In einem entlegenen Schweizer Alpendorf greift der zugezogene Marco dem Bergbauern Alois unter die Arme, auch beim Stammtisch lernt man den stämmigen Eisteetrinker langsam schätzen. Anna wiederum kommt ursprünglich aus dem Dorf, ihre Tochter stammt aus einer früheren Beziehung. Dass die neue Liaison mit Marco klappen wird, bezweifeln so manche. Marco und Anna nicht, sie heiraten. Ihre Liebe ist behutsam und schön, sie beschwören sie mit einfachen Worten, können sie nicht fassen. Doch bald scheint Marco immer öfter die Kontrolle über seine Impulse zu verlieren … Romeo und Julia, modern interpretiert in den Schweizer Alpen: in Michael Kochs beeindruckendem zweiten Spielfilm kommen eine menschliche Tragödie und die epische Natur der Schweizer Bergwelt auf einzigartige Weise zusammen. DREIWINTER wurde auf der diesjährigen Berlinale mit einer lobenden Erwähnung ausgezeichnet.
„Mir war wichtig, nicht das Schweizer Postkartenbild der idyllischen Bergwelt zu wiederholen, das immer wieder in einheimischen Filmen zu sehen ist. Ich wollte eine andere Landschaft in den Vordergrund rücken. Im Kanton Uri herrscht durch diese engen Täler und steilen Hänge, diese eher raue Natur, nochmals eine andere Energie. Hier leben viele Einheimische noch von der Berglandwirtschaft. Sie beackern das ganze Jahr hinweg das Land, auf dem sie wohnen und sind dadurch eng mit der Natur und der Bergwelt verbunden. Dieser Hintergrund wirkt sich auch darauf aus, wie sie mit gewissen Dingen umgehen, die im Leben nicht zu kontrollieren sind. Weil sie vielleicht die Erfahrung machen, dass die Natur sich immer wieder der menschlichen Kontrolle entzieht und man sich damit arrangieren muss. Gelassen hinnehmen, was nicht in unserer Macht steht, ist glaube ich eine Qualität, die bei vielen Berglern anzutreffen ist. Und eine Haltung, die mich interessiert.“ Michael Koch
Credits:
Drii Winter CH/DE 2022, 136 Min. schweizerdeutsche OmU Regie, Buch: Michael Koch Kamera: Armin Dierolf Schnitt: Florian Riegel mit Michèle Brand, Simon Wisler, Elin Zgraggen, Daniela Barmettler, Josef Aschwanden
Trailer:
Drei Winter (offizieller Trailer) – ein Film von Michael Koch
Vom 21. bis zum 30. November findet in Kinos und Festivalräumen von Berlin und Warschau die zweite Ausgabe des Filmfestivals 610 Berlin – Warszawa statt. Zur Eröffnung lädt das festival unsere Gäste zu einer Reise mit dem Kulturzug auf der Strecke Berlin-Warszawa-Berlin ein. Filmemacher, Journalisten und Ehrengäste treffen sich an Bord, um über Kino, Kultur und die deutsch-polnischen Beziehungen zu sprechen. Die Vorführungen des Hauptfestivals starten am 23. November – dann wird zum ersten Mal ein deutscher Film in Kinoteka in Warschau und zur gleichen Zeit polnisches Kino im Club der polnischen Versager in Berlin gezeigt.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Warschauer Ausgabe des Festivals steht die Frau – als Künstlerin und als Protagonistin. Wie kann man sich in einem norddeutschen Dorf unabhängig machen, wie findet man sich in den Realien der Großstadt zurecht, wie entkommt man der deutschen Provinzialität und lässt sich zum Kampf in kurdischen Frauenbataillonen aufstellen – das sind nur einige der Geschichten, die deutsche Regisseurinnen erzählen. Gelegenheit zum direkten Gespräch zwischen dem polnischen Publikum und den Filmemacherinnen bieten Podiumsdiskussionen, die im Rahmen des Festivals stattfinden.
Die Auswahl polnischer Filme in Berlin zeigt unbequeme Bilder, es werden gesellschaftliche Themen aufgegriffen: der polnische Katholizismus, das multikulturelle Trauma des Zweiten Weltkrieges, die Globalisierung und die Frauenbewegung der letzten Jahre. In Dokumentar‑, Spiel- und Kurzfilmen wird der polnische Alltag ungeschminkt gezeigt.
Wir sind davon überzeugt, dass das diesjährige Festivalprogramm nicht nur ein anspruchsvolles künstlerisches Niveau bietet, sondern auch die Chance gibt, die kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und emotionalen Komplexitäten in uns und unseren Nachbarn kennenzulernen und sich darüber Gedanken zu machen. Über zwei Völker und Kulturen, die sich so nah und gleichzeitig so fern sind.
2021 / Polen, Italien, Tschechien / 113 min / OmdU
Wenn sich die Brutalität des Lebens hinter der Staffage einer vermeintlichen Idylle verbirgt, und wir nicht einmal das wahrnehmen wollen, was uns beunruhigt und Angst macht – dann fürchten wir uns meistens vor der Wahrheit.
Anna und Adam sind ein gut situiertes Paar in den Dreißigern. Reisen, gute Abendessen und Sex ohne Liebe sind ihre Lebensrituale. Gerade hat ihr lang erwarteter Urlaub auf Sizilien begonnen, aber vor Ort stellt sich heraus, dass in dem von ihnen gemieteten Haus am Meer kein Wasser im Pool ist. Als nach einem Streit mit dem Besitzer ein junger Mann auftaucht, der den Schaden reparieren soll, kommt es zu einem tödlichen Unfall. Die Urlaubsidylle wird zum Horror. Wer war dieser Mann und warum hat ihm niemand geholfen? Warum schweigt die örtliche Gemeinschaft, und warum werden die Aufzeichnungen der Überwachungskameras – wie schweigende Zeugen – ignoriert?
Agnieszka Woszczyńskas Debütfilm ist eine leise Anklage der Welt, in der wir leben. Er erzählt davon, wie wir vor dem Bösen in unserem Umfeld und gegenüber zeitgenössischen Tragödien afrikanischer Flüchtlinge die Augen verschließen.
Zwei Frauen und zwei Welten, die so weit voneinander entfernt sind, dass man kaum glauben möchte, dass beide Protagonistinnen in demselben Land leben.
Der „Wandel zum Guten“ war der Wahlkampfslogan der Partei Recht und Gerechtigkeit – der Regierungspartei, die seit sieben Jahren in Polen an der Macht ist. Er war die rechts-populistische Antwort auf die neoliberale Politik der vorherigen Regierung und hat das polnische Volk radikal polarisiert. Konrad Szołajskis Film erzählt von diesem politischen Phänomen aus der Sicht von zwei Frauen. Marta und Tita empfinden sich beide als Patriotinnen, doch für die eine ist Patriotismus national und katholisch, für die andere europäisch und liberal. Nominell sind das zwei politische Lager, real ist das ein Krieg der Sterne. Marta und Tita führen ihr Leben auf verschiedenen Seiten der politischen Barrikade in ein und demselben Land – in Polen, das zwei Gesichter hat.
Der gesellschaftspolitische Dokumentarfilm von Konrad Szołajski zwingt zum Nachdenken über die Radikalisierung des gesellschaftlichen Lebens im heutigen Polen und die Konsequenzen, die sich daraus für die internationalen Beziehungen ergeben.
Manchmal muss man über ernste Dinge mit einem Augenzwinkern sprechen, mit der Ironie eines Narren. Einfachste Fragen stellen und damit die Welt in ihrer Ungreifbarkeit offenlegen und sie furchtlos in ihrer ganzen Blöße zeigen.
Eine kleine Gruppe tschechischer Protestanten besucht Polen, weil sie das nationale Phänomen des Katholizismus verstehen will. Es handelt sich um ein Filmteam, an dessen Spitze Karel steht, ein Atheist. Mit der Dickköpfigkeit eines Esels durchqueren sie das Land kreuz und quer, zwischen Sacrum und Profanum. Sie begegnen der Freude der christlichen Erweckung und pädophilen Abgründen, dem Glauben im Alltag und dem nationalen Charakter der polnischen Kirche, dem Phänomen der Beichte und der Gefühlserregung durch die Glaubenserfahrung …
In ihrem Film nehmen uns die Künstler mit auf eine ungewöhnliche Reise durch das Polentum. Gleichzeitig handelt es sich um einen Dokumentarfilm über die Entstehung und Grenzen von Dokumentarfilmen, über Wege zur Wahrheit und über den zarten Grat zwischen Manipulation und Epiphanie.
Obwohl uns die Namen der Künstler vielleicht nicht viel sagen, sind ihre Kompromisslosigkeit und ihre mutige Sicht auf die Wirklichkeit ein Beweis für ihre enorme Sensibilität und ihr Verantwortungsgefühl für die Welt, in der wir leben.
Grzegorz Paprzycki porträtiert in seinem Film My country so Beautiful rechtsextreme Kampftruppen. Der Animationsfilm Chrystus Narodu von Ewa Drzewiecka ist eine ironische und kritische Betrachtung der Fundamente der polnischen Kultur und ihres Sacrum. In Krzyżoki entfaltetAnna Gawlita ein faszinierendes Bild eines Osterbrauchs auf dem Lande bei Opole, und Miłość bezwarunkowa von Rafał Łysak ist eine bewegende Geschichte über eine fromme Großmutter und ihren homosexuellen Enkelsohn.
Diese jungen Künstler betrachten nationale Fragen, über die bisher geschwiegen wurde, und sie greifen sensible Themen auf, die abweichen von der offiziellen Linie der Kulturförderung.
Krzyżoki | Eastern Riders | Der Osterritt
Regie: Anna Gawlita
PL 2018, 20 min, OmeU
Miłość bezwarunkowa | Unconditional Love | Bedingungslose Liebe
Regie: Rafał Łysak
PL 2020, 40 min, OmeU
Chrystus Narodu | Christ of the Nation | Christus der Nation
Regie: Ewa Drzewiecka
PL 218, 9 min
Mój kraj taki piękny | My Country, So Beautiful | Mein Heimat ist so schł
Die Europäische Kommission hat Polen die sechste Tranche der Strafzahlung für die fehlende Umsetzung des Entscheides des Gerichtshofes der Europäischen Union von Juli des vergangenen Jahres abgezogen. [RZECZPOSPOLITA, 27.10.2022]
Polens Rechnung für sein System der Disziplinarverfahren gegen Richter beträgt bereits 329 Millionen Euro. Und der Zähler läuft weiter.
[RZECZPOSPOLITA, 28.10.2022]
Worum geht es hier eigentlich? Wer ist Richter Igor Tuleya? Wer sind die anderen Richter in Kacper Lisowskis Film? Die Richter, deren Kompetenzen von der polnischen Regierung infrage gestellt werden, obwohl ihnen keine Berufsverbot erteilt wurde?
Seit 2017 wird in Polen über die Unabhängigkeit der polnischen Gerichtsbarkeit und die Faktizität der Dreiteilung der Macht gestritten. Die Vereinnahmung durch politische Parteien und die daraus folgende Manipulation sowie der Druck seitens der Regierungspartei auf die allgemeinen Gerichte sind beunruhigend, weil sie die Fundamente der Demokratie angreifen. Mit der Einrichtung einer Disziplinarkammer durch PiS – einer bewertenden? kontrollierenden? überwachenden? – stößt das juristische System auf entschiedenen gesellschaftlichen Widerstand in Polen und auf finanzpolitischen Widerstand in Brüssel.
Der Dokumentarfilm von Kacper Lisowski versucht, den vorliegenden Sachverhalt aus gesellschaftlicher und emotionaler Perspektive zu rekonstruieren und die Richter, die ihren Beruf nicht ausüben können, sprechen zu lassen. Es wird sich auch Gedanken über ethische Werte und die Obsession der Kontrolle gemacht.
WESEלE ist einer der am stärksten dystopischen und kontroversen Filme des polnischen Kinos. Er zeigt ein beängstigendes Bild vom Zerfall einer Familie und von den Grenzen der Liebe, das Ende der Menschlichkeit und den globalen Wahnsinn in einer provinziellen Wirklichkeit.
Ryszard Wilk ist ein lokaler Geschäftsmann, ein reicher und korrupter Besitzer einer Schlachterei, für den es nichts gibt, was nicht zu beschaffen wäre. Als seine geliebte Tochter heiratet, muss die Hochzeit pompös sein und mit allem Pipapo. Aber an diesem Tag geht in seinem Leben alles schief. Ein Deal mit einem deutschen Geschäftspartner platzt, ein skrupelloser Erpresser will die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in der Schlachterei öffentlich machen, und dann tauchen, kurz bevor Wilk die Kirche betreten will, auch noch zwei Vertreter der israelischen Botschaft mit der Nachricht auf, dass der betagte Senior der Familie einen Verdienstorden erhalten soll. Wilk steht Kopf, um eine Katastrophe zu verhindern. Doch an diesem Tag sind die Dämonen der Vergangenheit und des Alltags nicht unter Kontrolle zu bekommen.
Dieser Film fährt die gesamte Palette auf, die das Leben eines provinziellen tyrannischen Statthalters beinhaltet, und imponiert mit der Fülle an gesellschaftlich-historischen Motiven. Regisseur Wojciech Smarzowski erzählt bravourös und atemlos einen Tag des polnischen Universums, ohne Grenzfragen wie den Nationalstolz und die unbefleckte Empfängnis zu fürchten.
Zweifellos hat sich der neue polnische Feminismus, der durch die Verschärfung des Abtreibungsrechts entstanden ist, nicht nur in Straßenprotesten der Frauen niedergeschlagen, sondern auch in den Werken von Studentinnen der Filmhochschule Łódź. Die Entdeckung der Weiblichkeit aus einer nichtanatomischen Perspektive, aber als Auseinandersetzung mit der Gesellschaft, als Erfahrung von Schönheit und Schmerz und als unabhängiges Streben nach Selbstverständnis – das sind nur einige Motive dieser kurzen Geschichten, die sich die Frage Wer bin ich? stellen.
Unterschiedliche Stile, verschiedene Erzähltemperaturen, eine Reise durch Farben und Licht, durch Sinnlichkeit und Einfachheit, Verwunderung und Rührung, Wut und Nachsinnen – für den Zuschauer ist das ein echtes filmisches Festmahl und eine Begegnung mit einer Welt der Frauen, die voller Zweifel ist.
Neulich beim Aqua-Fitness gab es zur Unterstützung des Takthaltens eine besonders scheußliche Disko-Techno-Version, gestern auf der Strandpromenade an der Ostsee eine verhaltene mit Solo-Trompete: HALLELUJA ist überall. Kaum eine Hochzeit, Beerdigung, Casting-Show, Straßenmusikerin kommt mehr ohne eine – textlich gerne entschärfte – Version aus, und Musikerinnen, die was auf sich halten, reichern ihre Auftritte damit an, ebenso myriaden TV-Sendungen, Serien, Shows und Filme. Was ist mit diesem Song, der offensichtlich die meisten Menschen rund um den Globus zu rühren vermag? Der Film erzählt die Geschichte des Liedes, das Leonard Cohen beim Schreiben über Jahre auf metaphysischer Suche Strophe auf Strophe, die genaue Anzahl bleibt im Dunkeln, verlängerte. Die Annäherung an den Poeten und Sänger über ein einziges Lied, vielleicht sein, so legt der Film nahe, wichtigstes, ist hier sehr schlüssig, aber nicht das einzig Interessante. Von Menschen, die dem Musiker nahe standen und mit der Entstehung oder dem Song allgemein zu tun hatten, hören wir von der unglaublichen Veröffentlichungsgeschichte, wie der Song trotzdem in die Welt kam und von wem. Dazu gibt es einige kluge Kommentare und Überlegungen zum Musikgeschäft allgemein und darüber hinaus. Meine Lieblings-Interpretation von HALLELUJA ist übrigens nach wie vor die von John Cale von 1991, trotz einiger hübscher unter den Aufnahmen, die im Netz zu finden sind. „Kann man das Genie eines so vielseitigen Dichters, über dessen Leben es knapp 20 Filme gibt, auf einen Song konzentrieren? Die erstaunliche Antwort gibt dieser Film, der es schafft, die wichtigsten biografischen Wendepunkte zu erwähnen und doch im Kern nur die Geschichte von »Hallelujah« zu erzählen. Dabei ist es erstaunlich, …, wie wechselvoll Cohens Beziehung zu seinem eigenen Lied war und wie er sich am Ende damit rettete.“ epd-film
Hallelujah: Leonard Cohen, a Journey, a Song
Credits:
USA 2021 116 MIn., engl. OmU Regie & Buch: Daniel Geller, Dayna Goldfine Kamera: Dan Geller Schnitt: Dayna Goldfine, Bill Weber, Dan Geller
Drei Freundinnen machen zusammen Quatsch, haben eine Idee, verkleiden sich und zücken die Handykamera. Zu „Losing My Religion“ performen Yesmin (Melina Benli), Bella (Law Wallner) und Nati (Maya Wopienka) im Hijab. Nur eine von ihnen, die Kurdin Yesmin, trägt im echten Leben Kopftuch, und sie gibt die Regieanweisungen. Aber als Bella das Video ins Internet stellt, ohne Yesmin zu fragen, wird aus dem Akt der Freiheit und Selbstverwirklichung zusehends eine Last. Yesmin fühlt sich entfremdet – vom Glauben, der Familie und vor allem von Bella und Nati, die nicht fähig oder willens sind, sich selbst zu reflektieren. Das preisgekrönte Langspielfilmdebüt SONNE der kurdisch-österreichischen Regisseurin Kurdwin Ayub, die aus dem Irak stammt, erregte dieses Jahr viel Aufmerksamkeit und wird als „Zäsur im österreichischen Film“ (Diagonale) gehandelt. SONNE ist ein brandaktueller, selbstbewusster Film mit einer starken Handschrift. Der Instagram-Stil, also die Bildsprache von Yesmin und ihren Altersgenoss*innen, die sich mit der des Films untrennbar vermischt, wirkt realistisch und verfremdend zugleich. Mit viel improvisatorischem Wagemut zeigen die Schauspielerinnen, wie dumm und eklig, wie mutig und klug Teenagermädchen sein können. Auch gemessen am Seidl-Oeuvre (Seidls Produktionsfirma hat den Film produtziert) ist SONNE ein Film, der kompromisslos erzählt und trotzdem herzlich ist, der Stellung bezieht, aber nicht nur Leere hinterlässt. Text: Eva Szulkowski | Indiekino.de „Kurdwin Ayubs SONNE ist der beispiellose Film seiner Generation, drängend relevant in Form und Inhalt, die ironische Dekonstruktion jedweder Authentizität.“ Diagonale
Credits:
AT 2021, 88 Min., Regie & Buch: Kurdwin Ayub Kamera: Enzo Brandner Schnitt: Roland Stöttinger mit Melina Benli, Law Wallner, Maya Wopienka
Tina Bara, Cornelia Schleime und Gabriele Stötzer sind Fotografinnen, die in der Underground-Kunst-Szene in den 70er und 80er Jahren der DDR aktiv sind, in Ost-Berlin, Erfurt und Dresden. Ihre Kunst hat direkt oder indirekt immer auch einen biografischen Hintergrund. Den austauschbaren Bildern der staatlichen Propaganda setzen sie eine einzigartige und intime Bildsprache entgegen und werden deshalb von der Stasi und IMs beschattet und massiv unter Druck gesetzt. Bei Gabriele Stötzer wird versucht, sie mit übelst manipulativen Methoden ins Gefängnis zu bringen. Cornelia Schleime muss das Land 1984 über Nacht verlassen, als sie nach jahrelangem Warten auf die Ausreiseerlaubnis mit einem Hungerstreik droht. Tina Bara heiratet 1989 „in den Westen”. Das durch den Wechsel entstandene tiefe Trauma erkennt sie erst spät. Gabriele Stötzer beschließt, in der DDR zu bleiben und „dort weiterzukämpfen“. Als sie später ihre Stasi-Akte liest, „verbannt“ sie 20 Jahre lang alle aus ihrem Leben, die sie verraten haben. „Wenn ich mich frage, was mich zu diesem Film antrieb, dann ist das der universelle Ausdruck der im Film gezeigten Bilder. Es sind starke Bilder des weiblichen Widerstands im Angesicht der Unterdrückung. Sie könnten überall auf der Welt gemacht worden sein, zu jeder Zeit. Die Haut, das Nacktsein, das Verletzliche, die Geste sich selbst auszuliefern – das ist so stark. Und zieht mich nach wie vor in den Bann.” (Pamela Meyer-Arndt)
Credits:
DE 2022 84 Min., deutsche OmeU Regie, Buch: Pamela Meyer-Arndt Kamera: Lars Barthel Montage: Andreas Zitzmann
Anlässlich des Kinostartes seines 27. Films DIESCHRIFTSTELLERIN, IHRFILMUNDEINGLÜCKLICHERZUFALLam 10.11.22 und außerdem pünktlich zur Veröffentlichung der ersten deutschsprachigen Buchpublikation zu Hong Sangsoo: HONGSANGSOO. DASLÄCHERLICHEERNSTE von Sulgi Lie bieten wir weitere vier seiner letzten elf Werke im fsk-Kino an.
Der älteste der Reihe ist der 2015 entstandene Locarno-Leoparden-Gewinner RIGHTNOW, WRONGTHEN, die Geschichte einer schieflaufenden Annäherung zwischen einem Regisseur und einer jüngeren Künstlerin. (Do., 27.10. 20:00 und Sa., 29.10. 15:00) [Tickets]
Vom Strand in Hamburg zum Strand von Gangneung führt ONTHEBEACHATNIGHTALONE (Republik Korea 2017, 101 Min.). Kim Minhee wurde für ihr Spiel bei der 67. Berlinale mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. (So., 30.10. 15:00 und 1.11. 20:00) [Tickets]
THEWOMANWHORAN (Republik Korea 2019, 77 Min.) bekam im Wettbewerb der 69. Berlinale keinen Hauptpreis, kann aber mit einem wunderbaren Katzen-Fütterungs-Streit und weiteren Highlights punkten. (28.10. 20:00 und 30.10. 20:00) [Tickets]
In INTRODUCTION (Republik Korea 2020, 66 Min.) kommt eine junge Frau zum Mode-Studium nach Berlin, landet später wieder mit ihrem Freund in einem Strandhotel in Korea, und außerdem geht es um die Unmöglichkeit von Filmküssen. Der Film lief bei der „Sommer-Berlinale“ 2021. (29.10. 20:00 und 31.10. 20:00) [Tickets]
Anlässlich des EU-Tages gegen Menschenhandel präsentieren wir zusammen mit dem Verein Gemeinsam gegen Menschenhandel e.V. den eindrucksvollen Dokumentarfilm „Voices from the Fire – Stimmen vom Feuer“. Im Anschluss an den Film zeigen wir ein exklusives Video-Statement der südafrikanischen Protagonistin Grizelda Grootbloom und freuen uns über die folgenden besonderen Gäste im Rahmen eines Publikumsgesprächs vor Ort:
die Regisseurin Helen Simon, GGMH-Vorsitzenden und MdB bis 2021, Frank Heinrich, Gerhard Schönborn vom Berliner Verein Neustart e.V. sowie eine ehemalige Betroffene.
In Helen Simons Doku Voices from the Fire erzählen junge Überlebende des modernen Menschenhandels ihre Geschichte. Denn obwohl Sklaverei weltweit nicht mehr mehr existieren sollte, gibt es auch in den 2020er Jahren immer noch Millionen Opfer, 30 Prozent davon Kinder.
Nachdem ihnen ihre Menschenrechte geraubt wurden, wollen sich drei Frauen ihre Menschlichkeit nun zurückerobern: Sandra studiert mittlerweile Jura und kämpft für bessere Gesetze, um den Menschenhandel nach ihren eigenen traumatischen Erfahrungen besser unterbinden zu können. Stepanka hat sich auf einen Bauernhof zurückgezogen und überlegt, wie sie einst ihrem ungeborenen Kind ihre Geschichte erzählen soll. Grizelda wurde in Südafrika verschleppt, gefoltert und vergewaltigt und versucht nun ins Leben zurückzufinden.
Credits:
DE/CZ 2021, 91 Min., deutsche OmeU Regie & Buch: Helen Simon Kamera: Carla Muresan Schnitt: Nina Ergang
Insgesamt haben es 14 Filme in den Kurzfilmwettbewerb geschafft – sechs Filme auf der Türkei, vier Filme aus dem Iran, zwei aus Kurdistan-Irak und jeweils einer aus Syrien und Deutschland. Die drei Gewinnerfilme werden am Ende des Festivals von unserer Jury bekannt gegeben.
Diese Vorführung zeigt eine Hälfte des Programms. Die andere Hälfte ist am 16.10., 16 Uhr zu sehen.
Ingesamt ca 90 min
The Wheel – von Metîn Ewr
Don Don Bullet – von Zuhal Kaya
The Cold – von Adar Baran Deger
Sibar – von Majid Darvesh
Fingerprint- von Zanyar Muhammadineko
Afrin – von Nazdar Shemo
Behind The Scenes – von Asmaa Salih
15.10., 18 Uhr
EXPERIMENTALFILME
Das Programm zeigt eine Zusammenstellung zeitgenössischer Experimental- und Animationsfilme von kurdischen Filmemacher*innen und zu kurdischen Themen.
Wie geht es dir? Aufzeichnungen aus dem Kellerloch – von Serhat Ertuna
Starting oOver – von Evîn Berazî
Middle Point – von Yılmaz Çintan
Syrian Wedding – von Khadija Baker
Nishtiman – von Hawar Amini
16.10., 16 Uhr
KURZFILMWETTBEWERB 1
Insgesamt haben es 14 Filme in den Kurzfilmwettbewerb geschafft – sechs Filme auf der Türkei, vier Filme aus dem Iran, zwei aus Kurdistan-Irak und jeweils einer aus Syrien und Deutschland. Die drei Gewinnerfilme werden am Ende des Festivals von unserer Jury bekannt gegeben.
Dunia ist ein 17-jähriges Mädchen. Nachdem sie von ihrem Onkel vergewaltigt wurde, wird sie schwanger und sucht Hilfe in einer der Notunterkunft in Kurdistan. Heimlich plant sie eine Abtreibung.
LOVEINTHEFACEOFGENOCIDE
2020, 52 min, Rojava-Syrien
Regie: Shero Hinde
Sprache: Kurdisch mit eng UT
In den Bergen von Sinjar (Shengal), der isolierten Heimat der Jesiden, die im Laufe der Geschichte mehr als 74 Massaker erlebt haben, von denen die meisten während der osmanischen Ära stattfanden, endete mit den abscheulichsten Massakern durch den Islamischen Staat ISIS im Jahr 2014. Mit diesem Dokumentarfilm versuchen wir einerseits, die Auswirkungen von Leid, Religion und kulturellen Unterschieden zur Umgebung auf die Komposition der Liebeslieder in Shengal aufzuzeigen, und andererseits, wie die Jesiden ihr gesangliches Erbe bewahren und die Geschichten von Liebe und Leid durch die einzige Hoffnung des Überlebens, den Gesang, dokumentieren.
ZIMANECIYÂ
2016, 15 min, Türkei
Regie: Lisa Calan
Spache: Kurdisch/Türkisch mit eng. UT
Xemgin, 6 Jahre alt, wird außerhalb der Schule Pîzot genannt, was „sehr frech” bedeutet. In der Schule heißt er Hemgin, was Xemgin auf Türkisch bedeutet. In der Schule ist er still, aber außerhalb der Schule ist er sehr frech, wie sein Spitzname Pîzot. Xemgin kann kein Türkisch, weshalb es Probleme gibt.
Für den 13-jährigen Johann ist an einem Tag des Jahres 1996 plötzlich nichts mehr wie zuvor. Mit der Entführung seines Vaters erlebt er zum ersten Mal in seinem Leben wirkliche Angst – und wird Zeuge beklemmender 33 Tage. Polizisten werden zu Hausgenossen von fragwürdiger Kompetenz. Zwischen gescheiterten Geldübergaben erreichen ihn die verzweifelten Briefe seines Vaters. Immer deutlicher wird dabei, dass das Leben des Vaters nur entgegen der Polizeistrategie zu retten ist.
WIRSINDDANNWOHLDIEANGEHÖRIGEN ist die Geschichte einer Familie im Ausnahmezustand. Hans-Christian Schmid erzählt den Entführungsfall Jan Philipp Reemtsma nach dem autobiographischen Roman von Johann Scheerer erstmals aus der Sicht der Angehörigen. Das Drehbuch verfasste er gemeinsam mit Michael Gutmann, mit dem er unter anderem bereits bei LICHTER, 23 und CRAZY zusammengearbeitet hat.
Neben Claude Heinrich als Johann und Adina Vetter als Ann Kathrin Scheerer stehen Justus von Dohnányi, Hans Löw, Yorck Dippe, Enno Trebs, Fabian Hinrichs und Philipp Hauß vor der Kamera von Julian Krubasik.
Credits:
DE 2022, 119 Min. Regie: Hans-Christian Schmid Drehbuch: Michael Gutmann und Hans-Christian Schmid nach dem gleichnamigen Buch von Johann Scheerer Kamera: Julian Krubasik Schnitt: Hansjörg Weißbrich mit: Claude Heinrich Adina Vetter Justus von Dohnányi Hans Löw Yorck Dippe Enno Trebs Philipp Hauß Fabian Hinrichs
„Wunderkind, Skandalautorin, Vaterlandsverräterin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin, Rebellin, Enfant terrible, Nestbeschmutzerin, geniale, verletzliche Künstlerin“. Der Film über Elfriede Jelinek, die 2004 als erste österreichische Schriftstellerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit Sprache in den Mittelpunkt. Vielschichtig und assoziativ nähert er sich der Kunst seiner Protagonistin mit ihren eigenen sprachkompositorischen Verfahren. ELFRIEDEJELINEK – DIESPRACHEVONDERLEINELASSEN ist ein Dokumentarfilm von Claudia Müller (90‘). Unter Mitwirkung und mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann, Martin Wuttke ist ein vielschichtiges, assoziatives, essayistisches Filmporträt entstanden.
Credits:
DE 2022, 96 Min., deutsche OmeU, Regie: Claudia Müller Kamera: Christine A. Maier Schnitt: Mechthild Barth Mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann
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