Ein Film von Carolina Hellsgård.
[Credits] [Termine & Tickets] [Trailer]
Claire verbringt ihre Ferien mit ihrer nur unwesentlich älteren Schwester und ihrer Mutter in Andalusien. Alle drei sind mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Die Schwester Cleo verbringt ihre Zeit lieber mit ihrer Strandbekanntschaft und ihre Mutter scheint ihre provisorisch überdeckten Probleme durch andauerndes Flirten zu kompensieren. Die Ferienanlage mit ihren Betonbauten, ihren bemühten Animateuren und ständigen Partys, stellen eine geradezu surreale Kulisse dar, eine Klangfarbe, die den gesamten Film begleitet.
Claire lernt bald den gleichaltrigenVerkäufer Amram kennen, der aus Afrika gekommen ist, mit seiner Community am Strand lebt und seinen Geschäften nachgeht. Je tiefer diese Beziehung wird, umso komplizierter wird sie auch. Claires Emanzipationsgeschichte scheint nicht ohne Kollateralschäden auszukommen. Und doch bleibt auch alles in einem schwebenden Zustand.
Der Film stellt Spiegelungen, Projektionen und Grenzüberschreitungen häufig in den Mittelpunkt seiner Beobachtung. Diese Metaebene verleiht dem Film sogar eine untergründige Strenge, ganz im Kontrast zu dem äußerlich lockerem Geschehen. Er verfällt aber nicht in den Fehler, die Analogien zwischen Claires und Amams Situation nur aufzuzeigen, sondern unterläuft sie sofort wieder, indem er andauernd die Machtverhältnisse zwischen den beiden betont: Ständig wird für die ein oder andere Gefälligkeit Geld bezahlt. Die Unterschiede beider Lebenssituationen wird so wieder hergestellt, auch wenn es hier und da Berührungspunkte zu geben scheint.
„Das, was sich langsam zwischen Claire und Amram entwickelt und das der Film sehr schön im Ungefähren, nicht genauer Benannten belässt, ist dermaßen von ökonomischen Zwängen und der schonungslosen Allgegenwart des Kapitalismus infiziert, dass stets Zweifel bleiben, ob es Emotionen und Bindungen verschiedenster Art wirklich gibt oder ob nicht am Ende doch alles auf Tausch- und Abhängigkeitsverhältnisse hinausläuft.“ (Joachim Kurz)
Deutschland/Niederlande/Polen 2019, 92 Min.
Regie & Buch: Carolina Hellsgård
Kamera: Wojciech Staron
Schnitt: Ruth Schönegge
mit: Zita Geier, Gedion Odour Wekesa, Sabine Timoteo, Nicolais Borger, Flora Li Thiemann, Malik Blumenth