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Der Affront

Ein Film von Ziad Doueiri.

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Kleine Auseinandersetzung + Ressentiments -› gro­ßes Drama:
Ein defek­ter Balkonabfluss reicht aus, um ein Land in eine mit­tel­schwe­re Krise zu manö­vrie­ren. Es tropft aus einem Rohr auf den Kopf des Vorarbeiters Yasser, der kurz­ent­schlos­sen auf eine Leiter steigt und die Sache rich­tet. Yasser ist Palästinenser, lebt und arbei­tet seit 30 Jahren in Beirut. Toni, liba­ne­si­scher Christ und Bewohner der zum Balkon gehö­ri­gen Wohnung, fin­det die eigen­mäch­ti­ge Aktion nicht in Ordnung, sol­len die Fußgänger doch die ande­re Straßenseite benut­zen, wenn sie nicht nass wer­den wol­len, fin­det er. Ein Streit, der eska­liert. Versöhnungsversuche lau­fen schreck­lich schief, die Beleidigungen des hitz­köp­fi­gen Toni gehen unter die Gürtellinie, die kör­per­li­che Erwiderung Yassers hat Folgen. Während ihre Frauen und Familien ver­su­chen, die Männer und die Lage zu beru­hi­gen, wird die Unterstützung auf der Straße immer grö­ßer. Ein Stellvertreterkrieg ent­wi­ckelt sich, die Angelegenheit kommt schließ­lich vor Gericht, hoch­ka­rä­ti­ge Anwälte enga­gie­ren sich, inter­na­tio­na­le Medien wer­den auf­merk­sam, Vergangenes wird auf­ge­rollt. Schließlich will sogar der Präsident ver­mit­teln, aber eine Lösung ist noch immer nicht in Sicht. Wäre es nicht so schreck­lich leicht vor­stell­bar, könn­te man herz­lich lachen.

Irgendwann, nach­dem die bei­den Männer längst zu Symbolfiguren in der natio­na­len Presseberichterstattung und für Tausende auf den Straßen, die in ihrem Gerichtsverfahren einen Grundsatzkampf sehen, gewor­den sind, wird auch der Grund von Tonys radi­ka­ler Einstellung offen gelegt. Dadurch erlangt der liba­ne­si­sche Bewerber um den Auslands-Oscar bei sei­ner Auseinandersetzung mit innen­po­li­ti­schen Ressentiments und Traumata auch eine uni­ver­sel­le Ebene und hält nicht nur dem Libanon den Spiegel vor.“ indiekino

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Credits:

L’insulte
FR/LB 2017, 113 Min, arab. OmU

Regie: Ziad Doueiri
Kamera: Tommaso Fiorilli
Schnitt: Dominique Marcombe
mit: Adel Karam, Rita Hayek, Kamel El Basha, Camille Salameh

Termine:

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Trailer:

Der Affront – Trailer Deutsch

Im Kino in Arabisch mit deut­schen Untertiteln.

Leto

Ein Film von Kiril Serebrennikov.

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Leto heißt Sommer und der hat im Leningrad der frü­hen 1980er Jahre alles, was einen Sommer aus­macht. Zumindest für die klei­ne Gruppe Rockpunkmusiker und ihre Fans, die hier sich und ihre Nische gefun­den haben. Über den Hinterhof durchs Toilettenfenster bil­li­ger zum Konzert im zeit­wei­se ein­zi­gen Rockclub der UDSSR oder am ecki­gen Tisch mit der Parteiaufsicht dar­über strei­ten, wer auf der Bühne ste­hen darf, ohne sei­ne Umgebung zu zer­set­zen, das sind die Optionen. In der Sowjetunion lie­fen erst ab Mitte der 60er elek­tri­sche Gitarren vom Band, gebaut im Traktorenwerk Ordjonikidze IV, und in den 70ern wur­de schließ­lich zäh­ne­knir­schend ein­ge­se­hen, dass Popmusik nicht voll­stän­dig abbau­bar ist.
Der Star der Leningrader Szene der 80er heißt Mike, Sänger der Gruppe ‚Zoopark‘, eine Figur, die direkt an Mike Naumenko ange­lehnt ist, einem Pionier der Szene. Mike ist ein alter Hase, fast schon eta­bliert im Kampf mit der Zensur. Zu Hause bewäl­tigt Natascha, Muse und Mutmacherin spie­lend die drei magi­schen Ks, wäh­rend das männ­li­che Rockmusikpersonal fest­stellt, dass im Westen spie­len durch die mas­si­ve Konkurrenz auch die Gefahr des frei­en Falls beinhal­ten könn­te. Daheim sei man doch bes­ser auf­ge­ho­ben. Bei die­ser Szene kann auch die bes­te Kettensäge kei­ne Schneise mehr durch den Rauch schla­gen, wäh­rend einen der gefühl­te Alkoholdunst ent­spannt mit dem Kinosessel ver­schmel­zen läßt. Viktor heißt dann das New Kid in Town, der Musik und Beziehung auf­frischt, ange­lehnt an Viktor Robertowitsch Zoi der Band ‚Kino‘, der zur Ikone des Sowjetrock wur­de. Die Jüngeren kön­nen sich viel­leicht noch an Brennende Langeweile erin­nern, in dem Spannungsfeld hal­ten sich Viktor und Mike auf.
Leto ist Hommage und Geschichtserzählung, Aufbruch und Abruch, Alkohol & Nikotinnebel und es gibt wun­der­schö­ne Musicaleinlagen (z. B. The Passenger in der Straßenbahn). Der Regisseur Kirill Serebrennikow konn­te sei­nen Film im Wettbewerb von Cannes nicht vor­stel­len, weil er unbe­grenz­ten Hausarrest auf­grund poli­ti­scher Dissidenz hat.

Credits:
RU 2018, 126 Min., russ. OmU
Regie: & Schnitt: Kiril Serebrennikov
Kamera: Vladislav Opelyants
mit: Teo Yoo, Irina Starshenbaum, Roma Zver, Anton Adasinsky, Liya Akhedzhakova

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Termine:

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Trailer LETO from xenix­film on Vimeo.

 

Touch me not

Ein Film von Adina Pintilie.

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Touch me not” ist ein fil­mi­scher Annäherungsversuch an die Themen Intimität und Sexualiät. Die rumä­ni­sche Regisseurin Adina Pintilie wen­det dabei unter­schied­li­che fil­mi­sche Mitttel an, sie erzählt teils fik­tio­nal, teils doku­men­ta­risch, teils auto­bio­gra­phisch; sowohl mit pro­fes­sio­nel­len SchauspielerInnen, als auch mit Menschen, die nicht eine ande­re Figur spie­len, son­dern sich selbst. Und auch die Blickachse wird im Film ein­mal gewech­selt: Adina Pintilie nimmt die Rolle vor der Kamera ein, setzt sich ihrem Blick aus und tut damit das, was sie von ihren DarstellerInnen möch­te: sich zeigen.
„Touch me not” ist der umstrit­tens­te Film des dies­jäh­ri­gen Berlinale-Wettbewerbs. In der Vorführung, in der ich saß, ver­lie­ßen man­che den Saal, weil es ihnen zu nah, zu pri­vat, unan­gehm wur­de. Andere hat der Film berührt. Die Jury sah einen muti­gen Versuch, einen Film, der etwas ande­res pro­biert, der etwas wagt. Dafür hat sie „Touch me not” mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.

Nüchtern wie radi­kal mensch­lich, rät­sel­haft und ange­nehm direkt, insze­niert und zwei­fels­frei real, ist TOUCH ME NOT eine küh­ne Abhandlung über die selt­sa­me (und oft ent­frem­de­te) Beziehung, die Menschen zu ihrem eige­nen Körper haben.” IndieWire
„Eine zwin­gen­de, von innen kom­men­de Suche nach einer Körperlichkeit jen­seits der fest­ge­leg­ten und fest­le­gen­den Blicke.” Die Zeit
„Adina Pintilies TOUCH ME NOT ist nicht ein­fach ein Film. Es ist eine Erfahrung. Und eine so inti­me und so tief­grün­di­ge, dass man das Kino ent­we­der früh­zei­tig ver­lässt, weil man die Macht die­ser Intimität nicht ertra­gen kann, oder man bleibt bis zum Ende auf die Gefahr hin, dass man das Werk und die Fragen, die es sich stellt, noch lan­ge mit sich her­um­tra­gen wird und die­se viel­leicht sogar ganz fun­da­men­ta­le Änderungen nach sich ziehen. (…)
Und es trifft den Kern vie­ler von uns in einer Zeit, die hyper­kom­plex und gleich­sam so selt­sam ent­kör­per­licht ist. Wir alle wol­len berüh­ren und berührt wer­den, doch die Hemmschwellen, die Ängste, sie sind groß. Die gemein­sa­me Suche, auf die Touch Me Not sein Publikum ein­lädt, ist daher umso fun­da­men­ta­ler und gleich­sam eine phi­lo­so­phi­sche wie eine körperliche.
Umso bewun­derns­wer­ter also die Arbeit, die alle Beteiligten hier hin­ein­ste­cken, die Offenheit, mit der sie nicht nur ihre Körper, son­dern vor allem ihre Seelen ent­blö­ßen, und dies nicht nur auf visu­el­ler Ebene. Hier ist vor allem berüh­rend, in wel­cher kla­ren und ehr­li­chen Kommunikation sie mit­ein­an­der ste­hen. Selbst Sätze, die schwer fal­len, die in ihrer Ehrlichkeit viel­leicht bru­tal erschei­nen, wer­den aus­ge­spro­chen. Und nich nur das: In einer Zeit von Hasskommentaren und Sofort-Abwertungen ist das Erstaunliche, ja fast schon revo­lu­tio­nä­re, dass sie dan­kend ange­nom­men wer­den. ” Beatrice Behn, kino-zeit.de

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Credits:
Rumänien / Deutschland / Tschechische Republik / Bulgarien / Frankreich 2018
Englisch, Deutsche OmU, 125 Min.
Regie, Buch, Schnitt: Adina Pintilie
Kamera: George Chiper-Lillemark
mit: Laura Benson, Tómas Lemarquis, Christian Bayerlein, Grit Uhlemann, Hanna Hofmann, Seani Love, Irmena Chichikova, Rainer Steffen, Georgi Naldzhiev, Dirk Lange

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Termine:

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Aggregat

Ein Film von Marie Wilke. 

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Wie mani­fes­tiert sich „Demokratie“ im öffent­li­chen Diskurs? Und wie kom­mu­ni­zie­ren wir eigent­lich mit­ein­an­der über unser poli­ti­sches System? Fragmente aus einem Land im Umbruch: Politiker üben in einem Workshop kör­per­li­che und sprach­li­che Abwehrtaktiken. In einer Redaktionskonferenz der BILD-Zeitung geht es um syri­sche Straftäter und Kaffeefahrten. Eine Kunstführung im Reichstag beschäf­tigt sich mit der Skulptur „Tisch mit Aggregat“ von Joseph Beuys. Ein Fernsehbeitrag des MDR über Rechtspopulismus wird geschnit­ten. Eine Menge ruft: Volksverräter. Lügenpresse. Lokalpolitiker müs­sen damit umge­hen. AGGREGAT ist kei­ne Erzählung. Der Film ist eine Sammlung aus Bildern, Eindrücken und Bruchstücken der poli­ti­schen und media­len Gegenwart der deut­schen Demokratie.

Der Film prä­sen­tiert und bil­det ab, er urteilt nicht. Dieser Ansatz ist für den Zuschauer durch­aus her­aus­for­dernd, denn: Er nimmt dem Betrachter das Denken nicht ab son­dern for­dert ihn auf, sich selbst eine Meinung zu bil­den. Wilke spricht in die­sem Zusammenhang sehr tref­fend von der „Mündigkeit des Zuschauers“, also vom Vermögen des Menschen zur Selbstbestimmung und Eigenverantwortung.“ Björn Schneider | programmkino.de

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Credits:
DE 2018, 92 Min.
Regie, Buch: Marie Wilke
Kamera: Alexander Gheorghiu
Schnitt: Jan Soldat, Marie Wilke

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Termine:

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Matangi / Maya / M.I.A.

Ein Film von Stephen Loveridge.

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Von Bürgerkriegs- und Migrationserfahrungen bis zum Aufstieg zum kon­tro­ver­sen Star − „Matangi / Maya / M.I.A.“ zeich­net mit viel von ihr selbst gedreh­tem Videomaterial dem Leben der Pop-Rap-Ikone M.I.A. nach. Mathangi „Maya“ Arulpragasam ist das Kind des Begründers der tami­li­schen Unabhängigkeitsbewegung Tamil Tigers. Als sie neun Jahre alt ist, flieht ihre Mutter mit ihren Töchtern nach London. Als Filmstudentin kehrt sie nach Sri Lanka zurück. Ihre Erfahrungen mit dem Regime dort prä­gen ihre künst­le­ri­sche und poli­ti­sche Haltung.

Sie beginnt Musik zu machen und ent­wi­ckelt eine Culture-Clash-Ästhetik, die zu inter­na­tio­na­lem Erfolg führt. Doch ihre Parteinahme für die welt­weit als Terroristen gel­ten­den tami­li­schen Rebellen, gegen Rassismus, ihr rebel­li­sche Attitüde und die oft har­ten Musikclips sto­ßen bei Medien, Politik und Öffentlichkeit auf har­sche Kritik. Viele unter­stel­len ihr, das Engagement nur für Ihre Karriere vor­zu­täu­schen, ande­re kri­ti­sie­ren ihren Lebensstil, der inzwi­schen nichts mehr von einem Underdog-Leben hat.

Anhand von Archivmaterial aus 22 Jahren und mit zusätz­li­chen eige­nen Interviews zeigt ihr ehe­ma­li­ger Mitstudent Steve Loveridge, wie M.I.A. Popmusik als poli­ti­sches Sprachrohr nutzt und sich dadurch angreif­bar macht. Matangi / Maya / M.I.A. ist dabei so, wie die gran­dio­se Selbstdarstellerin sich in der Öffentlichkeit zeigt: laut, grell­bunt, rasant, unbe­re­chen­bar. Alle Aufreger ihrer Karriere (der Mittelfinger beim Super-Bowl, die Fernsehauftritte) sind natür­lich mit drin, aber auch viel Privates, Ungefiltertes.

In die­sem frag­men­ta­ri­schen Dokumentarfilm kommt MIA als impu­siv, lie­bens­wert, unge­zo­gen und unbe­dingt lie­bens­wert her­über.“ Cath Clarke | The Guardian

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Credits:
US/GB 2018, 100 Min., engl., tamil OmU
Regie: Stephen Loveridge
Kamera: Graham Boonzaaier, Catherine Goldschmidt, Matt Wainwright
Schnitt: Marina Katz, Gabriel Rhodes
mit: Maya Arulpragasam

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Termine:

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Ex Libris – The Public Library von New York

Ein Film von Frederick Wiseman.

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Wer sich vor­stel­len kann, beim Schauen end­lo­ser Bücherreihen in stil­voll ein­ge­rich­te­ten hohen Hallen, Lesungen bekann­ter Persönlichkeiten wie Patty Smith oder Elvis Costello (groß­ar­tig: die Performance sei­nes Vaters!), Diskussionen um Marketingmaßnahmen und Bücherneuankäufe, absur­de Callcenter-Gespräche und Jobberatung und Nachhilfeunterricht in Nebenstellen und ähn­li­ches als Vergnügen zu betrach­ten, ist hier rich­tig. Die titel­ge­ben­de PUBLIC LIBRARY ist ein pri­va­tes, städ­tisch geför­der­tes Kulturgroßunternehmen mit 88 Filialen und vier Forschungsbibliotheken. Wie fast immer bei Wiseman in den letz­ten Jahren hat sein „Institutionenportrait“ ein wohl­wol­len­des, kein vor­der­grün­dig kri­ti­sches Anliegen. Das her­aus­zu­fil­tern, liegt, nun, im Auge des Betrachters.

Aber vor allem kann ich Christoph Petersons Begeisterung auf filmstarts.de fol­gen: „Nach dem Kinobesuch will man Bibliothekar, Feuerwehrmann und Gebärdendolmetscher wer­den, man will sich tie­fer­ge­hend mit der Verteilung jüdi­scher Delikatessengeschäfte in den 1930ern und der Herkunft von Einhörnern beschäf­ti­gen, man will sich für den digi­ta­len Zugang und die digi­ta­le Kompetenz auch der Ärmeren und Älteren ein­set­zen – und vor allem will man wie­der an die geleb­te Demokratie glau­ben, die vor allem dann in all ihrer Pracht auf­zu­blü­hen scheint, wenn wie in den Bibliotheken New Yorks Menschen aller Ethnien, Bildungsschichten und Vermögensverhältnisse auf der Suche nach Wissen und Fortschritt zusam­men­kom­men. Ein zutiefst fas­zi­nie­ren­des und vor allem ein zutiefst mensch­li­ches Meisterwerk.“

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Credits:
USA 2017, 206 Min., engl. OmU,
Regie, Buch, Schnitt: Frederick Wiseman

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Termine:

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Der Essayfilm – sichtbares Denken

Vorträge, Gespräche & Filmvorführungen in der Denkerei und im fsk Kino in Berlin,

19. – 21. Oktober

Die Veranstaltung „Der Essayfilm – sicht­ba­res Denken“ wid­met sich dem Essayfilm als expe­ri­men­tel­ler Filmform zwi­schen Spiel- und Dokumentarfilm – jeder Abend geht mit einer Projektion im fsk Kino zu Ende. Nähere Informationen zu den Vorträgen & Gesprächen in der Denkerei fin­den sich unter:

https://denkerei-berlin.de/kalender/?id=1284

Filmprogramm:

VOR ALLER AUGEN (19.10.)

Wachen und Warten im unsicht­ba­ren Bildernetz – VOR ALLER AUGEN ist eine bahn­bre­chen­de Studie zu frü­hen visu­el­len Kulturen der Kontrollgesellschaft. 40 Kameras einer Videoüberwachungsanlage beob­ach­ten das Geschehen in den Innen- und Außenräumen des Berliner ICC.

Im Anschluss fin­det ein Gespräch zwi­schen dem Regisseur Heiner Mühlenbrock und der Filmkritikerin Anke Sternborg statt. 

LANGE FILMNACHT: EIN BEST OF DES ESSAY FILM FESTIVALS, LONDON (20.10.)

THE IMAGED YOU MISSED ist ein Film im Film: Der Amerikaner Arthur MacCaig war über 30 Jahre lang fil­mi­scher Chronist des Bürgerkriegs in Nordirland. Sein Sohn, der iri­sche Regisseur Donal Foreman, hat die Geschichte des Vaters in Bildern rekonstruiert. 

Mark Rappaport ist ein Pionier des boo­men­den Genres „Visuelle Filmkritik“. Wir zei­gen drei sei­ner letz­ten Videocollagen: JOHN GARFIELD ist ein Tribut an den jüdi­schen US-ame­ri­ka­ni­schen Schauspieler John Garfield, „an out­si­der with a poli­ti­cal per­spec­ti­ve“. OUR STARS wid­met sich dem Thema Begehren im Starsystem Hollywood. SERGEI/SIR GAY spe­ku­liert über die laten­te Homosexualität Sergej Eisensteins aus der Perspektive eines fik­ti­ven, spie­le­ri­schen Ichs. 

Die „Lange Filmnacht“ wird von Michael Temple, Direktor des The Essay Film Festival, London, präsentiert. 

FRÜHE VIDEOARBEITEN VON JEAN-LUC GODARD: 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION (21.10.)

Mit Six fois deux hat Godard sechs­mal zwi­schen den Bildern und Tönen die Fluchtlinie schöp­fe­ri­schen Handelns auf­blit­zen las­sen, und mit ihr hat er das Fernsehen ent­führt.“ (Gilles Deleuze)

Zusammen mit Anne-Marie Miéville grün­de­te Jean-Luc Godard Anfang der sieb­zi­ger Jahre in Grenoble die Videogesellschaft „Sonimage“. Unter dem Eindruck der tech­ni­schen Möglichkeiten des Videoformats ent­ste­hen zahl­rei­che Filmprojekte, die anstel­le des Kinos das Fernsehen adres­sie­ren. Die expe­ri­men­tell ange­leg­te Serienproduktion „Six fois deux [sur et sous la com­mu­ni­ca­ti­on]“ (R: Godard/Miéville, 1976, 610 Min.) skiz­ziert for­mal und inhalt­lich neue Wege, das Fernsehen als dis­kur­si­ves Medium zu etablieren.

Gezeigt wer­den die Episoden „Photos et cie“ und „Marcel“ sowie Ausschnitte aus einem Interview, das Wilfried Reichart Ende November 1976 mit Godard in Grenoble führ­te. Der Vorführung geht eine Einführung von Wilfried Reichart und Thomas Helbig voraus.

Fr., 19.10., 19:30 Uhr – 21:30

VOR ALLER AUGEN
BRD, 198290, 60 Min., Regie: Heiner Mühlenbrock 

Sa., 20.10., 21:00 Uhr

THE IMAGED YOU MISSED
Irland/FR/USA 2108, 74 Min., Regie: Donal Foreman
Englisch/Französisch mit eng­li­schen Untertiteln

JOHN GARFIELD
USA/FR, 2002, 9 Min., Regie: Mark Rappaport

OUR STARS
USA/FR, 2015, 27 Min., Regie: Mark Rappaport

SERGEI/SIR GAY
USA/FR, 2017, 36 Min., Regie: Mark Rappaport

Englische Originalfassungen

So., 21.10., 21:00 Uhr

PHOTO & CIE
Episode aus der TV-Serie 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION, FR, 1976, 46 Min., Regie: Jean-Luc Godard et Anne-Marie Miéville

MARCEL
Episode aus der TV-Serie 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION, FR, 1976, 55 Min., Regie: Jean-Luc Godard et Anne-Marie Miéville

Deutsche Synchronfassungen

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Berlin Excelsior

Ein Film von Erik Lemke.

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Der anony­me Berliner Stahlbetonbau Excelsior ist für vie­le sei­ner Bewohner nur Zwischenhalt. Sehr bald schon soll das Leben bes­ser wer­den und jeder hilft sich auf sei­ne Art: Mit „Invisible Make-up” will der 49-Jährige Michael an frü­he­re Erfolge als Escort-Boy anknüp­fen. Claudias Zeit als Tänzerin ist zwar vor­bei, neue Fotos sol­len ihr jedoch den Weg zurück auf die Bühne ebnen. Norman will mit sei­nem Start-Up „ChangeU” ande­ren Menschen zum Glück ver­hel­fen, und sich selbst zu einem schi­cken Sportwagen. Kaum einem gelingt es, sich den Reizen der Erfolgsgesellschaft zu entziehen.

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Credits:
DE 2017, 87 Minuten,
Regie/Schnitt: Erik Lemke
Buch: Erik Lemke & André Krummel
Bildgestaltung: André Krummel 

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Termine:

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BERLIN EXCELSIOR – Trailer (HD)

The Guilty

Ein Film von Gustav Möller.

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Asger Holm ist nicht für den Innendienst geschaf­fen, beson­ders nicht für die Notrufzentrale, wo etwas Einfühlungvermögen gefragt ist, Eigeninitiative hin­ge­gen nicht. Ein nicht näher erläu­ter­te Vorfall bei einem Einsatz hat den Polizist hier hin­ge­bracht, am nächs­ten Tag ist die Verhandlung und dann ist, so es sein soll, die­se Strafversetzung Geschichte. Seine Laune bes­sert das nicht. Als jedoch kurz vor Dienstende ein Anruf her­ein­kommt, der bei ihm einen inves­ti­ga­ti­ven Nerv trifft, reagiert er wie elek­tri­siert. Iben, eine von ihrem eige­nen Mann im Auto ent­führ­te Frau hat es trick­reich geschafft, die Notrufzentrale, und damit Asger, zu errei­chen. Jetzt muss vor­sich­tig und geschickt vor­ge­gan­gen wer­den, um das Fahrzeug zu orten, ihre Kinder, die offen­sicht­lich unbe­auf­sich­tigt zuhau­se sind, in Sicherheit zu brin­gen und Iben zu ret­ten. Gegen aus­drück­li­che Ansagen von Vorgesetzten mischt Asger sich per Telefon eigen­mäch­tig immer wei­ter in den Fall ein. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, aber ist alles so, wie Asger es sich vorstellt?
Der Thriller mit dem über­sicht­li­chem Setting, 2 Zimmer, das Telefon und der Polizist, ist Kopfkino im bes­ten Sinne: alles Geschehen aus­ser­halb die­ser Räume spielt sich nur vor dem inne­ren Auge der Zuschauer ab. Mit Bildern und Sequenzen, die im Film gar nicht vor­kom­men, wird ein eige­ner Film geschaf­fen – und damit sind wir gar nicht so weit weg von Asgers Überblick.

… der Film [schafft es] über einen lan­gen Zeitraum, die gesam­te Bandbreite der Emotionen zu ver­mit­teln und zugleich einen Diskursraum über Schuld und Vergebung und die Brüchigkeit des­sen, was wir als Wahrheit anneh­men, zu ver­mit­teln.“ Joachim Kurz | kino-zeit.de

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Credits:
Den skyl­di­ge
Dänemark 2017, 85 Min., dän. OmU
Regie: Gustav Möller
Kamera:Jasper J. Spanning
Schnitt: Carla Luff
mit: Jakob Cedergren

Termine:

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Sandmädchen

Ein Film von Mark Michel.

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Veronika Raila ist Autistin und hat mehr­fach kör­per­lich schwe­re Behinderungen. Sie kann weder lau­fen noch spre­chen und doch wur­de ein Weg gefun­den, sich zu ver­stän­di­gen, Kommunikation ist seit­dem durch die Tastatur eines Computers mög­lich. Ihre Mutter steht neben ihrem Bett und stützt Veronikas Hand beim Schreiben. Als Kind attes­tier­ten ihr ihre Ärzte einen IQ von null. Es gab noch kei­ne Möglichkeit, zu kom­mu­ni­zie­ren. Doch im Laufe ihrer Entwicklung besuch­te sie bald das Gymnasium und stu­dier­te letzt­lich Literatur und Theologie. Inzwischen ver­fasst sie zumeist poe­ti­sche essay­is­ti­sche Texte, äußert ihre Gedanken und Gefühle, die von gro­ßer Sensibilität zeu­gen. Mark Michel, der mit Veronika zusam­men die­sen Film gemacht hat, beschreibt in einer adäqua­ten, bis­wei­len durch­aus meta­pho­ri­schen und asso­zia­ti­ven Form, ihr all­täg­li­ches und intel­lek­tu­el­les Leben. Auf die­se Art ver­su­chen bei­de, der Gesamtheit Veronikas Lebens gerecht zu werden.

Ich habe nur das Schreiben um mich mit­zu­tei­len, das Schreiben um mei­ne Gefühle und Gedanken aus­zu­drü­cken. Das Schreiben ist mei­ne Verbindung zur Außenwelt – hät­te ich die­ses Schreiben nicht wür­de ich in der Tiefe eines ver­ges­se­nen Brunnens sitzen.“
(Veronika Raila)
„Der Wind des Lebens formt mei­ne Körnchen immer wie­der neu.“ (Veronika Raila)

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Credits:
D 2017, 84 Min.
Buch: Mark Michel & Veronika Raila
Regie: Mark Michel
Kamera: Ines Thomsen
Schnitt: Andreas Baltschun, Mark Michel, Ed van Megen

Termine:

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Trailer: