Bad Luck Banging or Loony Porn

ein Film von Radu Jude.

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In wel­cher Stadt war ich im Kino am häu­figs­ten? Paris natür­lich, es fol­gen ähn­li­che Ikonen der städ­ti­schen Topographie. Und Bukarest, dem Gegenteil des urba­nen Sehnsuchtsortes. Was sich hier seit den 00ern vor mei­nen eige­nen Augen auf der Leinwand abspiel­te, war eine der auf­re­gends­ten neu­en Wellen vol­ler Verve, Wut und Wahnsinn. Kommst du mit in den Alltag VII oder VIII. Aber nein, hier lie­ber nicht! Keine Romantik, kein Feel Good Lost Faktor, nur wegelo­ses Gewirr der Unorte.

Radu Jude war mit sei­nem ers­ten Spielfilm THE HAPPIEST GIRL IN THE WORLD auf der Berlinale (Forum 2009), mit EVERYBODY IN THE FAMILY eben­da (Forum 2012), mit AFERIM! gewann er 2015 den sil­ber­nen Bären. Dann 2020 mit UPPERCASE PRINT und als Co-Regisseur von THE EXIT OF THE TRAINS dop­pelt im Forum ver­tre­ten. 2021 wähl­te die Jury aus RegisseurInnen, die in den ver­gan­ge­nen Jahren den Goldbären gewan­nen, BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN zum Gewinner des gol­de­nen Bären 2021.

Das Thema der faschis­ti­schen Vergangenheit Rumäniens hat Radu Jude mit MIR IST ES EGAL, OB WIR ALS BARBAREN IN DIE GESCHICHTE EINGEHEN auf den Punkt gebracht, BAD LUCK… taucht eben­so schnell und stil­si­cher in den Alltag einer Lehrerin ab, die durch den Upload eines pri­va­ten Sexfilms unter Verdacht der Teilnahme an und Verbreitung von PORNOGRAPHIE steht. Gedreht letz­ten Sommer kommt durch die Maskologie, die heu­er kaum noch jemand mis­sen möch­te, ganz natür­lich sur­re­al daher. Die wun­der­vol­len Möglichkeiten der Manipulation der Realität durch die digi­ta­le Parallelwelt und die ent­spre­chend gna­den­lo­sen Bauchlandungen dank der immer noch exis­ten­ten alten Welt mit ihren phy­si­schen Grenzen wer­den in Drehbüchern immer noch zu sel­ten aus­ge­lo­tet. Hier ein ver­gnüg­li­ches Beispiel für eine gelun­ge­ne Abwärtsspirale im Wirrwarr der Realitäten, egal ob die Mall, der Wohnblock, das Internet. Ein Sommerfilm.

Credits:

Babardeală cu bucluc sau por­no balamuc
Rumänien / Luxemburg / Kroatien / Tschechische Republik 2021, 108 Min., rumä­ni­sche OmU
Regie, Buch: Radu Jude
Kamera: Marius Panduru
Schnitt: Cătălin Cristuțiu
mit Katia Pascariu, Claudia Ieremia, Olimpia Mălai, Nicodim Ungureanu, Alexandru Potocean


Trailer:

Im Kino mit deut­schen Untertiteln.

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