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183 Tage – Der Auschwitz-Prozess

auschwitz183 Tage – Der Auschwitz-Prozeß  In einer Zeit, wo nur noch weni­ge Überlebende und Zeugen von den Machenschaften der Nationalsozialisten berich­ten kön­nen, gewin­nen Bild- und Tondokumente immer mehr an Bedeutung: Dieser Film ist ein Beispiel dafür, wie die­se Dokumente genutzt wer­den kön­nen, um Zusammenhänge auf­zu­zei­gen, aber auch wei­ter­hin die Weiterlesen

Timbuktu

[indie­ki­no Club]

Das tat­säch­li­che Timbuktu hat mit dem mythi­schen Ort der Vergangenheit wenig zu tun, denn dem Sand der Sahara lässt sich nichts ent­ge­gen­set­zen. Aus der Wüste kom­men auch die Dschihadisten in die Stadt, lang­sam ent­steht eine Atmosphäre der laten­ten Bedrohung durch die Besatzer, die in der Stadt rum­lun­gern und Schritt für Schritt Verbote und Restriktionen durch­set­zen. Die Familie von Kidame und Satima lebt drau­ßen vor der Stadt, aber der Kommandant der Miliz beginnt um Satima zu werben.

Tatsächlich wur­de Timbuktu 2012 durch eine Splittergruppe von Steinzeit-isla­mis­ten besetzt, die die Scharia ein­führ­ten und his­to­ri­sche mus­li­mi­sche Stätten beschä­dig­ten. Sissako hat das Thema nicht dra­ma­ti­siert, son­dern beob­ach­tet genau die all­mäh­li­che Brutalisierung des Alltags der Menschen durch die Eindringlinge, die ihre Macht demons­trie­ren. Der Film bleibt dadurch sowohl kon­kret bei einer poli­ti­schen Strömung als auch uni­ver­sell als Zeugnis der Unterdrückung als rei­ner Selbstzweck.

Das Tolle dar­an ist, wie Sissako, der schon mit sei­nen Filmen Bamako (2006) und Heremakono (2002) über­rasch­te, all dies nicht als das gro­ße Jenseits unse­rer Vorstellungskraft insze­niert, son­dern als Alltag und Normalität. Und das heißt nicht, dass er die Härte und die Gewalttätigkeit der Situation aus­spart oder baga­tel­li­siert, im Gegenteil, er fängt sie von der ers­ten Szene an ein, aber auf eine lako­ni­sche Weise.“
(Cristina Nord, TAZ)

Mali 2014, 97 Min., ara­bisch, bam­ba­ra, franz. OmU

Regie:
Abderrahmane Sissako

Buch:
Abderrahmane Sissako, Kessen Tall,
Kamera:
Sofian El Fani
Schnitt:
Nadia Ben Rachid

mit: Abel Jafri, Toulou Kiki, Kettly Noel

Das merkwürdige Kätzchen

Ein Film von Ramon Zürcher.

[indie­ki­no club] [Credits]  [Trailer]

An einem Samstag im Herbst sind Karin und Simon bei ihren Eltern und der jüngs­ten Schwester Clara zu Besuch. Die Zusammenkunft der Familie ist Anlass für ein gemein­sa­mes Abendessen, zu dem im Verlauf des Tages auch wei­te­re Verwandte erschei­nen. Während die Familienangehörigen die Wohnung mit ihren Gesprächen, Alltagshandlungen und Kochvorbereitungen bele­ben, strei­fen die Katze und der Hund durch die Räume. Auch sie wer­den zu einem zentralen
Bestandteil die­ses fami­liä­ren Alltagsreigens, der immer wie­der über­höh­te Elemente auf­weist, die einer natu­ra­lis­ti­schen Darstellungsweise ent­ge­gen­wir­ken. So öff­nen sich Nebenräume zwi­schen Familiendrama, Märchen und dem Psychogramm einer Mutter.

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Credits:

Deutschland 2013.
Regie, Buch, Schnitt: Ramon Zürcher

Kamera: Alexander Haßkerl
Kostüme: Dorothée Bach
Ton: Benjamin Kalisch
Musik: Thee More Shallows
Szenenbild: Matthias Werner, Sabine Kassebaum
Maske: Vivien Rahn
Herstellungsleitung: Myriam Eichler
Producer: Johanna Bergel, Silvan Zürcher

Produktion: dffb, Berlin, in Koproduktion mit Ramon und Silvan Zürcher und Alexander Haßkerl

Darsteller: Jenny Schily (Mutter), Anjorka Strechel (Karin), Mia Kasalo (Clara), Luk Pfaff (Simon), Matthias Dittmer (Vater), Armin Marewski (Schwager), Leon Alan Beiersdorf (Jonas), Sabine Werner (Tante), Kath-
leen Morgeneyer (Hanna), Monika Hetterle (Großmutter), Gustav Körner
(Nachbarsjunge), Lea Draeger (Frau auf Balkon)

Format: DCP, Farbe. Länge: 72 Minuten. Sprache: Deutsch.
Uraufführung: 11. Februar 2013, Forum der Berlinale

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Trailer:

„Das merk­wür­di­ge Kätzchen” Trailer

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35 Rum

[indie­ki­no Club]

Lionel (Alex Descas), ein Zugführer aus einer Pariser Vorstadt, hat sich sein Leben lang auf­op­fernd um sei­ne Tochter geküm­mert. Er weiß, dass Joséphine (Mati Diop) nun alt genug ist, um auf eige­nen Füßen zu ste­hen, doch er will sie nicht ver­lie­ren, und auch Joséphine scheint noch nicht bereit, ihr gebor­ge­nes Zuhause zu ver­las­sen.
Zu ihren Nachbarn gehö­ren die Taxifahrerin Gabrielle (Nicole Dogué), deren zag­haf­te Bemühungen, sich mit Vater und Tochter anzu­freun­den, auf wenig Gegenliebe sto­ßen, und Noé (Grégoire Colin), der sei­ne Wohnung in exakt dem Zustand belas­sen hat, wie sie ihm sei­ne ver­stor­be­nen Eltern ver­erbt haben.

Claire Denis hat­te mehr als schö­ne Momente zu bie­ten. Ihr „35 rhums“ lief aber (beim Filmfestival in Venedig) außer Konkurrenz. Es ist die Geschichte des Zugführers Lionel, der sei­ne Tochter allein auf­ge­zo­gen hat. Beide wis­sen, dass die gemein­sa­me Zeit zu Ende geht, weil Josephine erwach­sen gewor­den ist. Claire Denis beob­ach­tet gelas­sen ihren Alltag, die getrenn­ten Stunden wäh­rend der Arbeit, führt Kollegen ein und Freunde und bewegt sich mit den Figuren durch die Vorstädte von Paris, als sei­en sie die gan­ze Welt. (…) allein für die Szene, in der Vater, Tochter und ein paar Freunde mit Fremden in einer Bar zu trin­ken und zu tan­zen begin­nen und Claire Denis die ver­schie­de­nen Arten zu lie­ben ein­fängt, allein dafür hat sich das hal­be Festival schon gelohnt.“ Verena Lueken / FAZ

35 Rhums
D / Fr. 2008
105 Min., frz. OmU

R.: Claire Denis

D.: Alex Descas,
Mati Diop,
Grégoire Colin,
Nicole Dogué,
Julieth Mars-Toussaont,
Jean-Christophe Folly,
Ingrid Caven

Missverstanden

[indie­ki­no Club]

Die Idee, die Welt der Erwachsenen aus der Perspektive eines Kindes zu betrach­ten, kann mit­un­ter zu durch­aus selt­sa­men Ergebnissen füh­ren. Wenn sich die eige­nen Eltern wie puber­tie­ren­de Teenager oder eit­le Egoisten auf einem Selbstfindungstrip auf­spie­len, ist das eine nicht immer schö­ne Erkenntnis. Für die klei­ne Aria wird ihr Zuhause dadurch zu einem Ort, an dem sie sich immer öfter allei­ne und ver­las­sen fühlt. Während ihr Vater (Gabriel Garko), ein selbst­ver­lieb­ter Möchtegern-Filmstar, mit allen Mitteln ver­sucht, die eige­ne Karriere vor­an­zu­brin­gen, flüch­tet sich ihre Mutter (Charlotte Gainsbourg) in zahl­lo­se Affären und Drogenexzesse. Als sich die Eltern dann doch ein­mal für die Familie inter­es­sie­ren, dann kon­zen­triert sich fast ihre gesam­te Liebe und Aufmerksamkeit auf Arias älte­re Schwester. Auch nach der von lau­ten Streitereien beglei­te­ten Trennung beherrscht ein merk­wür­di­ges Chaos das Leben der Neunjährigen. Weder beim Vater und ihrer älte­ren Stiefschwester noch bei der Mutter, die plötz­lich die Esoterik für sich ent­deckt, hat Aria das Gefühl, ver­stan­den und ernst genom­men zu wer­den. Verpackt hat Asia Argento ihre bis­wei­len komi­sche und gleich im nächs­ten Augenblick sehr schmerz­haf­te Erzählung in knall­bun­te Farben und einen nost­al­gi­schen 80er-Jahre-Soundtrack aus Synthiepop und Punkrock. Ihr Film über ein neun­jäh­ri­ges Mädchen im Auge eines fami­liä­ren Orkans besitzt dadurch eine bemer­kens­wer­te Leichtigkeit. Verspielt und frech prä­sen­tiert sich Missverstanden, womit er den Blickwinkel der klei­nen Aria bis zum durch­aus zwei­deu­ti­gen Ende kon­se­quent bei­be­hält. Es ist schon erstaun­lich, wie sehr sie den Film und dar­in prak­tisch jede Szene bestimmt. (programmkino.de)

Missverstanden ist ein Film wie eine wil­de Party, der wir zuse­hen, ohne ein­ge­la­den zu sein. Auf eine merk­wür­di­ge Art ist man nach­her doch froh, dabei gewe­sen zu sein. (critic.de)

Credits
Zwei Tage, eine Nacht [Incompresa]
I/F 2014, 110 Min., ital. Om
U

Regie: Asia Argento

Buch: Asia Argento, Barbara Alberti
Kamera: Nicola Pecorini
Schnitt: Filippo Barbieri

mit: Giulia Salerno, Gabriel Garko, Charlotte Gainsbourg, Carolina Poccioni, Alice Pea Anna,