The Guilty

Ein Film von Gustav Möller.

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Asger Holm ist nicht für den Innendienst geschaf­fen, beson­ders nicht für die Notrufzentrale, wo etwas Einfühlungvermögen gefragt ist, Eigeninitiative hin­ge­gen nicht. Ein nicht näher erläu­ter­te Vorfall bei einem Einsatz hat den Polizist hier hin­ge­bracht, am nächs­ten Tag ist die Verhandlung und dann ist, so es sein soll, die­se Strafversetzung Geschichte. Seine Laune bes­sert das nicht. Als jedoch kurz vor Dienstende ein Anruf her­ein­kommt, der bei ihm einen inves­ti­ga­ti­ven Nerv trifft, reagiert er wie elek­tri­siert. Iben, eine von ihrem eige­nen Mann im Auto ent­führ­te Frau hat es trick­reich geschafft, die Notrufzentrale, und damit Asger, zu errei­chen. Jetzt muss vor­sich­tig und geschickt vor­ge­gan­gen wer­den, um das Fahrzeug zu orten, ihre Kinder, die offen­sicht­lich unbe­auf­sich­tigt zuhau­se sind, in Sicherheit zu brin­gen und Iben zu ret­ten. Gegen aus­drück­li­che Ansagen von Vorgesetzten mischt Asger sich per Telefon eigen­mäch­tig immer wei­ter in den Fall ein. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, aber ist alles so, wie Asger es sich vorstellt?
Der Thriller mit dem über­sicht­li­chem Setting, 2 Zimmer, das Telefon und der Polizist, ist Kopfkino im bes­ten Sinne: alles Geschehen aus­ser­halb die­ser Räume spielt sich nur vor dem inne­ren Auge der Zuschauer ab. Mit Bildern und Sequenzen, die im Film gar nicht vor­kom­men, wird ein eige­ner Film geschaf­fen – und damit sind wir gar nicht so weit weg von Asgers Überblick.

… der Film [schafft es] über einen lan­gen Zeitraum, die gesam­te Bandbreite der Emotionen zu ver­mit­teln und zugleich einen Diskursraum über Schuld und Vergebung und die Brüchigkeit des­sen, was wir als Wahrheit anneh­men, zu ver­mit­teln.“ Joachim Kurz | kino-zeit.de

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Credits:
Den skyl­di­ge
Dänemark 2017, 85 Min., dän. OmU
Regie: Gustav Möller
Kamera:Jasper J. Spanning
Schnitt: Carla Luff
mit: Jakob Cedergren

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Sandmädchen

Ein Film von Mark Michel.

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Veronika Raila ist Autistin und hat mehr­fach kör­per­lich schwe­re Behinderungen. Sie kann weder lau­fen noch spre­chen und doch wur­de ein Weg gefun­den, sich zu ver­stän­di­gen, Kommunikation ist seit­dem durch die Tastatur eines Computers mög­lich. Ihre Mutter steht neben ihrem Bett und stützt Veronikas Hand beim Schreiben. Als Kind attes­tier­ten ihr ihre Ärzte einen IQ von null. Es gab noch kei­ne Möglichkeit, zu kom­mu­ni­zie­ren. Doch im Laufe ihrer Entwicklung besuch­te sie bald das Gymnasium und stu­dier­te letzt­lich Literatur und Theologie. Inzwischen ver­fasst sie zumeist poe­ti­sche essay­is­ti­sche Texte, äußert ihre Gedanken und Gefühle, die von gro­ßer Sensibilität zeu­gen. Mark Michel, der mit Veronika zusam­men die­sen Film gemacht hat, beschreibt in einer adäqua­ten, bis­wei­len durch­aus meta­pho­ri­schen und asso­zia­ti­ven Form, ihr all­täg­li­ches und intel­lek­tu­el­les Leben. Auf die­se Art ver­su­chen bei­de, der Gesamtheit Veronikas Lebens gerecht zu werden.

Ich habe nur das Schreiben um mich mit­zu­tei­len, das Schreiben um mei­ne Gefühle und Gedanken aus­zu­drü­cken. Das Schreiben ist mei­ne Verbindung zur Außenwelt – hät­te ich die­ses Schreiben nicht wür­de ich in der Tiefe eines ver­ges­se­nen Brunnens sitzen.“
(Veronika Raila)
„Der Wind des Lebens formt mei­ne Körnchen immer wie­der neu.“ (Veronika Raila)

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Credits:
D 2017, 84 Min.
Buch: Mark Michel & Veronika Raila
Regie: Mark Michel
Kamera: Ines Thomsen
Schnitt: Andreas Baltschun, Mark Michel, Ed van Megen

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Girl

Ein Film von Lukas Dhont.

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Lara sieht aus wie eine jun­ge Frau, bewegt sich wie eine jun­ge Frau und hat Träume wie eine jun­ge Frau. Geboren wur­de sie aller­dings vor 15 Jahren als Victor. Zwei Ziele ver­folgt sie: eine pro­fes­sio­nel­le Ballerina wer­den, und eine Geschlechtsanpassung. Der Vater unter­stützt bei­de Vorhaben, aber ihre puber­täts­be­ding­te Ungeduld und Frustration lässt sie zuneh­mend ver­zwei­feln, zumal bei­de Träume sich gegen­sei­tig zu behin­dern schei­nen. Die stren­ge Disziplin in der renom­mier­ten Brüsseler Ballettschule, wo sie pro­be­hal­ber auf­ge­nom­men wird, und ihre man­geln­de Erfahrung („Mädchen fan­gen schon mit 12 mit dem Spitzentanz an“) machen Lara zu schaf­fen. Aus medi­zi­ni­schen Gründen muss sie zudem noch lan­ge auf die ersehn­te Operation war­ten, was für die Jugendliche beson­ders schwer zu ertra­gen ist. Dabei hat Lara auch Glück. Vater und Bruder unter­stüt­zen sie, und auch ihre sons­ti­ge Umgebung agiert vor­wie­gend posi­tiv, ver­ständ­nis- und rück­sichts­voll, abge­se­hen von weni­gen, puber­tä­ren und wahr­schein­lich unbe­ab­sich­tig­ten, schmerz­vol­len Demütigungen. Vordergründig dreht sich alles um den Körper und die Arbeit damit: um das Geschlecht, die Veränderungen, sexu­el­les Erwachen und immer wie­der um den Tanz und das eiser­ne Balletttraining. Mit der nöti­gen Sensibilität beob­ach­tet der Film jedoch prä­zi­se, mit­füh­lend und lie­be­voll vor allem die inne­re Spannung und Unsicherheit des Teenagers und den Weg zu einer dra­ma­ti­schen Entscheidung.
(Caméra d’Or für den bes­ten Erstlingsfilm in Cannes 2018)

Als strin­gent erzähl­tes Genderporträt kehrt Dhont den inne­ren Kon­flikt sei­ner Hauptfigur dank einer exzel­len­ten Besetzung glaub­wür­dig und ohne Extravaganzen nach außen.“ Matthias Manthe | filmstarts.de

Credits:
Belgien 2018, 105 Min., flä­misch, fran­zö­si­sche OmU
Regie: Lukas Dhont
Kamera: Frank van den Eeden
Schnitt: Alain Dessauvage
mit:
Victor Polster, Arieh Worthalter, Katelijne Damen

Termine:

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Utøya 22. Juli

Ein Film von Erik Poppe.

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Neunundsechzig Menschen ermor­de­te der nor­we­gi­sche Rechtsextremist Breivik auf der Insel Utøya nahe Oslo am 22. Juli 2011. Fast alle waren Jugendliche und jun­ge Erwachsene, Teilnehmer eines Feriencamps der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Partei Norwegens. Die Polizei brauch­te fast 90 Minuten, um den Neonazi zu stel­len. Er wider­set­ze sich der Festnahme nicht.
Erik Poppe läßt den Zuschauern durch sei­ne radi­kal sub­jek­ti­ve Herangehensweise die Möglichkeit, Abstand zum fil­mi­schen Geschehen zu neh­men und den Film abzu­leh­nen. Denen, die sich ein­las­sen, ermög­licht er, sich mit den Opfern emo­tio­nal zu soli­da­ri­sie­ren, wäh­rend die­ses Albtraums mit ihnen mitzufühlen.
Eine wich­ti­ge Motivation Poppes, den Film zu dre­hen, war die Aussage meh­re­rer Überlebender, dass es so unend­lich schwie­rig sei, über das Erlebte zu spre­chen. Gleichzeitig merk­ten vie­le, dass die Erinnerung der Menschen an die Tat ver­blasst. Das Drehbuch wur­de in Gesprächen mit Opfern des Massakers ent­wi­ckelt. Das Gesicht des Täters kennt jeder, sei­ne kran­ken Ansichten auf 1500 Seiten kön­nen im Internet ein­ge­se­hen wer­den. ‚Utøya 22. Juli‘ gibt den Opfern ein Gesicht.
Jetzt hät­ten die Hinterbliebenen die­sen Film, sagt eine jun­ge Frau, die dem Massaker ent­kam, auf der Berlinale. „Ihr wer­det es nie ver­ste­hen. Aber schaut zu!”

Warum über­haupt so ein Film?, wird Poppe gefragt. „Als Teil des Heilungsprozesses“, für die Betroffenen, für Norwegen. Viele hät­ten ihm berich­tet, sie könn­ten das Erlebte bis heu­te kaum erzäh­len. Den Film fin­den sie hilf­reich: Jetzt kön­nen sie sagen, schau ihn dir an und wir reden danach. Manche mei­nen, es ist zu früh. Aber wenn man war­tet, bis ihn nie­mand mehr zu früh fin­det, kommt der Film zu spät, ergänzt Andrea Berntzen, die groß­ar­ti­ge, muti­ge Darstellerin der Kaja. Seine Wahrhaftigkeit ver­dankt der Film nicht zuletzt ihr.“ (Christiane Peitz, Tagesspiegel)


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Credits:
U – July 22
Norwegen 2018, norw. OmU, 90 Min., frei­ge­ge­ben ab 12 jah­re (FSK)
Regie: Erik Poppe
Kamera: Martin Otterbeck
Schnitt: Einar Egeland

mit: Andrea Berntzen
Aleksander Holmen
Brede Fristad
Elli Rhiannon Müller Osbourne 

Termine:

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Utøya 22. Juli | Offizieller Trailer Deutsch HD | Jetzt im Kino

A Woman captured – Eine gefangene Frau

Ein Film von Bernadett Tuza-Ritter.

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Ursprünglich woll­te Bernadett Tuza-Ritter nur ein Portrait der Hausangestellten Marish dre­hen. Was sie dann aber vor­fin­det, sind unvor­stell­ba­re Bedingungen, unter denen die 52-jäh­ri­ge arbei­tet: moder­ner Sklavenhandel, mit­ten in Europa – und das gibt es viel öfter, als man denkt. Der Global Slavery Index (Weltweite Erfassung von Sklaverei) aus dem Jahre 2016 schätzt, dass der­zeit 1,2 Millionen Menschen in Europa von einer der Ausformungen moder­ner Sklaverei (Zwangsarbeit, häus­li­che Knechtschaft, Prostitution) betrof­fen sind.
Die Regisseurin beob­ach­tet Marishs Leben über meh­re­re Monate, stets kon­trol­liert von Eta, der „Arbeitgeberin“. Marish erkennt die Chance, die der Film ihr bie­tet, und so wird aus der Observation mit der Kamera eine kon­kre­te Konspiration.

Credits:
HU 2017, 89 Min., ungar. OmU,
Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Bernadett Tuza-Ritter

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Leave no Trace

Ein Film von Debra Granik.

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Es war mein Lieblingsfilm beim FF München, und gleich­zei­tig eine Wiederentdeckung. Wer erin­nert sich noch an Winter’s Bone, der 2010 im Forum der Berlinale und danach beim Kinostart Furore mach­te, und das nicht nur wegen der zur Drehzeit noch unbe­kann­ten Hauptdarstellerin Jennifer Lawrance. Im neu­en Film von Regisseurin Debra Granik lebt der ver­wit­we­te Will mit sei­ner Tochter soweit abseits der Zivilisation, wie es mög­lich ist. Verbotenerweise rich­ten sie sich in den Nationalparks Oregons ein und leben von dem, was dort zu bekom­men ist. Als Tom eines Tages von einem Jogger gese­hen und gemel­det wird, ist das freie Leben zu Ende. Der Versuch, bei­de wie­der in die Gesellschaft ein­zu­glie­dern, stößt beim Vater auf Widerstand, für die Jugendliche erscheint der Kontakt mit der Außenwelt jedoch reiz­vol­ler als der an Reizen nicht arme Wald. Granik ist ein respekt- und lie­be­voll gezeich­ne­tes Bild einer Verweigerung und der mit einer schmerz­haf­ten Trennung ver­bun­de­ne Ablösung der Tochter gelungen.
Leave no Trace ist ein intel­li­gent kon­stru­ier­tes, kom­plex geschrie­be­nes und tief berüh­ren­des Vater-Tochter-Drama, das viel über Amerika erzählt.“ Carsten Baumgardt, filmstarts.de
Da der Verleih Leave no Trace sehr kurz­fris­tig ins Kino brach­te, konn­ten wir ihn nicht mit­star­ten, möch­ten unse­ren Gästen die­se schö­ne Filmerfahrung auch spä­ter noch ermöglichen.

Credits:
US 2018, 109 Min., engl. OmU, 
Regie: Debra Granik
Kamera: Michael McDonough
Schnitt: Jane Rizzo
mit: Thomasin McKenzie, Ben Foster, Jeff Kober, Dale Dickey

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Waldheims Walzer

Ein Film von Ruth Beckermann.

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Der neue Film von Ruth Beckermann (zuletzt lief Die Geträumten bei uns im Kino). Seit 1991 ist sie mit Nach Jerusalem, Jenseits des Krieges u. a. Werken immer wie­der Gast des Forums der Berlinale. Auch Waldheims Walzer hat­te dort sei­ne Premiere. Kurt Waldheim, das ist lan­ge her, 1986 kam die Affäre um sei­ne NS Vergangenheit (er war auch SA Mitglied gewe­sen), ins Rollen. Ausgerechnet wäh­rend des Wahlkampfs für das Amt des öster­rei­chi­schen Bundespräsidenten, mit dem Waldheim sei­ne Bilderbuchkarriere als Nachkriegspolitiker zu krö­nen beab­sich­tig­te. Österreich wähn­te sich ja immer von den Nazis okku­piert, also waren Österreicher Opfer und damit unschul­dig an den NS Verbrechen (bis auf Hitler viel­leicht). Anhand von klug aus­ge­wähl­tem, inter­na­tio­na­lem Archivmaterial rekon­stru­iert die­ser doku­men­ta­ri­sche Essay den Verlauf der hit­zi­gen Debatte, ob’s viel­leicht doch Täter gab, ob Waldheim einer war, mit­schul­dig an Kriegsverbrechen. Im Juni 1986 wur­de Waldheim Bundespräsident und voll­ende­te sei­ne glanz­vol­le Karriere wie gewünscht. Zu den Positionen der ver­schie­de­nen Akteure – Ausschnitte aus Pressekonferenzen des Jüdischen Weltkongresses, Debatten in der UN-Generalversammlung, Anhörungen im US-Kongress sowie Verlautbarungen der Österreichischen Volkspartei und ihres Kandidaten – gesellt sich der sub­jek­tiv-ana­ly­ti­sche Kommentar von Ruth Beckermann. Darüber hin­aus ist sie auch mit selbst gedreh­ten Videoaufnahmen prä­sent, Dokumente der Gegenöffentlichkeit, die Anti-Waldheim-Aktionen und Streitgespräche mit anti­se­mi­tisch auf­tre­ten­den, res­sen­ti­ment­ge­la­de­nen Passanten zei­gen. Hetze, Verleumdung, Medienschelte und das Leugnen von Tatsachen bre­chen sich hier Bahn.

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Credits:
Österreich 2018, Deutsch, Englisch, Französische OmU
93 Min.
Regie, Buch: Ruth Beckermann
Schnitt: Dieter Pichler
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Termine:

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Waldheims Walzer Trailer

Ava

Ein Film von Léa Mysius.

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Sommer, Sonne, Sand und Meer – einen Traumurlaub möch­te die Mutter ihrer Tochter noch bie­ten, bevor die­se lang­sam, aber sicher ihr Augenlicht ver­lie­ren wird. Da die Mutter mit ihrer klei­nen Baby-Schwester und ihrem Urlaubsflirt dann doch zu beschäf­tigt ist, stromert Ava allei­ne her­um und lässt sich gefähr­li­che nicht-mehr-Sehen-kön­nen-Übungen ein­fal­len. An einem typisch beleb­ten und vol­len Familienstrand macht sie Bekanntschaft mit einem gro­ßen, schwar­zen Hund, als der ihre Pommes Frites vom Bauch frisst. Noch mehr fas­zi­niert sie des­sen Besitzer Juan, ein jun­ger Mann mit Outsider-Flair. Ava hef­tet sich an sei­ne Fersen, bis er sie schließ­lich akzep­tiert. Gemeinsam machen sie sich dar­an, die Welt aus den Angeln zu heben, und das geht auch hier nicht ohne Tanz ab.

Ein dif­fu­ser Fatalismus liegt über die­sem Film, eine Traurigkeit, die viel mehr öff­net als sie blo­ckiert – sie schiebt sich in das Abenteuer der Jugend, ver­dun­kelt es aber nicht, im Gegenteil, macht es nur umso aben­teu­er­li­cher. Reiches Sehen, flüch­ti­ges Sehen. AVA ist kein Film, der sich in einen tra­gi­schen Prozess begibt; er ist ein Film, der sehen will, so viel wie nur mög­lich: die Opulenz der ers­ten Einstellung, die Augen der ande­ren, Urlaubslieben am Strand, das von der Waffel tropfen­de Eis, der aus dem Hotdog trop­fen­de Senf. Flirts: Haut, Augen, Genitalien. Sonne, Schatten, Sand, jun­ge Körper in Bewegung, oft allei­ne, sich lösend, Zweisamkeit suchend, fin­dend, nicht fin­dend – das Kino Éric Rohmers. …
Ava von Léa Mysius dürf­te der schöns­te Film der diesjähri­gen Filmfestspiele in Cannes (2017) gewe­sen sein.”
Lukas Stern | critic.de

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Credits:
Frankreich 2017, 105 Min., frz. OmU
Regie: Léa Mysius
Kamera: Paul Guilhaume
Schnitt: Pierre Deschamps
mit: Noée Abita, Juan Cano, Laure Calamy

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Alles ist gut

Ein Film von Eva Trobisch.

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Janne fährt in ihre alte Heimat und trifft auf ihrem Klassentreffen alte Freunde. Dabei lernt sie Martin ken­nen und ver­bringt mit ihm den Abend. Sie nimmt ihn mit nach Hause, wo er sie bedrängt und sexu­ell über­grif­fig wird. Konfrontiert mit die­ser sexu­el­len Gewalt lässt Janne weder Empörung noch Wut, aber auch kei­ne Niedergeschlagenheit oder Depression zu. Stattdessen gibt sie sich viel Mühe, alles zu ver­drän­gen und doch lässt sich eine Zäsur, was das Geschehene für ihr Leben bedeu­tet, auf Dauer nicht ver­leug­nen. Der Film schil­dert ganz kon­kret das Leben danach und lässt auf uner­klär­li­che und wun­der­sa­me Weise, qua­si durch die Lebensentwürfe der Protagonisten hin­durch, Universelles immer wie­der anklin­gen. Der Schluss, wenn nichts mehr geht und es ein­fach ste­hen bleibt, spricht da in sei­ner Symbolhaftigkeit Bände. Und das Schöne ist: Es braucht die­ses Symbol über­haupt nicht, um Janne zu ver­ste­hen, wenn sie end­lich einen trot­zi­gen Widerstand zulässt.

Eva Trobisch gebührt gro­ße Hochachtung für ihre insze­na­to­ri­sche Leistung, wobei sie das Drehbuch so klug erdacht hat, dass genug Raum für Improvisationen blieb, was neben dem rea­lis­ti­schen Effekt auch dem Ensemble das groß­ar­ti­ge Spiel ermög­licht.” (programmkino.de)

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Credits:
Deutschland  2018, 93 Min.
Regie: Eva Trobisch 

Kamera: Julian Krubasik 
Schnitt: Kai Minierski 
mit:
Aenne Schwarz , Andreas Döhler , Hans Löw , Tilo Nest , Lisa Hagmeister , Lina Wendel

Termine:

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Offenes Geheimnis

Ein Film von Asghar Farhadi.

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Ein Familienfest im länd­li­chen Spanien, wer da in der tur­bu­len­ten und extrem sprach­in­ten­si­ven ers­ten hal­ben Stunde ver­sucht her­aus­zu­fin­den, wer da wen hei­ra­tet, wer wen begrüßt und die Verwandtschafts- oder Freundschaftsverhältnisse begrei­fen will, ist ver­lo­ren. Auch wenn die Sprache Spanisch und nicht Farsi ist, Farhadi bleibt sich treu. Wer erin­nert sich nicht an die Sprachkaskaden zu Beginn von Nader und Simin – Eine Trennung, bei denen auch erst kei­ner weiß, wor­um es geht? Die Verhältnisse klä­ren sich hier nach und nach, und eini­ges wird wie­der von unten nach oben geholt. Laura, soviel ist von Beginn an klar, ist zu die­ser Hochzeit extra mit bei­den Kindern aus Buenos Aires ein­ge­flo­gen, ihr argen­ti­ni­scher Mann ist zu beschäf­tigt, so erfah­ren wir. Irene, die 16-jäh­ri­ge Tochter, ist auf Abenteuer im Land ihrer Mutter aus, mit dem Motorrad oder dem Cousin. Doch plötz­lich ist sie fort, nach ver­geb­li­cher Suche und angst­vol­len Stunden kommt die Lösegeldforderung. Bald scheint fest­zu­ste­hen: die Entführer kom­men aus dem Bekannten- oder gar Familienkreis. Aber trotz­dem stellt sich die Frage, wer ist in der Lage, die gefor­der­te Summe tat­säch­lich auf­zu­brin­gen? Die sich anschlie­ßen­de lang­sa­me Dekonstruktions der Verhältnisse zele­briert der Film dies­mal in Form eines span­nen­den „whodon­eit“, wobei die Auflösung nicht zu Versöhnung oder zum Zurechtrücken bei­tra­gen kann, zu vie­le Beschädigungen gibt es mitt­ler­wei­le. Und auch hier liegt der Grund für Verwerfungen wie­der im gesell­schaft­li­chen Status und den finan­zi­el­len und Besitzverhältnissen, die sich über die mensch­li­chen Beziehungen legen.

Asghar Farhadi hat einen Genrefilm gemacht. Fast. …Er wen­det ganz kla­re Storybeats und ‑ent­wick­lun­gen an, wie es sie eben geben muss, wenn man einen Thriller dreht. Aber er unter­wirft sich ihnen nicht. Nie ist es Selbstzweck, was er macht. Es dreht sich nicht alles um die Spannungselemente und das Lösen eines Falls. Sondern um die Figuren, die damit in Berührung kom­men, was sie wis­sen und was nicht und was das bedeu­tet für ihr Zusammenleben. … der bes­te Eröffnungsfilm in Cannes seit Jahren.” Blickpunkt Film

 

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Credits:
Todos lo saben
Spanien/Frankreich/Italien 2018, 132 Min., span., engl. OmU
Regie: Asghar Farhadi
Drehbuch: Asghar Farhadi
Kamera: José Luis Alcaine
Schnitt: Hayedeh Safiyari
Darsteller: Penélope Cruz, Javier Bardem, Ricardo Darín, Barbara Lennie

Termine:

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