Ein Film von Hirokazu Kore-eda.
[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]
Herrlich anzusehen, wie Catherine Deneuve die Diva Fabienne mit an Bösartigkeit grenzender Ignoranz gibt. Juliette Binoche nutzt als die in den USA als Drehbuchautorin ansässige Tochter Lumir ihre sprachlichen Fähigkeiten, und Ethan Hawke glänzt als zweitklassiger Serienschauspieler an ihrer Seite. Es ist schon erstaunlich, wie gut funktionierend Cannes-Gewinner Hirokazu KORE-EDA (hierzulande vor allem durch seine Filme „Nobody Knows“, „Like Father, Like Son“ und zuletzt „Shoplifters“ bekannt geworden. fsk Besucher erinnern sich vielleicht auch noch an „Maboroshi” und „After Life”) in seinem ersten außerhalb Japans gedrehtem Film seinen Witz und seine Menschlichkeit nach Frankreich transportiert. Im Eröffnungsfilm der Filmfestspiele von Venedig 2019 steht Fabienne, ein französischer Weltstar, im Mittelpunkt. Ihr Motto „Lieber schlechte Mutter und dafür gute Schauspielerin“, kann ihre Tochter Lumir ihr bis heute nicht ganz vergessen. Die lebt mit ihrem Mann Hank, einem halberfolgreichen Darsteller, und Töchterchen Charlotte in New York. Aus Anlass der Veröffentlichung von Mamas Memoiren kommen sie zum ersten Mal gemeinsam zu ihr nach Paris. Mit Rotstift und Post-Its bewaffnet stürzt sich Lumir auf das Buch, um die wirkliche Wahrheit in La Verité, so heißt die Biographie, herzustellen, alle darin vermuteten Lügen und Übertreibungen zu kennzeichnen und die Mutter damit zu konfrontieren. Die reagiert genervt und Unverständnis vortäuschend, denn für sie stehen andere Dinge im Vordergrund: die Enkeltochter und vor allem ihr aktueller Film. Die Kündigung ihres langjährigen und treuen Sekretärs beschäftigt sie da schon weniger. Hank, des Französischen nicht mächtig, kann dem ganzen Treiben nur mal mehr, mal weniger amüsiert folgen.
„… ein Film von Hirokazu Kore-eda, mit den Themen, die ihn immer wieder beschäftigen: Generationskonflikte, unvollständige oder durch Traumata gefährdete Familien, Zusammenleben, Älterwerden und Sterben. In La Verité kommt noch die eigene Vergangenheit dazu und wie man auf sie zurückblickt, es geht um Geheimnisse und Lügen. Ein Schatten in der Vergangenheit führt hier dazu, dass sich Mutter und Tochter miteinander auseinandersetzen müssen. Dazu passt es natürlich, dass Fabienne gerade in einem Film mitspielt, bei dem es auch um eine problematische Mutter-Tochter-Beziehung geht. Mit erzählerischer Einfachheit und bewundernswerter Lebensklugheit treibt der Regisseur seine Erzählung ebenso unterhaltsam wie komisch voran. Und Catherine Deneuve ist eine Wucht.“
Michael Ranze | programmkino.de
FR/JP 2019, 106 Min., franz. OmU
Regie: Hirokazu Kore-eda
Kamera: Éric Gautier
Schnitt: Julien Lacheray
mit: Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke, Clémentine Grenier, Ludivine Sagnier