Archiv der Kategorie: bald

Zweitland

Ein Film von Michael Kofler. Ab 4.12. im fsk.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Südtirol, 1961. Die nord­ita­lie­ni­sche Region wird durch eine Serie von sepa­ra­tis­ti­schen Bombenanschlägen erschüt­tert. Während der jun­ge Bauernsohn Paul der Perspektivlosigkeit sei­nes Dorfes ent­kom­men und Malerei stu­die­ren will, kämpft sein älte­rer Bruder Anton kom­pro­miss­los für den Schutz der deutsch­spra­chi­gen Minderheit – not­falls mit Gewalt. Nachdem Anton als einer der Attentäter ent­tarnt wird, flieht er und lässt Hof und Familie zurück. Widerwillig ver­schiebt Paul sei­ne eige­nen Pläne, um Antons Frau Anna und ihren klei­nen Sohn zu unter­stüt­zen. Während die Lage eska­liert und die ita­lie­ni­sche Polizei hart durch­greift, beginnt Anna sich zuneh­mend gegen die patri­ar­cha­len Strukturen ihres Umfelds zu weh­ren. Paul hin­ge­gen muss sich ent­schei­den – zwi­schen fami­liä­rer Loyalität und per­sön­li­cher Selbstverwirklichung.

Credits:

DE/IT/AT 2025, 112 Min.,
Regie & Schnitt: Michael Kofler
Kamera:
Felix Wiedemann
Schnitt: Florian Miosge
mit: Thomas Prenn, Aenne Schwarz, Laurence Rupp, Francesco Acquaroli

Audiodeskriptionen, Untertitel und Hörverstärkung mit der Greta App

Trailer:
Zweitland | Trailer Deutsch HD | Ab 04.12. im Kino
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Sentimental Value

Ein Film von Joachim Trier. Ab 4.12. im fsk.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Gustav Borg ist ein so berühm­ter wie selbst­süch­ti­ger Filmregisseur, der nach lan­ger Auszeit einen Comebackversuch wagt. Doch den Film, der ihn zurück­brin­gen soll, will er aus­ge­rech­net im Haus sei­ner Familie dre­hen, die er vor vie­len Jahren bereits ver­las­sen hat. Das kon­fron­tiert sei­ne bei­den Töchter mit deren nie geklär­ter, schwie­ri­ger Beziehung zum Vater. Und so ent­wi­ckelt sich an der Schnittstelle von Leben und (Film-)Kunst, Enttäuschung und Hoffnung ein komi­sches Drama der Spiegelungen und Projektionen zwi­schen Vergangenheit und Gegenwart. Exquisit gespielt und fein­sin­nig insze­niert und von mehr als einem Hauch von Bergman durch­weht. (Sascha Rettig)

Credits:

Affeksjonsverdi
DK/DE/FR/NO 2025, 132 Min., Norwegisch mit deut­schen Untertiteln
Regie: Joachim Trier
Kamera: Kasper Tuxen
Schnitt: Olivier Bugge Coutté
mit: Renate Reinsve, Stellan Skarsgård, Elle Fanning, Inga Ibsdotter Lilleaas

Trailer:
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SEHNSUCHT IN SANGERHAUSEN

Sehnsucht in Sangerhausen

Ein Film von Julian Radlmaier. Ab 27.11. im fsk.

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Zwei Frauen begeg­nen sich in Sangerhausen: Ursula, eine Kellnerin mit gebro­che­nem Herzen und Neda, eine ira­ni­sche YouTuberin mit gebro­che­nem Arm. An einem Sommerabend ver­liebt sich Ursula in eine geheim­nis­vol­le Musikerin aus der Großstadt, wäh­rend Neda über­zeugt ist, in einer eben­so rät­sel­haf­ten Straßenkehrerin eine alte Freundin aus Teheran wie­der­erkannt zu haben. Die ver­schlun­ge­nen Wege des Zufalls füh­ren die bei­den Frauen zu einer Geisterjagd in den Bergen zusammen…

Wie schon „Selbstkritik eines bür­ger­li­chen Hundes“ und „Blutsauger“ kreist „Sehnsucht in Sangerhausen“ um Klassenverhältnisse und Möglichkeiten oder viel­mehr Unmöglichkeiten eines bes­se­ren Lebens. Auch der neue Film steckt vol­ler Referenzen, ist ver­spielt, im Ansatz post-dra­ma­tisch und for­mal auf der Suche nach Abstraktion. In den auf Super-16-mm gedreh­ten Bildern von Faraz Fesharaki ver­bin­den sich die für Radlmaier typi­schen tableau-arti­gen Rahmungen und büh­nen­haf­ten Arrangements mit wei­chen Kameraschwenks und Zooms, die über ihre Hinweisfunktion hin­aus etwas Zugewandtes aus­strah­len. Der Film wirkt im Unterschied zu den Vorgängern weni­ger selbst­iro­nisch, ernst­haf­ter und kon­kre­ter mit der Gegenwart befasst, und das nicht nur, weil aus den Fernseh- und Radioapparaten Christian Lindner und Friedrich Merz Ressentiments gegen Arbeitsunwillige und Migranten schüren.

Radlmaiers Sangerhausen ist kei­ne Modellwelt, son­dern ein real­exis­tie­ren­der Ort, der zwar anders aus­sieht als im Kino „der Osten“ übli­cher­wei­se aus­sieht – flo­ral, frisch, fast üppig –, aber doch hand­fest bleibt und dabei auch die poli­ti­schen Realitäten benennt. Aus dem Erzählrahmen sind die intel­lek­tu­el­len Klugschwätzer ver­schwun­den, die den Arbeitenden die Welt erklä­ren bezie­hungs­wei­se den Einheimischen ihre Stadt. Die kön­nen sehr gut für sich selbst spre­chen, nicht nur als auto­di­dak­ti­sche Lokalhistorikerin mit Wissen über die deut­sche Romantik, DDR-Bergbau und Orte wie den Kyffhäuser.„
Filmdienst | Esther Buss

Credits:

DE 2025, 90 Min., Deutsch mit eng­li­schen Untertiteln
Regie & Schnitt: Julian Radlmaier
Kamera: Faraz Fesharaki
mit: Clara Schwinning, Maral Keshavarz, Henriette Confurius, Paula Schindler, Ghazal Shojaei, Kyung-Taek Lie, Buksori Lie, u.a.

Audiodeskriptionen, Untertitel und Hörverstärkung mit der Greta App

Trailer:
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Afrikamera

Afrikamera 2025

Zum drit­ten Mal bei uns zu Gast ist ab 13.11. das Afrikamera-Festival, dies­mal mit vier aus­ge­such­ten Filmen. My Father’s Shadow [13.11. Tickets], der ers­te nige­ria­ni­sche Film, der jemals in der offi­zi­el­len Auswahl von Cannes gezeigt wur­de, ist eine semi-auto­bio­gra­fi­sche, impres­sio­nis­ti­sche Erinnerung an eine prä­gen­de Erfahrung und eine Zeit in Lagos. Ebenfalls dort kämpft Jawu in The Legend of the Vagabond Queen of Lagos [14.11. mit Q&A Tickets] für die Rettung der Gemeinschaft in den soge­nann­ten Waterfront-Communities. In ihrer Emanzipationsgeschichte Les Invertueuses [15.11., mit Q&A Tickets] kon­fron­tiert Regisseurin Aicha Chloé Boro die Teenagerin Nadie vor dem Hintergrund des Vormarsches der Dschihadisten in Burkina Faso mit den Normen einer kon­ser­va­ti­ven Gesellschaft. Der Krieg im Sudan erfor­der­te eine neue Form für den Dokumentarfilm über fünf Bewohner der titel­ge­ben­den Stadt Khartoum [16.11. Tickets]. “… ein lyri­sches, emo­tio­na­les Porträt ver­schie­de­ner Menschen aus Khartum in einem Schlüsselmoment der afri­ka­ni­schen Geschichte.” Berlinale

Die my love

Ein Film von Lynne Ramsay. 

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Ein abge­le­ge­nes, mehr als bau­fäl­li­ges Haus irgend­wo im Herzen Amerikas soll das neue zu Hause wer­den: Grace (Jennifer Lawrence) und Jackson (Robert Pattinson) sind frei­le­ben­de, frei den­ken­de Künstlernaturen, sie schreibt, er macht Musik, die der Großstadt und ihren Versuchungen ent­kom­men wol­len. Die Zivilisation wirkt sehr fern, allein Jacksons altern­de Mutter Pam (Sissy Spacek) lebt nicht all­zu weit weg.

Anfangs wirkt die selbst­ge­wähl­te Einsamkeit auch mehr als sti­mu­lie­rend auf das Paar, der Alkohol fließt in Strömen, der Sex ist wild und bald wird ein Kind gebo­ren. Und damit begin­nen die Probleme, lang­sam, aber unauf­halt­bar. Immer irri­tier­ter wirkt Grace, immer weni­ger bereit, sich in die von der Gesellschaft vor­ge­ge­be­ne Rolle der sor­gen­den Mutter zu fügen, wäh­rend Jackson immer häu­fi­ger der Arbeit (aber auch der Affären) wegen ver­schwun­den ist und die Einsamkeit Grace zusätz­lich belastet.

Acht Jahre ist es her, dass die schot­ti­sche Regisseurin Lynne Ramsay zuletzt einen Film dre­hen konn­te, den düs­te­ren Thriller „You Were Never Really Here“, in dem Joaquin Phoenix so gut war wie sel­ten und sich ganz der Vision Ramsays hin­gab. Ähnliches lässt sich nun über Jennifer Lawrence sagen, um die es in den letz­ten Jahren ein wenig ruhi­ger wur­de, die sich nun aber mit einer ful­mi­nan­ten Darstellung zurück­mel­det, die eben­so exzes­siv wirkt, wie der Film.

Den baut Ramsay wie immer nicht line­ar, son­dern impres­sio­nis­tisch auf, sie erzählt strin­gent, son­dern ellip­tisch, springt zwi­schen Szenen, die in der Zukunft lie­gen und der Gegenwart hin und her, deu­tet in spo­ra­di­schen Rückblenden die Anfänge der Beziehung zwi­schen Grace und Jackson an, vor allem aber zum Leben ihrer Schwiegermutter Pam und des­sen inzwi­schen ver­stor­be­nen Mann Harry (Nick Nolte).

Im ers­ten Jahr dre­hen wir alle ein biss­chen durch“ sagt Pam ein­mal zu ihrer Schwiegertochter, wobei nicht ganz klar ist, ob sie vom ers­ten Jahr der Ehe oder vom ers­ten Jahr nach der Geburt eines Kindes spricht – oder Beidem. Die Geschichte wie­der­holt sich jeden­falls, die Muster einer Beziehung ändern sich nur schwer. Während Pam offen­bar Probleme mit Harry hat­te, aber den­noch bis zu des­sen Tod mit ihm zusam­men­blieb (und noch Monate spä­ter sei­ne Hemden bügelt), kann sich Grace nur schwer dazu durch­rin­gen, den Konventionen zu ent­spre­chen, sich in ihre Rolle als Mutter und Hausfrau zu fügen.

Hätte ein Mann die­sen Film gedreht, wür­de man ihm wohl vor­hal­ten, sich am zuneh­mend labi­len Zustand einer lang­sam in eine Psychose abdrif­ten­den Frau zu laben und ihr Leid aus­zu­stel­len. Als Blick einer Frau auf eine ande­re Frau wirkt „Die My Love“ jedoch bei allem Exzess wie ein sen­si­bler, zuneh­mend tra­gi­scher Blick auf eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs, die sich mit allem was sie hat, den von Männern gemach­ten Konventionen wider­setzt. Dass es am Ende Lynne Ramsay selbst ist, die eine wun­der­bar sanf­te Version des legen­dä­ren Joy Divison Songs „Love will tear us apart“ singt, bringt die Intentionen die­ses oft anstren­gen­den, aber eben­so mit­rei­ßen­den Films schließ­lich auf den Punkt.

 Michael Meyns | programmkino.de

Credits:

CA 2024, 118 Min., Englisch OmU
Regie: Lynne Ramsay
Kamera: Seamus McGarvey
Schnitt: Toni Froschhammer
mit : Jennifer Lawrence, Robert Pattinson, Lakeith Stanfield
, Sissy Spacek

Trailer:
DIE MY LOVE | Offizieller Teaser-Trailer | Ab 13. November im Kino
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