Archiv der Kategorie: archiv

Ex Libris – The Public Library von New York

Ein Film von Frederick Wiseman.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Wer sich vor­stel­len kann, beim Schauen end­lo­ser Bücherreihen in stil­voll ein­ge­rich­te­ten hohen Hallen, Lesungen bekann­ter Persönlichkeiten wie Patty Smith oder Elvis Costello (groß­ar­tig: die Performance sei­nes Vaters!), Diskussionen um Marketingmaßnahmen und Bücherneuankäufe, absur­de Callcenter-Gespräche und Jobberatung und Nachhilfeunterricht in Nebenstellen und ähn­li­ches als Vergnügen zu betrach­ten, ist hier rich­tig. Die titel­ge­ben­de PUBLIC LIBRARY ist ein pri­va­tes, städ­tisch geför­der­tes Kulturgroßunternehmen mit 88 Filialen und vier Forschungsbibliotheken. Wie fast immer bei Wiseman in den letz­ten Jahren hat sein „Institutionenportrait“ ein wohl­wol­len­des, kein vor­der­grün­dig kri­ti­sches Anliegen. Das her­aus­zu­fil­tern, liegt, nun, im Auge des Betrachters.

Aber vor allem kann ich Christoph Petersons Begeisterung auf filmstarts.de fol­gen: „Nach dem Kinobesuch will man Bibliothekar, Feuerwehrmann und Gebärdendolmetscher wer­den, man will sich tie­fer­ge­hend mit der Verteilung jüdi­scher Delikatessengeschäfte in den 1930ern und der Herkunft von Einhörnern beschäf­ti­gen, man will sich für den digi­ta­len Zugang und die digi­ta­le Kompetenz auch der Ärmeren und Älteren ein­set­zen – und vor allem will man wie­der an die geleb­te Demokratie glau­ben, die vor allem dann in all ihrer Pracht auf­zu­blü­hen scheint, wenn wie in den Bibliotheken New Yorks Menschen aller Ethnien, Bildungsschichten und Vermögensverhältnisse auf der Suche nach Wissen und Fortschritt zusam­men­kom­men. Ein zutiefst fas­zi­nie­ren­des und vor allem ein zutiefst mensch­li­ches Meisterwerk.“

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Credits:
USA 2017, 206 Min., engl. OmU,
Regie, Buch, Schnitt: Frederick Wiseman

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Termine:

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Trailer:

 

 

Der Essayfilm – sichtbares Denken

Vorträge, Gespräche & Filmvorführungen in der Denkerei und im fsk Kino in Berlin,

19. – 21. Oktober

Die Veranstaltung „Der Essayfilm – sicht­ba­res Denken“ wid­met sich dem Essayfilm als expe­ri­men­tel­ler Filmform zwi­schen Spiel- und Dokumentarfilm – jeder Abend geht mit einer Projektion im fsk Kino zu Ende. Nähere Informationen zu den Vorträgen & Gesprächen in der Denkerei fin­den sich unter:

https://denkerei-berlin.de/kalender/?id=1284

Filmprogramm:

VOR ALLER AUGEN (19.10.)

Wachen und Warten im unsicht­ba­ren Bildernetz – VOR ALLER AUGEN ist eine bahn­bre­chen­de Studie zu frü­hen visu­el­len Kulturen der Kontrollgesellschaft. 40 Kameras einer Videoüberwachungsanlage beob­ach­ten das Geschehen in den Innen- und Außenräumen des Berliner ICC.

Im Anschluss fin­det ein Gespräch zwi­schen dem Regisseur Heiner Mühlenbrock und der Filmkritikerin Anke Sternborg statt. 

LANGE FILMNACHT: EIN BEST OF DES ESSAY FILM FESTIVALS, LONDON (20.10.)

THE IMAGED YOU MISSED ist ein Film im Film: Der Amerikaner Arthur MacCaig war über 30 Jahre lang fil­mi­scher Chronist des Bürgerkriegs in Nordirland. Sein Sohn, der iri­sche Regisseur Donal Foreman, hat die Geschichte des Vaters in Bildern rekonstruiert. 

Mark Rappaport ist ein Pionier des boo­men­den Genres „Visuelle Filmkritik“. Wir zei­gen drei sei­ner letz­ten Videocollagen: JOHN GARFIELD ist ein Tribut an den jüdi­schen US-ame­ri­ka­ni­schen Schauspieler John Garfield, „an out­si­der with a poli­ti­cal per­spec­ti­ve“. OUR STARS wid­met sich dem Thema Begehren im Starsystem Hollywood. SERGEI/SIR GAY spe­ku­liert über die laten­te Homosexualität Sergej Eisensteins aus der Perspektive eines fik­ti­ven, spie­le­ri­schen Ichs. 

Die „Lange Filmnacht“ wird von Michael Temple, Direktor des The Essay Film Festival, London, präsentiert. 

FRÜHE VIDEOARBEITEN VON JEAN-LUC GODARD: 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION (21.10.)

Mit Six fois deux hat Godard sechs­mal zwi­schen den Bildern und Tönen die Fluchtlinie schöp­fe­ri­schen Handelns auf­blit­zen las­sen, und mit ihr hat er das Fernsehen ent­führt.“ (Gilles Deleuze)

Zusammen mit Anne-Marie Miéville grün­de­te Jean-Luc Godard Anfang der sieb­zi­ger Jahre in Grenoble die Videogesellschaft „Sonimage“. Unter dem Eindruck der tech­ni­schen Möglichkeiten des Videoformats ent­ste­hen zahl­rei­che Filmprojekte, die anstel­le des Kinos das Fernsehen adres­sie­ren. Die expe­ri­men­tell ange­leg­te Serienproduktion „Six fois deux [sur et sous la com­mu­ni­ca­ti­on]“ (R: Godard/Miéville, 1976, 610 Min.) skiz­ziert for­mal und inhalt­lich neue Wege, das Fernsehen als dis­kur­si­ves Medium zu etablieren.

Gezeigt wer­den die Episoden „Photos et cie“ und „Marcel“ sowie Ausschnitte aus einem Interview, das Wilfried Reichart Ende November 1976 mit Godard in Grenoble führ­te. Der Vorführung geht eine Einführung von Wilfried Reichart und Thomas Helbig voraus.

Fr., 19.10., 19:30 Uhr – 21:30

VOR ALLER AUGEN
BRD, 198290, 60 Min., Regie: Heiner Mühlenbrock 

Sa., 20.10., 21:00 Uhr

THE IMAGED YOU MISSED
Irland/FR/USA 2108, 74 Min., Regie: Donal Foreman
Englisch/Französisch mit eng­li­schen Untertiteln

JOHN GARFIELD
USA/FR, 2002, 9 Min., Regie: Mark Rappaport

OUR STARS
USA/FR, 2015, 27 Min., Regie: Mark Rappaport

SERGEI/SIR GAY
USA/FR, 2017, 36 Min., Regie: Mark Rappaport

Englische Originalfassungen

So., 21.10., 21:00 Uhr

PHOTO & CIE
Episode aus der TV-Serie 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION, FR, 1976, 46 Min., Regie: Jean-Luc Godard et Anne-Marie Miéville

MARCEL
Episode aus der TV-Serie 6X2, SUR ET SOUS LA COMMUNICATION, FR, 1976, 55 Min., Regie: Jean-Luc Godard et Anne-Marie Miéville

Deutsche Synchronfassungen

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Berlin Excelsior

Ein Film von Erik Lemke.

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Der anony­me Berliner Stahlbetonbau Excelsior ist für vie­le sei­ner Bewohner nur Zwischenhalt. Sehr bald schon soll das Leben bes­ser wer­den und jeder hilft sich auf sei­ne Art: Mit „Invisible Make-up” will der 49-Jährige Michael an frü­he­re Erfolge als Escort-Boy anknüp­fen. Claudias Zeit als Tänzerin ist zwar vor­bei, neue Fotos sol­len ihr jedoch den Weg zurück auf die Bühne ebnen. Norman will mit sei­nem Start-Up „ChangeU” ande­ren Menschen zum Glück ver­hel­fen, und sich selbst zu einem schi­cken Sportwagen. Kaum einem gelingt es, sich den Reizen der Erfolgsgesellschaft zu entziehen.

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Credits:
DE 2017, 87 Minuten,
Regie/Schnitt: Erik Lemke
Buch: Erik Lemke & André Krummel
Bildgestaltung: André Krummel 

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Termine:

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BERLIN EXCELSIOR – Trailer (HD)

The Guilty

Ein Film von Gustav Möller.

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Asger Holm ist nicht für den Innendienst geschaf­fen, beson­ders nicht für die Notrufzentrale, wo etwas Einfühlungvermögen gefragt ist, Eigeninitiative hin­ge­gen nicht. Ein nicht näher erläu­ter­te Vorfall bei einem Einsatz hat den Polizist hier hin­ge­bracht, am nächs­ten Tag ist die Verhandlung und dann ist, so es sein soll, die­se Strafversetzung Geschichte. Seine Laune bes­sert das nicht. Als jedoch kurz vor Dienstende ein Anruf her­ein­kommt, der bei ihm einen inves­ti­ga­ti­ven Nerv trifft, reagiert er wie elek­tri­siert. Iben, eine von ihrem eige­nen Mann im Auto ent­führ­te Frau hat es trick­reich geschafft, die Notrufzentrale, und damit Asger, zu errei­chen. Jetzt muss vor­sich­tig und geschickt vor­ge­gan­gen wer­den, um das Fahrzeug zu orten, ihre Kinder, die offen­sicht­lich unbe­auf­sich­tigt zuhau­se sind, in Sicherheit zu brin­gen und Iben zu ret­ten. Gegen aus­drück­li­che Ansagen von Vorgesetzten mischt Asger sich per Telefon eigen­mäch­tig immer wei­ter in den Fall ein. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, aber ist alles so, wie Asger es sich vorstellt?
Der Thriller mit dem über­sicht­li­chem Setting, 2 Zimmer, das Telefon und der Polizist, ist Kopfkino im bes­ten Sinne: alles Geschehen aus­ser­halb die­ser Räume spielt sich nur vor dem inne­ren Auge der Zuschauer ab. Mit Bildern und Sequenzen, die im Film gar nicht vor­kom­men, wird ein eige­ner Film geschaf­fen – und damit sind wir gar nicht so weit weg von Asgers Überblick.

… der Film [schafft es] über einen lan­gen Zeitraum, die gesam­te Bandbreite der Emotionen zu ver­mit­teln und zugleich einen Diskursraum über Schuld und Vergebung und die Brüchigkeit des­sen, was wir als Wahrheit anneh­men, zu ver­mit­teln.“ Joachim Kurz | kino-zeit.de

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Credits:
Den skyl­di­ge
Dänemark 2017, 85 Min., dän. OmU
Regie: Gustav Möller
Kamera:Jasper J. Spanning
Schnitt: Carla Luff
mit: Jakob Cedergren

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Sandmädchen

Ein Film von Mark Michel.

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Veronika Raila ist Autistin und hat mehr­fach kör­per­lich schwe­re Behinderungen. Sie kann weder lau­fen noch spre­chen und doch wur­de ein Weg gefun­den, sich zu ver­stän­di­gen, Kommunikation ist seit­dem durch die Tastatur eines Computers mög­lich. Ihre Mutter steht neben ihrem Bett und stützt Veronikas Hand beim Schreiben. Als Kind attes­tier­ten ihr ihre Ärzte einen IQ von null. Es gab noch kei­ne Möglichkeit, zu kom­mu­ni­zie­ren. Doch im Laufe ihrer Entwicklung besuch­te sie bald das Gymnasium und stu­dier­te letzt­lich Literatur und Theologie. Inzwischen ver­fasst sie zumeist poe­ti­sche essay­is­ti­sche Texte, äußert ihre Gedanken und Gefühle, die von gro­ßer Sensibilität zeu­gen. Mark Michel, der mit Veronika zusam­men die­sen Film gemacht hat, beschreibt in einer adäqua­ten, bis­wei­len durch­aus meta­pho­ri­schen und asso­zia­ti­ven Form, ihr all­täg­li­ches und intel­lek­tu­el­les Leben. Auf die­se Art ver­su­chen bei­de, der Gesamtheit Veronikas Lebens gerecht zu werden.

Ich habe nur das Schreiben um mich mit­zu­tei­len, das Schreiben um mei­ne Gefühle und Gedanken aus­zu­drü­cken. Das Schreiben ist mei­ne Verbindung zur Außenwelt – hät­te ich die­ses Schreiben nicht wür­de ich in der Tiefe eines ver­ges­se­nen Brunnens sitzen.“
(Veronika Raila)
„Der Wind des Lebens formt mei­ne Körnchen immer wie­der neu.“ (Veronika Raila)

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Credits:
D 2017, 84 Min.
Buch: Mark Michel & Veronika Raila
Regie: Mark Michel
Kamera: Ines Thomsen
Schnitt: Andreas Baltschun, Mark Michel, Ed van Megen

Termine:

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Girl

Ein Film von Lukas Dhont.

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Lara sieht aus wie eine jun­ge Frau, bewegt sich wie eine jun­ge Frau und hat Träume wie eine jun­ge Frau. Geboren wur­de sie aller­dings vor 15 Jahren als Victor. Zwei Ziele ver­folgt sie: eine pro­fes­sio­nel­le Ballerina wer­den, und eine Geschlechtsanpassung. Der Vater unter­stützt bei­de Vorhaben, aber ihre puber­täts­be­ding­te Ungeduld und Frustration lässt sie zuneh­mend ver­zwei­feln, zumal bei­de Träume sich gegen­sei­tig zu behin­dern schei­nen. Die stren­ge Disziplin in der renom­mier­ten Brüsseler Ballettschule, wo sie pro­be­hal­ber auf­ge­nom­men wird, und ihre man­geln­de Erfahrung („Mädchen fan­gen schon mit 12 mit dem Spitzentanz an“) machen Lara zu schaf­fen. Aus medi­zi­ni­schen Gründen muss sie zudem noch lan­ge auf die ersehn­te Operation war­ten, was für die Jugendliche beson­ders schwer zu ertra­gen ist. Dabei hat Lara auch Glück. Vater und Bruder unter­stüt­zen sie, und auch ihre sons­ti­ge Umgebung agiert vor­wie­gend posi­tiv, ver­ständ­nis- und rück­sichts­voll, abge­se­hen von weni­gen, puber­tä­ren und wahr­schein­lich unbe­ab­sich­tig­ten, schmerz­vol­len Demütigungen. Vordergründig dreht sich alles um den Körper und die Arbeit damit: um das Geschlecht, die Veränderungen, sexu­el­les Erwachen und immer wie­der um den Tanz und das eiser­ne Balletttraining. Mit der nöti­gen Sensibilität beob­ach­tet der Film jedoch prä­zi­se, mit­füh­lend und lie­be­voll vor allem die inne­re Spannung und Unsicherheit des Teenagers und den Weg zu einer dra­ma­ti­schen Entscheidung.
(Caméra d’Or für den bes­ten Erstlingsfilm in Cannes 2018)

Als strin­gent erzähl­tes Genderporträt kehrt Dhont den inne­ren Kon­flikt sei­ner Hauptfigur dank einer exzel­len­ten Besetzung glaub­wür­dig und ohne Extravaganzen nach außen.“ Matthias Manthe | filmstarts.de

Credits:
Belgien 2018, 105 Min., flä­misch, fran­zö­si­sche OmU
Regie: Lukas Dhont
Kamera: Frank van den Eeden
Schnitt: Alain Dessauvage
mit:
Victor Polster, Arieh Worthalter, Katelijne Damen

Termine:

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Utøya 22. Juli

Ein Film von Erik Poppe.

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Neunundsechzig Menschen ermor­de­te der nor­we­gi­sche Rechtsextremist Breivik auf der Insel Utøya nahe Oslo am 22. Juli 2011. Fast alle waren Jugendliche und jun­ge Erwachsene, Teilnehmer eines Feriencamps der sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Partei Norwegens. Die Polizei brauch­te fast 90 Minuten, um den Neonazi zu stel­len. Er wider­set­ze sich der Festnahme nicht.
Erik Poppe läßt den Zuschauern durch sei­ne radi­kal sub­jek­ti­ve Herangehensweise die Möglichkeit, Abstand zum fil­mi­schen Geschehen zu neh­men und den Film abzu­leh­nen. Denen, die sich ein­las­sen, ermög­licht er, sich mit den Opfern emo­tio­nal zu soli­da­ri­sie­ren, wäh­rend die­ses Albtraums mit ihnen mitzufühlen.
Eine wich­ti­ge Motivation Poppes, den Film zu dre­hen, war die Aussage meh­re­rer Überlebender, dass es so unend­lich schwie­rig sei, über das Erlebte zu spre­chen. Gleichzeitig merk­ten vie­le, dass die Erinnerung der Menschen an die Tat ver­blasst. Das Drehbuch wur­de in Gesprächen mit Opfern des Massakers ent­wi­ckelt. Das Gesicht des Täters kennt jeder, sei­ne kran­ken Ansichten auf 1500 Seiten kön­nen im Internet ein­ge­se­hen wer­den. ‚Utøya 22. Juli‘ gibt den Opfern ein Gesicht.
Jetzt hät­ten die Hinterbliebenen die­sen Film, sagt eine jun­ge Frau, die dem Massaker ent­kam, auf der Berlinale. „Ihr wer­det es nie ver­ste­hen. Aber schaut zu!”

Warum über­haupt so ein Film?, wird Poppe gefragt. „Als Teil des Heilungsprozesses“, für die Betroffenen, für Norwegen. Viele hät­ten ihm berich­tet, sie könn­ten das Erlebte bis heu­te kaum erzäh­len. Den Film fin­den sie hilf­reich: Jetzt kön­nen sie sagen, schau ihn dir an und wir reden danach. Manche mei­nen, es ist zu früh. Aber wenn man war­tet, bis ihn nie­mand mehr zu früh fin­det, kommt der Film zu spät, ergänzt Andrea Berntzen, die groß­ar­ti­ge, muti­ge Darstellerin der Kaja. Seine Wahrhaftigkeit ver­dankt der Film nicht zuletzt ihr.“ (Christiane Peitz, Tagesspiegel)


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Credits:
U – July 22
Norwegen 2018, norw. OmU, 90 Min., frei­ge­ge­ben ab 12 jah­re (FSK)
Regie: Erik Poppe
Kamera: Martin Otterbeck
Schnitt: Einar Egeland

mit: Andrea Berntzen
Aleksander Holmen
Brede Fristad
Elli Rhiannon Müller Osbourne 

Termine:

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Trailer:

Utøya 22. Juli | Offizieller Trailer Deutsch HD | Jetzt im Kino

A Woman captured – Eine gefangene Frau

Ein Film von Bernadett Tuza-Ritter.

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Ursprünglich woll­te Bernadett Tuza-Ritter nur ein Portrait der Hausangestellten Marish dre­hen. Was sie dann aber vor­fin­det, sind unvor­stell­ba­re Bedingungen, unter denen die 52-jäh­ri­ge arbei­tet: moder­ner Sklavenhandel, mit­ten in Europa – und das gibt es viel öfter, als man denkt. Der Global Slavery Index (Weltweite Erfassung von Sklaverei) aus dem Jahre 2016 schätzt, dass der­zeit 1,2 Millionen Menschen in Europa von einer der Ausformungen moder­ner Sklaverei (Zwangsarbeit, häus­li­che Knechtschaft, Prostitution) betrof­fen sind.
Die Regisseurin beob­ach­tet Marishs Leben über meh­re­re Monate, stets kon­trol­liert von Eta, der „Arbeitgeberin“. Marish erkennt die Chance, die der Film ihr bie­tet, und so wird aus der Observation mit der Kamera eine kon­kre­te Konspiration.

Credits:
HU 2017, 89 Min., ungar. OmU,
Regie, Buch, Kamera, Schnitt: Bernadett Tuza-Ritter

Termine:

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Leave no Trace

Ein Film von Debra Granik.

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Es war mein Lieblingsfilm beim FF München, und gleich­zei­tig eine Wiederentdeckung. Wer erin­nert sich noch an Winter’s Bone, der 2010 im Forum der Berlinale und danach beim Kinostart Furore mach­te, und das nicht nur wegen der zur Drehzeit noch unbe­kann­ten Hauptdarstellerin Jennifer Lawrance. Im neu­en Film von Regisseurin Debra Granik lebt der ver­wit­we­te Will mit sei­ner Tochter soweit abseits der Zivilisation, wie es mög­lich ist. Verbotenerweise rich­ten sie sich in den Nationalparks Oregons ein und leben von dem, was dort zu bekom­men ist. Als Tom eines Tages von einem Jogger gese­hen und gemel­det wird, ist das freie Leben zu Ende. Der Versuch, bei­de wie­der in die Gesellschaft ein­zu­glie­dern, stößt beim Vater auf Widerstand, für die Jugendliche erscheint der Kontakt mit der Außenwelt jedoch reiz­vol­ler als der an Reizen nicht arme Wald. Granik ist ein respekt- und lie­be­voll gezeich­ne­tes Bild einer Verweigerung und der mit einer schmerz­haf­ten Trennung ver­bun­de­ne Ablösung der Tochter gelungen.
Leave no Trace ist ein intel­li­gent kon­stru­ier­tes, kom­plex geschrie­be­nes und tief berüh­ren­des Vater-Tochter-Drama, das viel über Amerika erzählt.“ Carsten Baumgardt, filmstarts.de
Da der Verleih Leave no Trace sehr kurz­fris­tig ins Kino brach­te, konn­ten wir ihn nicht mit­star­ten, möch­ten unse­ren Gästen die­se schö­ne Filmerfahrung auch spä­ter noch ermöglichen.

Credits:
US 2018, 109 Min., engl. OmU, 
Regie: Debra Granik
Kamera: Michael McDonough
Schnitt: Jane Rizzo
mit: Thomasin McKenzie, Ben Foster, Jeff Kober, Dale Dickey

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Waldheims Walzer

Ein Film von Ruth Beckermann.

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Der neue Film von Ruth Beckermann (zuletzt lief Die Geträumten bei uns im Kino). Seit 1991 ist sie mit Nach Jerusalem, Jenseits des Krieges u. a. Werken immer wie­der Gast des Forums der Berlinale. Auch Waldheims Walzer hat­te dort sei­ne Premiere. Kurt Waldheim, das ist lan­ge her, 1986 kam die Affäre um sei­ne NS Vergangenheit (er war auch SA Mitglied gewe­sen), ins Rollen. Ausgerechnet wäh­rend des Wahlkampfs für das Amt des öster­rei­chi­schen Bundespräsidenten, mit dem Waldheim sei­ne Bilderbuchkarriere als Nachkriegspolitiker zu krö­nen beab­sich­tig­te. Österreich wähn­te sich ja immer von den Nazis okku­piert, also waren Österreicher Opfer und damit unschul­dig an den NS Verbrechen (bis auf Hitler viel­leicht). Anhand von klug aus­ge­wähl­tem, inter­na­tio­na­lem Archivmaterial rekon­stru­iert die­ser doku­men­ta­ri­sche Essay den Verlauf der hit­zi­gen Debatte, ob’s viel­leicht doch Täter gab, ob Waldheim einer war, mit­schul­dig an Kriegsverbrechen. Im Juni 1986 wur­de Waldheim Bundespräsident und voll­ende­te sei­ne glanz­vol­le Karriere wie gewünscht. Zu den Positionen der ver­schie­de­nen Akteure – Ausschnitte aus Pressekonferenzen des Jüdischen Weltkongresses, Debatten in der UN-Generalversammlung, Anhörungen im US-Kongress sowie Verlautbarungen der Österreichischen Volkspartei und ihres Kandidaten – gesellt sich der sub­jek­tiv-ana­ly­ti­sche Kommentar von Ruth Beckermann. Darüber hin­aus ist sie auch mit selbst gedreh­ten Videoaufnahmen prä­sent, Dokumente der Gegenöffentlichkeit, die Anti-Waldheim-Aktionen und Streitgespräche mit anti­se­mi­tisch auf­tre­ten­den, res­sen­ti­ment­ge­la­de­nen Passanten zei­gen. Hetze, Verleumdung, Medienschelte und das Leugnen von Tatsachen bre­chen sich hier Bahn.

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Credits:
Österreich 2018, Deutsch, Englisch, Französische OmU
93 Min.
Regie, Buch: Ruth Beckermann
Schnitt: Dieter Pichler
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Termine:

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Trailer:

Waldheims Walzer Trailer