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La Gomera

Ein Film von Corneliu Porumboiu.

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Der Polizist Cristi (Vlad Ivanov) lässt sich mit der Mafia ein und fliegt auf. Nun fol­gen ihm ver­deck­te Ermittler auf Schritt und Tritt und hören sei­ne Wohnung ab. Daher gibt sich die schö­ne Gilda (Catrinel Marlon) als sei­ne Geliebte aus und drängt ihn zu einer Reise nach La Gomera. Cristi soll die gehei­me Pfeifsprache der Inselbewohner ler­nen, damit er trotz Überwachung mit der Gaunerbande kom­mu­ni­zie­ren kann. Pfeifend ver­su­chen sie den Matratzenfabrikanten Zsolt (Sabin Tambrea) aus dem Gefängnis zu befrei­en, denn der ist der ein­zi­ge, der weiß, wo die 30 Millionen des letz­ten Coups ver­steckt sind. Doch alle Beteiligten spie­len ein dop­pel­tes Spiel und bald gera­ten die Ereignisse außer Kontrolle.

Der preis­ge­krön­te Regisseur Corneliu Porumboiu (12:08 EAST OF BUCHAREST) gilt als einer der Wegbereiter des neu­en rumä­ni­schen Kinos. Mit LA GOMERA lie­fert er einen höchst unter­halt­sa­men Neo-Noir-Polizeithriller, gespickt mit iro­ni­schen Filmzitaten und uner­war­tet komi­schen Elementen. Entstanden in Koproduktion mit Komplizen Film (TONI ERDMANN) sorg­te der Film bereits im dies­jäh­ri­gen Wettbewerb von Cannes für Aufruhr.

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Credits:

RO, FR, DE, ES 2019, 97 Min., eng­lisch, rumä­nisch, spa­ni­sche OmU
Buch & Regie:  Corneliu Porumboiu
Kamera: Tudor Mircea
Schnitt Roxana Szel
mit: Vlad Ivanov, Catrinel Marlon, Rodica Lazar

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Tommaso und der Tanz der Geister

Ein Film von Abel Ferrara.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Tommaso (Willem Dafoe) ist ame­ri­ka­ni­scher Regisseur, der seit län­ge­rem in Rom lebt. Zusammen mit sei­ner deut­lich jün­ge­ren Frau Nikki (Cristina Chiriac) und der gemein­sa­men klei­nen Tochter Deedee (Anna Ferrara) lebt er in einem geräu­mi­gen Apartment in der ewi­gen Stadt und ver­sucht, Projekte voranzubringen.

Ein auf­wän­di­ger Film, der in den Eiswüsten Sibiriens gedreht wer­den soll, macht ihm zu schaf­fen, die Geldgeber stel­len sich quer, doch dies ist nicht Tomasso ein­zi­ges Problem. Das geord­ne­te Leben mit Frau und Kind, die täg­li­chen, sich stets wie­der­ho­len­den Besorgungen lang­wei­len ihn zuneh­mend, die Routine des Familienlebens, das er nie anstreb­te, das ihm jedoch dabei gehol­fen hat, sei­ne Heroinsucht zu überwinden.

Fast täg­lich nimmt Tommaso den­noch an Sitzungen teil, spricht über sei­ne Dämonen und hört die Geschichten ande­rer Suchtkranker. Eigentlich hat­te er geglaubt, sei­ne Sucht unter Kontrolle zu haben, doch immer häu­fi­ger scheint er sich und sei­ne Wahrnehmung der Realität nicht mehr unter Kontrolle zu haben.

Man muss nicht unbe­dingt wis­sen, dass Abel Ferrara seit Jahren selbst in Rom lebt, dass er mit sei­ner Hauptdarstellerin Cristina Chriac ver­hei­ra­tet ist oder dass die Wohnung, in der Tomasso mit sei­ner Familie lebt, tat­säch­lich Ferraras Wohnung ist. Unzweifelhaft ist Abel Ferraras ers­ter Spielfilm seit 2014 also auto­bio­gra­phisch, spielt Ferraras guter Freund Willem Dafoe hier also eine Variante des Regisseurs, doch wenn das alles wäre, wäre „Tomasso“ nur halb so interessant.

Manche Szenen muten zwar wie eine all­zu selbst­ver­lieb­te Nabelschau an; dass Tommaso im Zuge der Geschichte immer wie­der schö­nen, nack­ten, meist sehr wil­li­gen Frauen begeg­net, lässt den Film des inzwi­schen 68jährigen Ferraras arg alt­mo­disch wir­ken. Fast immer gelingt es Ferrara und Dafoe jedoch, ein ein­dring­li­ches Porträt eines Künstlers zu ent­wi­ckeln, der glaub­te, sei­nen Dämonen ent­kom­men zu sein und doch immer wie­der aufs Neue von ihnen ein­ge­holt wird.

Gefilmt von Werner Herzogs Stammkameramann Peter Zeitlinger, der viel Erfahrung mit schnel­lem Arbeiten hat, mit dem Einfangen von glei­cher­ma­ßen authen­ti­schen, wie sti­li­sier­ten Bildern, bewegt sich „Tommaso“ auf einem frucht­ba­ren Grat zwi­schen Fakt und Fiktion. Wenn Tomassos Dafoe etwa bei den Sitzungen der Suchtkranken die Geschichten ande­rer Menschen hört, dann sind das nicht etwa fik­ti­ve Geschichten, son­dern tat­säch­li­che Erlebnisse. Wenn Tomasso jun­gen Schauspieler bei einem Workshop Ratschläge gibt, dann hört man das, was auch Dafoe stets über sei­nen schau­spie­le­ri­schen Ansatz sagt. Und wenn Ferrara sei­nen Tomasso am Ende des Films mit­ten in Rom ans Kreuz hängt, muss man ange­sichts der Präsenz von Dafoe unwei­ger­lich an des­sen berühm­tes­ten Film „Die letz­te Versuchung Christi“ denken.

Aus all die­sen Versatzstücken, Zitaten und Referenzen, dem per­sön­li­chen Wissen um den krea­ti­ven Prozess, die Extreme, die er braucht, die Routine, die ihn lähmt, den all­täg­li­chen Beobachtungen und zufäl­li­gen Begegnungen, die in die fil­mi­sche Geschichte ein­ge­fügt wur­den, for­men Ferrara und Dafoe das ein­dring­li­che Porträt eines Künstlers, der mit vie­lem kämpft, vor allem jedoch sich selbst.

Michael Meyns | programmkino.de

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Credits:

US/IT/GB 2019, 119 Min., engl. OmU
Regie & Buch: Abel Ferrara
Kamera: Peter Zeitlinger
Schnitt: Fabio Nunziata 
mit: Willem Dafoe, Cristina Chiriac, Anna Ferrara, Kim Rossi Stewart

Termine:

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Varda par Agnès

Ein Film von Agnès Varda.

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Es ist ein Glück, den letz­ten Film von Agnès Varda im Kino sehen zu dür­fen! Sie sitzt dar­in im Theater, vor ihrem Publikum und hält Rückschau auf ein wahr­haft beweg­tes Leben und erzählt dar­über anhand ihrer Filme. Daraus ent­steht ein Fluß aus Geschichten und Bildern, der Lust macht, ihre Filme wie­der zu sehen oder zum ers­ten Mal zu sehen, es ist eine Begegnung mit einem Menschen, der neu­gie­rig war, ent­de­ckungs­freu­dig und ande­ren gegen­über auf­ge­schlos­sen. Die Kunst, die dabei ent­stand, vibriert und schwingt vor Lebendigkeit und Lebensfreude, es sind Essayfilme, Dokumentarfilme, Spielfilme, Installationen, Fotografien… Und vom ers­ten Spielfilm La poin­te cour (1954) bis zum vor­letz­ten, Augenblicke, Gesichter einer Reise (2017) wur­den die Menschen an den Drehorten ein­be­zo­gen, spiel­ten mit. Agnès Varda war Mitbegründerin der Nouvelle Vague, hat­te also gro­ßen Anteil dar­an, das all­täg­li­che Leben in den Mittelpunkt von Filmen zu stel­len, Fiktion und Wirklichkeit zu ver­schmel­zen und damit den Hauptgrund zu schaf­fen, ins Kino zu gehen, Filme sehen zu wol­len. Sie starb mit 91 Jahren am 29. März letz­ten Jahres.

Mit sieb­zehn Jahren inter­es­sier­te ich mich mehr für Kunst und Malen als für alles ande­re. Ich habe Fotos gemacht, ging ins Kino, habe aber nie eine Filmhochschule besucht. Mein ers­tes Drehbuch habe ich als Gedicht geschrie­ben, in eine Schublade gelegt und nie dar­über nach­ge­dacht, bis ein Freund sag­te: „Versuchen wir’s mit wenig Geld.” Ich wur­de Filmemacherin, ohne den Beruf gewählt zu haben. Das Leben tob­te um mich her­um, und ich habe Filme dar­über gemacht. … Ich muss­te ums Geld kämp­fen. Junge Filmemacher haben die glei­chen Schwierigkeiten, das ist kei­ne Frage des Geschlechts. Mir ging es nie dar­um, mich als Frau aus­zu­drü­cken, son­dern als Filmemacherin. Ich woll­te ein radi­kal neu­es Kino machen, das ist mir gelun­gen. Mein aller­ers­ter Film hat kein Geld ein­ge­spielt, er wur­de nur durch Kinos bekannt, durch Kritiken und Filmliebhaber. Er wur­de wich­tig, obwohl er kaum Zuschauer hat­te. Filmemachen ist immer ein Kampf ums Geld.

(Agnes Varda im Interview mit Herlinde Koelbl im Zeit Magazin)

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Credits:

FR 2018, 119 Min., frz. OmU
Regie : Agnès Varda
Kamera: François Décréau, Claire Duguet, Julia Fabry
Schnitt: Agnès Varda, Nicolas Longinotti
Darsteller : Agnès Varda, Sandrine Bonnaire, Nurith Aviv
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Termine:

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Spuren

Ein Film von Aysun Bademsoy.
Zum 10. jäh­ri­gen Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU zei­gen »Ihr seid kei­ne Sicherheit« und das Aktionsbündnis Antirassismus den Dokumentarfilm »Spuren« und laden zum anschlie­ßen­den Gespräch mit der Regisseurin Aysun Bademsoy. 

[Credits] [Tickets] [Trailer]

Zwischen September 2000 und April 2007 wur­den acht Männer mit tür­ki­schen Wurzeln, ein grie­chisch­stäm­mi­ger Mann sowie eine deut­sche Polizistin ermor­det. Die Ermittlungen wur­den zunächst aus­schließ­lich im Umfeld der nicht-deut­schen Opfer mit Verdacht auf Drogenhandel und orga­ni­sier­te Kriminalität geführt. Die Familien der Ermordeten wur­den so ein wei­te­res Mal zu Opfern, dies­mal von vor­ur­teils­vol­ler Stigmatisierung. Nach einem geschei­ter­ten Bankraub führ­te die Spur schließ­lich zu der rechts­extre­men Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Nach dem Suizid der bei­den Haupttäter begann 2013 der Prozess gegen die ein­zi­ge Überle-ben­de des NSU-Trios, Beate Zschäpe, sowie vier mut­maß­li­che Helfer und Unterstützer und ende­te 2018. Die zu mil­den Strafen für die Mitangeklagten und die zahl­rei­chen unge­klär­ten Fragen lie­ßen die Angehörigen der Opfer ent­täuscht und des­il­lu­sio­niert zurück. Ihr Glaube an den Rechtsstaat ist grund­le­gend erschüttert.

Spuren – das sind nicht nur die Hinweise, die Verbrecher am Tatort hin­ter­las­sen, son­dern auch die Verletzungen und Narben, die ihre Taten bei den Angehörigen der Opfer, in den migran­ti­schen Gemeinschaften und in der gesam­ten deut­schen Gesellschaft ver­ur­sa­chen. In ihrem Dokumentarfilm begibt sich die tür­kisch­stäm­mi­ge Regisseurin Aysun Bademsoy auf die Suche nach die­sen Spuren und stellt sich dabei die Frage, wel­cher Prozess die­se Verletzungen über­haupt hei­len könn­te. SPUREN ist ein viel­schich­ti­ger Dokumentarfilm, der das Scheitern von Ermittlern und Justiz beleuch­tet – und den Angehörigen der Opfer end­lich eine Stimme gibt.

 

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Credits:

DE 2019, 81 Min., in deutsch und tür­kisch mit deut­schen Untertiteln 
Regie & Buch: Aysun Bademsoy
Kamera: Ute Freund, Isabelle Casez
Schnitt: Maja Tennstedt

Termine:

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Spuren – Die Opfer des NSU Trailer Deutsch | German [HD]

Cronofobia

Ein Film von Francesco Rizzi.

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Suter ist ein geheim­nis­vol­ler und ein­sa­mer Mann, der uner­müd­lich in Bewegung ist und vor sich selbst flieht. Tagsüber fährt er in einem anony­men wei­ßen Van durch die Schweiz. Nachts beob­ach­tet er heim­lich das Leben von Anna, einer Frau mit rebel­li­schem Charakter, die mit der schwie­ri­gen Verarbeitung eines Traumas zu kämp­fen hat. Nachdem Anna Suters Besessenheit erkannt hat, ent­wi­ckelt sie mit ihm eine eigen­tüm­li­che Form von Intimität, die bald zu einer zärt­li­chen und zugleich ver­stö­ren­den Beziehung führt.

Geschickt spielt Rizzi mit den Erwartungen, lässt bewusst Lücken in Erzählung und Charakterzeichnung, lässt den Zuschauer lan­ge (und in man­chen Aspekten auch über das Ende des Films hin­aus) im unkla­ren über Motivationen und Absichten. Zumal sich auch die anfangs noch eher pas­si­ve Anna zuneh­mend zu einer stär­ke­ren, gleich­be­rech­tig­ten Figur ent­wi­ckelt. (…) Wie prä­zi­se Franceso Rizzi die­ses Spiel insze­niert, wie bewusst er nach und nach Informationen preis­gibt, den Blick auf sei­ne Figuren vari­iert, zeugt von gro­ßem erzäh­le­ri­schen und fil­mi­schem Talent. Gerade in der Zusammenarbeit mit den gera­de­zu eis­kal­ten Bildern sei­nes Kameramanns Simon Guy Fässler und sei­nen bei­den her­vor­ra­gen­den Schauspieler ent­steht so ein dich­tes, viel­schich­ti­ges Psychogramm, das sei­ne Karten nur lang­sam aus­spielt und auch nach dem Ende noch vie­le Geheimnisse bewahrt. “ M. Meyns | programmkino.de

Suter bewegt sich in der anony­men Welt von Autobahnraststätten und ste­ri­len Hotels, Anna brü­tet in der Dämmerung ihrer zum Mausoleum gewor­de­nen Tessiner Luxus-Wohnung – bis sich bei­de gegen­sei­tig zum Ausbruch pro­vo­zie­ren. Dabei ver­führt uns der Film sub­til und zwin­gend dazu, die Perspektive sei­ner Figuren zu über­neh­men, mit allen Widersprüchen und Widerständen – um dann gleich wie­der die Seite zu wech­seln. Cronofobia ist ein über­ra­schend rei­fes, ele­gan­tes Stück Kino.“ Sennhausers Filmblog

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Credits:

CH 2019, 93 Min., ital. OmU
Regie: Francesco Rizzi 
Kamera: Simon Guy Fässler 
Schnitt: Giuseppe Trepiccione 
mit: Vinicio Marchioni , Sabine Timoteo , Leonardo Nigro , Giorgia Salari , Jasmin Mattei , Adele Raes , Joachim Aeschlimann

Termine:

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Das freiwillige Jahr

Ein Film von Ulrich Köhler und Henner Winckler.

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In Ulrich Köhlers letz­tem Film In my room war die west­fä­li­sche Provinz Schauplatz für die Endzeit, ein Mann und eine Frau waren womög­lich die letz­ten über­le­ben­den Menschen und sie ver­stan­den sich nicht beson­ders gut. Im gemein­sa­men Werk Das frei­wil­li­ge Jahr mit Henner Winkler (Klassenfahrt, Lucy) taucht der ähn­li­che Drehort wie­der auf. Diese nüch­ter­ne Kulisse ver­un­mög­licht, sich zu ver­ste­cken, kein Geflimmer der Stadt über­tüncht Leerlauf oder Konfliktkonstellationen ohne Lösungspotential. Natürlich ermög­licht das Unterwegssein auf den schma­len Straßen eine kur­ze Auszeit, aber die end­li­che Weite lässt kei­ne Sekunde an Road Movies den­ken. Bleiben oder gehen und wenn, für wie lan­ge. Für sei­ne Tochter Jette hat der Landarzt Urs fürs frei­wil­li­ge Jahr einen Platz in Costa Rica orga­ni­siert oder ihr über­ge­stülpt, sie wirkt jeden­falls etwas über­for­dert. Urs hat viel um die Ohren, allein­er­zie­hend, im Clinch mit sei­ner Affäre und Mitarbeiterin Nicole und öfters damit beschäf­tigt, sei­nem intro­ver­tier­tem Bruder Falk unter die Arme zu grei­fen, der sich nur durch kör­per­li­che Flucht ent­zie­hen kann. Urs meint es gut, aber sei­ne fehl­ge­lei­te­te Energie macht ihn zur Nervensäge. Das hilft Jette aber ande­rer­seits dabei, den Boden unter den Füßen bes­ser zu spü­ren und zu ver­ste­hen, was sie sich für ihr Leben erst mal vor­stel­len kann. Das Wechselspiel der Beiden ist nuan­cen­reich und span­nend, treibt den Film an, ohne das gan­ze aus den Augen zu ver­lie­ren. Gleichzeitig hat Das frei­wil­li­ge Jahr einen groß­ar­ti­gen Humor, mal fein und hin­ter­sin­nig, mal phy­sisch mit einer guten Portion Slapstick. 1–2 mal möch­te man auch unter den Sitz krie­chen und Augen und Ohren schlie­ßen. Wie schön.

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Credits:

DE 2019, 86 Min., 
Regie und Drehbuch: Ulrich Köhler und Henner Winckler
Kamera: Patrick Orth
Schnitt: Laura Lauzemis
mit: Maj-Britt Klenke, Sebastian Rudolph, Thomas Schubert, Katrin Röver, Daniel Nocke, Stefan Stern, Margarita Breitkreiz,

Termine:

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Trailer:

 

 

Sorry we missed you

Ein Film von Ken Loach.

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Sorry we missed you“ – Wir haben Sie lei­der nicht ange­trof­fen. Wenn sich dann nie­mand aus der Nachbarschaft erbarmt, dann muss das Paket wie­der mit­ge­nom­men und die Tour noch­mal gefah­ren wer­den. Was dann auch heißt, dass die Ablieferliste für den nächs­ten Tag län­ger wird. Für jede ver­spä­te­te Lieferung muss Ricky eine Strafe an das Unternehmen zah­len, das ihn als „Selbständigen“ beschäf­tigt. Deshalb ver­sucht er so kur­ze Pausen wie mög­lich zu machen oder ver­zich­tet ganz dar­auf. Die Arbeit von Rickys Frau Abbie ist ähn­li­chen Bedingungen unter­wor­fen: jede Minute, die sie über die vor­ge­ge­be­ne Zeit für die Pflege der älte­ren Damen und Herren braucht, bekommt sie nicht bezahlt. Das neo­li­be­ra­le System gibt einen Takt vor, den bei­de immer weni­ger ein­hal­ten kön­nen. Und Zeit für die Kinder zu Hause bleibt auch kaum – erst recht nicht für not­wen­di­ge Auseinandersetzungen mit dem puper­tie­ren­den Sohn.

Lange wur­de uns erzählt, wenn du hart arbei­test und dar­um kämpfst, dann hast du ein gutes Leben, kannst dei­ne Familie ver­sor­gen und bist sicher. Aber das hat sich geän­dert – und das ist kein Scheitern des Kapitalismus, das ist ein­fach purer Kapitalismus, wie er funk­tio­niert“, sag­te Ken Loach auf der Pressekonferenz zu sei­nem neu­en Film. So wie die Lebensbedingungen für vie­le Arbeiterinnen und Arbeiter immer schwie­ri­ger wer­den, so wer­den auch die Filme von Ken Loach immer här­ter – und ein hoff­nungs­vol­les Ende, wie bei den frü­he­ren Filmen, bleibt jetzt aus. „Sorry we missed you“ ist kaum zu ertra­gen – und das ist gut so. Er zeigt uns die unbe­que­me Rückseite eines Services, den man so gern vom Sofa aus nutzt.

 

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Credits:

GB 2019, 100 Min., engl. OmU
Regie: Ken Loach
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Jonathan Morris
Buch: Paul Laverty
mit: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone, Katie Proctor, Ross Brewster, Mark Birch

Termine:

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Trailer:

SORRY WE MISSED YOU (Official Trailer English/deutsch, français)

 

Kamera: Robby Müller

Anläßlich des Films Living the light – Die Bilderwelten des Robby Müller aber auch so, zei­gen wir 3 Filme, bei denen ROBBY MÜLLER Kameramann war.

LIVING THE LIGHT ist nicht nur eine inter­es­san­te Biographie und span­nen­der Lehrfilm in Sachen Kameraarbeit, Lichtsetzung etc., son­dern auch sehr anre­gend. Beim Schauen bekommt man gro­ße Lust auf „sei­ne” Filme.

ALICE IN DEN STÄDTEN von Wim Wenders
BRD 1973/1974, 112 Min. Format: 16mm blow up 35mm schwarz-weiß, 4K Scan und 2K Restaurierung 2014, 2K DCP R.: Wim Wenders D.: Rüdiger Vogler, Yella Rottländer, Lisa Kreuzer

Der Journalist Phillip Winter will eine Story über Amerika schrei­ben, bekommt aber außer einer Serie von Polaroids nichts auf die Reihe und tritt ent­täuscht die Heimreise nach Deutschland an. Dabei läßt er sich wider­wil­lig dar­auf ein, die klei­ne Alice (Yella Rottländer) für eine kur­ze Zeit in sei­ne Obhut zu neh­men. Die dann fol­gen­de unfrei­wil­li­ge gemein­sa­me Odyssee von New York über Amsterdam nach Wuppertal und durch das Ruhrgebiet gestal­tet sich zunächst schwie­rig, sind doch bei­de Reisende gleich lau­nisch und eigensinnig.

DOWN BY LAW von Jim Jarmusch
USA 1986 106 Min. engl. OmU
R., B.: Jim Jarmusch
D.: John Lurie, Tom Waits, Roberto Benigni
Drei sehr unter­schied­li­che Männer, Roberto Benigni auf der einen, Tom Waits (der übri­gens gera­de 70 wur­de) und John Lurie auf der ande­ren Seite, pral­len im rus­ti­ka­len Landgefängnis im Süden auf­ein­an­der. Obwohl sie sich nicht aus­ste­hen kön­nen, was Benigni wegen sei­ner stän­di­gen Quassellei nicht merkt, bre­chen sie gemein­sam aus und pad­deln durch die male­ri­sche Sumpflandschaft Louisianas in die Freiheit.

DANCER IN THE DARK von Lars von Trier
DK SE FIN 2000 139 Min. OmU (eng­li­sche OV mit dt. Untertiteln)
R., B.: Lars von Trier
D.: Björk (auch Musik), Catherine Deneuve, David Morse, Peter Stormare

Der letz­te Teil sei­ner Trologie über „tra­gi­sche Frauengestalten, die sich für ande­re auf­op­fern und deren Liebe nicht davon abhängt wie sie – vom Schicksal oder von den Menschen – behan­delt wer­den“ (von Trier) wur­de in Cannes mit der Goldenen Palme aus­ge­zeich­net, wor­an neben der Kamera die unge­wöhn­li­che Musical-Form und die eben­falls dort aus­ge­zeich­ne­te Hauptdarstellerin Björk sicher­lich einen gro­ßen Anteil hatten.

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Das Vorspiel

Ein Film von Ina Weisse.

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Anna Bronsky ist Geigenlehrerin an einem Musikgymnasium. Sie setzt gegen den Willen ihrer Kollegen die Aufnahme eines Schülers durch, den sie für sehr talen­tiert hält. Engagiert berei­tet sie Alexander auf die Zwischenprüfung vor und ver­nach­läs­sigt dabei ihre Familie. Ihren Sohn Jonas, den sie in Konkurrenz zu ihrem neu­en Schüler bringt und ihren Mann Philippe. Ihr Kollege Christian, mit dem sie eine Affäre hat, über­re­det sie in einem Quintett mitzuspielen.
Als Anna in einem Konzert als Geigerin einen Fehler macht, ver­zwei­felt sie und treibt in der Folge ihren Schüler zu Höchstleistungen an. Es geht ihr um den Jungen, aber letzt­lich geht es ihr um sich selbst.

Der Ursprung (der Geschichte) ist ihre Suche nach dem Absoluten und die Unerbittlichkeit, die Anna sich selbst gegen­über hat. Dazu kom­men ihre Minderwertigkeitsgefühle. Schon als Kind sah sie in einem Lob nichts ande­res als ver­steck­te Kritik. Wir haben ver­sucht, die Zerrissenheit und Unsicherheit die­ser Frau zu beschrei­ben. Wenn man alles in Frage stellt, der Anspruch an sich selbst groß ist und gleich­zei­tig auch die Angst zu schei­tern, wird man ver­letz­lich, weil man weiß, dass einem die Zweifel nie­mand neh­men kann. Annas Überzeugung, dass sich alles der Musik unter­zu­ord­nen hat, dass man kämp­fen muss, dass nie etwas gut genug ist, nie fer­tig, setzt sie unter gro­ßen Druck. Dieser Druck stei­gert sich nach ihrem Versagen im Quintett, wenn sie ihren Schüler zu Höchstleistungen treibt. (…) Im Beruf des Musikers ste­cken vie­le Widersprüche. Man spielt und muß zugleich vor­aus­den­ken, man muß sich kon­trol­lie­ren und zugleich ver­ges­sen. Man hat einen Plan und muß trotz­dem offen blei­ben. (…) Ich weiß nicht, ob ich Anna als hart bezeich­nen wür­de. Sie zwei­felt, ist zer­ris­sen, sie will die Kontrolle behal­ten, sie ist wider­sprüch­lich, mutig, sie setzt sich ihrer Unzulänglichkeit aus und kämpft damit.“ Ina Weisse

 

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Credits:

DE 2019, 90 Min.
Regie: Ina Weisse
Kamera: Judith Kaufmann
Schnitt: Hansjörg Weißbrich
mit: Nina Hoss, Simon Abkarian, Jens Albinus, Ilja Monti, Serafin Mishiev, Sophie Rois

Termine:

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Trailer:

DAS VORSPIEL – Trailer (Kinostart 23.01.2020)

 

Die Wütenden – Les Misérables

Ein Film von Ladj Ly.

[Credits] [Termine] [Trailer]

Zu Beginn: der kol­lek­ti­ve Ausnahmezustand. Der Gewinn der Fussball-WM 2018 brach­te alle, auch den Teenager Issa aus der Banlieue und Freunde, gemein­sam auf die Champs-Elysées – auf dem Plakat zum Film sehen wir also kei­ne Gelbwestendemonstration, son­dern eine Siegesfeier. Danach geht es zurück nach Montfermeil, und damit in einen per­ma­nen­ten Ausnahmenzustand. Zumindest für die­je­ni­gen, denen das Leben dort fremd ist. So wie wir, oder Polizist Stéphane, der sich aus per­sön­li­chen Gründen dort­hin hat ver­set­zen las­sen. Er wird den Kollegen Chris und Gwada zuge­teilt, die in der Gegend schon län­ger unter­wegs sind und sich ihre eige­nen robus­ten Gesetze gezim­mert haben. So beschwe­ren sich ein­mal jun­ge Frauen auf der Straße, dass Chris ihnen die Smartphones abge­nom­men und zer­tre­ten hat. Er darf das, fin­det der – ist er doch das „Gesetz“. Viele Regeln gibt es im Viertel, jede Gruppe hat, wie die Polizisten, die eige­nen: die Jugendcliquen, Dealer, Clans, die Nachbarschaftshilfe und Gläubigen … und alle zusam­men sind wie ein öko­no­misch arbei­ten­des, undurch­sich­ti­gen Netz mit­ein­an­der verstrickt.
Stéphane ist das frag­wür­di­ge, halb­kri­mi­nel­le Verhalten sei­ner neu­en Kollegen äußerst suspekt. In einer schön gemei­nen Szene will er nach der in der Provinz gelern­ten Art arbei­ten, aber sei­ne kor­rek­te Höflichkeit löst bei den befrag­ten Muslimbrüdern nur gro­ße Irritation aus. Als ein Kid das Löwenbaby aus einem gas­tie­ren­den Zirkus ent­führt, wird die Lage explo­siv. Der Clan will das Tier sofort zurück­ha­ben und ist nicht zim­per­lich mit Drohungen. Um den abzu­se­hen­den Krieg mit Toten zu ver­hin­dern, müs­sen die drei Cops alle lega­len und ille­ga­len Wege nut­zen, um an Informationen zu kom­men. Dabei wird Issa aus­ge­rech­net vom beson­ne­ne­ren Gwada fol­gen­schwer ver­letzt. Regisseur Ladj Ly wuchs selbst in Montfermeil auf. Er sie­delt sein span­nen­des Spielfilmdebüt, das für Frankreich an den Oscar-Start geht, am Schauplatz von Victor Hugos berühm­tem Roman “Les Misérables” an, und gibt damit ein kla­res Statement: Wenig hat sich geän­dert in den letz­ten 150 Jahren in den von Armut und sozia­len Spannungen gepräg­ten Vororten, wo Jugendliche mit Migrationshintergrund im Krieg mit der Polizei lie­gen – und umgekehrt.

…der Mensch im Kinosessel [velässt] den Saal nicht als Ohnmächtiger, son­dern als Wissender. Und das ist schon eine gan­ze Menge.“ Katrin Hildebrand | konkret

Internationale Filmfestspiele von Cannes: Preis der Jury

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Credits:

FR 2019, 103 Min., frz. OmU
Regie: Ladj Ly
Kamera: Julien Poupard
Schnitt: Flora Volpière
mit: Damien Bonnard, Alexis Manenti, Djibril Zonga, Jeanne Balibar

Termine:

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Trailer:

LES MISERABLES (Official Trailer, Französich/Deutsch)