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dokfilmwoche 2018

Die 6. Kreuzberger Dokumentarfilmwoche steht vor der Tür!

30.8. – 5.9.2018 in den Kinos                                                      Gefördert durch:

  • fsk-Kino am Oranienplatz
  • Sputnik – Kino am Südstern

 

Vom Sprechen zum Lesen, zum Vorlesen, zum Schreiben, Diskutieren und Streiten, Berichten – Kommunikation ist ein gro­ßes Thema bei unse­rer dies­jäh­ri­gen Dokfilmwoche.

Aber auch Träume und Gewichtheben, har­te Arbeit, ein Geisterhus und gleich 2 x Tiere haben ihren Platz im Programm gefunden.

3 Previews (PUBLIC LIBRARY von Frederik Wiseman als Berliner Erstaufführung, SEESTÜCK von Volker Koepp, YOURS IN SISTERHOOD von Irene Luzstig), vie­le wei­te­re Berliner Premieren, sowie mit PIAZZA VITTORIO von Abel Ferrara eine deut­sche Erstaufführung sind zu entdecken.
Als Sondervorstellungen zei­gen wir die 4 Schwestern – LES QUATRE SŒURS von Claude Lanzmann., in der eng­li­schen OF bzw. mit eng­li­schen Untertiteln.

Termine und wei­te­re Infos auf der dok­film­wo­chen­sei­te und hier:

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Warten auf Schwalben

Ein Film von Karim Moussaoui.

Algerien heu­te. In einem Land zwi­schen Tradition und Moderne, das den bis in die 2000er-Jahre andau­ern­den Bürgerkrieg noch nicht hin­ter völ­lig sich gelas­sen hat und von sozia­len wie reli­giö­sen Gegensätzen geprägt wird, gibt es viel zu erzählen.

Hier sind es drei Geschichten aus ver­schie­de­nen Landesteilen und Milieus, die wie Zahnräder inein­an­der­grei­fen, als woll­ten sie das Land zusam­men am Laufen hal­ten. Der wohl­ha­ben­de Mourad ver­fährt sich eines nachts in eine ihm unbe­kann­te Gegend und sieht zufäl­lig, wie zwei Männer einen drit­ten schwer ver­prü­geln. Handlungsunfähig vor Angst schafft er es nicht, die Polizei zu rufen, und macht sich her­nach bit­te­re Vorwürfe.
Eine wun­der­ba­re Tanzszene und eine bol­ly­woo­des­ke Musikeinlage beschert uns die zwei­te Episode. Mourads jun­ger Fahrer Djalil bringt die Nachbarn Aicha, ihre Schwester und ihren Vater übers Land zu einer ent­fern­ten Hochzeit. Eine Lebensmittelvergiftung setzt die bei­den ande­ren aus­ser Gefecht, so dass Djalil und Aicha, die einst ein Paar waren, ein Nacht für sich haben. Eine Autopanne am nächs­ten Tag führt zum Arzt Dahman, der bald hei­ra­ten will. Geldprobleme pla­gen ihn, aber weit Schlimmeres kommt her­vor: er soll wäh­rend des Bürgerkriegs an einer Massenvergewaltigung betei­ligt gewe­sen sein. Zwar kann er sei­ne Unschuld bewei­sen, aber er war dabei und hat der Frau nicht gehol­fen. Jetzt ver­langt sie, er sol­le ihr Kind adoptieren.

Regisseur Karim Moussaoui: „Der Film erzählt die Geschichte von drei Menschen, die sich an einem bestimm­ten Punkt ihres Lebens fra­gen, ob sie die rich­ti­gen Entscheidungen getrof­fen haben, auch des­halb, weil sie von ihrer Vergangenheit ein­ge­holt werden.“

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Credits:
En atten­dant les hirondelles

Frankreich, Deutschland, Algerien, Katar 2017, 113 Min., arab. OmU
Regie: Karim Moussaoui
Kamera: David Chambille
Schnitt: Thomas Marchand
mit: Mohamed Djouhri, Sonia Mekkiou, Hania Amar, Mehdi Ramdani, Chawki Amari, Saadia Gacem, Hassan Kachach, Nadia Kaci, Samir El Hakim, Aure Atika

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Termine:

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Warten auf Schwalben (Trailer) | missingFILMs | Kinostart: 23.08.2018

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Nach dem Urteil

Ein Film von Xavier Legrand.

Nach dem Urteil bedeu­tet hier: nach der Entscheidung in einem Umgangsrechtsverfahren. Miriam ist nach der Scheidung von Antoine mit ihren Kindern Hals über Kopf zu ihren Eltern gezo­gen, um ihm aus dem Weg zu gehen. Außerdem soll er Tochter und Sohn mög­lichst nicht sehen. Die bei­den ver­spü­ren auch wenig Lust, den Vater zu tref­fen, aber da der den Kontakt nicht abbre­chen las­sen will, kommt es zur Anhörung. Das Gericht ent­schei­det zu Gunsten Antoines. Er darf den den 11-jäh­ri­gen Julien alle 14 Tage fürs Wochenende zu sich neh­men. Seine Schwester Joséphine dage­gen ist alt genug, über ihren Kontakt selbst zu ent­schei­den. Wir erfah­ren wenig von der Vorgeschichte, und wir wis­sen nicht, ob Antoine sei­ne Frau tat­säch­lich geschla­gen hat, wie sie sagt – Beweise hat sie kei­ne – oder sie und ihre Eltern den Kindern Schauermärchen vom Vater erzäh­len und ihnen dadurch ent­frem­det, wie er behaup­tet. Wir sehen aber, wie Julien mit all‘ sei­nen ihm zu Verfügung ste­hen­den Mitteln ver­sucht, die Eltern von­ein­an­der fern­zu­hal­ten und die Mutter zu schüt­zen. Seine Lügen machen Antoine, der über den Jungen vor allem Informationen über sein Exfrau bekom­men will, aller­dings nur noch miss­traui­scher. Xavier Legrands Debut kon­zen­triert sich auf sei­ne Protagonist*innen, beob­ach­tet genau und ist dabei hochspannend.

Es war eine Herausforderung und ein Balanceakt, sie (die Familienmitglieder) nicht als Genrefiguren zu miss­brau­chen und in Stereotype zu ver­fal­len. Die Geschichte beginnt im Gerichtssaal und ent­wi­ckelt sich lang­sam zu einem Thriller, und ich habe ver­sucht, jede Überdramatisierung zu ver­mei­den und die Situation atmo­sphä­risch so genau wie mög­lich zu zei­gen. … Ich habe alles Unnötige und Spektakuläre weg­ge­las­sen und den Plot so weit wie mög­lich ver­schlankt. Die Spannung baut sich lang­sam dadurch auf, dass ich dem Publikum nicht alles vor­kaue, es muss sel­ber Schlüsse zie­hen, Situationen inter­pre­tie­ren und zwei­feln.“ Xavier Legrand

 

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Credits:
Jusqu’à la garde
Frankreich 2017, 94 Min., frz. OmU
Regie & Drehbuch Xavier Legrand
Kamera Nathalie Durand
Schnitt Yorgos Lamprinos
Mit
Léa Drucker (Miriam Besson)
Denis Ménochet (Antoine Besson)
Thomas Gioria (Julien Besson)
Mathilde Auneveux (Joséphine Besson)

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Termine:

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Familie Brasch

Ein Film von Annekatrin Hendel.

Während Horst Brasch nach der Rückkehr aus der Emigration wich­ti­ge Positionen in der DDR ein­nahm, wur­den sei­ne drei Söhne Thomas, Peter und Klaus früh „auf­fäl­lig“, alle­samt künst­le­risch tätig und bald auch zu Kritikern des poli­ti­schen Systems, für das sich der Vater ein­setz­te. Im Fall von Thomas Brasch führ­te es dazu, dass er ins Gefängnis und schließ­lich gemein­sam mit sei­ner dama­li­gen Freundin Katharina Thalbach die DDR ver­las­sen muss­te. Wie viel der Vater mit der Inhaftierung und der früh­zei­ti­gen Entlassung zu tun hat­te, sah jeder der Familienmitglieder etwas anders.

Vor kur­zem hat die jüngs­te Tochter Marion, die im Gegensatz zu den Söhnen „lieb“ war, die Geschichte ihrer Familie in dem Buch „Ab jetzt ist Ruhe“ fest­ge­hal­ten; der Film gibt ihrer Perspektive Raum und fragt dane­ben ande­re Beteiligte: ehe­ma­li­ge Lebenspartnerinnen der Söhne, Freunde und Enkelkinder.

Drei Generationen umfasst die Familie Brasch damit, drei Generationen, die einen Teil deut­scher Geschichte der letz­ten fast ein­hun­dert Jahre mit­er­lebt und auch mit­ge­prägt haben. Nicht den, der den Westdeutschen als der Wichtigste erschei­nen mag, son­dern den, des „ande­ren“ Deutschland. Nun, fast 30 Jahre nach dem Mauerfall scheint lang­sam eine dif­fe­ren­zier­te Darstellung der Geschichte und der Geschichten zu begin­nen, die sich in der DDR abspiel­ten, nicht mehr von ein­fa­chem, meist zu schlich­tem schwarz-weiß Denken geprägt, son­dern im Bemühen, viel­schich­tig zu sein. Dieser dif­fe­ren­zier­te Blick ist es, der Annekatrin Hendes „Familie Brasch“ so sehens­wert macht.“
Michael Meyns | Programmkino.de

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Credits:
D 2018, 103 Min.,
Buch und Regie: Annekatrin Hendel
Kamera: Thomas Plenert, Martin Farkas
Buch und Montage: Jörg Hauschild
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Termine:

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Familie Brasch Trailer Deutsch | German [HD]

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A skin so soft

Ein Film von Denis Côté.

Was sind es für Menschen, die ihre Zeit damit ver­brin­gen, sämt­li­che Muskeln ihres Körpers durch Krafttraining anwach­sen zu las­sen und zu stär­ken, um sich gut ein­ge­ölt an wenig gla­mou­rö­sen Wettbewerben zu betei­li­gen? Denis Cote beob­ach­tet sechs Anhänger der akti­ven Körpergestaltung im all­täg­li­chen Leben und nähert sich die­sem merk­wür­di­gen Universum mit sym­pa­thi­scher Selbstverständlichkeit. Familienvater Ronald Yang bedau­ert, viel zu wenig Zeit für sei­ne Kinder zu haben, Maxim Lemire zieht als Show einen gan­zen Truck mit rei­ner Muskelkraft durch die Gegend. Während Alexis Légarés Freundin sei­ne Übungen und sein Auftreten bewer­tet und beglei­tet, kann er sie nur schwer zum dis­zi­pli­nier­ten Training ani­mie­ren. Benoit Lapierre nimmt nicht mehr an Wettbewerben teil, son­dern arbei­tet als Motivationcoach und Kinesiologe. Wenig red­se­lig sind die meis­ten Protagonisten (du hast seit 2 Tagen nicht ein Wort mit mir gespro­chen, beschwert sich Maxims Partnerin ein­mal), aber Humor und Freundlichkeit sind ihnen nicht fremd. Und am Ende gönnt Cote sei­nen Männern noch eine gemein­sa­me Auszeit am See.

… Wie ein Porträtmaler kon­zen­triert er [Coté] sich zwar auf die Oberfläche, weiß aber, dass mit den rich­ti­gen Bildern und gut dar­ge­stellt, die­se Haut wesent­lich mehr offen­bart. Als Kinotheoretiker nutzt er das Medium visu­ell und nicht didak­tisch, und ähn­lich sei­nen frü­he­ren Dokus („Carcases”, „Bestiaire”), ist „Skin“ ein offe­ner, akzep­tie­ren­der Film, in dem Neugierde eine Rolle spielt und nicht Polemik.” Jay Weissberg | Variety

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Credits:
Kanada, Schweiz, Frankreich  2017, 94 Min., franz. OmU
Regie: Denis Côté 
Kamera: François Messier-Rheault 
Schnitt: Nicolas Roy 
mit: Alexis Légaré , Benoit Lapierre , Cédric Doyon , Jean-François Bouchard , Ronald Yang , Maxim Lemire

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Termine:

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TA PEAU SI LISSE – Bande-annon­ce from Filmtage Tübingen on Vimeo.

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Don’t worry, weglaufen geht nicht

Ein Film von Gus van Sant.

Don’t worry, he won’t get far on foot sagt der Cowboy zu sei­nen eben­falls berit­te­nen Begleitern beim Anblick des umge­stürz­ten Rollstuhls im Wüstensand. Ein schön kra­ke­lig gezeich­ne­ter Cartoon, denn der Autor war durch einen Autounfall quer­schnitts­ge­lähmt, er konn­te weder Arme noch Beine wirk­lich gebrau­chen und benutz­te bei­de Hände um den Stift zum Zeichnen zu halten.
John Callahan hieß der Mann im Rollstuhl und wur­de als Cartoonist in den USA der ab den 70ern bekannt/berüchtigt, sein schwar­zer Humor betraf oft Menschen in sei­ner Lage, die mit Begegnungen mit frei beweg­li­chen Mitmenschen und ihrer gespiel­ten Normalität oder nor­ma­len Aggressivität umge­hen muß­ten. Er hat auch ein Album auf­ge­nom­men, hier wer­den unan­ge­neh­me Selbsterkenntnisse prä­zis auf den Punkt gebracht:
C F
Broken veins and Broken Needles
C                    F           C
I’m too tired to make a fist
C F
Charlie Manson sings the Beatles
C                             F             C
I should’ve known it would end like this

Kann man lei­der nicht auf der Ukulele spie­len, weil die halt immer so jäm­mer­lich plinkern.

Die Geschichte: Joaquin Phoenix malt. Wände/Decken/Fensterrahmen. Ein Anstreicher. Nach der Arbeit, die ohne Pegel erreichen/halten nicht mög­lich wäre, geht er auf Sauftour mit der Zufallsbekanntschaft Jack Black, dem Unglücksraben. Der über­lebt den selbst­ver­ur­sach­ten Carcrash im VW Vollrausch ohne Schrammen, der besof­fen schla­fen­de Callahan wacht jedoch quer­schnitts­ge­lähmt auf und ver­sucht, den Alkohol los zu wer­den. In sei­ner Selbsthilfegruppe sind Beth Dito und Kim Gordon, sei­ne säu­er­li­che Betreuerin heißt Carry Brownstein und der zärt­li­che Guru wird von Jonah Hill gespielt. Möglicherweise sind das Gründe, um tro­cken zu wer­den. Möglicherweise hat Bill Callahan Johns Zustand bes­ser beschrie­ben: „I used to be dar­ker, then I got ligh­ter, then I got dark again And some­thing too big to be seen was pas­sing over and over me“

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Credits:
Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot
USA 2018, 113 Min., engl. OmU
Regie, Buch: Gus Van Sant
Kamera: Christopher Blauvelt
Schnitt: Gus Van Sant, David Marks
Mit:
Joaquin Phoenix (John Callahan)
Jonah Hill (Donny)
Rooney Mara (Annu)
Jack Black (Dexter)
Mark Webber (Mike)
Udo Kier (Hans)
Carrie Brownstein (Suzanne)
Beth Ditto (Reba)
Kim Gordon (Corky)

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Termine:

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Aus nächster Distanz

Ein Film von Eran Riklis.

Eran Riklis, hier­zu­lan­de bekannt für Tragikkommödien wie Die Syrische Braut oder Lemon Tree, hat einen Thriller gedreht, und zwar einen, der den Bechdel-Test spie­lend besteht.

Die eins­ti­ge Mossad-Agentin Naomi wird mit einer beson­de­ren Aufgabe aus ihrem Ruhestand gelockt: sie soll die auf­ge­flo­ge­ne Informantin Mona beschüt­zen, beauf­sich­ti­gen und ihr zur Seite ste­hen. Die Libanesin konn­te in letz­ter Sekunde geret­tet wer­den und muss sich nun einer Gesichtsoperation unter­zie­hen, um danach mit ihrem klei­nen Sohn uner­kannt nach Kanada aus­rei­sen zu können.

Die Situation in dem nun ein­set­zen­den Kammerspiel in der groß­zü­gi­gen Hamburger Altbauwohnung spie­len Golshifteh Farahani und Neta Riskin gekonnt aus. Die gro­ße Frage, wie weit sie sich ver­trau­en kön­nen, und ob über­haupt, ist für die zwei Frauen eine des Überlebens, und zudem ist immer suspekt wer von aus­sen kommt – der ver­se­hent­lich klin­geln­de freund­li­che Nachbar, der Kontaktmann, der Handwerker, der Zeitungsverkäufer vorm Haus – alle könn­ten Feinde sein, sogar die von der glei­chen Seite. Kann es unter die­sen Umständen eine Annäherung der bei­den Zwangsverbündeten geben? Die prag­ma­ti­sche Naomi ist es gewohnt, das Geschehen zu bestim­men, Mona sieht aller­dings nicht ein, sich unter­zu­ord­nen, nach allem, was sie ein­ge­setzt hat. Mit gross­ar­ti­gen Schauspielerinnen ist der Film unter­wegs in der groẞen Politik – auf kleins­tem Raum und span­nend und über­ra­schend bis zum Schluss.

Eran Riklis nimmt sein Publikum mit auf eine hoch dra­ma­ti­sche Reise, die letzt­lich zeigt, wie sehr sich Menschen nach Schutz und Sicherheit seh­nen und wie sehr dabei jeder auf den ande­ren ange­wie­sen ist. Loyalität, Ver­rat, Gut und Böse – die­se Begriffe ver­schwim­men zu Floskeln ange­sichts der grau­sa­men Wirklichkeit. In­sofern bleibt sich Eran Riklis treu, indem er auch in sei­nem neu­en Film die per­sön­li­che Moral und Integrität über ver­ord­ne­te staat­li­che und reli­giö­se Instanzen stellt.”

Gaby Sikorski | programmkino.de

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Credits:
Deutschland/Frankreich/Israel 2017, 93 min., engl., hebr. OmU
Drehbuch und Regie: Eran Riklis
KAMERA – Sebastian Edschmid
SCHNITT – Richard Marizy
mit: Golshifteh Farahani, Neta Riskin, Yehuda Almagor, Doraid Liddawi, David Hamade, August Wittgenstein, Mark Waschke
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Termine:

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Gute Manieren

Ein Film von Juliana Rojas & Marco Dutr.

Was pas­siert, wenn Frau an den Falschen gerät? Und in der Hitze der Nacht alle Vorsicht fah­ren lässt, so dass es zu schwer­wie­gen­den Spätfolgen kommt? Die hoch­schwan­ge­re Ana erlebt genau das, ihre begü­ter­te Familie hat sie vom Landsitz ent­fernt und in die Stadt ver­bannt. Immerhin in eine gut geschnit­te­ne Eigentumswohnung, aber Ana ist ein­sam und über­for­dert. Sie sucht eine Hausangestellte und Clara stellt sich vor. So rich­tig beein­druckt ihr Lebenslauf zwar nicht, außer­dem ist sie Krankenschwester, aber der Zufall kommt zur Hilfe und sie kriegt den drin­gend benö­tig­ten Job.

Zwischen den bei­den jun­gen Frauen ent­wi­ckelt sich eine merk­wür­dig inti­me Freundschaft vol­ler Grenzüberschreitungen. Clara lernt dabei Anas dunk­le Seite ken­nen und ihre Ausbildung macht sich bezahlt, beson­ders nach Vollmondnächten. Schließlich kommt der Tag der Geburt des Kindes namens Joel, und das Geschehen nimmt einen unge­ahn­ten Verlauf.

Souverän stür­zen sich das Regie- und Drehbuchgespann Juliana Rojas und Marco Dutra in die Berg- und Talfahrt ihrer Geschichte vol­ler uner­war­te­ter Wendungen und mit einer Fülle an beun­ru­hi­gen­den Details. Die Welt außer­halb von Anas Wohnung ist sur­re­al, wirkt bedroh­lich und fremd. Im Gegensatz zur Sicherheit der eige­nen vier Wände, mit den gewohn­ten, über­schau­ba­ren Abläufen. Doch der Feind befin­det sich längst im Inneren, war das nicht schon immer so?

Frauen mit drin­gen­dem Kinderwunsch raten wir vom Besuch des Films ab. Vielen Dank.

We tried to balan­ce the jour­neys of Clara, Ana and Joel in the film. While they deep­ly affect one ano­ther throug­hout the sto­ry, they also go through a pro­cess of sel­fun­der-stan­ding that is uni­que to each. But all of them are able to embrace the fan­ta­stic at some point, as you would expect from cha­rac­ters belon­ging to a fairy tale, it’s not the exis­tence of the super­na­tu­ral that they ques­ti­on, but the mea­ning of it.“
(Juliana Rojas & Marco Dutra)

Der herz­zer­rei­ßen­de Horrorfilm wur­de ver­gan­ge­nes Jahr bei den Filmfestspielen in Locarno als Meisterwerk gefei­ert und mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet.

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Credits:
As Boas Maneiras
Brasilien, Frankreich 2017, 135 Min., por­tu­gie­si­sche OmU 

Regie: Juliana Rojas , Marco Dutra 
Kamera: Rui Poças 
Schnitt: Caetano Gotardo 
mit: Isabél Zuaa , Marjorie Estiano , Miguel Lobo , Cida Moreira , Andrea Marquee
frei­ge­ge­ben ab 12 jahren
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Termine:

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Gute Manieren – Trailer für die offi­zi­el­le Website from Salzgeber & Co. Medien GmbH on Vimeo.

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Fridas Sommer

Ein Film von Carla Simón.

Wo gehst du hin?“ · „Ich gehe zurück nach Hause.“ · „Warum?“ · „Weil mich hier nie­mand liebt.“ · „Ich habe dich lieb.“

Schweigend sieht die sechs­jäh­ri­ge Frida zu, wie die letz­ten Gegenstände aus der Wohnung ihrer ver­stor­be­nen Mutter ver­packt wer­den. Zum Abschied lau­fen Freunde win­kend hin­ter dem Auto her. Obgleich sie von der Familie ihres Onkels lie­be­voll auf­ge­nom­men wird, gewöhnt sich Frida fern­ab ihrer Heimatstadt Barcelona nur zöger­lich an ihr neu­es Zuhause auf dem Land. Momente kind­li­cher Ausgelassenheit wan­deln sich zu nach­denk­li­cher Distanziertheit. Abends betet Frida für ihre Mutter, die sie schmerz­lich ver­misst, tags­über ver­sucht sie ihren Platz in die­sem neu­en Leben zu fin­den. Trotz der som­mer­li­chen Farben berüh­ren die erns­ten Untertöne die­ses Coming of Age Dramas, das in behut­sa­men Bildern die Folgen einer unbe­re­chen­ba­ren Krankheit verhandelt.

Jury der ev. Filmarbeit: Film des Monats August 2018

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OT: Estiu 1993, 
Spanien 2016, 96 Min., kata­la­ni­sche OmU
Buch & Regie: Carla Simón
Kamera: Santiago Racaj
Schnitt: Didac Palou, Ana Pfaff
mit: Laia Artigas, Paula Robles, Bruno Cusí, David Verdaguer, Fermi Reixacha

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Auf der Suche nach Ingmar Bergman

Ein Film von Margarethe von Trotta.

Als Margarethe von Trotta in den 1960er Jahren aus dem muf­fi­gen Deutschland nach Paris ging, lern­te sie dort eine jun­ge, auf­re­gen­de Filmszene ken­nen, die sich um die Filmzeitschrift Cahiers du ciné­ma gebil­det hat­te – die Nouvelle Vague. Ein Idol der jun­gen Filmliebhaber war der schwe­di­sche Regisseur Ingmar Bergman (1918−2007), und als ihre neu­en Freunde von Trotta ins Kino schlepp­ten, um Das sie­ben­te Siegel (1957) zu gucken, war das für sie die Initialzündung, selbst Regisseurin zu wer­den. (Jahre spä­ter schließt sich der Kreis, als Bergman in den 90-er Jahren aus­ge­rech­net von Trottas Die blei­er­ne Zeit als einen sei­nen Lieblingsfilme nennt – der ein­zi­ge Film von einer Frau auf der Liste.)
Von Trottas Recherche zum 100sten Geburtstag Ingmar Bergmans ori­en­tiert sich an ihrem per­sön­li­chen Bezug. Sie beginnt und endet auf Farö, wo Bergman Das sie­ben­te Siegel dreh­te, führt nach Frankreich, wo von Trotta sei­nen Arbeiten zunächst begeg­ne­te und München, wo Bergman eine Zeit lang leb­te und auch bei von Trotta und Schlöndorf zu Besuch war.“ Hendrike Bake | indiekino

Auf der Suche nach Ingmar Bergman ist wohl des­halb eine per­sön­li­che und emo­tio­na­le, aber auch cine­as­ti­sche Reise durch das fas­zi­nie­ren­de Universum der Filmlegende. Neben sel­te­nen Archivaufnahmen und Filmausschnitten sind es vor allem Margarethe von Trottas inten­si­ve Gespräche mit Bergmans Familie, Schauspielern und Wegbegleitern, die die facet­ten­rei­che Persönlichkeit des Meisters beleuchten.

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Credits:
D 2018, 98 Min., OmU

Regie: Margarethe von Trotta 
Co-Regie: Felix Moeller, Bettina Böhler
Kamera: Börres Weiffenbach, Florian Lampersberger
Schnitt: Bettina Böhler
mit: Liv Ullmann, Daniel Bergman, Ruben Östlund, Mia Hansen-Løve, Carlos Saura, Olivier Assayas

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Termine:

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