Einst war er Santa, ein großmäuliger Arbeitsloser unter vielen – Javier Bardem gibt ihn in Fernando León de Aranoas Debut Montags in der Sonne, das mit viel Sinn für Humor und Solidarität unter den gesellschaftlich Benachteiligten zum großen Überraschungserfolg avancierte. 20 Jahre später ist er bei de Aranoa nicht mehr der Underdog, sondern ganz oben angelangt. Bardem spielt Julio, den patriarchalen Chef einer Waagenfabrik, mit eben soviel Verve wie vor zwei Jahrzehnten Santa.
Julio Blanco hat die Fabrik von seinem Vater geerbt und will sie einerseits zeitgemäß fortführen. Alle Mitarbeiter übernehmen Verantwortung, heißt es bei ihm. Alle sind auf Augenhöhe und eine große glückliche Familie und noch mehr Humbug, der jeglichen Zusammenhalt und Mitbestimmungswunsch der Untergebenen unterbinden soll. Auf der anderen Seite mischt er sich, ganz Firmen-Papa, ungefragt in die privaten Angelegenheiten seiner Angestellten ein und überschreitet auch sonst manche moralische Grenze. Als ein Angestellter sich mit seiner – natürlich unausweichlichen – Entlassung nicht abfindet, und ein Protestcamp vor dem Firmentor aufschlägt, scheint das dem Firmenoberhaupt aus der Balance zu bringen. Er wartet gerade sehnsüchtig auf den unangemeldeten Besuch der Jury, die den begehrten Preis der Regierung für exzellente Unternehmensführung vergibt. Die Auszeichnung soll der Höhepunkt seines Schaffens werden, und da ist der irrer Querulant vor der Tür, der auch noch volles Medieninteresse erlangt, äußerst unwillkommen.
„Der alte Klassenkampf löst sich auf in einen Nebel aus Metaphern über das Boot, in dem man sitze. Diesen Strukturwandel so raffiniert in die komödiantische Struktur einzuflechten und quasi unterzuschmuggeln, ist das eigentliche Verdienst des Films.“ Peter Gutting | kino-zeit.de
Credits:
El buen patrón
ES 2021, 120 Min., span. OmU
Drehbuch und Regie: Fernando León de Aranoa
Schnitt: Vanessa Marimbert
mit: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor, Óscar de la Fuente, Sonia Almarcha
Kamera: Pau Esteve Birba
Trailer:
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