Justine (Tallulah Haddon) ist eine junge Frau mit einer ausgeprägten Intelligenz, aber einem ebenso starken Hang zur Selbstzerstörung. Zusammen mit ihrem einzigen Freund Peach (Xavien Russell) findet sie sich in einer Welt wieder, die wenig Sinn ergibt und in der Alkohol der einzige Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Zukunft ist. Ihre Bewährungshelferin Leanne (Sian Reese-Williams) und ihr Arzt (Steve Oram) versuchen, sie zurück in die Gesellschaft zu führen. Doch Justine weiß nur zu gut, was diese Gesellschaft für sie bereithält…
Eines Tages lernt sie bei einem Ladendiebstahl Rachel (Sophie Reid) kennen, und die Möglichkeit von Glück, Liebe und einer hellen Zukunft beginnt sich abzuzeichnen. Doch ihr Schmerz sitzt tief, und als die Dämonen in ihrem Inneren an die Oberfläche kommen, beginnt sich Justine zu fragen, ob sie sich das Konzept Hoffnung überhaupt erlauben kann.
Credits:
GB 2020, 82 Min., engl. OmU Regie: Jamie Patterson Kamera: Paul O’Callaghan Schnitt: David Fricker mit: Tallulah Rose Haddon, Sophie Reid, Sian Reese-Williams
Trailer:
JUSTINE Official Trailer (2021) Sian Reese Williams
Michael Krüger gilt als einer der bedeutendsten Verleger und Literaturvermittler in Deut-schland und weltweit – aber vor allem ist er Dichter. Wir sind verabredet in den inoffiziellen Bereichen, wo sich seine Gedichte und ein unkonventionelles, schicksalhaftes Leben berühren. „Wie ein Gedicht wirklich entsteht? Wenn man es wüsste, würden keine Gedichte mehr entstehen. Das ist für mich ganz klar.“ (Michael Krüger) Unvoreingenommen folgt der Filmemacher Frank Wierke den Gedankengängen Michael Krügers bei ihren Verabredungen – von Krügers letztem Monat im Verlag bis in die Zeit, in der eine lebensbedrohliche Erkrankung tiefe Fragen aufwirft. In der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, im Garten bei den vertrauten Bäumen und auf seinen täglichen Wegen sind es oft die gegenwärtigen Momente, in denen sich Michael Krügers Gedanken über das Leben entwickeln. Mit den Verabredungen mit einem Dichter gelingt Frank Wierke ein leichtfüßiger Spaziergang durch das Leben und Denken eines großen Intellektuellen unserer Zeit. „Michael Krügers Karriere begann 1968, als der damals 25-Jährige eine Stelle als Verlagslektor beim Carl Hanser Verlag antrat. 1986 wurde er literarischer Leiter des Verlages; 1995 übernahm er die Geschäftsführung. Geschrieben hatte er während dieser Zeit immer. Pausenlos. 1976 erschien sein Debüt, der Gedichtband „Reginapoly“, 1984 folgte, nach einigen weiteren Lyrikbänden, das erste Prosastück „Was tun? Eine altmodische Geschichte“. Mit „Der Mann im Turm“ erschien 1991 im Residenz Verlag Krügers erster Roman. Ein unermüdlicher Literaturarbeiter, der, so scheint es, viele Jahrzehnte lang vom Lesen ins Schreiben fiel und umgekehrt. Was bewegt einen solchen Menschen, was treibt ihn um? Wo tun sich Erschöpfungsgrenzen auf? Gibt es solche überhaupt? Unter anderem diesen Fragen geht der Regisseur Frank Wierke in seinem Dokumentarfilm Verabredungen mit einem Dichter – Michael Krüger nach.“ Lesering DE 2022, 91 Min., Regie, Kamera & Schnitt: Frank Wierke
Credits:
DE 2022, 91 Min., Regie, Kamera und Schnitt: Frank Wierke
Bei der Premiere von „Mutter“ beim Filmfest München konnte ich erleben, welch unterschiedliche persönliche Rezeptionen viele Filme ermöglichen, so auch dieser. Während bei der anschließenden Diskussion eine Zuschauerin recht bald feststellte, dass das dargestellte Mutterbild durchweg sehr negativ sei, vertraten andere sofort eine gegenteilige Meinung. Spricht das für die Offenheit des Films, der verschiedene Sichtweisen erlaubt, oder gewinnen eigene Erfahrungen, wenn sie mit dem Kunstprodukt abgeglichen werden, stets die Oberhand? 15 Frauen haben Carolin Schmitz ihre Geschichten erzählt. Acht davon hören wir im Film offen und frei über Mutterschaft, Sex, Männer, Familie oder Beruf sprechen, anonymisiert sozusagen durch Anke Engelke, die uns dabei durch mehr oder weniger alltägliche Szenen führt. „Einmal sitzt die Schauspielerin, die hier erfreulicherweise nichts von ihrem Image als Komikerin einfließen lässt, auf einem Sofa, als sie den Text der Frauen „spricht“. Plötzlich greift ein Regisseur ein, wir sehen eine Bühne. Das ist nicht die einzige Verfremdung, die klar macht: Hier geht es nicht um Anke Engelke. Aber auch nicht allein um die Einzelschicksale der acht Interviewten. Dadurch, dass die Geschichten der acht Frauen so intim und individuell sind, werden sie anschlussfähig für die Erfahrungen aller Mütter. … Manchmal kann man die ineinander verschachtelten Stimmen der einzelnen Mütter gut auseinanderhalten, in anderen Momenten gelingt dies weniger. Aber das macht nichts. Denn der Film lädt das Publikum ein, sich treiben zu lassen und sich ein Gesamtbild der Mutterschaft zusammen zu puzzeln, gerade auch mit ihren tabuisierten Teilen.“ Peter Gutting | film-rezensionen.de
Mutter
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DE 2022, 88 Min., deutsche OmeU Regie & Buch: Carolin Schmitz Kamera: Reinhold Vorschneider Schnitt: Stefan Oliveira-Pita, Annett Kiener mit: Anke Engelke
Trailer:
MUTTER von Carolin Schmitz mit Anke Engelke // Trailer
Mit den Menschen brachte das Anwerbeabkommen mit der Türkei 1961 auch die Musik der Gastarbeiter*innen nach Deutschland. Cem Kayas dichter Dokumentarfilmessay ist eine Nachhilfestunde in türkisch-deutscher Zeitgeschichte: Fließbandjobs, Heimweh und Familiennachzug, der Basar im Berliner Hochbahnhof Bülowstraße, Xenophobie und Rassismus, die wehmütigen Lieder der frühen Jahre und der Hiphop der Nachwendezeit. Von all dem erzählen die Musiker*innen, beginnend mit Metin Türköz und Yüksel Özkasap über die psychedelischen Derdiyoklar bis zum Rapper Muhabbet, der in den Charts stand. Ihre Musik entwickelte sich fernab von der deutscher Bands, immer getragen von der türkischen Gemeinschaft und deren Bedürfnissen. Es geht um Radio Yilmaz, diverse Musikkassettenlabels, das deutsche Exil des Protestrockers Cem Karaca und um Hochzeitsbands, die auch auf Kurdisch und Arabisch singen, um den Markt zu bedienen. Umfangreiche Archivrecherche und das Interesse an türkischer Populärkultur sind wiederkehrende Themen in Cem Kayas Werk. Mit Aşk, Mark ve Ölüm schafft er ein rhythmisch und lebendig erzähltes, filmisches Nachschlagewerk der türkischen Musik in Deutschland.
Liebe, D‑Mark und Tod
Credits:
Aşk, Mark ve Ölüm DE 2022, 96 Min., Türkisch, Deutsch, Englisch OmU Regie: Cem Kaya Buch Cem Kaya, Mehmet Akif Büyükatalay Koautor*in Ufuk Cam Kamera: Cem Kaya, Mahmoud Belakhel, Julius Dommer, Christian Kochmann Schnitt: Cem Kaya mit İsmet Topçu, Ömer Boral, Yüksel Ergin, İhsan Ergin, Metin Türköz, Adnan Türköz, Yüksel Özkasap, Cevdet Yıldırım, Ercan Demirel, Cavidan Ünal, Ata Canani, Cem Karaca, Betin Güneş, Aykut Şahin, Fehiman Uğurdemir, Cengiz Öztunç, Dede Deli, Mustafa Çetinol, Erdal Karayağız, İzzet Nihat Yarsaloğlu, Hatay Engin, Yasin Kıran, Aytaç Kıran, Serdar Saydan, Serkan Kaynarcalı, Rüştü Elmas, Mustafa Deniz, Oktay Vural, Orhan Amuroğlu, Ümit Gücüyener, Sultan Korkmaz, Bekir Karaoğlan, Ümit Çağlar, Ali Ekber Aydoğan, Killa Hakan, Kabus Kerim, Derya Yıldırım, Tümay Koyuncuoğlu, Rossi Pennino, Kutlu Yurtseven, Erci E., Alper Ağa, Boe B., Tahir Çevik, Volkan Türeli, Nellie, Muhabbet, Aziza A., İmran Ayata, Bülent Kullukcu, Ibrahim Ertalay, Ilkay Kökel, Mehmet Yozgut
Der Krieg im Kosovo ist vorüber, und viele der Männer kehrten nicht zurück. Im Dorf müssen jetzt die Alten, die Frauen, ihre Kinder und wenige arbeitsfähige Männer neben der Ungewiss auch mit der prekären Lage zurechtkommen. Mehr schlecht als recht schafft es Fahrije, mit der kläglichen Unterstützung, Sohn, Tochter, Schwiegervater und sich selbst durchzubringen, der Ertrag vom Bienenstock ihres Ehemannes hilft wenig. Aber sie weiß, was sie kann: Ajvar, eine Paprikazubereitung, herstellen, und so wird eine Großküche in der Imkerei eingerichtet. Kontakte zu Supermärkten in der Gegend herstellen ist die eine, die Ware dort zuzustellen die andere Hürde. Fahrjie beschließt, den Führerschein zu machen. Das ist zu viel für die, vorsichtig gesagt, patriarchal geprägte Gemeinde. Selbständig arbeiten zu wollen war schon eine Zumutung, aber Auto fahren … da fliegt auch schon mal ein Stein durch die Scheibe. Andere Frauen, die in der gleichen Situation stecken, warnen sie, aber, was bleibt ihnen eigentlich zu tun übrig? Das Ende wird jetzt nicht verraten, nur soviel: die Geschichte hat so bzw. so ähnlich stattgefunden, und die reale Farhije sagte nach Sichtung des Filmes: „Ich habe so viel mehr gelitten, aber ich denke, Sie haben die Dinge sehr gut zusammengefasst.“ zu Regisseurin Blerta Basholli. Die kehrte nach ihrem Studium an der New York University 2011 in ihre Heimat zurück, und ist inzwischen Kulturdirektorin in Pristina.
„ … [Sie] erzählt sozialrealistisch aus dem Leben dieser Frau und ihres Umfelds, das vom Feminismus vergessen worden zu sein scheint. Doch rutscht sie niemals ins Melodram, vielmehr rückt sie die verheerende Zerstörung eines ganzen sozialen Gefüges in den Fokus ihres Films und die immense gemeinschaftliche Anstrengung, derer es bedarf, um nach einem solchen kollektiven und persönlichen Trauma weiterzumachen.“ Sofia Glasl | Filmdienst
Der Titel zitiert Else Lasker-Schülers gleichnamiges Gedicht: Im Cinema finde man, „was einmal war: Die Liebe!“, schreibt die Dichterin darin im Jahr 1937. Zwei Jahrzehnte später hat die Liebe zum Kino zwei Menschen zusammengebracht, die die Filmgeschichte Nachkriegsdeutschlands – umfassend verstanden als Geschichte auch des Filmabspiels und des Diskurses über Film – auf bedeutende Weise erweitert, heute würde man sagen, diverser gemacht haben: Erika und Ulrich Gregor. Alice Agneskirchners Dokumentarfilm nähert sich den Gründer*innen des Kinos Arsenal und des Internationalen Forum des Jungen Films über verschiedene Pfade: zum einen über die bewegte Lebensgeschichte des seit über 60 Jahren verheirateten Paars, zum anderen über prominente Wegbegleiter*innen wie Jutta Brückner, Wim Wenders und Jim Jarmusch. Zentral sind aber auch die Filme, die den Gregors besonders am Herzen liegen, für die sie sich eingesetzt haben: So gibt es Wiederbegegnungen der Gregors mit Claude Lanzmanns Shoah, István Szabós Apa oder Helke Sanders Die allseitig reduzierte Persönlichkeit – Redupers. Ein Film nicht nur über die Liebe und das Kino, sondern auch über ein Stück bundesrepublikanischer Zeitgeschichte.
Credits:
DE 2021, 155 Min. Regie & Buch: Alice Agneskirchner Kamera: Jan Kerhart Schnitt: Silke Botsch mit Erika Gregor, Ulrich Gregor
Ryūsuke Hamaguchis zwei letzte Filme liefen hintereinander im Wettbewerb zweier A‑Festivals, und beide wurden ausgezeichnet. Oscar-Gewinner „Drive my Car“, der in Cannes 2021 u.a. den Drehbuchpreis gewann, startete letzten November erfolgreich auch bei uns im Kino. Jetzt legen wir mit dem „Großen Jurypreis“ der Berlinale, „Wheel of Fortune and Fantasy“ bzw.“Das Glücksrad“ nach. War ersterer geprägt von seiner Vorlage, einer Murakami-Kurzgeschichte, merkt man dem „Glücksrad“ die Nähe zu Rohmers luftig-tiefem „Rendezvous in Paris“ an, den der Regisseur als Referenz angibt, und dabei mehr als nur die Aufteilung in drei Episoden meint. Der Zufall spielt diesmal eine große Rolle, sei es eine Begegnung, ein Missverständnis oder nur eine falsch gesendete Mail. Filigrane amouröse Gebilde sind alle drei Geschichten, sie fügen sich zu anrührenden oder aufregenden, universal verständlichen Momenten für die Protagonistinnen zusammen. Zunächst schwärmt Meikos Freundin Tsugumi von einer tollen Nacht mit einem tollen Mann, bis Meiko erkennt, dass es sich dabei um ihren Ex-Liebhaber handelt, mit dem sie noch nicht abgeschlossen hat. In der nächsten, gleich tragischen wie lustigen Episode will die Studentin Nao ihrem Hochschulprofessor Tsugumi eine Verführungsfalle stellen. Zum Schluss trifft Nana nach einem völlig verpatzten Klassentreffen ihre Jugendliebe Moka doch noch wieder. Die beiden Frauen verbringen einen wunderbaren, vertrauten Nachmittag miteinander – doch ist es wirklich Moka? „Ich weiß nicht, wie man diesen Film nicht lieben kann.“ Robert Ide | Tagesspiegel
Stadt / Land, Ost / West, Mann / Frau – für Clara für gibt es viele Identitätsfragen. Die wichtigste jedoch heißt: was ist der Preis, den die Philosophiedoktorandin für den Bildungsaufstieg bezahlen muss? Als sie zum 60sten Geburtstag ihrer Mutter in ihre mecklenburgische Heimat zurückkehrt, reagieren die Verwandten und alten Bekannten ganz verschieden auf sie. Kein entspannter Umgang erscheint möglich. Clara wird bewusst, wie weit sie sich auf der Suche nach einem selbstbestimmten, erfolgreichen Leben von ihren Wurzeln entfernt hat, und wie sich sich hat verändern müssen, um in ihrem jetztigen Leben in Berlin mitzuhalten. Aber auch dort, im akademischen Umfeld, wo auf Feiern Champagner statt Bier gereicht wird, ist sie nicht zuhause.
„Der Film handelt von Heimat und Herkunft und fragt, was man für ein selbstbestimmtes Leben zurücklassen muss, besonders als Frau. Es geht auch um Mütter und Töchter und ihre Beziehungen, um Frauen in männerdominierten Berufen und den Kampf um Anerkennung. Der Film beobachtet die Geschlechterhierarchien in den ganz einfachen alltäglichen Interaktionen der Figuren und zeigt, wie stark wir in der Gesellschaft auf bestimmte Rollen festgelegt sind und wie schwierig es ist, diesen zugewiesenen Platz zu verlassen, auszubrechen und etwas Neues zu finden. Diese Sehnsucht hat mit Trennung und Grenzen zu tun, und es gibt ebenso viel Schmerz wie Verheißung. Ich liebe diese Widersprüche im Leben. Sie sind eine Art kreativer Motor für mich.“ Annika Pinske
Credits:
DE 2022, 89 Min., deutsche OmeU Regie & Buch: Annika Pinske Kamera: Ben Bernhard Schnitt: Laura Lauzemis mit Anne Schäfer, Anne-Kathrin Gummich, Judith Hofmann, Marcel Kohler, Max Riemelt, Emma Frieda Brüggler, Thomas Bading, Christine Schorn, Sandra Hüller, Alireza Bayram
„Damit der Mensch leben kann, muss der Tod gleichzeitig präsent und abwesend sein. Das Gefühl von Sterblichkeit treibt voran und erfüllt mit Sinn, begrenzte Zeit will schließlich genutzt werden. Doch zu nah darf das Ende nicht erscheinen, weil es vom Gefühl für Wirkung und Konsequenz des Handelns befreit.“ Dieser Text von Lucas Barwenczik führt in den Film ein. Es gibt schon einige Filme, in denen das Wissen über den Todeszeitpunkt die Folie ist, aber dies ist der erste aus sudanischer Sicht und der erste des Regisseurs, dabei erst der achte Spielfilm aus dem Land insgesamt. Ein Junge wurde geboren und soll vom Imam gesegnet werden, doch bei seinem Zahlentanz bricht der Derwisch mit dem Wort „20“ auf den Lippen tot zusammen. Für die Gemeinde steht fest: Mit 20 wird der kleine Muzamil sterben. Was wird aus einem Kind, das ohne Zukunft aufwächst? Der Vater verlässt umgehend das Land, die Mutter wird immer frommer, der Junge zweifelt nicht an der Prophezeiung, muss aber viel Häme ertragen und wird oft geschnitten. Als Heranwachsender lernt er jedoch Sulaiman kennen, einen alten Rebellen, der von religiösen Vorhersagen wenig hält. Mit 20 wirst du sterben ist faszinierend in seinen Bildkompositionen, den warmen Farben, den Aufnahmen, in denen das Innere in Muzamils Haus mit den traumhaften Sequenzen der kegelförmigen Heiligtümer kontrastiert. Der in Venedig preisgekrönte Film ist geprägt von der sorgfältigen und wohlwollenden Beobachtung des Lebens im Dorf zwischen blauem und weißem Nil. „Er [der Film] zeigt, wie sehr ein starker Glaube das Leben der Menschen beeinflussen und wie er politisch genutzt werden kann. Die sudanesische Regierung von Omar el-Beshir benutzte den Islam, um das Volk zum Schweigen zu bringen. Wenn jemand den Satz «Gott sagt» ausspricht, werden alle still. Mein Film ist eine Einladung, sich davon frei zu machen.“ Amjad Abu Alala Filmgespräch mit dem Produzenten am 28.8. 20Uhr
Credits:
SD 2019, 105 Min., OmU Regie: Amjad Abu Alala Schnitt: Heba Othman Kamera: Sébastien Goepfert mit: Mustafa Shehata, Islam Mubarak, Mahmoud Elsaraj, Bunna Khalid
Einst war er Santa, ein großmäuliger Arbeitsloser unter vielen – Javier Bardem gibt ihn in Fernando León de Aranoas Debut Montags in der Sonne, das mit viel Sinn für Humor und Solidarität unter den gesellschaftlich Benachteiligten zum großen Überraschungserfolg avancierte. 20 Jahre später ist er bei de Aranoa nicht mehr der Underdog, sondern ganz oben angelangt. Bardem spielt Julio, den patriarchalen Chef einer Waagenfabrik, mit eben soviel Verve wie vor zwei Jahrzehnten Santa. Julio Blanco hat die Fabrik von seinem Vater geerbt und will sie einerseits zeitgemäß fortführen. Alle Mitarbeiter übernehmen Verantwortung, heißt es bei ihm. Alle sind auf Augenhöhe und eine große glückliche Familie und noch mehr Humbug, der jeglichen Zusammenhalt und Mitbestimmungswunsch der Untergebenen unterbinden soll. Auf der anderen Seite mischt er sich, ganz Firmen-Papa, ungefragt in die privaten Angelegenheiten seiner Angestellten ein und überschreitet auch sonst manche moralische Grenze. Als ein Angestellter sich mit seiner – natürlich unausweichlichen – Entlassung nicht abfindet, und ein Protestcamp vor dem Firmentor aufschlägt, scheint das dem Firmenoberhaupt aus der Balance zu bringen. Er wartet gerade sehnsüchtig auf den unangemeldeten Besuch der Jury, die den begehrten Preis der Regierung für exzellente Unternehmensführung vergibt. Die Auszeichnung soll der Höhepunkt seines Schaffens werden, und da ist der irrer Querulant vor der Tür, der auch noch volles Medieninteresse erlangt, äußerst unwillkommen. „Der alte Klassenkampf löst sich auf in einen Nebel aus Metaphern über das Boot, in dem man sitze. Diesen Strukturwandel so raffiniert in die komödiantische Struktur einzuflechten und quasi unterzuschmuggeln, ist das eigentliche Verdienst des Films.“ Peter Gutting | kino-zeit.de
Credits:
El buen patrón ES 2021, 120 Min., span. OmU Drehbuch und Regie: Fernando León de Aranoa Schnitt: Vanessa Marimbert mit: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor, Óscar de la Fuente, Sonia Almarcha Kamera: Pau Esteve Birba
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