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Ixcanul

María, eine 17-jäh­ri­ge Maya-Frau, lebt mit ihren Eltern auf einer Kaffeeplantage am Fuße des akti­ven Vulkans Ixcanul. Um die Zukunft der klei­nen Familienfarm zu sichern, soll sie an den anstän­dig erschei­nen­den Farmaufseher Ignacio ver­hei­ra­tet wer­den. Das Verlobungsfest hat schon statt­ge­fun­den, als Maria sich in den Pflücker Pepe ver­liebt. Der hat näm­lich grö­ße­res vor: er will in die USA abhau­en. Die jun­ge Frau will immer schon wis­sen, was genau sich jen­seits des Vulkans befin­det und Pepe sagt, er wür­de María womög­lich mit­neh­men, wenn sie mit ihm schla­fe. Aber dann ist Pepe plötz­lich weg, und Marias Leben nimmt eine neue, dra­ma­ti­sche Wendung.
Im ers­ten gua­te­mal­te­ki­sche Film im Berlinale-Wettbewerb (aus­ge­zeich­net mit dem Silbernen Bären für den Spielfilm, der neue Perspektiven eröff­net) wird fast nur Kaqchikel gespro­chen, die ver­brei­tets­te Sprache der indi­ge­nen Maya-Bevölkerung. Dass die Menschen kei­ne ande­re Sprache ver­ste­hen oder spre­chen, nut­zen offi­zi­el­le Institutionen zu ihrem Vorteil aus, auch das zeigt der Film. 

Ein lei­ses Drama in einer mäch­ti­gen Natur vol­ler Armut und Abhängigkeiten. Bustamente hat mit sei­nen Laiendarstellern ein inten­si­ves und men­schen­freund­li­ches Gesellschaftsporträt ent­wi­ckelt. Die Frauen bewir­ken hier mehr, als man ihnen anfangs zutraut.“ Christoph Schmitz, Deutschlandfunk

Sie rebel­liert (…) mit ihren eige­nen Träumen, ihrer eige­nen Bestimmtheit, ihrer eige­nen Lust – aber in einer klei­nen Gemeinschaft vol­ler Abhängigkeiten und qua­si-feu­da­ler Verhältnisse setzt sie damit gleich die Existenz der gan­zen Familie aufs Spiel. Das wird so zwin­gend erzählt, wie die pre­kärs­ten Verhältnisse nun ein­mal sind, im ewi­gen Kreislauf von Geburt und Tod, Saat und Ernte unter dem Vulkan, der dem Film sei­nen Titel gibt. Und es fühlt sich wirk­lich so an, als sei hier ein­mal kein Konzept von außen exe­ku­tiert wor­den, als sei­en die Maya hier selbst Erzähler ihres Volksglaubens, ihrer Traditionen, ihrer Geschichte.“
Tobias Kniebe, SZ

Verleihtitel: Ixcanul – Träume am Fuß des Vulkans
Guatemala/F 2015, 90 Min.
Kaqchikel OmU

Regie & Buch: Jayro Bustamante
Kamera: Luis Armando Arteaga
Schnitt: César Díaz
mit:
María Mercedes Coroy, María Telón,
Manuel Antún,
Justo Lorenzo

Trailer „Ixcanul”

Chamissos Schatten

Adelbert von Chamisso nahm 1815 an einer rus­si­schen Entdeckungsexpedition teil. Er unter­such­te die Flora Alaskas, um dann die Nordwest-Passage zu erfor­schen, wie es auch der Seefahrer Bering, beglei­tet vom Arzt und Naturforscher Steller und Cook getan haben.
Ottingers Reise von Alaska über Tschukotka nach Kamtschatka beginnt, beglei­tet von den Logbüchern ihrer Vorgänger. Während sie die Texte Stellers „dra­ma­tisch“ nennt, beschreibt sie Chamissos Tagebücher als leben­dig und mit­füh­lend. Auch sie führt ein Logbuch, geprägt von ihrem ver­trau­ten eth­no­gra­fi­schen und künst­le­ri­schen Interesse, das sich auch in Bildern zeigt: Wasser, Fische, Seeotter, Steine, Vulkane, Tundra, Häuser, Dörfer, Fotografien, Objekte, Landkarten.
Menschen, die sie trifft, spre­chen über ihr Leben, über Vergangenheit und Gegenwart. Sie zeigt sie bei der Arbeit, beim Singen, und immer wie­der beim Fischen.
Zeit meint hier nicht die Länge des Films, son­dern die Gleichzeitigkeit der Jahrhunderte, die Zeit, die man im Kino dazugewinnt.

D 2016 709 Min.
Regie, Buch, Kamera: Ulrike Ottinger
Schnitt: Bettina Blickwede

Kapitel 1 – Alaska & die ale­uti­schen Inseln (190 Min.) (27.3. 14:30)
Kapitel 2 – Teil 1: Tschukotka & die Wrangelinsel (192 Min.)
Kapitel 2 – Teil 2: Tschukotka & die Wrangelinsel (153 Min.)
Kapitel 3 – Kamtschatka & die Beringinsel (174 Min.)

Trailer | Ulrike Ottinger: Chamisso´s Shadow

Pelo Malo

Ein Film von Mariana Rondón. Ab 31.3. im fsk.

Ein rie­si­ger Appartmentblock in der Stadthölle von Caracas. Hier lebt Junior, ein Lockenkopf, mit sei­ner arbeits­lo­sen, ver­wit­we­ten Mutter Marta und sei­nem klei­nen Bruder auf engs­tem Raum. Juniors Sehnsucht, ein Anderer zu sein, drückt sich in sei­nem fan­tas­ti­schen Wunsch nach glat­ten Haaren aus. Der dar­aus resul­tie­ren­de Dauerkonflikt mit sei­ner Mutter, die ihren Sohn auf Distanz hält, ihn durch­aus auch kör­per­lich schroff zurück­weist und dabei ihre eige­nen Probleme auf ihren Sohn über­trägt, führt Junior immer mehr in eine aus­sichts­lo­se Lage hinein.
Pelo Malo ist eine genaue Beobachtung der schwie­ri­gen Beziehung zwi­schen Mutter und Sohn. Hier kocht im Inneren über, was der Druck von außen über­haupt erst geschaf­fen hat.“ (kino.zeit.de)
Durchaus auch ein Film über Zusammenhänge von Klasse, Geschlecht und Ethnie.

Venezuela, Peru, Arg., D 2015, span. OmU, 93 Min.
Regie & Buch: Mariana Rondón
Kamera: Micaela Cajahuaringa
Schnitt: Marité Ugás
mit: Samuel Lange, Samantha Castillo 

PM_TrailerDE_03_160122_1080_17500_Stereo from HANFGARN & UFER on Vimeo.

Heart of a dog

Ein Film von Laurie Anderson.
„Hallo, du klei­ner Dummkopf – ich wer­de dich für immer lie­ben.“ So beginnt Laurie Anderson mit sanf­ter Stimme ihre fil­mi­sche Reise zu Liebe, Tod, Sprache und Musik. Für die Musikerin, Performanceartistin, Schriftstellerin und Malerin ist dies nach Home of the bra­ve (this is your cap­tain …), also nach fast 30 Jahren, die zwei­te Regiearbeit. Heart of a dog ist im Grunde die Geschichte des Terriers Lolabelle, zugleich aber ist Lolabelle ein Bild der Welt: die Hündin ist das Lebendige schlecht­hin, die Erinnerung, die Gegenwart, das Glück und der Verlust, und sie ist musi­ka­lisch (ja, wir sehen sie am Klavier). Der Film ist eine Reflektion über exis­ten­zi­el­le Dinge, mit viel Zärtlichkeit und Humor vor­ge­bracht, und eine sehr per­sön­li­che Collage, die Kindheitserinnerungen, Videotagebücher und phi­lo­so­phi­sches Nachdenken über Datensammlungen, Überwachungskultur und die bud­dhis­ti­sche Konzeption des Leben nach dem Tode ver­webt und aus­ser­dem zahl­rei­chen Künstlern, Autoren, Musikern und Philosophen, die sie berührt und inspi­riert haben, Tribut zollt. Melancholisch genug, dass man spü­ren mag, wie sie auch von jenem Menschen erzählt, den sie vor nicht all­zu lan­ger Zeit ver­lo­ren hat, ihrem Mann Lou Reed: „Every love­sto­ry is a ghoststory.“

Gerade dass Laurie Andersons Film trotz die­ser sehr per­sön­li­chen, ja inti­men Note alles ande­re als eine Nabelschau gewor­den ist, son­dern ein viel­schich­ti­ger, asso­zia­ti­ver Essay über das Leben und den Tod, macht Heart of a Dog zu so einem berüh­ren­den, her­aus­ra­gen­den Film.“  Michael Meyns | programmkino.de

 

USA, F 2015, 75 Min., engl. OmU,
Regie: Laurie Anderson
Kamera: Laurie Anderson, Toshiaki Ozawa, Joshua Zucker Pluda
Schnitt.: Melody London, Katherine Nolfi

HEART OF A DOG Trailer (deutsch/german)

Petting Zoo

Ein Film von Micah Magee. Ab 19. Mai im Kino.

Layla steht kurz vor ihrem Schulabschluss, als sie erfährt, dass sie schwan­ger ist. Ihren Freund hat sie gera­de ver­las­sen und weil sich ihre Familie wei­gert, einer Abtreibung zuzu­stim­men, fügt sich Layla in ihre Situation und lässt den Plan, auf­’s College zu gehen, fal­len. Weil es zwi­schen ihr und den Eltern nicht funk­tio­niert, zieht sie zur Großmutter, wo auch der Onkel mit sei­ner Familie lebt. Sie hält sich mit einem Job in einem Call Center über Wasser und lernt neben­bei für ihre Abschlussprüfungen. Auf einem Konzert wirft Layla einen Blick auf Aaron, der so ganz anders ist als der Junge, von dem sie schwan­ger ist.

Mit genau­em und empa­thi­schem Blick erzählt PETTING ZOO davon, wie es sich anfühlt, als Minderjährige aus der Bahn gewor­fen zu wer­den. Dabei ent­steht nicht nur eine gro­ße Nähe zur Hauptfigur Layla, son­dern auch zu den ande­ren Figuren. PETTING ZOO ist Micah Magees Abschlussfilm, ko-pro­du­ziert unter ande­rem von der dffb und der grie­chi­schen Regisseurin Athina Rachel Tsangari und gedreht in einem Vorort von San Antonio, Texas – der Stadt mit der zweit­höchs­ten Rate von Teenagerschwangerschaften in den USA.


Micah Magee über ihren Film:

San Antonio
PETTING ZOO wur­de in San Antonio, Texas an den Orten mei­ner Kindheit, gedreht. Da wo mei­ne Cousinen im Teenageralter jetzt leben: Schulen ent­wor­fen von Gefängnisarchitekten, Wohnmobile, Rock-Bars, ver­las­se­ne halb­fer­ti­ge Stadtteile, 

» wei­ter­le­sen

Gewerbegebiete zwi­schen den Feldern. Ich woll­te die unter­schied­li­chen Menschen im Film und den Ort an sich her­vor­he­ben. Ich den­ke, wenn man sich die Eigenheiten einer Gemeinschaft oder eines Ortes super­ge­nau ansieht, dann kön­nen ande­re Orte auch was damit anfan­gen. Durch das Genaue und Örtliche erreicht man was Allgemeingültiges.

Petting Zoo
In San Antonio bin ich damals zu Fuß den Highway ent­lang zur Arbeit gelau­fen. Als Fußgänger lebt man in Städten wie S.A. eher aben­teu­er­lich. Es gab einen klei­nen Streichelzoo auf dem Weg zwi­schen unse­rem Haus und dem Highway mit einem leicht lah­men Lama, einem Esel, einem statt­li­chen Hahn und ein paar halb­gro­ßen Pferden in einem Pferch. Das Lama und der Esel ver­such­ten stän­dig zu kopu­lie­ren, wahr­schein­lich weil es nichts Besseres zu tun gab. Einmal, als ich vor­bei­kam, stopp­te die­ses rote Cabrio­let und eine gut­aus­se­hen­de blon­de Frau stieg mit ihrem gut­aus­se­hen­den, son­nen­be­brill­ten Freund aus. Sie woll­te das Lama strei­cheln, auf dem aber immer noch der Esel hock­te. Sie und ihr Freund tur­tel­ten der­weil. Ich ging da ein­fach vor­bei, aber die all­ge­mei­ne Kaputtheit die­ser Szene blieb mir erhal­ten. Für mich bezieht sich PETTING ZOO auf Sex und irgend­wo ste­cken­blei­ben, aber hat auch was Verspieltes.

Film als Ballade
Filmsprache und Sprache an sich, sind mir wich­tig. Dramaturgie ist mir egal, dar­um folgt PETTING ZOO auch nicht so sehr einer stren­gen Zeitfolge. Er ist eher bal­la­den­ar­tig, wo Dinge gesche­hen, weil sie nun­mal eben gesche­hen und nicht weil sie für eine schö­ne Geschichte wich­tig sind. Meine Eltern san­gen viel als ich auf­wuchs. Sehr lan­ge Lieder mit Geschichten und ich den­ke, die­se Struktur ent­spricht ziem­lich gut dem Leben: und dann, und dann, und dann.
Sehr sel­ten, außer in einer fik­tio­na­len Konstruktion oder beim Gespräch mit dem Analytiker, gibt es die­ses „wenn – dann”, „sähen und ern­ten” oder ein klar ver­ständ­li­ches „des­we­gen”. Ich mag Trickfilme in de­nen Leuten das Piano auf den Kopf fällt. Das scheint mir ziem­lich realistisch.

Statistisch Ausgedrückt
Ich habe die meis­te Zeit in den letz­ten Jahren in Europa gelebt, trotz­dem: Ich lie­be Texas – ich bin voll die Texas-Nationalistin. Weil ich es so lie­be, hät­te ich ger­ne wenn sich ein paar Dinge dort ändern.
Seit vie­len Jahren schlägt sich Texas mit Themen wie Geschlechterselbstbestimmung, frau­en­spe­zi­fi­sche Gesundheitsthemen, glei­cher Lohn und Früherziehung rum. Als ich an mei­nem Drehbuch arbei­te­te, fand ich eini­ge erstaun­li­che Unterlagen. 2011 hat­te San Antonia die zweit­höchs­te Teenagerschwangerschafts­rate aller Städte in den USA – über 50% höher als der natio­na­le Durchschnitt. Statistisch betrach­tet hat eine texa­ni­sche Teenagerin mehr und frü­her Sex und den mit mehr Partnern als der Rest der USA – aber benutzt wesent­lich sel­te­ner ein Kondom. Jedes Jahr gibt es 4000 neue schwan­ge­re Teenager in San An­tonio. Laut einem Report von 2011 geben 94% der öffent­li­chen Schulen im Aufklärungsunterricht Absti­nenz als die ein­zi­ge Verhütungsmethode an.

Unbetreute Erkundungen
Ich will wirk­lich nie­man­dem erklä­ren, was man über die Rechte von Mädchen, Teenagerschwanger-schaf­­ten oder Abtreibung den­ken soll­te – aber ich hof­fe, der Film gene­riert eine posi­ti­ve, vom gemein­sa­men Respekt getra­ge­ne Diskussion dar­über. Als Teenagerin hat man manch­mal Sex ohne viel dar­über zu wis­sen. Der eige­ne Körper wird gera­de erst ent­deckt. Sex ist für einen ein stän­di­ges Thema. Es ist neu, es ist über­all. Kindern wird zu oft erzählt, Sex sei etwas Schlimmes, wovor man Angst haben soll­te. Und so blei­ben sie unauf­ge­klärt und allein­ge­las­sen mit den Konsequenzen ihrer eige­nen Erfahrungen.

Dieses beun­ru­hi­gen­de Gefühl
Ich woll­te PETTING ZOO mit einem Element, daß mir sehr wich­tig ist, durch­we­ben: Dieses Gefühl, wenn man auf­wacht und sich nicht sicher ist, ob man gera­de ver­gisst wer man ist. Vielleicht ist man woan­ders rea­ler und man ver­gisst das Wichtigste. Was ist das Wichtigste? Irgendwas ent­glei­tet dir. Es ist ein beun­ruhigendes Gefühl. Besonders zusam­men mit dem Gefühl daß das Leben dich durch Zeit und Raum jagt und zwar in eine frag­wür­di­ge Richtung.

Schwangere Teenager
Da ich sel­ber als Teenager schwan­ger war, woll­te ich die­se Geschichte eher mit Mitgefühl und aus der Erfahrung her­aus, als aus einem poli­ti­schen Blickwinkel erzäh­len. Ich woll­te den Schwerpunkt, unab­hängig von der Entscheidung der jun­gen Frau, auf ihre Möglichkeiten als Mutter, oder was auch immer sie wählt, set­zen und nicht auf das Bedauern über den „Fehler”, den sie gemacht hat oder die Belastung, die sie nun für die Gesellschaft dar­stellt. Das Teenagerdasein ist an sich schon schwie­rig genug. Bei einer Schwangerschaft ändert sich der Körper noch­mals komplett.

Devon Keller als Layla
Um die rich­ti­ge Layla zu fin­den gab es ein rie­si­ges Casting. Zusätzlich zu den gro­ßen Castings mit Freun­den in NY und LA gab es vie­le Streetcastings. Da unse­re Casting-Leiterin Vicky Boone sonst bei grö­ßeren Projekten arbei­tet, gab es eine gro­ße Resonanz: etwa 1000 Mädchen. Zum ers­ten Mal sah ich De­von Keller als ich mich bei einer Modenschau an mei­ner Highschool Clarke umge­se­hen habe und sie einen Taco-Bell Burrito gewon­nen hat. Sie saß im Publikum und kam gera­de hoch um ihren Coupon zu bekom­men und sie war ganz offen­sicht­lich die Richtige. Es dau­er­te aber zwei Monate um sie und ihre Mutter zu über­zeu­gen zu einem Vorspiel zu kom­men und noch län­ger ande­ren die Zweifel zu neh­men, daß sie die­se Rolle aus­fül­len kann, wo sie doch noch nie gespielt hat. Sie war erst 16 und noch in der Mittelstufe. seit den Dreharbeiten hat sie ihren Abschluss gemacht und stu­diert in San Antonio, bedient in einem Steakhaus und wohnt bei ihrer Mutter. Sie wür­de ger­ne wei­ter schau­spie­lern und viel­leicht auch am Theater ler­nen, aber im Moment geht es erst­mal ums über die Runden kommen.

Laiendarsteller sind Schauspieler
Die jun­gen Schauspieler in PETTING ZOO haben den glei­chen sozio-kul­tu­rel­len Hintergrund wie ihre Rollen und wur­den alle in mei­nem erwei­ter­ten Umfeld, durch Castings an mei­ner ehe­ma­li­gen High-School und offe­nen Castings in San Antonio und Houston ent­deckt. Ich arbei­te ger­ne mit die­ser Beset­zung aus Laiendarstellern. Meine Laiendarsteller waren alle wirk­lich gute Schauspieler. Laiendarsteller heißt ja nicht, daß sie sich kei­ne Mühe machen, um die Geschichte und die Herkunft ihrer Figur zu begrei­fen. Devon Keller ist eine erstaun­li­che Schauspielerin, sehr flei­ßig und super­schlau. Ich wür­de sie ger­ne in vie­len ande­ren Rollen sehen, denn sie wird das super­toll machen. Genau wie die drei ande­ren Ju­gendlichen in PETTING ZOO die alle zum ers­ten mal spielen.

Dreharbeiten
Bei den Dreharbeiten waren wir meis­tens ein Team von 10 Leuten (Art Director, Kostüm, Produzent, Her­stellungsleitung, Kamera, Licht, eine Tonfrau für alles, Kameraassistenz, Devon und ich), wir alle wohn­ten drei Monate in Uthas Haus (Art Director), außer Devon, die bei ihrer Mutter leb­te. Meine Kinder sind auch in dem Film, weil wir ja kei­nen Babysitter hat­ten. Das FBI stand irgend­wann vor der Tür, weil wir aus Verse­hen ihr gehei­mes Hauptquartier gedreht hat­ten, als wir ver­such­ten, Wild für die Tierszenen auf-zuneh­­men, die wir dann nie ver­wen­det haben. Die größ­te Herausforderung (neben Klapperschlangen, Feu­erameisen und Sonnenbränden) beim Drehen war die Verständigung.
Ein Film ist die Summe von allem, was du da rein­steckst. Also soll­test du, wenn du einen auf­rich­ti­gen Film machen willst, dar­auf ach­ten, bei der Herstellung des Films ehr­lich und auch ein­deu­tig zu sein.

» weni­ger


Deutschland, Griechenland, USA 2015, 93 Min., engl. OmU

Buch und Regie: Micah Magee
Kamera: Armin Dierolf
Schnitt: Chris Wright
Mit: Devon Keller, Austin Reed, Deztiny Gonzales, Kiowa Tucker u.a.

Verleih: Peripher

Kritiken:

Petting Zoo Trailer – dt. OmU from Peripher Filmverleih on Vimeo.

Spotlight

Der neue Herausgeber der Tageszeitung „The Boston Globe“ drängt das haus­ei­gene­ne Investigativ-Team Spotlight dazu, einem Mißbrauchs-Fall nach­zu­ge­hen, der bis­lang nur als Randnotiz behan­delt wur­de. Je län­ger die Journalisten von Spotlight recher­chie­ren, des­to län­ger wird die Liste der­je­ni­gen Priester in Boston, die Kinder miss­brauch­ten. Das gan­ze Ausmaß an Verschleierung und Abwiegelung wird all­mäh­lich sicht­bar. Erhielt zwei Oscars für: Bester Film und Bestes Originaldrehbuch.

USA, 2015, engl. OmU,
Buch: Tom McCarthy, Josh Singer
Regie: Tom McCarthy
Kamera: Masanobu Takayanagi
Schnitt: Tom McArdie
Mit: Mark Ruffalo, Michael Keaton, Rachel McAdams u.a.

SPOTLIGHT Trailer OV/df

No Land’s Song

Am 20.3. 15:30 mit Filmgespräch mit Ayat Najafi

Ayat Najafis Film erzählt über die ver­meint­lich sub­ver­si­ve Bedrohung eines Landes durch die weib­li­che Stimme. Nach der Revolution im Iran im Jahr 1979 befan­den die reli­giö­sen Führer des Landes, es sei nicht nur unstatt­haft, son­dern ille­gal, dass Frauen stimm­li­che Soli vor einem Publikum dar­bie­ten. Der Film beglei­tet die Komponistin Sara Najafi, Schwester des Regisseurs, bei dem Versuch, ein Konzert zu Ehren der legen­dä­ren Qamar al-molou­ke Vaziri zu orga­ni­sie­ren, der ers­ten Frau, die unbe­glei­tet und unver­hüllt im Iran gesun­gen hatte.
„Konsequent lässt Najafi die Kamera auch lau­fen, wenn das Filmen ver­bo­ten ist. Zu sehen sind dann ver­deck­te Tonaufnahmen, zu hören sind die Worte, die die Absurdität der Oberen ent­blößt. Dazu erklin­gen immer wie­der wun­der­schö­ne Melodien, eine Mischung aus tra­di­tio­nel­len Weisen und neu­en Kompositionen von Sara und ande­ren ira­ni­schen Künstlerinnen, die in ihrer Kraft und Stärke zu Tränen rüh­ren. Und die zei­gen, dass die Musik in ihrer Schönheit ein Geschenk für jeden Menschen ist. Unabhängig von Kultur und Geschlecht. No Land’s Song ist ein span­nend gemach­ter und genau­es­tens beob­ach­ten­der Dokumentarfilm, der einen Blick auf eine Gesellschaft wirft, wo muti­ge Frauen jeden Tag um Gleichberechtigung kämp­fen müs­sen. Und das Recht, ihre Stimme zu erhe­ben. Um zu spre­chen, um zu pro­tes­tie­ren, um zu sin­gen.“ FBW

D 2015, 91 Min., far­si, frz. OmU
Regie:: Ayat Najafi,
mit Sara Najafi, Emel Mathlouthi, Jeanne Cherhal, Elise Caron, Parvin Namazi, Sayeh Sodeyfi

NO LAND´S SONG – Kinotrailer

Der Wert des Menschen

Woran bemisst sich der Wert des Menschen? An sei­ner Arbeitsleistung?  Wenn das stimmt, wäre Thierry Taugourdeau (Vincent Lindon) die letz­ten 20 Monate wert­los gewe­sen, denn so lan­ge war der 51-jäh­ri­ge Fabrikarbeiter arbeits­los. Dann aber fin­det er einen neu­en Job als Wachmann in einem Supermarkt. Die neue Arbeit stellt ihn aller­dings schon bald vor ein mora­li­sches Dilemma. Denn jeder, so brieft man ihn, sei ein poten­zi­el­ler Dieb. Also auch die Kollegen, des­halb soll er auch sie bespit­zeln. Es geht vor allem um Würde, denn Der Wert des Menschen ist ein Film, der sie Szene um Szene infra­ge stel­len lässt. Fast jede Situation zeigt Vorgesetzte und Angestellte, Samariter und Bittsteller. Jedes Mal von Neuem wird aus­ge­han­delt, wer spre­chen darf und wer nicht. „Werden Sie sich bei mir mel­den, oder soll ich mich bei Ihnen mel­den?“, fragt Thierry nach einem Skype-Gespräch mit einem poten­zi­el­len Arbeitgeber. „Weder noch, wir schi­cken eine E‑Mail“, bekommt er als Antwort. Gespräch beendet.

La Loi du mar­ché (Das Gesetz des Marktes, der Originaltitel) bestimmt den Rhythmus des täg­li­chen Daseins der Menschen und ihren Gebrauchswert. Die Qualität des Films liegt dar­in, dass er sich selbst kei­ne Mission gesetzt hat. Er ver­sucht nicht, das Verhältnis von Kapital und Würde umzu­keh­ren son­dern kühlt sich selbst auf das her­ab, was er bereits als gefro­re­nen Stillstand vor­aus­setzt. Und räumt dabei trotz­dem sei­ner Hauptfigur Handlungsfreiheit ein.

F  2015   93 Min.  frz. OmU 
Regie:  Stéphane Brizé 
Buch: Stéphane Brizé, Olivier Gorce 
Kamera: Eric Dumont 
Schnitt: Anne Klotz 
Mit: Vincent Lindon, Karine de Mirbeck, Matthieu Schaller,  Yves Ory

DER WERT DES MENSCHEN | Trailer | Deutsch HD | Ab 17.03. im Kino

 

 

Son of Saul

Ein Film von László Nemes. Ab 10.3. im fsk.

Auf Sauls Gesicht zeich­net sich kei­ne Regung mehr ab. Um nicht dem Wahnsinn zu ver­fal­len, hat er zwi­schen sich und den Gräueln, die sich um ihn her­um abspie­len, eine unsicht­ba­re Wand errich­tet. Der Blick ist leer, der Geist zwingt sich, nur das Unmittelbare wahr­zu­neh­men: Den stump­fen Alltag der Hölle, in der der Körper eine bes­tia­li­sche Arbeit ver­rich­ten muß. Die Kamera kon­zen­triert sich auf die­ses Gesicht, das auch dann aus­drucks­los bleibt, wenn Saul Scharen von Gefangenen durch die dunk­len Gänge des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau treibt, ihre Kleidung zusam­men­räumt, sie in die Gaskammern führt und spä­ter das Blut von den Kacheln schrubbt. Der Gegenpol die­ser Maske ist der Körper, der von den Befehlen der Aufseher gehetzt wird. Die Tonspur gibt eine ohren­be­täu­ben­de Kakophonie aus Angstschreien derer, die umge­bracht wer­den und dem Gebrüll ihrer Mörder wie­der, dazu das Geräusch des Feuers, der fal­len­den Körper, der Verrichtungen derer, die die Spuren weg­wi­schen. Saul Ausländer ent­deckt unter den Toten einen Jungen, den er für sei­nen Sohn hält. Er beginnt sich zu wider­set­zen, indem er alles ver­sucht, um ihn begra­ben zu las­sen. Die Bilder von Son of Saul ver­su­chen nicht, den phy­si­schen Ort des Vernichtungslagers zu zei­gen, son­dern des­sen Reflektion auf dem Gesicht des Gefangenen die­ses Ortes. Wenige Einstellungen zei­gen etwas ande­res, sie die­nen immer der grund­sätz­li­chen Orientierung.  Ähnlich wie Rosetta und Just the wind hetzt die Kamera hin­ter einem Fliehenden her, der weiß, das es kei­nen Fluchtort gibt.

Ungarn 2015, 107 Min., div. OmU, 
Regie: László Nemes
Buch: László Nemes, Clara Royer
Kamera: Mátyás Erdély
Schnitt: Matthieu Taponier

Cafe Waldluft

Ein Film von Matthias Koßmehl. Ab 31.3. im fsk.

Filme, die sich mit der Begegnung von Einheimischen und Ausländern beschäf­ti­gen und dabei den Culture Clash als will­kom­me­nen Anlass sehen, sich über die eine wie über die ande­re Seite lus­tig zu machen, sind sehr in Mode gekommen.

Dieser Film hier ist etwas anders gestrickt und schielt nicht wie ande­re auf den schnel­len Gag. Vielmehr bemüht sich der Film allen betei­lig­ten Personen gleich­be­rech­tigt einen Platz ein­zu­räu­men und stellt nie­man­den aus.

Einst kamen die Touristen in gan­zen Busladungen, um im schö­nen Café Waldluft einen Platz an der Sonne zu suchen, zumin­dest für die Zeit ihres wohl­ver­dien­ten Urlaubs. Seit zwei Jahren aber beher­bergt das Traditionshotel in Berchtesgaden, mit Blick auf den deut­schen „Schicksalsberg“ Watzmann und sei­ne Ausläufer, Gäste aus ande­ren Regionen der Welt: Sie stam­men aus Syrien, Afghanistan oder Sierra Leone und haben sich das Alpen-Musteridyll kei­nes­wegs aus­ge­sucht. Ihr Aufenthalt als Asylbewerber ist geprägt von end­lo­sem Warten, ermü­den­den Behördengängen, Heimweh und Sorge um ihre Verwandten.

Eine der Hauptpersonen ist die Wirtin des Gasthofes. Allein sie zu beob­ach­ten und zu spü­ren, wie­viel Empathie hin­ter ihrem Pragmatismus steckt, macht den Film schon sehenswert.

Deutschland 2015, 79 Minuten
ara­bisch, deutsch, eng­lisch mit deut­sche Untertitel
Regie: Matthias Koßmehl
Kamera: Bastian Esser
Schnitt: Andreas Nicolai