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filmPOLSKA 2020

Das pol­ni­sche Filmfestival in Berlin fin­det die­ses Jahr vom 27.August bis 2. September statt:

Die Filme im fsk:

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filmPolska@home 2020 trai­ler 5

Im Foyer gibt es wäh­rend filmPOLSKA eine Lichtinstalltion von

Sylwester Łuczak – Cinema of Light

Die Lichtinstallationen wer­den vom pol­ni­schen Künstlern Sylwester Luczak gestal­tet und in drei Berliner Kinos prä­sen­tiert: im Bundesplatzkino, im FSK und im Wolf Kino. Diese Aktion im öffent­li­chen Raum ist ein wesent­li­ches Zeichen des Zusammenlebens der deutsch-pol­ni­schen Kinolandschaft und ‑kul­tur.

Für unse­ren Space – „Eingriff“ in den öffent­li­chen Raum möch­ten wir mit den Kinos und dem Festival deren Stellenwert im Kulturleben mar­kie­ren und eine kla­re Aussage abge­ben: in Zeiten von Covid 19 sind Kulturbrücken mehr als notwendig.

Sylwester Luczak hat meh­re­re Dutzend Werke fer­tig gestellt. Jedes Projekt ist eine Konfrontation mit einem völ­lig ande­ren Raum. Er arran­giert klei­ne, inti­me Orte, Innenräume moder­ner und his­to­ri­scher Gebäude, gan­ze archi­tek­to­ni­sche Einrichtungen, ver­schie­de­ne Konzert- und Konferenzräume sowie: Galerien, Museen, Theater, Kinos, Hotels, Restaurants, Tempel, Denkmäler.

Seine Arbeiten grei­fen in den öffent­li­chen Raum ein, bil­den neue Assoziationen oder dekon­stru­ie­ren das Bestehende: Straßen, Amphitheater, Innenhöfe, Fassaden und gan­ze Gebäude.

Er ver­wen­det auch ver­schie­de­ne Techniken der Eingriffe in den vor­han­de­nen Raum – haupt­säch­lich: Projektionen, Licht, Ton.

Seine Arbeiten zeich­nen sich dadurch aus, in Kombination mit Licht- und Videoprojektionen extrem plas­ti­sche Effekte im Kulturraum zu erzie­len. Dadurch ent­ste­hen vir­tu­el­le Szenarien, mit der sie ori­gi­nel­le, dyna­mi­sche und inter­ak­ti­ve Formen bil­den, die mit der Dramaturgie des Ereignisses har­mo­niert oder die szen­o­gra­phi­sche Störung des vor­han­de­nen Raums ermöglicht.


Wind. A Documentary Thriller / Wiatr. Thriller dokumentalny

PL 2019, R/B: Michał Bielawski, 75 min, OmeU
K: Bartek Solik, S: Hubert Pusek, M: Lukáš Kobela

Podhale, die süd­polni­sche Region am Fuß der Karpaten, ist eine beschau­li­che, länd­li­che Gegend. Es gibt hüb­sche Landschaften, pit­to­res­ke Holzhäuser und exzel­len­ten Räucherkäse – hier könn­te das Paradies sein. Aber hier gibt es auch den Halny – ein Wetterphänomen, das den Einwohnern das Leben schwer macht. In unre­gel­mä­ßi­gen Abständen wälzt sich die­ser war­me, tro­cke­ne Fönwind ins Tal und reißt alles mit, was nicht fest­ge­na­gelt oder tief ver­wur­zelt ist.

Auch an Mensch und Tier geht der gewal­ti­ge Sturm nicht spur­los vor­bei. Die rapi­de Druckveränderung, ver­bun­den mit einem plötz­li­chen Temperaturanstieg, macht Kreislauf und Psyche zu schaf­fen. Die Selbst-/Mordrate steigt, die Menschen kämp­fen mit Depressionen, mög­li­cher­wei­se geht sogar die eine oder ande­re Revolution auf das Konto des Halny.

Bielawski wirft sich furcht­los mit­ten in die Naturgewalten und schil­dert in atem­be­rau­ben­den Bildern, wie die Einheimischen mit ihrem Schicksal und dem unsicht­ba­ren, unbe­re­chen­ba­ren Gegner ringen.

Michał Bielawski stu­dier­te Interdisziplinäre Geistes- und Gesellschaftswissenschaft in Warschau. Er dreh­te zahl­rei­che Dokumentarfilme und ‑seri­en, die sich sowohl mit Film und Kino als auch mit Sport beschäftigten.

27/08/2020, 20:30,  [Tickets]

Vorfilm: Pointless Sodomy, 10´


Supernova

PL 2019, R/B: Bartosz Kruhlik, 78 min, OmU
K: Michał Dymek, S: Magdalena Chowańska, M: Endy Iden,
D: Marek Braun, Marcin Hycnar, Marcin Zarzeczny, Agnieszka Skibicka u.a.

Eine son­nen­über­flu­te­te som­mer­li­che Dorfstraße. Nichts pas­siert, die Luft flirrt, eine Kuh schiebt sich behä­big durch das Bild. Kein guter Ort für gro­ßes Kino? Oh doch, denn in nur weni­gen Minuten ent­wi­ckelt sich hier aus einem Familienkrach und einem Verkehrsunfall eine Tragödie anti­ker Dimensionen, die in rasen­der Unumkehrbarkeit immer mehr Beteiligte in ihren Strudel zieht. In der Zeitung wären die­se Ereignisse maxi­mal eine Randnotiz wert, aber aus der schmerz­haf­ten Nähe der uner­müd­li­chen Kamera sind sie unend­lich tra­gisch, weil schmerz­haft menschlich.

Dem Überraschungs-Debütanten Kruhlik gelingt es, auf kleins­tem Raum, mit spar­sa­mer Ausstattung (Handkamera, Verzicht auf Musik und künst­li­ches Licht) und einem klei­nen, aus unver­brauch­ten Gesichtern bestehen­den Ensemble nahe­zu in Echtzeit ein Drama zu ent­wi­ckeln, das den Zuschauer förm­lich ein­saugt. Darüber hin­aus ver­mit­telt die Handlung in ihrer Alltäglichkeit eine Metaebene: Eine Supernova ist ein hell explo­die­ren­der Stern kurz vor sei­nem Untergang, eine ster­ben­de Welt – und gleich­zei­tig der Beginn von etwas Neuem.

Bartosz Kruhlik (geb. 1985) stu­dier­te Regie in Łódź und dreh­te ein Dutzend Kurz- und Dokumentarfilme, mit denen er diver­se Preise gewann. „Supernova“ ist sein Langspiel-Debüt.

28/08/2020, 20:30, [Tickets]

Vorfilm: Marcel, 25´, OmeU


All for my mother / Wszystko dla mojej matki

PL 2019, R/B: Małgorzata Imielska, 103 min, OmU
K: Tomasz Naumiuk, S: Agnieszka Glińska, M: Włodzimierz Pawlik,
D: Zofia Domalik, Jowita Budnik u.a.

Ola (gran­di­os: Zofia Domalik) hat es im Leben nie leicht gehabt. Mit fünf Jahren wur­de sie ihrer Mutter, einer Leistungssportlerin, weg­ge­nom­men. Bei den Adoptiveltern ging es ihr nicht viel bes­ser und so sitzt sie nun in einer trost­lo­sen Anstalt für straf­fäl­lig gewor­de­ne Mädchen und hat nur einen Wunsch: Sie will ihre Mutter wie­der­fin­den, denn sie ist davon über­zeugt, dass die­se ihre Tochter wie­der in die Arme schlie­ßen will.

Olas Vorteil: Sie kann lau­fen. Sie kann durch­hal­ten, auch wenn die Kräfte schwin­den. Und sie kann sich immer wie­der auf­rap­peln, wenn sie gestürzt ist – im wört­li­chen wie im über­tra­ge­nen Sinne. Und sie stürzt oft, denn das Leben rollt ihr unun­ter­bro­chen Hindernisse in den Weg.

Imielska gibt uns ein Genre zurück, das in Polen einst Meisterwerke her­vor­brach­te und in den letz­ten Jahren etwas in Vergessenheit geriet – das klas­si­sche Sozialdrama. Sie führt uns in Welten, die sonst für uns ver­schlos­sen sind, und erzählt dabei trotz­dem eine uni­ver­sa­le Geschichte, die mit jedem von uns etwas zu tun hat.

Małgorzata Imielska (geb. geb. 1969) stu­dier­te in Kraków sowie Katowice und dreh­te knapp 30 Dokumentarfilme, bevor sie mit „Wszystko dla mojej mat­ki“ ihren ers­ten Spielfilm auf die Leinwand brachte. 

29/08/2020, 20:30, [Tickets]

Vorfilm: Ulica Jodłowa / Jodlowa Street, 5´


Corpus Christi / Boże Ciało

PL 2019, R: Jan Komasa, 115 min, OmU
B: Mateusz Pacewicz, K: Piotr Sobociński jr., S: Przemysław Chruścielewski, M: Evgueni Galperine, Sacha Galperine
D: Bartosz Bielenia, Aleksandra Konieczna, Eliza Rycembel, Tomasz Ziętek u.a.

In der Logik des Christentums ist Gott nicht nur in der Kirche prä­sent, son­dern über­all. Auch in der Strafanstalt für jun­ge Männer, in der wir Daniel ken­nen­ler­nen – einen fra­gi­len Jungen mit kla­rem, unschul­di­gen Blick, der bei den Knast-Gottesdiensten auf­blüht und doch als Vorbestrafter kei­ne Chance hat, jemals Priester zu werden.

Beim Arbeitseinsatz in einem Karpatendorf bie­tet sich plötz­lich unver­hofft die Gelegenheit: Der jun­ge Mann wird für einen Geistlichen gehal­ten und schlüpft zuneh­mend bereit­wil­lig in die ersehn­te Rolle. Und es geschieht das Erstaunliche: Die Menschen hören ihm zu, wenn er im Freestyle zu ihnen spricht. Zunehmend beginnt er, sich in die Geschicke des Dorfs ein­zu­mi­schen. Wie lan­ge kann die­ses ris­kan­te Spiel gut gehen?

Komasa mischt Krimi mit Sozialstudie und Romanze mit Thriller. Dabei kann er sich vor allem auf sei­nen gran­dio­sen Hauptdarsteller Bartosz Bielenia ver­las­sen, der glaub­wür­dig den Spagat zwi­schen einem Straßenjungen mit Drogenerfahrung und einer bele­se­nen, wei­sen Respektperson schafft.

Jan Komasa (geb. 1981) stu­dier­te an der Filmhochschule Łódź und gewann mit sei­nem Langspiel-Debüt „Sala samo­bó­jców“ (2010) zahl­rei­che Preise. Dank sei­nen eben­falls sehr erfolg­rei­chen Filmen „Miasto 44“ (2014) und „Boże Ciało“ gilt er als einer der talen­tier­tes­ten Vertreter der jun­gen Regie-Generation.

30/08/2020, 15:30,  [Tickets]


I am REN / Jestem REN

PL 2019, R: Piotr Ryczko, ?? min, OmU
B: Piotr Ryczko, K: Yori Fabian, S: Jakub Kopeć, M: Paweł Stolarczyk,
D: Marta Król, Marcin Sztabiński, Olaf Marchwicki, Marieta Żukowska, Janusz Chabior

Das Glück der Liebe ist ein äußerst sel­te­nes und leicht zer­brech­li­ches Gut. Besonders schwer hat es das Glück, wenn sich in den Alltag Kräfte aus dem All einmischen. 

Renata und Jan leben im puren Glück der Liebe: Die Freude in der Beziehung wird durch ein gemein­sa­mes Kind belohnt und das Familienglück des Alltags wächst solan­ge wei­ter, bis das Programm „Glück“ aus dem All infi­ziert wird. Von einem Tag auf den ande­ren wird alles, was bis jetzt für selbst­ver­ständ­lich und schön gehal­ten wur­de, in Frage gestellt – sogar die Echtheit der eige­nen Person und die Liebe und Zuneigung der ande­ren. Es tau­chen bei Renata Fragen um Fragen auf: Sind die gehör­ten Stimmen die eige­nen Gedanken oder Kräfte von außen? Ist das, was ich sehe, da oder nur ein trü­ge­ri­sches Bild der mani­pu­lier­ten Wahrnehmung? Stehen mei­ne Liebsten an mei­ner Seite oder sind es die Handlanger einer frem­den Kraft?

Der Film balan­ciert geschickt zwi­schen Horror und Sciencefiction und ver­setzt den Zuschauer in eine Welt, in der er selbst all­mäh­lich den Boden unter den Füssen verliert.

Piotr Ryczko (geb. 1973) ist auf­ge­wach­sen in Norwegen. Er stu­dier­te Regie an der National Film School in Łódż und an der Wajda Film School. Ryczko ist außer­dem Autor und Blogger. Seine Bücher und Geschichten sind oft Grundlage für sei­ne Filme. So auch für sein Spielfilmdebüt ICH BIN REN.

30/08/2020, 20:30 (mit online-Gast: Piotr Ryczko) ,  [Tickets]

Vorfilm: Story, 5´, OmeU


Monument

PL 2018, R/B: Jagoda Szelc, 90 min, OmU
K: Przemysław Brynkiewicz, S: Anna Garncarczyk, M: Rafał Nowak
D: Zuzanna Lit, Anna Biernacik, Paulina Lasota, Oskar Borkowski, Jakub Zając, Mateusz Czwartosz u.a.

Zwanzig jun­ge Leute absol­vie­ren in einem Waldhotel ein Praktikum. Die stram­me Managerin macht gleich bei der Begrüßung klar, dass das kein Erholungsurlaub wird. Hier wird nicht wider­spro­chen, son­dern geschuf­tet – im Wäschekeller, in der Küche, im Zimmerservice, auf dem Müllplatz. Und ein rät­sel­haf­tes Podest muss jeden Tag neu geschrubbt werden.

Das klingt sim­pel, rea­lis­tisch und unspek­ta­ku­lär, wird aber in der Umsetzung schnell zum Kunstwerk. Denn wäh­rend wir die jun­gen Leute dabei beob­ach­ten, wie sie ihre Arbeit ver­rich­ten, heim­lich Party machen oder die schier end­lo­sen Räume der in die Jahre gekom­me­nen Herberge erkun­den, schlei­chen sich Unklarheiten, Rätselhaftigkeiten und Fragwürdigkeiten ein.

Falls noch jemand auf der Suche nach einem wür­di­gen Nachfolger für David Lynch ist: Hier ist Jagoda Szelc. In ihrem zwei­ten Langfilm „Monument“ zeigt sie wie­der­holt ein­drucks­voll, wie per­fekt sie Spannung auf­bau­en, Unbehagen erzeu­gen und mar­kan­te Figuren auf­bau­en kann. Dabei spart sie sich weit­ge­hend Horror-Effekte, son­dern schafft es, mit Andeutungen und Atmosphäre ein dunk­les Kopfkino in Gang zu setzen.

Jagoda Szelc (geb. 1984) stu­dier­te an der Kunstakademie Wrocław und an der Filmhochschule Łódź. Nach zehn Kurzfilmen folg­ten ihre gefei­er­ten und preis­ge­krön­ten Langspielfilme „Wieża. Jasny dzień / Tower. A Bright Day“ (2017) und „Monument“.

31/08/2020, 20:30 (mit online-Gast: Jagoda Szelc),  [Tickets]

Vorfilm: Sandra, 4´, OmeU


In Touch

PL/ISL 2019, R: Paweł Ziemilski, 61 min, OmeU
B: Paweł Ziemilski, Haukur M. Hrafnsson, Łukasz Długołęcki, K: Filip Drożdż, Asta Julia, Gudjonsdottir, S: Dorota Wardęszkiewicz, M: Arni Valur Kristinsson, Martina Bertoni

Auf den ers­ten Blick ist Stare Juchy im idyl­li­schen Masuren ein Dorf wie vie­le ande­re in Polen. Manche sind geblie­ben, man­che sind gegan­gen und haben Leerstellen hin­ter­las­sen. Das Besondere an die­sem Ort ist, dass fast ein Drittel der Einwohner in den letz­ten 40 Jahren nach Island aus­ge­wan­dert ist. Sie haben weit weg ein neu­es Leben begon­nen. In Stare Juchy lie­ßen sie Verwandte und Freunde zurück.

Mit einem raf­fi­nier­ten Schachzug bringt Ziemliski bei­de Seiten – die Ausgewanderten und die Dagebliebenen – wie­der zusam­men. Wände ver­las­se­ner Häuser, Wohnzimmertapeten, Rasen, Autoscheiben und vie­le ande­re Flächen nutzt er als Projektionsflächen, auf denen er den Zurückgelassenen beweg­te Bilder aus dem Leben der pol­ni­schen Neu-Isländer zeigt. Auf der Tonspur hören wir der­weil Skype-Gespräche über Banalitäten des Alltags. So ent­steht ein bild­ge­wal­ti­ger Essay, in dem Bilder und Worte zu einer Narration über das Verlassen und Vermissen zusammenfließen.

Paweł Ziemilski (geb. 1981) stu­dier­te Regie in Łódź und dreh­te nach zahl­rei­chen Kurzfilmen den Dokumentarfilm „Miejscy kow­bo­je“ (2016). „In Touch“ gewann u.a. bei Festivals in Amsterdam und Saloniki Preise und war für den pol­ni­schen Filmpreis nominiert. 

01/09/2020, 20:30 ,  [Tickets]

Vorfilm: Stawberry Boys, 20´, OmeU


Love and Empty Words / Miłość i pus­te słowa

PL 2018, R/B: Małgorzata Imielska, 77 min, OmU
K: Maciej Kozłowski, S: Marek Skorupski, M: Marek Napiórkowski

Wenn das Schicksal plötz­lich zuschlägt, sind wir meis­tens sprach- und macht­los. Wenn sich aber das Schicksal auf lei­sen Sohlen einer Alzheimer-Erkrankung ein­schleicht, wird der Mensch peu a peu in all sei­nen Funktionen zer­setzt und mutiert zum stum­men Objekt der puren Existenz. 

Adam und Wanda, ein älte­res Ehepaar, haben bereits das höhe­re Stadium der Liebe erreicht, in dem Aufmerksamkeit, Zuneigung und Verständnis den Alltag gestal­ten. Doch das Glück hängt oft an einem sei­de­nen Faden. Die fort­schrei­ten­de Entwicklung der Demenz bei der Frau stellt den Ehemann vor uner­war­te­ten Aufgaben. Adam wird zum Rundumbetreuer und sei­ne gelieb­te Frau Wanda zum hilf­lo­sen Objekt, das in sei­nem Persönlichkeitszerfall 24 Stunden am Tag eine Begleitung braucht. Anziehen, füt­tern, Zähne put­zen, aufs Klo set­zen, abwi­schen, spa­zie­ren füh­ren, bespa­ßen, ins Bett brin­gen – tag­täg­lich und ohne einen Hauch Hoffnung auf Verbesserung. 

Die fein­füh­li­ge Dokumentation über eine Krankheit, die zum Nachdenken über das Menschsein anregt und über die Treue, die Würde und die Grenzen des Zusammenseins erzählt.

Małgorzata Imielska (geb. 1969) Regisseurin und Drehbuchautorin. Sie stu­dier­te Film- und Fernsehregie an der Fakultät für Radio und Fernsehen der Schlesischen Universität Katowice. Seitdem rea­li­sier­te sie vor allem zahl­rei­che Dokumentar‑, aber auch Fernsehfilme. 

02/09/2020, 20:30,  [Tickets]
Vorfilm: Koniec sezo­nu / The End of the Season, 20´, OmeU

Der See der wilden Gänse

Ein Film von Diao Yinan.

[Credits] [Trailer] [indie­ki­no Club]

Wie in den klas­si­schen Noir-Filmen der 1940er Jahre ist der Held in Diao Yinans Neo-Noir ein Verlorener. Die eigent­li­che Heldin eine Frau. Die bei­den tref­fen sich an einem Bahnhof in Wuhan. Er sieht ziem­lich abge­ris­sen aus, sie ist nicht durch Zufall da. Sie erzäh­len sich ihre Geschichten.

Es ist, als hät­te Diao Yinan, des­sen FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAG 2013 den Goldenen Bären der Berlinale gewann, in DER SEE DER WILDEN GÄNSE die gesam­te Geschichte des Noir-Genres auf­ge­so­gen, alle Bilder und Geschichten und Obsessionen. Wie die klas­si­schen melan­cho­li­schen Helden in THIS GUN FOR HIRE oder D.O.A. ist der Held ein Verlorener. Wie in den klas­si­schen Noir-Geschichten von Cornell Woolrich ist die eigent­li­che Heldin eine Frau. Und wie in den klas­si­schen Noir-Filmen spürt Diao im Rahmen der Gangstergeschichte gesell­schaft­li­chen Realitäten nach. Vor allem aber ist Diao ein bril­lan­ter Stilist. Immer wie­der bre­chen ori­gi­nel­le fil­mi­sche Ideen sich Raum, wie in einer Kampfszene zwi­schen zwei Gangs, die sich in sta­ti­sche Aufnahmen von inein­an­der ver­keil­ten Männerleibern auf­löst: Bilder die wir­ken wie Detailaufnahmen des Pergamonaltars. Das geht naht­los über in eine Martial Arts-Szene, in der der Held sich Raum ver­schafft, bevor der Film wie­der das Tempo wech­selt. DER SEE DER WILDEN GÄNSE kann eigent­lich nur im Kino gese­hen wer­den. Nicht nur sind Bilder so groß, dass sie im Kino bes­ser wir­ken, vor allem ist der Film so detail­reich und vol­ler über­ra­schen­der Tempowechsel, dass man schon genau hin­se­hen muss, um alles mit­zu­be­kom­men, zumal der Film dem Publikum bewusst eini­ge Informationen vorenthält.

Ein Mann und eine Frau tref­fen sich an einem Bahnhof in Wuhan. Er sieht ziem­lich abge­ris­sen aus, sie ist nicht durch Zufall da. Er war­tet auf sei­ne Frau. Sie sagt, die kön­ne nicht kom­men, aber sie sei der Ersatz. Sie erzäh­len sich ihre Geschichten.
Er, Zhou Zenong (Hu Ge), ist der Chef einer Gang, die sich auf den Diebstahl von Motorrädern in Wuhan spe­zia­li­siert hat. Im Streit um Revierrechte mit einer ande­ren Gang gerät er in einen Hinterhalt und erschießt auf der Flucht aus Versehen einen Polizisten. Nun ist sowohl die Gegner-Gang als auch die gesam­te Polizeimacht Wuhans hin­ter ihm her. Er weiß, dass er kei­ne Chance hat, und will sich ledig­lich so erge­ben, dass sei­ne Frau die hohe Belohnung, die auf sei­nen Kopf aus­ge­setzt ist, erhält.

Sie, Liu Aiai (Kwei Lun-Mei) ist eine „Badeschönheit“, eine Prostituierte, die an einem Badesee an der Peripherie von Wuhan für den Gangster Hua Hua arbei­tet, einen Freund von Zenong. Sie hat Zenongs Ehefrau aus­fin­dig gemacht, aber es gibt Gründe dafür, dass die nicht kom­men kann. Aiai soll einen Teil der Belohnung für ihr Risiko bekommen.

Die Polizei, die nicht weni­ger skru­pel­los agiert als die Gangster, kreist das „gesetz­lo­se“ Viertel ein, aber immer wie­der ver­ei­teln die geg­ne­ri­sche Gang, ein mys­te­riö­ser Verrat oder irgend­ein ande­res Chaos die geplan­te Übergabe von Zenong an die Polizei. Die Story bie­tet Diao die Gelegenheit, ver­schie­de­ne Aspekte des Urlaubs- und Verbrechensparadieses am SEE DER WILDEN GÄNSE zu erkun­den. Da ist eine Disco, in denen Frauen und Männer mit Leuchtsohlen Reihentänze zu „Rasputin“ von Boney M. und „Dschingis Khan“ von Dschingis Khan auf­füh­ren. Es gibt Lagerhallen, in denen Verbrecher gera­de Geschäftsinhabern „Lizenzen“ per Lotterie zutei­len, aber immer noch Zeit für eine Vergewaltigung haben. Es gibt schä­bi­ge, ver­schwitz­te Hotels, Prostitution am Strand und Hinterzimmer von Suppenküchen, in denen lieb­lo­se Nudelsuppen ver­schlun­gen wer­den. Es ist so heiß, auch in der Nacht, dass alle Figuren sich so lang­sam wie mög­lich bewe­gen, aber wer zu wach und zu offen­sicht­lich an Ecken und in Türrahmen her­um­steht, ist sofort ver­däch­tig. Nur auf dem nächt­li­chen See ist Ruhe – und Zeit für lako­ni­schen Sex.

DER SEE DER WILDEN GÄNSE ist wild, häss­lich und bru­tal, aber zugleich wun­der­schön und melan­cho­lisch. Diao Yinan ist, nach sei­nem eis­kal­ten FEUERWERK AM HELLLICHTEN TAG mit dem hei­ßen Meisterwerk DER SEE DER WILDGÄNSE in der aller­ers­ten Reihe inter­na­tio­na­ler Filmemacher angekommen.

Tom Dorow | indiekino.de

Credits:

Nan fang che de ju hui
China 2019, 113 Min., chin. OmU
Regie: Diao Yinan
Drehbuch: Diao Yinan
Kamera: Dong Jingsong
Schnitt: Kong Jinlei
mit: Liao Fan, Huang Jue, Kwai Lun-Mei, Regina Wan

Trailer:

THE WILD GOOSE LAKE – Official Trailer

Im Kino mit deut­schen Untertitlen.

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The roads not taken

Ein Film von Sally Potter.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Leo liegt im Bett. Er ist ver­wirrt„ ver­liert sich in Gedanken. Die Menschen um ihn her­um neh­men ihn nicht mehr für voll. Seine Tochter Molly beglei­tet ihn, lie­be­voll und auf­op­fernd, wie man so sagt, durch New York. Obwohl ihr Job auf der Kippe steht, hält sie zu die­sem geis­tig zer­rüt­te­ten Menschen, der ihren Namen nicht mehr kennt, aber im Kopf Zeit(en) und Parallelentwürfe sei­nes Lebens durch­wan­dert. Eines Lebens als Mann. Leo mit Dolores in Mexiko: Szenen einer Ehe aus Leidenschaft. Leo als ein­sa­mer Schriftsteller auf einer grie­chi­schen Insel. Begegnungen, die ihn zu unlieb­sa­men Wahrheiten füh­ren – und zurück zu Molly. Ungeachtet des radi­ka­len Ansatzes in ihren femi­nis­ti­schen Filmen (The Gold Diggers, Orlando) hat sich Sally Potter immer auch mit der Koexistenz von Frauen und Männern beschäf­tigt. In ihrem aktu­el­len Werk hebt sie die­ses Thema auf eine neue Ebene. Der Film erkun­det die ver­schie­de­nen Leben, die ein Mann in sich trägt, auch und gera­de zu einer Zeit, in der ihm die Realität zu ent­glei­ten droht. Dabei ist es die bedin­gungs­lo­se Liebe sei­ner Tochter, die die Fäden von Leos hal­lu­zi­na­to­ri­schen Trips zusammenhält.

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Credits:

US 2020, 85 Min., engl. OmU
Regie, Buch: Sally Potter
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Emilie Orsini, Sally Potter, Jason Rayton
mit: Javier Bardem, Elle Fanning, Salma Hayek, Laura Linney

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Trailer:

The Roads Not Taken (Official Trailer, English/Deutsch, Français)

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What You Gonna Do When the World’s on Fire?

Ein Film von Roberto Minervini.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Neu: Video on demand:

Sie war stets da, sie ist immer noch da und war für alle, die sie sehen woll­ten der erle­ben muss­ten, stets sicht­bar: die Gewalt gegen­über Afro-Amerikanern durch KKK und Polizei, eben­so wie all­täg­li­cher Rassismus und Ungleichbehandlung im öffent­li­chen Leben der USA.

Roberto Minervinis Absicht war ursprüng­lich, einen Film über die Musik der 1930-er Jahre in Louisiana zu dre­hen. Der Aufenthalt und die erschre­cken­den all­täg­li­chen Erlebnisse, 2017 erschüt­ter­te eine gan­ze Reihe ras­sis­tisch moti­vier­ter Morde die Südstaaten, ließ den ita­lie­ni­schen Dokumentarfilmer (der bereits für STOP THE POUNDING HEART, die groß­ar­ti­ge Beobachtung einer jun­gen Frau in evan­ge­li­ka­ler Umgebung, dort gear­bei­tet hat) aber bald umschwen­ken. Dies Geschehen woll­te und konn­te er nicht außer Acht las­sen. Die Musik und der Mardi Gras bil­det jetzt den Rahmen für drei Erzählstränge.

Der Film beglei­tet die Streifzüge der Brüder Ronaldo (14) und Titus (9), die ein inni­ges Verhältnis zuein­an­der haben. Ihre Mutter Ashlei King, die sie allein auf­zieht, ist aller­dings nicht ohne Grund sehr besorgt um die Beiden.

Judy Hill redet gern und nimmt kein Blatt vor den Mund, was sehr für das Gelingen ihres gro­ßen Traums sprä­che: die eige­ne Bar erfolg­reich zu füh­ren. Der 50-jäh­ri­gen, die schon eini­ges durch­ge­macht hat, erschwe­ren dabei unzu­ver­läs­si­ge Finanzpartner und die fort­schrei­ten­de Gentrifizierung des Viertels das Leben

Krystal Muhammad und ihre ört­li­che „New Black Panther Party for Self Defense“ orga­ni­sie­ren Nachbarschaftshilfe und Treffen, vor allem aber Proteste, Mahnwachen und Eingaben bei Polizei und Bürgeramt anläß­lich der Morde. Bei ihren Auseinandersetzungen zeigt sich auch ihre Hilflosigkeit gegen­über die­sem System.

Minervi, der sei­nen Protagonisten sehr nahe gekom­men zu sein scheint, hat kei­nen Propagandafilm gedreht. Die kom­po­niert erschei­nen­den schwarz-weiß-Aufnahmen erin­nern manch­mal mehr an einen Spielfilm, unter­drü­cken aber kei­nes­falls die inne­re Wut, die beim Zuschauen entsteht.

Minervinis grund­sätz­li­che Empathie für die Figuren, beson­ders für die jun­gen Brüder, die zwi­schen Aufnahmen von Demonstrationen, Aktivismus und Polizeigewalt immer wie­der für Momente der Ruhe sor­gen, über­trägt sich durch den zärt­li­chen Blick der Kamera auf sie. …“
Katrin Doerksen | kino-zeit

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Credits:

Italien/USA/Frankreich 2018, 123 Min., eng­li­sche OmU, schwarz-weiß
Regie, Drehbuch: Roberto Minervini
Kamera: Diego Romero
Schnitt: Marie-Hélène Dozo

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Trailer:

What you gon­na do when the worl­d’s on fire?

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Exil

Ein Film von Visar Morina.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Eigentlich ist Xhafer ja per­fekt inte­griert. Er lebt und arbei­tet schon lan­ge in Deutschland, ange­stellt als Ingenieur bei einem gro­ßen Pharmaunternehmen, ist Familienvater, ver­hei­ra­tet mit Nora und wohnt in einem moder­nen Einfamilienhaus. Aber schon bei der Begrüßungsrunde mit neu­en Kunden fängt es an: „Xhafer Kryezi? Wo kom­men Sie (denn) her?“ Eigentlich halt – und nichts ist da selbst­ver­ständ­lich. Da sind die schein­ba­ren Missverständnisse – ein nicht mit­ge­teil­ter Termin, die Versetzung an einen neu­en Arbeitsplatz. Die Schwierigkeiten mit der Schwiegermutter erschei­nen da als zu ver­nach­läs­si­gen­des Problem. Xhaver ver­mu­tet, dass er auf­grund sei­ner koso­va­ri­schen Herkunft in der Firma gemobbt wird, aber selbst als eine tote Ratte am ihrem Gartentor hängt, will sei­ne Frau davon nichts wis­sen. Es gibt mehr ver­lo­re­ne Informationen, mehr Ratten, fol­gen­lo­se Gespräche mit dem Chef, und Nora (auch hier wie­der sehr sou­ve­rän: Sandra Hüller) fin­det ihn para­no­id: „du ach so Benachteiligter“.
Je wei­ter sich Xhafer in die Enge getrie­ben fühlt, je ver­zwei­fel­ter er wird, des­to grö­ßer wird sein Misstrauen gegen­über bestimm­ten Kollegen, auch das mit fata­len Folgen.
Es ist fas­zi­nie­rend, wie anschau­lich und packend Visar Morina die Auswirkungen eines laten­ten gesell­schaft­li­chen Rassismus auf den Punkt bringt. Man könn­te mei­nen, der Regisseur habe eige­ne Erfahrungen mit verarbeitet.
EXIL ist ein fas­zi­nie­ren­der Thriller über Paranoia und Identität. Schwarz, sur­re­al, mit Anklängen ans Genrekino und gepaart mit eigen­wil­li­gem Humor. Seine Weltpremiere hat EXIL auf dem Sundance Filmfestival gefei­ert. Die Deutschlandpremiere erfolg­te im Panorama-Programm der Berlinale.

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Credits:

Deutschland / Belgien / Kosovo 2020, 121 Min., deutsch, alba­ni­sche Om
Regie: Visar Morina

Kamera: Matteo Cocco
Montage: Laura Lauzemis, Hansjörg Weißbrich, Visar Morina
mit Mišel Matičević, Sandra Hüller, Rainer Bock, Thomas Mraz

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The Wild Pear Tree

Ein Film von Nuri Bilge Ceylan.

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Ja, die Sprache. In Nuri Bilge Ceylans jüngs­tem Film, der erst jetzt, zwei Jahre nach sei­ner Premiere in Cannes, in Deutschland end­lich ins Kino kommt – spielt sie eine beson­de­re Rolle und ist, neben den ein­neh­men­den Bildern und der ele­gan­ten Kameraführung ein Kernstück des Werks. Sinan hat sein Lehramtsstudium in Çanakkale fast abge­schlos­sen, nur eine Prüfung fehlt noch, aber zuerst will er sei­nen fer­tig geschrie­ben ers­ten Roman, „The Wild Pear Tree“ ver­öf­fent­li­chen. In sei­ner west­tür­ki­schen Heimatstadt Çan erhoff­te er finan­zi­el­le Hilfe dafür, er zeigt das Werk sei­ner Familie, ört­li­chen Kunstliebhabern und Unternehmern. Was soll man sagen: es ist schwie­rig. Sinan trifft alle, Mutter, Vater, Freunde, Freundinnen, den Bürgermeister, Schulkameraden, Schriftsteller. Niemand kann oder will ihn beim Druck des Buches unter­stüt­zen. Stattdessen dis­ku­tiert, redet, strei­tet sich Sinan durch den Film. Themen gibt es genug, die Schriftstellerei, die Kunst, die Kunst an sich, natür­lich die Politik, natür­lich die Liebe, die Religion, Karrieren, die Verbindungen zwi­schen allem. Selten bin ich einem Film, in dem so aus­gie­big gere­det wird, so gespannt und ger­ne gefolgt. Ein Film wie ein Fluss, die Bewegungen wäh­rend der Begegnungen schei­nen durch die Dialoge vor­an­ge­trie­ben zu wer­den, und Sinan ist stän­dig unter­wegs (nur als er Hatice trifft, kehrt Ruhe ein). So durch­que­ren wäh­rend eines ange­reg­ten Diskurses mit zwei sehr unter­schied­lich ein­ge­stell­ten Imamen die drei Männer das gesam­te Dorf bis hin­aus in die Landschaft. Aber, was bringt das Reden? Schwer zu sagen, aber klar ist, es ist essen­zi­ell und unent­behr­lich, aber auch das wie ist wich­tig. Sinans Mutter Asuman ist mehr als ein­mal ver­zwei­felt, weil der Vater, ein char­mant-sym­pa­thi­scher, einst ange­se­he­ner Grundschullehrer, durch sei­ne Spielsucht die Familie in den Ruin treibt. Aber sie bereue nicht, ihn gehei­ra­tet zu haben, sagt sie. Alle ande­ren spra­chen immer von Geld, er hin­ge­gen von der Natur, von den Farben, und er sprach so schön, so wie er es heu­te noch tut.

»… ein wun­der­schön viel­schich­ti­ger Film …« programmkino.de

 

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Credits:

Ahlat Agaci
Türkei 2018, 188 Min., türk. OmU
Regie: Nuri Bilge Ceylan
Schnitt: Nuri Bilge Ceylan
Kamera: Gökhan Tiryaki 
mit: Aydin Doğu Demirkol, Murat Cemcir, Bennu Yıldırımlar, Hazar Ergüçlü

Termine:

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Die Kordillere der Träume

Ein Film von Patricio Guzmán.

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Patrizio Guzman ist mit sei­nen Filmen schon lan­ge ein gern gese­he­ner Gast in unse­rem Kino.

DIE KORDILLERE DER TRÄUME nun ist der letz­te Teil sei­ner Trilogie über sein Heimatland Chile.

Nach der Betrachtung des Meeres (DER PERLMUTTKNOPF) und der Atacama-Wüste (NOSTALGHIA DE LA LUZ) nimmt er dies­mal die Anden-Bergkette (Kordillere) zum Ausgangspunkt. Sie begrenzt das Land östlich,zieht sich von der Grenze zu Peru im Norden bis nach Feuerland im äußers­ten Süden und nimmt 80% sei­ner Gesamtfläche ein.

Mit impo­san­ten Bildern geht der Regisseur in sei­nem per­sön­lichs­ten Film zurück bis zu den Ruinen des Hauses sei­ner Kindheit, und zeigt die Natur als Sinnbild der poli­ti­schen Geschichte von revo­lu­tio­nä­rer Utopie, faschis­ti­scher Diktatur und neo­li­be­ra­lem Raubbau an der Gesellschaft.

Patricio Guzmán führt uns, beglei­tet und gelei­tet von sei­ner sanf­ten Stimme und einem per­sön­li­chen Text, sowohl hin zu poli­ti­schen Fragen und öko­no­mi­schen Realitäten des Landes als auch hin­ein ins künst­le­ri­sche Verarbeiten und ins Bildermachen. Sein Film ist ein Werk der Bewusstmachung, eines, das nicht zuletzt die Frage nach dem Sinn der Bilder stellt in einer Zeit, in der alle, die ein Mobiltelefon besit­zen auch Filme machen kön­nen.“ trigon-film

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Credits:

CL 2019, 85 Min., span. OmU
Regie: Patricio Guzmán
Drehbuch Patricio Guzmán
Schnitt: Emmanuelle Joly
Musik: Miranda y Tobar
Kamera: Samuel Lahu 

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Sunburned

Ein Film von Carolina Hellsgård.

[Credits] [Termine & Tickets] [Trailer]

Claire ver­bringt ihre Ferien mit ihrer nur unwe­sent­lich älte­ren Schwester und ihrer Mutter in Andalusien. Alle drei sind mit ihren eige­nen Problemen beschäf­tigt. Die Schwester Cleo ver­bringt ihre Zeit lie­ber mit ihrer Strandbekanntschaft und ihre Mutter scheint ihre pro­vi­so­risch über­deck­ten Probleme durch andau­ern­des Flirten zu kom­pen­sie­ren. Die Ferienanlage mit ihren Betonbauten, ihren bemüh­ten Animateuren und stän­di­gen Partys, stel­len eine gera­de­zu sur­rea­le Kulisse dar, eine Klangfarbe, die den gesam­ten Film begleitet.

Claire lernt bald den gleichaltrigenVerkäufer Amram ken­nen, der aus Afrika gekom­men ist, mit sei­ner Community am Strand lebt und sei­nen Geschäften nach­geht. Je tie­fer die­se Beziehung wird, umso kom­pli­zier­ter wird sie auch. Claires Emanzipationsgeschichte scheint nicht ohne Kollateralschäden aus­zu­kom­men. Und doch bleibt auch alles in einem schwe­ben­den Zustand.

Der Film stellt Spiegelungen, Projektionen und Grenzüberschreitungen häu­fig in den Mittelpunkt sei­ner Beobachtung. Diese Metaebene ver­leiht dem Film sogar eine unter­grün­di­ge Strenge, ganz im Kontrast zu dem äußer­lich locke­rem Geschehen. Er ver­fällt aber nicht in den Fehler, die Analogien zwi­schen Claires und Amams Situation nur auf­zu­zei­gen, son­dern unter­läuft sie sofort wie­der, indem er andau­ernd die Machtverhältnisse zwi­schen den bei­den betont: Ständig wird für die ein oder ande­re Gefälligkeit Geld bezahlt. Die Unterschiede bei­der Lebenssituationen wird so wie­der her­ge­stellt, auch wenn es hier und da Berührungspunkte zu geben scheint.

Das, was sich lang­sam zwi­schen Claire und Amram ent­wi­ckelt und das der Film sehr schön im Ungefähren, nicht genau­er Benannten belässt, ist der­ma­ßen von öko­no­mi­schen Zwängen und der scho­nungs­lo­sen Allgegenwart des Kapitalismus infi­ziert, dass stets Zweifel blei­ben, ob es Emotionen und Bindungen ver­schie­dens­ter Art wirk­lich gibt oder ob nicht am Ende doch alles auf Tausch- und Abhängigkeitsverhältnisse hin­aus­läuft.“ (Joachim Kurz)

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Credits:

Deutschland/Niederlande/Polen 2019, 92 Min.
Regie & Buch: Carolina Hellsgård
Kamera: Wojciech Staron
Schnitt: Ruth Schönegge
mit: Zita Geier, Gedion Odour Wekesa, Sabine Timoteo, Nicolais Borger, Flora Li Thiemann, Malik Blumenth

Trailer:

 

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Tokyo Story

[indie­ki­no Club]

Das Ende einer Ozu-Retrospektive ist immer ein per­sön­li­cher Verlust.” schrieb ein­mal Fritz Göttler, Filmredakteur der SZ.. – Wir stim­men dem zu, und weil die letz­te aus­führ­li­che Retro in Berlin schon über 6 Jahre her ist, steht jetzt als Trost einer sei­ner bes­ten, und wohl auch sein bekann­tes­ter Film zwei Wochen lang als Wiederaufführung auf unse­rem Programm : „Tokyo Monogatari – Reise nach Tokio,” eine behut­sa­me, in ruhi­gem Bildrhythmus ent­fal­te­te Studie über das Auseinanderleben einer Familie, über die Begegnung von Tradition und Moderne. Ein Elternpaar vom Lande besucht die erwach­se­nen Kinder in der Stadt, und sie sind nicht sehr will­kom­men. Man bemüht sich zwar um sie und strickt Programme, aber schon ein paar Tage spä­ter wer­den sie in ein Seebad abgeschoben.

Wer die­ses Meisterwerk der Filmkunst, oder Filme von Yazujiro OZU über­haupt noch nicht kennt, darf sich die Gelegenheit, den Film auf der Leinwand in der Originalfassung mit dt. Untertiteln zu sehen, nicht ent­ge­hen las­sen. Alle ande­ren kön­nen sich ihn zum zwei­ten oder drit­ten Mal anschau­en, ist er doch stil­prä­gend für vie­le ernst­zu­neh­men­de Filmemacher und ganz all­ge­mein weg­wei­send für vie­le Kinosozialisationen.”

Japan 1953, 136 Min.,
jap. OmU

R.: Yasujiro Ozu
B. : Y. Ozu, Kogo Noda

D.: Chishu Ryu,
Chieko Higashiyama, Setsuko Hara

schwei­zer Webseite

Isadoras Kinder

Ein Film von Damien Manivel.

[Credits] [Trailer]

Nach dem Unfalltod ihrer bei­den Kinder im April 1913 cho­reo­gra­fier­te die US-ame­ri­ka­ni­sche Tanzpionierin Isadora Duncan ein Solo mit dem Titel „Mutter”, in dem sie die­ses trau­ma­ti­sche Erlebnis in einem zar­ten Bewegungszauber zu exor­zie­ren versuchte.

Regisseur Damien Manivel war Tänzer, bevor er Filme mach­te. In „Isadoras Kinder”, sei­nem mitt­ler­wei­le vier­ten Spielfilm, ver­bin­det er das Schicksal und die­sen Solotanz von Isadora Duncan in drei Geschichten mit den Leben von vier ver­schie­de­nen Frauen im Frankreich von heute.

Es ist fast ein Wunder, wel­che Kraft aus die­ser schein­bar so klei­nen und schlich­ten Erzählung her­an­wächst und sich immer mehr in den fil­mi­schen Raum entfal­tet. In ruhi­gen Bildern, die auf prä­zi­se Weise Details wie Arme, Hände, Füße und das Gesicht in den Blick neh­men, stellt Manivel Körperarbeit und Alltag neben­einander. Der Tanz ver­än­dert den Blick auf Kinder, die auf einem Schulhof her­umrennen, oder auf eine Qigong-Gruppe.“ Esther Buss, Spiegel online

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Credits:

LES ENFANTS D’ISADORA
Frankreich, Korea 2019, 84 Min., frz.OmU
Regie: Damien Manivel
Kamera: Noé Bach
Schnitt: Dounia Sichov
mit: Agathe Bonitzer, Manon Carpentier, Marika Rizzi, Elsa Wolliaston

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Trailer:

ISADORAS KINDER, offi­zi­el­ler Trailer from eksys­tent dis­tri­bu­ti­on on Vimeo.

 

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