In MAIDAN fügt Loznitsa Aufnahmen jener zivilen Unruhen, die im Winter 2013⁄14 am Kiewer Maidan losbrachen, zu einem wirkmächtigen Zeitdokument zusammen. Die Aufstände, die aus einem friedlichen Protestmarsch heraus entstehen, sind eruptives Indiz der langewährenden ukrainischen Revolution. Mit der Absicht, den regierenden ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch zu stürzen, haben sich die
Protestierenden auf dem Maidan versammelt. Als sie jedoch mit der Polizei aneinandergeraten – oder besser gesagt die Polizei an sie gerät –, setzen Straßenschlachten ein, und die Gewalt nimmt überhand.
Loznitsa passt einzelne Sequenzen des
Protestverlaufs in eine streng geordnete Form ein, verharrt dabei konsequent am zentralen Schauplatz des Geschehens, dem Kiewer Maidan.
Schleichend ergibt sich so ein eindringliches Bild, nämlich das der nationalen Neudefinition.
»Sie singen ihre Nationalhymne, gemeinsam und mit Pathos, individuell
und mit Gitarre. Sie singen (auf den ungeliebten Präsidenten Janukowitsch
gemünzt) „Vitja, ciao, Vitja, ciao, Vitja, ciao ciao ciao!“, singen Weihnachts- und ukrainische Volkslieder, sie dichten, reimen, spotten, empören sich, feiern. Sie ruhen sich aus, versorgen einander, wärmen, bekochen und bewirten sich. Sie halten zusammen und: fühlen sich frei. Eine neue Zeit ist angebrochen. Man spürt das. … Heute, wieder ein paar Monate später, wünscht man sich, dass mit dem Ende dieses Films die Zeit stehen geblieben wäre.«
Barbara Wurm, Katalog Dok Leipzig
Ukraine, NL 2014,
130 Min.,OmU
Regie & Buch:
Sergej Loznitsa
K.: Sergej Loznitsa, Serhiy
Stetsenko
S.: Danielius Kokanauskis,
Sergei Loznitsa