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Nostalgia

Nostalgia

Ein Film von Mario Martone. 

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Kaum ist Felice wie­der in Neapel, geht er hin­aus auf die Straße und taucht ein in das Chaos der tru­beli­gen Großstadt mit ihrem Lärm, ihren unzäh­li­gen ver­schlun­ge­nen Gassen und Gässchen, ein Labyrinth vol­ler Mysterien, vol­ler Dreck und Blumen – eine Mischung aus alt und neu, hell und dun­kel, pit­to­resk und häss­lich zugleich. Am nächs­ten Tag besucht er sei­ne Mutter, die allein in einer düs­te­ren, zuge­räum­ten Wohnung lebt. Sie ist nur noch Haut und Knochen. Ihretwegen ist er gekom­men, und ihret­we­gen will er blei­ben. Er ver­sorgt sie, badet sie und kauft ihr neue Kleidung. Wenige Tage spä­ter hat er in sei­nem alten Viertel mit dem schö­nen Namen Sanità eine Wohnung ange­mie­tet und nimmt die Mutter bei sich auf. Immer öfter holen ihn die Erinnerungen an sei­ne Jugend ein – er war damals eine gro­ße Nummer im Kiez mit sei­nem Moped, stän­dig auf Achse und gie­rig, etwas Neues zu erle­ben. Kaum jemand erkennt ihn heu­te noch, doch er wird gewarnt: Sein ehe­ma­li­ger bes­ter Freund Oreste ist der „Malommo“, ein schlech­ter Mensch, einer der Mafiabosse in der Gegend. Skrupellos und gewalt­tä­tig gebie­tet er über das gesam­te Viertel. Sein größ­ter Gegner ist der kämp­fe­ri­sche Pfarrer Don Luigi, der ver­sucht, mit Idealismus und guten Ideen die Herrschaft der Camorra zu bre­chen. Nach dem Tod der Mutter schlie­ßen Felice und Don Luigi Freundschaft. Immer tie­fer taucht Felice ein in die Stadt am Fuße des Vesuvs, aber wie ein Damoklesschwert schwebt ein Geheimnis über ihm.

Vom sanf­ten Beginn bis zu sei­nem unaus­weich­li­chen Ende behält der Film eine undurch­schau­ba­re Stimmung. Da ist sehr viel Abgründiges, man­ches ist rau und sprö­de oder schwer ver­ständ­lich, viel­leicht nur für Eingeweihte. Doch der Zauber die­ser kaum fass­ba­ren Metropole teilt sich auch denen mit, die noch nie in Neapel waren. In lan­gen, meist ruhi­gen Einstellungen zeich­net Mario Martone ein fas­zi­nie­ren­des Bild die­ser Stadt, genau­er gesagt: des Viertels Sanità, in dem Felice auf­wuchs und wo er sei­ne Jugend ver­brach­te, bis er auf­grund eines schlim­men Ereignisses Neapel ver­las­sen muss­te. Für die Rückblenden wählt Martone das alt­mo­di­sche Academy Format – ein Filmbild im Format 4:3. Die Erinnerungen tau­chen anfäng­lich wie kur­ze Blitze auf und wer­den immer inten­si­ver. Da begeg­nen sich das alte und das neue Neapel, so wie der alte und der jun­ge Felice und sein Jugendfreund, der blond­schöp­fi­ge Oreste (Tommaso Ragno), der ein Mafiaboss wur­de und jeden von Felices Schritten beob­ach­ten lässt.

Man taucht förm­lich ein in den Lärm und in die unver­gleich­li­che Atmosphäre die­ser Stadt. Wenn Felice nach so lan­ger Zeit sei­ne Mutter wie­der­sieht, dann ist da viel Zärtlichkeit und Wehmut, und wenn er sie in die Badewanne setzt und sie wäscht, wobei sie sich sehr schämt, dann hat das etwas sehr Anrührendes. Doch Martone führt das Publikum geschickt in die Irre, denn dies ist kei­nes­falls ein rühr­se­li­ges Kitschdrama. Im Gegenteil: Der Reiz die­ses schwie­ri­gen, aber schö­nen Filmes ent­fal­tet sich vor allem beim Hinschauen. Zu Beginn hat Felice vie­les ver­ges­sen, doch je län­ger er in Neapel bleibt, des­to stär­ker wer­den die Erinnerungen und des­to mehr fällt ihm wie­der ein von dem, was er 40 Jahre lang ver­drängt hat. Und was als Mutter-Sohn-Geschichte begann, wird zu einem Thriller, in dem es um Schuld und Unschuld geht, um Freundschaft und Verrat.

Pierfrancesco Favino spielt den Felice als ruhi­gen, schwer durch­schau­ba­ren Mann, der offen­bar eini­ges hin­ter sich hat. Er strahlt viel Gelassenheit aus, lässt sich kaum aus der Ruhe brin­gen, lächelt sel­ten. Er lässt sich durch die Stadt trei­ben und ist doch kein Getriebener. Nebenbei erfährt man, dass er mitt­ler­wei­le als rei­cher Mann im Libanon lebt, eine Ärztin gehei­ra­tet hat und Moslem wur­de. Doch sei­ne Rückkehr nach Neapel löst offen­bar etwas in ihm aus, was er nur schwer kon­trol­lie­ren kann. Er will sich der Vergangenheit stel­len, will Klarheit – tabu­la rasa für sich selbst. Dafür braucht er die Mitwirkung des Malommo, sei­nes alten Freundes Oreste. Nur mit sei­ner Hilfe kann Felice sich sei­nen Traum erfül­len, sei­ne Frau zu sich holen und in Neapel blei­ben. Ein Hoffnungsschimmer …

Gaby Sikorski | programmkino.de

Credits:

IT / FR 2022, 118 Min., ital. OmU
Regie: Mario Martone
Kamera: Carmine Guarino
Schnitt: Jacopo Quadri
mit: Pierfrancesco Favino, Francesco Di Leva, Tommaso Ragno

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How to Blow up a Pipeline

Ein Film von Daniel Goldhaber. 

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Terrorismus oder Selbstverteidigung? Ist es ange­sichts des fort­schrei­ten­den Klimawandels und den abzu­se­hen­den ver­hee­ren­den Auswirkungen legi­tim, einen radi­ka­le­ren Weg ein­zu­schla­gen als den bis­he­ri­gen fried­fer­ti­gen? Acht jun­ge Leute aus diver­sen Zusammenhängen haben sich in How to blow up a pipe­line dafür ent­schie­den und wol­len eine Ölleitung sabo­tie­ren. Der Akt soll nicht nur auf­rüt­teln, son­dern direk­te, auch finan­zi­el­le Auswirkungen auf die Petroindustrie haben und dort Ängste schü­ren. In die­sem zuneh­mend span­nen­den Polit-Thriller, der das pro­vo­kan­te, gleich­na­mi­ge Manifest des schwe­di­schen Wissenschaftlers Andreas Malm ernst nimmt, beglei­ten wir die Aktionen der Klimaaktivist*innen in der texa­ni­sche Wüste zunächst so minu­ti­ös wie in jedem ordent­li­chen Heist-Film, unter­bro­chen nur durch Rückblenden, in denen die per­sön­li­chen Beweggründe aus­ge­führt wer­den. Da jeder­zeit etwas in die Luft flie­gen kann, auf tech­ni­scher Ebene wie unter­ein­an­der, fie­bern wir mit und fra­gen uns dann, wie die Sache wohl aus­geht …
Der Film ist im Übrigen kei­ne Anleitung zum Bombenbau, son­dern eine Genre-Film mit hohem Eskapismus-Potential, der höchst aktu­el­le Fragen auf­wirft.
„… Der Film ori­en­tiert sich an sei­nen Helden: Er will das Publikum zum Handeln anre­gen, statt sich zu unter­wer­fen. Es ist eine Höllenfahrt. Nach sei­ner Premiere in Toronto im ver­gan­ge­nen Jahr bezeich­ne­te die New York Times HOW TO BLOW UP A PIPELINE als „kul­tu­rel­les Wahrzeichen“ für sei­ne sym­pa­thi­sche Sicht auf den Öko-Terrorismus, wäh­rend die Washington City Paper sei­ne jugend­li­che Besetzung als ‚eine viel inten­si­ve­re, explo­si­ve Version von The Breakfast Club‘‚ beschrieb.“ Simran Hans | The Guardian

Credits:

US 2022, 106 Min., engl. OmU,
Regie: Daniel Goldhaber
mit Ariela Barer, Kristine Froseth, Lukas Gage, Forrest Goodluck, Sasha Lane, Jayme Lawson , Marcus Scribner, Jake Weary, Irene Bedard, Olive Jane Lorraine 

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Das Lehrerzimmer

Ein Film von İlker Çatak. 

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Die jun­ge Lehrerin Carla arbei­tet mit viel Schwung und Idealismus in ihrem ers­ten Job an einem Hamburger Gymnasium. Ununterbrochen in Action schuf­tet sie wie ein Pferd, ist trotz allem gut­ge­launt, hilfs­be­reit, kol­le­gi­al und stets für alle ansprech­bar, kurz: eine Pädagogin wie aus dem Bilderbuch. Carla ach­tet zudem sehr dar­auf, sich den Kindern gegen­über kor­rekt zu ver­hal­ten. Sie setzt sich für Integration und Geschlechtergerechtigkeit ein, sie unter­stützt und för­dert die Schwächeren eben­so wie die Leistungsstarken, aber sie zeigt den Kids auch ihre Grenzen und kann sehr ener­gisch wer­den. Eigentlich soll­te sie ein Vorbild für alle ande­ren Lehrkräfte sein. aber statt­des­sen wird sie miss­trau­isch beäugt von den alten Häsinnen und Hasen im Kollegium, denen Carlas Engagement suspekt erscheint. Carlas Methoden sind aller­dings wirk­lich erfolg­reich, sie hat ihren Laden im Griff, die Kids ver­trau­en ihr und fol­gen ihr aufs Wort. In Carlas Stunden läuft alles wie geschmiert, sie hat schnell bestimm­te Routinen eta­bliert, die von allen ange­nom­men wer­den, ihre Methoden sind modern, und die 7. Klasse, in der sie Mathe und Sport unter­rich­tet, macht pri­ma mit. Es scheint, als ob Carla in ihrem Beruf rund­her­um glück­lich ist, obwohl sie sich viel zu viel zumu­tet. Doch ganz plötz­lich, prak­tisch von einer Minute zur ande­ren, wen­det sich das Blatt: Bei der Aufklärung von Diebstählen an der Schule über­schrei­tet Carla ihre Kompetenzen, sie macht sich schul­dig und droht zum Opfer ihrer eige­nen mora­li­schen Ansprüche zu wer­den. Carla wird von allen Seiten mit Anfeindungen und Schuldzuschreibungen konfrontiert.

Gibt es eigent­lich eine all­ge­mein gül­ti­ge Wahrheit? Wie funk­tio­niert Gerechtigkeit? Wie steht es um die mora­li­schen Werte unse­rer Gesellschaft? In sei­nem neu­en Film stellt İlker Çatak vie­le Fragen und zeigt die Schule als Mikrokosmos. Da geht es ein­mal nicht um die Bildungskrise und um die „rich­ti­ge“ Erziehung, son­dern viel­mehr um Debattenkultur, um Idealismus und um den Kampf für das Gute. Lohnt sich das alles über­haupt? Was ist gut und was ist böse? Und wie kann man bei­des von­ein­an­der unter­schei­den? İlker Çatak hält der Gesamtgesellschaft einen kri­ti­schen Spiegel vor, und was er dar­in sieht, ist alles ande­re als ange­nehm. Darüber hin­aus zeigt İlker Çatak das Psychogramm einer taf­fen Frau, die in jeder Beziehung cha­rak­ter­lich und mensch­lich gefes­tigt wirkt und alles rich­tig machen möch­te. Sie will die per­fek­te Lehrerin sein, und die­se Vorstellung betrifft prak­tisch jeden Aspekt ihrer Arbeit: Erziehung, Bildung, Wertevermittlung, Kommunikation, Kooperation, Integration. Sie steckt ihre gan­ze Kraft in die­se Aufgabe, und sie macht sich selbst dabei kaputt. Für Carla steht die Gemeinschaft im Vordergrund, wäh­rend sich alle ande­ren vor­ran­gig mit Formalismen und ihrem eige­nen Egoismus beschäf­ti­gen. Niemand von den Erwachsenen, weder Eltern noch Lehrkräfte, scheint bereit zu sein, ande­ren auch nur zuzuhören.

Das Lehrerzimmer wird zum Ort, wo die Handlung kul­mi­niert, wo Carla, ver­folgt von nei­di­schen Kolleginnen und satu­rier­ten Kollegen, an ihre Grenzen kommt. Und Leonie Benesch, die ver­mut­lich dank ihrer schau­spie­le­ri­schen Ausnahmebegabung zum neu­en Star des deut­schen Films avan­ciert, spielt die­se Carla mit sehr viel posi­ti­ver Energie und einer zu Herzen gehen­den Ausdruckskraft. In ihren sanf­ten, gro­ßen Augen spie­gelt sich das Unverständnis über das, was mit ihr pas­siert, eben­so wie die stän­dig wach­sen­de Angst vor dem Kontrollverlust. Die Kamera hängt an ihr, nahe­zu den gesam­ten Film über steht Leonie Benesch im Zentrum des Geschehens, und sie trägt den Film mit ihrer Dynamik und mit einer Leidenschaft, die sich aufs Publikum über­trägt. Mit sehr viel insze­na­to­ri­schem Geschick fängt der Berliner Filmemacher İlker Çatak, der mit jedem Film siche­rer und sou­ve­rä­ner zu wer­den scheint, die durch Aggressionen und Vorurteile auf­ge­heiz­te Atmosphäre einer dys­funk­tio­na­len Aufregungsgesellschaft ein. Das ist ent­lar­vend und extrem span­nungs­ge­la­den, dank Leonie Benesch und ihrem sub­ti­len Spiel aber auch stre­cken­wei­se sehr zu Herzen gehend, kurz: ein tol­ler Film, unbe­dingt sehenswert!

Gaby Sikorski | programmkino.de

Credits:

DE 2023, 94 min, Deutsch,  Türkisch,  Polnisch,  Englisch OmU
Regie: İlker Çatak
Schnitt: Gesa Jäger
Kamera: Judith Kaufmann
mit: Leonie Benesch, Leonard Stettnisch, Eva Löbau, Michael Klammer, Anne-Kathrin Gummich

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DAS LEHRERZIMMER | Trailer deutsch | Jetzt im Kino!
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Bis ans Ende der Nacht

Ein Film von Christoph Hochhäusler.

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Die Stadt, der Müll und der Tod. Sicher hat Frankfurt mehr Kulissen zu bie­ten, aber es pass­te auch zur Berlinale 23, die­se Stadt in Christoph Hochhäuslers sechs­tem Film zu sehen, wäh­rend man den Unort Potsplatz fast schon moch­te, weil die Beschissenheit des Mercedes Dings Platz schwe­rer wog. Natürlich ist Bis ans Ende der Nacht aber haupt­säch­lich ein Kammerspiel an dunk­len, zugi­gen, abschüs­si­gen Orten, auch Melodram mit einem Geschmack von Fassbinder, Film Noir mit ver­zwick­ter Handlung. Der ver­deck­te Ermittler Robert soll in das Umfeld des Großdealers Victor ein­tau­chen, dazu benutzt er Leni, der dafür die Haft gestri­chen wird. Allerdings waren Robert und Leni mal ein Paar und Leni war damals noch ein Mann. Schließlich ver­läuft auch das Eintauchen zu per­fekt, Robert und Victor ver­ste­hen sich zu gut und Leni freun­det sich zu sehr mit Nicole an, der Partnerin von Victor.
Kinofilme über ver­deck­te Ermittlungen gibt es vie­le, es han­delt sich um ein eige­nes Untergenre. Aber Christoph Hochhäuslers Film Bis ans Ende der Nacht, der letz­te von fünf deut­schen Beiträgen im Berlinale-Wettbewerb, schlägt einen eige­nen Weg ein. Er hält sich an die Gesetze des Genres und lädt den Thriller melo­dra­ma­tisch auf. Die Spannung, die dar­aus erwächst, ist auch den Hauptdarstellern Timocin Ziegler und Thea Ehre zu ver­dan­ken. Zum Soundtrack gehö­ren Chansons von Zarah Leander, Evelyn Künneke und Hildegard Knef. Eine Verfolgungsjagd ist mit Howard Carpendales Soul-Schlager „Du hast mich“ unter­legt…
(Tagesspiegel, Christian Schröder)
Bis ans Ende der Nacht bleibt den­noch ein Mund, der hin­ter der Scheibe zum Kuss ansetzt, um nur auf Glas zu tref­fen; ein Film, des­sen Schichten Verstecke bie­ten, bei deren Erkundung sich die wah­ren Tränen offen­ba­ren.
(critic.de, Anne Küper)

Credits:

DE 2023, 123 min, Deutsch OmeU
Regie: Christoph Hochhäusler
Schnitt: Stefan Stabenow
Kamera: Reinhold Vorschneider
mit: Timocin Ziegler, Thea Ehre, Michael Sideris, Ioana Iacob, Rosa Enskat

Trailer:
Bis ans Ende der Nacht (offi­zi­el­ler Trailer) – Ein Film von Christoph Hochhäusler mit Thea Ehre
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Miyama – Kyoto Prefecture

Ein Film von Rainer Komers. 

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Das kar­ge und aut­ar­ke Leben in den japa­ni­schen Bergen, ein­ge­fan­gen zwi­schen Regenzeit und ers­tem Schnee. Abgelegen und ruhig: ein Ort, den die Zeit ver­ges­sen hat – und doch, selbst hier, ein Gefühl der Unruhe … Die Welt ver­än­dert sich, und es gibt kein Entrinnen, nur Anpassung.

Rainer Komers por­trai­tiert in sei­nem neu­en Film die Dorfgemeinschaft von Miyama, einer Bergregion nörd­lich von Kyoto, und trifft dabei auf eine Welt, in der Tradition und Moderne, auf viel­fäl­ti­ge Weise ver­wo­ben, mit­ein­an­der exis­tie­ren. Junge Familien, die ver­su­chen, sich eine eigen­stän­di­ge Existenz auf­zu­bau­en, die Alten, die ein genüg­sa­mes Leben aus einer ande­ren Zeit zu füh­ren schei­nen, die immer gegen­wär­ti­ge Natur, der tra­di­tio­nel­le Reisanbau und der Kampf gegen die Makaken bil­den den Fluss der Erzählung.

Diesem gesellt sich als Melodie die Geschichte von Uwe Walter hin­zu, der aus dem Ruhrgebiet stammt und seit drei Jahrzehnten mit sei­ner japa­ni­schen Frau in Miyama lebt. Für die Alteingesessenen ist Uwe der Außenseiter, aber zugleich auch ein Kenner des tra­di­tio­nel­len Nō-Theaters und ein Meister der Shakuhachi-Flöte, einem prä­gen­den Instrument der klas­si­schen Musik Japans. Kaum vor­stell­bar, dass es einen wei­te­ren Deutschen gibt, der so sehr die japa­ni­sche Kultur lebt und sich der dörf­li­chen Gemeinschaft ange­passt hat.

MIYAMA, KYOTO PREFECTURE erzählt vom Leben in die­ser Dorfgemeinschaft, von der der Leiter des Dokumentarfilmfestivals Leipzig, Christoph Terhechte sagt: „Der eigent­li­che Gegenstand die­ses Films ist nicht der grau­blond gelock­te Deutsche, son­dern eben jene Gemeinschaft, die Rainer Komers in bit­ter­sü­ßer Vielstimmigkeit por­trä­tiert. Sie ent­steht im Spiel der Kinder, in den Verrichtungen der Erwachsenen und den Erzählungen der Alten, in den som­mer­li­chen Wolkenbrüchen der Regenzeit, im wei­ßen Mond über dem nächt­li­chen Dorf und in den blut­rot gefärb­ten Blättern im Herbst – ein herr­li­cher Film, der zeigt, wie anpas­sungs­fä­hig wir Menschen sind.“

Credits:

DE 2022, 97 min, Deutsch, Japanisch OmU
Regie & Kamera: Rainer Komers
Schnitt: Gregor Bartsch

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Fucking Bornholm

Ein Film von Anna Kazejak. 

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Das gemein­sa­me Campingwochenende auf der däni­schen Insel Bornholm ist Tradition. Maja und Hubert rei­sen mit ihren Kindern Eryk und Wiktor an, wäh­rend ihr Freund aus Studienzeiten, der geschie­de­ne Dawid, die­ses Jahr mit Sohn Kaj und sei­ner deut­lich jün­ge­ren Tinder-Freundin, der Psychologiestudentin Nina, auf­taucht. Die Reisegruppe freut sich auf ent­spann­te Maitage im Ostseeparadies, doch bereits auf der Fähre wirkt die Stimmung ange­spannt – und Nina und Hubert flir­ten mit­ein­an­der. Kaum sind die Wohnwagen direkt am Strand bezo­gen, kommt es unter den vor­pu­ber­tä­ren Kindern zu einem sexua­li­sier­ten Übergriff. Erschüttert ver­sucht die erschöpf­te Maja rich­tig zu reagie­ren, wäh­rend die ande­ren Erwachsenen sich nicht aus der Urlaubsruhe brin­gen las­sen. Bald bre­chen Konflikte auf, die schon lan­ge unter der Oberfläche schwe­len. (indie­ki­no)
„Nicht nur die Ausgangskonstellation von Anna Kazejaks Fucking Bornholm erin­nert deut­lich an die mora­li­schen Versuchsanordnungen, mit denen der schwe­di­sche Regisseur Ruben Östlund in den letz­ten Jahren gro­ße Erfolge fei­er­te. Besonders sein Force Majeure, in dem eben­falls eine Familie im Urlaub mit männ­li­cher Schwäche kon­fron­tiert wur­de, scheint Vorbild gewe­sen zu sein, mit einem gro­ßen Unterschied: Kazejak wirft einen dezi­diert femi­nis­ti­schen Blick auf ihre Figuren, wobei beson­ders Maja im Mittelpunkt steht.
In poin­tier­ten Dialogen ent­fal­tet sich ein kom­ple­xes Figurengeflecht, bei dem immer wie­der ange­deu­tet wird, wie sehr sich Maja in den Dienst ihrer Familie, ihres Mannes und ihrer Kinder stellt und ihre eige­nen Wünsche dabei zurück­stellt. Während sie sich um die Kinder küm­mert, geht Hubert sei­nen Hobbys nach. Ganz selbst­ver­ständ­lich mutet die­se Aufgabenverteilung an, ein Ausbruch aus die­sen tra­di­tio­nel­len Konventionen scheint kaum mög­lich.
Dementsprechend wird auch die Situation zwi­schen den Kindern bald ver­ges­sen, schei­nen die unter­schwel­li­gen Konflikte immer wie­der aus­zu­bre­chen, nur um dann doch wie­der zu ver­schwin­den. Eine Katharsis bleibt somit aus, ein ver­söhn­li­ches oder ander­wei­tig zuge­spitz­tes Ende sucht man ver­ge­bens. Man mag das unbe­frie­di­gend fin­den, aber es passt zu einem genau beob­ach­te­ten Film, der auf über­zeu­gen­de Weise zwi­schen komö­di­an­ti­schen und dra­ma­ti­sche­ren Momenten chan­giert und dabei viel über Geschlechterrollen und Vorstellungen von Männlichkeit erzählt.“
M.Meyns | programmkino.de

Credits:

PL 2022, 96 min, poln. dän. OmU
Regie: Anna Kazejak
Kamera: Jakub Stolecki
Schnitt: Maciej Pawlinski
mit Agnieszka Grochowska, Maciej Stuhr, Grzegorz Damięcki, Jasmina Polak and Magus Krepper

Trailer:
F***ING BORNHOLM | Trailer OmdU
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Die Linie

Ein Film von Ursula Meier. 

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Ihre Gewaltausbrüche haben Margaret, 35Jahre alt, ihre Beziehung gekos­tet. Sie zieht wie­der zu ihrer Mutter Christina. Doch die labi­le, unrei­fe 55-Jährige macht sie als ältes­te Tochter für das Scheitern ihrer Karriere als Konzertpianistin ver­ant­wort­lich. Ein Streit der bei­den eska­liert, und die wüten­de Margaret schlägt auf ihre Mutter ein. Die Justiz wird aktiv und die Dynamik in der Familie noch kom­pli­zier­ter: Aufgrund eines Kontaktverbots darf Margaret sich dem Haus ihrer Mutter nun nur noch auf 100 Meter nähern, was ihre Sehnsucht nach fami­liä­rer Nähe ver­stärkt. Täglich erscheint Margaret an der Bannkreisgrenze und gibt ihrer 12-jäh­ri­gen Schwester Marion Musikstunden. In La ligne lotet Ursula Meier erneut eine unge­wöhn­li­che Familienkonstellation aus und gibt dem Wort „Familienkreis“ auch eine topo­gra­fi­sche Dimension. Wie die beein­dru­cken­de Hauptdarstellerin aus die­sem Kreis ver­bannt und der Mutter „ent­ris­sen“ wird, erin­nert an das Trauma der Geburt. Kennzeichnend für den Film sind die Stimmungswechsel, mit denen er die Gefühlswelten der Protagonist*innen nach­emp­fin­det und dabei immer wie­der ohne Vorwarnung zwi­schen Komödie und Tragödie hin- und her­schal­tet. Tonalität und Regiearbeit sind treff­si­cher und hef­tig wie ein Schlag ins Gesicht.

Credits:

La Ligne
CH/FR/BE 2022, 104 Min., frz. OmU
Regie: Ursula Meier
Kamera: Agnès Godard
Schnitt: Nelly Quettier
mit Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi, Elli Spagnolo 

Trailer:
DIE LINIE – offi­zi­el­ler OmU-Kinotrailer – ab 18.05.2023
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All the Beauty and the Bloodshed

All the Beauty and the Bloodshed

Ein Film von Laura Poitras. 

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In den 80er Jahren wur­de Nan Goldin in New York als Underground-Künstlerin bekannt, mitt­ler­wei­le zählt sie zu den renom­mier­tes­ten Fotografinnen welt­weit. Ihre Werke hän­gen in den gro­ßen Museen, mög­lich macht die­se Einkäufe auch finanz­star­ke Mäzene, wie z.B. die Sackler-Familie. Viel Geld geben die­se Leute aus, um Kunst zu unter­stüt­zen. Verdient wur­de die­ses Geld in die­sem Fall vor allem mit OxyContin, einem zwar lega­len, aber hoch­gra­dig abhän­gig machen­dem Schmerzmittel, das für hun­dert­tau­sen­de Tote und unzäh­li­ge Drogenabhängige in den USA ver­ant­wort­lich ist. Obwohl die extre­me Suchtgefahr (schon 3 Tabletten des Opioids rei­chen dazu aus) bekannt ist, blieb das Pharmaunternehmen bei sei­ner aggres­si­ven Werbekampagne und beein­fluss­te und kauf­te wei­ter­hin Ärzte, damit sie das Medikament ver­schrei­ben. Nan Goldin war eines der Opfer. 2014 bekam sie bekam sie das Schmerzmittel nach einer Operation ver­schrie­ben und kämpf­te jah­re­lang gegen ihre Abhängigkeit. Nach ihrem erfolg­rei­chen Entzug schloss sie sich 2018 dem Protest gegen die Sacklers an, initi­ier­te Aktionen in Museen, wo ihre Fotos aus­ge­stellt wur­den, wie dem Guggenheim oder der National Gallery.
Der in Venedig mit dem gol­de­nen Löwen preis­ge­krön­te Film teilt sich in zwei Stränge. Er beschert uns ein Wiedersehen mit den Anfängen der Queer- und LGBT-Szene in New York, der Factory und dem Punk. Dazwischen immer wie­der Proteste und Aktionen in Museen und Galerien, wie dem Guggenheim und der Tate.
Der letzt­end­li­che Erfolg (die Firma Purdue Pharma mel­de­te Konkurs an) kann aller­dings nicht dar­über hin­weg­täu­schen, dass welt­weit Stiftungen sich mit Kunstsponsoring qua­si rein­wa­schen wol­len, und Institutionen dabei ger­ne mit­ma­chen – auch die finan­zi­el­len Entwicklungen auf dem Kunstmarkt tra­gen ihren Teil dazu bei.
Was All the Beauty and the Bloodshed vor allem zeigt, sind zwei Dinge: Dass zivi­ler Ungehorsam durch­aus einen Effekt haben kann, und was für eine inter­es­san­te Künstlerin Nan Goldin ist.“ MM | programmkino.de

Credits:

US 2022, 117 Min., engl. OmU,
Regie: Laura Poitras
Kamera: Nan Goldin
mit: Nan Goldin, David Armstrong, Marina Berio 

Trailer:
All the Beauty and the Bloodshed (OmU Trailer) – Nan Goldin, Laura Poitras
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Suzume

Ein Film von Makoto Shinkai. 

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Die 17-jäh­ri­ge Suzume hat früh ihre Mutter ver­lo­ren und lebt bei ihrer Tante in einer Kleinstadt auf Japans süd­li­cher Hauptinsel Kyushu. Auf dem Schulweg lernt sie einen rät­sel­haf­ten jun­gen Mann namens Souta ken­nen, der auf der Suche nach einer Tür ist. Sie folgt ihm in die Berge und stößt zwi­schen Ruinen auf eine alte, maro­de Tür. Einem Impuls fol­gend dreht sie den Knauf und ent­fes­selt so das Unheil, das von der Tür zurück­ge­hal­ten wur­de. Überall in Japan öff­nen sich wei­te­re Türen, hin­ter denen sich Gefahren für die nichts ahnen­de Bevölkerung ver­ber­gen. Gemeinsam machen Suzume und Souta sich auf, sie alle wie­der zu schlie­ßen. Bei die­ser epi­schen Abenteuerreise von Anime-Regisseur und Drehbuchautor Makoto Shinkai fol­gen wir Suzume auf ihrer ver­zwei­fel­ten Suche nach den Unheilstüren kreuz und quer durch Japan, gera­ten fern­ab der Metropolen in ent­völ­ker­te Landstriche und erken­nen, dass die Reise auch die Freiheitssuche einer jun­gen Frau ist, die erwach­sen wer­den will. Suzume ist ein ein­fühl­sa­mes Porträt, eine Studie über eine gefähr­de­te, kämp­fe­ri­sche Nation – und ein Signal der Widerstandskraft in einer Zeit, in der die Menschheit den Zorn von Mutter Erde zu spü­ren bekommt.

Credits:

JP 2022, 122 Min., Japanisch mit dt. UT,
Regie & Schnitt: Makoto Shinkai
Character Design: Masayoshi Tanaka
Animation Director: Kenichi Tsuchiya


Trailer:
Suzume | OFFIZIELLER TRAILER
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GERANIEN

Achtung Berlin 2023

16. – 19.04.2023

Das Filmfestival Achtung Berlin!, bei dem wir mitt­ler­wei­le zum fünf­ten Mal Spielort sind, prä­sen­tiert zwar Produktionen aus Berlin, ist aber nicht an den Ort gebunden.

Das Programm im fsk:

EIGENTLICH EIGENTLICH JANUAR

So, 16.04 ‚16:00 [Tickets]

EIGENTLICH EIGENTLICH JANUAR

Jan Peters, Dokumentarfilm, 100 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm),OF (deutsch)

Eine Tasche, gefüllt mit unbe­lich­te­ten und zum Teil abge­lau­fe­nem Analog Filmmaterial: Der Filmemacher nimmt dies zum Anlass, einen Monat lang jeden Tag eine drei­mi­nü­ti­ge Rolle zu belich­ten. Neben der Verbindung von Alltäglichem und Politischem geht es ihm dabei vor allem um die Frage nach dem Bild und Filmgeschichte mit gro­ßem ‚G‘ betrach­tet er mit glei­cher Herangehensweise wie die eige­nen Familienaufnahmen. Die Fragen danach, wel­che Bilder wann, mit wel­cher Technik, von wem und für wen her­ge­stellt wer­den, ergänzt Peters mit Fragen nach der Relevanz von ver­wen­de­tem Klebstoff und Montage. Alle 31 Filmrollen, aus denen Eigentlich eigent­lich Januar besteht, kom­men­tiert er – und wird immer wie­der vom abrup­ten Ende der Rolle mit­ten im Satz unterbrochen.

Uraufführung 46. Duisburger Filmwoche

Regie Jan Peters Dramaturgie Marie-Catherine Theiler Darsteller:in Ada,
Agnes Meyer-Brandis, Alexandra Münzner, Alexandra Scheele-Baer, Alix Kokula,
Alma Amrami Peters Farbkorrektur Mikola Debik Ton Pit Przygodda Musik Pit Przygodda Produktion Jan Peters


DIE TOTEN VÖGEL SIND OBEN
Screenshot

Sonntag 16.04, 18:30 [Tickets]

DIE TOTEN VÖGEL SIND OBEN

Sönje Storm, Dokumentarfilm 85 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm, Berlin-Premiere), OmeUT (deutsch, platt­deutsch) mit eng­li­schen UT

350 aus­ge­stopf­te Vögel. 3000 Schmetterlinge, Pilze, Käfer. Die Sammlung ist obses­siv und poe­tisch. Objekte wur­den in akri­bi­scher Arbeit prä­pa­riert und sor­tiert, Fotografien über Stunden, Tage und Wochen mit der Hand kolo­riert:
Regisseurin Sönje Storm öff­net in ihrem Film den Nachlass ihres Urgroßvaters, des Bauern Jürgen Friedrich Mahrt (1882−1940). Während des Ersten Weltkriegs zum Fotografen aus­ge­bil­det, beob­ach­tet die­ser ab 1919 die Veränderungen in sei­ner Heimat Schleswig-Holstein und doku­men­tiert die mensch­li­chen Eingriffe in die Naturlandschaften sowie die Zerstörung von Ökosystemen – Bilder aus der Frühzeit des Anthropozäns.

Uraufführung 65. DOK Leipzig

Regie, Buch: Sönje Storm Kamera: Alexander Gheorghiu Schnitt: Halina Daugird Ton Enno Grabenhorst, Lukas Lücke, Torsten Pinne, Tobias Rüther, Hannes Schulze, Roman Pogorzelski Musik Dominik Eulberg, Bertram Denzel, Henry Reyels Animation Mieke Ulfig Produzentin Sönje Storm Produktion storm­film produktion


PIAFFE

So 16.04, 20:45, [Tickets]

PIAFFE

Anne Oren, Spielfilm, 86 Min. (Wettbewerb Spielfilm, Berlin-Premiere), OmeUT (deutsch, eng­lisch) mit eng­li­schen UT

Nach dem Nervenzusammenbruch ihrer Schwester Zara muss die intro­ver­tier­te Eva deren Job als Geräuschmacherin über­neh­men. Für einen Werbespot ver­tont sie das Verhalten eines Pferdes – und ver­tieft sich so lei­den­schaft­lich in die Arbeit, dass ihr ein Schweif aus dem Steißbein wächst. Mit dem Schwanz wird auch Evas sexu­el­les Begehren immer grö­ßer. Sie beginnt eine SM-Affäre mit einem Botaniker, der Farne erforscht, und erlebt ihren Körper auf eine noch nie emp­fun­de­ne Weise. Erotik, Fantasy und Performancekunst ver­bin­den sich zu einer sur­rea­lis­ti­schen Feier des Andersseins und ‑begeh­rens. Ein trans­gres­si­ver, kaum fass­ba­rer Film vol­ler neu­er und fas­zi­nie­ren­der Reize.
Uraufführung 75. Locarno Film Festival
Regie Ann Oren Buch Ann Oren, Thais Guisasola Schauspiel Simone Bucio, Sebastian Rudolph, Simon(e) Jaikiriuma Paetau, Catherine Mayer, Bjørn Melhus, Sarah Nevada Grether (Stimme) Kamera Carlos Vasquez Schnitt Ann Oren, Haim Tabakman Ton
Robert Hefter, Danylo Okulov Szenenbild Ilaria Di Carlo Kostüm Anna Philippa
Müller Musik Daniela Lunelli aka Munsha, äbvsd, VTSS Produzent:in Kristof Gerega, Sophie Ahrens, Fabian Altenried Produktion Schuldenberg Films Verleih Salzgeber


HAO ARE YOU

Mo 17.04, 18:30 [Tickets]

HAO ARE YOU

Dieu Hao Do, Dokumentarfilm, 94 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm, Berlin-Premiere), OmdUT [deutsch, viet­na­me­sisch, kantonesisch]

Seine Mutter gibt dem Kommunismus die Schuld, sein Onkel einem Erbstreit, die ande­ren schwei­gen. Regisseur Dieu Hao Do erforscht die Zersplitterung sei­ner Familie, die der Amerikanische Krieg in Vietnam auf drei Kontinente ver­streut hat. Mehr als 1,5 Millionen Menschen ver­such­ten nach dem Fall von Saigon am 30. April 1975 vor dem kom­mu­nis­ti­schen Regime zu flie­hen, vie­le davon – auch die Familie des Regisseurs – gehör­ten zur chi­ne­si­schen Minderheit. Fast 50 Jahre nach ihrer Flucht ist ihr Kontakt so gut wie abge­bro­chen. Wie haben sich Traumata durch Verfolgung und Gewalt in die Körper und Seelen der Überlebenden und die ihrer Kinder eingeschrieben?

Uraufführung 44. Filmfestival Max Ophüls Preis

Regie, Buch Dieu Hao Do Kamera Florian Mag Schnitt Franziska Köppel, Werner Bednarz, Torsten Striegnitz Ton Kuan-Chen Chen, Azadeh Zandieh Musik Delphine Malausséna Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Produzentin Andrea Ufer Produktion Hanfgarn & Ufer Filmproduktion Koproduktion ZDF – Das klei­ne Fernsehspiel


Mo 17.04, 20:45 WETTBEWERB MITTELLANGE FILME. Block 2, 81 Min. [Tickets]

SCHUTZBEFOHLEN

SCHUTZBEFOHLEN

Sebastian Urzendowsky, Spielfilm, 26 Min. (Uraufführung), OmeUT (Deutsch) eng­li­sche UT
Vater und Sohn bege­ben sich auf einen Marsch durch den Wald. Auf einem ver­las­se­nen Armeegelände ringt der Sohn – zwi­schen mili­tä­ri­schen Drills und Selbstverteidigungsübungen – um die Anerkennung sei­nes Vaters. Doch noch mehr wünscht er sich, sich von des­sen Erwartungsdruck befrei­en zu kön­nen.
Uraufführung 19. ach­tung ber­lin Filmfestival
Regie, Buch Sebastian Urzendowsky Schauspiel Mika Tritto, Jacob Matschenz Kamera Nikolaus Schreiber Schnitt Carolin Heinz Ton Tobias Adam Produzent:in Sarah Reß, Sebastian Urzendowsky

PERFORMER

PERFORMER

Oliver Grüttner, Spielfilm, 55 Min. (Berlin-Premiere), OmeUT (deutsch, eng­lisch) eng­li­sche UT

Tim steht kurz vor dem Abitur. Während sei­ner letz­ten Schultage geht er mit Freunden auf Partys, absol­viert Prüfungen und hat sein ers­tes Date mit einer Klassenkameradin. Nachts dreht er Videos von sich, in denen er sei­ne Männlichkeit insze­niert, sei­nem Hass auf Frauen frei­en Lauf lässt – und in denen er von sei­nen Plänen erzählt, am letz­ten Schultag Amok zu lau­fen.
Uraufführung 39. Filmfest München
Regie Oliver Grüttner Schauspiel Tilman Vellguth, Jan Henrik Stahlberg, Linda Rohrer, Ursula Rennecke, Laurin Kaiser, Steffen C. Jürgens Kamera Giulia Schelhas, Moritz Friese Schnitt Kai Eiermann Ton Sum-Sum Shen, Alexandre Leser Produzent:in Henning Wagner, Bianca Gleissinger Mariam Shatberashvili, Luise Hauschild Produktion Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin, New Matter Films


DREI FRAUEN

Di 18.04, 18:30 [Tickets]

DREI FRAUEN

Maksym Melnyk, Dokumentarfilm, 85 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm, Berlin-Premiere), OmeUT (ukrai­nisch) eng­li­sche Untertitel

Über die Begegnungen mit drei selbst­be­stimm­ten Frauen doku­men­tiert der Film das Leben im ukrai­ni­schen Stuschyzja, was soviel bedeu­tet wie ‚kal­ter Ort‘: Im Dreiländereck zwi­schen Polen und der Slowakei, wo 2019 – im Jahr von Selenskyjs Wahlerfolg – kaum noch jun­ge Menschen leben, trifft der Regisseur eine Landwirtin, eine Postbeamtin und eine Biologin. Im Laufe des Films rückt er mit zuneh­men­der Nähe zu den Menschen selbst ins Bild. Und die allein­ste­hen­de Bäuerin Hanna, die ihn und sei­nen Kameramann wie Söhne behan­delt, beschreibt ein ent­beh­rungs­rei­ches Landleben, das in der Bergregion nahe der EU-Grenze im Niedergang begrif­fen scheint.
Uraufführung 64. Dok Leipzig

Regie Maksym Melnyk Darsteller:innen Hanna Wudmaska, Maria Psiajka, Nelya Kowal Kamera Florian Baumgarten, Meret Madörin Schnitt Jannik Eckenstaler Ton
Roman Pogorzelski Musik Maksym Melnyk Animation Florian Baumgarten, Meret Madörin Produzentin Andrea Wohlfeil Produktion Andrea Wohlfeil


RUKLA - MOMENTAN KEINE FEINDSICHT

Di 18.04, 20:45 [Tickets]

RUKLAMOMENTAN KEINE FEINDSICHT

Steffi Wurster, Dokumentarfilm, 87 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm, Berlin-Premiere), OmdUT [litau­isch, rus­sich, deutsch] deut­sche Untertitel

Der Film spielt in Rukla, sie­ben Monate vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine.
In dem litaui­schen Ort hat die NATO tau­send Soldatinnen und Soldaten
sta­tio­niert, Manöver und Übungen fin­den das gan­ze Jahr über statt, ihre
Kampfbereitschaft ist täg­lich spür­bar. Das rich­tet die Bewohner:innen von Rukla
zwi­schen West und Ost aus, hier haben alle eine Meinung: Soldatin Nina,
Ortsvorsteherin Vilma, Georgi und sei­ne Frau Marytje sowie Vlada begeg­nen den
poli­ti­schen (Außen)verhältnissen auf sehr unter­schied­li­che Weise. Trotz aller
Spannung pral­len die ver­schie­de­nen Perspektiven nicht auf­ein­an­der, son­dern
tre­ten gleich­be­rech­tigt ins Bild. Das unschein­ba­re Rukla hält sie in Balance.

Uraufführung 44. Filmfestival Max Ophüls Preis

Regie, Buch Steffi Wurster Kamera Alexander Gheorghiu Schnitt Maja Tennstedt, Janina Herhoffer Ton Ignas Lungevicius, Ignas Mateika, Hannes Schulze Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Produzent Tobias Büchner Produktion Büchner Filmproduktion Koproduktion ZDF – Das Kleine Fernsehspiel


THE HOMES WE CARRY

Mi. 19.04, 18:30 [Tickets]

THE HOMES WE CARRY

Brenda Akele Jorde, Dokumentarfilm, 89 Min. (Wettbewerb Dokumentarfilm) Berlin-Premiere, OmdUT [eng­lisch, por­tur­gie­sisch, deutsch, zulu] deut­sche UT

Der Film zeich­net das Porträt einer von den Wirrungen der Weltgeschichte zer­ris­se­nen Familie zwi­schen Deutschland, Mosambik und Südafrika. Im Zentrum
steht die afro­deut­sche Sarah. Sie will ihrer Tochter Luana die Beziehungen
ermög­li­chen, die ihr selbst als Kind fehl­ten. Die bei­den rei­sen ins süd­li­che
Afrika, um Luanas, aber auch Sarahs Vater zu tref­fen. Die Begegnung mit Luanas
Vater stellt alle drei vor gro­ße Herausforderungen. Sarahs Vater Eulidio
wie­der­um erin­nert an die fast ver­ges­se­ne und unge­rech­te Geschichte der
mosam­bi­ka­ni­schen Vertragsarbeiter in der DDR. In sei­nen nost­al­gi­schen Tagträumen kehrt er zurück zum Ursprung sei­ner euro­päi­schen Familie und ihrer
plötz­li­chen Trennung.

Uraufführung 65. DOK Leipzig

Regie, Buch Brenda Akele Jorde Co-Regie David-Simon Groß, Malte Wandel Protagonist:innen Eulidio Daniel Nhambiro, Sarah Deichsel, Luana Deichsel, Eduardo Pinto Goenha Kamera David-Simon Groß Schnitt Laura Espinel Ton Till Aldinger, Brenda Akele Jorde, André Estevão Bahule Musik Lenna Bahule Redaktion Rolf Bergmann (rbb) Produzent:in Florian Schewe, Miriam Henze Produktion Film Five Koproduktion Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF, Rundfunk Berlin-Brandenburg


GERANIEN

Mi. 19.04, 20:45 [Tickets]

GERANIEN

Tanja Egen, Spielfilm, 84 Min., OmeUT (Deutsch) eng­li­sche UT

Nina ist Schauspielerin und lebt selbst­be­stimmt mit Mann und Kind in Amsterdam. Doch die Beerdigung ihrer gelieb­ten Oma, der Mutter ihrer Mutter, reißt sie da raus. Zurück im Ruhrgebiet wird sie mit dem ver­dräng­ten Familienleben ihrer Heimat kon­fron­tiert. Ninas Mutter gelingt es zwar bei­na­he, in der Geschäftigkeit der Beerdigungsorganisation ihre Trauer vor dem Rest der Familie zu ver­ber­gen – doch Ninas Anwesenheit und gewis­se Dynamiken im Mutter-Tochter Gefüge wer­fen Fragen auf. Mit jeder erneu­ten Stornierung ihres Rückfluges wird klar: Nina lernt, ihre Eltern in ihr Leben zu las­sen und sich wirk­lich auf das ihre ein­zu­las­sen. Warum nicht auch mal ihnen – oder der ver­stor­be­nen Oma zu Liebe – über den eige­nen Schatten sprin­gen? Oma Marie jeden­falls wür­de sich freuen.

Uraufführung 73. Internationale Filmfestspiele Berlin

Regie Tanja Egen Buch Tanja Egen, Esther Preußler Schauspiel Friederike Becht, Marion Ottschick, Peer Martiny, Jasmina Music, Aleksandra Corovic, Stefanie Meier Kamera Claudia Schröder Schnitt Nicolas Dusollier Ton Daria Somesan Szenenbild Jana Donis, Hella Vohrmann Kostüm Eugenia Giesbrecht Musik Paul Eisenach, Jonas Hofer Redaktion Jakob Zimmermann (ZDF) Producerin Tanja Egen, Annika Pacyna Produktion Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin Koproduktion ZDF – Das klei­ne Fernsehspiel