jetzt im fsk Kino
ein Film von Maciej Pieprzyca
„Ihr Sohn ist nicht mehr als Gemüse“ bekommt die Mutter von einer wenig empathischen Ärztin zu hören. Es ist das Jahr 1987, wir befinden uns in Polen, doch nicht nur hier ist das Wissen um schwere Nervenerkrankungen noch nicht sehr entwickelt. Mateus ist sechs, sieben Jahre alt und sitzt im Rollstuhl. Sprechen kann er nicht, bewegt sich nur robbend, doch im Gegensatz zu der Ärztin ahnen die Eltern, dass ihr Sohn alles andere als ein Gemüse ist. Die Jahre vergehen, Mateus wird älter. (…) Bald lässt ein Voice Over-Kommentar den Zuschauer an Mateus Gedanken teilhaben. An etliche Filme fühlt man sich bei In meinem Kopf ein Universum erinnert, auf den ersten Blick an rührselige Hollywood-Dramen wie Mein linker Fuß oder aktuell Die Entdeckung der Unendlichkeit, bald dann eher an ungewöhnlichere Filme wie Ziemlich beste Freunde oder Schmetterling und Taucherglocke bis man schließlich merkt, dass Maciej Pieprzycas Film etwas ganz und gar Eigenes ist. Auf einer wahren Geschichte basiert er zwar, hat mit der Darstellung von Dawid Ogrodnik (aber auch von Kamil Tkacz) eine erstaunliche, rein auf das Physische reduzierte Performance im Mittelpunkt, erzählt aber mit einem fast schroffen Pragmatismus, der auch nur den Anschein von Rührseligkeit gar nicht erst aufkommen lässt. Im Mittelpunkt steht stets Mateus, der völlig ohne Selbstmitleid über sein Schicksal erzählt, dass vor allem von der Unmöglichkeit zu kommunizieren geprägt wird. Lange Jahre können seine Eltern, dann seine Pflegerinnen seine Wünsch nur erahnen, sie vielleicht an seinen Augen ablesen. Doch welche komplizierten Gedanken in seinem Kopf existieren und keinen Weg nach Außen finden, dass muss ihnen zwangsläufig fremd bleiben. Wie Pieprzyca diese an sich furchtbar tragische Geschichte zu einem Film formt, der alles andere als traurig ist, ist bemerkenswert. Gerade das er dabei so vollkommen pragmatisch erzählt, die Normalität in Mateus Leben betont, auch wenn er von Außen alles andere als normal wirkt, macht die Geschichte so berührend und „In meinem Kopf ein Universum“ zu einem so außerordentlichen Film. Michael Meyns – programmkino.de
Polen 2014, 108 Min., poln. OmU
Regie, Buch: Maciej Pieprzyca
mit: Dawid Ogrodnik Dorota Kolak, Arkadiusz Jakubik, Helena Sujecka, Mikolaj Roznerski, Kamil Tkacz
im Kino inder Originalfassung mit dt. Untertiteln