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Louder than bombs

Ein Film von Joachim Trier. Ab 7.1. im fsk

Isabell Reed, renom­mier­te Kriegsfotografin, ist, obwohl schon 3 Jahre tot, Dreh- und Angelpunkt des Films. Die Fotos, die sie unter Einsatz ihres Lebens mach­te (ihre Narben trägt sie wir Trophäen), waren ihr Leben. Zu Hause fühl­te sie sich oft über­flüs­sig, hat­ten sich doch Mann Gene und ihre Söhne Jonah und Conrad zwangs­läu­fig ohne sie ein­ge­rich­tet. Jetzt, wo sie ganz weg ist, lei­den alle an immensen Schwierigkeiten in der Kommunikation und dem uner­füll­ten Verlangen nach Ehrlichkeit und Nähe. Auch die Zersplitterung der linea­ren Erzählung durch inein­an­der ver­lau­fen­de Rückblicke und Traumsequenzenen auf der for­ma­len Ebene unter­strei­chen die Dysfunktion die­ser Restfamilie.

Die Handlung wie­der­zu­ge­ben wäre müßig, zuviel pas­siert für jeden Einzelnen, tra­gi­sche, komi­sche, inti­me, ver­zwei­fel­te Momente, die den Film zusam­men­hal­ten, so wie das Leben sie zusam­men­bringt. Zur Geschichte nur soviel: Jonah ist gera­de selbst Vater gewor­den, als er ins Elternhaus zurück­kommt, um zusam­men mit Gene für eine gro­ße Ausstellung den Nachlass der Mutter zu ord­nen. Vor allem aber soll er den Zugang zu sei­nem jün­ge­ren Bruder Conrad fin­den, den der Vater längst ver­lo­ren hat. Joachim Trier hat ein Netz von Wünschen, Zweifeln und inne­ren Sperren gespon­nen, aus dem sich sowohl Gene als auch sei­ne Jonah und Conrad befrei­en müs­sen. Wunderbar gespielt, super-ele­gant umge­setzt und bei aller Ruhe sehr sehr spannend.

»In den 35 Jahren seit „Ordinary People“ [Robert Redfords Regiedebut] wur­den im ame­ri­ka­ni­schen Kino wie­der und wie­der Geschichten davon erzählt, wie der Tod eine Familie zer­stö­ren kann, ohne dass es jemand zuge­ben will. „Louder than Bombs“ ist eine sol­che Geschichte, … ‚aber der Film schafft es, genau das Gegenteil von allen ande­ren Filmen des Genres zu sein. Gedreht von Regisseur Joachim Trier, der klar zu talen­tiert ist, um dar­aus eine kon­su­mier­ba­re Schnulze zu machen, ist in „Bombs“ das Hirn der Zuschauer gefragt, und er mei­det die gro­ße Katharsis zu Gunsten fei­ner psy­cho­lo­gi­scher Nuancen … « Variety

Dän./Norw./USA 2015 109 Min. engl. OmU
Regie: Joachim Trier
B.: Joachim Trier, Eskil Vogt
Kamera: Jakob Ihre
Schnitt: Oliver Bugge Coutté
Musik: Ola Fløttum

mit Isabelle Huppert, Gabriel Byrne, Jesse Eisenberg, Devin Druid, David Strathairn, Amy Ryan

Louder Than Bombs – Trailer 1 – Englisch – UT Deutsch

Die Melodie des Meeres

Ein Film von Tomm Moore, ab 24.12. im fsk.

Als klei­nes Weihnachts-Experiment und zei­gen wir im Abendprogramm einen Animationsfilm, der aber nicht nur Kinder anspre­chen soll­te, in der eng­li­schen Originalfassung mit deut­schen UT.
Die 6‑jährige Saoirse fin­det die magi­sche Muschel ihrer ver­stor­be­nen Mutter und lauscht ihrer Musik. Ein Märchen beginnt, denn Saoirse ist in Wirklichkeit ein Selkie, ein Seehundmädchen, das an Land lebt. Eine alte iri­sche Sage erzählt von zwei Welten – dem Meer und dem Land –, zwi­schen denen sich Saoirse ent­schei­den muss.
Die Familie, von der Tomm Moore in sei­nem (nach The Secret of Kells) zwei­ten Animationsfilm erzählt, ist nach dem Tod der Mutter in eine schwe­re Krise gera­ten. Der Vater, ein Leuchtturmwärter, tut alles für sei­ne Kinder – doch Sohn Ben ver­ach­tet die klei­ne Schwester, die er für den Tod sei­ner Mutter ver­ant­wort­lich macht. Zudem hat Saoirse in ihrem Leben noch kein ein­zi­ges Wort gespro­chen. Für die Großmutter ist klar, dass die bei­den weg müs­sen von der klei­nen Insel, und nimmt sie mit in die Stadt. Für Ben ist das ein schwe­rer Schlag. Noch schlim­mer trifft es aller­dings Saoirse, denn sie braucht das Meer.

»Moores Film ist ein tief berüh­ren­des, durch und durch iri­sches Gegenstück zu Miyazakis „Ponyo – Das gro­ße Abenteuer am Meer“ – also ein Kinderfilm, der nicht nur jun­ge Kinogänger begeis­tert, son­dern auch älte­re Semester sofort ver­zau­bert. In „Die Melodie des Meeres“, der 2015 eine hoch­ver­dien­te Oscarnominierung als Bester Animationsfilm erhielt, zele­briert Moore den Reichtum der kel­ti­schen Mythen und trägt auf best­mög­li­che Weise dazu bei, dass die­se nicht in Vergessenheit gera­ten.« Ulf Lepelmeier | filmstarts.de

Kritik in der Süddeutschen

Song of the Sea 
Irland, Frankreich 2014, 93 Min., engl. OmU 
Regie: Tomm Moore 
Musik : Nolwenn Leroy, Bruno Coulais und Kíla 
mit den Stimmen von David Rawle, Brendan Gleeson, Fionnula Flanagan, Pat Shortt

Song of the Sea Teaser

im Kino mit deut­schen Untertiteln

Unsere kleine Schwester

Die Schwestern Sachi, Yoshino und Chika leben gemein­sam in einem gro­ßen Haus in Kamakura, einer Küstenstadt unweit von Tokio. Zur Beerdigung ihres Vaters, der die Familie vor 15 Jahren ver­las­sen hat, rei­sen die drei jun­gen Frauen aufs Land. Dort tref­fen sie ihre Halbschwester Suzu, die nun auf sich allein gestellt ist. Obwohl sie die schüch­ter­ne 13-Jährige kaum ken­nen, bie­ten sie ihr kur­zer­hand an, zu ihnen nach Kamakura zu zie­hen. Suzu nimmt die Einladung an, und so beginnt für die vier Schwestern ein neu­es Leben, in dem zwar die Vergangenheit ihren Platz hat, aber ein­zig die Gegenwart zählt. Schimmernde Sonnenreflexe auf dem Meer, das leuch­ten­de Laub des Herbstwaldes, ein Feuerwerk, das den Sommer ankün­digt – inmit­ten des Farbenspiels, das die Stadt Kamakura im Zyklus der Jahreszeiten durch­läuft, spielt die Geschichte die­ser vier Schwestern.  Es liegt nahe bei die­ser Geschichte um eine Familie, die zer­fal­len ist und ver­sucht sich neu zu fin­den, an Filme von Yasujiro Ozu zu den­ken. Und in der Tat besticht der Film von Kore Eda, der gewöhn­lich auch die­ses Thema immer wie­der behan­delt, genau­so durch sei­ne ent­schie­de­ne Zurückhaltung bezüg­lich der Dramaturgie und Inszenierung. Auch die Konflikte wer­den nie voll­kom­men aus­ge­spielt, son­dern schwin­gen höchs­tens im Hintergrund (und in den Gesichtern) mit. Dabei wagt der Film sich ganz wun­der­bar auf einen schma­len und fra­gi­len Grad zwi­schen Kitsch und Subtilität.

OT: Umimachi Diary 

Japan 2015, japan. OmU, 128 Min. 
Buch & Regie: Hirokazu Kore-Eda 
Kamera:  Mikiya Takimoto 
Schnitt: Hirokazu Kore-Eda 
Comicvorlage: Akimi Yoshida 
Darsteller: Haruka Ayase, Masami Nagasawa, Kaho, Suzu Hirose,  Ryô Kase,  Takafumi Igeka

Our Little Sister – Trailer 【Fuji TV Official】

im Kino mit deut­schen Untertiteln.

Conducta

Kuba 2014, ein Film von Ernesto Daranas. Ab 7.1. im fsk.

Der elf­jäh­ri­ge Chala wächst bei sei­ner dro­gen­süch­ti­gen Mutter auf und muss mit mehr oder min­der lega­len Jobs zum Lebensunterhalt bei­tra­gen, zum Beispiel indem er einem Nachbarn, der viel­leicht sogar sein Vater ist, Hunde auf­zie­hen und für blu­ti­ge Wettkämpfe abrich­ten hilft. Kein Wunder, fällt er den Behörden und ande­ren Aufsichtspersonen immer wie­der nega­tiv auf. Durch sei­ne Lebensumstände zwar gewieft, doch nicht abge­stumpft, bewegt er sich zusam­men mit sei­nen Freunden in den lär­mig bun­ten Strassen Havannas wie ein Fisch im Wasser. In der Schule ist er nie um einen Spruch ver­le­gen, in Auseinandersetzungen bleibt er hart, doch but­ter­weich, wenn es um sei­ne Mutter, sei­ne heim­li­che Liebe zu Yeni oder sei­ne ver­ehr­te Lehrerin Carmela geht.

Carmela, sei­ne eigent­lich schon pen­sio­nier­te Lehrerin, steht dem Jungen mit ihrer Lebensklugheit bei­sei­te, deckt ihn bei brenz­li­gen Situationen, spricht mit ihm, nicht ohne gleich­zei­tig den Eltern ins Gewissen zu reden, sich bes­ser um ihn zu küm­mern. Als sie nach einem Zusammenbruch län­ger aus­fällt, beschließt das Schulteam, dass Chala in ein Erziehungsheim muss. Gegen die­sen Entscheid und ande­re Veränderungen an der Schule wehrt sich Carmela bei ihrer Rückkehr vehe­ment, auch wenn damit ihr eige­nes Verbleiben an der Schule auf dem Spiel steht.

Die Erziehung ist für jedes Land von grund­sätz­li­cher Bedeutung. Wie die Bildung in einem Land struk­tu­riert ist, auf wel­che Kriterien sie sich stellt, bestimmt zu einem gro­ßen Ausmaß die Gesellschaft, die wir in der Zukunft haben wer­den. In Bezug auf Kuba inter­es­sier­te uns beson­ders die Aufgabe der Lehrkraft im ursprüng­li­chen Sinn. Der Lehrer oder die Lehrerin ist jemand, der das Wissen einer bestimm­ten Materie ver­mit­teln kann, der umfas­sen­de Pädagoge gibt dar­über hin­aus Werte und Gefühle wei­ter, was im Film über die Figur von Carmela auf­ge­grif­fen wird. Dieser Typ von Schullehrer ist welt­weit in Krise, wie wir fest­stel­len konn­ten. Bildungssysteme grün­den heute
Mechanismen, die zwar in jedem Land eine eige­ne Ausprägung haben, die­se Funktion aber ten­den­zi­ell zuneh­mend beschnei­den. Im Interesse der ein­zel­nen Gesellschaft wer­den eine Reihe von Kriterien auf­ge­stellt, die den Handlungsspielraum des klas­si­schen Lehrers immer mehr einschränken.
Natürlich erhält die­ses System in Kuba einen ganz eige­nen Zuschnitt, und natür­lich spie­len sozia­le Bedingungen eine Rolle. Unser Land lebt seit qua­si 25 Jahren in einer per­ma­nen­ten Wirtschaftskrise, das hin­ter­lässt Spuren und hat Auswirkungen vor allem auf die jun­ge Generation, und da zual­ler­erst auf Kinder aus ein­fa­chen Verhältnissen, dar­auf, wie sie das Leben anpa­cken. Oft gibt es zuhau­se Probleme und drän­gen wirt­schaft­li­che Nöte. Gerade sie soll­ten in der Schule nicht noch­mals auf solch nega­ti­ve Mechanismen sto­ßen, son­dern – das wäre wün­schens­wert und wich­tig – auf jeman­den wie Carmela.” Ernesto Daranas

Kuba 2014, 108 Min., spa­ni­sche OmU
Buch und Regie: Ernesto Daranas
Kamera: Alejandro Pérez
Schnitt: Pedro Suárez 

Mit Alina Rodríguez, Armando Valdés Freire, Silvia Aguíla, Yuliet Cruz, Armando Gomez

Trailer „Conducta”

Dirigenten – Jede Bewegung zählt!

Am 31.1.
Seit 2002 fin­det in Frankfurt am Main der Georg Solti Dirigentenwettbewerb statt, für den sich jun­ge Dirigenten bewer­ben kön­nen. Aus hun­der­ten Bewerbungen wer­den 24 ein­ge­la­den, die mit loka­len Orchestern arbei­ten und vor den Augen einer Jury ihre Fähigkeiten unter Beweis stel­len müssen.
Fünf der Teilnehmer am Wettbewerb von 2008 beob­ach­te­te Götz Schauder für sei­ne Dokumentation: Den erst 20 Jahre alten Usbeken Aziz Shokhakimov, einer der jüngs­ten Teilnehmer aller Zeiten, der den­noch schon ein enor­mes Selbstvertrauen an den Tag legt. Die aus Mexiko stam­men­de, in New York arbei­ten­de Alondra de la Parra, den erfah­re­nen Engländer James Lowe, den kopf­las­ti­gen Deutschen Andreas Hotz und den spä­te­ren Gewinner des Wettbewerbs, den Japaner Shizuo Kuwahara.

Letztlich bleibt es ein Geheimnis, war­um der eine diri­gie­ren kann und der
ande­re nicht”, sag­te Sir Georg Solti.

Deutschland 2015, 84 Min., OmU
Buch, Regie, Schnitt: Götz Schauder
Produktion: Hubertus Siegert
Kamera: Mark Liedtke, Cornelia Schendel, Nina Werth, Bahman Kormi, Rainer Krausz,
Anna Berger
Mitwirkende: Aziz Shokhakimov, Alondra de la Parra, James Lowe, Andreas Hotz, Shizuo Z Kuwahara

Sture Böcke

Island 2015, ein Film von Grímur Hakonarson.

Man könn­te ihn auch „Von Menschen und Schafen“ nen­nen, oder „Männer, die auf Schafe star­ren“, spie­len doch die lie­bens­wert-ein­fa­chen Einschlafhilfen eine wich­ti­ge Rolle in die­sem Film. Die eigent­li­chen „Sturen Böcke“ jedoch sind hier Kiddi und Gummi, 2 Brüder, die zwar Hof an Hof woh­nen, aber seit 40 Jahren kein Wort mehr mit­ein­an­der gere­det haben. Sie leben im rau­en Norden Islands, wo nicht viel wächst und die Schafzucht über­le­bens­wich­tig ist. Nach einem durch­aus lus­ti­gen anzu­schau­en­den, aber für die Beteiligten sehr erns­ten Zuchtwettbewerb, den Kiddi mit sei­nem Bock gewinnt, schaut sich sein Bruder miss­trau­isch und eifer­süch­tig heim­lich des­sen Schafe an. Er meint, eine Krankheit zu ent­de­cken und schal­tet das Veterinäramt ein, und trau­ri­ger­wei­se geht die Sache aber nach hin­ten los.

aus­ge­zeich­net mit dem Prix „Un Certain Regards“, Cannes 2015 und nomi­niert für den Europäischen Filmpreis

»Die Bilder des nor­we­gi­schen Kameramanns Sturla Brandth Grovlen … set­zen die spek­ta­ku­lä­ren Landschaften Islands in bril­lan­tes Licht, aber ohne die­se zu über­hö­hen, ihnen ein Pathos zuzu­schrei­ben, dass sich auf die Figurenkonstellation über­tra­gen soll.

Es ist bemer­kens­wert, wie unprä­ten­ti­ös Hakonarson erzählt, mit bewuss­tem Einsatz der fil­mi­schen Mittel, aber ohne die­se auch nur in einem Moment aus­zu­stel­len. Mit ganz weni­gen Worten ent­wi­ckelt sich die Geschichte, mehr als Sprache erzäh­len die Gesichter der Schauspieler vom Leben, von Konflikten, deren Ursachen längst ver­ges­sen sind und von einer Art Versöhnung, die red­se­lig und rühr­se­lig hät­te sein kön­nen. So prä­zi­se Grímur Hakonarson sei­nen Film begon­nen hat, so bringt er ihn auch zu Ende und fin­det ein wun­der­ba­res Schlussbild in einem an bemer­kens­wer­ten Momenten ohne­hin rei­chen Film.« Michael Meyns | programmkino.de

Zur Preview am Sonntag, den 13.12.2015  um 13:00 Uhr. erwar­ten wir den Regisseur Grimur Hákonarson sowie die bei­den Hauptdarsteller Sigurður Sigurjónsson und Theodór Júlíusson, dazu den Kameramann Sturla Brandth Grøvlen  (Deutscher Filmpreis – Beste Kamera für VICTORIA), den Produzenten Grímar Jónsson  und den Komponisten Atli Örvarsson.
Moderieren wird der Filmjournalist Jörg Taszman.

OT: Hrútar
Island 2015 93 Min. isl. OmU
Regie, Buch: Grímur Hakonarson
Kamera: Sturla Brandt Grovlen
Schnitt: Kristján Loðmfjörð
mit Sigurdur Sigurjónsson, Theodór Júlíusson, Charlotte Böving, Gunnar Jónsson, Sveinn Ólafur Gunnarsson

Results

Ein Film von Andrew Bujalski.

Danny will Veränderung, auch der Körper soll anders wer­den und dafür bezahlt er das Fitnessstudio gleich mal Jahre im Voraus. Das Geld dafür hat er, weil die Mutter gestor­ben ist und ihm unver­hofft eine grö­ße­re Summe ver­erbt hat. Davon kauft er sich noch ein rie­si­ges Haus, eine E‑Gitarre und ein paar ver­ein­zel­te Möbelstücke. Kate, sei­ne Fitnesstrainerin, hat zwar einen per­fek­ten Körper, aber noch kei­nen pas­sen­den Mann gefun­den. Und Trevor, dem das Fitnessstudio gehört, will ver­grö­ßern und dafür braucht er Geld.
Dass der Erzählfluss unge­wöhn­li­che Wege ein­schlägt, macht den Reiz die­ses ent­spann­ten Films aus. Andrew Bujalski, bekannt gewor­den mit klei­nen, kos­ten­güns­ti­gen Mumblecore-Filmen, arbei­te­te dies­mal mit pro­mi­nen­te­ren Schauspielern und grö­ße­rem Budget – und bleibt doch ganz eigen­sin­nig dabei.

USA 2015, 105 Min., engl. OmU

Buch und Regie: Andrew Bujalski
Kamera: Matthias Grunsky
Schnitt: Robin Schwartz
Mit: Guy Pearce, Cobie Smulders, Kevin Corrigan u.a.

Verleih: Peripher
Pressematerial
Hier im Kino

Besprechung von Ekkehard Knoerer in der taz (den letz­ten Satz mit der DVD aus England bit­te ignorieren)
im Filmdienst
bei Indiekino

Filmografie von Andrew Bujalski (Auswahl):
Computer Chess
Beeswax
Mutual Appreciation
Funny Ha Ha

Trailer „Results” von Andrew Bujalski from Peripher on Vimeo.

Trailer down­load: (m4v)

Aus dem Abseits

Als sein Vater stirbt, ist Simon erst 4 Jahre alt. Ein Plakat mit einem Bild vom Vater, dar­un­ter die Ankündigung eines Seminars, beein­druckt spä­ter die Schulkameraden, die zu Besuch sind, denn sein Name ist ihnen ein Begriff: Der Sozialpsychologe Peter Brückner war in den 70er Jahren eine Symbolfigur der Westdeutschen Protestbewegung.
Dreißig Jahre spä­ter begibt sich Simon auf die Suche nach dem Vater. Er spricht mit Freunden, Kollegen und ehe­ma­li­gen Studenten, die dage­gen pro­tes­tier­ten, dass Peter Brückner als ver­meint­li­cher RAF-Sympathisant Lehrverbot erteilt wur­de. Simon trifft sei­ne älte­ren Halbgeschwister, die sich dar­an erin­nern, als der Vater zu Hause vie­le Leute emp­fing, die um Rat frag­ten. Und er geht wei­ter zurück in die Vergangenheit, bis zur Kindheit des Vaters wäh­rend der Nazi-Diktatur, wovon nur noch Bilder Auskunft geben. Dabei macht sich Simon die Fragestellung des Vaters zu eigen: Ihn inter­es­siert das Verhältnis von Geschichte und Lebensgeschichte.

Gewinner des Deutschen Wettbewerbs beim Dokfest München 2015: „Aus dem Abseits ist sen­si­bel und vir­tu­os in der Verwendung viel­fäl­ti­ger Mittel. Ein Film, der über das frag­men­ta­ri­sche Wesen der Erinnerung, viel­leicht des Dokumentarischen per se, erzählt – ihre Fragilität und Konstruiertheit. Auf die­se Weise macht er Peter Brückner wie­der leben­dig. Wir wol­len ihn lesen, mehr wis­sen, ihn ken­nen­ler­nen – den Intellektuellen, wie den Vater.“
(aus der Jurybegründung)

D 2015, 112 Min.,
Regie: Simon Brückner
Kamera: Isabelle Casez
Schnitt: Sebastian Winkels 

Am 6.12. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch mit Simon Brückner 

Mia Madre

Filmregisseurin Margherita hat vie­le Baustellen zu bewäl­ti­gen. Gerade hat sie sich von Ihrem Freund getrennt, der aber als Schauspieler auch beim aktu­el­len Filmdreh dabei ist. Tochter Livia, die beim Vater lebt, puber­tiert hef­tig und lässt sich von ihr nichts mehr sagen. Der neu ein­ge­trof­fe­ne US-ame­ri­ka­ni­sche Hauptdarsteller Barry Huggins erweist sich als Meister der Selbstüberschätzung und bringt mit alber­nen Starallüren die Dreharbeiten ins Stocken. Ihre größ­te Herausforderung besteht aber dar­in, damit zurecht­zu­kom­men, dass ihre kran­ke Mutter nicht mehr lan­ge zu leben hat. Und wäh­rend ihr Bruder Giovanni sich lie­be­voll um die Mutter küm­mert, ist sei­ne Schwester mit der Situation völ­lig über­for­dert. Margherita steckt in einer Ausnahmesituation, in der sie Berufliches und Privates, Ängste und Realität zuneh­mend mischt, und mit ihr der Film. Angestrengter Filmdreh und kon­tem­pla­ti­ve Zurückgezogenheit wech­seln sich ab, schei­nen sich zu kom­men­tie­ren. Motive, Satzfetzen, Gedanken über­la­gern sich in bei­den Sphären und rau­ben Margherita nicht nur den Schlaf, son­dern krat­zen arg an ihrem Selbstverständnis.

Mia Madre ist einer­seits ein typi­scher Moretti-Film. Ausgewogen, komisch, tra­gisch, mensch­lich. Andererseits aber auch eine wei­ter gereif­te Version sei­nes meist ange­nehm ego­zen­tri­schen Schaffens, ein Vor-Alterswerk, dass schon jetzt Vor-Freude auf sei­nen nächs­ten Film in rund vier Jahren weckt.“ Sennhausers  Filmblog

It, F, D 2015  106 Min. ital. OmU
Regie: Nanni Moretti
Buch: Francesco Piccolo, Nanni Moretti, Valia Santella
Kamera: Arnaldo Catinari
Schnitt: Clelio Benevento
mit: Margherita Buy, Nanni Moretti, John Turturro, Pietro Ragusa, Antonio Zavatteri, Giulia Lazzarini

MIA MADRE – Trailer OV/d

 

Cinespañol 5

Die Cinespañol Filmtournee (26.11. – 2.12.) zeigt auf Festivals prä­mier­te latein­ame­ri­ka­ni­sche und spa­ni­sche Filme. Sie besteht in die­ser Auflage aus den fol­gen­den vier Titeln:

Por las Plumas – Ein Hahn für ein Hallelujah  Chalo, ein Nachtwächter in Costa Rica, möch­te unbe­dingt ins Hahnenkampfgeschäft ein­s­tei-gen. Doch so ein­fach ist das nicht, denn ers­tens bekommt er den Hahn nicht, den er will und zwei­tens wohin damit, wenn er ihn hat. Skurrile Charaktere, auf die er trifft, beglei­ten ihn auf der Suche nach sei­nem Glück und dem des Hahns.
Costa Rica 2013, 85 min, span. OmU, Regie:  Neto Villalobos ,
26.11. 22:15  & 30.11. 21:30

Paco de Lucía – Auf Tour!  Der Film beglei­tet einen der bekann­tes­ten Flamenco Gitarristen welt­weit auf Konzerten, Studioaufnahmen und in sein pri­va­tes Refugium. Gedreht von sei­nem Sohn Curro Sánchez Varela kurz vor Paco de Lucia´s Tod im Februar 2014.
Spanien 2014, 95 Mon., span. OmU, Regie: Curro Sánchez,

27.11. & 2.12. 21:30

Como ganar enemi­gos – Wie man sich Feinde macht Lucas, ein jun­ger Anwalt aus Buenos Aires lernt die gut­aus­se­hen­de Barbara in einem Cafe ken­nen. Lucas hält sie für per­fekt, da sie sich wie er für Literatur in-ter­es­siert und nimmt sie gleich bei ihrem ers­ten Date mit nach Hause. Am nächs­ten Morgen sind Barbara und sein Geld, das er am Tag zuvor für die Anzahlung sei­nes Appartments abge­ho­ben hat­te, weg. Fest ent­schlos­sen, sein Geld wie­der­zu­be­kom­men, beginnt er sie zu suchen.
Argentinien 2014, 78 Min., span. OmU, Regie: Gabriel Lichtman
28.11. 21:30     

A 60 km/h Mario aus Uruguay möch­te mit sei­nen etwas mehr als 50 Jahren noch­mal etwas ande­res machen und beschließt mit sei­nen bei­den Söhnen in einem alten Citroën Méhari um die Welt zu fah­ren – fast ohne Geld und gegen alle Widerstände.
Uruguay 2014, 90 Min., span. OmU, Regie: Facundo Marguery
29.11.& 1.12. 21:30