Ein Film von Radu Jude. Ab 9.10. im fsk. (am 9.10. mit anschl. Filmgespräch mit Eszter Tompa)
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Als die Protagonistin mit einem Bekannten, den sie von früher kennt, in der Bar eines Kinos sitzt, prangt links ein Plakat von Kuhle Wampe (1932) und rechts eines von Europa ’51 (1952). Dazwischen verschluckt sich der Bekannte am Rotwein, vielleicht weil er unablässig Zen-Weisheiten zum Besten gibt. Brecht wird nicht nur einmal erwähnt und Rossellinis Film spiegelt sich nicht nur im Titel von Kontinental ‘25, sondern liefert mit dem Neorealismus auch den filmischen Modus, in dessen Tradition der Regisseur Radu Jude seinen Film sieht. Jude arbeitet sich in seinen sarkastischen Tragikomödien durch Geschichte und Gesellschaft Rumäniens. Aferim! behandelte das Schicksal der versklavten Roma im 19ten Jahrhundert, Mir ist es egal, wenn wir als Barbaren in die Geschichte eingehen die Beteiligung am Holocaust. Bad luck banging or loony porn kam als Gesellschaftssatire daher und gewann den Goldenen Bären. Damals in der Maskenzeit. Selbstverständlich trugen auch im Film alle Masken (über den Masken). So verblüffend einfach und genau ins schwärzeste Schwarz treffen nur rumänische Filme und deshalb lohnt sich der Gang durch den Saurierwald von Cluj, der zweitgrößten, aufstrebenden Metropole Rumäniens: Transsilvaniens finest. Denn so beginnt Kontinental ‘25, ein Flaschensammler flucht sich suchend durchs Vergnügungsgelände, verliert seinen Unterschlupf und verzweifelt kurzerhand am Schicksal. Die zuständige Gerichtsvollzieherin fühlt sich schuldig und fängt ihre Suche nach Sinnhaftig- keit in den zerklüfteten Gebilden der Stadt aus Prachtbauten der Zeit der Doppelmonarchie, Plattenbauten der Sowjetzeit und Glas/Alu Klötze kapitalistischer Prägung an. Silbernen Bär 2025 für das beste Drehbuch.
„First life takes time, then time takes life. Now the next move‚s up to me“ David Berman
“Das Thema ist ernst, sicher, doch das hält ihn (Radu Jude) nicht davon ab seinen bösen Witz einzustreuen, ironische Brechungen, Absicherungen und Provokationen zu etablieren. Man muss mittlerweile nicht mehr erwähnen, wie gut das gelingt, wie zielsicher Jude zwischen galligem Humor und weltlichen Problemen chargiert, Klassenfragen, Banalitäten, philosophische Diskurse und absurde Profatäten zusammenbringt. Das funktioniert auch hier wieder ganz großartig, es ist ein himmelschreiend komischer Film geworden, immer kurz vorm Zynismus, diesen aber nur hervor-blitzen lassend, ohne ihm je wirklich zu verfallen.“
Benedikt Guntentaler, Artechock




Credits:
RO 2025, 109 Min., Rumänisch, Ungarisch, Deutsch OmU
Regie: Radu Jude
Schnitt: Cătălin Cristuțiu
Kamera: Marius Panduru
mit: Eszter Tompa, Gabriel Spahiu, Adonis Tanța, Oana Mardare, Șerban Pavlu, Annamária Biluska, Ilinca Manolache
Trailer:
Im Kino mit deutschen Untertiteln.
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