Inmitten der endlosen Weite der Atacama-Wüste träumt die junge Carola von einem Leben am Meer. Doch der Alltag mit ihrem Vater Pacifico ist erbarmungslos: Gemeinsam betreiben sie eine illegale Mine und hüten ein gefährliches Geheimnis – eine Goldader, die sie heimlich in nächtlicher Arbeit abbauen. einer der anderen Bergmänner die verborgene Fundstelle entdeckt, eskaliert die Situation in Gewalt. Pacifico wird schwer verletzt, und Carola muss seinen Platz übernehmen. Aber kann sie sich gegen die Feindseligkeit der Männerwelt und ihre eigenen Ängste behaupten?
Ein fesselnder Neo-Western, der in die unglaubliche Weite der Wüste und tief ins Innere der Erde führt, und die Frage stellt: Wie weit würdest du gehen, um deine Träume zu retten?
Credits:
CL/MX/UY/DE 2024, 83 Min., span. OmU Regie: Juan Francisco Olea Kamera: Sergio Armstrong mit: Katalina Sánchez, Francisco Melo, Michael Silva
Eine wunderbar unmoralische Story: Eingehüllt in sanfte, herbstliche Farben und mit steigender Spannung präsentiert François Ozon, inzwischen nicht nur als besonders fleißiger Regisseur, sondern auch als raffinierter Geschichtenerzähler bekannt, eine Komödie, die sich peu à peu zum intelligenten Kriminalfall steigert. Michelle ist eine liebenswerte, rüstige Kleinstadtrentnerin mit einem hübschen Häuschen, in dessen Garten sie Gemüse anbaut. Gleich um die Ecke wohnt Marie Claude, ihre beste Freundin. Die beiden alten Damen verstehen sich blendend, sie gehen gemeinsam spazieren und Pilze sammeln, und sie unterstützen sich, wo es geht. Michelle chauffiert die Freundin auch zum naheliegenden Gefängnis, wo Marie Claudes Sohn Vincent inhaftiert ist. Michelle ist gerade in Vorfreude auf die kommenden Herbstferien, denn dann wird ihr 12-jähriger Enkel Lucas, den sie über alles liebt, für ein paar Tage zu ihr kommen. Als Michelles Tochter Valérie mit Lucas eintrifft, hat sie schon alles aufs Beste vorbereitet. Aber dann: ein schrecklicher Unfall – eine Pilzvergiftung, für die Michelle verantwortlich ist – Valérie ist stocksauer und reist mit Lucas ab, und ihr Entschluss steht fest: Ihre Mutter darf keinen Kontakt mehr mit Lucas haben. Mehr soll über die Handlung nicht verraten werden. Nur so viel: Es geht unter allerstrengster Nichtbeachtung irgendwelcher Klischees um Schuld, um Wahrheit, um Moral und Doppelmoral. Und am Rande auch um Freundschaft und Familie. …“ Gaby Sikorski | programmkino.de „… In bemerkenswerter Ambivalenz schildert Ozon, wie kompliziert Familienbande und Entfremdung sein können. Und wie enorm belastend es sich anfühlt, eventuell eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Auch Michelles Hintergrundgeschichte entbirgt sich erst allmählich. … Wenn der Herbst naht ist lustig und clever, melancholisch und tiefgründig, lebensnah und zugleich magisch. Sogar Geister haben darin Platz – und haben ebenfalls gar keine Lust auf eine stereotype Darstellung.“ Andreas Köhnemann | kino-zeit
IDas Grundstück eines verlassenen Bauernhofes in der Nähe von Le Havre soll zum Parkplatz für ein Mega-Einkaufszentrum werden, aber rechtlich muss die Angelegenheit noch mit den ermittelten Nachfahren der letzten Besitzerin geklärt werden. Diese 30 vom Erbe überraschten Erben schicken zunächst vier von ihnen los, sich die Sache näher anzuschauen. Also fahren ein junger Fotograf, eine in Trennung lebende Ingenieurin, ein kurz vor der Pensionierung stehender Lehrer und ein gern redender Imker (Vincent Macaigne, derzeit in Zikaden als Nina Hoss‚ Ehemann zu sehen) zum Anwesen. Bei ihrem ersten Besuch finden sie im Haus viele Fotos, Gemälde, Bilder und Briefe, die ihre Fantasie anregen, und Adele, ihrer gemeinsamen Ahnin und letzter Bewohnerin des Hofs, eine Geschichte imaginieren. Die führt führt Ende des 19ten Jahrhunderts die damals 21-jährige nach Paris, auf der Suche nach der ihr unbekannten Mutter, die auch ihre ganz eigene Geschichte hat. Große Namen der Kunstszene spielen eine Rolle, und kommen dann letztendlich wieder mit den Er’binnen zusammen. Mit Die Farben der Zeit hat Klapisch einen großen Ensemblefilm geschaffen, der virtuos mit den Zeitebenen spielt und Humor, mal sanft, mal bissig, manchmal albern, mit Melancholie verbindet. Vor dem Hintergrund technischer Neuerungen wie Fotografie oder Elektrizität und künstlerischer Aufbrüche einst und Fortschrittsglauben heute führt er die Menschen zusammen, erzählt eine Geschichte vom Impressionismus, von Paris und dem Klischee von Paris, dem Garten von Claude Monet, und erzählt zum Glück am Ende doch nicht alles aus. „Die Farben der Zeit bietet neben seiner bewegenden Familiengeschichte eine spielerische und unterhaltsame Reflexion über den Begriff der Moderne, eine selbstbewusste Unterhaltung, die sich sich an der Kitschästhetik von Postkarten ebenso erfreut wie an impressionistischen Meisterwerken und gleichzeitig die Bewunderung des Filmemachers für Künstler und Pioniere zum Ausdruck bringt.“ Cineuropa
Credits:
La venue de l’avenir FR 2024, 124 Min., französische OmU Regie: Cédric Klapisch Kamera: Alexis Kavyrchine Schnitt: Anne-Sophie Bion mit: Suzanne Lindon, Vincent Macaigne, Cécile de France, Paul Kircher, Julia Piaton, Vassili Schneider, Vincent Perez
Ende der 1990er Jahre. Wilma hat ihr Leben im Lausitzer Braunkohlerevier verbracht. Es war geprägt von Arbeit und Wandel zweier politischer Systeme. Als ihr persönliches und berufliches Leben zerbricht, verlässt sie Ende der 1990er Jahre ihr Heimatdorf und zieht nach Wien. Dort beginnt sie neu, findet frische Perspektiven und entdeckt alte Utopien wieder, die sie einst inspirierten. Mit ihren alten Überzeugungen und neu gewonnener Kraft setzt sie sich nicht nur für sich selbst, sondern auch für eine bessere Zukunft und die Umwelt ein. Ein Film über Verlust, Neuanfang und den unermüdlichen Glauben an Veränderung.
„Dass es Wilma nach Österreich verschlägt und nicht in die alten Bundesländer, erweist sich als geschickter Schachzug von Regisseurin und Drehbuchautorin Maren-Kea Freese. Im Westen wäre Wilma sofort auf ihre Herkunft reduziert worden. Womöglich hätten Vorurteile einen Neuanfang erschwert oder vereitelt. Zumindest wäre „Wilma will mehr“ ein gänzlich anderer Film geworden. Wien dagegen, als eigenständige, ausländische, aber deutschsprachige Metropole, ist ein anderes Pflaster. Dort kennt man sich mit deutsch-deutschen Befindlichkeiten und Streitigkeiten weniger aus. Zwar finden auch die Ösis, dass die Ossis mitunter naiv sind. Doch wenn Wilma etwas leistet – und sie leistet viel –, wird das anerkannt.
Eigentlich schert man sich in Wien nicht um Herkunft. Doch wenn Wilma über ihr vergangenes Leben und die Mentalität ihrer Landsleute spricht, stößt sie doch auf Interesse. Bei einem feucht-fröhlichen Abend mit einem Dia-Vortrag von Wilma über die Lausitz und ihr ehemaliges Kraftwerk wird sie von ihren neuen Freunden gefeiert. Man stößt ganz im internationalistischen Sinne auf Karl Marx an und intoniert gemeinsam das DDR-Agitationslied „Sag mir, wo du stehst“.
Dennoch hat sich der Film weder Ostalgie noch eine Analyse der Umbruchszeit auf die Fahnen geschrieben. Es geht in erster Linie um eine Frau, die aus der Enge ihrer Heimat herausfindet und sich nach langer Zeit wieder entfalten kann. Als die Arbeits- und Lebensgrundlagen um sie herum zusammenbrechen, wagt Wilma den Ausbruch und stellt fest, dass sie auch in der Fremde gut zurechtkommt. Das liegt an ihrer beruflichen Vielseitigkeit, aber auch an ihrem Pragmatismus, mit dem sie sich auf neue Menschen und Mentalitäten einlassen kann. Sie greift Gelegenheiten beim Schopfe – aus Notwendigkeit, aber auch, weil sie die Abenteurerin in sich entdeckt. Fritzi Haberlandt trägt den Film mit Bravour und wirkt durch und durch glaubhaft. Selbst in Momenten der Verzweiflung rafft sich ihre Figur mit Brandenburger Dialekt wieder auf. Von dem, was sie in ihrem bisherigen Leben gelernt hat, kann sie in Wien jede Menge anwenden.“ Kira Tazman | filmdienst
Credits:
DE 2025, 112 Min., Regie: Maren-Kea Freese Kamera: Michael Kotschi Schnitt: Andrea Muñoz Darsteller*innen: Fritzi Haberlandt, Thomas Gerber, Stephan Grossmann, Xenia Snagowski, Katrin Schwingel, Isabel Schosnig
Trailer:
Kinotrailer „Wilma will mehr” – Kinostart 31. Juli 2025
Eine Geste aus diesem Film wird man so schnell nicht vergessen. Es ist die wie eine Pistole mit ausgestreckten Fingern in Anschlag gebrachte Hand von Vinz, die immer wieder an die Möglichkeit des Ausbruchs explosiver Gewalt erinnert. Wie viele andere Aktionen in dem Film ist diese Geste sowohl Imponiergehabe, Pose und Spiel als auch tatsächliche Bedrohung. Immer ist die Gefahr gegenwärtig, daß das Spiel plötzlich und unumkehrbar furchtbare Zerstörungskräfte auslöst. Es geht um 24 Stunden des Lebens von drei jungen Männern aus der ‚cite‘ ( einer Trabantenstadt an der Peripherie von Paris ). Einer von ihnen wird am Ende tot sein.” Weniger ein brutaler Film, als vielmehr ein neuer ‚film noir‘. – Wer ’71 Fragmente…‘ nicht mochte (und das, so befürchte ich, wird die Mehrheit sein), wird diesen Film sehr mögen, die anderen werden ihn vielleicht als ein wenig zu didaktisch empfinden. Aber wahrscheinlich ist dieser Vergleich auch ziemlich blöd. (fsk Programmhefttext von 1995)
„Die Wucht, mit der Kassovitz den Zuschauer in die Auseinandersetzungen der drei Freunde zieht, resultiert aus der filmischen Gestaltung, aber auch aus dem hervorragenden Spiel der drei Hauptdarsteller, die der Geschichte hohe Authentizität verleihen. Schwarzweiße Bilder, harte Schnitte und die ausschließliche Verwendung von Originaltönen erzeugen einen bedrängenden Alltagsrealismus, der nicht nur den „sozialen Riß” durch die französische Gesellschaft spürbar macht, sondern auch ein Gefühl für die Ausweglosigkeit seiner Helden vermittelt. Wie sehr es dem 27jährigen Kassovitz trotz seiner ungeteilten Sympathie für die Bewohner der Banlieue doch gelingt, die Balance zwischen Parteilichkeit und Stilisierung zu halten, wird immer wieder in einzelnen Einstellungen deutlich, in denen sich seine Intentionen zur Metapher verdichten. Als Vinz den beiden Gefährten zum erstenmal die Pistole zeigt, schrecken diese zurück und weisen ihn ab, indem sie davonlaufen; dabei isoliert die Kamera den kahlköpfigen Vinz, der selbstvergessen über die Waffe streicht und plötzlich hochschreckt, als er merkt, daß er allein ist. Das schönste Bild, das Kasssovitz für die überlebensnotwendige Solidarität untereinander findet, ist dezent an den Rand gesetzt: nachdem Saïd und Hubert verhaftet, gequält und erniedrigt, dann aber wieder freigelassen wurden und im mondänen Stadtzentrum auch Vinz wiedergefunden haben, wandelt Saïd im Vorbeigehen mit der Sprühdose einen Werbeslogan ab: Die Welt ist nicht mehr „dein”, sondern „unser”: Miteinander, nicht getrennt können sie dem Morgen entgegensehen. Doch da flimmert über eine riesige Videowand die Nachricht vom Tod Abdels.” Josef Lederle | filmdienst
Credits:
FR 1995, 98 Min., franz. OmU Regie und Buch: Mathieu Kassovitz Kamera: Pierre Aïm Schnitt: Mathieu Kassovitz, Scott Stevenson mit: Vincent Cassel, Hubert Kounde, Said Taghmaoui
„Egozentrische Erkundung ihrer Psyche“ – bösartige Kritiken begleiteten ihre ersten Arbeiten. Die NYT sah gar „Eine Schande für das Ansehen des Tanzes“, um allerdings schon bei ihrem Stück JUICE, das sie in der Rotunde des Guggenheim ausführen durfte, zu urteilen: „Miss Monk, die oft das Alltägliche in Bewegungen isoliert hat, entpuppt sich nun mit etwas Hilfe von Frank Lloyd Wright als Meisterin des Spektakulären. Ihre Nutzung der architektonischen Möglichkeiten des Guggenheim für eine 85-köpfige Performancegruppe war einfach brillant.“ Ihre Erforschung und Nutzung der Stimme als eigenes Instrument, sowie die Arbeiten an der Schnittstelle von Musik und Bewegung, Bild und Objekt, Licht und Klang waren Neuland. Als Frau war sie in der von Männern dominierten New Yorker Avantgarde-Musikszene der 1960er- und 1970er-Jahre jedoch ein Solitär und musste um Anerkennung und Ressourcen kämpfen.“ Regisseur Billy Shebar hatte Glück. Seine Frau Katie spielte in vielen Stücken von Monk mit. Er entdeckte seine Liebe zu ihrer Musik und bekam Zugang zu einem wunderbaren Archiv aus Filmen, Fotos und Musik. „Man bekommt viel Lust, ihre Alben hinterher in Ruhe anzuhören.“ TC Böhme | taz „Die Gegenkultur der 60er Jahre, in der Monk ihre Stimme fand, wandte sich gegen rassistische und geschlechtsspezifische Diskriminierung, Konsumdenken und den Vietnamkrieg. Ihr Werk ist zwar nicht offenkundig politisch, verkörpert aber all diese Werte und wirkt heute noch genauso bewusstseinserweiternd wie zu Beginn.“ Billy Shebar
Credits:
US/DE/FR 2025, 93 Min., engl. OmU Regie: Billy Shebar, David Roberts Kamera: Jeff Hutchens, Ben Stechschulte Schnitt: Sabine Krayenbühl
Der Argentinier Gustavo betreibt im melancholisch-humorvollen Spielfilm La Practica zusammen mit seiner Frau Vanesa in Santago de Chile ein Yoga-Center. Die Ehe ist am Ende, bei der Scheidung wird der Besitz aufgeteilt. Gustavo bleibt alleine mit der Yoga-Schule zurück und kann und will sich nicht mit der Situation abfinden.
„Lakonischer, unterspannter und schöner lässt sich von einem aus den Fugen geratenen Leben kaum erzählen. Gustavo ist nach der Trennung von seiner Frau Vanessa, die ebenfalls Yoga unterrichtet, zu seinem ketterauchenden Schwager gezogen, der beim Kochen nicht am Knoblauch spart, was für echte Yogamenschen eine Unmöglichkeit ist. Das gemeinsame Studio – die erste staubtrockene Einstellung gilt dem Schild mit dem Schriftzug „Yoga“ – hat sie ihm überlassen. Doch eben hier, an dem einzig stabilen Ort, der vermeintlichen Oase innerer Ruhe und Ausgeglichenheit, ereignen sich beunruhigende Dinge. Bei einer Erderschütterung stürzt mitten im Training ein Paravent auf den Kopf der deutschen Schülerin Steffi. Sie kann sich fortan an nichts mehr erinnern – weder an ihre Passwörter oder den Besuch eines Yoga-Kurses, noch daran, dass ihr Gustavo kurz vor dem Zwischenfall nahegelegt hat, ein anderes Studio zu besuchen – wegen „Fehlinterpretation von Gesten“. Zudem kommen bei einem Diebstahl in der Garderobe Handys und andere Wertsachen abhanden. Eine unachtsame Bewegung, und Gustavo verstaucht sich auch noch den Meniskus.
Kein Ausweg, nirgends
Ein Refugium in den Bergen wird zum Fixpunkt – und später auch von Vanessa, Steffi und anderen Personen aufgesucht. Durch merkwürdige Bewegungen in Büschen und eine erneute Zerrung bringt der Aufenthalt für Gustavo jedoch nicht die gewünschte Erholung. Also sieht er sich gezwungen, vorerst auf die Gymnastikübungen eines russischen Influencers und stumpfe Kraftübungen in einem gewöhnlichen Fitnessstudio umzusatteln. Auch kommt er, vom Gestank von Zigaretten und Knoblauch geplagt und inzwischen schwer humpelnd, vorübergehend in einem Studentenzimmer ohne Warmwasser unter, bevor ein geplatztes Rohr die gesamte Wohnung flutet.
Was nach einer Ansammlung von Katastrophen in wachsenden Eskalationsstufen klingt, vollzieht sich unter der Regie von Martin Rejtman in aller Seelenruhe und an der Grenze zur Trägheit. Nur gesprochen wird ausgesprochen schnell und viel; nach der Paartherapie mit der Ex-Frau, bei den Telefonaten mit Gustavos gluckenhafter Mutter, die ihn drängt, nach Buenos Aires zurückzukehren. Von den Stürzen und Schlägen hingegen ist nichts zu sehen; die Montage folgt der verknappenden Logik einer Bildergeschichte; gezeigt werden nur die Folgen – Gustavo ist aus dem Bild verschwunden und steckt weniger später im Gully, der Paravent liegt auf Steffi und so weiter.” Esther Buss | filmdienst
Credits:
US/AR/CL/PT 2023, 93 Min. spanische OmU, Regie: Martín Rejtman Kamera: Hugo Azevedo Schnitt: Frederico Rotstein mit: Esteban Bigliardi, Manuela Oyarzún, Amparo Noguera, Camila Hirane, Gabriel Cañas
„Papa, fahr los, lass uns ihnen folgen.“ – „Sie folgen uns. – Wirklich?“ – „Das ist keine gute Idee, du wirst dein Auto zerschroten, die Straßen sind sehr gefährlich.“ – „Wir haben keine Wahl.“ Als die riesige Rave-Party in der marokkanischen Wüste wegen Kriegsbeginns von der örtlichen Militärpolizei aufgelöst und das Publikum nach Europa zurückgeschickt wird, brechen Jade, Stef, Josh, Tonin und Bigui aus den Konvoi aus und machen sich mit ihren umgebauten Trucks aus dem Staub, zur nächsten Party im Süden. Spontan und mitgerissen von der Begeisterung seines kleinen Sohnes Estaban folgt Luis ihnen in seinem Kleinbus. Er ist verzweifelt auf der Suche nach seiner Teenager-Tochter Mar, die sich seit über fünf Monaten nicht gemeldet hat, und vielleicht ist sie bei einem der Raves. Selten hat mich ein Film so sehr von der ersten Einstellung an hineingezogen und bis zum Schluss dabeigehalten. Sirāt (so heißt die Brücke zwischen Himmel und Hölle in der islamischen Eschatologie – dünner als ein Haar und schärfer als ein Messer) ist spannend, hypnotisch und verstörend – ein herausforderndes Werk, dabei keinem Genre zuzuordnen. Der eigentliche Endpunkt der Reise verschwindet mit der Zeit, die Geschichte vom Weg, der das Ziel ist, stimmt hier trotzdem nicht. Olivier Laxe führt die kleine Gruppe auf ihrer Fahrt durch die marokkanische Wüste an einen existentiellen Rand, von dem niemand vorher ahnte, dass es ihn gibt. Was die Protagonist‚innen zuletzt antreibt, ist nur noch, dass es einfach immer weitergehen muss – was den Gewinner des Großen Preis der Jury (ex-aequo mit In die Sonne schauen) in Cannes 2025 auch so jetztzeitig macht. … und ja, genau für diesen Film haben wir uns letztes Jahr die neue Tonanlage mit dem irren Subwoofer angeschafft … „Seine herausragende künstlerische Qualität wird durch seine politischen und gesellschaftskritischen Aussagen ergänzt, was zu einem Film führt, der vielleicht nicht leicht zu verdauen – aber dafür umso gehaltvoller ist.“ Selina Sondermann | the upcoming
Credits:
ES/FR 2025, 120 Min., span., frz. OmU Regie: Oliver Laxe Kamera: Mauro Herce Schnitt: Cristóbal Fernández Musik: Kangding Ray mit: Sergi López, Bruno Núñez, Stefania Gadda, Joshua Liam Henderson
Trailer:
Sirât | Trailer | Oliver Laxe | Sergi López | Bruno Nuñez
Katinka wollte schon als Kind Bäuerin werden. Aber im Hohenlohischen, wo sich die 17-Jährige mit ihrer Mutter, dem älteren Bruder und den beiden Schwestern um die Kühe und das Heu kümmert, erben nun mal die Männer den Hof. Überhaupt würde es die Mutter viel besser finden, wenn Katinka woanders eine Ausbildung anfinge. Das Milchgeschäft rentiert sich schon lange nicht mehr. Dumm auch, dass Katinkas beste Freundin Carina ausgerechnet mit ihrem Bruder geschlafen hat. Doch wo andere keine Zukunft sehen, versucht Katinka, sich eine zu bauen, den Traditionen zum Trotz. Regisseurin Justine Bauer unterläuft in ihrem Debütfilm sämtliche Erwartungen auf erfrischend humorvolle Art. Ohne zu beschönigen, feiert sie das Landleben, einen unvergesslichen Sommer und vor allem: vier junge Frauen, die ihren eigenen Kopf haben. Auf dem Filmfest München gewann der Film den Förderpreis Neues Deutsches Kino. „Denn die Rollen, die Traditionen sind zwar festgezurrt, aber unter der Oberfläche, bei den jungen Frauen, da tut sich was. In vielen Momenten: die Melkmaschine im Stall, die Heuballen, die von der Ballenpresse geboren werden, der Ochse, der nach Kastration seine Wildheit verloren hat, auf dem man reiten kann. Eine Schwangerschaft, von der jeder weiß, über die nicht gesprochen wird – die erfahrenen Bäuerinnen haben seit jeher trächtige Kühe erkennen können. … Das Frausein, die Mutterschaft, das Leben unter dem Radar des tölpelhaft machistischen Patriarchats, das am Rand fast karikaturesk aufscheint: Das ist das Thema des Films, geschickt eingeflochten in die realitätsnahe Darstellung, und keinesfalls aufgesetzt, sondern in sonderbar poetischer Weise verwoben mit der Wirklichkeit. Der Nachbar, der stellt grüne Kreuze auf als Protest gegen „die da oben“, die den Bauernstand zerstören. Später brennt er als Protestaktion sein Heu an und löscht mit Milch, die Lokaljournalistin will vor allem schöne Fotos von traurigen Kindern.“ Harald Mühlberger | kino-zeit
Credits:
DE 2024, 78 Min., deutsche Fassung Regie: Justine Bauer Kamera: Pedro Carnicer Schnitt: Semih Korhan Güner, Justine Bauer mit: Johanna Wokalek, Pauline Bullinger, Anne Nothacker, Sara Nothacker, Lore Bauer
In Vermiglio, einem Bergdorf in den italienischen Alpen, wo die Zeit im ewigen Rhythmus der Monate vergeht, ist das Leben beschwerlich und bescheiden. Wir schreiben den Winter 1944, der der Krieg scheint gleichzeitig weit weg und doch allgegenwärtig zu sein. Attilio, ein junger Einheimischer, kehrt schwer verletzt auf den Schultern seines sizilianischen Kameraden Pietro heim. Die Ankunft bringt Unruhe in das Dorfleben, besonders in das Haus des Lehrers Cesare und seiner großen Familie. Als Deserteure müssen beiden jungen Männer versteckt und gepflegt werden, letzteres macht Lucia, die älteste der Lehrertöchter, besonders gerne. Eine Romanze beginnt, aber nicht nur das. Jeder hier hat seine Geheimnisse, der Lehrer, seine Töchter, und auch Pietro. Zunächst mit geringer Kopienzahl gestartet, entwickelte sich Maura Delperos von der eigenen Familiengeschichte inspirierter zweiter Film (nach Maternal) in Italien innerhalb kurzer Zeit zu einem überraschend großen Erfolg. Er gewann schließlich sieben Kategorien des wichtigsten Filmpreises des Landes, dem „David di Donatello“, u.a. für den Besten Film und für die Beste Regie, der damit erstmals an eine Frau ging. „Vermiglio ist in seiner Bescheidenheit ein wuchtiger Film, weil er diese emotionale und familiäre Sprengkraft völlig unaufgeregt darstellt. Der Regisseurin Maura Delpero gelingt es meisterlich, dieses Liebesdrama völlig unsentimental und zurückhaltend zu inszenieren, in schlichten, aber sehr bestimmten, stimmigen Bilden, gedreht vom Kameramann Michail Kritschmans. Und die Montage lässt einem immer genügend Luft zum Durchatmen. Nicht umsonst hat der Film am Internationalen Filmfestival in Venedig 2024 den Silbernen Löwen gewonnen und bei der internationalen Presse viel Lob erfahren.“ Madeleine Hirsiger | arttv
Credits:
IT/FR/BE 2024, 119 Min., ital. OmU Regie: Maura Delpero Kamera: Mikhail Krichman Schnitt: Luca Mattei mit: Tommaso Ragno, Giuseppe De Domenico, Roberta Rovelli, Martina Scrinzi, Orietta Notari, Carlotta Gamba
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