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Ping Pong Paradise

Ein Film von Jonas Egert.

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Wer auf­re­gen­de und spek­ta­ku­lä­re Ballwechsel zwi­schen Weltklasse-Spielern beim Tischtennis sehen will, ist hier genau rich­tig. Wer mehr über merk­wür­di­ge Vorgänge im Profisport erfah­ren möch­te, ist hier eben­falls rich­tig. Und auch der Einfluss der Weltpolitik macht vor Tischtennis nicht halt. Zwei Ereignisse prä­gen die­sen Film: die Bundesliga- und Championsleague-Wildcard für den neu gegrün­de­ten TTC Neu-Ulm und der Ausschluss rus­si­scher Spieler (und Vereine) von inter­na­tio­na­len Turnieren. Ein Jahr lang blieb Jonas Egert unauf­fäl­lig an der Seite des Teams und sei­ner neu ver­pflich­te­ten inter­na­tio­na­len Top-Stars, bis der Höhenflug des Vereins ein jähes Ende fand. 

Atemberaubend wie ein Profi-Match, groß­ar­tig foto­gra­fiert und mon­tiert. Mehr als ein her­aus­ra­gen­der Sportfilm – ein ner­ven­zeh­ren­der Ping-Pong-Thriller der Spitzenklasse.“ (Ysabel Fantou, DOK.fest München)

Credits:

DE 2025, 116 Min.
Regie, Buch: Jonas Egert
Kamera: Felix Riedelsheimer
Schnitt: Anja Pohl

Trailer:
Trailer PING PONG PARADISE – ab 22.10.25 im Kino
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Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes

Ein Film von Max Ahrens & Maik Lüdemann

[Credits] [Tickets & Termine] [Trailer]

Deutschland steht an einem his­to­ri­schen Wendepunkt: Erstmals seit 1945 wird im Jahr 2025 ein migra­ti­ons­po­li­ti­scher Entschließungsantrag im Bundestag ange­nom­men – mit Unterstützung der AfD, die vom Verfassungsschutz wegen rechts­extre­mer Bestrebungen beob­ach­tet wird. Die Erklärung zur Begrenzung der Zuwanderung sieht unter ande­rem eine voll­stän­di­ge Schließung der deut­schen Grenzen vor. Ein Paradigmenwechsel kün­digt sich an: weg vom Schutz von Geflüchteten, hin zu Abschottung und Abschreckung.

Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes begibt sich auf die Suche nach den Ursachen die­ser poli­ti­schen Zäsur und nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine auf­rüt­teln­de Reise. Die Dokumentation beginnt an den euro­päi­schen Außengrenzen, wo eine andau­ern­de huma­ni­tä­re Katastrophe auf staat­li­che Ignoranz trifft, aber auch auf zivi­les Engagement. Sie beglei­tet einen Rettungseinsatz auf dem Mittelmeer, doku­men­tiert die kata­stro­pha­le Lage aus der Luft und erzählt die Geschichten von Überlebenden, die trotz Gewalt und töd­li­cher Risiken den Weg nach Deutschland gefun­den haben.

Während Deutschland dazu bei­trägt, eine euro­päi­sche Festung zu errich­ten, gerät die poli­ti­sche Landschaft ins Wanken. Von emo­tio­na­li­sier­ten Medienberichten bis zu hilf­los nach rechts rudern­den Politiker*innen zeich­net sich eine gesell­schaft­li­che Erzählung ab, die sich gegen Migrant*innen und Schutzsuchende rich­tet. Ist Migration über­haupt das gro­ße Problem, zu dem es gemacht wird? Oder offen­bart die Abschottungspolitik tie­fe­re gesell­schaft­li­che Ängste?

In ein­dring­li­chen Geschichten zeigt der Film eine zuneh­mend beängs­ti­gen­de Realität aus Sicht von Geflüchteten und ana­ly­siert die Dynamiken hin­ter dem his­to­ri­schen Rechtsruck. Im Dialog mit Aktivist*innen, Wissenschaftler*innen und Publizist*innen for­dert Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes dazu auf, den bru­ta­len Status quo und die schein­bar unauf­halt­sa­me Radikalisierung der Migrations- und Asyldebatte in Frage zu stellen.

Credits:

DE 2025, 111 Min., OmU
Regie: Max Ahrens & Maik Lüdemann
Kamera: Nils Kohstall, Maik Lüdemann
Schnitt: Lino Thaesler

Trailer:
Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes (Trailer)
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A House of Dynamite

Ein Film von Kathryn Bigelow.

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Satelliten mel­den eine Atomrakete, die sich Richtung USA bewegt. Der Countdown bis zum mög­li­chen Einschlag in Chicago tickt; fieb­ri­ge Geschäftigkeit bricht bei den für die Verteidigung ver­ant­wort­li­chen Institutionen und Personen aus. Das Prozedere ist ein­ge­übt, trotz­dem wer­den die Experten ner­vös, als der ers­te Versuch, die Rakete abzu­schie­ßen, miss­lingt. Und bald stellt sich die Frage nach einem prä­ven­ti­ven Gegenschlag. Der Film ver­folgt an der Seite meh­re­rer Protagonisten, von Soldaten auf einer Basis der National Missile Defense bis hoch zum US-Präsidenten, in zeit­li­chen Schleifen die ver­zwei­fel­ten Aktivitäten bis zum Ablaufen des Countdowns. Dabei run­det sich der atem­los span­nen­de Thriller zur ein­dring­li­chen Mahnung, wie schnell aus gegen­sei­ti­ger nuklea­rer Abschreckung ein poten­zi­ell ver­nich­ten­der Atomkonflikt wer­den könn­te und dass Aufrüstung als Mittel, Sicherheit und Frieden zu gewähr­leis­ten, ein zwei­schnei­di­ges Schwert ist. (Filmdienst)

Credits:

US 2025, 112 Min., Englisch OmU
Regie: Kathryn Bigelow
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Kirk Baxter
mit: Idris Elba, Rebecca Ferguson, Gabriel Basso, Jason Clarke, Greta Lee, Jared Harris, Tracy Letts, Anthony Ramos, Moses Ingram und Jonah Hauer-King

Trailer:
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Briefe aus der Wilcza – Listy z Wilczej

Briefe aus der Wilcza – Listy z Wilczej

Ein Film von Arjun Talwar

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Arjun Talwar kam vor vie­len Jahren nach Polen. Er arbei­tet in Warschau und hat Polnisch gelernt. Die klei­ne Straße, in der er lebt, kennt er wie sei­ne Westentasche – sie ist ein Mikrokosmos, der die pol­ni­sche Gesellschaft im 21. Jahrhundert spie­gelt. Was auch bedeu­tet: Talwar ist zwar Teil die­ses Mikrokosmos, fühlt sich aber immer noch als Fremder. Freund*innen aus­län­di­scher Herkunft tei­len sei­ne Erfahrungen – sie kön­nen in der mul­ti­kul­tu­rell gewor­de­nen Touristen-Stadt Warschau zwar arbei­ten, ein­kau­fen und ihre Freizeit ver­brin­gen, wer­den aber das Gefühl nicht los, dau­er­haft im Abseits zu ste­hen.
Talwar nimmt für sei­nen Film-Essay die Kamera in die Hand und beginnt, im raschen Wechsel zwi­schen Orten, Szenen und Jahreszeiten die­sen Mikrokosmos zu erfor­schen.
Dabei ent­deckt er Menschen, Orte und Phänomene, die er bis­her über­se­hen hat­te. Er erzählt von Freunden, die an ihrer miss­glück­ten Integration geschei­tert sind, und fin­det Menschen, die sein Schicksal tei­len. Abwechselnd beob­ach­tet er sei­ne unmit­tel­ba­re Umgebung und sich selbst. Dabei stellt er im Off-Kommentar immer wie­der die Frage: Muss ich mich ändern oder muss die pol­ni­sche Gesellschaft sich ändern, damit Zugezogene selbst­ver­ständlch Teil der Gemeinschaft wer­den kön­nen? [Rainer Mende]

Seit über drei­zehn Jahren lebt Arjun Talwar in der Ulica Wilcza in Warschau. In BRIEFE AUS DER WILCZA macht er die­se Straße zu einem sozia­len und emo­tio­na­len Resonanzraum. Mit ruhi­ger Kamera und per­sön­li­chem Voice-Over führt Talwar Gespräche mit Nachbarinnen, Händlerinnen, Freundinnen, Straßenmusikerinnen. Es ent­ste­hen bei­läu­fi­ge, oft inti­me Dialoge über Kindheit, Politik, Trauer, Heimat und Identität – dar­über, was Zugehörigkeit aus­macht und was sie erschwert. Verwoben mit die­sen Straßenszenen ist Talwars eige­ne Geschichte: die Entscheidung, gemein­sam mit sei­nem bes­ten Freund Adi nach Polen zu zie­hen, sei­ne Faszination für die pol­ni­sche Kultur und die unter­schied­li­chen Wege, die ihre Leben schließ­lich nah­men. Mit fei­nem Humor und prä­zi­sem Blick ver­sam­melt der Dokumentarfilm Stimmen, Körper und Sprachen in ihrer Nähe und Unterschiedlichkeit. Am Ende bleibt eine lei­se, offe­ne Frage: „Wie vie­le Jahre muss jemand an einem Ort leben, um von dort zu sein?” Vision Kino

Credits:

PL/DE 2025, 97 Min., pol­ni­sche Originalfassung mit deut­schen und eng­li­schen Untertiteln
Regie & Kamera: Arjun Talwar
Schnitt: Bigna Tomschin, Arjun Talwar & Sabina Filipowicz

Trailer:
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Drei Kilometer bis zum Ende der Welt

Ein Film von  Emanuel Pârvu. 

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Regisseur Emanuel Pârvu, des­sen Film der ers­te von zwei rumä­ni­schen in die­sem Heft ist, steht eher in der Tradition der „Neuen Rumänischen Welle“ als sein eigen­wil­li­ger Kollege Radu Jude, des­sen Kontinental ‘25 zwei Wochen spä­ter folgt. Offenbar lern­te er als Schauspieler von Cristian Mungiu, Bogdan George Apetri oder Călin Peter Netzer. Belohnt wur­de sei­ne drit­te Regiearbeit mit der „Queer-Palm“ im Wettbewerb in Cannes 2024.
Der 17-jäh­ri­ge Adi lebt mit sei­nen Eltern in einem klei­nen Dorf im Donaudelta. Eines Nachts kommt er schwer ver­letzt nach Hause. Er wur­de von den Söhnen des ein­fluss­rei­chen Unternehmers Zenţov bru­tal zusam­men­ge­schla­gen, nach­dem sie gese­hen hat­ten, dass er einen Jungen küss­te. Seine Eltern fürch­ten nun, dass der Vorfall Adis Homosexualität bekannt macht, sper­ren ihn erst­mal ein und las­sen den Priester eine Art Exorzismus vor­neh­men. Auch Zenţov, bei dem die Familie hoch ver­schul­det ist, möch­te kein Aufsehen. Zur Untersuchung des Vorfalls taucht schließ­lich eine Frau vom Jugendamt im Dorf auf und stellt Fragen, wäh­rend der ört­li­che Polizeichef mit immer neu­en Vorschlägen ver­sucht, die gan­ze Angelegenheit unter den Teppich zu keh­ren.
„Pârvu zeigt den Verlauf der Ereignisse ohne Effekthascherei. Die Machtverhältnisse und vor allem der Machtmissbrauch ver­mit­teln sich sub­til durch die Komposition der Figuren im Raum. Ohne alles aus­spre­chen zu müs­sen, macht der Film deut­lich, wie Staatsgewalt und Kirche in die Privatsphäre ein­grei­fen und wie Grenzen per­ma­nent über­schrit­ten wer­den.“ Andreas Köhnemann | kino-zeit

Credits:

TREI KILOMETRI PÂNĂ LA CAPĂTUL LUMII
RO 2024, 105 Min., rumä­ni­sche OmU
Regie: Emanuel Pârvu
Kamera: Silviu Stavilã
Schnitt: Mircea Olteanu
mit: Ciprian Chiujdea) · Bogdan Dumitrache · Laura Vasiliu · Valeriu Andriutâ · Ingrid Micu-Berescu 

Trailer:
DREI KILOMETER BIS ZUM ENDE DER WELT – Trailer OV-de
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Karla

Ein Film von Christina Tournatzés. 

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Mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr wird bestraft, wer sexu­el­le Handlungen an einer Person unter vier­zehn Jahren (Kind) vor­nimmt oder an sich von dem Kind vor­neh­men lässt.“ Dieser Paragraph wird für Karla zum Schutzschild, nach­dem sie mehr­mals erfolg­los bei der Polizei vor­ge­spro­chen hat. Diesmal lässt sie sich nicht fort­schi­cken, sie kennt ihr Recht: „Ich bin Karla Ebel. Ich bin zwölf Jahre alt und ich möch­te Anzeige erstat­ten.“ Sie hat es geschafft, zu einem Richter vor­zu­drin­gen. Der ist zunächst skep­tisch. Es ist 1962, und den Fall einer 12-jäh­ri­gen zu ver­han­deln, die ihren Vater des wie­der­hol­ten sexu­el­len Missbrauchs anzeigt, ist so aus­sichts­los wie kar­rie­re­schäd­lich, denn die Welt ist noch in Ordnung, und in guten Familien pas­siert „sowas“ nicht. Aber Karla bleibt beharr­lich.
„Konsequent bleibt der Film ganz nah bei sei­ner Protagonistin, ihren Gefühlen, ihrem Gesicht. Es ist das Gesicht von Elise Krieps in ihrer ers­ten Rolle – eine Entdeckung, ein Glücksfall! Mit gro­ßer Präsenz ver­kör­pert sie die stil­le Kraft der trau­ma­ti­sier­ten Karla zwi­schen hilf­lo­sem Schweigen und ihrem unbän­di­gen Wunsch nach Gerechtigkeit und einem Leben ohne Übergriffe. … Kann man einen Film über sexu­el­len Missbrauch machen, ohne die Tat in Worten zu schil­dern oder in Bildern zu zei­gen? Regisseurin Christina Tournatzés gelingt es, in ihrem Spielfilmdebüt jeg­li­che Form von Voyeurismus zu ver­mei­den. Zarte Andeutungen, visua­li­sier­te Erinnerungsfetzen, blitz­schnel­le Flashbacks, doch nie wird die jun­ge Protagonistin als Opfer gezeigt. Nie ver­liert sie ihre Würde. Schon das allein macht Karla so beson­ders.“ Sabine Schultz | kino-zeit 

Credits:

DE 2025, 104 Min., deut­sche Originalfassung mit eng­li­schen Untertiteln
Regie: Christina Tournatzés
Kamera: Florian Emmerich
Schnitt: Isabel Meier
mit: Elise Krieps, Rainer Bock, Imogen Kogge, Torben Liebrecht, Katharina Schüttler

Trailer:
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Holding Liat

Holding Liat

Ein Film von Brandon Kramer

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Ein Film, wahr­haft ins Offene gedreht, Zusammenhängen fol­gend, obwohl sich – als er begon­nen wur­de – das Geschehen nicht vor­her­se­hen lässt. Liat wird am 7. Oktober 2023 von Mitgliedern der Hamas gewalt­sam aus ihrem Kibbuz ent­führt, kurz danach dreht Brandon Kramer mit ihrer Familie. Er ist dabei, sehr nah, wenn die Eltern Yehuda und Chaya ver­su­chen, mit ihrer Angst umzu­ge­hen – oder im Austausch mit Behörden Einfluss zu neh­men auf das Schicksal ihrer erwach­se­nen Tochter und das ihres Gatten. Als US-Bürger fliegt Yehuda in die USA, beglei­tet von Liats Sohn, den nicht nur die öffent­li­che Aufmerksamkeit belas­tet, und Liats Schwester, die ver­su­chen wird, Yehudas Temperament und Wut abzu­fan­gen. Denn Polarisierung gibt es auch in die­ser Familie: Der Vater sieht trotz sei­nes Schmerzes Israels Rolle im Nahost-Konflikt kri­tisch, ist Pazifist und lässt sich auch im geo­po­li­ti­schen Epizentrum von Diplomatie und Trauma nicht vom Weg der Aussöhnung abbrin­gen. Beharrlich schwimmt er gegen den Strom, legt sich mit sich selbst und allen an und schimpft auf die israe­li­sche Regierung. Ein offe­ner Film zur Stunde. Einsichten kom­men nicht von der Politik, son­dern von Liats Familie.

Berlinale Dokumentarfilmpreis 2025. Die Jury begrün­de­te die Entscheidung fol­gen­der­ma­ßen: „Manchmal kann ein Film etwas bewir­ken, wozu nichts sonst in der Lage zu sein scheint. Eine Familie beschließt, im schlimms­ten Moment ihres Lebens einem Filmteam die Tür zu öff­nen. Die Regisseure begeg­nen die­ser Geste nicht nur mit Umsicht und Respekt vor dem Schmerz die­ser bestimm­ten Familie, son­dern auch vor dem kol­lek­ti­ven Schmerz. Es ent­steht ein Raum, in dem die Komplexität von Gewalt und Gerechtigkeit und die Widersprüche der Geschichte nicht zum Schweigen gebracht, son­dern the­ma­ti­siert wer­den. HOLDING LIAT zeigt nicht den Weg der Rache, son­dern den der Menschlichkeit, bei dem wir auf­ge­for­dert sind, über unse­ren Tellerrand zu schau­en und uns um unse­re Nachbarn zu küm­mern, anstatt sie zu töten.“

Credits:

US 2025, 97 Min., Englisch, Hebräisch OmU
Regie: Brandon Kramer
Kamera: Yoni Brook, Omer Manor
Schnitt: Jeff Gilbert

Trailer:
Holding Liat Official Trailer

Im Kino mit deut­schen Untertiteln.

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Wenn du Angst hast nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst

Ein Film von Marie Luise Lehner. Ab 2.10. im fsk. Am 4.10. mit anschlie­ßen­dem Filmgespräch.

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Spätsommer in Wien. Anna ist zwölf und lebt mit ihrer gehör­lo­sen Mutter Isolde lie­be­voll, aber beengt. Der Wechsel aufs Gymnasium ver­än­dert Annas Leben. Ihre Mitschülerinnen kom­men aus einer ganz ande­ren sozia­len Schicht und Anna beginnt, sich für ihre Herkunft und ihre allein­er­zie­hen­de Mutter zu schä­men. Während der Skiwoche muss sie so tun, als ob sie krank sei. Das für den Skikurs zurück­ge­leg­te Geld wird für den Kauf eines Schlafsofas auf­ge­wandt, das der Mutter eine sexu­el­le Beziehung, aber auch der Tochter etwas mehr Privatsphäre ermög­li­chen soll. Eine Komplizin fin­det Anna in ihrer Klassenkameradin Mara, die mit femi­nis­ti­schen Fragen pro­vo­ziert und mit ihrem quee­ren Vater eben­falls allein lebt. – Bedingungslos stellt sich Marie Luise Lehner in ihrem Langfilmdebüt an die Seite ihrer Heldinnen, schenkt ihnen Raum für Introspektion und Ausbrüche, lässt sie zurück­ru­dern und sich ver­söh­nen. Das Nichthineinpassen erlaubt es ihnen, sich selbst ken­nen- und schät­zen zu ler­nen. Lehner hisst, ganz selbst­ver­ständ­lich und mit viel pop­kul­tu­rel­ler Referenz, die bun­te Flagge der Solidarität.
„Mit einem beson­ne­nen Tonfall und facet­ten­rei­chen Figuren, die wie direkt aus dem Leben gegrif­fen wir­ken, ver­mei­det die Filmemacherin kon­se­quent Kitsch und Pathos sowie das Klischee einer her­ab­bli­cken­den Milieustudie: Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst ist eine inspi­rie­ren­de Geschichte über gegen­sei­ti­ge Fürsorge, das zei­ti­ge Erkennen von Fehlern sowie die Kraft des Verzeihens.“
Sidney Schering | Filmstarts.de
Jurybegründung Teddy Jury Award: „Dieser Film trifft den Kern unse­rer Gegenwart mit trü­ge­ri­scher Leichtigkeit, bevöl­kert sei­ne Welt mit quee­ren Menschen, besteht gleich­zei­tig auf der grund­le­gen­den Queerness der Existenz – und behaup­tet schließ­lich, dass die kör­per­li­che Autonomie nie­mals der insti­tu­tio­nel­len Kontrolle über­las­sen wer­den darf.“

Credits:

AT 2025, 87 Min., Deutsch, Deutsche Gebärdensprache, Englisch OmU
Regie: Marie Luise Lehner
Kamera:
Simone Hart
Schnitt: Jana Libnik, Joana Scrinzi, Alexandra Schneider
mit: Siena Popović, Mariya Menner, Jessica Paar, Daniel Sea

Trailer:
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In die Sonne schauen

Ein Film von Mascha Schilinski. 

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In die Sonne schau­en, der ers­te deut­sche Film im Wettbewerb von Cannes seit Toni Erdmann, sorg­te dort direkt zu Beginn für Furore, und erhielt am Ende den Preis der Jury (ex aequo mit Sirāt). Der eigen­wil­li­ge und kom­ple­xe Film umspannt 100 Jahre, sei­ne unchro­no­lo­gi­sche und ver­schach­tel­te Erzählweise ver­deut­licht die Verbindung der Schicksale und macht sie gera­de­zu erfahr­bar.
Ein Vierseithof in der Altmark, einer alten Kulturlandschaft im Norden Sachsen-Anhalts, bil­det den Mittelpunkt des Geschehens, wobei Haus, Scheune, Garten, Felder und vor allem der nahe Fluss die Erzählung wech­sel­wei­se bestim­men. In vier Zeitrahmen, Kaiserreich, Ende des 2. Weltkriegs, 1980er Jahre DDR und Gegenwart, fol­gen wir den Protagonistinnen, Mädchen wie Alma, Teenager wie Angelika und Erika, jun­gen Frauen wie Lenka. Das Haus ver­än­dert sich, jede Epoche hat ihren eige­nen Stil, doch der Vergangenheit ist nicht zu ent­kom­men. Religiöse, sozia­le und poli­ti­sche Zwänge, ver­steck­te Begierden und patri­ar­cha­li­sche Herrschaft schaf­fen gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­de Traumata, die geis­ter­gleich die Zeit über­dau­ern – so, wie es der inter­na­tio­na­le Titel Sound of Falling aus­drückt: Das Fallen ist stets lei­se, die Erschütterung wiegt umso schwe­rer.
„Die Handlung die­ses über­aus asso­zia­ti­ven Bilder- und Tonreigens, die­ses Kaleidoskops von Perspektiven und Konstellationen auch nur annä­hernd sinn­voll zu beschrei­ben, ist nahe­zu ein Ding der Unmöglichkeit und wür­de die­sem eben­so viel­schich­tig-kom­ple­xen wie medi­ta­ti­ven Werk auch nicht gerecht. Überhaupt hat man nach dem Verlassen des Kinos den drän­gen­den Wunsch, die­sen Film ein zwei­tes, ein drit­tes und am bes­ten noch ein vier­tes Mal zu sehen. Man wür­de zwei­fel­los dabei immer wie­der neue Details, neue Verbindungen erken­nen, auf­re­gen­de Entdeckungen machen. Das Bild, das man sich von dem Film gemacht hat, wür­de sich ver­än­dern. Klar blie­be aber sicher­lich: In die Sonne schau­en ist ein Meisterwerk, ein Solitär des Kinos, ein Monstrum von einem Film, das sich wie gesagt bestän­dig ver­än­dert, bis ins Unermessliche wächst.“ kino-zeit.de

Preis der Jury – Cannes 2025

Credits:

DE 2024, 149 Min.,
Regie: Mascha Schilinski
Kamera: Fabian Gamper

Schnitt: Evelyn Rack
Darsteller*innen: Luise Heyer, Lena Urzendowsky, Claudia Geisler-Bading, Lea Drinda, Hanna Heckt

Trailer:
Kinotrailer „In die Sonne schau­en” – Kinostart 28. August 2025
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Happy Holidays

Ein Film von Scandar Copti.

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Der Titel bezieht sich nicht auf Ferien, son­dern auf Feiertage. Studentin Fifi fei­ert mit Freundinnen in einem Club in Jerusalem das Purim-Fest, auf dem Heimweg gibt es einen Unfall. Ihre aus Haifa ange­reis­ten Angehörigen sind aller­dings weni­ger von ihrem Zustand ent­setzt als von ihrem Äußeren. Fifi ist das Nesthäkchen in einer ange­se­he­nen, groß­bür­ger­li­chen ara­bi­schen Familie. Ihr ist eines der vier Kapitel im Film gewid­met. Ihr Bruders Rami hat ein gro­ßes Geheimnis, denn sei­ne Freundin Shirley ist Jüdin – und schwan­ger. Mutter Hanan igno­riert den Niedergang des fami­li­en­ei­ge­nen Unternehmens, wenn es um die Ausrichtung der Hochzeit der älte­ren Tochter geht. Ihr Traditionsbewusstsein folgt immer dem Ehr-Konzept. Shirleys Familie will mit ihr nichts mehr zu tun haben, seit sie sich mit Rami trifft. Die Schwangerschaft sieht ihre Schwester Miri als gro­ße Katastrophe.
In den vier zeit­gleich spie­len­den, aber ein­zeln gezeig­ten Kapiteln von Fifi, Rami, Hanan und Miri sehen wir nur, was sich in deren Umgebung ereig­net. Manches erklärt sich so erst viel spä­ter, und ändert den Blick auf das Geschehen. Man kann sich auf jede Figur ein­zu­las­sen und ihre „Wahrheit“ mit­er­le­ben. Gleichzeitig wird deut­lich: Niemand han­delt iso­liert. Alle sind Teil eines Systems, das sie prägt und kon­trol­liert – durch poli­tisch, sozia­le, kul­tu­rel­le und öko­no­mi­sche Kräfte.
Die Geschichten „ste­hen für eine neue Generation jun­ger Menschen in Israel, die sich los­lö­sen wol­len von den Traditionen und den ein­ge­fah­re­nen Wegen im Land. Coptis Film ist immer dann am stärks­ten und bes­ten, wenn er die­ser Generation Ausdruck ver­leiht. Dann schafft er es näm­lich eine uni­ver­sa­lis­ti­sche Perspektive ein­zu­neh­men, die auch der Komplexität der israe­li­schen Gesellschaft gerecht wird.“ kino-zeit

Credits:

PS/DE/FR/IT/QT 2025, 123 Min., Arabisch, Hebräisch OmU
Regie & Schnitt: Scandar Copti
Kamera:
Tim Kuhn
mit: Manar Shehab, Wafaa Aoun, Meirav Memorsky, Toufic Danial

Trailer:
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