Südtirol, 1961. Die norditalienische Region wird durch eine Serie von separatistischen Bombenanschlägen erschüttert. Während der junge Bauernsohn Paul der Perspektivlosigkeit seines Dorfes entkommen und Malerei studieren will, kämpft sein älterer Bruder Anton kompromisslos für den Schutz der deutschsprachigen Minderheit – notfalls mit Gewalt. Nachdem Anton als einer der Attentäter enttarnt wird, flieht er und lässt Hof und Familie zurück. Widerwillig verschiebt Paul seine eigenen Pläne, um Antons Frau Anna und ihren kleinen Sohn zu unterstützen. Während die Lage eskaliert und die italienische Polizei hart durchgreift, beginnt Anna sich zunehmend gegen die patriarchalen Strukturen ihres Umfelds zu wehren. Paul hingegen muss sich entscheiden – zwischen familiärer Loyalität und persönlicher Selbstverwirklichung.
Credits:
DE/IT/AT 2025, 112 Min., Regie & Schnitt: Michael Kofler Kamera: Felix Wiedemann Schnitt: Florian Miosge mit: Thomas Prenn, Aenne Schwarz, Laurence Rupp, Francesco Acquaroli
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Trailer:
Zweitland | Trailer Deutsch HD | Ab 04.12. im Kino
Gustav Borg ist ein so berühmter wie selbstsüchtiger Filmregisseur, der nach langer Auszeit einen Comebackversuch wagt. Doch den Film, der ihn zurückbringen soll, will er ausgerechnet im Haus seiner Familie drehen, die er vor vielen Jahren bereits verlassen hat. Das konfrontiert seine beiden Töchter mit deren nie geklärter, schwieriger Beziehung zum Vater. Und so entwickelt sich an der Schnittstelle von Leben und (Film-)Kunst, Enttäuschung und Hoffnung ein komisches Drama der Spiegelungen und Projektionen zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Exquisit gespielt und feinsinnig inszeniert und von mehr als einem Hauch von Bergman durchweht. (Sascha Rettig)
Credits:
Affeksjonsverdi DK/DE/FR/NO 2025, 132 Min., Norwegisch mit deutschen Untertiteln Regie: Joachim Trier Kamera: Kasper Tuxen Schnitt: Olivier Bugge Coutté mit: Renate Reinsve, Stellan Skarsgård, Elle Fanning, Inga Ibsdotter Lilleaas
Zwei Frauen begegnen sich in Sangerhausen: Ursula, eine Kellnerin mit gebrochenem Herzen und Neda, eine iranische YouTuberin mit gebrochenem Arm. An einem Sommerabend verliebt sich Ursula in eine geheimnisvolle Musikerin aus der Großstadt, während Neda überzeugt ist, in einer ebenso rätselhaften Straßenkehrerin eine alte Freundin aus Teheran wiedererkannt zu haben. Die verschlungenen Wege des Zufalls führen die beiden Frauen zu einer Geisterjagd in den Bergen zusammen…
„Wie schon „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“ und „Blutsauger“ kreist „Sehnsucht in Sangerhausen“ um Klassenverhältnisse und Möglichkeiten oder vielmehr Unmöglichkeiten eines besseren Lebens. Auch der neue Film steckt voller Referenzen, ist verspielt, im Ansatz post-dramatisch und formal auf der Suche nach Abstraktion. In den auf Super-16-mm gedrehten Bildern von Faraz Fesharaki verbinden sich die für Radlmaier typischen tableau-artigen Rahmungen und bühnenhaften Arrangements mit weichen Kameraschwenks und Zooms, die über ihre Hinweisfunktion hinaus etwas Zugewandtes ausstrahlen. Der Film wirkt im Unterschied zu den Vorgängern weniger selbstironisch, ernsthafter und konkreter mit der Gegenwart befasst, und das nicht nur, weil aus den Fernseh- und Radioapparaten Christian Lindner und Friedrich Merz Ressentiments gegen Arbeitsunwillige und Migranten schüren.
Radlmaiers Sangerhausen ist keine Modellwelt, sondern ein realexistierender Ort, der zwar anders aussieht als im Kino „der Osten“ üblicherweise aussieht – floral, frisch, fast üppig –, aber doch handfest bleibt und dabei auch die politischen Realitäten benennt. Aus dem Erzählrahmen sind die intellektuellen Klugschwätzer verschwunden, die den Arbeitenden die Welt erklären beziehungsweise den Einheimischen ihre Stadt. Die können sehr gut für sich selbst sprechen, nicht nur als autodidaktische Lokalhistorikerin mit Wissen über die deutsche Romantik, DDR-Bergbau und Orte wie den Kyffhäuser.„ Filmdienst | Esther Buss
Credits:
DE 2025, 90 Min., Deutsch mit englischen Untertiteln Regie & Schnitt: Julian Radlmaier Kamera: Faraz Fesharaki mit: Clara Schwinning, Maral Keshavarz, Henriette Confurius, Paula Schindler, Ghazal Shojaei, Kyung-Taek Lie, Buksori Lie, u.a.
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Zum dritten Mal bei uns zu Gast ist ab 13.11. das Afrikamera-Festival, diesmal mit vier ausgesuchten Filmen. My Father’s Shadow[13.11. Tickets], der erste nigerianische Film, der jemals in der offiziellen Auswahl von Cannes gezeigt wurde, ist eine semi-autobiografische, impressionistische Erinnerung an eine prägende Erfahrung und eine Zeit in Lagos. Ebenfalls dort kämpft Jawu in The Legend of the Vagabond Queen of Lagos [14.11. mit Q&A Tickets] für die Rettung der Gemeinschaft in den sogenannten Waterfront-Communities. In ihrer Emanzipationsgeschichte Les Invertueuses [15.11., mit Q&A Tickets] konfrontiert Regisseurin Aicha Chloé Boro die Teenagerin Nadie vor dem Hintergrund des Vormarsches der Dschihadisten in Burkina Faso mit den Normen einer konservativen Gesellschaft. Der Krieg im Sudan erforderte eine neue Form für den Dokumentarfilm über fünf Bewohner der titelgebenden Stadt Khartoum [16.11. Tickets]. “… ein lyrisches, emotionales Porträt verschiedener Menschen aus Khartum in einem Schlüsselmoment der afrikanischen Geschichte.” Berlinale
Ein abgelegenes, mehr als baufälliges Haus irgendwo im Herzen Amerikas soll das neue zu Hause werden: Grace (Jennifer Lawrence) und Jackson (Robert Pattinson) sind freilebende, frei denkende Künstlernaturen, sie schreibt, er macht Musik, die der Großstadt und ihren Versuchungen entkommen wollen. Die Zivilisation wirkt sehr fern, allein Jacksons alternde Mutter Pam (Sissy Spacek) lebt nicht allzu weit weg.
Anfangs wirkt die selbstgewählte Einsamkeit auch mehr als stimulierend auf das Paar, der Alkohol fließt in Strömen, der Sex ist wild und bald wird ein Kind geboren. Und damit beginnen die Probleme, langsam, aber unaufhaltbar. Immer irritierter wirkt Grace, immer weniger bereit, sich in die von der Gesellschaft vorgegebene Rolle der sorgenden Mutter zu fügen, während Jackson immer häufiger der Arbeit (aber auch der Affären) wegen verschwunden ist und die Einsamkeit Grace zusätzlich belastet.
Acht Jahre ist es her, dass die schottische Regisseurin Lynne Ramsay zuletzt einen Film drehen konnte, den düsteren Thriller „You Were Never Really Here“, in dem Joaquin Phoenix so gut war wie selten und sich ganz der Vision Ramsays hingab. Ähnliches lässt sich nun über Jennifer Lawrence sagen, um die es in den letzten Jahren ein wenig ruhiger wurde, die sich nun aber mit einer fulminanten Darstellung zurückmeldet, die ebenso exzessiv wirkt, wie der Film.
Den baut Ramsay wie immer nicht linear, sondern impressionistisch auf, sie erzählt stringent, sondern elliptisch, springt zwischen Szenen, die in der Zukunft liegen und der Gegenwart hin und her, deutet in sporadischen Rückblenden die Anfänge der Beziehung zwischen Grace und Jackson an, vor allem aber zum Leben ihrer Schwiegermutter Pam und dessen inzwischen verstorbenen Mann Harry (Nick Nolte).
„Im ersten Jahr drehen wir alle ein bisschen durch“ sagt Pam einmal zu ihrer Schwiegertochter, wobei nicht ganz klar ist, ob sie vom ersten Jahr der Ehe oder vom ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes spricht – oder Beidem. Die Geschichte wiederholt sich jedenfalls, die Muster einer Beziehung ändern sich nur schwer. Während Pam offenbar Probleme mit Harry hatte, aber dennoch bis zu dessen Tod mit ihm zusammenblieb (und noch Monate später seine Hemden bügelt), kann sich Grace nur schwer dazu durchringen, den Konventionen zu entsprechen, sich in ihre Rolle als Mutter und Hausfrau zu fügen.
Hätte ein Mann diesen Film gedreht, würde man ihm wohl vorhalten, sich am zunehmend labilen Zustand einer langsam in eine Psychose abdriftenden Frau zu laben und ihr Leid auszustellen. Als Blick einer Frau auf eine andere Frau wirkt „Die My Love“ jedoch bei allem Exzess wie ein sensibler, zunehmend tragischer Blick auf eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs, die sich mit allem was sie hat, den von Männern gemachten Konventionen widersetzt. Dass es am Ende Lynne Ramsay selbst ist, die eine wunderbar sanfte Version des legendären Joy Divison Songs „Love will tear us apart“ singt, bringt die Intentionen dieses oft anstrengenden, aber ebenso mitreißenden Films schließlich auf den Punkt.
Michael Meyns | programmkino.de
Credits:
CA 2024, 118 Min., Englisch OmU Regie: Lynne Ramsay Kamera: Seamus McGarvey Schnitt: Toni Froschhammer mit : Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, Lakeith Stanfield, Sissy Spacek
Trailer:
DIEMYLOVE | Offizieller Teaser-Trailer | Ab 13. November im Kino
„Sie haben einen Koran verbrannt!“ Am Drehort eines fiktionalen Films über den rassistisch motivierten Brandanschlag in Solingen 1993, bei dem fünf Frauen starben, gibt es Unruhe. In den brennenden Kulissen wurde eine brennende Ausgabe eines Korans gefunden, was mehrere Komparsen heftig aufbringt. Regisseur Yigit erklärt seine Entscheidung nonchalant mit „Kunstfreiheit“ weist Regieassistentin Elif an, die Wogen zu glätten, und außerdem das gedrehte Material sicher seine Wohnung zu bringen. Die junge Frau ist sehr bemüht, immer alles allen recht zu machen, häuft allerdings, nachdem die wichtigen Filmdosen plötzlich verschwunden sind, aus Angst Lüge auf Lüge. Die Situation eskaliert„ und ein Netz aus Misstrauen und Paranoia schließt sich um alle Beteiligten. Mit seinem Debut Oray (2019) zeigte Mehmet Akif Büyükatalay mit einer eigenen Handschrift, wie man die türkisch-muslimische Welt eines jungen Mannes in Deutschland unaufgeregt aufregend darstellen kann. HYSTERIA geht gekonnt noch einen Schritt weiter. Als Film-im-Film arbeitet er mit doppeltem Boden, als Verschwörungsthriller mit undurchsichtigen Beziehungen und unvorhersehbaren Wendungen. Mit Verhandlungen über Kunst- und Meiniungsfreiheit oder Verantwortung seziert er dabei Rassismus, postkolonialie Arroganz und gesellschaftliche Machtstrukturen ebenso wie ihre mediale Aufbereitung und Verwertung. Einen Gruß an Ayse Polat („Im toten Winkel“) gibt es passend im Abspann. Die Jury von Europa Cinemas lobte den Film „für seine straff konstruierte Erzählung und seine provokanten Themen … Aber über den Unterhaltungswert des Films hinaus sind wir der Meinung, dass sein brisantes Thema wirklich den Dialog fördern und zu einem besseren Verständnis der Spannungen in unserer heutigen Gesellschaft beitragen kann.“
Credits:
DE 2025, 104 Min., Deutsch, Englisch, Türkisch, Kurdisch, Arabisch OmU Regie: Mehmet Akif Büyükatalay Kamera: Christian Kochmann Schnitt: Denys Darahan, Andreas Menn mit Devrim Lingnau, Mehdi Meskar, Serkan Kaya, Nicolette Krebitz, Aziz Çapkurt, Nazmi Kırık
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