Nardos Wude Tesfaw hatte Glück. Sie entkam dem Schicksal, das gut ein Drittel der Mädchen in Äthiopien trifft und wurde nicht schon als Kind verheiratet. Statt dessen schaffte sie es als Jugendliche, durch Schwerstarbeit auf eigenen Füßen zu stehen und schließlich zu machen, was sie kann und und will: Musik. Nardos singt in einem Club in Addis Abeba in der Azmari-Tradition, eine Art gesungenes Gespräch, und tourt aber auch mit ihrer Band Ethiocolor durch die Welt (und trat z.B. beim Jazz-Fest in Moers auf). Die Sängerin ist wohl bekannt, kann sich und ihre zwei Kinder finanziell allerdings gerade so durchbringen.
Ihr Traum ist es, eigene Lieder zu zu schreiben, und Texte, die von der Situation der Frauen im Land handeln, zusammen mit der Dichterin Gennet in Musik umzusetzen. Dazu fährt sie durchs Land und spricht mit vielen Frauen und Mädchen, die Zwangsverheiratung ist dabei ein zentrales Thema.
Heidi Specogna begleitet ihre Reisen fünf Jahre lang, wobei die Grundlage dafür, sagt die Regisseurin, das gegenseitige Vertrauen war, das sich während ihrer Recherche aufgebaute.
Gleichzeitig hält der Film die rasanten Entwicklungen in der Mega-Stadt Addis-Abbeba während dieses Zeitraumes fest.
„… Specogna macht keine Bilder über die Köpfe der Frauen hinweg. Vielmehr unterläuft sie konsequent jede eurozentrische Perspektive, indem die Musik von Nardos den Rhythmus bestimmt, die Bilder sich an Gennets Poesie anschmiegen und die Montage das Individuell-Biografische einfühlsam mit der gesellschaftlichen Perspektive zu verbinden weiß. „Stand Up My Beauty“ fächert sich auf, lässt Raum für Prozesse, nur um sie im nächsten Moment zu Zeitbildern zu verdichten.“
Sebastian Seidler | Film Bulletin
Credits:
DE/CH 2021, 110 Min., amharische OmU
Regie: Heidi Specogna
Kamera: Johann Feindt
Schnitt: Kaya Inan
Trailer:
nach oben