Seit fast 50 Jahren dreht der deutsche Regisseur Rudolf Thome ununterbrochen Filme: Er gilt wahlweise als der deutsche Eric Rohmer oder Deutschlands wichtigster unbekannter Filmemacher. Anläßlich des Starts von ÜBERALL BLUMEN – RUDOLF THOME, ein Film der Regisseurin und Schauspielerin Serpil Turhan mit ihm und über ihn, zeigen wir 3 seiner frühen Werke im Kino:
Das Debut
DETEKTIVE 1968, 89 Min., sw, CS
Ein Film, den man vielleicht innerhalb der französischen Nouvelle Vague, aber nicht aus Deutschland erwartet hätte. Zwei von Marquard Bohm und Uli Lommel gespielte junge Männer, mit offensichtlich zuviel Humphrey Bogart und Dashiell Hammett im Hirn, eröffnen eine Detektei. Richtig bei der Sache sind sie abseits von Whisky und Herumhängen allerdings nicht, und so kommt es, dass sie bei all‘ ihrer scheinbaren Lässigkeit von cleveren, schönen Frauen an der Nase herumgeführt werden. Die Geschichte ist hierbei weniger wichtig als Stimmungen, Posen, Zitate. Uschi Obermaier und Iris Berben sehen wir in ihren ersten Kinorollen, sie sagen Sätze wie: „Ich an deiner Stelle würde ihn ja heiraten. So schnell findest du nicht wieder einen Mann, der auf dich schießt.”
Der Bekannte
ROTE SONNE 1970 90 Min.
Eine Frauen-WG, die sich aus Selbstschutz auf Männermord verlegt hat:
„Was ist eigentlich los mit euch, verdammt noch mal?”
„Wir bringen Männer um.”
„Das ist mir klar.”
„Schließlich haben sie es verdient. Keine von uns darf länger als fünf Tage mit demselben Mann zusammen sein. Nach fünf Tagen muss er tot sein. Sonst wird es gefährlich, man verliebt sich. Du verstehst, es darf kein Gefühl dabei sein. Wir machen das nicht aus Spaß.”
Marquard Bohm, der hier wie eine Mischung aus Mick Jagger und Jean-Paul Belmondo daherkommt, schafft für sich an der Seite Uschi Obermeiers einen Aufschub für kurze Zeit. Die Geschichte geht natürlich nicht gut aus, aber bis dahin: „genieße jeden schönen Tag mit dem Bewusstsein, dass es morgen regnen kann“
Der Klassiker
BERLIN CHAMISSOPLATZ 1980 112 Min.
Gentrifizierung ist nicht erst heute Thema. Die Diskussion zwischen einer Studentin (Sabine Bach) , die sich in einer Kreuzberger Initiative gegen den Abriss von Altbauten engagiert, und dem für die Sanierung zuständigen Architekten (Hanns Zischler) führt zu einer Liebesbeziehung. Ein atmosphärisches Stimmungsporträt des alten West-Berlin mit vielen Alltäglichkeiten, in der Beziehung wie im politischen Kampf. Flugblätter werden auf Matrizen gedruckt, Wohnungen haben Etagenklos. Und es geht auch um die wichtige Frage, ob man im Widerstand die gleichen politischen Mittel einsetzen darf wie diejenigen, die man bekämpft.
15. – 21. September 2016 alle 3 Filme zeigen wir digitalisiert als DCP
Termine:
Detektive 15.9. 19.45 Uhr, 16.9.: 20.00 & 18.9. 13.30Uhr
Rote Sonne 17.,18. + 19.9. 19.45 Uhr
Berlin Chamissoplatz 18.9. 15.30, 20. + 21.9. 19.45Uhr