Frankreich Anfang der 1980er Jahre: auch auf dem Acker herrscht reges Treiben, auch hier ist DIY angekommen. In einer verschlafenen Kleinstadt betreibt die Clique um den charismatischen Jerôme und seinen introvertierten Bruder Philippe auf einem Dachboden einen Piratensender. Als Marianne mit ihrer kleinen Tochter aus Paris in den Ort zurückzieht, ist es um die Brüder geschehen und beide verlieben sich Hals über Kopf in sie. Jerôme kann Marianne schnell für sich gewinnen, während Philippe sich weiter um die Technik kümmern darf. Dank seiner Gradlinigkeit wird er beim Versuch, dem Wehrdienst zu entgehen, eingezogen und muß seine vertraute Umgebung und Marianne gegen West Berlin eintauschen, dass erstaunlich hell ist. Dort verändert die Begegnung mit dem schillernden Radiomoderator Dany sein Leben, sich werden Freunde und er entdeckt nach einer Begegnung mit John Peel (ja, hier wird sich extra weit aus dem Fenster gelehnt) seine eigene Kreativität als DJ und Soundwimmeler. Doch zurück aus der Mauerstadt hat sich alles verändert.
Vincent Maël Cardona gelingt es mit durch die Bank sehr überzeugenden Schauspielern, allen voran mit Thimotée Robart und Joseph Olivennes als ungleichen Brüdern, die Atmosphäre der 1980er Jahre im Look, im Sound und in den Details perfekt widerzuspiegeln. Darüber hinaus erzählt er eine universelle Geschichte vom Erwachsenwerden, ausgelöst durch den unwiderstehlichen Sog der Liebe. In einer grandiosen Szene wirbelt Philippe in einem Berliner Radiostudio wie ein Derwisch durch die Räume, als er in einer Live-Performance eine aberwitzige Klangcollage aus schwingenden Mikrofonen, gescratchten Schallplatten und virtuos eingefügten Kassettentape-Ausschnitten zusammenzaubert – eine einzigartige Liebeserklärung an Marianne und gleichzeitig ein wilder Rausch der Selbstoffenbahrung.
(Christoph Becker, Artechock)




Credits:
Les Magnétiques
FR / DE 2021, 98 Min., frz. OmU
Regie: Vincent Maël Cardona
Kamera: Brice Pancot
Schnitt: Flora Volpelière
mit: Thimotée Robert, Marie Colomb, Joseph Olivennes, Meinhard Neumann
Trailer:
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