die Topographien und lässt ahnen. Hier erweckt die Sachlichkeit echtes Gefühl. So sehen Filme aus, die uneitel und geduldig Wahrheit suchen.“ Dominik Graf
Nicht VerRecken
Credits:
DE 2021, 110 Min., Regie & Buch: Martin Gressmann Kamera: Volker Gläser, Sabine Herpich Schnitt: Stefan Oliveira-Pita mit: Simcha Applebaum, Guy Chataigné, Alexander Fried, Karol Gdanietz, Wladimier Wojwodschenko
Auf der Basis eigener Kindheitserinnerungen hat Mano Khalil einen Film über das Aufwachsen in der Assad-Diktatur der 1980er-Jahre gedreht. Nach „Der Imker“ und „Die Schwalbe“ thematisiert der syrisch-kurdische Autor und Regisseur mit „Nachbarn“ abermals seine kulturelle Herkunft – und beweist erneut Gespür für eine lebendige Mileudarstellung.
Anfang der 1980er-Jahre lebt der sechsjährige Sero in einem Dorf an der syrisch-türkischen Grenze, wo Kurden, Araber und Juden nah beieinander siedeln. Vor dem ersten Schultag des kurdischen Jungen weht ein neuer Wind im Grenzort. Ein regimetreuer Lehrer aus Damaskus will die Dorfkinder „von der Dunkelheit der Unterentwicklung befreien“, sprich: sie auf die Diktatur unter Hafiz al-Assad einschwören. Der unverhohlene Nationalismus führt zu Konflikten, die Seros Kindheit zunehmend überschatten.
Der Filmemacher Mano Khalil lebt als Exil-Syrer in der Schweiz. Sein Drama „Nachbarn“ ist von eigenen Kindheitserlebnissen inspiriert. Dementsprechend ist der Film aus Seros Perspektive erzählt, der die Staatspropaganda als Kind miterlebt. Plötzlich ist die langjährige Freundschaft zwischen Seros Verwandten und der jüdischen Nachbarsfamilie ein Tabu – und Israel nur noch „die Entität, die unser Palästina gestohlen hat“. Wo zuvor kindliche Streiche und die Vorfreude auf einen Fernseher den Alltag des Jungen prägten, herrscht nun Willkür.
Mano Khalil inszeniert den Stoff recht zurückgenommen als Erzählkino. Dialogreiche Episoden aus der Dorfgemeinschaft reißen viele Aspekte an, wobei der zentrale Protagonist Sero als emotionaler Anker und Alter Ego des Regisseurs fungiert. Im Grunde ist er ein gewöhnlicher Junge, dem ein Teil der Kindheit genommen wird. Die Titelschrift verweist mit ihrem Stacheldraht-Layout auf den nahe gelegenen Grenzzaun, der das Dorfleben entscheidend prägt. Rund um die Einweihung der Stromleitungen, eine verbotene Liebe oder Konfrontationen mit den Grenzsoldaten entsteht eine eingängige Milieuschilderung.
Mit ironischen Zuspitzungen und dem trotz allem lebensbejahenden Ton ähnelt „Nachbarn“ dem 2015 oscarnominierten Drama „Timbuktu“. Nicht nur in der Baracke, die als Klassenraum dient, geht es oft absurd zu. Der Lehrer schürt fortwährend antijüdische Ressentiments und gestattet im Unterricht ausnahmslos Arabisch, obwohl einige der Kinder nur Kurdisch sprechen. Auch Sero versteht weder den Erzieher noch die Formeln aus dem neu eingeführten Fahnenappell. Kein Wunder, dass seine Augen im Unterricht auf Halbmast hängen.
Die Stimmung kippt mitunter schlagartig. So ist es amüsant, wenn der Regierungsbeamte voller Stolz eine Palme als Symbol der arabischen Nation ankarren lässt, obgleich der Boden dafür ungeeignet ist. In einer Parallelszene spielen die Kinder unterdessen mit einer Landmine – und schon regiert wieder der Schrecken.
Christian Horn
Credits:
CH/FR 2021, 124 Min., kurdisch, hebräisch, arabische OmU Regie & Buch: Mano Khalil Kamera: Stéphane Kuthy Schnitt: Thomas Bachmann mit: Serhed Khalil, Jalal Altawil, Jay Abdo, Zîrek, Heval Naif, Tuna Dwek, Mazen Al Natour
Ganz anders als ihre Geschwister, ist Edda sehr aktiv in Klima- und Umweltschutzgruppen tätig. Eines Tages jedoch wird bei ihr die Verzweiflung darüber, dass alle Anstrengung offensichtlich ins Leere läuft, zu groß, was sie allerdings nicht rebellischer macht. Nein, sie sagt geplante Interviews und Auftritte ab, bricht alle Kontakte ab und zieht sich ganz zurück. Sie ist dabei wohl nicht die Einzige, immerhin gibt es schon länger einen Begriff für das Phänomen: SOLASTALGIE – das belastende Gefühl des Verlustes, das entsteht, wenn jemand die Zerstörung des eigenen Lebensraums direkt miterlebt. Edda bricht erstmal auf die Nordseeinsel Pellworm auf, um dort ein Praktikum zu beginnen, wo sie auf die etwa gleichaltrige Studentin Sophie Backsen trifft, die dort mit ihrer Familie einen Bio-Hof betreibt. Sie war eine derjenigen, die beim Bundesverfassungsgericht die Bundesregierung auf ihr Recht auf Zukunft verklagten. Edda muss erkennen, dass die Insel, auf der sie sich befindet, jetzt schon vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist. Wie kann es gelingen, anderen Menschen diese Bedrohung begreiflich zu machen? Ist der private Rückzug wirklich eine Option? In dem leisen und eindringlichen Hybridfilm trifft die fiktive Figur Edda auf die reale Protagonistin Sophie. Die solastalgische Haltung der Regisseurin trifft auf die pragmatische Realität von Menschen, die schon jetzt unter den Folgen des Klimawandels leiden.
Credits:
DE 2022, 72 Min., dt OmeU, Regie: Marina Hufnagel Kamera:: Felix Riedelsheimer Schnitt: Melanie Jilg mit: Marie Tragoustie, Sophie Backsen
Justine (Tallulah Haddon) ist eine junge Frau mit einer ausgeprägten Intelligenz, aber einem ebenso starken Hang zur Selbstzerstörung. Zusammen mit ihrem einzigen Freund Peach (Xavien Russell) findet sie sich in einer Welt wieder, die wenig Sinn ergibt und in der Alkohol der einzige Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Zukunft ist. Ihre Bewährungshelferin Leanne (Sian Reese-Williams) und ihr Arzt (Steve Oram) versuchen, sie zurück in die Gesellschaft zu führen. Doch Justine weiß nur zu gut, was diese Gesellschaft für sie bereithält…
Eines Tages lernt sie bei einem Ladendiebstahl Rachel (Sophie Reid) kennen, und die Möglichkeit von Glück, Liebe und einer hellen Zukunft beginnt sich abzuzeichnen. Doch ihr Schmerz sitzt tief, und als die Dämonen in ihrem Inneren an die Oberfläche kommen, beginnt sich Justine zu fragen, ob sie sich das Konzept Hoffnung überhaupt erlauben kann.
Credits:
GB 2020, 82 Min., engl. OmU Regie: Jamie Patterson Kamera: Paul O’Callaghan Schnitt: David Fricker mit: Tallulah Rose Haddon, Sophie Reid, Sian Reese-Williams
Trailer:
JUSTINE Official Trailer (2021) Sian Reese Williams
Michael Krüger gilt als einer der bedeutendsten Verleger und Literaturvermittler in Deut-schland und weltweit – aber vor allem ist er Dichter. Wir sind verabredet in den inoffiziellen Bereichen, wo sich seine Gedichte und ein unkonventionelles, schicksalhaftes Leben berühren. „Wie ein Gedicht wirklich entsteht? Wenn man es wüsste, würden keine Gedichte mehr entstehen. Das ist für mich ganz klar.“ (Michael Krüger) Unvoreingenommen folgt der Filmemacher Frank Wierke den Gedankengängen Michael Krügers bei ihren Verabredungen – von Krügers letztem Monat im Verlag bis in die Zeit, in der eine lebensbedrohliche Erkrankung tiefe Fragen aufwirft. In der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, im Garten bei den vertrauten Bäumen und auf seinen täglichen Wegen sind es oft die gegenwärtigen Momente, in denen sich Michael Krügers Gedanken über das Leben entwickeln. Mit den Verabredungen mit einem Dichter gelingt Frank Wierke ein leichtfüßiger Spaziergang durch das Leben und Denken eines großen Intellektuellen unserer Zeit. „Michael Krügers Karriere begann 1968, als der damals 25-Jährige eine Stelle als Verlagslektor beim Carl Hanser Verlag antrat. 1986 wurde er literarischer Leiter des Verlages; 1995 übernahm er die Geschäftsführung. Geschrieben hatte er während dieser Zeit immer. Pausenlos. 1976 erschien sein Debüt, der Gedichtband „Reginapoly“, 1984 folgte, nach einigen weiteren Lyrikbänden, das erste Prosastück „Was tun? Eine altmodische Geschichte“. Mit „Der Mann im Turm“ erschien 1991 im Residenz Verlag Krügers erster Roman. Ein unermüdlicher Literaturarbeiter, der, so scheint es, viele Jahrzehnte lang vom Lesen ins Schreiben fiel und umgekehrt. Was bewegt einen solchen Menschen, was treibt ihn um? Wo tun sich Erschöpfungsgrenzen auf? Gibt es solche überhaupt? Unter anderem diesen Fragen geht der Regisseur Frank Wierke in seinem Dokumentarfilm Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger nach.“ Lesering DE 2022, 91 Min., Regie, Kamera & Schnitt: Frank Wierke
Credits:
DE 2022, 91 Min., Regie, Kamera und Schnitt: Frank Wierke
Bei der Premiere von „Mutter“ beim Filmfest München konnte ich erleben, welch unterschiedliche persönliche Rezeptionen viele Filme ermöglichen, so auch dieser. Während bei der anschließenden Diskussion eine Zuschauerin recht bald feststellte, dass das dargestellte Mutterbild durchweg sehr negativ sei, vertraten andere sofort eine gegenteilige Meinung. Spricht das für die Offenheit des Films, der verschiedene Sichtweisen erlaubt, oder gewinnen eigene Erfahrungen, wenn sie mit dem Kunstprodukt abgeglichen werden, stets die Oberhand? 15 Frauen haben Carolin Schmitz ihre Geschichten erzählt. Acht davon hören wir im Film offen und frei über Mutterschaft, Sex, Männer, Familie oder Beruf sprechen, anonymisiert sozusagen durch Anke Engelke, die uns dabei durch mehr oder weniger alltägliche Szenen führt. „Einmal sitzt die Schauspielerin, die hier erfreulicherweise nichts von ihrem Image als Komikerin einfließen lässt, auf einem Sofa, als sie den Text der Frauen „spricht“. Plötzlich greift ein Regisseur ein, wir sehen eine Bühne. Das ist nicht die einzige Verfremdung, die klar macht: Hier geht es nicht um Anke Engelke. Aber auch nicht allein um die Einzelschicksale der acht Interviewten. Dadurch, dass die Geschichten der acht Frauen so intim und individuell sind, werden sie anschlussfähig für die Erfahrungen aller Mütter. … Manchmal kann man die ineinander verschachtelten Stimmen der einzelnen Mütter gut auseinanderhalten, in anderen Momenten gelingt dies weniger. Aber das macht nichts. Denn der Film lädt das Publikum ein, sich treiben zu lassen und sich ein Gesamtbild der Mutterschaft zusammen zu puzzeln, gerade auch mit ihren tabuisierten Teilen.“ Peter Gutting | film-rezensionen.de
Mutter
Credits:
DE 2022, 88 Min., deutsche OmeU Regie & Buch: Carolin Schmitz Kamera: Reinhold Vorschneider Schnitt: Stefan Oliveira-Pita, Annett Kiener mit: Anke Engelke
Trailer:
MUTTER von Carolin Schmitz mit Anke Engelke // Trailer
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktionale Cookies
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünscht wird, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Vorladung, die freiwillige Zustimmung deines Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht dazu verwendet werden, dich zu identifizieren.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.