Ein Film von Christine Repond.
Ein gutbürgerlich situiertes Paar steht kurz vor seinem 35. Hochzeitstag, als Meredith (Barbara Auer) erfährt, dass sie nach einer Blutspende HIV positiv getestet worden ist. Schockiert und nach einiger Recherche bekommt sie heraus, dass ihr Mann André (Robert Hunger-Bühler) der Überträger ist, der sich seinerseits offenbar bei Prostituierten angesteckt hat. Aus dieser Konstellation ergeben sich scheinbar unauflösliche Schuldverstrickungen, auch Schamgefühle. Aber vor allem steht Meredith vor einem Scherbenhaufen, den sie nicht mehr einfach zusammensetzen kann. Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten bieten keinen Halt mehr. Auf sich allein gestellt, erkennt sie von jetzt auf gleich ihre soziale Isolation und nur allmählich wächst in ihr eine Skepsis ihrem vormaligem Leben gegenüber. Dann ahnt sie, dass aus ihrer Krankheit eine Chance erwächst, die vielleicht ein Neuanfang bedeuten könnte.
Die Geschichte erlaubt sich keine Schlenker und bleibt ganz nah an der minimalen Handlung. Gerade durch die unaufdringliche, gleichzeitig betörende Schlichtheit wird die Komplexität erst richtig augenfällig. Der Film arbeitet mit Andeutungen, hält sich mit einer Überfrachtung von Symbolen weitgehend zurück. Im zurückhaltenden, subtilen Spiel von Barbara Auer spiegelt sich die Verwandlung von einer gesicherten, abgeklärten und verfestigten Welt in eine löcherige, wage Existenz. Nicht zuletzt ist es ein Film über eine Emanzipation mit mehr ängstlichen als kämpferischen Momenten, der bis zum Ende seine Melancholie keineswegs verschweigen will. (Michael Schmitz | indiekino)
Deutschland 2018, 80 Min.
Regie & Drehbuch: Christine Repond
Kamera: Aline László
Schnitt: Ulrike Tortora
mit: Barbara Auer, Robert Hunger-Bühler
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