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Justine

Ein Film von Jamie Patterson. 

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Justine (Tallulah Haddon) ist eine jun­ge Frau mit einer aus­ge­präg­ten Intelligenz, aber einem eben­so star­ken Hang zur Selbstzerstörung. Zusammen mit ihrem ein­zi­gen Freund Peach (Xavien Russell) fin­det sie sich in einer Welt wie­der, die wenig Sinn ergibt und in der Alkohol der ein­zi­ge Ausweg aus ihrer hoff­nungs­lo­sen Zukunft ist. Ihre Bewährungshelferin Leanne (Sian Reese-Williams) und ihr Arzt (Steve Oram) ver­su­chen, sie zurück in die Gesellschaft zu füh­ren. Doch Justine weiß nur zu gut, was die­se Gesellschaft für sie bereithält…

Eines Tages lernt sie bei einem Ladendiebstahl Rachel (Sophie Reid) ken­nen, und die Möglichkeit von Glück, Liebe und einer hel­len Zukunft beginnt sich abzu­zeich­nen. Doch ihr Schmerz sitzt tief, und als die Dämonen in ihrem Inneren an die Oberfläche kom­men, beginnt sich Justine zu fra­gen, ob sie sich das Konzept Hoffnung über­haupt erlau­ben kann.

Credits:

GB 2020, 82 Min., engl. OmU
Regie: Jamie Patterson
Kamera: Paul O’Callaghan
Schnitt: David Fricker
mit: Tallulah Rose Haddon, Sophie Reid, Sian Reese-Williams

Trailer:
JUSTINE Official Trailer (2021) Sian Reese Williams
im Kino mit deut­schen Untertiteln
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Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger

Ein Film von Frank Wierke. 

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Michael Krüger gilt als einer der bedeu­tends­ten Verleger und Literaturvermittler in Deut-schland und welt­weit – aber vor allem ist er Dichter. Wir sind ver­ab­re­det in den inof­fi­zi­el­len Bereichen, wo sich sei­ne Gedichte und ein unkon­ven­tio­nel­les, schick­sal­haf­tes Leben berüh­ren.
„Wie ein Gedicht wirk­lich ent­steht? Wenn man es wüss­te, wür­den kei­ne Gedichte mehr ent­ste­hen. Das ist für mich ganz klar.“ (Michael Krüger)
Unvoreingenommen folgt der Filmemacher Frank Wierke den Gedankengängen Michael Krügers bei ihren Verabredungen – von Krügers letz­tem Monat im Verlag bis in die Zeit, in der eine lebens­be­droh­li­che Erkrankung tie­fe Fragen auf­wirft. In der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, im Garten bei den ver­trau­ten Bäumen und auf sei­nen täg­li­chen Wegen sind es oft die gegen­wär­ti­gen Momente, in denen sich Michael Krügers Gedanken über das Leben ent­wi­ckeln.
Mit den Verabredungen mit einem Dichter gelingt Frank Wierke ein leicht­fü­ßi­ger Spaziergang durch das Leben und Denken eines gro­ßen Intellektuellen unse­rer Zeit.
„Michael Krügers Karriere begann 1968, als der damals 25-Jährige eine Stelle als Verlagslektor beim Carl Hanser Verlag antrat. 1986 wur­de er lite­ra­ri­scher Leiter des Verlages; 1995 über­nahm er die Geschäftsführung. Geschrieben hat­te er wäh­rend die­ser Zeit immer. Pausenlos. 1976 erschien sein Debüt, der Gedichtband „Reginapoly“, 1984 folg­te, nach eini­gen wei­te­ren Lyrikbänden, das ers­te Prosastück „Was tun? Eine alt­mo­di­sche Geschichte“. Mit „Der Mann im Turm“ erschien 1991 im Residenz Verlag Krügers ers­ter Roman. Ein uner­müd­li­cher Literaturarbeiter, der, so scheint es, vie­le Jahrzehnte lang vom Lesen ins Schreiben fiel und umge­kehrt. Was bewegt einen sol­chen Menschen, was treibt ihn um? Wo tun sich Erschöpfungsgrenzen auf? Gibt es sol­che über­haupt? Unter ande­rem die­sen Fragen geht der Regisseur Frank Wierke in sei­nem Dokumentarfilm Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger nach.“ Lesering
DE 2022, 91 Min., Regie, Kamera & Schnitt: Frank Wierke

Credits:

DE 2022, 91 Min.,
Regie, Kamera und Schnitt: Frank Wierke

Trailer:
VERABREDUNGEN MIT EINEM DICHTERMICHAEL KRÜGER – Offizieller Trailer
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Mutter

Ein Film von Carolin Schmitz. 

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Bei der Premiere von „Mutter“ beim Filmfest München konn­te ich erle­ben, welch unter­schied­li­che per­sön­li­che Rezeptionen vie­le Filme ermög­li­chen, so auch die­ser. Während bei der anschlie­ßen­den Diskussion eine Zuschauerin recht bald fest­stell­te, dass das dar­ge­stell­te Mutterbild durch­weg sehr nega­tiv sei, ver­tra­ten ande­re sofort eine gegen­tei­li­ge Meinung. Spricht das für die Offenheit des Films, der ver­schie­de­ne Sichtweisen erlaubt, oder gewin­nen eige­ne Erfahrungen, wenn sie mit dem Kunstprodukt abge­gli­chen wer­den, stets die Oberhand?
15 Frauen haben Carolin Schmitz ihre Geschichten erzählt. Acht davon hören wir im Film offen und frei über Mutterschaft, Sex, Männer, Familie oder Beruf spre­chen, anony­mi­siert sozu­sa­gen durch Anke Engelke, die uns dabei durch mehr oder weni­ger all­täg­li­che Szenen führt.
„Einmal sitzt die Schauspielerin, die hier erfreu­li­cher­wei­se nichts von ihrem Image als Komikerin ein­flie­ßen lässt, auf einem Sofa, als sie den Text der Frauen „spricht“. Plötzlich greift ein Regisseur ein, wir sehen eine Bühne. Das ist nicht die ein­zi­ge Verfremdung, die klar macht: Hier geht es nicht um Anke Engelke. Aber auch nicht allein um die Einzelschicksale der acht Interviewten. Dadurch, dass die Geschichten der acht Frauen so intim und indi­vi­du­ell sind, wer­den sie anschluss­fä­hig für die Erfahrungen aller Mütter. … Manchmal kann man die inein­an­der ver­schach­tel­ten Stimmen der ein­zel­nen Mütter gut aus­ein­an­der­hal­ten, in ande­ren Momenten gelingt dies weni­ger. Aber das macht nichts. Denn der Film lädt das Publikum ein, sich trei­ben zu las­sen und sich ein Gesamtbild der Mutterschaft zusam­men zu puz­zeln, gera­de auch mit ihren tabui­sier­ten Teilen.“
Peter Gutting | film-rezensionen.de

Credits:

DE 2022, 88 Min., deut­sche OmeU
Regie & Buch: Carolin Schmitz
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Stefan Oliveira-Pita, Annett Kiener
mit: Anke Engelke

Trailer:
MUTTER von Carolin Schmitz mit Anke Engelke // Trailer
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Liebe, D‑Mark und Tod

Ein Film von Cem Kaya.

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Mit den Menschen brach­te das Anwerbeabkommen mit der Türkei 1961 auch die Musik der Gastarbeiter*innen nach Deutschland. Cem Kayas dich­ter Dokumentarfilmessay ist eine Nachhilfestunde in tür­kisch-deut­scher Zeitgeschichte: Fließbandjobs, Heimweh und Familiennachzug, der Basar im Berliner Hochbahnhof Bülowstraße, Xenophobie und Rassismus, die weh­mü­ti­gen Lieder der frü­hen Jahre und der Hiphop der Nachwendezeit. Von all dem erzäh­len die Musiker*innen, begin­nend mit Metin Türköz und Yüksel Özkasap über die psy­che­de­li­schen Derdiyoklar bis zum Rapper Muhabbet, der in den Charts stand. Ihre Musik ent­wi­ckel­te sich fern­ab von der deut­scher Bands, immer getra­gen von der tür­ki­schen Gemeinschaft und deren Bedürfnissen. Es geht um Radio Yilmaz, diver­se Musikkassettenlabels, das deut­sche Exil des Protestrockers Cem Karaca und um Hochzeitsbands, die auch auf Kurdisch und Arabisch sin­gen, um den Markt zu bedie­nen.
Umfangreiche Archivrecherche und das Interesse an tür­ki­scher Populärkultur sind wie­der­keh­ren­de Themen in Cem Kayas Werk. Mit Aşk, Mark ve Ölüm schafft er ein rhyth­misch und leben­dig erzähl­tes, fil­mi­sches Nachschlagewerk der tür­ki­schen Musik in Deutschland.

Credits:

Aşk, Mark ve Ölüm
DE 2022, 96 Min., Türkisch, Deutsch, Englisch OmU
Regie: Cem Kaya
Buch Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay
Koautor*in Ufuk Cam
Kamera: Cem Kaya, Mahmoud Belakhel, Julius Dommer, Christian Kochmann
Schnitt: Cem Kaya
mit İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Cem Karaca, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat Yarsaloğlu, Hatay Engin, Yasin Kıran, Aytaç Kıran, Serdar Saydan, Serkan Kaynarcalı, Rüştü Elmas, Mustafa Deniz, Oktay Vural, Orhan Amuroğlu, Ümit Gücüyener, Sultan Korkmaz, Bekir Karaoğlan, Ümit Çağlar, Ali Ekber Aydoğan, Killa Hakan, Kabus Kerim, Derya Yıldırım, Tümay Koyuncuoğlu, Rossi Pennino, Kutlu Yurtseven, Erci E., Alper Ağa, Boe B., Tahir Çevik, Volkan Türeli, Nellie, Muhabbet, Aziza A., İmran Ayata, Bülent Kullukcu, Ibrahim Ertalay, Ilkay Kökel, Mehmet Yozgut

Trailer:
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Hive

Ein Film von Blerta Basholli.

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Der Krieg im Kosovo ist vor­über, und vie­le der Männer kehr­ten nicht zurück. Im Dorf müs­sen jetzt die Alten, die Frauen, ihre Kinder und weni­ge arbeits­fä­hi­ge Männer neben der Ungewiss auch mit der pre­kä­ren Lage zurecht­kom­men. Mehr schlecht als recht schafft es Fahrije, mit der kläg­li­chen Unterstützung, Sohn, Tochter, Schwiegervater und sich selbst durch­zu­brin­gen, der Ertrag vom Bienenstock ihres Ehemannes hilft wenig. Aber sie weiß, was sie kann: Ajvar, eine Paprikazubereitung, her­stel­len, und so wird eine Großküche in der Imkerei ein­ge­rich­tet. Kontakte zu Supermärkten in der Gegend her­stel­len ist die eine, die Ware dort zuzu­stel­len die ande­re Hürde. Fahrjie beschließt, den Führerschein zu machen. Das ist zu viel für die, vor­sich­tig gesagt, patri­ar­chal gepräg­te Gemeinde. Selbständig arbei­ten zu wol­len war schon eine Zumutung, aber Auto fah­ren … da fliegt auch schon mal ein Stein durch die Scheibe. Andere Frauen, die in der glei­chen Situation ste­cken, war­nen sie, aber, was bleibt ihnen eigent­lich zu tun übrig? Das Ende wird jetzt nicht ver­ra­ten, nur soviel: die Geschichte hat so bzw. so ähn­lich statt­ge­fun­den, und die rea­le Farhije sag­te nach Sichtung des Filmes: „Ich habe so viel mehr gelit­ten, aber ich den­ke, Sie haben die Dinge sehr gut zusam­men­ge­fasst.“ zu Regisseurin Blerta Basholli. Die kehr­te nach ihrem Studium an der New York University 2011 in ihre Heimat zurück, und ist inzwi­schen Kulturdirektorin in Pristina.

… [Sie] erzählt sozi­al­rea­lis­tisch aus dem Leben die­ser Frau und ihres Umfelds, das vom Feminismus ver­ges­sen wor­den zu sein scheint. Doch rutscht sie nie­mals ins Melodram, viel­mehr rückt sie die ver­hee­ren­de Zerstörung eines gan­zen sozia­len Gefüges in den Fokus ihres Films und die immense gemein­schaft­li­che Anstrengung, derer es bedarf, um nach einem sol­chen kol­lek­ti­ven und per­sön­li­chen Trauma wei­ter­zu­ma­chen.“
Sofia Glasl | Filmdienst

Credits:

XK, CH, AL, MK 2021, 84 Min., alba­ni­sche OmU
Buch & Regie: Blerta Basholli
Kamera: Alex Bloom
Schnitt: Félix Sandri, Enis Saraçimit: Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi, Kumrije Hoxha, Adriana Matoshi

Trailer:
HIVE | offi­zi­el­ler deut­scher Trailer | OmU
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Komm mit mir in das Cinema – Die Gregors

Ein Film von Alice Agneskirchner.

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Der Titel zitiert Else Lasker-Schülers gleich­na­mi­ges Gedicht: Im Cinema fin­de man, „was ein­mal war: Die Liebe!“, schreibt die Dichterin dar­in im Jahr 1937. Zwei Jahrzehnte spä­ter hat die Liebe zum Kino zwei Menschen zusam­men­ge­bracht, die die Filmgeschichte Nachkriegsdeutschlands – umfas­send ver­stan­den als Geschichte auch des Filmabspiels und des Diskurses über Film – auf bedeu­ten­de Weise erwei­tert, heu­te wür­de man sagen, diver­ser gemacht haben: Erika und Ulrich Gregor.
Alice Agneskirchners Dokumentarfilm nähert sich den Gründer*innen des Kinos Arsenal und des Internationalen Forum des Jungen Films über ver­schie­de­ne Pfade: zum einen über die beweg­te Lebensgeschichte des seit über 60 Jahren ver­hei­ra­te­ten Paars, zum ande­ren über pro­mi­nen­te Wegbegleiter*innen wie Jutta Brückner, Wim Wenders und Jim Jarmusch. Zentral sind aber auch die Filme, die den Gregors beson­ders am Herzen lie­gen, für die sie sich ein­ge­setzt haben: So gibt es Wiederbegegnungen der Gregors mit Claude Lanzmanns Shoah, István Szabós Apa oder Helke Sanders Die all­sei­tig redu­zier­te Persönlichkeit – Redupers. Ein Film nicht nur über die Liebe und das Kino, son­dern auch über ein Stück bun­des­re­pu­bli­ka­ni­scher Zeitgeschichte.

Credits:

DE 2021, 155 Min.
Regie & Buch: Alice Agneskirchner
Kamera: Jan Kerhart
Schnitt: Silke Botsch
mit Erika Gregor, Ulrich Gregor

Trailer:
KOMM MIT MIR IN DAS CINEMADIE GREGORS – Offizieller Trailer
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Das Glücksrad – Wheel of fortune and fantasy

Ein Film von Ryusuke Hamaguchi.

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Ryūsuke Hamaguchis zwei letz­te Filme lie­fen hin­ter­ein­an­der im Wettbewerb zwei­er A‑Festivals, und bei­de wur­den aus­ge­zeich­net. Oscar-Gewinner „Drive my Car“, der in Cannes 2021 u.a. den Drehbuchpreis gewann, star­te­te letz­ten November erfolg­reich auch bei uns im Kino. Jetzt legen wir mit dem „Großen Jurypreis“ der Berlinale, „Wheel of Fortune and Fantasy“ bzw.“Das Glücksrad“ nach. War ers­te­rer geprägt von sei­ner Vorlage, einer Murakami-Kurzgeschichte, merkt man dem „Glücksrad“ die Nähe zu Rohmers luf­tig-tie­fem „Rendezvous in Paris“ an, den der Regisseur als Referenz angibt, und dabei mehr als nur die Aufteilung in drei Episoden meint.
Der Zufall spielt dies­mal eine gro­ße Rolle, sei es eine Begegnung, ein Missverständnis oder nur eine falsch gesen­de­te Mail. Filigrane amou­rö­se Gebilde sind alle drei Geschichten, sie fügen sich zu anrüh­ren­den oder auf­re­gen­den, uni­ver­sal ver­ständ­li­chen Momenten für die Protagonistinnen zusam­men.
Zunächst schwärmt Meikos Freundin Tsugumi von einer tol­len Nacht mit einem tol­len Mann, bis Meiko erkennt, dass es sich dabei um ihren Ex-Liebhaber han­delt, mit dem sie noch nicht abge­schlos­sen hat. In der nächs­ten, gleich tra­gi­schen wie lus­ti­gen Episode will die Studentin Nao ihrem Hochschulprofessor Tsugumi eine Verführungsfalle stel­len. Zum Schluss trifft Nana nach einem völ­lig ver­patz­ten Klassentreffen ihre Jugendliebe Moka doch noch wie­der. Die bei­den Frauen ver­brin­gen einen wun­der­ba­ren, ver­trau­ten Nachmittag mit­ein­an­der – doch ist es wirk­lich Moka?
„Ich weiß nicht, wie man die­sen Film nicht lie­ben kann.“ Robert Ide | Tagesspiegel

Credits:

JP 2021, 121 Min., jap. OmU
Regie & Schnitt: Ryusuke Hamaguchi
Kamera: Yukiko Iioka
mit:
Kotone Furukawa, Kiyohiko Shibukawa, Katsuki Mori, Fusako Urabe, Aoba Kawai, Ayumu Nakajima, Hyunri, Shouma Kai

Trailer:
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Alle reden übers Wetter

Ein Film von Annika Pinske. 

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Stadt / Land, Ost / West, Mann / Frau – für Clara für gibt es vie­le Identitätsfragen. Die wich­tigs­te jedoch heißt: was ist der Preis, den die Philosophiedoktorandin für den Bildungsaufstieg bezah­len muss? Als sie zum 60sten Geburtstag ihrer Mutter in ihre meck­len­bur­gi­sche Heimat zurück­kehrt, reagie­ren die Verwandten und alten Bekannten ganz ver­schie­den auf sie. Kein ent­spann­ter Umgang erscheint mög­lich.
Clara wird bewusst, wie weit sie sich auf der Suche nach einem selbst­be­stimm­ten, erfolg­rei­chen Leben von ihren Wurzeln ent­fernt hat, und wie sich sich hat ver­än­dern müs­sen, um in ihrem jetz­ti­gen Leben in Berlin mit­zu­hal­ten. Aber auch dort, im aka­de­mi­schen Umfeld, wo auf Feiern Champagner statt Bier gereicht wird, ist sie nicht zuhause.

Der Film han­delt von Heimat und Herkunft und fragt, was man für ein selbst­be­stimm­tes Leben zurück­las­sen muss, beson­ders als Frau. Es geht auch um Mütter und Töchter und ihre Beziehungen, um Frauen in män­ner­do­mi­nier­ten Berufen und den Kampf um Anerkennung.
Der Film beob­ach­tet die Geschlechterhierarchien in den ganz ein­fa­chen all­täg­li­chen Interaktionen der Figuren und zeigt, wie stark wir in der Gesellschaft auf bestimm­te Rollen fest­ge­legt sind und wie schwie­rig es ist, die­sen zuge­wie­se­nen Platz zu ver­las­sen, aus­zu­bre­chen und etwas Neues zu fin­den. Diese Sehnsucht hat mit Trennung und Grenzen zu tun, und es gibt eben­so viel Schmerz wie Verheißung. Ich lie­be die­se Widersprüche im Leben. Sie sind eine Art krea­ti­ver Motor für mich.“ Annika Pinske

Credits:

DE 2022, 89 Min., deut­sche OmeU
Regie & Buch: Annika Pinske
Kamera: Ben Bernhard
Schnitt: Laura Lauzemis
mit Anne Schäfer, Anne-Kathrin Gummich, Judith Hofmann, Marcel Kohler, Max Riemelt, Emma Frieda Brüggler, Thomas Bading, Christine Schorn, Sandra Hüller, Alireza Bayram

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Alle reden übers Wetter (offi­zi­el­ler Trailer)
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Mit 20 wirst du sterben

Ein Film von Amjad Abu Alala.

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Damit der Mensch leben kann, muss der Tod gleich­zei­tig prä­sent und abwe­send sein. Das Gefühl von Sterblichkeit treibt vor­an und erfüllt mit Sinn, begrenz­te Zeit will schließ­lich genutzt wer­den. Doch zu nah darf das Ende nicht erschei­nen, weil es vom Gefühl für Wirkung und Konsequenz des Handelns befreit.“ Dieser Text von Lucas Barwenczik führt in den Film ein. Es gibt schon eini­ge Filme, in denen das Wissen über den Todeszeitpunkt die Folie ist, aber dies ist der ers­te aus suda­ni­scher Sicht und der ers­te des Regisseurs, dabei erst der ach­te Spielfilm aus dem Land ins­ge­samt.
Ein Junge wur­de gebo­ren und soll vom Imam geseg­net wer­den, doch bei sei­nem Zahlentanz bricht der Derwisch mit dem Wort „20“ auf den Lippen tot zusam­men. Für die Gemeinde steht fest: Mit 20 wird der klei­ne Muzamil ster­ben. Was wird aus einem Kind, das ohne Zukunft auf­wächst? Der Vater ver­lässt umge­hend das Land, die Mutter wird immer from­mer, der Junge zwei­felt nicht an der Prophezeiung, muss aber viel Häme ertra­gen und wird oft geschnit­ten. Als Heranwachsender lernt er jedoch Sulaiman ken­nen, einen alten Rebellen, der von reli­giö­sen Vorhersagen wenig hält.
Mit 20 wirst du ster­ben ist fas­zi­nie­rend in sei­nen Bildkompositionen, den war­men Farben, den Aufnahmen, in denen das Innere in Muzamils Haus mit den traum­haf­ten Sequenzen der kegel­för­mi­gen Heiligtümer kon­tras­tiert. Der in Venedig preis­ge­krön­te Film ist geprägt von der sorg­fäl­ti­gen und wohl­wol­len­den Beobachtung des Lebens im Dorf zwi­schen blau­em und wei­ßem Nil.
„Er [der Film] zeigt, wie sehr ein star­ker Glaube das Leben der Menschen beein­flus­sen und wie er poli­tisch genutzt wer­den kann. Die suda­ne­si­sche Regierung von Omar el-Beshir benutz­te den Islam, um das Volk zum Schweigen zu brin­gen. Wenn jemand den Satz «Gott sagt» aus­spricht, wer­den alle still. Mein Film ist eine Einladung, sich davon frei zu machen.“ Amjad Abu Alala
Filmgespräch mit dem Produzenten am 28.8. 20Uhr

Credits:

SD 2019, 105 Min., OmU
Regie: Amjad Abu Alala
Schnitt: Heba Othman
Kamera: Sébastien Goepfert
mit: Mustafa Shehata, Islam Mubarak, Mahmoud Elsaraj, Bunna Khalid

Trailer:
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Der perfekte Chef

Ein Film von Fernando León de Aranoa.

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Einst war er Santa, ein groß­mäu­li­ger Arbeitsloser unter vie­len – Javier Bardem gibt ihn in Fernando León de Aranoas Debut Montags in der Sonne, das mit viel Sinn für Humor und Solidarität unter den gesell­schaft­lich Benachteiligten zum gro­ßen Überraschungserfolg avan­cier­te. 20 Jahre spä­ter ist er bei de Aranoa nicht mehr der Underdog, son­dern ganz oben ange­langt. Bardem spielt Julio, den patri­ar­cha­len Chef einer Waagenfabrik, mit eben soviel Verve wie vor zwei Jahrzehnten Santa.
Julio Blanco hat die Fabrik von sei­nem Vater geerbt und will sie einer­seits zeit­ge­mäß fort­füh­ren. Alle Mitarbeiter über­neh­men Verantwortung, heißt es bei ihm. Alle sind auf Augenhöhe und eine gro­ße glück­li­che Familie und noch mehr Humbug, der jeg­li­chen Zusammenhalt und Mitbestimmungswunsch der Untergebenen unter­bin­den soll. Auf der ande­ren Seite mischt er sich, ganz Firmen-Papa, unge­fragt in die pri­va­ten Angelegenheiten sei­ner Angestellten ein und über­schrei­tet auch sonst man­che mora­li­sche Grenze. Als ein Angestellter sich mit sei­ner – natür­lich unaus­weich­li­chen – Entlassung nicht abfin­det, und ein Protestcamp vor dem Firmentor auf­schlägt, scheint das dem Firmenoberhaupt aus der Balance zu brin­gen. Er war­tet gera­de sehn­süch­tig auf den unan­ge­mel­de­ten Besuch der Jury, die den begehr­ten Preis der Regierung für exzel­len­te Unternehmensführung ver­gibt. Die Auszeichnung soll der Höhepunkt sei­nes Schaffens wer­den, und da ist der irrer Querulant vor der Tür, der auch noch vol­les Medieninteresse erlangt, äußerst unwill­kom­men.
„Der alte Klassenkampf löst sich auf in einen Nebel aus Metaphern über das Boot, in dem man sit­ze. Diesen Strukturwandel so raf­fi­niert in die komö­di­an­ti­sche Struktur ein­zu­flech­ten und qua­si unter­zu­schmug­geln, ist das eigent­li­che Verdienst des Films.“ Peter Gutting | kino-zeit.de

Credits:

El buen patrón
ES 2021, 120 Min., span. OmU
Drehbuch und Regie: Fernando León de Aranoa

Schnitt: Vanessa Marimbert
mit: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor, Óscar de la Fuente, Sonia Almarcha
Kamera: Pau Esteve Birba

Trailer:
Der per­fek­te Chef Trailer OmU
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