Drei Filme von Rudolf Thome

Seit fast 50 Jahren dreht der deut­sche Regisseur Rudolf Thome unun­ter­bro­chen Filme: Er gilt wahl­wei­se als der deut­sche Eric Rohmer oder Deutschlands wich­tigs­ter unbe­kann­ter Filmemacher. Anläßlich des Starts von ÜBERALL BLUMENRUDOLF THOME, ein Film der Regisseurin und Schauspielerin Serpil Turhan mit ihm und über ihn, zei­gen wir 3 sei­ner frü­hen Werke im Kino:

 

Das Debut
detektive-marquard-bohm-ulli-lommel-6-rcm0x1920uDETEKTIVE  1968, 89 Min., sw, CS

Ein Film, den man viel­leicht inner­halb der fran­zö­si­schen Nouvelle Vague, aber nicht aus Deutschland erwar­tet hät­te. Zwei von Marquard Bohm und Uli Lommel gespiel­te jun­ge Männer, mit offen­sicht­lich zuviel Humphrey Bogart und Dashiell Hammett im Hirn, eröff­nen eine Detektei. Richtig bei der Sache sind sie abseits von Whisky und Herumhängen aller­dings nicht, und so kommt es, dass sie bei all‘ ihrer schein­ba­ren Lässigkeit von cle­ve­ren, schö­nen Frauen an der Nase her­um­ge­führt wer­den. Die Geschichte ist hier­bei weni­ger wich­tig als Stimmungen, Posen, Zitate. Uschi Obermaier und Iris Berben sehen wir in ihren ers­ten Kinorollen, sie sagen Sätze wie: „Ich an dei­ner Stelle wür­de ihn ja hei­ra­ten. So schnell fin­dest du nicht wie­der einen Mann, der auf dich schießt.” 

 

Der Bekannte
ROTE SONNE  1970  90 Min.

ARD ROTE SONNE, Deutschland, 1969, Regie Rudolf Thome, am Mittwoch (10.11.04) um 00:35 Uhr im Ersten. Peggy (Uschi Obermeier, re.), Isolde (Gaby Go) und Christine (Diana Kšrner, li.) beim Testen von Sprengstoff. © ARD Degeto - honorarfrei, Verwendung nur im Zusammenhang mit o. g. Sendung bei Nennung Bild:

ROTE SONNE

Eine Frauen-WG, die sich aus Selbstschutz auf Männermord ver­legt hat: 
„Was ist eigent­lich los mit euch, ver­dammt noch mal?”

„Wir brin­gen Männer um.”
„Das ist mir klar.”
„Schließlich haben sie es ver­dient. Keine von uns darf län­ger als fünf Tage mit dem­sel­ben Mann zusam­men sein. Nach fünf Tagen muss er tot sein. Sonst wird es gefähr­lich, man ver­liebt sich. Du ver­stehst, es darf kein Gefühl dabei sein. Wir machen das nicht aus Spaß.”

Marquard Bohm, der hier wie eine Mischung aus Mick Jagger und Jean-Paul Belmondo daher­kommt, schafft für sich an der Seite Uschi Obermeiers einen Aufschub für kur­ze Zeit. Die Geschichte geht natür­lich nicht gut aus, aber bis dahin: „genie­ße jeden schö­nen Tag mit dem Bewusstsein, dass es mor­gen reg­nen kann“

 

Der Klassiker
Berlin ChamissoplatzBERLIN CHAMISSOPLATZ  1980  112 Min.

Gentrifizierung ist nicht erst heu­te Thema. Die Diskussion zwi­schen einer Studentin (Sabine Bach) , die sich in einer Kreuzberger Initiative gegen den Abriss von Altbauten enga­giert, und dem für die Sanierung zustän­di­gen Architekten (Hanns Zischler) führt zu einer Liebesbeziehung. Ein atmo­sphä­ri­sches Stimmungsporträt des alten West-Berlin mit vie­len Alltäglichkeiten, in der Beziehung wie im poli­ti­schen Kampf. Flugblätter wer­den auf Matrizen gedruckt, Wohnungen haben Etagenklos. Und es geht auch um die wich­ti­ge Frage, ob man im Widerstand die glei­chen poli­ti­schen Mittel ein­set­zen darf wie die­je­ni­gen, die man bekämpft.

15. – 21. September 2016 alle 3 Filme zei­gen wir digi­ta­li­siert als DCP

Termine:

Detektive  15.9. 19.45 Uhr, 16.9.: 20.00 & 18.9. 13.30Uhr
Rote Sonne 17.,18. + 19.9. 19.45 Uhr
Berlin Chamissoplatz  18.9. 15.30, 20. + 21.9. 19.45Uhr