Ein Film von Ildikó Enyedi.
Der Gewinner des Goldenen Bären – Berlinale 2017.
Ein Hirsch und eine Hirschkuh streifen durch den winterlichen Wald, essen und trinken und schauen sich, wie die Inszenierung uns suggeriert, mal liebevoll, mal besorgt (und alles andere, was wir in sie hineinsehen wollen) mit ihren großen Knopfaugen an. Ein wunderbares Spiel mit Projektionen. Auf der anderen Seite, die dieselbe ist, sehen wir einem Personalchef eines Schlachthofes und einer neuen Angestellten für Qualitätsprüfung und bei deren vorsichtigen Annäherungen zu. Es stellt sich heraus, dass die Tierszene, zwar unabhängig von einander geträumt und doch der gemeinsame Traum beider Protagonisten ist. Schon ist zu befürchten, dass mit solchen Analogien ein lieblicher Kitsch in Bezug auf Beziehung und Liebe auf uns niedergeht. Zunächst bleibt es auch ein Rätsel, warum gerade das nicht passiert. Am Ende liegt es wahrscheinlich daran, dass mit harten Kontrasten immer wieder die dichotomische Erzählung geerdet und auf die Dissonanzen, Unstimmigkeiten, Gegensätze hingewiesen wird und letztlich der Frage nachgegangen wird, wie die einzelnen Teile, der Körper und die Seele, harmonisiert werden können.
In ihrem Regiedebüt „Mein 20. Jahrhundert“ waren es die Sterne, die sich ins Geschehen einmischten, und auch diesmal haben surreale neben den realistischen Einschlägen einen festen Platz; eine unsichtbare Schicksalsmacht scheint über das Wohl der Figuren zu wachen. So ist „Körper und Seele“, mit dem Ildikó Enyedi im Februar 2017 den „Goldenen Bären“ bei der „Berlinale“ gewann, ein Werk, in dem Form und Inhalt mit seltener Meisterschaft zusammentreffen. Dieser Film über eine zarte Liebe verrät in jeder fein komponierten, in warmen Farben leuchtenden Einstellung die Liebe zum Erzählen und zum Kino – der Welt, in der es tatsächlich möglich ist, sich gemeinsam in Träume zu versenken. Marius Nobach | FILMDIENST
Testről és lélekről
Ungarn 2017, ungarische OmU, 116 Min.
Regie, Buch: Ildikó Enyedi
Kamera: Máté Herbai
Schnitt: Károly Szalai
Mit:
Alexandra Borbély (Mária)
Géza Morcsányi (Endre)
Réka Tenki (Klára)
Zoltán Schneider (Jenő)
Ervin Nagy (Sándor)
Itala Békés (Zsóka, Putzfrau)
Éva Bata (Jenős Frau)
Pál Mácsai (Detektiv)
Zsuzsa Járó (Zsuzsa)
Nóra Rainer-Micsinyei (Sári, Arbeiterin im Schlachthaus)